Datei #1235: "Amerikadienst - Für die Frau 03.01.1951"

Amerikadienst - Für die Frau 03.01.1951

Titel

Amerikadienst - Für die Frau 03.01.1951

Beschreibung

1. Der Senator aus Maine
Margaret Chase Smith, die Lady im "Herrenklub"
Von C. Hansen

2. Reportage und "Column"
Die amerikanische Journalistin berichtet von
den Menschen hinter den Ereignissen
Von Dr. Vera Charles

3. Man sollte nicht so hasten
Der Mensch über Vierzig braucht Ruhe und
Entspannung

4. Bilderbuch der Köchin
Ein neues amerikanisches Kochbuch fördert
das Kochen mit Liebe und Kenntnis

5. Die amerikanische Mutter: Vor 25 Jahren und heute
Von Alice Douglas Kelly

6. Eine Frau kämpft gegen Konventionen
Vor mehr als zwei Generationen ging Clara Swain als erste Missionsärztin nach Indien.

7. Hausfrau oder Karriere?

8. Ausblick auf die Frühjahrsmode 1952
Die neue Linie wendet sich wieder der betonten
Weiblichkeit der Zeit unserer Großmütter
zu.
Von Lucy Hiller

9. Frauen – gestern und heute
Eine kleine Typologie der Frau für die letzten 50 Jahre
Von C. Hansen

Datum

03.01.1951

Text

\ \\ E Kl KA I) I E N ST
U. S. Feature Service

Redaktion: Bad N a u h e i m , Goethesirasse 4 • Telefon 2041/486

IV. Jahrgang, Nr. l/W

Für die Frau

3« Januar 1951
INHALTSVERZEICHNIS

DER SENATOR AUS MAINE
Margaret Chase Smith, die Lady im "Herrenklub".
Von C. Hansen. (Mit 3 Bildern} 106 Zeilen).

Seite

REPORTAGE UND "COLUMN»
Die amerikanische Journalistin berichtet von
den Menschen hinter den Ereignissen.
Von Dr. Vera Charles. (96 Zeilen)

Seite

MAN SOLLTE NICHT SO HASTEN
Der Mensch über Vierzig braucht Ruhe und
Entspannung. (73 Zeilen)

Seite

BILDERBUCH DER KÖCHIN
Ein neues amerikanisches Kochbuch fördert
das Kochen mit Liebe und Kenntnis.
(34 Zeilen)

Seite

9

KURZNACHRICHTEN

Seite

10

*

* * * *

A M E K I k \ DI EIN ST
U. S. Feature Service

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IV,. Jahrgang, Nr. 2/W

Für die Frau

10c Januar 1951

INHALTSVERZEICHNIS
FRAUEN, GESTERN UND HEUTE
Eine kleine Typologie der Frau für die letzten
50 Jahre» Von C. Hansen» (106 Zeilen)

Seite 1

SCHWIEGERMÜTTER - GELIEBT: UND GEFÜRCHTET
Amerikanische Wissenschaftler haben zum Thema
"Schwiegereltern" manches Interessante zu sagen.
(116 Zeilen)

Seite 4

LICHT IM HAUSE
Moderne- Lampen, zweckmäßig und schön(
(4 Bilder; 70 Zeilen)

Seite 7

FENSTERSCHLIESSER UND WINDELWECHSLER
Junge Erfinder konstruieren die seltsamsten Haushaltsgeräte, und so kocht Baby selbst seine Milch
durch Geschreio Von Emile Co Schurmachero
(74 Zeilen)

Seite 9

* * * * #

AM ER I lv A DI E N S T
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IV. Jahrgang, Nr, 5/W

Für die Frau

17. Januar 1951

INHALTSVERZEICHNIS

SUSAN E° ANTHONY
Ihr Leben gehörte dem Kampf um die
Rechte der Frau» Von C. Hansen.
(93 Zeilen)
ALTE MWUNDERKUR" AUF NEU
Die Rolle der Behandlung durch Suggestion
in der modernen Praxiso (91 Zeilen;

• . . Seite 1

. . . Seite

4

MEIN SCHÖNER BLUMENTOPF
Einige Winke für die Pflege unserer
Zimmerpflanzen» Von Alys Sutcliffe,
(90 Zeilen)

. . . Seite

7

SPRECHEN SIE DEUTSCH?
Das M Ch w ist das schwierigste Problem
für amerikanische Zungen» (62 Zeilen)

. . . Seite 10

KURZNACHRICHTEN FÜR DIE FRAU
Wissen Sie schon
?
(19 Zeilen)

. . . Seite 12

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A ME R I K A

1) I K 1 N S T
U. S. Feature Service

Redaktion: Rad Nauheim, Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

IV, J a h r g a n g , Nr. 4 W.

Für die Frau

24. J a n u a r 1951

INHALTSVERZEICHNIS

VOM KÜCHENMÄDCHEN ZUM BÜHNENSTAR
Ethel Waters ist die Verkörperung
aller "Neger-Manmies".
(73 Zeilen).

. . Seite

1

FRAU VIZEPRÄSIDENT
Immer mehr Frauen übernehmen leitende
Stellungen in amerikanischen Konzernen.
(35 Zeilen)

. . Seite

3

MENSCH - ÄRGERE DICH!
Wer sich nicht ärgern kann, ist seelisch
ebenso gefährdet wie der, der bei jeder
Gelegenheit in Wut gerate
(60 Zeilen)

. . Seite

5

ERSTE KINDER
Kleine Tips für die Pflege des ersten Kindes
(63 Zeilen)

. . Seite

7

KURZNACHRICHTEN

. . Seite

9

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A M E K I K A 1) I E \ S I
U. S. Feature Service

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1 7 . J a h r g a n g , Nr. 5 W,

Für die Frau

3 1 . J a n u a r 1951

INHALTSVERZEICHNIS
FRAUEN IM BERUFSLEBEN
Die Zahl der in einem Arbeitsverhältnis
stehenden Frauen in den USA beträgt 20,5
Millionen und ist seit 1900 um das Dreifache gestiegen.
(56 Zeilen)

Seite

1

DIE ZEHNTAUSEND SCHRITTE DER HAUSFRAU
Fußbeschwerden - ein Übel der Zivilisation unter der Lupe amerikanischer
Wissenschaftler.
Von Emile C. Schurmacher.
(67 Zeilen)

Seite

3

DIE KUNSTSEIDENE MODE
Amerikas Textilmarkt zeigt ShantungLeinen, Taft, Gabardine, Tweed, Pikee,
Jersey, Chiffon und Pelze - aus Rayon.
(74 Zeilen; 4 Modebilder)

Seite

5

FRAUEN DIESSEITS UND JENSEITS DES OZEANS
Mrs. Ellen McCloy,,die Gattin des US-Hochkommissars, sprach- am Mittwoch, dem 24.Januar 1951, in der Aula der Frankfurter Universität vor der ersten gemeinsamen Konferenz
der Frauenvereinigungen der Bundesrepublik.
(70 Zeilen)'

Seite

8

KURZNACHRICHTEN

Seite 10

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A M E K l K A I) I E IN S T
IL S. Feature Service

Itrdakllon: Bad Nauheim, Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

IV. Jahrgang, Nr. 6 1.

Für die Frau

7. Februar 1951

INHALTSVERZEICHNIS
MAN LEBT NICHT MEHR "AUF DEM MOND"
Die Frauen auf den einsamen Farmen des
amerikanischen Mittelwestens pflegen
trotz riesiger Entfernungen die Freuden der Geselligkeit nicht zu entbehren.
(74 Zeilen; 1 Bild)

, . . Seite

1

GERNHABEN IST NICHT GENUG
Das Widerstreben des Kindes gegen
eine Stiefmutter erfordert doppelte Geduld, tieferes Verständnis
und uneigennützige Liebe.
Von Mildred S. Finch.
(95 Zeilen)

. . . Seite

4

WENN AMERIKANISCHE KOSTÜMZEICHNER RAT BRAUCHEN
Der T a i l l e n u m f a n g d e r modernen Frau i s t e r h e b l i c h g r ö ß e r a l s d e r i h r e r Großmutter.
(39 Z e i l e n )

. . . Seite

7

AUF DIE NEUENTDECKTE WEIBLICHKEIT
Das neue Make-up in. Weiß und Rosa paßt
sich den zarten Pastelltönen der kommenden Frühjahrsmode an. Die Haare werden
länger und gelockt getragen, dezentes,
unauffälliges Augen-Make-up wird beibehalten.
Von Isabel Johns.
(68 Zeilen)

. . . Seite

9

KURZNACHRICHTEN.

. . . Seite 11
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A >1 E K I k A D I E N S I
U. S. Feature S e r v i c e

Redaktion: Bad N a u h e i m , Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

IV. J a h r g a n g ,

N r . 7/W

Für die Frau

14. Februar

1951

INHALTSVERZEI OPINIS

DER
Die
ist
(64

GESUNDE MENSCHENVERSTAND
modernste Regel der KindererZiehung
die, daß es keine Regeln gibt.
Zeilen)

. . . Seite 1

EINE FRAU KÄMPFT GEGEN KONVENTIONEN
Vor mehr als zwei Generationen ging
Clara Swain als erste Missionsärztin
nach Indien. (52 Zeilen)

. . . Seite 3

PASTEURISIERE ZU HAUSE!
Jede Hausfrau kann mit einfachsten
Mitteln die Pasteurisation der Milch
zu Hause durchführen.
(41 Zeilen)

. . . Seite 5

KURZNACHRICHTEN
1) Frauen des Jahres, (10 Zeilen)
2) Nichtschmutzendes Baumwollgewebe
(6 Zeilen)
3) "Milium gewährt größeren Kälteschutz.
(6 Zeilen)
4) Brünette bevorzugt. (9 Zeilen)
# *

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. . . Seite 7
. . . Seite 7
. . . Seite 7
. . . Seite 8

I

\ M E R I KV I) I E \ S T
U. S. Feature S e r v i c e

Redaktion: Bad Nauheim, Goethestraase 4 • Telefon 2041/486

IV. Jahrgang, Nr 8/W

F ü r d i e Fl*ail

21. Februar 1951
INHALTSVERZEICHNIS

EINE WERKSTATT DES FRIEDENS
Zur Förderung des internationalen Verständnisses schuf eine amerikanische
Frauenorganisation ein Austauschprogramm für ausländische Studenten.
(52 Zeilen)

. . . Seite

1

NYLON, DER WUNSCHTRAUM JEDER FRAU
Die Erfindung der Nylonfaser brachte
nicht nur dem Du Pont Konzern, sondern
auch vielen' kleineren amerikanischen
Verarbeitungsbetrieben einen wirtschaftlichen Aufschwung, ganz zu schweigen von
der amerikanischen Frau, die durch diese
Erfindung die bestbestrumpfte Frau der
Welt geworden ist.
(47 Zeilenj 5 Bilder)

• . • Seite

3

UND WOHIN GEHT VATI?
Die Kenntnis dessen, was der Vater im
Berufe tut, ist für das Kind ein wesentlicher erzieherischer Faktor. Verschiedene amerikanische Betriebe haben daher
"Offene Tage" für die Familien ihrer
Angestellten.eingerichtet.
Von J, George Frederick.
(53 Zeilen)

. . . Seite

5

SCHWANGERSCHAFTSGEFÄHRDUNGEN
Amerikanisches Komitee gibt aufschlußreiche Ergebnisse über bisher unbeachtete
Schwangerschaftsgefährdungen bekannt„
(41 Zeilen)

. . . Seite

7

SPEISEZETTEL CHEMISCH BETRACHTET
Nicht nur Vitamine, auch Mineralsalze
spielen eine wichtige Rolle in der
menschlichen Ernährung.
(74 Zeilen)

. . . Seite

9

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A AI E K 1 k A I) I E N S I
U. S. Feature Service

Für die Frau

Itedaktlon: Bad Nauheim, Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

28. Februar 1951

IV. Jahrgang, Nr. 9/W
INHALTSVERZEICHNIS

ES WAR EIN LANGER WEG
Von Eleanor Roosevelt.
Mrs. Eleanor Roosevelt ist Vorsitzende des
Ausschusses für Menschenrechte bei den Vereinten Nationen und ein vorbildliches Beispiel für die gewaltige Wandlung, die die
Stellung der Frau im Laufe eines halben
Jahrhunderts durchgemacht hat.(77 Zeilen;1 Bild)

Seite 1

HOLLYWOOD AUF DER SUCHE NACH EINER NEUEN GARBO
Trotz einer riesigen Auswahl an talentierten
Filmschönheiten in aller Welt ist Hollywood
im Augenblick ohne die ausländische "femme fatale".
(82 Zeilen; 4 Bilder)

Seite

DIE AUGEN UNSERES KINDES
Von Isabel Johns.
Aufgabe der Eltern ist es, durch genaue Beobachtung des Kindes und Sorge für ausreichende Vorkehrungsmaßnahmen Augenerkrankungen bei Kindern
zu verhüten. (82 Zeilen)

Seite 7

VETTERNWIRTSCHAFT IN DER SOWJETISCHEN FILMINDUSTRIE
Hit einem Filmregisseur verheiratet zu sein,
ist in der UdSSR die beste Garantie für eine
Starrolle. (29 Zeilen)

Seite 10

KURZNACHRICHTEN
Frauen in amerikanischen Regierungsstellen.
Ein automatischer Koch.
Amerikanische Amateurmalerin preisgekrönt.

Seite 11
Seite 11
Seite 12

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4MER Ik \

DIENST
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Für die Frau

IV. Jahrgang, Nr. 10/W

7. März 1951
INHALTSVERZEICHNIS

TEXTILGEHEIMNISSE AUS DEN USA
Die moderne Kleidung wird immer leichter und
wärmer im Winter und immer leichter und kühler im Sommer. Von Jane Textor.(85 Zeilen)

Seite 1

GESTERN WURDE ICH GESCHIEDEN
In jedem Jahre sehen sich in Amerika rund eine
halbe Million Menschen vor Probleme gestellt,
die eine Scheidung mit sich bringen. Es gibt zwar
keine Patentformel, die allen Menschen gleichmäßig
hilft, aber die Vorschläge eines erfahrenen
Psychologen mögen manchen über gewisse tote Punkte
hinweghelfen. - Von Isabel Johns. (80 Zeilen)

Seite 4

DIE MÜSTERFARM IN AMBLER
Eine berühmte landwirtschaftliche Schule in den
USA fügte ihrem regulären Lehrplan Sommerkurse
für Mittelaehülerinnen an, die sich für Landwirtschaft und Gartenbaukunst interessieren.
(50 Zeilen; 3 Bilder)

. . .

Seite 7

MUMPS ODER GEHIRNENTZÜNDUNG
Ein neuer Mumps-Test ermöglicht eine zuverlässige Diagnose. - Von Milton Amsel.
(64 Zeilen)

. . . Seite 9

DAS INTERNATIONALE INSTITUT ZUR BEKÄMPFUNG
VON KINDERKRANKHEITEN
(30 Zeilen)

. . . Seite 11

KURZNACHRICHTEN
1)Wonach fragen die Kinder?
2)Arbeitsbestimmungen für Frauen in den USA
3)Polsterüberzüge aus Nylon

-. . . Seite 12
. . . Seite 12
. . . Seite 13

+ + + + +

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IV. Jahrgang, Hr. 11/W

Für die Frau

14. März 1951
INHALTSVERZEICHNIS

DIE "SMITH-GIRLS"
Das Smith College in Northampton, Massachusetts,
erzieht seine Studentinnen in dem freien Geiste,
der sie auf ihre Verantwortung als Staatsbürger
einer demokratischen Gemeinschaft vorbereiten
soll. Von Helen Eustis. (103 Zeilen; 2 Bilder)

. . . Seite

1

FÜR GESETZLICHE GLEICHBERECHTIGUNG
Der Internationale Bund der Klubs berufstätiger
Frauen wird den Vereinten Nationen ein Dokument
vorlegen, in dem er die Abschaffung diskriminierender Gesetze für Frauen fordert. Von Milton
Amsel. (54 Zeilen)

. . . Seite

4

DAS DOPPELTE W
Die neue Modesilhouette ist, wie New Yorker
Modeexperten erklären, weich- in den Linien,
rund in den Schultern, schmal in der Taille
und durphweg extrem feminin. Von Jane Textor,
(50 Zeilen)

. . . Seite

6

WENN BIN KIND OPERIERT WERDEN MUSS . . .
Amerikanische Kinderärzte und -psychologen
empfehlen, Kinder mit Rücksicht auf ihr Gemütsleben auf jeden chirurgischen Eingriff
vorzubereiten. (55 Zeilen)

. . . Seite

8

"LEO", DER SCHNITZELKÖNIG VON NEW YORK
Wiener Küche und Wiener Melange begeistern
New Yorks Feinschmecker. (33 Zeilen)

. . . Seite

9

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F ü r

IV. Jahrgang, Nr 1 2/W

H I C Fl'UU

21. März 1951

INHALTSVERZEICHNIS
DER MENSCH LEBT NICHT VOM BROT ALLEIN
•Von Jane Textor
Die Mahlzeiten sind nicht der richtige
Augenblick zum Austragen von Familienzwistigkeiten. ^ine angenehme harmonische Atmosphäre bei Tisch ist ebenso
wichtig wie die richtige Auswahl des
Küchenzettels.
(73 Zeilen)

. • . Seite

1

VOM URSPRUNG UND NUTZEN DES STAUBES
Daß Staub nicht nur lästig, sondern geradezu eine der wesentlichsten Voraussetzungen
des Lebens auf der Erde ist, haben die Forschungen nach den Ursprüngen dieses mysteriösen Stoffes ergeben.
(80 Zeilen)
. . .

Seite

4

FREUNDSCHAFTSBANDE ÜBER DIE GRENZEN HINWEG
Von Jessie E. Heathman
Die Arbeit am Frieden beginnt nicht am Konferenztisch, sondern jeder einzelne Bürger
muß mithelfen, bestehende Mißverständnisse
unter den Nationen zu überbrücken. Der Kurzwellenapparat sei dabei ein nicht zu übertreffendes Medium, sagen die Farmersfrauen
von Warren County.
(52 Zeilen)
. ." .

Seite

7

KÜHL ABER NICHT FROSTIG
Von Lucy Hiller
New Yorker Innenarchitekten sagen eine
Wandlung des amerikanischen Geschmacks zu
einer gewissen 'gemütlichen Sachlichkeit*
in der Wohnraumgestaltung voraus.
(45 Zeilen) 4 Bilder)

• • •

Seite

9

VIELSEITIGE WÜRSTCHEN.
Von Cecile Farmer
Einfache amerikanische Rezepte mit
Frankfurter Würstchen, den beliebten
"Hot Dogs".
(75 Zeilen)

...

Seite

11

* * * * *

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IV. Jahrgang, Nr. 13/W

Für die Frau

28. März 1951
INHALTSVERZEICHNIS

APPELL AN STALIN
Amerikanische Abgeordnete versucht
Stalin von den Friedensbestrebungen
der USA zu überzeugen.
(74 Zeilen)

. . . Seite 1

EIN SCHÖPFERISCHES HANDWERK
Von Marguerite Wildenhain
(90 Zeilen; einige Bilder)

. . . Seite 4

AUF DER SUCHE NACH EWIGER JUGEND
Von Isabel Johne
Joghurt und Jugend, Honig und Gesundheit damit glauben die Nahrungsfanatiker der USA
ein neues Lebenselixier gefunden zu haben.
Ernährungswissenschaftler und Diätfachleute
sind skeptisch.
(53 Zeilen)

. . . Seite 7

AUSSTELLUNG "NEUES HAUSHALTGERÄT IN USA"
IN STUTTGART
Das Museum für Moderne Kunst in New York
stellte eine Ausstellung von neuem Haushaltgerät zusammen, die nun im Rahmen des
Marshallplanes in europäischen Städten
ezeigt wird.
25 Zeilen)

f

. . . Seite 9

DAS DEUTSCHE WAISENHAUS IN WASHINGTON
Deutsche Siedler in Washington gründeten
1879 ein Heim für elternlose Kinder.
Musik wurde das Hauptunterrichtsfach.
(60 Zeilen; einige Bilder)

. . . Seite 10

# * * *



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IV. Jahrgang, Nr. 14/W

Füf

die

Frail

4» April 1951

INHALTSVERZEICHNIS
AMERIKANERINNEN VON HEUTE
Von Hilde Walter
Die vielfach karikierten älteren Mitglieder
weiblicher Klubs und Komitees in den Vereinigten Staaten schaffen die Basis für den
unentbehrlichen Beitrag der Frauen zum Gedeihen der amerikanischen demokratischen
Lebensform0
(86 Zeilen)

» * o Seite

1

PUBERTÄTSPICKEL
Von Isabel Johns
So manche körperliche und nicht selten auch
seelische Narbe ist das Resultat einer unrichtigen Behandlung der Akne, einer durch
schlechten Stoffwechsel bedingten hartnäckigen Unreinheit der Haut, die häufig bei Jugendlichen im Entwicklungsalter auftritt.
(90 Zeilen)'

• « • Seite

4

SICH NACH DER DECKE STRECKEN
Exaktes Wirtschaften und strenges Haushalten
sind die Voraussetzung eines gut funktionierenden Haushaltsbudgets.
(50 Zeilen)
. . • Seite

7

TEXTILAUSSTELLUNG IN NEW YORK
(28 Zeilen)

9

- • • Seite

FRAUEN IM DIENST DER AMERIKANISCHEN LUFTSTREITKRÄFTE
Leben.und Ausbildung der "WAFS"
Von Gertrude Samuels
Das weibliche.Hilfskorps der amerikanischen
Luftstreitkräfte umfaßt heute eine Gruppe
von 36 000 freiwilligen Helferinnen, die in der
Fliegerschule Lackland, Texas, ausgebildet
werden.
(78 Zeilen; 3 Bilder)
. . <» Seite 10
*

* * * *

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Redaktion: Bad Nauheim, Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

IV. Jahrgang,

Für die Frau

Nr. 15 W

11. April 1951

INHALTSVERZEICHNIS
MUSIKALISCHE REISE DURCH WESTAFRIKA
Von Helen McMillan
10 000 km durch den afrikanischen Busch
fuhren Mr. und Mrs. Alberts aus New York
mit ihrem Jeep, um die Musik der Eingeborenen zu studieren und aufzunehmen.
(70 Zeilen)

Seite

DIE AMERIKANISCHE MUTTER; VOR 25 JAHREN UND HEUTE
Von Alice Douglas Kelly
Eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen führt
die amerikanische Mutter in die Geheimnisse der
Kinderpsychologie und -entwicklung ein, und eine
ausgedehnte Industrie tut alles, um ihr die tausend täglich wiederkehrenden Arbeiten - wie Windelwaschen, Fläschchenzubereitung etc.- abzunehmen.
(100 Zeilen- einige Bilder)
Seite

MANNEQUIN MIT 76
Es gibt, wie die Karriere der 76jährigen
Bess Robbins aus Oregon (USA) beweist,
praktisch keine Altersgrenze für ein erfolgreiches Modell.
(51 Zeilen)

Seite

DIE KOREANISCHE BIBEL - DAS BUCH DER FRAUEN
Schottischer Missionar sieht in dem Wissensdurst
und der Lernbegierde der koreanischen Frauen eine
Hoffnung für die Zukunft des koreanischen Volkes.
(54 Zeilen)
. . .
Seite
* * * *

*

8

A M E K 1 KA I) I EIN S T
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Hedaktion: Bad Nauheim, Goethestra.se 4 • Telefon 2041/48«

IV. Jahrgang, Nr. 16Al
INHALTSVERZEICHNIS
"ANDANTE-GRUN" UND "VIKTORIA-EFEU"
Die amerikanische Autoindustrie appelliert
in Form- und Farbgebung mit ihren neuesten
Modellen an den Geschmack der Frau. Selbst
ernsthafte Geschäftsleute sprechen von einer absolut "femininen" Automode in diesem
Jahr. (46 Zeilen)
NIMM UND GIB
Von Mary Burnett
Jeder, der heranwachsende Kinder im Hause
hat, weiß, daß ähnliche Situationen wie die
anschließend beschriebene keinem Elternpaar
erspart bleiben. Selten jedoch haben Mütter
ein so tiefes Verständnis für die Kämpfe,
die sich in der Seele der Kinder abspielen,
wie Mary Burnett, die Verfasserin des folgenden Artikels. (88 Zeilen)
MATISSE, DER TAPETENMALER
Neue "alte" Ideen amerikanischer Innenarchitekten. Ein interessantes, gewagtes und vielleicht fruchtbares Experiment ist die von
amerikanischen Innenarchitekten kreierte Anwendung bunter und großformiger Tapeten.
(65 Zeilen; 2 Bilder)
BLEIERNER FRÜHLING
Von Isabel Johns
Frühjahrsmüdigkeit kann das Symptom mancher
ernsthaften Krankheit sein, ist in den meisten Fällen allerdings lediglich ein Mangel
an Energiereserven, der nach den langen sonnenlosen Wintertagen und einer vitaminarmen
Diät verständlich und normal ist.(48 Zeilen)
DIE EMANZIPATION DER FRAU NACH RUSSISCHEM
MUSTER
Hinter dem Eisernen Vorhang wird die Frau
in ständig steigendem Maße zu körperlicher
Schwerarbeit herangezogen. (30 Zeilen)
AMERIKANISCHE FRAUENDELEGATION BESUCHT
WESTDEUTSCHLAND
(24 Zeilen;
» * # * *

L

F Ü F d i e Kl*aU

18. April 1951

. . . Seite

1

, . . Seite

3

. . . Seite

6

. . . Seite

8

. . . Seite

10

. . . Seite

11

A M E K 1 K A I) I E IN S I
I . S. Feature Service
Redaktion: Rad Nauheim, Goethestrafise 4 • Telefon 2041/486

IV. J a h r g a n g , Nr, 17Af

Für die Frau

25. April 1951
INHALTSVERZEICHNIS

ERWERB CONTRA BERUF
Von Hilde Walter
Amerika bietet den jungen Mädchen die besten
Berufsaussichten, aber nur wenige Frauen haben
Ausdauer genug, um sich durch jahrelanges systematisches Lernen einen wirklichen Beruf auszubauen. (100 Zeilen)

. Seite

1

FÜR REGEN UND SONNENSCHEIN
Die neue Regenmode ist elegant, ansprechend und
praktisch in Material, Farbe und Schnitt.
(67,Zeilenj 2 Bilder)

. Seite

4

ÜBER DAS TRINKEN
Trinkwasser im Übermaß genossen ist absolut gesundheitsschädlich, stellten amerikanische Wissenschaftler fest. (70 Zeilen)

. Seite

6

GIBT ES EINE ERBLICHE ANLAGE FÜR KREBS?
Von Milton Amsel
Der Fall einer Patientin aus den Südstaaten der
USA gibt neue Aufschlüsse über die mögliche Ursache von Krebs. (46 Zeilen)

. Seite

8

EINE "BOMBENSACHE"
Amerika stellt die"Aerosols" in 80 Varianten her,
und Druckkonserven bedeuten für Hausfrau, Industrie und Wirtschaft eine Ersparnis an Zeit, Arbeit und Geld. (40 Zeilen)

. Seite

9

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A M E K I K A I) I E IN S I
l. S. Feature Service

Für die Frau

Redaktion: Kad Nauheim. GoctheMtrasse 4 • Telefon 2041/486

2. Mai 1951

IV. Jahrgang, Nr. 18/W
INHALTSVERZEICHNIS

MIT NADEL, FADEN UND SCHERE
Die Frauen Amerikas brechen alle früheren
Rekorde im Hausschneidern.
(100 Zeilen)

Seite

LIEBE IST "MANTSCH"
Kinder wählen und zensieren selbst die
Filme für Jugendvorstellungen
(85 Zeilen)

Seite

VISION EINER BESSEREN WELT
Highschool-Schülerinnen gründen alljährlich nach dem Vorbild der US-Regierung
eine eigene "ModelInationV (63 Zeilen;
(3 Bilder)

.

• •

Seite



• •

Seite

FRAUEN AN DER DREHBANK
Industriezentrum Cleveland auf der Suche
nach weiblichen Arbeitskräften
(106 Zeilen; 3 Bilder)

KURZNACHRICHTEN
a) Weiblicher Flughilfsdienst in den Vereinigten Staaten
b) Vielseitjge Glasfaser
# # # # *



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. . .

Seite
Seite

12
13

AMERIKA D1E N S T
U. S. Feature S e r v i c e

Für die Frau

Redaktion: Bad N a u h e i m , Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

9. Mai 1951

IV. Jahrgang, Nr. 1 9/W

INHALTSVERZEICHNIS
ETHEL BARRYMORE, DIE'»FIRST LADY DER AMERIKANISCHEN
BÜHNE1'
Von Cornelia Otis Skinner
(110 Zeilen; 2 Bilder)
. .*

AMERIKA BRAUCHT KRANKENSCHWESTERN
Das Nurse-Corps der US-Streitkräfte
(80 Zeilen)

Seite 1

. . . Seite

4

IST JOGHURT GESÜNDER ALS MILCH?
Von Anna May Wilson
Amerikanische Kontroverse um das Bakterium
bulgaricum und ein Rezept zur Selbstherstellung
von Joghurt
(77 Zeilen)

Seite

7

UN-KOMMISSION FÜR DIE RECHTSSTELLUNG DER FRAU
ERÖFFNET NEUE SITZUNGSPERIODE
(20 Zeilen)

Seite

9

# # *

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A MEKIKA

DIENST
l'. S. Feature Service

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m , Goethesirasse 4 • T e l e f o n 2041/486

IV, Jahrgang, Nr» 20/ty

Für die Frau

16. Mai 1951

INHALTSVERZEICHNIS

DIE FRAU UND DAS AMERIKANISCHE GEISTESLEBEN
Die amerikanische Frau hat sich auf allen kulturellen Gebieten erfolgreich durchgesetzt (75 Zeilen)

. Seite

1

ICH MÖCHT» EIN YANKEE DOPPLE WERDEN . . .
In Deutschland lebende amerikanische Familien
adoptieren deutsche Waisen (76 Zeilen)

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3

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6

EIN SEHR LEICHTES MÄDCHEN
Babys, die bei ihrer Geburt weniger als ein Kilo
wiegen, sind nach Erfahrung amerikanischer Ärzte
durchaus lebensfähig (38 Zeilen)

KURZNACHRICHTEN

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Für die Frau

23. Mai 1951

IV. Jahrgang, Nr. 21/W
INHALTSVERZEICHNIS

DIE UN-KOMHISSION FÜR SIE RECHTSSTELLUNG DER FRAU
Vier Resolutionen zur Verbesserung der Lage der Frau
in wirtschaftlich rückständigen Gebieten der Welt
konnten trotz heftiger Angriffe von seiten der Delegierten des Sowjetblocks in Lake Success eingebracht
werden (142 Zeilen)
.,
BRUT ALS PROTEINQUELLE
Vollkornbrot und Milch enthalten alle für die
Ernährung des menschlichen Körpers unentbehrlichen Aminosäuren (83 Zeilen)

Seite 1

. . . Seite

5

Seite

7

ES GIBT SO VIEL ZU LERNEN, EHE MAN ZUR SCHULE
KOMMT
Die ersten sechs Jahre des menschlichen Lebens
sind von entscheidender Bedeutung für die charakterliche Entwicklung und das spätere Wachstum des Menschen (92 Zeilen)
Von Katherine Taylor Williams

BRASILIANERIN ALS "FRAU DER AMERIKAS" GEEHRT
In New York wurde der brasilianischen iVissenschaftierin Dr. Bertha Lutz die Ehrenurkunde als
"Frau der Amerikas" für 1951 überreicht (17 Zeilen)
. . Seite 10

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Für die Frau

17. Jahrgang, Nr. 22/tf

6o Juni 1951
INHALTSVERZEICHNIS

VERNACHLÄSSIGTE KINDER - EINE LOHNENDE
AUEGABE FÜR JEDE FRAU
Von Margaret Hickey (58 Zeilen)

Seite

1

DER MUT ZUR DUMMHEIT
Judy Hollyday, die mit dem "Oscar" ausgezeichnete
beste amerikanische Filmschauspielerin des Jahres
1950 (68 Zeilen; 2 Bilder)

Seite

3

WAS PASST ZU WEM?Kleine psychologische Betrachtung über Farben
Von Isabel Johns (66 Zeilen)

Seite

5

DEMOKRATIE - EINE LEBENSFORM
Hessische Frauen tagten in Wiesbaden
(47 Zeilen)

Seite

7

'tYIE BEHANDELT MAN CORDSAMT?
(22 Zeilen)

Seite

8

ANHANG»
DIE ROLLE DER FRAU IM HEUTIGEN DEUTSCHLAND
Auszug aus der Rede des stellvertretenden
amerikanischen Hochkommissars in Deutschland,
Benjamin J. Buttenwieser, vom 26» Mai 1951
in Heidelberg (281 Zeilen)

AN DIE REDAKTION»
Die augenblickliche Papierknappheit zwingt uns? die bisher
wöchentlich veröffentlichte Ausgabe unseres Dienstes
"FÜR DIE FRAU" bis auf weiteres auf zwei Ausgaben monatlich zu
beschränken» Wir hoffen, daß diese Maßnahme nur vorübergehend getroffen
werden muß und wir, wenn diese Papierkrise überwunden ist9 Ihnen
den Dienst wieder wöchentlich zugehen lassen können,,
Redaktion AMERIKA DIENST
Bad Nauheim, Goethestrasse 4

AMERIk \

D I E N ST
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IV. Jahrgang, Nr. 23 W

Für die Frau

20o Juni 1951
INHALTSVERZEICHNIS

ERZIEHUNG ZUR REIFE
Von Walter W. Argow
Innere Reife ist das Wichtigste, was wir unseren
Kindern auf den Lebensweg mitgeben können.
(56 Zeilen)

. Seite

1

GROSSMÜTTER MACHEN FILMKARRIERE
Hollywood wird natürlicher - Neue Chancen für
Brillenträgerinnen und ältere Herren.
(43 Zeilen; 2 Bilder)

. Seite

2

GRÖSSENNORMUNG AUF WISSENSCHAFTLICHER BASIS
ÜS-Landwirtschaftsministerium führt neue Größennormung für Damen- und Kinderkleidung ein.
(52 Zeilen)

. Seite

4

DIE WÖCHENTLICHE GENERALÜBERHOLUNG
Von Isabel Johns
Sohönheitstips für die Frau mit wenig Zeit
und kleinem Geldbeutel. (57 Zeilen)

. Seite

5

SPINALE KINDERLÄHMUNG DURCH TRÖPFCHENINFEKTION
(27 Zeilen)

. Seite

7

PASTEURISIEREN MIT ELEKTRONEN
(19 Zeilen)

. Seite

8

BEHANDLUNG VON SCHNITTBLUMEN
(14 Zeilen)

. Seite

9

ANHANG: Eindrücke einer Reise durch das Bundesgebiet.
Urteile von Amerikanerinnen, die vor
wenigen Tagen eine sechswöchige Studienreise durch Westdeutschland beendeten. (168 Zeilen)

. Seite

1

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V \ l I. M I K A

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IV. Jahrgang, Nr. 24/W

Für die Frau
4. Juli 1951

INHALTSVERZEICHNIS
MS
Die
Von
(73

"BACHELOR-GIRL"
unverheiratete' Frau in den USA
Hilde Walter
Zeilen)

FRAUEN HABEN DEN SCHÄRFEREN BLICK
Literarische Grenzen bei den männlichen
Autoren Amerikas konstatiert der Kritiker Donald Adams
(58 Zeilen)
MEIN VATI IST STÄRKER ALS DEINER . . . "
Kindliche Rivalitäten und kleine Schlägereien (Mit Zeichnungen)
(95 Zeilen)
FLECKENANALYSE, EINE WISSENSCHAFT FÜR SICH
US-Institut für chemische Reinigung und
Färben bringt nützliche Hinweise zur Flekkenentfernung
(50 Zeilen)
KURZNACHRICHTEN FÜR DIE FRAU
a) Ein internationales Kinderdorf
(15 Zeilen)
b) Glänzende Satingewebe schrecken
Stechmücken ab
(33 Zeilen)
c) "First Ladies" in Wachs
(10 Zeilen)
d) Alkoholismus nichts als Vitaminmangel
(16 Zeilen)
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. . . Seite

1

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A VI E I I I K A

DIENST
U. S. Feature Service

Redaktion: Bad Nauheim. Goetheitrasae 4 - Telefon 2041/486

IV. J a h r g a n g , N r .

Für die Frau
18. J u l i 1951

25/W

INHALTSVERZEICHNIS
EINDRÜCKE WEIBLICHER BUNDESTAGSABGEORDNETER
IN DEN USA
über die Atmosphäre amerikanischer Parlamente,
über die Situation der Frau und über Gastfreundschaft berichten Frau Dr. Hubert (SPD),
Dr. Ilk (FDP) und Dr. Heiler (CDU) (80 Zeilen)

. . Seite 1

WENN KINDER KEIN DAHEIM HABEN
Ein Bericht der UN über Kinder- und
Jugendfürsorge
(64 Zeilen)

. . Seite

3

MIT BEDACHT GEWÄHLT - MIT VERSTAND GETRAGEN
Was man beim Kaufe einer Sonnenbrille beachten sollte. Von Isabel Johns (67 Zeilen)

. . Seite

5

GALLISCHE KOCHKUNST UND AMERIKANISCHE DIPLOMATIS
Mme. Beran lehr die Damen der Washingtoner Gesellschaft die hohe Kunst der französischen Küche
(45 Zeilen)
..

Seite

7

Jedermanns Sache
(30 Zeilen)

Seite

8

Orientalische Muumuus und Panungs
(32 Zeilen)

Seite

9

Kalte Köstlichkeiten
Von Celile Farmer
(35 Zeilen)

Seite 10

IN KÜRZE:

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\ M E 151 KA

DIENST
U. S. Feature Service

Redaktion: Bad Nauheim, Goetheatrasae 4 - Telefon 2041/486

IV. J a h r g a n g , Nr. 26/W

Für die Frau
1. August 1951

INHALTSVERZEICHNIS
DEMAGOGENTUM BEKOMMT DER FRAU SCHLECHT
Von Maurine Neuberger
"New York Times Magazine" veröffentlichte kürzlich die Stellungnahme einer Politikerin zu den
Aufgaben und Gefühlen der politisch tätigen Frau
(75 Zeilen)

. Seite 1

FREIHEIT IST VERANTWORTUNG. Von Prof. E.J.Alpenfels
Eine Anthropologin stellt fest, daß wir zwar die Welt
der Atome erschlossen haben, in der Wissenschaft vom
Menschen aber kaum bis drei zählen können.
(42 Zeilen)
. . . Seite

3

STELLENMÄRKTE ZUR AUSWAHL. Von Hilde Walter
Die Suche nach dem neuen Job wird von der
amerikanischen Frau mit derselben Ausdauer
und kritischen Fachkenntnis betrieben wie
etwa der Kauf eines neuen Mantels
(95 Zeilen; 4 Bilder)

. . . Seite

4

ANGEBORENER SCHWACHSINN - KEIN UNABWENDBARES
SCHICKSAL MEHR? Von Milton Amsel
(60 Zeilen)

. . . Seite

7

EIN SCHREIENDES HÄUFCHEN UNHEIL
Ein verliebter Vater beschreibt seine
kleine Tochter (48 Zeilen)

. . . Seite

9

WETTBEWERB FÜR AMATEURSCHNEIDERINNEN IM
NEW YORKER WALDORF ASTORIA HOTEL
. . . Seite 10

(26 Zeilen)

. . . Seite 11
INTERESSANTES IN KÜRZE
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A M E Kl KA DI E N S T
L'. S. Feature S e r v i c e

Für die Frau

Redaktlou: Bad Nauheim, Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

IV- Jahrgang, Nr0 27/W

15. August 1951

INHALTSVERZEICHNIS
DIE KRISTALLENE WEIT DES CEMBALOS
Wanda Landowska entdeckte sie uns wieder
Von Erik Steindaam
(66 Zeilen)

o

FRAUEN UND DIPLOMATIE
Mehr als 2 400 Frauen sind gegenwärtig in
der amerikanischen Diplomatie tätig
(40 Zeilen)
SYRACUSE ~ DAS MEISSEN AMERIKAS
Die Onondaga Pottery ist der modernste
keramische Betrieb der Welt
Von Frank Hedemann
(65 Zeilen)

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ZEHN RATSCHLÄGE FÜR ERFOLG IM BERUF
Die Leiterin einer amerikanischen Berufsschule gibt aus ihrer Erfahrung einige
Ratschläge über den Umgang mit Vorgesetzten
(43 Zeilen)

Seite

1

Seite

3

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4

Seite

6

8

MODEVORSCHAU AUF DEN HERBST
Die neue Herbstmode bringt keine über
raschungen
Von Jane Textor
(61 Zeilen)

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INTERESSANTES IN KÜRZE

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A M E K l IvA 1)1 E N S T
U. S. Feature Service

Redaktion: Rad Nauheim, (iortliestrux.se 4

Für die Frau

Telefon 2041/486

IV, Jahrgang, Nr» 28/W

29. August 1951

INHALTSVERZEICHNIS
DIE WAHRE GLEICHBERECHTIGUNG
31 Jahre Wahlrecht für die amerikanische Frau
(52 Zeilen)

* Seite

1

Seite

2

ZEHN GEBOTE FÜR EHEFRAUEN
Von Frances McDonald
Zehn Gebote, die zwar keinen Anspruch darauf
erheben, zerrüttete Ehen heilen zu können,
aber eine Hilfe oder Warnung sein können,
wenn es zu Krisen kommt, gegen die. keine
Ehe gefeit ist
(80 Zeilen)

. Seite

4

FLIEGENGITTER-METROPOLE IN MOUNT WOLF,USA
In den USA werden 45 Millionen Quadratmeter
Drahtnetz jährlich hergestellt
(63 Zeilen)

• Seite

6

MAN TRÄGT BARETTS, GNÄDIGE FRAU
Vorschau amerikanischer Hutfirmen auf die
kommende Herbstmode
(22 Zeilen)

• Seite

8

Seite

9

FRAU BÜRGERMEISTER PERSÖNLICH
Von Du Graham
Die weiblichen Townmanager von Maine beweisen
in vielen Fällen mehr Logik, Unternehmergeist
und Improvisationsgabe als ihre männlichen
Kollegen
(50 Zeilen)

NEUES AUS DER US-TEXTILINDUSTRIE

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Für die Frau

Redaktion: Bad Nauheim, Goetheiitrasse 4 • Telefon 2041/488

IV» J a h r g a n g , Nr. 29 W

12. September 1951

INHALTSVERZEICHNIS
DAS JUGENDAMT DER STADT NEW YORK
Grundsatz der Jugendfürsorge ist es, den Jugendlichen mit asozialen Anlagen aufzuspüren und ihm
zu helfen, bevor er zum Verbrecher werden kann.
(62 Zeilen* 3 Bilder)
"WENN MUTTI SICH BLOSS NICHT IMMER EINMISCHEN
WOLLTE . . ."
Von Dorothy Barclay
Gutes Beobachten und gesunder Instinkt werden
den Eltern in den meisten Fällen sagen, wann
sie einem Kind bei der Ausübung täglich wiederkehrender Handgriffe helfen sollen und wann
nicht..
(67 Zeilen; 1 Bild)
INSEKTEN A LA CARTE
Von Dr. C H . Curran
Termiten schmecken wie Ananas, behaupten die
Spezialisten, und doch würden viele unserer
Mitmenschen lieber darben, als wissentlich davon
essen»
(87 Zeilen)
JAHRHUNDERTEALTER MOTTENKAMPF
Von Cecile Farmer
Mottenbekämpfung ist das ganze Jahr hindurch
notwendig, wenn man diesen Schädlingen wirksam begegnen will.
(40 Zeilen)
INTERESSANTES IN KÜRZE
a) Ausblick auf die Sommermode.
b) Verkehrserziehung beim Kind.
c) Schmerzlose Geburt durch neues "Analgetikum".
d) Spielgeug und Völkerverständigung

. Seite

1

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3

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5

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ACHTUNG REDAKTION!
Zu unserem Artikel "Die kristallene Welt des
Cembalos" (Amerika Dienst - "Für die Frau"
Nr» 27/17 vom 15. August 1951) können wir Ihnen
nachträglich eine Aufnahme von Frau Wanda
Ladowska zur Verfügung stellen.

V M E K I k A D I E IS S I
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Redaktion: Bad Nauheim, Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

IV. Jahrgang, Nr. 30/W

26. September 1951

INHALTSVERZEICHNIS
Die Entwicklung der Frauencolleges in den USA
Aus den Anforderungen der ins politische und
kulturelle leben der USA immer stärker vordringenden Studentinnen entwickelte sich der fortschrittliche Schultypus des heutigen amerikanischen Frauencollege
(103 Zeilen)

Seite 1

Kinder als Künstler
Von Dorothy Barkley
Die künstlerische Erziehung, sowie die Unterstützung der freien Entfaltung künstlerischer
Anlagen ist ein wesentlicher Erziehungsfaktor
(78 Zeilen; 3 Bilder)

Seite

4

. Seite

7

Grau ist durchaus nicht "greulich"
Von Lucy Hiller
Sämtliche Schattierungen in Grau dominieren in
der diesjährigen amerikanischen Herbst- und
Wintermode (57 Zeilen; einige Bilder)

Seite

9

INTERESSANTES IN KÜRZE

Seite 11

Lieber altmodisch, aber gemütlich
Interviews und Rundfragen beeinflussen die
Baupläne amerikanischer Architekten
(57 Zeilen)

* * * *



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Redaktion: Bad Nauheim, Got'thestras.se 4 • Telefon 2041/486

10. Oktober 1951

IV. Jahrgang, Nr» 31 W

INHALTSVERZEICHNIS
OMOWALE, M S KIND,MS HEIMFAND
Von Pearl Primus
Das Erlebnis einer amerikanischen Neger-Tänzerin
im afrikanischen Busch
(63 Zeilen; 2 Bilder)
DIE GUTE "NEUE" ZEIT
Von Lucy Hiller
Techniker, Chemiker und Architekten verursachten im Laufe der letzten 50 Jahre eine
grundlegende Umwälzung der Hausarbeit
(66 Zeilen)
"GLAUBEN SIE DAS DOCH NICHT ..."
Von Dr. Caroline Chandler
Amerikanische Ärztin berichtigt weitverbreiteten medizinischen Aberglauben
(70 Zeilen)
VERSCHWENDETE ENERGIEN
Amerikanischer Herzspezialist stellt
Sieben-Punkte-Programm für herzkranke
Hausfrauen auf
(43 Zeilen)
ANHANG:
Auszüge aus vier Referaten der
Internationalen Frauentagung in Hindelang
( 500 Zeilen; 2 Bilder)

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Seite

Seite

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Für die Frau

Redaktion: Bad Nauheim, Goetheatraaae 4 - Telefon 2041/486

IV. Jahrgang, Nr. 32/W

24. Oktober 1951

INHALTSVERZEICHNIS
GLEICHHEIT VOR DEM GESETZ
Von Mary Hornaday
Studie über das Problem der Gleichberechtigung
von Mann und Frau vor dem Gesetz in Deutschland
und in den USA
(90 Zeilen)

Seite

1

KUNDENDIENST PAR EXCELLENCE
Ein supermodernes Einkaufszentrum, das demnächst in Massachusetts, USA, eröffnet wird
(45 Zeilen)

Seite

3

JANE ADDAMS — AMERIKAS NÜTZLICHSTER BÜRGER
Ihre Stiftung "Hull-House" in Chicago ist neben
vielen anderen sozialen Taten heute die berühmteste Pürsorgeinstitution der USA
(86 Zeilen)

Seite

5

Seite

7

RUND UM DEN ESSTISCH
Von Dr. Donald Laird
Kindliche Unarten bei den Mahlzeiten, und wie
man sie beheben kann
(85 Zeilen)



• •

DER GEFRORENE BACCHUS
Kommentar der "Washington Post" zu einem neuen
französischen Verfahren zur Kristallisierung
von Wein
(50 Zeilen)

Seite io

INTERESSANTES IN KÜRZE

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IV. Jahrgang. Nr. 33/W

Für die Frau

7. November 1951
INHALTSVERZEICHNIS

BALD GLEICHBERECHTIGTE MITARBEITERIN
Von Hilde Walter
Aus der Arbeit der Referentin für Frauenfragen
beim deutschen Generalkonsulat in New York
(104 Zeilen)
HERBSTSTÜRME DER EHE
Ergebnis einer amerikanischen Umfrage über die
Gründe, die zum Bruch langjähriger Ehen führen
(110 Zeilen)

Seite

1

Seite

4

VOM ASCHENBRÖDEL ZUM MODEFAVORITEN
Von Lucy Hiller
Wolljersey erscheint in diesem Winter als gesellschaftsfähiges Material auch beim FünfUhr-Tee und auf Abendgesellschaften
(52 Zeilen; 3 Bilder)

Seite

7

DIE LADY AUF DEM FERNSEHSCHIRI.I
Von C. Hansen
Fernsehen und Fay Emerson sind bei vielen Amerikanern schon zu einem einzigen Begriff geworden
(75 Zeilen)

Seite

9

INTERESSANTES IN KÜRZE
a) Proteingehalt auch in der Konserve voll erhalten
(18 Zeilen)
b) Ständig steigender Verbrauch von synthetischen Reinigungsmitteln in USA (16 Zeilen)
c) Abmagerung durch Hypnose
(13 Zeilen)
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Seite 12

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IV. Jahrsang, Nr. 34/W

21. November 1951
INHALTSVERZEICHNIS

PRIMADONNA OHNE LAUNEN
Helen Träubel, die gefeierte Sopranistin an der
New Yorker Metropolitan-Oper, kennt keine
Starallüren
(70 Zeilen; 1 Bild).

. Seite 1

DIE "BIBEL DER MÜTTER"
Eine Auflage von 28 Millionen erreichte die
Broschüre "Über den Umgang mit Säuglingen"
(50 Zeilen).

. Seite

3

...UND DER HIMMEL BESCHÜTZT SIE
Eine heiter-besinnliche Betrachtung

(50 Zeilen).

. Seite

4

IST FLEISCHESSEN &ESUND?
Von Henry La Cossitt
Neue Erkenntnisse und Entdeckungen über den
ernährungsphysiologischen Wert des Flefches
(60 Zeilen)

Seite

6

KURZNACHRICHTEN FÜR DIE FRAU
a) Die arbeitende Frau und die neue
Sozialgesetzbegung

(21 Zeilen). .

Seite

8

b) Bevorzugte Käsesorte: Cheddar

(28 Zeilen). .

Seite

8

c) Deutsche Frauen - entscheidender
Faktor der europäischen Politik

(13 Zeilen). . . Seite

9

ANHANa
1.) Eleanor Roosevelt: "An den Frieden glauben ist nicht genug"
Wortlaut einer Rundfunkansprache vom 18. November 1951
(88 Zeilen)
2.) Ellen McCloy:
"Frauen als Wegbereiterinnen für Frieden
und Völkerverständigung"
Wortlaut einer Rede vom 13. November 1951 vor dem Bremer
Frauenausschuß
(110 Zeilen)
* * * * * * *

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5. Dezember 1951

IV. Jahrgang, Nr. 35/W

INHALTSVERZEICHNIS

GRENZSTATIONEN DER FREIHEIT
Gründung einer amerikanischen Organisation
zur Unterstützung von Flüchtlingen aus Ländern hinter dem Eisernen Vorhang
(56 Zeilen)

Seite

SPIELEN MUSS SPASS MACHEN
Spielzeugeinkäufe müssen mit Überlegung
und unter Berücksichtigung der Veranlagung
des Kindes getätigt werden
(85 Zeilen; 3 Bilder)
"... WEIL IHRE KÖPFE HARTMÄNNER SIND"

Seite

ALS DIE DER

Natürliche und kulturbedingte menschliche
Eigenschaften.
Zum 50. Geburtstag der bekannten amerikanischen Anthropologin Dr. Margaret Mead
(70 Zeilen; 1 Bild)



• •

Seite

NEUN GEBOTE FÜR DEN FAMILIENFRIEDEN
Auf ein Wort, liebe Schwiegermütter!
(67 Zeilen)

Seite

8

Kleider aus Kohle und Salz - weite Röcke
und steife Unterkleider - Gürtel und Stolas
(34 Zeilen)

Seite

10

... UND ZUM WEIHNACHTSFEST: ECHTEN PLUMPUDDING
(56 Zeilen)
.,

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11

VIELFÄLTIGE WINTERMODE

* * * * * *

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Für die Frau

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IV. Jahrgang, Nr. 36/W

19. Dezember 1951

INHALTSVERZEICHNIS

FÜR EINE BESSERE WELT DER KINDER
Vor fünf Jahren wurde der Internationale
Kinderhilfsfonds der Vereinten Nationen
gegründet
(77 Zeilen; 4 Bilder)

. . Seite

1

. . . Seite

3

FÜNFZIG JAHRE FRAUENARBEIT
Aus der Arbeit der UN-Kommission für Frauenrecht
Von Hannah Sen
(83 Zeilen)
. . . Seite

5

MUSS MAN UNBEDINGT RAUCHEN UND FLIRTEN?
Jugendliche beraten Jugendliche ( 71 Zeilen)

KLEINE PELZE - GROSSE MODE
Über ein wesentliches Attribut der diesjährigen
Wintermode
Von Lucy Hiller
(53 Zeilen; 3 Bilder)

. Seite

8

INTERESSANTES IN KÜRZE
a) Tips für Kinderkleidung

(20 Zeilen)

. Seite 10

b) Wolle aus Erdnüssen

(13 Zeilen)

. Seite 10

* * * * *

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Ueilaktion: Bad Nauheim, Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

V. Jahrgang, Nr. l/W

Für die Frau

9. Januar 1952
INHALTSVERZEICHNIS

ZWCLF-TON-MUSIK IM KINDERZIMMER
Kinder werden mit natürlichem Musiksnpfinden geboren
und sind rein instinktiv zeitgenössischer Musik gegenüber aufgeschlossener als Erwachsene (190 Zeilen) .

Seite 1

WAS WIRD AUS MUSTERSCHÜLERN?
Jahrelange psychologische Tests widerlegen irrige
Ansichten über die Entwicklungsmöglichkeiten des
"Musterschülers"
(73 Zeilen) . . . Seite
MEHR IST NICHT IMMER MEHR
Ein Kapitel über angereicherte Nahrungsmittel
(00 Zeilen)
DIE FAHRBARE KINDERKLINIK
Mit- modernsten Apparaturen eingerichtete fahrbare
Kinderklinik betreut die Gesundheit des dünnbesiedelten amerikanischen Agrarstaates Nord-Dakota
(60 Zeilen» 2 Bilder) .

. Seite 7

Seite 10

KURZNACHRICHTEN
a) Unfallverhütung durch bedachtsam gewählte Kinderkleidung
(23 Zeilen). . .. Seite 12
b) Gleichberechtigte Frauen
( 7 Zeilen).
. . Seite 12
c) Neues Verfahren zur Tiefkühlung von Fischen be- ,
reits auf hoher See
(17 Zeilen).
. . Seite 13
d) Neue Auszeichnung für Marguerite Higgins
(16 Zeilen).
. . Seite 13
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V. Jahrgang, Nr. 2/fy

Für die Frau

23. Januar 1952
INHALTSVERZEICHNIS

KINDHEIT UND GESELLSCHAFT
Die Kindheit des Einzelnen ist das Schicksal
des Volkes
(63 Zeilen)

Seite

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AUSBLICK AUF DIE FRÜHJAHRSMODE 1952
Die neue Linie wendet sich wieder der betonten Weiblichkeit der Zeit unserer Großmütter
zu.
(61 Zeilen; 3 Bilder)

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WARUM SO EILIG?
Eine amerikanische Mutter, die nicht zur
Sklavin ihres Haushaltes und ihrer Kinder
werden will, erzählt aus ihrem Alltag
(85 Zeilen)

. .

FÜSSE RUFEN UM HILFE
Ein amerikanischer Fußschutzverein gibt Ratschläge zur Erhaltung gesunder und zur Behandlung kranker Füße.
(55 Zeilen)
KURZNACHRICHTEN FÜR DIE FRAU
a) Hausfrau oder Karriere?
b) Die schwierige erste Dekade
c) Carepakete für Korea

(11 Zeilen)
(10 Zeilen)
( 5 Zeilen)

d) Eine wundersame Insektenbekämpfungsanlage
(28 Zeilen)
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AME K1KA

D I EIN S T
L. S. Feature Service

Redaktion: Bad Nauheim, Goethestraase 4 • Telefon 2041/486

V. Jahrgang, Nr. 3/W

Für die Frau

6. Februar 1952

INHALTSVERZEICHNIS
BERATERIN IN HERZENSSACHEN
Zum Tode Dorothy Dix', der meistgelesenen
Journalistin Amerikas
(70 Zeilen)

. , . Seite 1

FRAUEN IN HALBTAGSSTELLUNGEN
Ergebnis einer von zehn größeren amerikanischen Städten durchgeführten Umfrage über
die Halbtagsarbeit von Frauen (62 Zeilen)

. . . Seite

3

EMPANADAS AUS CHILE UND FALAFEL AUS ISRAEL
Die amerikanische Verlagsanstalt Harper &
Brothers hat im Auftrage der UNO ein internationales Kochbuch herausgebracht
(65 Zeilen)

. . . Seite

5

WER VERFÜGT ÜBER DAS HAUSHALTSGELD ?
72 Milliarden Dollar geben die amerikanischen Hausfrauen jährlich aus ,.^ geilen)

. . . Seite

7

VOLLENDETE GEBRAUCHSKUNST
Die z. Zt. in Chikago zusammengestellte
Musterschau für Möbel und andere Einrichtungsgegenstände zeigt hauptsächlich Verwendung von schwarzem Metall
(43 Zeilen; 3 Bilder)

• . . Seite

9

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V AI E K I KA 1)1 E N S T
LI. S. Feature Service

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m , Goethestrasse 4 • T e l e f o n 2041/488

V. Jahrgang, Nr. 4/W

Für die Frau
20. Februar 1952

INHALTSVERZEICHNIS
MR. GROGGLE MUSS NOCH VIEL LERNEN
Von Hilde Walter
Besprechung eines kürzlich in New York erschienenen "Leitfadens für intelligente Männer zum besseren Verständnis der Frau"
(72 Zeilen)

Seite

1

"KEIN MITLEID, BITTE . . . "
Von Virginia Hurray
Eine unverheiratete Amerikanerin verbittet
sich das Mitleid der Umwelt und beweist,daß
man keinen Mann braucht» um glücklich sein
zu können
(66 Zeilen)

. . . Seite

3

DARF EIN KIND AUCH "NEIN" SAGEN?
Das Kind hat das Recht zum Widerstand, sagen
die Psychologen; es muß nur lernen, wann und
wie es "nein" sagen darf
(48 Zeilen)

. . . Seite

5

DIE ORIENTALIN UND DAS PUNKT-VIER-PROGRAMM
Ein Mitglied des Obersten US-Bundesgerichtshofs schreibt über die Fortschritte der Frauenarbeit in den Ländern des Mittleren Ostens
(50 Zeilen)

. . . Seite

6

KLEINE KAFFEEPAUSE GROSS GESCHRIEBEN . . .
Wie in Chikago an Hand von Tests festgestellt
wurde, ist die umstrittene Kaffeepause des Angestellten ein Mittel zur Leistungssteigerung
und bedeutet keinen Verlust an Arbeitszeit
(67 Zeilen)

. . . Seite

8

. . . Seite

10

. . . Seite

10

KURZNACHRICHTEN FÜR DIE FRAU
a) Eine Modenschau besonderer Art(19 Zeilen)
b) Vom amerikanischen weiblichen Arbeitsmarkt
(12 Zeilen)

\ M I. R I KA I) I I. \ S T
U. S. Feature S e r v i c e

Redaktion: Bad Nanheim, Goethestraste 4 - Telefon 2041/486

F Ü T CÜC Fl*fl,ll

V, Jahrgang, Nr. 5/W

5. März 1952

INHALTSVERZEICHNIS
"ICH BIN MIT DREI MÄNNERN VERHEIRATET"
Aus dem Leben der Mrs. Eisenhower
Von Nanette Kutner
(100 Zeilen; 2 Bilder)

.

.

• Seite

FRAUENSTUDIUM - IMMER NOCH ZU MÄNNLICH ?
Für und wider eine Lehrplanreform zugunsten der "höheren Töchter"
(60 Zeilen)
.

.

. Seite

"MODELL 1952" - ZART UND VERSPIELT
Blusen und Pullover in der neuen
Frühjahrsmode
(63 Zeilen; einige Bilder)





. Seite

6

BRIGITTE HORNEY FINDET AMERIKA HIMMLISCH
Die bekannte Filmschauspielerin schreibt
aus den USA
(96 Zeilen)




. Seite

8

DIE FREUNDE UNSERER KINDER
Wie können Eltern ihren Kindern helfen,
Freunde zu gewinnen?
Von William C. Menninger
(100 Zeilen)
.

.

. Seite

11

*

* * »



• 1

\M i: Hl K \ DI K \ ST
U. S. Feature Service

Für die Frau

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m . G o e t h e s t r a s s e 4 - T e l e f o n 20 11 4 8 6

V. Jahrgang, Nr. 6/W

19. März 1952
INHALTSVERZEICHNIS

"
ICH HÄTTE STERBEN MÖGEN FÜR DIE SCHÖNHEIT"
Die de Mille-Story
(2 Bilder;84Zeilen) • • •

Seite

1

NICHT EINES GLEICHT DEM ANDERN
Die amerikanische Ärztin und Psychologin
Elizabeth Hurlock gibt Ratschläge für Kindererziehung
(79 Zeilen) • • •

Seite

VOM MYTHUS DER WUNDERNAHRUNG
Es gibt keine "vollkommene" Nahrung, die alle
Krankheiten und Schmerzen heilt oder verhütet
(99 Zeilen)

Seite

DAS WELTMEER UM UNS
Der amerikanische Bestseller "The Sea Around Us"
von Rachel Carson erscheint demnächst beim
Biederstein-Verlag, München, in deutscher
Sprache
(55 Zeilen) . . .

Seite

9

Seite

11

Seite

12

MOSKAUER MODE IN NEW YORK
In einem großen New Yorker Modehaus werden
z.Zt. Modelle aus russischen Fachgeschäften
gezeigt
(43 Zeilen) . . .
GEGEN DIE TRÄGHEIT DES HERZENS
Mrs. Ellen McCloy zum 125-jährigeJn Bestehen
des Krefelder Frauenvereins
(23 Zeilen) . . .

* * * * #

A M i: 15 I K A D I E N S T
U. S. Feature Service
R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m , G o e t h e s t r a s s e t . TeleJon 2 0 4 1 4 8 6

Fül* (Üö

Fr3U

Neue Anschrift: Frankfurt-Main 1, Schließfach 450

V. Jahrgang, Nr. 7/W

2. April 1952
INHALTSVERZEICHNIS

EINE ECHTE "MAMMY"
Mary McLeod Bethune - ein Name, der eng mit
der Geschichte der USA verbunden ist
(2 Bilder; 107 Zeilen)

.

. Seite

1

EINE JUNGE DEUTSCHE WIRKT IN NEW YORK
FÜR BERLINS STUDENTEN
Seit 1949 arbeitet Fräulein Dr. Eva Maria Jung
in besonderer Mission im Amt für kirchliche Angelegenheiten, das dem amerikanischen Außenministerium untersteht
(58 Zeilen) . .

. Seite

5

REISVÖGEL AUS CHINA, VISPAR AUS SCHWEDEN
Für Jeden etwas im internationalen Kaufladen
der Vereinten Nationen
(28 Zeilen) .

. . . Seite

7

MANGELBERUF KRANKENSCHWESTER
In den USA ist der zunehmende Mangel an
Krankenschwestern ein vieldiskutiertes
Problem geworden
(82 Zeilen)

.

.

. Seite

8

GRUNDUMSATZ UND KÖRPERGEWICHT
Je dicker der Mensch ist, desto mehr Nahrung
braucht er, um die Funktion seiner Organe
intakt zu halten *
(86 Zeilen) .

.

. Seite

11

WIE WIRD DIE AMERIKANERIN WÄHLEN?
Ergebnis einer bei den Leserinnen der Zeitschrift "Woman's Home Companion" durchgeführten
Umfrage
(31 Zeilen) . .

. Seite

14

URSULA THIESS MACHT KARRIERE
Erfolge der deutschen Nachwuchsschauspielerin
in Hollywood
(16 Zeilen) .

.

. Seite

15

IM "HIMMEL GROSSER FRAUEN"
Auch große Frauen haben Modesorgen
(30 Zeilen)

.

. Seite

15

* * * * *
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.

\ M E IIIKA

DI E N S t
U. S. Feature Service

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m , G o e t h e s t r a s s e 4 • Telefon 2 0 4 1

Für die Frau

486

Neue A n s c h r i f t i F r a n k f u r t - M a i n 1, S c h l i e ß f a c h 4S>0
V. J a h r g a n g , Nr. 8/W

16. April 1952
INHALTSVERZEICHNIS

DER TAG DER GESUNDHEIT DES KINDES
Der 1. Mai in den Vereinigten Staaten
(3 Bilder; 74 Zeilen)

Seite

1

VORURTEILE GEGEN SUPERWOHNUNGEN
Das traditionelle Landhaus im Kolonialstil
erfreut sich in den USA größerer Beliebtheit als das moderne Wohnhaus
(5 Bilder;100 Zeilen)







Seite

GESTERN UND HEUTEl KLEIDER MACHEN LEUTE
Die Entwicklung der Mode in den letzten
Jahrzehnten
,,-,-, „ ., v
(93 Zeilen)

. Seite

CLAUDETTE COLBERT
die Frau mit den Märchenaugen
(1 Bild; 54 Zeilen)

. Seite

10

a) Konvention für die politische
Gleichberechtigung der Frau
(17 Zeilen)

. Seite

12

b) Migräne eine Allergie?
(24 Zeilen)

. Seite

12

KURZNACHRICHTEN

* # * * *
* *

\,M E I! I K V D I E \ ST
l . S. Feature Service

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m . C o e t b e s t r a s s e 4 • Telefon 2 0 1 1

Für die Frau

486

Neue Anschrift: Frankfurt/Main 1, Schließfach 450
V. Jahrgang, Nr. 9/W

30. April 1952
INHALTSVERZEICHNIS

DIE FRAU IM ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERT
Die Frau hat mit Beginn des 20. Jahrhunderts den
begrenzten Aktionsradius ihres Heimes überschritten
(140 Zeilen)

. . Seite 1

WIR WERDEN STOLZ ACT EUCH SEIN
Einwanderer in den USA bereiten sich in Schulen
und Kursen auf ihre Staatsbürgerprüfung vor
(130 Zeilen; 2 Bilder)

. . Seite 5

J.IUSEEN FÜR KINDER
Die amerikanische Museums-Gesellschaft schlägt die
Errichtung von Museen für den ausschließlichen Besuch von Jugendlichen vor
(70 Zeilen; 1 Bild)

. . Seite 8

DEZENT DEKOLLETIERT
Texas zeigt Stoffe und Modelle für heiße Tage
(50 Zeilen)

. , Seite 11

KURZNACHRICHTEN
a) Internationaler Kind erhilfsfonds verstärkt
Arbeit in Asien und Afrika
(21 Zeilen) . . , Seite 12
b) Milch in Scheiben
* * * * * *

(14 Zeilen) . . . Seite 13

V M E IM k A 1) I E N S T
U. S. Feature Service

Für die Frau

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m . G o e t h e s t r a s s e 4 - Telefon 2 0 4 1 / 4 8 6

Neue Anschrift: Frankfurt/Main i, Schließfach 4 50
V. Jahrgang, Nr. 10/'vV

14. Mai 1952

INHALTSVERZEICHNIS
MUTTER DER AMERIKANISCHEN JUGEND
Dr. Martha Eliot, die Leiterin des US-Bundesamtes für Jugendfürsorge
(120 Zeil&n)

Seite

DAS LEBEN DER FAMILIE GAR LAND
•'ine Familie, die in jeder Hinsicht den Durchschnitt des amerikanischen Lebensstandards
repräsentiert
(105 Zeilen)

Seite

WO DTE VEREINTEN NATIONEN ZU MITTAG ESSEN
Glaswände, Dachterrassen, die modernste
Küche der »Veit und in der Stunde über
tausend Gäste
(63 Zeilen; 1 Bild)

Seite

MODE - LEICHT VERRÜCKT
Doppelröcke, Pumphosen und andere Neuheiten
wurden kürzlich auf New Yorker Modeschauen
ezeigt
45 Zeilen)

Seite

10

DIE AMERIKANISCHE FLAU IM BERUFSLEBEN
Rasche Steigerung des weiblichen Anteils
an selbständigen jnd leitenden Positionen
(33 Zeilen)

Seite

12

. . .

Seite

13

b) Vitamin C zur Behandlung von Brandwunden
(13 Z'-ilen)



»JÖ1C6

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c) Amerikanische Haus- und Küchengeräte
für Europa
(16 Zeilen)

. . .

Seite

14

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KURZNACHRICHTEN
a) Aschenbrödel - beliebtestes Märchen
(12 Zeilen)

* * * * *





AM i: 151 KA D I E \ ST
U. S. Feature Service
Keriaktion: Rad N a u h e i m , G o e t h e i t r a s s e 4 - T e l e f o n 2 0 4 1 4 8 6

F ü l * ( Ü C Fl*clU

Neue Anschrift: Frankfurt/Main I, Schließfach 450
V. Jahrgang, Nr. 11/W

28. Mai 1952
INHALTSVERZEICHNIS

GROSSE FRAU GANZ PRIVAT
"Meine Weekends sind immer so erholsam",
sagt Mrs. Roosevelt
(74 Zeilen; 2 Bilder)

. . . Seite 1

WARUM SIND SIE UNZUFRIEDEN?
Testergehnisse in Arbeits- und Berufsfragen
(130 Zeilen)

Seite

3

DURCHDACHTE KUNSTERZIEHUNG
Kunsterziehungsprogramm an den Schulen
von Chikago
(86 Zeilen; 1 Bild)

Seite

7

"SIE SAGEN, WAS SIE DENKEN"
Ein populäres Radioprogramm, das fünf
Farmersfrauen zusammenstellen
(62 Zeilen; 1 Bild)

Seite 10

KURZNACHRICHTEN
Amerikanische Urgroßmutter veröffentlicht
ihre Lebensgeschichte
(9 Zeilen)
Kindergärten auf kooperativer Basis
(19 Zeilen)
Nicht so viel bücken
(22 Zeilen)
53 Projekte in 72 Ländern
Aus der Arbeit des Kinderhilfsfonds der UN
(13 Zeilen)

*

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. . . Seite 12
. . . Seite 12
. . . Seite 13
. . . Seite 13

V M E IM K \ 1)1 EIS ST
U.S.Feature Service

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m . G o r t b t i t r i u r 4 • T e l r l o n 2 0 4 1

Neue Anschrift:

Für die Frau

486

Frankfurt/Main I, Schließfach 450

11. Juni 1952

V. Jahrgang, Nr. 1 2/W
INHALTSVERZEICHNIS
MITTLERIN ZWISCHEN OST UND WEST
Zum 60. Geburtstag von Pearl S. Bück
am 26. Juni 1952
(78 Zeilen; 1 Bild)

Seite 1

2 600 MAHLZEITEN TÄGLICH
Aus dem Leben einer amerikanischen Diätköchin
(96 Zeilen;

Seite

4

DAS MENSCHLICHE GESICHT DER TIERE
Kamilla Koffler, eine in Wien geborene
amerikanische Tierphotographin
(94 Zeilen; 2 Bilder)

Seite

PERSÖNLICHE INITIATIVE FÖRDERT VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
Welt-Freundschafts-Fonds ermöglichte bisher
Frauen aus 15 Ländern Studienaufenthalte
in den USA
(64 Zeilen)

Seite 10

IST KRIMINALITÄT SCHON IM KINDESALTER
ABSEHBAR?
Die Harvard Law School beschäftigt sich
u.a. mit der Frage, ob es eine Handhabe
gibt, um verbrecherischen Anlagen bereits
im Kindesalter entgegenzuarbeiten
(73 Zeilen)
EINE FRAU ÜTT*GT (j^EF DEN ATLANTIK
Zum Jahrestag des ersten Transatlantikfluges einer Frau, der Amerikanerin
Amelia Earhart
(43 Zeilen) # * * * *
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Seite

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Seite

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VM I. l i l KA

DIENS'I
U.S.Feature Service

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m . Goethe«) raaer 4 - T r l r l o n 2 0 4 1

Neue Anschrift:

486

Für die Frau

Frankfurt/Main I, Schließfach 450

25. Juni 1952

V. Jahrgang, Nr. 1 4/W
INHALTSVERZEICHNIS
DIE HERRIN VON FORT KNOX
Schatzmeister der USA ist eine Frau,
Mrs. Nellie Tayloe Ross
(65 Zeilen; 1 Porträt)

Seite

1

EINE AUSSERGEWÖHNLICHE MÄDCHENSCHULE
Das fortschrittliche Bennington
College in Vermont
(90 Zeilen; 2 Bilder)

Seite

3

ÜBERFÜTTERT DIE KINDER NICHT!
Falschernährung aus Unkenntnis und
Leichtsinn
(50 Zeilen)

Seite

6

KOPFSCHMERZ DER FRIEDLICHEN
Neue Erkenntnisse in der Erforschung
der Migräne
(66 Zeilen)

Seite

8

VERÄNDERLICH WIE DIE LAUNEN EINER FRAU
Hattie Carnegie, Henri Bendel und
Sophie Saks zeigen ihre Sommerkollektionen
(60 Zeilen)

Seite

10

FRISCHMILCH IN KONSERVEN
Ein neues Verfahren, Frischmilch mit allen
guten Eigenschaften monatelang zu erhalten
(32 Zeilen)

Seite

*

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• •

12

IVo Jahrgang, Nr. I W

3. Januar 1951

Margaret Chase Smith,
die Lady im "Herrenklub"o
DER SENATOR AUS MAINE
Von C t Hansen.
(106 Zeilen, 950 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — "Der Senator sitzt auf i
der Treppe und pudert sich die Nase", konnte man vor noch nicht
langer Zeit hören,, wenn man sich nach Margaret Chase Smith, einem der beiden Vertreter des Neuengland7Staates Maine im amerikanischen Senat, erkundigte Inzwischen braucht Mrs. Smith aber
nicht mehr nach einem stillen Winkel auf den endlosen Korridoren
des Kapitols in Washington zu suchen, wenn sie sich schnell die
Haare kämmen oder ihre Ansteckblumen erneuern will; man hat ihr ein eines kleines Büro dicht bei dem Sitzungssaal des Senats eingerichtet., in das sie sich zum Ausruhen oder zur Erledigung der wichtigsten Korrespondenzen zurückziehen kann,,
Bezeichnend für Senator Smith ist dabei die Tatsache, daß
sie um diesen eigenen Raum nicht gebeten, sondern bescheiden gewartet hat..
bis man ihr ein Refugium einräumte, nachdem sie es
immer peinlich vermieden hatte, ihre Kollegen in der betont männlichen Atmosphäre des Aufenthaltsraumes für Senatoren zu stören,
Ihrer Meinung nach genügte es durchaus, daß sich die Mitglieder
des "vornehmsten Herrenklubs der USA", des Senates, an die Anwesenheit einer Frau während der Arbeitsstunden gewöhnen mußten»
Eine Frau für Frauen,
Margaret Chase Smith ist nicht die erste Frau, die in dem
Senatsflügel des Kapitols aus™ und eingeht, aber sie ist die er=
ste und bisher einzige, die sich nach erfolgreicher Tätigkeit im
Abgeordnetenhaus für den Senat aufstellen ließ und mit überwältigender Majorität gewählt wurde<*Mrs Smith stammt aus der Stadt
Skowhegan im Staate Maine Von früher Jugend an regte sich bei
ihr ein starker Trieb zur Selbständigkeit, der sie veranlaßte,
sich schon als kleines Mädchen um eine Stellung als Hilfsverkäuferin zu bewerben Der Inhaber des Geschäftes bedeutete Margaret
aber, daß sie erst wiederkommen möge, wenn sie groß genug sei, um
an die Regale heranzureichen 1916 absolvierte Margaret die Oberschule und arbeitete anschließend als Telephonistin, Lehrerin an
einer Landschule? Vertriebsleiterin einer Zeitung und Bürovorsteherin

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

3, Januar 1951

Bürovorsteherin in einer Wollspinnerei. In all diesen Berufen
kam sie viel mit Menschen zusammen, und überall rühmte man ihre
unvergleichliche Art, nicht nur mit Männern, sondern "sogar"
mit ihren eigenen G-eschlechtsgenossinnen gut auszukommen,, Gerade
diese Eigenschaft half der klugen Frau viel in ihrer politischen
Karriere, denn zu ihren eifrigsten Anhängerinnen gehören die
Mitglieder der Frauenvereine von Maine, die Mrs, Smith geschlossen zuerst ins Abgeordnetenhaus und später in den Senat wählten,
1930 heiratete die 32jährige den damals 53jährigen Clyde
EL Smith, einen der aktivsten Politiker der Republikanischen
Partei Maines Wenige Jahre später wurde Mr. Smith Mitglied des
Ausschusses der Republikanischen Partei im Staate Maine und 1937
Mitglied des Repräsentantenhauses. Als ihr Gatte 1940 starb, entschieden sich die Wähler seines Distriktes einstimmig dafür, daß
Mrs» Smith seinen Sessel im Kongreß einnehmen solle.. Margaret
Chase Smith hat Washington seitdem nur noch während der Kongreß
ferien oder zu Dienstreisen verlassen; sie wurde zuerst weitere
drei Mal in das Repräsentantenhaus und 1948 SAgar in den Senat
»»«****.

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gewählte ^ ^
-*K ^ I I A U J I4JVU»O/.«/M ul/pCo^x. U\\~.
So zurückhaltend Mrs Smith ist, wenn es ihre eigene Person
betrifft, so zäh und unnachgiebig ist sie, wenn es um Vorschläge
oder Fragen geht, für die sie sich einsetzt und die ihr wichtig
erscheinen, Sie trat unter anderem dafür ein, daß die weiblichen
Angehörigen des Marinekorps, die sogenannten WAVES, und die
weiblichen Mitglieder der Arm(ee, die WACS, dieselben Rechte wie
ihre männlichen Kollegen erhielten0•Nach dem Kriege besuchte sie
europäische und vorderasiatische Länder und gewann die überzeu
gung, daß die USA hier alle nur mögliche Hilfe leisten müßten,
wenn diese Staaten sich von den verheerenden Folgen des Krieges
erholen sollten. Sie wurde deshalb zu einer der eifrigsten Fürsprecher des Marshall-Planes
. Im Senat schätzt man die ruhige Sachlichkeit des Senators
aus Maine Mrs. Smith liebt es nicht, lange und blumenreiche Reden zu halten; kurz und knapp legt sie ihren Standpunkt klar,
den sie selbst vorher eingehend auf alles Für und Wider hin geprüft hat, Obwohl sie meist mit ihren republikanischen Kollegen
übereinstimmt, gehört sie keineswegs zu den blinden Ja-Sagern der

"AMERIKA DIENST" - FÜR SIE FRAU

3. Januar 1951

der Partei, die vorbehaltlos alles, was von dieser Seite kommt,
gutheißen. Sie nimmt das Recht der Kritik für sich in Anspruch
und bezeichnet sich als gemäßigte Republikanerin. Aber vor allem fühlt sie sich als Vertreterin der amerikanischen Frauen
im Senat, und die amerikanischen Frauen, ob sie im demokratischen oder im republikanischen Lager stehen, sind stolz auf
"ihren11 Senator, der ihre Interessen mit soviel Charme und
Klugheit vertritt. \ £*-»*/# •
Regeln für Politiker.
Margaret Chase Smith hat sich ,selbst einige Regeln gesetzt, die für Jede Frau, die im politischen Leben etwas erreichen will, gelten sollten:
Sie hält es für eine Selbstverständlichkeit, niemals auf
einem persönlichen Vorurteil oder einer Abneigung zu verharren,
sonuern immer und überall zu versuchen, Gegner für sich zu gewinnen oder zumindest gut mit ihnen auszukommen*- Weiterhin
sollte sich jeder Abgeordnete zu jeder Zeit seinen Wählern verantwortlich fühlen und niemals die Verbindung mit seinem Wahlbezirk vexiieren. Die Einwohner von Maine wissen, daß ihr Sena- .
tor Smith das Möglichste tut; zum Beispiel ist sie eine der wenigen, die fast die gesamte Post persönlich durchsehen. Oft
kann man noch spät in der Nacht das Klappern einer Schreibmaschine aus dem Büro hören, in dem Mrs. Smith eigenhändig - denn das
Büropersonal wird pünktlich nach Hause geschickt - noch ihre
Korrespondenz erledigt«
Margaret Chase Smith nimmt es mit ihren Pflichten ernst,
und es gibt wenige Wähler in Maine, die nicht mit ihrem Senator
Zufrieden wären - mit einer Ausnahme: der heute 78-jährigen
Mutter Margaret Smiths. Bei einem Festessen bemerkte die alte
Dame zu ihrer Tochter: "Margaret, wann hörst du mit all diesem
Unsinn auf? Warum setzt"du dich nicht einmal zur Ruhe und heiratest wieder?" Die Tochter antwortete nachdenklich:"Weißt du,
wenn ich das nächste Mal bei den Wahlen nicht gewinne, dann will
ich es mir eventuell überlegen". Aber bei ihrer Beliebtheit steht
zu befürchten, daß sich der Senator von Maine in den nächsten
Jahren noch nicht in das Privatleben zurückziehen kann.
» * * * «

ACHTUNG REDAKTION! Der "AMERIKA DIENST" übersendet Ihnen auf
Anforderung kostenlos drei Bilder zu obigem
Artikel.
- 3 -

"AMERIKA, DIENST" - FÜR DIE FRAU

3. Januar 1951

Die amerikanische Journalistin berichtet
von den Menschen hinter den Ereignissen.
REPORTAGE UND "COLUMN"
Von Dr. Vera Charles.
5. Folge einer Artikelserie:
"Frau und Presse in den USA"
(96 Zeilen, 870 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Zwei Frauen verkörpern
heute in Amerika in ganz besonderem Maße "die Reporterin" und
"die Columnistin": Margaret Higgins, die durch ihre Berichte von
den koreanischen Kämpfen, und Dorothy Thompson, die durch ihre
von mehr als 125 Zeitungen in den USA veröffentlichten Columns
bekannt geworden sind.
Seitdem Nelly Bly, die erste "rasende Reporterin", 1889,
um den Erdball fuhr, um Jules Verne zu beweisen, daß es keiner
80 Tage zu dieser Reise bedürfe, seitdem Nixola Greeniey Smith
als erste Frau "Berichte aus dem Gerichtssaal" veröffentlichte
und Imogene Stanley 1923 den Prinßen von Wales in Kanada interviewte, sind amerikanische Frauen von großen Zeitschriften und
Zeitungen in alle Welt geschickt worden, um über interessante
Neuigkeiten und die menschlichen Hintergründe weltpolitischer
Vorgänge zu berichten. Einige dieser Reporterinnen arbeiteten
sich zur Stellung eines unabhängigen Columnist herauf, das heißt»
man räumte ihnen eine Spalte - englisch "column" - in einer oder
mehreren Zeitungen ein, in denen sie über ihre Erfahrungen berichteten und zu den Tagesfragen Stellung nahmen.
Die moderne Columnistin hat eigentlich zwei "Mütter": einmal die Reporterin und dann die sogenannte "sob-sister", die
Leserbriefe beantwortet, in ihrer Spalte Eheprobleme oder Modeangelegenheiten behandelt und die ihren Namen wegen des Druckes,
den £ie auf die Tränendrüsen ihrer Leser ausübt,, , erhielt. Und
je nach der Beschaffenheit ihrer "Column" neigt die heutige Redakteurin dazu, die eine oder die andere Seite ihrer Herkunft
stärker zu betonerj. Die auch in Deutschland bekannte Anne O'Hare
McCormick zum Beispiel ist, obgleich ihr die "New York Times"
regelmäßig eine Spalte einräumt, in ihren Berichten mehr Reporterin,
- 4 -

"AMERIKA DIENST" -FÜR DIE FRAU
3. Januar 1951
Reporterin, wenn sie auch mit ihrer eigenen Meinung nicht hinterm Berge hält. Für Dorothy Thompson dagegen sind die Ereignisse meist nur Anlässe, ihre Ansicht über die heutige Zeit
darzulegen. Margaret Higgins dagegen ist nur Reporterin. Ihr
kommt es darauf an, als erste einen Bericht zu bringen und möglichst überall dabei zu sein, wo wirklich etwas los ist.
Macht der "Columnists1.'
Margaret Eiggins ist heute für viele Tausende junger Reporterinnen zum Ideal und Ziel ihrer Sehnsucht geworden. Diese
jungen Mädchen haben keinen leichten Beruf. Das Reporterdasein
bringt es mit sich, daß man sich nie auf seinen Lorbeeren zur
Ruhe setzen kann und daß man Tag und Nacht nur für "seine Zeitung" leben muß. Trotzdem ist erstaunlich, wieviel junge Mädchen
sich"heute nach diesem Beruf drängen; die journalistischen Kurse
und Vorlesungen auf Colleges und Universitäten sind stärker besucht, als jemals zuvor.
Die meisten Reporterinnen sammeln ihre Berichte für die gesellschaftliche oder kulturelle Sparte ihrer Zeitung, aber es
ist heute keine Seltenheit mehr, Frauen auf den Pressebänken in
Gerichtssälen oder im amerikanischen Kongreß zu sehen. Trotzdem,
30 gute Arbeit eine Frau auch als Übermittlerin von Tatsachen
leistet, ihr eigentliches Gebiet ist die Berichterstattung, die
sich mit den Menschen beschäftigt, die von den Ereignissen betroffen werden. Und gerade in dieser Eigenschaft sind die Frauen bekannt geworden, deren Namen heute Bürge dafür sind, daß ein
Bericht oder ein Artikel über die Hintergründe eines Geschehnisses spannend und interessant geschrieben ist.
V/er niemals in den Vereinigten Staaten war, kann sich kaum
vorstellen, welche Macht einzelne "Columnists" besitzen und wie
viele Menschen oft von ihnen abhängig sind. Eine der mächtigsten
dieser Damen von der Schreibmaschine ist Louella Parsons, die
mit eiserner Eand das Privatleben der Hollywoodsterne regiert,
von denen es nur wenige wagen, Louella nicht zu beachten. Ihre
Machtposition muß sie allerdings noch mit einigen anderen teilen,
darunter Hedda Hopper, die sich rühmt, Stars "machen" oder "vernichten" zu können. Aber das neue Hollywood, vor allem die unabhängigen Produzenten, geben sich alle Mühe, den Einfluß dieser
Frauen, deren Kritik über den Publikumserfolg eines Filmes entscheider kann, etwas einzudämmen. Louella Parsons und Hedda
Hopper

- 5-

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
3» Januar 1951
Hopper können jedoch für sich in Anspruch nehmen, Hollywood unter die Menschen gebracht zu haben, denn wenige Orte sind in
den USA und der übrigen Welt so bekannt geworden wie die Filmstadt und ihre Bewohner0
Louella Parsons und Hedda Hopper beobachten mit scharfen
Augen den Filmhimmel und Elsa Maxwell die oberen Zehntausendr
aber trotz ihrer oft beißenden Kritik muß man sie mehr unter die
Klasse der "sob-sisters" rechnen als zu den Reporterinnen; ihnen ist nicht die "story" als solche wichtig, sondern! sie bemühen sich, bei den Lesern bestimmte Sentiments für oder gegen
Menschen und Vorgänge zu erzeugen» Dies ist allerdings die Absicht der meisten Columnisten, denn auch Dorothy Thompson will
zum Beispiel durch Berichte über die Lage der Frauen in Europa
die amerikanische Frau dazu ermuntern, ihrerseits etwas zu tun
und helfend einzugreifen. Sie gehörte im Kriege zu jenen Amerikanern, die sich bemühten, Systeme von Menschen zu trennen, und
die immer wieder betonten, daß man die Deutschen nicht in Bausch
und Bogen verdammen dürfe» Ein amerikanischer Journalist hat
sie einmal als "letzte Kreuzfahrerin" bezeichnet, weil sie sich
stets mit Leib und Seele dafür einsetzt, die Menschen und damit
die Welt besser zu machen.,
Von der Reportage bis zur einflußreichen "Column" erscheinen heute in fast allen amerikanischen Zeitungen und Zeitschriften Artikel, die von Fraien geschrieben wurden« Obgleich sie sich
meist an den weiblichen Teil der Leserschaft wenden, schätzt man
sie doch in allen Kreisen der USA, denn sie erzählen von Menschen und ihren problemen und bemühen sichf Beiträge zur Lösung
dieser Erobleme zu liefern.
* * * * *

ACHTUNG REDAKTIONY

Weitere Einzelheiten über bekannte amerikanische Journalistinnen finden Sie in dem
Artikel "Die Frau in der amerikanischen
Journalistik" von Gerard H. Wilk, Amerika
Dienst - "Für die Frau", III. Jahrgangs
Wco 5 vom 6o Februar 1950..

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»AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

3. Januar 1951

Der Mensch über Vierzig
braucht Ruhe und Entspannung»
MAN SOLLTE NICHT SO HASTEN
C 73 Zeilen, 660 Worte)
LOS ANGELES,CALIFORNIA — (Amerika Dienst) — Bisher galt
es in Amerika als ungeschriebenes Gesetz, daß jeder, ganz gleich,
ob jung oder alt, möglichst viel Gymnastik und Sport treiben
solle, um sich frisch und bei Kräften zu halten« Weil sie nach
dieser Vorschrift leben wollen, eilen stattliche Herren in den
"besten Jahren" nach einem aufreibenden Tag im Büro ins Sportstadion, wo sie mit verbissenen Gesichtern um die Bahn keuchen
oder sich mit Hanteln und Gewichten drehen und wenden, um möglichst viel an körperlicher Ertüchtigung in eine möglichst kurze Zeit hineinzupressen» Auch die Frauen stehen nicht zurück.
Ältere Damen, besorgt um die Linie, hetzen durch die Landschaft
oder hinter einem Tennisball her, im guten Glauben, damit ihr
Leben um einige Jahre verlängern zu können»
Viele amerikanische Ärzte vertreten jedoch heute die Meinung, daß jeder, der die Vierzig überschritten hat, sich vor
Übertreibungen, besonders in sportlicher Hinsicht, hüten soll.
Sie weisen darauf hin, daß die älteren Herren ihr Herz über Gebühr hinaus belasten und daß die Damen durch ihren Übereifer nur
noch mehr Hunger bekommen, dann mehr essen und dadurch wieder
dicker werden» Der ältere Mensch sollte nicht versuchen, es um
jeden Preis mit der Jugend aufnehmen zu wollen, denn er handelt
damit gegen die Natur, die nun einmal der Jugend größere körperliche Fähigkeiten und Ausdauer verliehen hat»
Das goldene Maßhalten»
Aber auch der ältere Mensch soll doch elastisch bleiben und
vor allem nicht zuviel zunehmen» Ist es da nicht angebracht,
daß er Sport treibt und viel spazieren geht? Dazu wäre zu sagen,
daß es eine Übung gibt, die für jeden nur die besten Resultate
erzielen kann, nämlich bei Tisch den Kopf energisch ein paarmal
von links nach rechts und wieder zurück zu bewegen, wenn eine
zweite Portion angeboten wird» Für alle Altersgruppen hat sich
Maßhalten im Essen als das beste Mittel erwiesen, überflüssige
Pfunde zu vermeiden, die zwar leicht angegessen, aber nur schwer
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU^
3o Januar 1951
schwer wieder abexerziert sind» Gymnastik und Sport sollten für
die Älteren unter dem Motto stehen: Nicht übertreiben! Wer spazieren gehen will, der gehe ruhig, aber er hetze nicht durch
die Gegendo Wer gerne Tennis spielt, soll seinen Lieblingssport
nicht aufgeben, aber er soll die Tennisleistung einer Woche
nicht in einen Nachmittag hineinzupressen versuchen?, wer auf
seine Gymnastik nicht verzichten will, der sollte jeden Tag
5 bis 10 Minuten Lockerungs- und Entspannungsübungen beim offenen Fenster treiben, statt einmal in der Woche eine Stunde lang
das Äußerste aus sich herauszuholen
Neben den Faktoren des körperlichen Wohlbefindens stehen
die des seelischen Gleichgewichtes. Nur zu oft erreichen Nervöse
und Überarbeitete mit ihren sportlichen Übungen nichts weiter,
als daß sie noch nervöser und überarbeiteter werden. Auch hier
sind Entspannungsübungen oder gemütliches Spaziergehen wesentlich, da sie Verkrampfungen lösen, während Überanstrengung beim
Sport nur zu weiterem Verkrampfen führt» Wichtig ist bei dieser
ganzen Frage vor allem die Einstellung des älterwerdenden Men'sehen gegen sich selbst0 Es ist gewiß nicht leicht, sich eines
Tages sagen zu müssen, daß man es nicht mehr mit den Jungen aufnehmen kann und daß man bei einigen Dingen das Zusehen lernen
muß, statt selbst mitmachen zu können Wer sich aber einmal da•mit abgefunden hat, der wird entdecken, daß er durch das langsamere Tempo auch viel gewinnto Statt von einer Verpflichtung
zur anderen zu jagen, kann sich der ältere Mensch Zeit lassen,
Kindern auf der Straße zusehen oder einmal rund um den Park
schlendern
Alle Ärzte heben immer wieder einen Punkt als besonders
wichtig hervor: Wer die Vierzig überschritten hat, sollte sich
regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen, auch wenn er sich noch
so wohl fühlto Der Arzt kann am besten entscheiden, wie- sehr man
seinen Körper und seine Nerven beanspruchen kann, und vielen
Herzkranken haben rechtzeitiges Zum-Arzt-Gehen und rechtzeitiges
Entspanne'n das Leben gerettete Jede Stunde wirklicher Entspan- nung kann ein paar Stunden mehr im Lebenskalender bedeuten ganz abgesehen von den vielen Freuden, die Ruhe und Gemütlichkeit bereiten können Altern ist nicht schlimm, wenn man nicht
mit Gewalt versucht, jung zu bleiben, und wer einmal mit dem Hasten und-Jagen aufgehört hat, wird entdecken, wie angenehm ein
bißchen Faulheit sein kann»;
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

3=. Januar 1951

Ein neues amerikanisches Kochbuch
fördert das Kochen mit Liebe und Kenntnis.
BILDERBUCH DER KÖCHIN
(34 Zeilen, 300 Worte)
NEW YORK —- (Amerika Dienst) — Ein reich illustriertes
Kochbuch, das auf Grund 30jähriger Erfahrungen und Forschungen
zusammengestellt wurde, ist kürzlich von der McGraw-Hill Book
Co. in New York veröffentlicht worden0 Es bietet auf 450 Seiten
nicht nur mehr als 2000 Rezepte, sondern darüber hinaus auch
noch kulturhistorische Betrachtungen über die Geschichte bekannter Lebens- und Genußmittel (etwa des Kaffees), praktische Hinweise für arbeitsparende und billige Zubereitungsmethoden und
ein Vokabularium der Küchensprache•
In dieses Wörterbuch sind neben allen in der amerikanischen
Küche geläufigen Ausdrücken auch zahlreiche ausländische aufgenommen, die sich hier und da auch in die amerikanische Küchensprache einschleichen, wie etwa Minestrone, Borschtsch, Gulasch
(englisch "goulash" geschrieben), das mexikanische Tamale, Gumbo (gemüseartig zubereitete Früchte des eßbaren Eibischstrauches, beliebt in Westindien) und Baba (ein Napfkuchen aus Honigteig mit Rumzusatz).
Alle Rezepte sind von Fachleuten erprobt und die Speisen
von gewiegten Feinschmeckern durchgekostet worden, ehe man sie
in das Buch aufnahm. Der Herausgeber des Kochbuches, die große
Mühlengesellschaft General Mills, Inc., beschäftigt übrigens
einen ständigen Stab von Hauswirtschaftsexperten, der täglich
bis zu 2000 Fragen von Hausfrauen aus allen Teilen Amerikas beantwortet. Man erprobt hier auch neuentwickelte Haushaltgeräte,
ehe man sie weiterempfiehlt.
Das Kochbuch ist so klar und dabei interessant geschrieben,
daß einerseits auch die weniger erfahrene Hausfrau die Rezepte
verständlich findet, andererseits aber auch erfahrene Chefköche
noch einzelne wertvolle Hinweise und Rezepte für Spezialitäten
darin finden können. Illustriert ist das Buch mit 36 ganzseitigen Farbaufnahmen und über 2000 Schwarzweiß-Photos und Skizzen.
Die Bilder beziehen sich teilweise auf Zubereitungsmethoden,
teilweise auf Tafeldekorationen und richtiges Servieren
auf zweckentsprechende Lagerung von Nahrungsmitteln.
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sowie

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

3. Januar 1951

KURZNACHRICHTEN
SÜßER WETTBEWERB
(17 Zeilen, 160 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Trotz Büchsenöffner und
backfertiger Kuchenmischungen ziehen es viele Amerikanerinnen
immer noch vor, ihre eigenen Rezepte zu versuchen. Sie können
damit nicht nur ihren Ehemännern Freude machen, sondern auch
recht erhebliche Preise gewinnen; einmal im Jahr treffen sich
nämlich die besten Bäckerinnen und Köchinnen aus allen amerikanischen Staaten in New York, um dort an dem großen Wettbacken
der amerikanischen Mühlenfirma "Pillsbury" teilzunehmen. Diese
besten von den 250 000 ursprünglich am Wettbewerb Beteiligten
müssen hier eigene oder alte Familienrezepte herstellen, die von
einem Preisrichterkollegium beurteilt werden. In diesem Jahre
nahmen zum ersten Male auch junge Mädchen von 11 bis 20 Jahren
teil, die in einer Sonderklasse, der Junior-Abteilung, begutachtet wurden. Der Gewinnerin des ersten Preises winkt der erhebliche Betrag von 50 000 Dollar, daneben wird sie - als einfall .reiche üöchin und stolze Hausfrau - durch die Reklame der
Firma zu einer bekannten Persönlichkeit.
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NEUARTIGER MÖBELÜBERZUG
( 14 Zeilen, 130 Worte)
WTLMINGTON, DELAWARE — (Amerika Dienst) — Mit NylonMatelasse überzogene Möbel werden in den nächsten Wochen in den
Vereinigten Staaten auf den Markt kommen. Das neue Material soll
sich, nach Mitteilung der Dupont Company in Wilmington, Delaware, besonders zum Überziehen von Sofas und Stühlen eignen und
in Aussehen und Strapazierfähigkeit gleich vorzüglich sein.
Das aus ^QQc/o Nylon mit Baumwollrückseite hergestellte Gewebe wurde versuchsweise einer Beanspruchung unterworfen, die
einem normalen einjährigen Gebrauch entspricht, ohne daß es
Anzeichen von Abnützung gezeigt hätte.
Ein weiterer Vorteil des neuen Materials ist, daß es leicht
im Haushalt gereinigt werden kann. Milch-, Schokolade-} Tinten-,
Lippenstift- und gewöhnliche Schmutzflecke lassen sich durch einfache Anwendung von Seife und Wasser entfernen; für größere Fettflecke
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

3. Januar 195t

Fettflecke empfehlen die Werke die normalen im Handel erhältlichen Reinigungsmittel.
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KINDBETTFIEBER FAST AUSGEROTTET
(19 Zeilen, 170 Worte)
Die "Vereinigten Staaten sind das erste große Land, in dem
es gelungen ist, die .Mütter-Sterblichkeit auf weniger als ein Promille bei den Lebendgeburten zu reduzieren - ein gewaltiger Fortschritt, wenn man bedenkt, daß noch vor hundert Jahren bis zu
20$ der Entbindungen durch Kindbettfieber oder andere Komplikationen für die Mutter tödlich verliefen. Bahnbrechend wirkte
hier im vorigen Jahrhundert der österreichische Arzt Ignaz Semmelweis, der durch antiseptische Behandlung das Kindbettfieber erfolgreich bekämpfte, aber bei seinen Zeitgenossen nur
wenig Verständnis für seine Lehren fand. Seither ging die Sterblichkeit stark zurück, betrug aber im Jahre 1933, vor der Einführung der Sulfonamide und der Antibiotika, selbst in den USA
immerhin noch 6,2 pro 1000 Lebendgeburten. Im Jahre 1948 war die
Zahl auf 1,2 gesunken, und im Jahr 1949 wurde erstmals diese Zahl
auf weniger als ein Promille gedrückt, wie die amerikanische
Ärztevereinigung kürzlich bekanntgab. Die Todesfälle durch Kindbettfieber und andere Folgen von Entbindungen sind damit auf einen
winzigen Bruchteil von einst gesunken, doch auch gegen diese wenigen Fälle geht der Kampf der Ärzte unentwegt weiter.

* * * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

IV. Jahrgang, Nr» 2 1,

10. Januar 1951

Eine kleine Typologie der Frau
für die letzten 50 Jahre.
FRAUEN - GESTERN UND HEUTE
Von C. Hansen
(106 Zeilen, 960 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
An jeder Jahreswende
drängt es die Menschen, auf das Vergangene zurückzublicken, vor
allem aber, wenn diese Wende den Beginn eines größeren Zeitabschnittes, etwa einer neuen Jahrhunderthälfte, anzeigt. Die
letzten 50 Jahre bedeuteten für die Menschheit Krisen und Entwicklungen, die alle bisherigen übertrafen. Besonders aber die
Frauen hatten alle Veranlassung, teilweise mit Kopfschütteln
und teilweise mit Befriedigung diese Zeit zu betrachten, denn
neben den üblichen Wandlungen in Mode und Gewohnheiten brachte
sie den Frauen einen ungeheuren Umschwung, der sich in größeren
Möglichkeiten, Steigerung der Verantwortung und vor allem mehr
und mehr Arbeit anzeigte. Forderten um 1900 die Frauen noch
mit Nachdruck politische und wirtschaftliche Rechte, so trugen
zwei Kriege, wirtschaftliche Krisen und die wachsende Unsicherheit des ganzen Lebens sehr rasch dazu bei, den Frauen immer
mehr Pflichten zuzuschieben und sie mit und gegen ihren Willen
voll und ganz an allen Aufgaben des täglichen lebens zu beteiligen.
Dieser Prozeß blieb nicht auf ein einzelnes Land oder
einen Erdteil beschränkt. So stark sich die Frauen der großen
Kontinente Nordamerika und Europa zu Beginn dieses Jahrhunderts
glichen, so ähnlich und stark wandelten sie sich durch die Erschütterungen und Erlebnisse der nachfolgenden Jahre. Um 1900
galt die Rezniczek-Dame, eine geheimnisvolle Schönheit, die mit
ihren Reizen nicht geizte, dabei aber immer noch eine wenn auch
leicht "gelockerte" Haltung bewahrte, als Idol der europäischen
Gesellschaft. In Amerika und England war es das "Gibson Girl" nach dem bekannten Zeichner Charles Dana Gibson - mit der schlanken Taille und der hochgetürmten Frisur, das für eine Reihe von
Jahren vorbildlich wirkte. Aber schon einige Jahre später hatte
sich das Bild gewandelt: Der europäische "Titüskopf" wurde das

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

10. Januar 1951

das Symbol der Unabhängigksitsbestrebung der Frauen, und kurz
vor dem ersten Weltkrieg schnitt sich eine amerikanische Tänzerin, Irene Castle, als erste einen wirklichen Bubikopf. Auch
in der Mode waien Veränderungen eingetreten: Rauschte das Gibsongirl noch in feierlichen und langen Gewändern einher, galt
es noch als unziemlich, mehr oder weniger schlanke Fesseln zu
zeigen, so wurden jetzt die Röcke enger und arteten schließlich zur Monstrosität des Humpelrockes aus.
Die "Flapper-Ära"
Am einschneidendsten wirkte wohl der erste Weltkrieg. Die
europäische Frau, besonders die deutsche, war engültig aus der
geborgenen Bürgerlichkeit der Zeit vor der Weltkatastrophe gerissen worden, aber auch die amerikanische Frau erlebte einen
bedeutenden Umschwung. In der ersten Zeit nach dem Kriege herrschte der "Vamp". Das Kino hatte sich inzwischen durchgesetzt,und
überall versuchten jetzt die Frauen, ebenso geheimnisvoll und
verführerisch wie Theda Bara, Gloria Swanson oder»in Europa»
wie Pola Negri zu wirken. Je höher aber die Wogen des "Geschäfte-"
und "Geldmachetaumels" gingen, desto härter und unliebenswürdiger gab sich die Frau. Anmut, Haltung und Schönheit galten
nicht mehr, stärker als je zuvor verzichtete die Frau auf ihre
Fraulichkeit und wurde zum "Career-Girl", dem Mädchen, das nur
dem Berufe und dem Vorwärtskommen lebt, oder zum "Flapper",
dem reinen Luxusgeschöpf. In Europa verlief die Entwicklung
ähnlich, nur mußten hier, hervorgerufen durch die ungünstigen
Lebensverhältnisse und den Männerausfall, sich sehr viel mehr
Frauen einem nicht vnmer leichten Broterwerb zuwenden. Die Einstellung dieser Zeit spiegelte sich auch in der Mode wider.
"Herrenschnitt" und die alle weiblichen Formen negierende tiefe
Taille regierten. Topfhüte verdeckten Haare und Stirn, und nur
die Beine wurden mehr als je zuvor zur Schau gestellt.
Mit der großen Krise setzte wieder ein Umschwung ein. Das
Leben wurde auf der einen Seite härter, aber auf der anderen
Seite verlor es viel von der hektischen Getriebsnheit der zwanziger Jahre. Neben der Ungunst der Lebensbedingungen trat die
Angst vor einem neuen Krieg und in Europa der Zwang der Diktaturen. Die Frau sollte von Staats wegen wieder zu "Küche und

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

10. Januar 1951

und Kindern" zurückgeschickt werden; andrerseits wollte man aber
in keiner Weise auf ihre für die Wirtschaft wertvolle Arbeitskraft verzijäten. Um hier eine Art von Ausgleich zu schaffen,
ließ man in Film und auf der Bühne die "Dame" wieder auferstehen
und pries den Reiz und die Anmut schöner Frauen.
Amerika erlebte eine ähnliche Entwicklung. Auch hier hatte
die Wirtschaftskrise ungünstigere Lebensbedingungen geschaffen,
aber der Zwang, der auf vielen europäischen Frauen lastete,
fehlte. Stärker als in Europa setzte sich jedoch der Einfluß
von Kino und Radio durch, und strahlend und bezaubernd grüßte
von Millionen von Plakaten und Reklamen das "Glamor-Girl", jenes Mädchen, das aus sehnsüchtigen Träumen herausgeschnitten
scheint. "Glamor", dieses unübersetzbare Glitzerwort, eroberte •
sich die Welt., und drang mit den Hollywoodfilmen bis in die entferntesten Länder. Fast konnte man es als logischen Schluß einer
Entwicklung ansehen, daß die Frau, die als strahlendste Vertreterin des "Glamor-Types" galt, Rita Hayworth, den reichsten
Mann der Welt heiratete und damit den Wunschtraum aller hübschen
Mädchen verwirklichte.
In rascher Folge wechselten nach diesem letzten Krieg Moden, Haartrachten und Auffassungen über die Stellung der Frau. .
Wiederum hatte sie überall mit zugreifen müssen, und wiederum
war sie, wie nach dem ersten "Weltkriege, aus diesem großen Ringen mit vermehrten Pflichten und Rechten hervorgegangen. Aber
weniger denn je ist die heutige Zeit geeignet, einen bestimmten
Typ zu schaffen, wie er einmal im Gibson Girl oder dem Flapper
bestand. In aller Welt sind sich die Frauen bewußt geworden,
daß sie in der heutigen Zeit eine große Verantwortung tragen
und daß sie dieser Verantwortung nur gerecht werden können, wenn
sie voll und ganz ihren Mann stehen, sich dabei aber ihrer
Weiblichkeit bewußt bleiben. Diese Auffassung spiegelte sich
auch in der Mode: wider. Heute kann fast jede Frau ihrem eigenen
Stil huldigen, und nur diejenigen, denen die Mode Zeitvertreib
oder Gelderwerb bedeutet, halten sich an strenge Vorschriften
aus Paris oder New York. Unsere eigene Zeit und Stellung können
wir aber heute noch zu wenig übersehen, und vielleicht werden
wir einmal recht erstaunt sein, mit welchem Schlagwort man im
Jahre 2000 das Jahr 1951 kennzeichnen wird.
* * * * *

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

10. Januar 1951

Amerikanische Wissenschaftler haben zum Thema
"Schwiegereltern" manches Interessante zu sagen.
SCHWIEGERMÜTTER - GELIEBT UND GEFÜRCHTET
(116 Zeilen, 1050 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — In Witzblättern und Kurzgeschichten und leider auch nur allzuoft im wirklichen Leben
spielt das Verhältnis zwischen den jungen Eheleuten und den
Schwiegereltern, vor allem den Schwiegermüttern, eine wichtige Rolle, und manche Ehe ist nicht zuletzt deshalb in die
Brüche gegangen, weil mit den Schwiegereltern kein gutes Einvernehmen herrschte. Die Wissenschaft, der man so oft den
Vorwurf der Weltfremdheit macht, ist aber inzwischen darangegangen, genau und sorgfältig Material über diese wichtige soziologische Beziehung zusammenzutragen und die entsprechenden
Schlußfolgerungen zu ziehen.
Die Abteilung für Hauswirtschaftslehre an der berühmten
Cornell-Universität in Ithaca (New York) veranstaltete kürzlich
eine Rundfrage, bei der 150 Frauen interviewt wurden, die 11
Jahre oder kürzer verheiratet waren. Niemand wurde nach seinem
Namen gefragt, aber jeder wurde ersucht, möglichst genau über
das Verhältnis zu den Schwiegereltern Auskunft zu geben.
Wer hat Schuld?
Dabei zeigte sich, daß dieses Verhältnis gar nicht immer
so schlecht zu sein pflegt, wie man annahm. Vielmehr standen
in mehr als der Hälfte aller Fälle beide Ehegatten auf sehr
gutem Fuß mit den Eltern des Partners, und von den übrigen
hatte der überwiegende Teil gleichfalls im Laufe der Zeit einen
Modus gefunden, um. mit den Schwiegereltern leidlich auszukommen. Nur sechs Prozent der Befragten sprachen von ernsten oder
sogar unüberwindlichen Schwierigkeiten und völligem Nichtverstehen.
Nun war man in Cornell natürlich nicht so unvorsichtig,
daraufhin kurzerhand alle Schuld den Schwiegereltern zuzuschieben, sondern man fand vielmehr, daß oftmals die Schwiegertöchter bezw. -söhne nicht ganz unbeteiligt seien, und stellte
deshalb einige Verhaltensregeln und Ratschläge für beide Teile
auf.
Da

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
10. Januar 1951
Da heißt es zunächst bei den Ratschlägen für Schwiegertöchter (-söhne):
lo Sprechen Sie die Schwiegereltern mit "Mutter", "Täter",
"Papa" oder in anderer freundlicher Weise an! Wenn Sie hingegen unbedingt ein unangenehmes Verhältnis schaffen wollen,
dann verwenden Sie überhaupt keinen Namen, wenn Sie mit
ihnen sprecheno
2o Wenn es sich halbwegs einrichten läßt, dann wohnen Sie nicht
mit Verwandten zusammen! Es ist oftmals besser, in einer
schlechteren Wohnung sein eigener Herr zu sein, als in einer
besseren Rücksichten nehmen zu müssen« Nur ganz besonders
freundliche und nachgiebige Menschen können reibungslos mit
Schwiegereltern zusammenleben*,
3o Freunden Sie sich mit den Schwiegereltern noch vor der Hochzeit an! Wer seinen Eltern unerwartet die neuangetraute Frau
mit der knappen Bemerkung: "Wir haben gestern geheiratet",
vorstelltp der wird nicht annehmen können, daß sie dieser
ins Haus geschneiten Fremden viel Sympathie entgegenbringen
werden0
4o, Lernen Sie etwas über Ehe, bevor Sie heiraten! Frauen, die
"Bräutekurse" absolvierten, kamen im allgemeinen auch mit
den Schwiegereltern etwas besser aus als "ungeschulte" •
Fraueno
5, Wählen Sie als Ehepartner einen Mann, der mindestens Ihr
eigenes Bildungsniveau hat! Wenn auch Vorurteile in dieser
Richtung allmählich verschwinden, so erwartet man doch vorläufig noch vom Mann, der geistige Lenker der Familie zu
seino
6o Auch Unterschiede in der religiösen Überzeugung gehören zu
den Ursachen für Auseinandersetzungen mit den Schwiegerelternc
7o Heiraten Sie möglichst einen Mann, dessen Eltern ein glückliches Familienleben führen! Wenn seine Eltern zusammen
glücklich sind, werden sie sich nicht hartnäckig an ihn
klammerno
Selbstverständlich gibt es auch viele Gewissensfragen und
Ratschläge für die Schwiegerelternc Die Soziologen der CornellUniversität führten als die wichtigsten an:
lo Mischen

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
10.. Januar 1950
lo Mischen Sie'sich nicht ein! Unerbetene Ratschläge stehen an
der Spitze allerKlagen über Schwiegereltern,, Erzählen Sie
von Ihren Erfahrungen nur, wenn Sie darum gebeten werden,
und überlassen Sie es dann dem jungen Paar, ob es die Ratschläge befolgen will oder nicht.
2. Wenn Ihr Kind heiratet, so verschieben sich damit auch seine
Interessen, Klammern Sie sich deshalb nicht mit aller Gewalt
an Ihren Sohn oder Ihre Tochter! Sollten Sie verwitwet oder
geschieden sein, dann suchen Sie sich andere Interessengebiete»
3» Seien Sie andererseits nicht zu gleichgültig; ignorieren Sie
vor allem Ihre Enkelkinder nicht! Junge Eltern sind stolz
auf Ihre Kinder, und jede Mißachtung bedeutet für sie eine
Kränkung.
4. Richten Sie Ihre Briefe nicht nur an Ihren Sohn (Tochter),
sondern an beide! Sprechen Sie ferner Ihre Schwiegertochter
bzwo Ihren Schwiegersohn stets freundlich, eventuell auch
mit einem Kosenamen anu
5. Betrachten Sie die angeheirateten Verwandten nicht als Eindringlinge und Fremde, sondern von allem Anfang als Mitglieder Ihrer eigenen Familie! Und lassen Sie in Ihren Bemühungen um Verständigung nicht nach* Viele Streitigkeiten kommen
bloß daher, daß ein Teil die Hoffnung auf friedliches Einverständnis zu früh aufgibto
6„ Bleiben Sie gelegentlich als "baby-sitter" bei den Enkeln»
wenn die Eltern fortgehen v/ollen! Andererseits müssen selbstverständlich die Eltern genügend Verständnis aufbringen, um
Sie nicht auszunützen^
7. Leisten Sie finanzielle Unterstützung nur, wenn sich die
zwingende Notwendigkeit ergibt-und Sie es sich leisten können, aber lassen Sie niemals das Gefühl einer Verpflichtung
aufkommen! Geldprobleme haben oft das freundschaftliche Zusammenleben beeinträchtigt: "Was würdet Ihr ohne uns machen?"
und "Schließlich ist das mit'unserem Geld gekauft" zerstört
oft jede Zuneigung zu den Schwiegereltern,,
Eines aber haben die Fragebogen der Cornell-Universität
vor allem gelehrt: Das Wichtigste ist das Gefühl, eine einzige
Familie zu sein. Wenn noch so viele andere Regeln gebrochen und
Ratschläge mißachtet waren - das Gefühl: "Wir gehören alle zusammen" hat immer noch geholfen Wo die.Schranken zwischen "eigenen Verwandten" und "Angeheirateten" fallen und alle nur noch
Mitglieder einer-einzigen großen Familie sind, da wird das
TSchwiegermutter-Froblem" sich kaum jemals erheben,
• * # # #

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU-

10. Januar 1951

LIGHT IM HAUSE
(70 Zeilen, 630 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Während der langen, dunklen Stunden des Winters ist man mehr als sonst auf die künstlichen Beleuchtungsmöglichkeiten angewiesen. Leselampen, Nachttischlampen und andere Beleuchtungskörper v/erden reichlicher
in Anspruch genommen, und oft entdeckt man ganz neue Möglichkeiten, sein Zimmer durch unterschiedliche Beleuchtung gemütlicher und v/ohnlicher zu machen.Andererseits muß man oft feststellen, daß ein Raum kahl oder unfreundlich wirkt, v/eil man
nur eine grelle Deckenbeleuchtung besitzt, oder daß die Augen
schmerzen, weil die Leseecke ungenügend beleuchtet ist
So sehr sich auch Architekten und Beleuchtungsfachleute
in Amerika mit den Problemen der Ausleuchtung von Büros, Geschäftsräumen und Straßen beschäftigt haben, so verhältnismäßig wenig befaßte man sich mit den Möglichkeiten der Lampenund Beleuchtungskörpergestältung in den Wohnungen« Immer noch
regieren die Stehlampen mit dem durchsichtigen Schirm, der das
Licht ungünstig verteilt und wenig zur Licht- und Schattenmodellierung des Raumes beiträgt. Bei den Deckenbeleuchtungen
verwandte man entweder Kronen, die unruhiges, oder einfache
Kugeln, die hartes Licht verbreiten.. Erst in letzter Zeit
brachte man Lampen auf den Markt, die mehr den Anforderungen
der modernen Innenausstattung in Form und Licht gebung entsprachen.
Man ging vor allem von dem Grundsatz aus, daß eine Lampe
zweckentsprechend sein soll und daß sie, wenn sie nichts weiter
sein will, als ein Lichtspender, schon durch ihre Zweckmäßig• keit schön wirkt. Neben den ruhigen Linien der modernen Möbel
nehmen sich die schlichten Formen der neuen Lampen, bei denen
'Ständer und Arme ohne Verzierungen gehalten sind und die viele Einstellungen ermöglichen, angenehm und formschön aus. Besonders vielseitig ist z.B. eine neue Stehlampe, die drei Beleuchtungskörper trägt, die wiederum alle verstellbar sind,
sodaß man eine Unzahl von 3eleuchtungsmöglichkeiten erhältu
Immer mehr kommt man heute von dem üblichen Deckenbeleuchtungskörper ab. Nur in Eßzimmern bringt man eine Hänge1 amp e

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

10. Januar 1951

Hängelampe direkt über dem Eßtisch an, die nach Gefallen nach
oben oder nach unten gezogen v/erden kann. Über der Anrichte befestigt man eine Y/andlampe, damit hier genügend Licht zur Verfügung steht. Heute stattet man nur noch Küchen und Badezimmer
mit heller Deckenbeleuchtung aus, da es sich hier mehr oder
minder um "Werkräume" handelt.
Licht- und Schatteneffekte.
Wichtig sind natürlich gute Beleuchtungskörper an den
Toilettentischen und Stehspiegeln. Sie sollen möglichst den
Beschauer selbst anstrahlen, um verwirrende Reflektionen im
Spiegel zu vermeiden. Leselampen sollen einen konzentrierten
Lichtstrahl und kleinere Eckenbeleuchtungen neue Raumaspekte
vermitteln. Sehr schön wirken zum Beispiel verdeckte Beleuchtungskörper, die einzelne Teile des Zimmers in warmes Licht
tauchen und hei Kerzenbeleuchtung die gemütliche Atmosphäre
noch erhöhen. Im Schlafzimmer sollte man vom Bett aus nicht
nur die Nachttischlampe, sondern noch v/eitere Beleuchtungskörper einschalten können, um ein Umhertappen im Finstern zu
verhindern.
Wer sich heute neue Beleuchtungskörper anschafft, sollte
genau wissen, was er von einem Raum und damit von seiner Beleuchtung erwartet und verlangt. Wer den Nachdruck auf Gemütlichkeit legt, wird sich eine oder zv/ei lichtstarke Leselampen
erwerben, die das Buch gut beleuchten, daneben aber durch
kräftige Schattenwirkung das Gefühl der Abgeschlossenheit vermitteln. Wer an seinem Zimmer als Ganzheit interessiert ist,
wird sich eine Reihe von kleineren Beleuchtungskörpern an Wänden und in den Ecken anbringen, die alle Linien des Raumes
noch unterstreichen und Variationsmöglichkeiten offen lassen.
Zweckmäßigkeit und schlichte Formen lassen die modernen
Lampen zu einem akzentgebenden Teil der modernen Wohnung v/erden. 3ei Tage unauffällig und zurückhaltend, unterstreichen
sie bei Nacht durch ihre Ausleuchtungsmöglichkeiten die Eigenart und den Stil der Einrichtung. Außerdem werden sie noch
allen Ansprüchen der Beleuchtungstechnik völlig gerecht.
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"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU

10. Januar 1951

Junge Erfinder konstruieren die seltsamsten
Haushaltsgeräte, und so kocht Baby selbst
seine Milch - durch Geschrei.
FENSTERSCHLIESSER UND WINDELWECHSLER
Von Emile C. Schurmacher.
(74 Zeilen, 670 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die zufriedensten Goldfische der Welt schwimmen wohl in den Zimmeraquarien einiger
Wohnungen in Schenectady im Staate New York, und dort leben
auch die vielleicht zufriedensten Babies und die bestausgeschlafenen Männer: denn in Schenectady wohnen neben rund
100 000 "normalen" Menschen auch die jugendlichen Erfinder,
die an dem Creative Engineering Program.,: dem Projekt "Schöpferische Technik" der General Zlectric Company, teilnehmen.
Während ihrer Arbeitsstunden beschäftigen sie sich unaufhörlich mit neuesten technischen Errungenschaften und deren
praktischer Auswertungsmöglichkeit, aber auch in ihrer Freizeit konstruieren sie allerlei nützliche, oft jedoch recht
seltsame Geräte, darunter gleich mehrere, die das Aufstehen
am Morgen erleichtern und angenehmer machen sollen. Wir wissen alle, wie unangenehm es ist, an einem kalten Wintermorgen
aus dem Bett zu kriechen: In der Nacht hat man natürlich der
Lüftung wegen das Fenster offenstehen gelassen, und in der
Frühe ist daher das Zimmer dementsprechend kalt.
Dick Cobean, eines der jungen Genies, hat bereits eine
einwandfreie Lösung gefunden: Ein paar Drähte, ein kleiner
Motor und allerlei technischer Krimskrams - und fertig war
die Hexerei. Der Wecker wurde "ganz einfach" an einen Mechanismus angeschlossen, der die Fenster langsam und geräuschlos
schloß und überdies die Zentralheizung andrehte. Das geschah
jeweils eine halbe Stunde vor dem Ertönen der-Weckerklingel.
Innerhalb dieser Zeitspanne hatte sich dann die Luft im Zimmer
hinreichend erwärmt, um ein angenehmes Aufstehen zu gewährleisten, ohne daß man deshalb die ganze Nacht hindurch die gute
frische Luft hätte entbehren müssen.
Da bekanntlich am frühen Morgen jede Sekunde kostbar ist,
baute ein anderer Kursteilnehmer in seinem Auto einen Wecker
ein, der im Winter den Starter des Wagens betätigte und so den

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

10o Januar 1951

den Motor warmlaufen ließ, ehe der Eigentümer noch aus dem Haustor trat.
Alles für die Jüngsten.
Unter den "creative engineers" sind auch zahlreiche junge
Familienväter; diese wandten ihr-Augenmerk selbstverständlich
auch ihren Jüngsten zu und erfanden allerlei kuriose Mechanismen, wie etwa das Windelwechselsignal und den Schrei-Kocher.
Das erste dieser Geräte gibt ein LichtSignal, wenn wieder einmal "etwas passiert" ist: In den Windeln sind zwei kleine Plättchen, die bei einer Veränderung des Feuchtigkeitsgehaltes in
der Umgebung einen schwachen elektrischen Impuls erzeugen, der
seinerseits eine Neonröhre aufflammen läßt oder ein akustisches
A1armsignal gibt.
Der Schrei-Kocher wiederum schreitet gleich selbsttätig
zu Hilfsmaßnahmen. Ein Mikrophon am Bett des Kindes nimmt die
Schreie des hungrigen Säuglings auf und schaltet einen Elektrokocher mit der Milch ein. Sobald die Milch die richtige Temperatur erreicht hat, ertönt ein Klingelzeichen neben dem Kopfende des elterlichen Bettes, Überdies schaltet sich eine Beleuchtung ein, die den Y/eg zum Bett oder zur Wiege des Babys in sanftes Licht taucht«,
Auch die Haustiere haben Gelegenheit, den Erfindungsgeist
der jungen Forschungsstudenten zu bewundern. So hat Hugh Forman
einen automatischen Goldfischfütterungsappast an sein Aquarium
gebaut: In regelmäßigen Zeitabständen gleitet aus diesem Gerät
m

eine ganz bestimmte Menge Fischfutter in das Wasser. Die Goldfische sollen, dem Erfinder zufolge, mit dieser mechanischen
Fütterungsmethode sehr zufrieden sein.
Die Kursteilnehmer sind teilweise aus besonders vielversprechenden jungen Ingenieuren und Arbeitern ausgewählt, teils
haben sie sich selbst zu den Lehrgang gemeldet. Alle Anwärter
v/erden zunächst einer Eignungsprüfung unterzogen,und von sechs
Bewerbern erringt nur jeweils einer die Berechtigung, an dem
zv/eijährigen Kurs teilzunehmen, dessen Kosten zu Lasten der
Firma gehen- Im ersten Unterrichtsjähr steht es den Studenten
meist frei, den Themenkreis ihrer Erfinderarbeit selbst zu
wählen, im zweiten Jahr werden sie dazu angehalten, modernste

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"AIJERIKA SIEHST" - FÜR DIE FRAU

10. Januar 1951

modernste Forschungsergebnisse zur Konstruktion kommerziell
nutzbarer, praktischer oder für die Forschung wichtiger Geräte
zu verwenden. In der Freizeit können sie jedoch erfinden, was
sie wollen •» vom Fenster Schließer bis zum Automatenbüffet für
Goldfische , . .
* * * * *

(Copyright freigegeben von "This Week", New York)

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich.

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IV. Jahrgang> Nr. 3

ff.

17. Januar 1951

Ihr Leben gehörte dem Kampf
für die Rechte der Frau.
SUSAN Bc ANTHONY
Von C. Hansen,
(9? Zeilen, 840 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Altes Sohlachtroß" kann man
im allgemeinen nicht zu einer älteren Dame sagen, ohne sie damit
zu beleidigen. Susan B. Anthony, die bekannte amerikanische
Frauenrechtlerin, war jedoch stolz darauf, von ihren Nachbarn
und Freunden mit diesem "Kosenamen" benannt zu werden. Ihr ganzes
Leben war ein einziger Kampf. Viel hatte sie an Schmähungen und
Kränkungen einstecken müssen, aber niemals hatte sie sich unterkriegen lassen, und sie durfte erleben, daß man ihre Ideale
schließlich ernst nahm und daß der Ruf "Votes for Women" - Gebt
den Frauen das Stimmrecht - immer stärker wurde.
In dem Städtchen Adams in Massachusetts, wo ihr Vater eine
Baumwollspinnerei besaß, erblickte sie am 15« Februar 1820 das
Licht dier Welt. Daniel Anthony war überzeugter Quäker, der ohne
die geringste Furcht vor der öffentlichen Meinung seine Ansichten vertrat. So stark war seine Abneigung gegen die Negersklaverei
in Süden der USA, daß er durch den Versuch, nur Baumwolle zu verarbeiten, die von Plantagen ohne Sklavenbetrieb stammte, sein
eigenes Geschäft gefährdete. Seine Tochter Susan war ein frühreifes Kind; schon mit drei Jahren konnte sie lesen und schreiben,
außerdem fiel sie durch ihr hervorragendes Gedächtnis auf« Als
junges Mädchen äußerte sie sehr strikte Anschauungen über Moral;
so schrieb sie zum Beispiel ihrem Onkel einen strengen Brief, weil
er auf einer Quäkerversammlung mit seinen Gästen Wein getrunken
hatte.
Susan erhielt eine gute Erziehung und arbeitete eine Zeitlang als Lehrerin,, aber die Enge eines Klassenzimmers konnte ihrem Tätigkeitsdrang nicht genügen, und so kehrte sie 1850 zu ihren Eltern nach Rochester im Staate New York- zurück, um von dort
aus für ihre Ziele zu kämpfen. Sie beteiligte sich an der Gründung der "Woman's State Temperance Society of New York", die

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
17. Januar 1951
die Frauentemperenzlerbewegung, aber bei ihren Vortragsreisen
mußte sie sehr bald feststellen, daß man sich nicht so sehr
gegen die Ideale wandte, die sie hier vertrat, als gegen die .
Tatsache, daß sie es als Frau wagte, überhaupt öffentlich zu
einer Frage Stellung zu nehmen»
Man kann nur einer Sache dienen.
1852 hatte sich Susan, wenn auch mit einigem Zögern, an
Amelia Bloomer angeschlossen, die damals unter anderem eine
Reformkleidung für Frauen propagierte, nämlich einen kurzen
weiten Rock über knöchellangen Pluderhosen, um die vielen
schweren Unterröcke zu vermeiden. Eine Zeitlang hielt Susan
ihre Vorträge in diesem Kostüm, aber bald entschloß sie sich,
doch zur alten Bekleidung zurückzukehren, denn "die Aufmerksamkeit meines Publikums richtete sich dauernd auf meine Kleidung, statt auf meine Worte. Hier wurde mir klar, daß man sich
jeweils nur für eine Sache einsetzen darf, wenn man Erfolg
haben will" .
Aus diesem Grunde verwandte sie immer weniger Zeit auf
Vorträge über die Schäden des Alkohols und widmete sich vor
allem der Frage der Gleichberechtigung der Frau, zusammen mit
der Frage der Sklavenbefreiung. Nach dem Bürgerkrieg 1861-65 war
sie eine der ersten, die sich für die .politischen Rechte der
Neger einsetzte. Dabei hoffte sie das V/ahlrecht auch auf die
Frauen auszudehnen, aber hier stieß sie auf entschiedenen Widerstand.
Als sie es 1872 wagte, sich an den städtischen und staatlichen Wahlen in Rochester zu beteiligen, verhaftete man sie,
weil sie sich gegen das Gesetz vergangen habe. Immer wieder
schob man ihren Prozeß hinaus, und Susan Anthony benützte die
ihr gebliebene Zeit, die Öffentlichkeit, aus deren Reihen
ja die Geschworenen in ihrem Prozeß ausgesucht werden sollten,
über ihre Gründe und Absichten aufzuklären. Aber der Richter
in diesem Verfahren setzte sich über alle Regeln hinweg und
verlas eine vorbereitete Mahnschrift an die Geschworenen, Miss
Anthony schuldig zu sprechen. Gegen alles Recht durften sich
die Geschworenen nicht beraten und auch nicht einzeln abstimmen. Susan wurde verurteilt, 100 Dollar zu erlegen, die sie

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"AMERIKA. DIENST" - FÜR DIE FRAU

17. Januar 1951

sie aber nie bezahlte. Sie erklärte, daß sie "alle Gesetze
nicht beachten werde, die sich gegen die Unterdrückten wenden".
Auch in ihren späteren Jahren war sie unermüdlich für ihre
Ideale tätig, und mit der Zeit durfte sie sogar erleben, daß man
ihr nicht mehr mit Johlen und Pfeifen,sondern mit Achtung begegnete. Besonders beeindruckten sie die Ehrungen, die man ihr
anläßlich der beiden großen internationalen Frauentagungen in
London 1899 und Berlin 1904 erwies.
Auch in den jüngsten Tagen gedachte Amerika dieser Vorkämpferin für die olitische Gleichberechtigung der amerikanischen Frau, denn sie wurde 1950 als 8. Frau in die "Hall of
Farne" - die Ruhmeshalle - des amerikanischen Kongresses aufgenommen.
Susan B. Anthony gehörte nicht zu den Frauen, die durch
kluge Weiblichkeit bezaubern, aber sie hatte einen eisernen Willen und einen festen Glauben an ihre Ideale. Oft mußte sie mit
ähnlichen Waffen zurückschlagen, mit denen man sie angegriffen
hatte, mußte Anwürfen begegnen und genau die gleiche Unversöhnlichkeit zeigen, die man ihr selbst entgegenbrachte. Am treffendsten schilderte sie wohl ein Reporter mit folgenden Worten:
"Ihre Züge wirken mehr durch Freundlichkeit . als durch Schönheit, sie besitzt eine starke Ausdrucksfähigkeit .., ist weder
zu groß noch zu klein, weder zu dick, noch zu dünn - kurz gesagt, sie ist einer jener 'just-milieu-Menschen', die man als
perfekte Verkörperung des gesunden Menschenverstandes bezeichnen kann".
* * *

* *

"AMERIKA DIENST" - PUB DIE PRAU

17« Januar 1951

Die Rolle der Behandlung durch Suggestion
in der modernen Praxis•
ALTE "WUNDEEKUR" AUF NEU
( 91 Zeilen, 820 Worte)
CINCINNATI,OHIO — (Amerika Dienst) — Heute noch kann man
oft der Meinung begegnen, daß Suggestion eine Art Hokus-Pokus sei
und daß man, wenn überhaupt, selbstverständlich nur Menschen auf
suggestivem Wege beeinflussen könne, die entweder hysterisch
oder von vorneherein in den ganzen Schwindel eingeweiht sindo
Wie sehr hat man sich kurz nach dem ersten Weltkriege über den
französischen Arzt Coue'und seine Methode des "Es geht mir immer besser" lustig gemacht, ohne 'sich dabei darüber im klaren
zu sein, daß.Coue sich dafür einsetzte, den Patienten nicht als
passives Etwas, mit dem durch die Behandlung etwas geschieht,
sondern als einen bei seiner eigenen' Gesundung aktiv mitarbeitenden Paktor zu betrachteno
Die Erkenntnis, daß die Medizin mit der psychischen Beeinflussung einen wichtigen Helfer gegen Krankheiten gewonnen hatte, setzte sich selbst in ärztlichen Kreisen nur langsam und
schrittweise durcho Zu sehr hing man den Erfolgen, die man bisher auf mechanischem Wege erzielt hat"t?e^nvuma.ch mit vollen Segeln in das Abenteuer der Erforschung des psycho-somatischen Gebietes, das heißt der Erforschung der Seele-Körper-Zusammenhänge, zu stürzeno Erst die großen Leistungen eines Preud, Adler
und Jung, die als erste in das ungeheure Gebiöt des% "Uhterbewußten" vorstießen und darauf hinwiesen, daß hier die Quellen der
menschlichen Verhaltensweisen zu suchen seien, brachte die naturwissenschaftliche Medizin dazu, den Menschen nicht nur als Körper, sondern als eine Körper-Seele-Einh?it zu betrachteno
Warzen und Seekrankheit0
.
...
Hier soll aber nicht von komplizierten psychotherapeutischen
Methoden die Rede sein, sondern es soll daracuif hingewiesen werden^
daß auch in der Alltagspraxis einfache Suggestionsbehandlungen
sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen zu überraschenden Erfolgen geführt habeno Amerikanische Ärzte sind sogar heute geneigt, nicht Penicillin oder Streptomycin, sondern die seelische
Beeinflussungsmöglichkeit durch den Arzt als das größte Wundermittel

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

17. Januar 1951

Wundermittel der Medizin zu bezeichnen, das, so alt es auch ist,
bis jetzt noch zu den am wenigsten erforschten Heilungsmethoden
gehört»
Sie berichten zum Beispiel von Heilungen, die auf suggestivem Wege bei den ungefährlichen, aber unschönen Warzen erzielt
wurden« 44$ aller Warzen bei Erwachsenen und 88$ bei Jugendlichen
verschwanden durch eine Behandlung, die nachgewiesenermaßen die
Warze selbst nicht beeinflussen konnte, in dem Patienten aber die
Vorstellung erweckte, daß die Warzen nun verschwinden müßten- Bei
einem Jungen bestrich man die Warzen zum Beispiel mit Methylenblau und "bestrahlte" ihn mit einem Apparat, der nichts weiter
als ein summendes Geräusch erzeugte» Nach wenigen Wochen waren
die Warzen völlig zurückgegangen.
Ähnliche Versuche stellte man mit Matrosen,die man in drei
Gruppen einteilte,an, um die Wirkung der Suggestion bei Seekrankheit zu erproben» Gruppe A erhielt rosa Pillen mit einem'gegen
Seekrankheit vorbeugenden Mittel, Gruppe B Pillen, die zwar genau so aussahen, aber nur etwas Zucker enthielten» Gruppe C erhielt nichts» Man könnte nun annehmen, daß B und C hätten ähnlich
reagieren müssen, aber merkwürdigerweise wurden wohl 30$ der
Gruppe C seekrank, während bei B, durch die rosa Pillen "geschützt",
nur 13$ erkrankten»
Wichtig ist bei diesen Suggestivbehandlungen vor allem
eines: Patient und Arzt müssen selbst daran glauben» Ein amerikanischer Arzt, der zwar selbst nicht recht von seinen suggestiven Möglichkeiten überzeugt war, aber hie und da doch Patienten
auf suggestivem Wege behandelte, erzielte niemals rechte Erfolge.
Nach einer Aussprache mit einem Zollegen ließ er sich aber von
den großen Möglichkeiten dieser Behandlungsweise überzeugen, und
nun konnte er seinen Kranken auf diesem Wege wirklich helfen»
Der Wille zur Pleilung»
Bei fast allen Kranken soll man vermeiden, sie in die Ge- #
heimnisse dieser "Kuren" einzuweihen» Ein Arzt behandelte die Warzen eines jungen Mannes mit ähnlichen Mitteln wie den oben beschriebenen und konnte eine gute Rückbildung feststellen» Kurz
vor Beendigung der Behandlung eröffnete er jedoch seinem Patienten, daß Methylenblau nichts helfe und die "Röntgen-Strahlen"

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"ALIERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
17. Januar 1951
"Röntgen-Strahlen" gar nicht echt seien. Von diesem Tag an wurden die Warzen wieder schlechter und jede weitere Behandlung
versagte, auch solche, mit denen man auf rein mechanischem Wege
bisher in einigen Fällen Warzen beseitigt hatte.
Man weiß heute, wie stark der Körper von der Seele und dem
Willen und diese wiederum von dem jeweiligen Zustand der Körpers
abhängig sind. Alle diese Kuren beweisen uns im Grunde immer
wieder die Tatsache, daß niemals der Körper allein krank oder
gesund ist, sondern immer der ganze Mensch. Besonders eindringlich zeigt sich dies zum Beispiel bei der Tuberkulose. Meist ist
diese Krankheit mit schweren seelischen Depressionen verbunden.
Hat aber ein Patient einmal die Möglichkeit gefunden, diese Depressionen zu überwinden und an sich und seine Heilungsmöglichkeiten zu glauben, dann ist es oft wunderbar, in wie kurzer Zeit
es mit dem Befinden des Kranken wieder aufwärts geht. Ohne das
Hokus-Pokus, wie es in letzter Zeit besonders viel von sogenannten "Magiern" angewandt wird, nur durch ihr Wissen um die
ungeheuren Möglichkeiten der menschlichen Seele gelingt es heute der Medizin, Heilungen zu erzielen, die nur denen als "Wunderkur" erscheinen müssen, die nichts oder wenig von den ungeheuren
Kräften wissen, die in der menschlichen Seele beschlossen sind.
* * # * *

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

17. Januar 1951

Einige Winke für die Pflege unserer
Zimmerpflanzen»
MEIN SCHÖNER BLUMENTOPF
Von Alys Sutcliffe.
(90 Zeilen, 810 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Natürlich hat
jeder, der einen Blumentopf bekommt, den Wunsch, ihn unbegrenzte Zeit hindurch in voller Blüte und Schönheit zu erhalten, und
selbstverständlich ist das unmöglich. In den meisten Fällen finden diese Pflanzen Lebensbedingungen vor, die ganz anders sind
als jene, unter denen sie aufwuchsen»
Wer jemals die Gewächshäuser einer großen Gärtnerei besucht hat, dem wird aufgefallen sein, daß jede Pflanzenart in
einer eigenen Abteilung untergebracht ist» Da gibt es z„B„ ein
eigenes Kaus für die Zyklamen oder für die Korallenkirschen, in
dem eine Temperatur von 10 bis 13 Grad Celsius herrscht, denn
diese Pflanzen lieben die Kälte» Gardenien dagegen müssen es "
wärmer haben; außerdem brauchen sie eine sehr feuchte Luft,weshalb der Gärtner regelmäßig den 3oden mit Wasser begießt«
Die Schwierigkeit, der Pflanze die gewohnten Verhältnisse
zu schaffen, muß aber dem Empfänger einer schönen blühenden Topfpflanze nicht alle Freude an ihr nehmen. Man soll nur begreifen,
warum manche dieser Gewächse in der Wohnung sehr bald zugrunde
gehen, wenn man nicht dafür sorgt, daß sie die plötzliche und
tiefgreifende Änderung ihrer Umwelt überstehen. Eine der Hauptschwierigkeiten bildet dabei die ungleichmäßige Raumtemperatur,
In den meisten Wohnungen ist es tagsüber mehr als 20 Grad v/arm,
nachts dagegen sehr viel weniger. Blühende Pflanzen aber sind an
gleichmäßige Wärme gewöhnt, ein derartiger Wechsel schadet ihnen
daher sehr. Man kann sich z.B. damit helfen, daß man sie tagsüber
ins Fenster stellt und am Abend ins Zimmer hereinnimmt- Am offenen Fenster dürfen Zimmerpflanzen im Winter allerdings niemals
stehen, denn sie sind trotz ihrer Vorliebe für frische Luft sehr
empfindlich gegen Zug.
Ein zweites Problem bildet die Luftfeuchtigkeit. Man berechnete,daß die Luft in einer Durchschnittswohnung 4 bis 5 mal
trockener ist als in der Wüste. Wassergefüllte Gefäße, die auf

"AMERIKA DIENST" - FÜR SIE FRAU

17. Januar 1951

auf die Heizung gestellt werden, können jedoch diesem Übel abhelfen. Ferner kann man flache Blechuntersätze oder Blumenkistchen mit Kies und Wasser füllen und die Stöcke hineinstellen»
Auf diese Weise wird die Luft in ihrer unmittelbaren Nähe gut
durchfeuchtet, ohne daß die Pflanzen direkt im V/asser stehen»
Das rasche Austrocknen der Erde wird verhindert, wenn die Gewächse in Fensterkistchen gesetzt und die Zwischenräume reichlich mit Moos ausgefüllt werden. Allerdings ist darauf zu achten, daß das Lioos nicht zu naß ist.
Das Cleßen ist einer der heikelsten Punkte. Y/ie man dabei
vorgehen soll, hängt ganz von der Art der Pflanze und ihren bisherigen Lebensgewohnheiten ab« Am vorteilhaftesten ist, sich
beim Blumenhändler ganz genau zu erkundigen. Im allgemeinen
gedeihen Zimmerpflanzen in landhaushalten viel, besser, weil
dort die Luft feuchter und nicht so sehr durch Staub, Rauch
und Gase verunreinigt ist« In der durchschnittlichen GroßstadtMietwohnung ist «es in der Regel sehr schwer, den Zimmerpflanzen
die für sie vorteilhafteste Umgebung zu schaffen,,
Licht und Feuchtigkeit.
Im einzelnen läßt sich über die Ansprüche der Zimmerpflanzen, die zu den beliebtesten Geschenken gehören, folgendes sagen:
Die Gardenie ist eine Warmhauspflanze; plötzliche Temperaturstürze verträgt sie nicht (gewöhnlich verliert sie dann Blätter und Knospen). Sie muß reichlich mit lauwarmem Wasser gegossen werden und braucht ebenfalls eine sehr feuchte Luft«
Ein Zyklamenstock in voller Blüte sieht reizend aus, hält
sich aber oft nur kurze Zeit, weil er zu warm gehalten wird er braucht eine Temperatur von ungefähr 10 Grad Celsius» Da die
Pflanze" sehr feuchtigkeitsliebend ist, empfiehlt es sich, den
Stock täglich zehn bis fünfzehn Minuten.lang in ein wassergefülltes Gefäß zu stellen und dann die überschüssige Feuchtigkeit
abtropfen zu lassen» An einem lichten Standort nahe dem Fenster
und möglichst weit von der Heizung entfernt halten sich Zyklamen
wochenlang»
Die Korallenkirsche, ein. kl-eines Bäumchen, das ein wenig
an Orangenbäume erinnert, liebt e-benfalls die Kühle, braucht
viel Wasser und muß vor Zugluft gesahützt werden» Sehr wichtig

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

17. Januar 1951

Sehr wichtig ist, daß man es von Zeit zu Zeit mit der Blumenspritze befeuchtet.
Hortensien werden gewöhnlich erst in voller Blüte verschenkt. Sie brauchen viel Licht und sehr viel V/asser - ca.
einen halben Liter täglich. Sie sollen so kühl wie möglich gehalten, aber vor Frost geschützt werden. Im Sommer kann man
sie in den Garten aussetzen. Ungefähr im September, jedenfalls
aber erst nach den ersten leichten Frösten, werden sie wieder
eingetopft und kommen zunächst bis ungefähr Ende Dezember in
den Keller. Dann müssen sie Licht und Wasser erhalten, um sich
zu entwickeln und zu blühen.
Azaleen brauchen sehr viel V/asser und kühle Temperaturen.
Sobald sie abgeblüht sind, sollten sie einen neuen Topf erhalten
und damit im Garten eingesetzt werden. Vor Einbruch der Kälte
sind sie wieder ins Haus zu bringen. Einige Arten können aber
auch im Freilnnd verbleiben.
Tulpen, Hyazinthen und andere blühende Zwiebelgewächse
bleiben lange an einen lichten, aber nicht sonnigen Fensterplatz
schön. Sie müssen kühl und sehr feucht gehalten werden. Narzissen- und Hyazinthen-Zwiebeln können nach der Blüte in den Garten
ausgesetzt werden und blühen dort dann im nächsten Jahr wieder.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIB FRAU

17. Januar 1951

Das"Ch" ist das schwierigste Problem
für-amerikanische Zungen»
"SPRECHEN SIE DEUTSCH?"
(63 Zeilen, 560 Worte)
PRANKPURT/MAIN — (Amerika Dienst) —
-Man kann eine
Sprache aus verschiedenen Gründen durch unterschiedliche Methoden lernen: Der Schüler übersetzt den Satz "Der Garten meines
reichen Onkels birgt prächtige Blumen", weil er die englische
Grammatik in der Schule pauken muß und weil er später Dickens
lesen und einwandfreie englische Briefe schreiben soll. Der Matrose "schaut dem Volk auf's Maul", weil er sich so schnell wie
möglich in der fremden Sprache verständlich machen möchte„ Beide
Methoden sind so weit voneinander entfernt wie Theorie und Praxis, beide sind in ihrer Art, notwendig und beide bildenüdan Grundstock des neuen Deutschunterrichtes, der jetzt an Amerikaner in
Deutschland erteilt wird»
Der amerikanische Hohe Kommissar, Mr. John JoMcCloy, hat
allen Angestellten seiner Dienststelle empfohlen,'Deutsch zu lernen, da ihre Hauptaufgabe darin bestände, Deutschland und sein
Volk besser verstehen zu lernen. Aber nicht nur Angestellte, sondern auch viele amerikanische: Hausfrauen bemühen sich heute, die
schwierigen ö- und u-laute zu meistern«
Die meisten Amerikaner leiden unter der Zwangsvorstellung,
daß sie keinerlei Eignung zum Sprachenlernen besäßen. Eine amerikanische Mutter klagte: Ich mühe mioh ab, die fremde Sprache zu
begreifen, während mein kleiner Sohn bereits wie die deutschen •
Kinder in der Nachbarschaft plappert." Der Initiator des neuen
Deutschunterrichtskurses, Dr. William G. Moulton, der auch der Verfasser des Lehrbuches "Spoken German" - Gesprochenes Deutsch ~,
ist, führt dies darauf zurück« daß "Sprache" vor allem eine Sache
desto
der Gewohnheit sei, und daß es schwieriger werde, sich auf eine
andere Gewohnheit, eine andere Sprache umzustellen, je mehr man
den Gewohnheiten einer bestimmten Sprache verhaftet sei. Er läßt
seine Schüler deswegen nicht übersetzen, sondern sie müssen unter
Anleitung eines deutschen Lehrers sprechen, ganz gleich, ob es
grammatikalisch falsch oder richtig ist. Jede Lektion ist einem
bestimmten Gebiet des Alltags gewidmet, und jeder Schüler hat
das Gefühl, etwas sehr Wichtiges und Brauchbares gelernt zu haben,
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

17c Januar 1950

haben, wenn er weiß, was "links", "rechts" und "geradeaus" "bedeutete
Lerne mit Lacheno
Wer einen solchen Kurs besucht, ist vor allem über die vergnügliche Atmosphäre erstaunt, die dort herrschte Man hört nur
Deutsch, und der Lehrer unterscheidet sich von seinen Schülern vor
allem durch die Tatsache, daß seine "A's" weniger breit und gezogen sind als die seiner Schüler0 In den fortgeschritteneren
Kursen berichten die Schüler von den Erlebnissen , die sie ihren
neuerworbenen Kenntnissen verdanken,, So erzählten unter anderem
zwei Amerikanerinnen von einer Reise nach Österreich,, Sie wollten
sich mit zwei anderen Damen in einer Stadt treffen, kamen eher an
und legten sich, müde von der Reise, in ihrem Hotelzimmer ins Bett,
Wenig
später klopfte es, und ein Stubenmädchen trat ein» Es
war erstaunt, die beiden Fremden am hellen Tage im Bett vorzufinden, und so erklärte die eine der beiden Amerikanerinnen; "Wir
warten auf unsere..„Freunde". Erst an dem entsetzten Blck des
Mädchens ging ihr auf, daß sie einen Fehler gemacht habe, daß sie
die weibliche Endung bei "Freund" vergessen hatteu Eine andere
meinte, daß ihr dieser Kurs dazu verholfen habe, die Menschen der
Stadt, in der sie wohnt, plötzlich mit ganz anderen Augen anzusehen, da sie wußte, daß sie sich würde mit ihnen verständigen
können,, Hier hat "Spoken German" schon seinen Zweck erreicht:
die sprachliche Schranke zwischen zwei Völkern niederzureißen
und damit eine "menschliche" Atmosphäre zu schaffen,, Wer sich
mit anderen verständigen kann, wird weniger zu Mißtrauen neigen,
und wer fragen kann: "Bitte, wie komme ich zum Bahnhof?" wird
viel mehr Freude an der fremden Stadt haben,. Vielleicht wird er
auch Überraschungen erleben wie kürzlich ein nichtsahnender Amerikanero Stolz auf seine neuen Kenntnisse, fragte er mit breitem
amerikanischen Akzent einen Vorübergehenden: "Bitte, wo ist der
Bahnhof?" Mit ebenso breitem Akzent erwiderte der andere: "Erst
geradeaus und dann rechts• • Der erste» wandte sich mit einem
freundlichen "Danke schön" zum gehen,, als ihm plötzlich ein Licht
aufging und er fragte: "HICOG language class?" - "HICOG-Spraohkursua?" - und der andere zurückgrinste8 "Yes, unit one!" - "Ja,
Abteilung eins»" (Mit 4 Bildern)
+ + + + +

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

17. Januar 1951

KURZNACHRICHTEN PUR DIE HAUSFRAUEN
Wissen Sie schon.«,.. o
(19 Zeilen, 175 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — ...» daß mit einem neuen
Haushaltsgerät das Großreinemachen zum Vergnügen wird? Es handelt sich um eine Art Schwamm, in dessen Mitte sieh ein Seifenmittel befindet» Taucht man den Schwamm in Wasser, so schäumt
er, und man braucht ihn nicht stets neu einzuseifeno
0000 daß sich auch unsere Heizmethoden in absehbarer Zeit
vielleicht ändern werden? In Amerika ist man in vielen Häusern
von den unbequemen Öfen zu in die Wände verlegten unsichtbaren
Glasheizkörpern übergegangen, die elektrisch erwärmt werden und
deren Hitzeausstrahlung leicht zu regulieren ist.
oooo daß ein praktisches Gerät erfunden wurde, mit dessen
Hilfe man Pullover, Socken und Handschuhe bequem trocknen kann?
Es handelt sich um ein rostfreies Drahtgestell, das man in jede
gewünschte Form biegen kann«
O 0 0 0 daß man in Zukunft viel Geld am Maler oder am Tapezierer sparen wird? Es wurde ein Mittel hergestellt, mit dem man
die Innen- und Außenwände der Häuser besprüht und widerstandsfähig macht gegen Witterungseinflüsse, Schmutz, Tinte und Lippenstiftspureno

+ + + + +

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

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IVo Jahrgang. Nr. 4 Wo
24» Januar 1951
Ethel Waters ist die Verkörperung aller "Neger-Mammies"o
VOM KÜCHENMÄDCHEN ZUM BUHNENSTAR
(73 Zeilen, 660 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Eine große, korpulente Prau
mit einem breiten, gütigen Gesicht, das überstrahlt ist von dunklen, ausdrucksvollen Augen, und mit einer weichen, klangvollen
Stimme, die die alten, klagenden Blues und Negerlieder zu unerhörtem Leben erweckt, begeistert zur Zeit Abend für Abend das
New Yorker Theaterpublikum. Ethel Waters ist in dem Theaterstück
"Member of the Wedding" als Bernice Sadie Brown, Köchin, Hausund Kindermädchen in einer kleinen Stadt in Georgia, die Verkörperung aller "Mammies", die als zuverlässige, treue Dienerinnen
des Hauses wohl geschätzt wurden, von deren privatem Leben aber
die weiße Herrschaft so gut wie gar nichts wußte» Diese Gestalt
der Sadie bedeutet für Ethel Waters mehr als eine Bühnenrolle, in
der aie alle Register ihres großen schauspielerischen Könnens ziehen kann - sie ist ein Stück ihres Lebens selbst: Ihre Eigene
Großmutter hatte als Wäscherin und Köchin in einem fremden Haushalt gearbeitet und nebenher für eine große Familie zu sorgen, um
die bitterste Not von der Schwelle ihres Heimes abzuhalten»
Ethel m r d e am 31. Oktober 1900 in ehester bei Philadelphia
geboren. Ihre Mutter war selbst noch ein halbes Kind und kümmerte
sich nicht viel um ihre Tochter„ Die Großmutter war es, die sich
der kleinen Ethel annahm und versuchte, dem Kind zu zeigen» daß
es außerhalb der Armut und des Schmutzes, die die alten Negerslums
beherrschten, noch etwas anderes, Besseres gab. Das kleine Mädchen
hatte einen wachen Verstand und helle Augen. Es sah sehr wohl, daß
es sich in dieser Umgebung bis aufs Letzte wehren müsse, um nicht
unterzugehen - und sie schaffte es auch. Mit neun Jahren hatte sie
Glück, in eine von katholischen Schwestern geleitete Schule aufgenommen zu werden. In dieser Umgebung erlebte sie es zum ersten
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
24 = Januar 1951
ersten Male, daß Menschen gut zu ihr waren, ihr saubere Kleidung
gaben, für regelmäßige Mahlzeiten sorgten und dabei ihr Wissen
erweiterten. Es war eine Zeit, für die sie stets dankbar war, und
die sie auch später, auf dem Gipfel ihres Ruhmes, niemals vergaß.
Als Küchenmädchen begann Ethel ihr selbständiges Leben, bis
sie ein Zufall aus der Eintönigkeit dieses Berufes herausriß.
Sie beteiligte sich an einem Amateurwettbewerb in einem Vorstadtvariete' und gewann den ersten Preis. Eine damals bekannte NegerKabarettistin forderte die 17-jährige E'thel auf, zur Bühne zu
geheno Nach reiflicher Überlegung und Abwägung ihrer Chancen auf
der Bühne gegen die in ihrem bisherigen, zwar schweren, aber sicheren Küchenmädchenberuf folgte sie schließlich diesem Rato Und
sie hatte Glück, Schon einer ihrer ersten Songs machte sie bekannt:
sie sang die St. Louis Blues, und heute no«h gibt es Waters-Ver«

ehrer, die behaupten, daß niemand diesen Song so vollendet gebracht
habe wie sie0 Die nächsten Jahre wanderte Ethel Waters von einer
Bühne zur anderen, fast immer aber spielte, tanzte und sang sie
ausschließlich vor einem Negerpublikum»
Sie war bereits Star in großen Negerrevuen, als sich auch die
weiße Welt für sie zu interessieren begann^ In "Africana", einer
großen Revue-Operette, trat sie zum ersten Male am Broadway auf,
und bald gehörte ihr Name zu den bekanntesten der bunten Theaterwelt New Yorks. Ein Erfolg löste den anderen ab, und bald hatte
sie festen Fuß in der Welt der Weißen gefaßt. Aber auch damit
waren Ethel Waters ehrgeizige Pläne nicht befriedigt. Sie wollte
mehr als ein gefeierter Revue-Star sein - und das Schicksal erfüllte ihr auch diesen größten Wunsch.
In "Mamba's Daughter" wurde ihr 1939 die Hauptrolle übertragen. Sie spielte eine Negerin, die wie sie alle Tiefen und Höhen
des menschlichen Lebens kennt• An "Mamba' £ Daughter" schloß sich
"Cabin in the Sky" an, das später auch mit größtem Erfolg verfilmt
wurdeo Außerdem spielte sie in der Schlußscene des Filmes "Sechs
Schicksale" neben dem bekannten Negerschauspieler Paul Robeson.
Aber dann wurde es ruhig um sie, und viele meinten, daß EJthel
Waters schon zu den vergangenen Größen gehöre, als sie wiederum
einen großen Glückzufall erlebte. Hollywood drehte einen Film um
das Schicksal -einer "Pinky", wie die Negerinnen mit "weißer" Hautfarbe genannt werden, und Elthel Waters übernahm neben der Hauptdarstellerin Jean Crain die Rolle der farbigen Großmutter. "Pinky"
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

24. Januar 1951

"Pinky" wurde zu einem der größten Erfolge in Amerika.
Wenige Monate später erhielt sie das Angebot, in dem Theaterstüok "The Member of the Wedding" die Rolle der Sadie zu übernehmen. Sie lehnte anfänglich ab, denn ihrer Meinung nach war Sadie
eine widerwärtige Person ohne Glauben, und Ethel Waters erklärte,
auch für 10 000 Dollar wolle sie nicht in einem Stück spielen, in
dem Gott geleugnet werde• Erst nach langen Aussprachen mit der
Verfasserin des Stückes, Carson McCullers, die ihr schließlich
erlaubte, der Figur der Sadie eine eigene Interpretation zu geben, gab sie ihre Zusage. Obgleich Sadie nicht die eigentliche
Hauptperson des Stückes ist, ist sie es doch, die die Handlung
zusammenhält und vorwärtstreibt. Bis Juli 1951 wird Miss Waters
als Sadie die New Yorker Theaterbesucher erfreuen. Was dann wird?
Ethel Water macht sich keine Sorgen. Ihr starkes Vertrauen in
ihrem guten Stern und in sich selbst hat ihr aus Schmutz und Armut herausgeholfen, und sie weiß, daß er sie auoh in Zukunft nicht
verlassen wird.
+ + + + +

Immer mehr Frauen übernehmen
leitende Stellungen in amerikanischen Konzernen»
FRAU VIZEPRÄSIDENT
(35 Zeilen, 320 Worte)
BOSTON, MASSACHUSETTS — (Amerika Dienst) — Obgleich Einkommen und Vermögen der amerikanischen Frau in der US-Wirtschaft
eine große Rolle spielen, saßen in den AufSichtsräten der großen
Konzerne bisher überhaupt keine Frauen,, Aber ""der Bann scheint
jetzt gebrochen zu sein, denn meiner Meinung nach werden immer
mehr Frauen in die Aufsichtsräte einziehen", äußerte sich kürzlich Mrs Wilma S. Soss, die Vorsitzende des Verbandes weiblicher
Aktionäre in Amerikac
Mrs. Soss wies darauf hin, daß gerade in der letzten Zeit
Frauen bei bedeutenden Konzernen wichtige Verwaltungsstellen einnehmen konnten. So erhielten unter anderen Miss Beatrice Rosenberg
die Stelle eines Vizepräsidenten bei dem größten New Yorker WarenhauB "Macy's", Miss Alice E. Crawford einen Sitz im Aufsichtsrat
der "Com Exchange Bank Trust Co.", und Mrs. Millicent Carey
Melntosh, die bisher das Barnard College geleitet hatte, wurde

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

24. Januar 1951

wurde zum ersten weiblichen Direktor einer der größten amerikanischen Versicherungsgesellschaften, der "Home Life Insurance
Co. of New York" ernannt.
Im Laufe der letzten drei Jahre sprach Mrs. Soss bei fast
allen AktionärsVersammlungen im Staate New York, um immer wieder daran zu erinnern, daß es wirklich an der Zeit sei, den Frauen
das Mitbestimmungsrecht auf jenen WirtSchaftsgebieten zu erteilen,
die sich vor allem auf die Kaufkraft und die Kauffreudigkeit der
Frauen stützen. Sie betonte, daß es sich hier nicht um ein Eindrängen der Frau handeln könne, denn gerade auf diesen Gebieten
gäbe es noch viele Probleme, bei deren Lösung die Frau ein gewichtiges Wort mitzureden habe. Eine Zeitlang erfreute sich Mrs.
Soss keiner allzu großen Beliebtheit bei der Direktoren einiger
Gesellschaften, aber inzwischen hat man eingesehen, daß ihre
Argumente stichhaltig und wichtig sind.
Die politische und wirtschaftliche Lage der Vereinigten
Staaten gab Mrs. Soss inzwischen ein weiteres Argument in die
Hand, das selbst von den konservativsten Direktoren nicht übersehen werden kann: den Ausbau der US-Wirtschaft durch die neuen
Verteidigungsmaßnahmen und die damit verbundenen Schwierigkeiten,
geeignete Personen für wichtige Posten zu finden. Mrs. Soss meint,
daß innerhalb der nächsten Jahre 27 000 Direktorenposten besetzt
werden müßten, und sie ist davon überzeugt, daß viele Firmen froh
sein werden, erfahrene und intelligente Frauen auf diesen Posten
zu sehen.
+ + + + +

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

24. Januar 1951

Wer sich nicht ärgern kann, ist seelisch
ebenso gefährdet wie der, der bei jeder
Gelegenheit in Wut gerät.
MENSCH - ÄRGERE DICH!
(60 Zeilen, 540 Worte)
BOSTON, MASSACHUSETTS — (Amerika Dienst) — . . . "Sage
mir, wie und worüber du dich ärgerst, und die Psychologie wird
dir sagen, was du bist." Ob man leicht in die Luft geht oder den
Ärger hinunterschluckt, ob man Geschirr zerschlägt oder sich in
giftigen Blicken ergeht, ob man sich vor oder nach Tisch besonders leicht gehen läßt, alle Formen des Ärgers lassen bestimmte
Rückschlüsse auf das Temperament und die Eigenart des einzelnen
Menschen zu.
Daß Männer zum Beispiel durchschnittlich sechsmal in der
Woche ihrem Ärger freien Lauf lassen, während eine Frau für gewöhnlich nur dreimal die Fassung verliert, stellte man auf Grund
einer Untersuchung an 200 College-Studenten in den Vereinigten
Staaten fest. Man konnte auch beobachten, daß sich Männer viel
leichter während der Arbeit im Laufe der Woche ärgern, Frauen
dagegen am Wochenende. Das liegt vielleicht an der Tatsache,
daß bei Männern ein Wutanfall eher durch leblose Objekte - also
durch ein nichtanspringendes Auto oder den Bus, der vor ihrer
Nase wegfährt - ausgelöst wird, während sich bei den Frauen der
Ärger meist gegen Personen richtet. Aber bei fast allen Versuchspersonen konnte man feststellen, daß die Zeit kurz vor den Mahlzeiten die eigentliche "Gefahrenzone" für Wutausbrüche darstellt.
Wer im allgemeinen entspannt und ruhig ist, wird auch
nicht so leicht in Rage geraten. Wie ein nervöser Mensch Schmerzen stärker und intensiver empfindet, so wird er auch in viel
stärkerem Maße auf Gelegenheiten ansprechen, die zu einem Wutausbruch führen können, als ein ausgeglichener, ruhiger Mensch.
Deshalb sollten alle, denen das Brodeltöpfchen etwas zu oft
überkocht, versuchen, sich in ihrem Temperament etwas im Zaune
zu halten. Sie nützen dadurch nicht nur ihrer Umgebung, sondern
vor allem auch sich selbst.
Der Überdruck muß weg.
In einer weiteren Umfrage bei amerikanischen Studenten
erkundigte man sich, ob sie nach Wutausbrüchen Erleichterung
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

24. Januar 1951

Erleichterung empfänden« Nur die wenigsten bestätigten, daß sie
das Gefühl hätten, sich etwas von der Seele heruntergetobt zu
haben. Die meisten aber gestanden, durch ihre Tobereien lediglich
sehr müde geworden zu sein»
Aber bei fast allen Befragten konnte man eine Tatsache immer wieder beobachten: Nur der gesunde, nichtnervöse Mensch wird
sich mit Pauken und Trompeten ärgern. Neurotikertoder besonders
empfindliche Personen taten alles, um ihren Ärger herunterzuschlucken, und in dem Bemühen, sich ja nichts anmerken zu lassen,
sich nicht gehen zu lassen, entwickelte sich bei ihnen eine immer
stärker werdendeTferkrampfung, die schließlich sogar zu körperlichen Leiden führen kann. Man konnte unter anderem beobachten,daß
allzu oft verdrängter Ärger zu übermäßig hohem Blutdruck führen
kann»
Wie bei aller menschlichen Verhaltungsweise gilt auch beim
Ärgern das Wort von der goldenen Mitte: V/er sich nicht ärgern
kann, ist seelisch ebenso gefährdet wie derjenige, der wie ein
brüllender Löwe herumläuft» Hat sich zu viel Spannung angesammelt,
dann ist es immer gut, mal den aufgespeicherten Überdruck loszuwerden und sich richtig auszutoben» Und dafür gibt es viele Möglichkeiten. Da man seinem Chef, über den man sich geärgert hat,
nicht gut einfach sagen kann, er möge sich sonstwohin scheren,
und da es andererseits menschlich nicht richtig ist, dann wieder
die Sekretärin anzuschreien, wird man gut daran tun, einfach ein
paar Minuten an die frische Luft zu gehen oder wertloses Papier
zu zerreißen oder - dies allerdings nur mit Maßen - etwas Neues
einzukaufen. Dabei empfiehlt es sich jedoch darauf zu achten,
daß man durch diesen Einkauf nicht wieder den Ehemann verärgert.
* • # # *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

24. Januar 1951

Kleine Tips für die Pflege
des ersten Kindeso
ERSTE KINDER
(63 Zeilen, 570 Worte)
CINCINNATI, OHIO — (Amerika Dienst) — • . . "Das Kind
atmet schon wieder nicht, da muß etwas passiert sein!" Fast jede
junge Mutter wird einmal mit diesem Ausruf nachts zu ihrem Kinde
stürzen - um dann festzustellen, daß es friedlich und ruhig in
seinem Bettchen liegt<>
Aber die Furcht vor dem Ersticken des Kindes ist nur eines jener vielen Probleme, die Frauen während der Pflegezeit
ihres ersten Kindes quälen. In der Klinik lagen sie in einer
künstlichen, behüteten Abgschlossenheit, bekamen ihr Baby nur
zu den Stillzeiten zu Gesicht und brauchten sich um sein Wohlergehen nicht weiter zu sorgen» Nun plötzlich sollen sie von
einer Minute zur anderen die volle Verantwortung übernehmen
Dazu sind die meisten jungen Mütter noch mit Ammenmärchen über
alle möglichen Unglücksfälle und Möglichkeiten belastet, die
ihnen "liebe Nachbarinnen" in den Monaten vor der Geburt des
jungen Erdenbürgers erzählt haben»
Den jungen amerikanischen Müttern geht es hierin nicht
anders als ihren europäischen "Kolleginnen"» Und hier wie in
Europa haben es sich Ärzte und Ärztinnen zur Aufgabe gemacht,
den Frauen viele ihrer Sorgen zu nehmen,, Das fängt schon in
den Krankenhäusern an» Immer mehr kommt man von den separaten
Säuglingssälen ab und geht heute dazu über, das Kind möglichst
in der Nähe der Mutter zu lassen»
Legte man allerdings die Kinder in einem Körbchen an das
Fußende der Mutter, dann hätte dies den Nachteil, daß es durch
die Krankenbesuche gestört und auch gesundheitlich gefährdet
würde,, In einer amerikanischen Klinik fand man deshalb den Ausweg, das Kind in sterilen Zellophankästen in Sichtweite der
Mutter zu betten und es aus diesem "Glashaus" nur herauszunehmen,
wenn die Mutter allein im Zimmer ist» Außerdem genießt die junge
Frau,bei dieser Methode den Vorteil, die Säuglingsschwester bei
ihrer Arbeit beobachten, Fragen stellen und Handgriffe erlernen
zu könneno
Wird sie dann nnch Hause entlassen, dann kann sie mit
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24. Januar 1951

mit größerer Sicherheit an die Pflege ihres Kindes gehenu "Merkwürdiges Benehmen" ihres Kindes, wie das "Blubbern", das Schäumen mit dem Speichel, oder das zeitweilige Zittern des Unterkinns
oder der Beine, wird sie nicht aufregen; denn sie weiß, daß dies
bei allen Babies vorkommt und ungefährlich ist» Sie wird sich
auch nicht mehr vor dem ersten Bad des Kindes fürchten, denn sie
hat gesehen, daß ihr Kind viel kräftiger ist, als sie annimmt,
und daß es das warme Wasser offensichtlich als sehr angenehm
empfindeto Auch unvermutetes Schreien des Kindes wird sie nicht
mehr so erschrecken, denn das hat sie schon in der Klinik erlebte Von der Klinik her weiß sie aber auch, wie wichtig es ist,
das Kind regelmäßig und in aller Ruhe zu stillen;um so besser
wird es die Nahrung verdauen können, und um so weniger wird es
hinterher schreien0
Fast alle Mütter sind fest davon überzeugt, daß ein
Säugling unbedingt nach seiner Mahlzeit aufstoßen müsse• Ein
amerikanischer Kinderarzt und Professor an der Georgia Universität, Dr 0 William F„ Burdick, ist auf Grund jahrelanger Beobachtungen inzwischen zu der Überzeugung gelangt, daß man ein Kind
nur aufstoßen lassen sollte, wenn es nach seiner Mahlzeit Unbehagen zeige0 Künstlich herbeigeführtes Aufstoßen schade dem
Kind nur, weil es den Verdauungsapparat ungünstig beeinflusse,
Das wichtigste Gebot für alle jungen Mütter aber lautet: Hast
du wirkliche Zweifel, dann frage jemanden, der dir präzise und
gut fundierte Antworten geben kann, also eine Wochenpflegerin,
eine Säuglingsschwester oder einen Kinderärzte Renne aber nie
zu sechs oder sieben Nachbarinnen, die dich mit ihren oft voneinander abweichenden Ratschlägen nur noch nervöser und unsicherer machem
* *- * * *

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24. Januar 1951

K U R Z N A C H R I C H T E N
(12 Zeilen, 110 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — . . . Amerikanische Haushaltungsgegenstände , vom Tellerwäscher bis zur kunstvollen Vase,
werden in diesen Wochen ihre Reise durch Europa antreten. Zusammengestellt vom Leiter des New Yorker Museums für Moderne Kunst,
Mr. Edgar Kaufmann Jr., soll diese Ausstellung den europäischen
Besuchern beweisen, daß Amerika auch serienmäßig gefertigte
Stücke schön und geschmackvoll herstellt. Neben praktischen,
erst vor kurzem entwickelten Geräten nahm man auch kunsthandwerkliche Gegenstände wie Webereien, Silberschmiedearbeiten und
Holzschnitzereien in diese Wanderschau auf, die zuerst im Landesgewerbemuseum in Stuttgart, später in Berlin, Venedig und
anderen Städten Europas gezeigt werden soll.
* * * * *

(10 Zeilen, 90 Worte)
PITTSBURGH, PENNSYLVANIA — (Amerika Dienst) ~ Im Zuge
der neuen Verteidigungsmaßnahmen bereitet sich die große amerikanische Industriestadt Pittsburgh darauf vor, in immer größerem
Maße Frauen für die Arbeit in den Betrieben und Büros einzustellen. Ein Beamter der Stellenvermittlung sucht zur Zeit die einzelnen Werkleitungen auf, um mit ihnen die Arbeitsmöglichkeiten
für Frauen und ältere Arbeiter zu besprechen. Auf Grund der guten Erfahrungen, die man im zweiten Weltkrieg machte, will man
Frauen auch zu leichteren Arbeiten in der Schwerindustrie heranziehen.
* * * * *

(12 Zeilen, 110 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — 1 Million "unbekannter"
Diabetesfälle sollen durch eine großangelegte Aufklärungsaktibn
der Amerikanischen Gesellschaft zur Erforschung der Diabetes
entdeckt werden. Die ersten Ermittlungen ergaben, daß fast doppelt soviel Frauen wie Männer an dieser Krankheit leiden. Trotz

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24. Januar 1951

Trotz der bekannten Symptome - Gewichtsverlust, starkes Durstund Hungergefühl, Jucken und wechselnde Sehschärfe - gibt es
noch eine große Zahl von Zuckerkranken, die nicht wissen, daß
sie krank sindo Frauenvereine, Kirchengemeinden und andere Organisationen beteiligen sich an diesem Aufklärungsfeldzug, der
besonders wichtig ist, da unbehandelte Diabetes meist zum Tode
führt.
* # * # #

Quellenangabe nicht unbedingt

10

erforderlich.

IV. Jahrgang, Nr. 5 f.

31. Januar 1951

Die Zahl der in einem Arbeitsverhältnis
stehenden Frauen in den USA beträgt
20,5 Millionen und ist seit 1900 um
das Dreifache gestiegen.
FRAUEN IM BERUFSLEBEN
(

56 Zeilen, 500 Worte)

WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Seit der Jahrhundertwende hat
sich die Frau in fast allen Ländern der Welt in steigendem Maße
aktiv in das Wirtschaftsleben eingeschaltet. Ihre Arbeitskraft
ist - begünstigt von der durch zwei Weltkriege geschaffenen Situation - zu einem wesentlichen Faktor auf dem heutigen Arbeitsmarkt geworden.
Statistische Untersuchungen der. Arbeitslage in den Vereinigten Staaten haben ergeben, daß die Zahl der in einem Arbeitsverhältnis stehenden Frauen in den USA - es sind 20,5 Millionen gegenüber dem Jahre 1900 um das Dreifache gestiegen ist. Dabei
ist es bemerkenswert, daß dieser augenblickliche Stand nur um
1,5 Millionen niedriger ist als während des 2. Weltkrieges.
Gleichzeitig mit diesem zunehmenden Umfange des Fraueneinsatzes
auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt haben sich im Laufe der letzten 50 Jahre auch in bezug auf den Typus der arbeitenden Frau gewaltige Verschiebungen vollzogen. Die arbeitende Frau von heute
ist älter geworden. Ihr Durchschnittsalter beträgt 36 Jahre gegenüber 26 Jahren zu Beginn des Jahrhunderts. Dieses Ansteigen
des Alters ist damit zu erklären, daß sich während des zweiten
Weltkrieges Frauen aller Altersklassen zur Arbeit in den verschiedensten Betrieben und Industriezweigen zur Verfügung stellten,
von denen allerdings nur die älteren Jahrgänge auch nach Beendigung des Krieges ihr Arbeitsverhältnis aufrecht erhielten. Daraus
ergibt sich das Bild, daß zur Zeit zwar insgesamt weniger Frauen
als während des Krieges arbeiten, daß aber die Zahl der älteren
berufstätigen Frauen gestiegen ist.
Zum erstenmal in der Geschichte der USA konnte bei dieser
letzten statistischen Untersuchung festgestellt werden, daß die
Zahl der verheirateten Frauen, die in einem Arbeitsverhältnis
stehen, größer ist als die der unverheirateten. Nahezu die Hälfte

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31. Januar 1951

Hälfte aller arbeitenden Frauen ist verheiratet und lebt mit
ihrem Ehemann zusammen, während nur rund ein Drittel unverheiratet ist. Der Rest setzt sich aus Frauen zusammen, die verwitwet oder geschieden sind.
Viele der Frauen haben Kinder; zur Zeit sind es rund 4 Millionen Frauen, die Mütter von Kindern unter 18 Jahren sind. In
bezug auf die Art ihrer Beschäftigung läßt sich die Gruppe der
arbeitenden Frauen in einige wenige größere Kategorien einteilen. Den breitesten Raum nimmt die Gruppe der kaufmännischen
Angestellten ein - sie umfaßt rund ein Drittel aller berufstätigen Frauen. Ihnen folgen die Fabrikarbeiterinnen mit vollständiger oder unvollständiger Fachausbildung und weiter alle
anderen Berufe außer dem der Hausangestellten, der mit weitem
Abstand an letzter Stelle steht.
Die größte Anzahl von Frauen arbeitet in Betrieben, die
Konsumgüter herstellen, wobei die in der Bekleidungsindustrie
beschäftigten Arbeiterinnen an erster Stelle stehen. Der während
des Krieges einsetzende weibliche Zustrom in die Dauergüterindustrie flaute in den Nachkriegsjähren wieder ab.
Im Ganzen gesehen läßt sich feststellen, daß die amerikanische Frau - ganz gleihh, ob sie verheiratet ist oder nicht heute in weit höherem Maße als früher bemüht ist, innerhalb des
allgemeinen Arbeitsmarktes Dauerstellungen einzunehmen oder auch
nach mehrjähriger Unterbrechung ihr ehemaliges Arbeitsverhältnis wieder aufzunehmen. Ihre Doppelfunktion als Hausfrau und
Arbeiterin wird für sie immer mehr zur Selbstverständlichkeit.

* * * * *

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"AMERIKA DIENST" -

FÜR DIE FRAU

31 - Januar 1951

Fußbeschwerden - ein Übel der Zivilisation unter der Lupe amerikanischer
Wissenschaftlero
DIE ZEHNTAUSEND SCHRITTE DER HAUSFRAU
Von Emile C» Schurmacher•
( 67 Zeilen, 600 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Haben Sie Fußbeschwerden,
wenn Sie längere Zeit gehen? Brennen Ihre Sohlen, oder fühlen
Sie sich nach Ablauf eines normalen Arbeitstages müde in den
Beinen? Erstaunlich wäre das eigentlich nicht, denn mehr als
die Hälfte der zivilisierten Menschheit leidet an irgendeiner
Art von Fußbeschwerden - und die Zahl der Leidenden nimmt eher
zu als ab<>
Was ist nun die Ursache? Sind die Pflastersteine oder Betongehsteige der Großstädte daran schuld, oder ist man durch das
viele Fahren in privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln des
Gehens entwöhnt worden? Amerikanische Wissenschaftler im John
Bo Pieroe Laboratory of Hygiene in, New Haven haben versucht
festzustellen, welche Umstände Fußbeschwerden hervorrufen oder
steigern.»
In diesem Laboratorium steht den armen menschlichen Versuchskaninchen eine 30 Meter lange Rundstrecke mit auswechselbarem Bodenbelag zur Verfügung, und eine raffiniert konstruierte
Maschine ermöglicht es, bei den Versuchspersonen innerhalb von
fünf Minuten das Gefühl und die gleichen Symptome hervorzurufen, wie sie nach einem 15 km-Marsch auftreten
Das Ergebnis dieser sorgfältigen Untersuchungen zeigten
einige besonders interessante Resultate, u 0 a 0 i daß man beim
Gehen kleiner wird, daß kalte Füße Unfälle heraufbeschwören
können und daß es für das Auftreten von Ermüdungserscheinungen
in den Füßen überaus wichtig ist, wie die Fläche beschaffen ist,
auf der man gehto
Im Experiment läßt sich die alte Beobachtung nachweisen,
daß zum Beispiel ein 1,80 großer Polizist oder Briefträger am
Abend, wenn er vom Dienst heimkommt, nur- noch knapp 1,78 mißt*
Denn durch das dauernde Aufstampfen der Füße beim Gehen werden
die 26 Zwischenwirbelscheiben des Rückgrates zusammengepreßt,

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"AMERIKA. DIENST" - FÜR DIE FRAU

31. Januar 1951

zusammengepreßt, wodurch die Körpergröße verringert und das Ermüdungsgefühl gesteigert wird. Längeres Ruhen in horizontaler
Lage löst die Spannung, und der Körper nimmt wieder seine ursprüngliche Größe an.
Weniger "bekannt war, daß kalte Füße Unfälle begünstigen.
Während man bei normaler Fußtemperatur (etwa 27° C) mit bloßen
Füßen eine Bodenunebenheit von auch nur einem fünftel Millimeter
deutlich wahrnimmt, wird bei niedriger Fußtemperatur die Reizleitung von den Füßen zum Gehirn mangelhaft und macht den Gang
unsicher. Von größtem Einfluß auf die Ermüdung der Füße ist die
Bodenbeschaffenheit. Harter, unnachgiebiger Belag (Beton) wie
auch nachgiebiger, weicher Boden (Sandstrand) sind gleich ermüdend, Tennisspieler bezeichnen etwa einen ganz leicht federnden
Tonboden als den besten, Tänzer würden Parkettboden wählen, der
nicht über Boden gelegt, sondern auf Holzbalken montiert ist.
Teppiche oder Linoleum lindern zwar die "Härte", können aber
auch aus einem Betonbelag kein Parkett mächen.
Besonders wichtig sind diese Forschungsresultate für die
Hausfrau. Sie legt im Tagesdurchschnitt zehn Kilometer zurück das bedeutet 10 000 oder mehr einzelne Schritte, wobei jedesmal
ein Körpergewicht von 50 bis 100 Kilo gegen eine wenige Quadratzentimeter messende Fußfläche gepreßt wird. Dieser Druck muß jeweils zwischen der Fußsohle und dem oberen Ende des Rückgrates
aufgefangen werden.
Den Hausfrauen, aber auch allen anderen Fußgängern, hat
Dr. Herrington, der Leiter des bereits erwähnten Instituts, auf
Grund seiner Forschungsergebnisse einige wichtige Ratschläge zu
erteilen. So sollten sie jede Gelegenheit wahrnehmen, sich niederzulegen, und damit den Zwischenwirbelscheiben die Möglichkeit geben, ihre morgendliche Elastizität zurückzugewinnen. Ferner vermeide man es tunlichst, auf zu kaltem oder zu heißem Boden zu stehen oder zu gehen. Jeder weiß, wie sehr die Füße brennen, wenn man einen heißen Sommertag lang auf sonnenbestrahltem
Beton oder Pflaster geht. Daheim sollte man, wenn man gegen die
Fußbodentemperatur selbst nichts tun kann, isolierende Matten
auflegen oder zumindest dickere Socken anziehen.
(Copyright freigegeben von "Parade", New York)
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

31„ Januar 1951

Amerikas Textilmarkt zeigt Shantung-Leinen,
Taft, Gabardine, Tweed, Pikee, Jersey,
Chiffon und Pelze - aus Rayono
DIE KUNSTSEIDENE MODE
Von Jane Textoro
(74 Zeilen, 670 Worte)
SAN FRANCISCO,CALIFORNIA — (Amerika Dienst) — Kunst Seidenstoffe sind heute vom Textilmarkt nicht mehr wegzudenken,
und es gibt kaum eine Stoffart, die sich nicht auch aus Kunstseide herstellen läßt. So ergab denn auch die vor kurzem von
einer amerikanischen Frauenzeitschrift an ihre Leserinnen gestellte Frage, welches Material sie wählen würden, wenn sie sich
in Zukunft nur mit einem einzigen zufrieden geben müßten, mit
großer Überzahl die Antwort "Rayon" (amerikanische Bezeichnung
für Kunstseide)o Rayonseide hat in'den USA nicht nur die Naturseide fast völlig ersetzt, sondern macht nunmehr auch der Wolle, der Baumwolle, dem Leinen und neuerdings auch -den Pelzen
scharfe Konkurrenz.» Selbst Nylon, an das es allerdings die gesamte Damenstrumpf- und einen Teil der Wäscheindustrie abgeben
mußte, erwies sich nicht mächtig genug, um sie auf dem Kleidermarkt -zu ersetzenc
Die neuen Rayongewebe sind in jeder Hinsicht preiswert und
moderichtigo Die Frühjahrsmode, die im Süden der Vereinigten
Staaten, in Florida und Kalifornien, jetzt schon ihren Einzug
gehalten hat, gibt Rayon, dem "Mädchen für alles" unter den
Stoffen, besondere Gelegenheit, seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen0 Als leichte, schmiegsame, bunte Seidenstoffe,
einfarbige Taft- oder Shantunggewebe, als Leinen und Pikees wird
es zu schicken FrühJahrskleidern und Kostümen verarbeitet, während Kunstseiden-Organdy, -Tüll 'und -Chiffon zauberhafte Abendund Nachmittagskleider ergebeno Ihre betont schmalen Taillen
und schwingenden Röcke sind, wenn nicht gerade ein Come-back,
so doch ein duldsamer Kompromiß zwischen dem "New Look" und der
vorjährigen strengen Bleistiftsilhouetteo Diese zunehmende Toleranz auch in Modefragen läßt den Frauen einen größeren Spielraum in der Auswahl ihrer Garderobe0 Die Modeschöpfer Amerikas
haben eingesehen, daß bei allzugroßer Einseitigkeit der Linienführung

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
31» Januar 1951
Linienführung ein gewisser Teil der Weiblichkeit immer benachteiligt sein wirdo Während zJo Paris noch immer "eng und kurz"
geht, denkt die Amerikanerin gar nicht daran, sich danach zu
richten0 Ihre Röcke reichen immer noch bis zur Mitte der Wade
und sind durchaus nicht immer eng0
Kostümstoffe aus Kunstseide gehören mit zu den Stoffen,
die in Amerika das ganze Jahr hindurch getragen werden und
sich in keiner Weise von guten Wollgabardinen oder Tweeds unterscheidenu Auch im kommenden Frühjahr geht man wieder kariert,
wenn auch nur ganz dezent und nicht in großen, kühnen Quadraterio Kleine Pepitamuster in traditionellem Schwarz-weiß, Grauweiß, Blau-weiß, Braun-weiß sowie einer neuen rot-grünen Kombination ergeben zusammen mit weißen Pikee- oder Jerseyblusen
eine äußerst jugendlich wirkende und überdies praktische Kleidung für die berufstätige Frau, die selbst dann noch ordentlich und gepflegt aussieht, wenn ihre Trägerin damit den ganzen Tag an der Schreibmaschine gesessen hat.
Das neueste Material aus Kunstseide sind Webpelze, die wie
echtes Leoparden-, Lamm- oder Maulwurfsfell wirken« Diese Webpelze tummeln.sich in allen Farben - in Dunkelgrün und -blau,
in leuchtendem Zinnober und in zartesten Pastelltönen - zu
Skiwesten, Sportröcken, Jacken und Schuhwerk verarbeitet - auf
den Wintersportplätzen der USAo
Ein weiteres Plus für Kunstseide ist ihre große Porosität-,
die sie dem Herstellungsprozeß verdanktu Ihr großes Absorbierungsvermögen ist gleichzeitig die Ursache für eine natürliche
Ventilation und Atmung, die das Material für jedes Klima, für
Winter und Sommer, für Norden und Süden gleich geeignet machte
Kleidungsstucke aus Kunstseide können in den meisten Fällen
gewaschen werden: Ein leichtes Durchdrücken in handwarmer Seifenflockenlauge, kräftiges Spülen und anschließendes Auspressen
in einem sauberen Frottiertuch genügen Zum Bügeln soll niemals
ein zu heißes Eisen verwendet werden.
Die Kunstseide selbst ist eigentlich schon eine sehr betagte Dame« Die Lexika nennen 1664 als ihr Geburtsjahr.. Jahrhundertelang führte sie jedoch ein sehr zurückgezogenes Dasein
in den Laboratorien der Wissenschaftler« Erst 1912 begann ^j_e

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

31. Januar 1951

die American Viscose Company mit der industriellen Herstellung
von Kunstseide, und 1924 gab man ihr den offiziellen Handelsnamen "Rayon". Seit damals hat die Textilchemie immer neue und
verbesserte Webarten, Färbeprozesse und Appreturmöglichkeiten
erprobt und damit dieser synthetischen Faser zu ihrer heutigen
wirtschaftlichen Bedeutung verholfen.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
31. Januar 1951
Mrs. Ellen McCloy, die Gattin des US-Hochkommissars,
sprach am Mittwoch, dem 24. Januar 1951, in der Aula
der Frankfurter Universität vor der ersten gemeinsamen Konferenz der Frauenvereinigungen der Bundesrepublik.
FRAUEN DIESSEITS UND JENSEITS DES OZEANS
(70 Zeilen, 630 Worte)
FRANKFURT/MAIN — (Amerika Dienst) --"Die Frauen diesseits
und jenseits des Ozeans haben im Grunde alle das gleiche Ziel,
nämlich die Wahrung von Frieden und Freiheit", erklärte Frau
Ellen McCloy, die Gattin des US-Hochkommissars für Deutschland,
am vergangenen Mittwoch auf der ersten gemeinsamen Konferenz der
Frauenvereinigungen der Bundesrepublik in der Aula der Frankfurter Universitäto Mrs. McCloy vertrat die Ansicht, daß gerade die
Frauen mit ihrem großen Einfühlungsvermögen besonders gut dafür
geeignet seien, zu einer internationalen Verständigung beizutragen, die ja die Voraussetzung für dieses gemeinsame Ziel bilde*,
"Die Erreichung dieses Ziels ist allerdings nicht leicht",
führte Mrs. McCloy unter anderem aus, "und wir müssen uns darüber im klaren sein, daß dies nicht ganz ohne Opfer geschehen
kann. Freiheit ist schließlich kein Geschenk, sondern jeder einzelne trägt die Verantwortung dafür, das heißt, er muß.sich um
alles kümmern und kann nicht einfach sagen: 'Das geht mich nichts
an'"0
Die Frau als Trägerin der kommenden Generation und als
Staatsbürgerin müsse sich für alle Vorgänge im Staat und in
der Gemeinde mitverantwortlich fühlen, ganz gleich, ob es sich
dabei um die Regierung selbst, um ihre Schulen, ihr Heim oder
nur ihre Einkaufsgelegenheit handle• In diesem Zusammenhang
wandte sich Mrs. McCloy mit einer ernsten Bitte an ihre Hörerinnen: "Wir Frauen sollten uns bemühen, alles erst einmal gründlich und sachlich zu prüfen, bevor wir uns darüber aufregen und
erzürnen. Wenn wir den wahren Sachverhalt kennen, wird uns niemals wieder etwas einschüchtern oder zu übermäßiger Begeisterung
hinreißen können»
"Wir Frauen müssen die Suche nach der Wahrheit so weit wie
möglich unterstützeno Die Zeiten sind zu ernst, als daß man sich
den Luxus einer unbegründeten Kritik gestatten kann. Darum machen Sie sich die Mühe, die Wahrheit herauszufinden über beispielsweise
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

31. Januar 1951

beispielsweise Kriegsverbrecher, über Besatzungskosten, über Helgoland und ähnliche brennende Tagesprobleme, die die Öffentlichkeit beschäftigen« - Lassen Sie sich nicht leiten von leeren
Phrasen und Schlagworten« Ich weiß, es gibt jetzt viele, die
sich von einer billigen Propaganda beeinflussen lassen« Aber
niemand kann sich ein so unreifes Denken erlauben« Wir dürfen
nicht unwissentlich zum Instrument jener werden, die diese Agitation mit einer bestimmten Absicht betreiben«"
Mrs. McCloy befaßte sich im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen mit den Lebensverhältnissen der amerikanischen Frau
und ihrer Betätigung im öffentlichen Leben« Für die Amerikanerin,
so sagte sie, sei eine ehrenamtliche Tätigkeit - sei es in einem
Büro der Stadtverwaltung, als Hilfsschwester in einem Krankenhaus oder als Helferin in einer Schule oder einem Kindergarten neben ihren eigentlichen Pflichten als Hausfrau, Mutter oder .
berufstätige Frau zur Selbstverständlichkeit geworden,, Darüber
hinaus finde sie auch immer noch Zeit, sich in geselligen Zusammenkünften in ihren Clubs mit allgemein interessierenden Problemen zu beschäftigen« Dies sei jedoch nur durch die vielen Erleichterungen möglich geworden, die ihr die amerikanische Industrie auf allen Arbeitsgebieten zur Verfügung stellt«
Abschließend appellierte Mrs. McCloy an die deutsche Bevölkerung, nicht immer zu klagen oder sich über die Besatzungsmacht zu beschweren und vorwurfsvoll festzustellen, daß die
Amerikaner "auf diese Weise nicht den Weg zum Herzen der Deutschen finden"« Gerade in dieser Hinsicht werde von amerikanischer
Seite1' unendliche Sorgfalt, Überlegung und Energie" aufgebracht«
Noch wichtiger aber sei es, so betonte die Gattin des Hochkommissars abschließend, daß sich die Deutschen ihrerseits bemühen,
einen Weg zu den Herzen ihrer westlichen Nachbarn zu finden,
um "mit allen gutgewillten Menschen eine neue Welt bauen zu
helfen - eine neue Welt des Vertrauens und der Liebe"«
* * * * *

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"AMERIKA DIENST"

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FÜR DIE FRAU

31„ J a n u a r 1951

K U R Z N A C H R I C H T E N
100 g - GALOSCHEN
( 8 Zeilen, 70 Worte)
GARDENA, CALIFORNIA — (Amerika Dienst) — Überschuhe aus
Vinylit-Kunststoff, die in .einer Hülle von nur etwa 16 x 11 cm
verstaut sind und bei Schlechtwetter einfach aus der Tasche hervorgezogen werden können, erzeugt die Coffey Hoyt Products Company in Gardena, Kalifornien,, Die "Galoschen" wiegen nur etwa
100 Gramm, werden in jeder Größe erzeugt und sind für Damenschuhe verschiedenster Ausführung und Stöckelhöhe erhältlich.
Zur Reinigung genügt einfaches Abspülen an der Wasserleitung.
+ + + + +
HALTBARERE NYLONSTRÜMPFE
( 13 Zeilen, 120 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —- Eine leicht aufspritzbare
Schutzappretur, die die Haltbarkeit von Damenstrümpfen ohne Beeinträchtigung der Farbe oder Feinheit erhöhen soll, wird zur
Zeit von der Nylonger Corporation, New York, auf den Markt gebrachte
Das Gewebe wird durch eine Art Zerstäuber mit einer für
das Auge unsichtbaren Schicht von "Nylonger" überzogen, das
die Fäden an den Kreuzungsstellen miteinander "verschweißt1'
und so ihre Reißfestigkeit erhöht. Eine Dose "Nylonger" reicht
bei normalem Gebrauch für 70 Anwendungen»
Neue Strümpfe hängt man auf und besprüht sie beiderseitig
mit "Nylonger", ein Verfahren, das nach jeder dritten Waschung
wiederholt wird» Die Strümpfe sollen in drei Minuten trocknen.
+ + + + +
( 6 Zeilen, 60 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die bekannte deutsche Kunstund Ausdruckstänzerin Mary Wigman wird auf Einladung der Tanzakademie von Connecticut als Gast an dem im Juli dieses Jahres
beginnenden vierten Sommerlehrgang des Institutes teilnehmen»
Mary Wigman wird damit nach fünfzehnjähriger Unterbrechung zum
ersten Male wieder die Vereinigten Staaten besuchen,,
+ + + + +
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IV. Jahrgang, Nr. 6 W.

7. Februar 1951

Die Frauen auf den einsamen Farmen des
amerikanischen Mittelwestens pflegen
trotz riesiger Entfernungen die Freuden
der Geselligkeit nicht zu entbehren.
MAN LEBT NICHT MEHR "AUF DEM MOND"
(74 Zeilen, 670 Worte)
CHEYENNE, WYOMING — (Amerika Dienst) — Seit Jahren amüsieren sich die Farmersfrauen der amerikanischen Weststaaten
über die bei Außenstehenden allgemein vertretene Ansicht, daß
man sich dortzulande die Sommersprossen noch mit Mehl pudere und
die Kinder im Sattel zur Welt bringe.
Aber die Tage der Planwagen-Aera sind längst vorbei, und
jene Leute, die noch an der oben beschriebenen Vorstellung festhalten, haben sicher nie etwas von den "Cow Beiles" gehört.
Wyomings "Cow Beiles Klub" ist eine weibliche Viehzüchterorganisation, die heute über siebenhundert Mitglieder zählt — alles
Farmerfrauen, die ihre Einsamkeit und Abgeschlossenheit überwunden haben und es fertigbrachten, selbst in der endlosen Weite des amerikanischen Mittel-Westens ein nachbarliches und gesellschaftlich reizvolles Zusammenleben zu schaffen.
Der Grund für die Bildung des "Cow Beiles Klub" war die
absolute Ausschließung aller Frauen von den Tagungen der Viehzüchtervereinigung, deren exquisite Dinners seit 1873 im ganzen
amerikanischen Westen berühmt waren. 194-0 wurde es den Frauen zu
langweilig, und sie beschlossen, ihren eigenen Verein zu gründen.
Voraussetzung, zur Zulassung ist allerdings, daß jede "Cow Belle"
entweder selbst Rinder züchtet oder zumindest Mitglied einer
Viehzüchterfamilie' ist und Vieh auf ihren eigenen Namen eingetragen hat.
Innerhalb eines Jahres breiteten sich die "Cow Beiles" über
ganz Wyoming aus. Ihr Leitsatz lautet: "Es ist unser gemeinsames
Ziel, das Zusammenleben der Frauen in unserer Organisation und
darüber hinaus in dem ganzen Staate zum Wohle aller zu fördern
und weiterauszubauen". Die jährlichen Beiträge fließen meist
wohltätigen*Zwecken zu. Ihr bzeichen ist selbstverständlich
eine Kuhglocke, mit der auch alle Zusammenkünfte eingeläutet
werden.
In anderen Staaten der USA, wie Kalifornien, Colorado,

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. Februar 1951

Colorado, Oregon, Nevada, New Mexiko, Idaho, Nebraska, Utah und
Arizona, würden ähnliche Viehzüchterinnenklubs gegründet, und
man munkelt bereits von einem bevorstehenden Zusammenschluß auf
bundesstaatlicher Ebene. Alle Möglichkeiten moderner Verkehrsverbindungen werden herangezogen, um einen engen Kontakt unter
den Mitgliedern aufrechtzuerhalten, und kleine Flugmaschinen
parken nicht selten auf den Grünflächen um ein Farmerhaus in
Wyoming, wie anderswo die Automobile. Man kann;es sich allerdings nicht leisten, nur zu kleinen Kaffeestündchen zusammenzukommen. Wenn man sich schon trifft, dann meist gleich für
einige Tage. Größere Veranstaltungen, wie z.B. das Rinderkören,
eine Jagdpartie oder das alljährlich im Herbst stattfindende
Eintreiben der Rinderherden von den staatlichen öffentlichen
Weiden, dehnen sich meist auf eine ganze Woche aus. Wegstrecken
allerdings, die nicht mehr als dreißig Meilen betragen, werden
meist zu Pferde zurückgelegt. Die große Beteiligung an derartigen Veranstaltungen ist immer wieder ein Beweis dafür, wie gerade Menschen, die weitab von Nachbarn wohnen - und es kommt vor,
daß die Farmen in Wyoming bis zu hundert und mehr Meilen auseinanderliegen - sich nach gesellschaftlichem Umgang sehnen
und jede Gelegenheit zum Feiern gerne wahrnehmen. Dazu kommt
natürlich, daß man dank moderner Verkehrsmittel große Entfernungen leicht überwindet und in keiner Weise mehr "auf dem Monde
lebt"o Dies ist auch der Grund dafür, daß die Farmerfrauen dort
absolut modern gekleidet sind und man nur noch selten die Tracht
der Cowboys - riesige Hüte, Reithosen und Reitstiefel und Gürtel
mit kunstvoll ausgeführten Arbeiten am Leder zeug und ein mit
Fransen besetztes Säckchen aus Rindleder - an ihnen bewundern
kann. Als vor einiger Zeit ein Photoreporter aus den industriell
hochentwickelten Oststaaten der USA in dieses ausgesprochene
Agrargebiet kam und eine Gruppe von "Cow Beiles" in OriginalWesterntracht aufnehmen wollte, war man allgemein in großer
Verlegenheit. Man mußte sich nämlich die "Kostüme" aus einem
Maskenverleihgeschäft besorgen»
Wie man sieht, ist das Leben auf den einstmals gottverlassenen Farmen des amerikanischen Westens seit den Tagen der
ersten Siedler ein ganz anderes geworden. Der Grund dafür ist

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. Februar 1951

ist jedoch die einfache Tatsache, daß zwei Todfeinde eines befriedigenden Lebens - körperliche Überarbeitung und Y/eltabgeschlossenheit - durch die Errungenschaften der Technik und
durch die Möglichkeit eines von der Großstadt unabhängigen
gesellschaftlichen Lebens völlig von den amerikanischen Farmen
Verbannt wurden.

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- FÜR DIE FRAU
1. Februar 1951
des Kindes gegen
erfordert doppelte
Verständnis und
Liebe0
GERNHABEN IST NICHT GENUG
Von Mildred S. Finch
(95 Zeilen, 860 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Vor genau einem Jahr traten
wir an den Traualtar und dachten in unserer unschuldvollen Liebe,
damit nicht nur uns, sondern auch die Kinder aus unseren ersten
Ehen glücklich zu machen»
Rückschauend allerdings auf das vergangene Jahr und auf
mein schwieriges Leben als zweite Frau, als Mutter meiner eigenen
Kinder - mein Sohn ist 11 und meine Tochter 12 Jahre alt - die
aus ihrer gewohnten Umgebung heraus in völlig veränderte Verhältnisse verpflanzt worden waren, und als Stiefmutter der Kinder
meines zweiten Mannes - ein Sohn sechs- und eine Tochter vierzehnjährig - in deren Heim meine Kinder und ich vor zwölf Monaten
eingedrungen waren, muß ich .heute über meine damalige Selbstsicherheit lächeln, die mich glauben ließ, daß ich mit dieser Aufgabe
leicht fertig werden könnte* Hatte ich doch bisher nicht nur meine zwei Kinder und mein Heim versorgt, sondern nebenbei auch noch
einen ziemlich anspruchsvollen Beruf als Journalistin erfolgreich
ausgeübte Ich sagte wohlweislich "Ich", denn bald wurde es mir
klar, daß der größte Teil d er Verantwortung, zwei Familien zu einer zu verschmelzen, auf der Mutter las-teto
Es war kein leichtes Jahr» Wenn ich ehrlich bin, muß ich
sagen, daß es das schwierigste meines Lebens war0 In Augenblicken,
da mein Kummer zu groß wurde, glaubte ich, daß Stiefmüttern ein
besonderer Platz im Himmel gebühre, nur dafür, daß sie Stiefmütter waren. Und doch, trotz mancher bitteren Minute, möchte ich
jetzt sagen, ich bin mit meinen Erfolgen zufriedeno
Meine Erfahrungen waren so vielseitig und aufschlußreich, daß
ich sie nicht allein für mich behalten möchte*, Sie werden vielleicht mancher Frau in ähnlicher Lage die schwierige Aufgabe, aus
zwei Familien eine zu formen, leichter machen können.,
lo) Man liebt das Kind eines anderen nicht automatisch, selbst
wenn es diese Liebe unbedingt braucht. Selbst der warmherzigste
und mütterlichste Mensch' entdeckt bald, daß Gernhaben keine Liebe

"AMERIKA DIENST"
Das Widerstreben
eine Stiefmutter
Geduld, tieferes
uneigennützigste

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. Februar 1951

Liebe ist und Kindern nicht genügt. Man muß es aber lernen, seine
Stiefkinder zu lieben. Man muß ihnen mehr Zuneigung und Aufmerksamkeit geben, als man jemals seinen eigenen Kindern zuwenden
würde. Die Kinder registrieren jede GefühlsSchwankung wie ein
Seismograph. Sie wissen genau, wann aus dem bloßen Gernhaben
echte Liebe geworden ist. Und erst dann kann man ihre Gegenliebe erwarten.
2.) Die Reaktion auf die Ungezogenheiten eines Stiefkindes
ist in der Regel weitaus heftiger als bei einem eigenen Kinde,
und die Stiefkinder wissen das. Jede Stiefmutter sollte daher
erst bis zehn zählen, ehe sie mahnt oder tadelt. Und ich habe
entdeckt, daß meine beiden Zöglinge für eine Rüpelhaftigkeit genau so bestraft werden wollten wie meine eigenen Kinder.
3.) Gelegentliche Ausbrüche wie "Laß, Du bist nicht meine
Mutter" bleiben fast nie aus. Als ich es das erste Mal hörte,
waren meine Gefühle zutiefst verletzt. Aber ich beherrschte mich
und nahm meine vierzehnjährige Stieftochter beiseite. Ich erklärte
ihr, ich wüßte sehr wohl, daß ich nicht ihre wirkliche Mutter sei,
daß ich deren Platz in ihrem Herzen auch gar nicht einnehmen wolle,
daß ich andererseits aber in diesem Hause bestimme und wir nicht
glücklich zusammenwohnen können, wenn nicht einer sage, wie es
gemacht wird. Sie sah das ein, und wir hatten nie mehr derartige
Auseinandersetzungen.
4.) Mein Mann und ich sind beide geschieden. In beiden Fällen wurden uns die Kinder gerichtlich zugesprochen, und in beiden
Fällen besteht die Klausel, daß der geschiedene Teil ein Anrecht
darauf hat, die Kinder gelegentlich su sehen. Wir sind damit einverstanden, denn man kann einem Kind nicht einfach einen Vater
oder eine Mutter verbieten, nur weil die Ehepartner sich nicht
vertragen konnten. Aber es erschwert die Sache ungemein, und wir
sind davon abgekommen, von dem geschiedenen Elternteil nicht mehr
zu sprechen. Sie gehören seit geraumer Zeit in unsere Gespräche
wie etwas ganz Selbstverständliches. Es ist nicht leicht für eine
Mutter, stets von der Vorgängerin zu hören, und auch ein Ehemann wird kaum davon begeistert sein, ständig über den ersten
Mann zu stolpern. Aber das seelische Gleichgewicht eines Kindes
ist dieses Opfer schon wert.
5.) Das halberwachsene Stiefkind ist das größte und empfindlichste

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7» Februar 1951

empfindlichste Problem» Die 14jährige Mary war freundlich, aber
nicht herzlich; sie war nicht ungezogen, aber auch nicht hilfsbereit, und mit. dem unschuldigsten Gesicht begann sie? Heimlichkeiten zu haben. Ihre Schulleistungen ließen nach, ihre Klassenkameraden beklagten sich über ihre beleidigende Art, sie hatte
keine Freunde mehr, keine Freude mehr am Spiel und saß meist
mit einem langen Gesicht im Hause herum. Ihrer Meinung nach hatte
ich ihre Mutter aus dem Haus verdrängt, und ihr eigener Vater
hatte eine andere Frau, eine Rivalin, die ihr seine Liebe wegstahl . Jahrelang führte eine Wirtschafterin den Haushalt-, und Mary
war der "Boss" gewesen» Sie bemutterte ihren kleineren Bruder,
und nach ihrem Wunsch ging alles im Hause• Und nun noch eine
Stiefschwester - das war zuvielo
Wir brauchten lange, um die Gründe für ihr ablehnendes Verhalten herauszufinden. Mein Mann und ich beschäftigten uns viel
mit ihr und vertrauten ihr gewisse Aufgaben an* Sie fühlte, sie
wurde gebraucht. Und eines Tages hatte sie ihre Gleichgültigkeit
verloren - sie brachte wieder eine Freundin mit nach Hause•
Mein eigener lljähriger Sohn Jimmy überraschte uns mit einem ähnlichen Problem. Er betrachtete seinen Stiefvater als Rivalen, was sich in Ungehörigkeiten uns beiden gegenüber äußerte.
Und ich weiß, daß es Augenblicke gab, wo sein Stiefvater ihn
gerne übergelegt hätte. Aber mit Anspielungen wie: "Wir sind
die Männer im Haus", "Wir müssen uns um Mutti kümmern" oder "Wir
lieben sie doch beide" überzeugte er den Jungen ganz allmählich.
Heute sind sie untrennbare Freunde»
Meine 12jährige Tochter und der kleine sechsjährige Stiefsohn Tommy machten uns kaum* Sorgen. Tommy war froh, daß nun eine
echte Mammi da war, und Patsy zehrte an ihrem ejgcnen kl einen Kummer in der Zeit, als ich mich zuviel mit Mary, der Großen, beschäftigte. Das Kind hatte alles Recht, sich gegen die Zurücksetzung zur Wehr zu setzen. Ich achtete streng darauf, gerecht
und gleich liebevoll zu beiden zu sein.
Mein Mann und ich sind beide zu dem Schluß gekommen, daß
die drei Hauptpunkte in dem langsamen Prozeß der Verschmelzung
von zwei Familien Geduld, Verständnis für das Kind, das dem Außenseiter mit Vorurteil begegnet, und aufrichtige Zuneigung und Liebe
in übergroßer Dosierung sindo
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. Februar 1951

Der Taillenumfang der modernen Frau ist
erheblich größer als der ihrer Großmutter.
WENN AMERIKANISCHE KOSTÜMZEICHNER RAT BRAUCHEN
( 39 Zeilen, 360 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Wie sah die Felduniform
eines Soldaten der napoleonischen Armee aus?","Welche Farben
bevorzugten di'e eleganten Französinnen des 18. Jahrhunderts?"
und "Wieviele Zentimeter war der Reifrocksaum vom Boden entfernt?"
Solche Fragen haben sich die amerikanischen Kostümzeichner häufig zu stellen, wenn sie darangehen, eine neue Filmoder Theaterinszenierung vorzubereiten. Aber selbst die schwierigsten Probleme, die sich dabei ergeben, können durch das
Kostüminstitut des Ketropolitan-Museume of Art und die Theatersammlung der New Yorker öffentlichen Bibliothek gelöst werden.
Besonders das Kostüminstitut, das allein über 7 000 weibliche Garderobestücke, vor allem des 18. und 19« Jahrhunderts,
verfügt, ist eine fast unerschöpfliche Fundgrube. Da gibt es
eigene Räume, in denen nur Kleider, andere, in denen nur Hüte,
Schuhe oder Dessous aus dem 18. und 19. Jahrhundert aufbewahrt
werden. Über Kostüme aus früheren Epochen kann man sich in unzähligen Büchern, Sammlungen von kolorierten Stichen und in
Nachschlagewerken informieren. Der Kostümzeichner muß allerdings berücksichtigen, daß die Menschen in den zwei vergangenen
Jahrhunderten größer und stärker geworden sind und auch die
schlanksten Schönheiten von heute nicht mehr die Wespentaille
ihrer Großmutter haben.
Das Kostüminstitut wird von Aline Bernstein, einer bekannten amerikanischen Bühnenbildnerin und Kostümzeichnerin,
geleitet, die erst vor kurzem bei der Ausstattung von Benjamin
Brittens "Let's make an Opera" mitwirkte und nach alten Vorlagen modernisierte Stilkleider entwarf. Ihrer Initiative sind
regelmäßig stattfindende Ausstellungen von Kostümen und Stoffen
im Institut zu danken, für die sich nicht nur Theaterleute,
sondern auch Modezeichner, Studentinnen und Mitglieder der
in Amerika sehr beliebten Laienspielbühnen interessieren.
Die Theatersammlung

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. Februar 1951

Die Theatersammlung der Public library umfaßt zahlreiche
Photos von Bühneninszenierungen und Figurinen sowie Nachschlagwerke aller Art, und sie verfügt über eine ausgedehnte Bibliothek mit zahlreichen Spezialwerken, in denen man alle Fragen
über altes und modernes Theater beantwortet findet.

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"AI4BRIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

.

7. Februar 1951

Das neue Make-up in Weiß und Rosa paßt sich
den zarten Pastelltönen der kommenden Frühjahrsmode an. Die Haare werden länger und
gelockt getragen, dezentes, unauffälliges
Augen-Make-up wird beibehalten.
AUF DIE NEUENTDECKTE WEIBLICHKEIT
Von Isabel Johns
l 68 Zeilen, 610 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Helle Gesichtshaut und
rosige Lippen sind das Schönheitsideal der kommenden Saison so bestimmen es jedenfalls die Experten der kosmetischen Industrie in den USA. Man bringt Puder und Lippenstifte in zarteren
Farben heraus als bisher, und wenn wir uns den Händen der Makeup-Diktatoren anvertrauen, werden wir in diesem Jahr die ätherische Hautfarbe einer Ophelia haben.
Vorherrschend in der Make-up-Farbenskala sind in diesem
Frühjahr Melone, ein zartes Rosa, Orange, Orange-Rot und ein
leuchtendes Hellrot, das sich gut mit den ebenfalls zarten Pastelltönen der kommenden Frühjahrsmode - Gelb, Rosa, Mauve, Lavendel,
Blau und ein helles Korallenrot - vertragen wird.
Selbstverständlich muß zu den neutralen Farben, wie etwa Marineblau,
Grau oder Beige, ein dunklerer Lippenstift gewählt werden. Eine
amerikanische Firma kreiert sogao? ein leuchtendes Rotbraun als
Ergänzung zu neutralen braunen Tönen und braun-roten Kombinationen. Ob man aber nun ein zartes oder ein leuchtendes Lippenrot wählt - das Aussehen des Mundes soll auf jeden Fall ausgesprochen "feminin" sein.
Allgemein ist man jedoch der Ansicht, daß das neue Schönheitsideal in Weiß und Rosa kaum eine allzu lange Lebensdauer
haben wird. Wenn auch die Lippenstifte heller werden, einen gewissen Farbakzent werden sie schließlich doch beibehalten müssen,
da sie ja mit einer bleicheren Hautfarbe kontrastieren sollen.
In bezug auf die Gesichtsfarbe darf der Begriff "lilienweiß" natürlich auf keinen Fall mit "leichenblaß" verwechselt
werden. Und das ist schnell getan. Ein Strich zuviel mit der Puderquaste kann um Jahre älter machen. Um daher den echten, betont
feminin-ätherischen Effekt zu erzielen, empfiehlt es sich, Puderunterlage und Puder zu benützen, die je um einen bezw. zwei Töne
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7. Februar 1951

Töne heller sind als die natürliche Hautfarbe. Ein klein wenig
Rouge vermindert die Gefahr einer kränkelnden, anämischen Erscheinung»
Bei dieser grundlegenden Wandlung des Make-up werden selbstverständlich auch die Augen nicht vergessen. Man wird jedoch
dem Kommunique" aus Paris, das einem on dit zufolge verschiedenfarbige Augenlinsen, passend zur jeweiligen Farbe des Kleides, vorgeschlagen haben soll, kaum Folge leisten. Das Augen-Make-up in
Schwarz und Braun aber wird nach wie vor bestehen bleiben» Zu
empfehlen ist daneben die regelmäßige Pflege von Wimpern und
Brauen mit einer kleinen Augenbrauenbürste (getränkt mit einem
Tropfen Rizinusöl) und eine gewisse Enthaltsamkeit bei der Verwendung von Augenbrauenstift und Augenschattenschminke. Es ist
auf jeden Fall ratsam? das Ergebnis einer derartigen Bemalung vor
dem Spiegel einer kritischen Kontrolle zu unterziehen, ehe man
sich der staunenden Mitwelt präsentierte
Um nicht von dem allgemeinen Umschwung ins betont Feminine
ausgeschlossen zu sein, bringen uns die Herren, die unsere Haartracht bestimmen, das natürliche gelockte Haar wieder, das übrigens von Tag zu Tag länger getragen wirdo
Den letzten Akzent dieser blumenzarten Mode geben die neuesten Blütenduftschöpfungen der Parfümindustrie« Man war schon
immer groß auf diesem Gebiet, aber es scheint, als habe man sich
auch hier noch vervollkommnet•
Alles in allem scheint 1951 das Jahr der neuentdeckten Weiblichkeit zu werdeno.Hoffentlich brauchen wir uns nicht wieder dem
Schönheitsideal unserer Großmütter anzugleichen, das in der Frau
eine zarte, empfindsame Treibhauspflanze sah» Auch sehnen wir uns
nicht danach, mit zierlichen Sonnenschirmen kokettieren und Gesicht und Hände mit Handschuh und Schleier bedecken zu müssen, um
wahrhaft eine "Dame von Welt" zu sein. Hoffen wir, daß es sich
wie schon so oft, auch diesmal nur um eine Modelaune handelt,
und Launen sind Gott sei Dank selten ernst zu nehmen»•
+ + + + +

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7 . F e b r u a r 1951

K Ü R Z N A C H R I C H T E N
LOTTE LEHMANN NIMMT ABSCHIED VON DER BÜHNE
(lO Zeilen, 90 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Lotte Lehmann, die von
der amerikanischen Kritik noch immer als die "größte Liedersängerin der Gegenwart" bezeichnet wird, begann mit einem Konzert
in der New Torker Stadthalle ihre "Abschiedstournee" von der
Bühne• Die Künstlerin will sich in Kalifornien zur Ruhe setzen
und sich der Malkunst, der Niederschrift ihrer Memoiren und der
Ausbildung weniger ausgewählter Schüler widmen0 Publikum und
Kritik bereiteten Lotte Lehmann anläßlich ihrer New Yorker Abschiedsvorstellung enthusiastische Ovationen.
+ + + + +

UNESCO ERNENNT EINE FRAU ZUM STELLVERTRETENDEN LEITER
DER ABTEILUNG FÜR TECHNISCHE UNTERSTÜTZUNGSPROGRAMME
( 11 Zeilen, 100 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Eine junge Amerikanerin;,
Mrso Rowena B« Rommel, wurde kürzlich zur Leiterin der Abteilung
für technische Unterstützungsprogramme bei der UNESCO ernannte
Mrs 0 Rommel, die bereits seit 1943 eine leitende Stellung innerhalb des technischen VerwaltungsStabes beim amerikanischen Außenministerium bekleidete, ist nach der Schwedin Alva Myrdal, der
Leiterin der sozialwissenschaftlichen Abteilung der UNESCO? die
zweite Frau, die mit einem so wichtigen Posten bei der UNESCO
betraut wurde. Ihre Aufgabe wird es sein, bei der Durchführung
des ausgedehnten technischen Unterstützungsprogra'mms der UNESCO,,
das sich bereits über mehr als 12 Länder ausdehnt, mitzuhelfen.
+ + + + +
BZ* NEUER STAUBSAUGER
( 10 Zeilen, 90 Worte)
NEWTON, IOWA — (Amerika Dienst) — Ein Staubsauger, der
abgesehen von seiner normalen Funktion auch zum Absaugen des
Spülwassers
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7 0 Februar 1951

Spülwassers beim Waschen von Teppichen herangezogen werden kann,
wird von der McAllister Ross Corporation in Newton, Iowa, erzeugt 0
Ist die eigentliche Behandlung der Teppiche mit Seifenlösung und Wasser beendet, so kann man das letzte Spülwasser mit
dem Staubsauger durch Aufstecken eines Spezialansatzes absaugen,
wodurch der Trockenvorgang auf eine Stunde beschränkt wirdo
Auch als Haartrockner ist das Gerät verwendbaro
+ + + + + +

RÖCKE UND BLUSEN BEVORZUGT
( 11 Zeilen, 100 Worte)
ITHACA, NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die amerikanischen
Studentinnen haben dem Tageskleid völlig abgeschworen, ergab eine
von der Cornell-Universität kürzlich durchgeführte Umfrage»
Röcke mit Blusen und Pullovern sind durchwegs die Favoriten der
jungen Mädchen0
Die Umfrage ergab ferner, daß die weitaus überwiegende
Mehrzahl der Studentinnen der Cornell-Universität überhaupt kein
einziges Tageskleid besitzt. Ihr durchschnittlicher Garderobenbestand setzt sich aus vier Nachmittags- und zwei Abendkleidern,
zwei Kostümen, sechs Röcken und je neun Blusen und Pullovern
zusammeno
+ + + + +

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IV. Jahrgang, Nr, 7 I

14. Februar 1951

Die modernste Regel der Kindererziehung ist die» daß es keine
Regeln gibt»
DER GESUNDE MENSCHENVERSTAND
(b4 Zeilen, 580 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die Junge Mutter von heute
befindet sich in einer äußerst schwierigen Situation., Während
sie auf der einen Seite von lieben Verwandten und guten Bekannten
mit "altbewährten" ^ausregeln überschüttet wird, deren strikte
Durchführung man als einzig richtige Kindererziehung anpreist,
muß sie sich auf der anderen Seite von modernen Ärzten, Psychologen und Lehrern immer wieder sagen lassen, daß es bei der Erziehung von Kleinkindern überhaupt keine festen Regeln gäbe, sondern
daß stets den augenblicklichen Bedürfnissen des Kindes Rechnung
getragen werden müsse• Von solchen widersprechenden Ratschlägen
in Zweifel gestürzt, bleibt der geplagten Mutter schließlich kein
anderer Ausweg, als sich auf ihre eigenen mütterlichen Instinkte,
auf ihren "gesunden Menschenverstand" zu verlassen«
Eine vor kurzem in den Vereinigten Staaten durchgeführte Umfrage bei Frauen aller Altersstufen ergab allerdings, daß auch
dieser "gesunde Menschenverstand" im Laufe der letzten 60 Jahre
in seiner Bedeutung mehrfache Wandlungen erfahren hat: Im Jahre
1890 war er identisch mit einer äußerst romantisobaa und übersentimentalen Auffassung von den Pflichten und Aufgaben der Frau als
Mutter. Bücher und Broschüren, Zeitungen und Zeitschriften woben einen Glorienschein um das Haupt aller Mütter und
verherrlichten sie in überschwenglichen Lobeshymnen«,
Diese Einstellung wird verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß im Jahre 1890 allgemein die Ansicht bestand, der
Charakter der Kinder werde durch Nachahmung der Eigenschaften
der Mutter gebildete "Ein gutes Beispiel zu geben" war daher damals das höchste Ziel einer jeden Mutter» Bald erkannte man jedoch - die Erfahrung lehrte es in unzähligen Beispielen - daß es
ganz andere Faktoren sind, die bei der Charakterbildung eines Kin r
des die ausschlaggebende Rolle- spielen»
Die guten Beispiele, die der "gesunde Menschenverstand" diktiert hatte, verwandelten sich daher um das Jahr 1910 in strenge
Erziehungsmethoden, die als feste Regeln allgemeine Gültigkeit beanspruchten* Für heutige Begriffe völlig unverständlich erscheinende

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Februar 1951

erscheinende Auswüchse dieser neuen Art der Kindererziehung wie:
"Streue dem Kind Pfeffer auf die Zunge, wenn es lügt," oder "Zwinge
das Kind, Tag und Nacht Handschuhe zu tragen, wenn es Fingernägel
beißt," waren um diese Zeit durchaus anerkannte Hausmittel. Eiserne
Strenge und Disziplin galten als notwendige "Voraussetzung, um aus
den Kindern ordentliche Menschen zu machen.
In den zwanziger und dreißiger Jahren wiederum konzentrierte
sich der "gesunde Menschenverstand" in bezug auf Kindererziehung
fast ausschließlich auf das "Benehmen". Artige Kinder wollte man
haben, die schon im frühesten Alter gute Manieren hatten, die nicht
laut schrien, die "auf's Töpfchen" gingen und nicht Daumen lutschten,, Dauernde Ermahnungen und unermüdliche Belehrungen schienen
dabei nach "gesundem Menschenverstand" die einzig richtige Methode«,
Erscheinen uns heute all diese verschiedenen Versionen der
Kindererziehung unverständlich, ja bis zu einem gewissen Grade
sogar lächerlich, so darf dabei doch nicht vergessen werden, daß
gerade diese Jahre von 1890 bis 1930 unser Wissen um die Psychologie des Kindes und die eigentlichen Faktoren, die bei der körperlichen und geistigen Entwicklung des Kindes eine ausschD^ggebaide
Rolle spielen, wesentlich erweitert haben. Und eben diese Erfahrungen haben uns gelehrt, daß jede künstlich geschaffene Methode
in bezug auf Kindererziehung abzulehnen ist. Ob es sich um das
Essen, das Entwöhnen, um das Gehen- oder Sprechenlernen handelt,
niemals sollen diese Dinge in feststehende Regeln gepreßt werden.
Dabei ist es für eine junge, unerfahrene Mutter natürlich
nicht leicht zu entscheiden, wo bei ihrem Kind die natürlichen
Bedürfnisse aufhören und seine Launen beginnen. Kein noch so ausführliches Buch kann ihr Aufschluß darüber geben, wie sie sich in
bestimmten Situationen ihrem Kind gegenüber verhalten soll. Erst
wenn sie auf die Frage: "Was muß ich von mir selbst wissen, um
meine eigene Reaktion auf mein Kind besser verstehen und mein
Verhalten jim gegenüber darauf hin einstellen zu können?" eine befriedigende Antwort gefunden hat, werden sich all diese Probleme
leichter lösen lassen. Erst dann wird sie ihrem Kinde gegenüber
wirklich ihren "gesunden Menschenverstand" sprechen .lassen können.
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.14. Februar 1951

Vor mehr als zwei Generationen
ging Clara Swain als erste Missionsärztin nach Indien«
EINE FRAU KÄMPFT GEGEN KONVENTIONEN
(52 Zeilen, 460 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Eine Frau, die ihren ersten
Raketenflug auf den Mars erfolgreich zurückgelegt hat, würde heute bei ihrer Landung auf unserer guten Mutter Erde vermutlich
nicht mehr bestaunt werden als einstmals die junge Amerikanerin
Clara Swain, die im Jahre 1869 als erste Missionsärztin nach Indien ging« Bis zu diesem Zeitpunkt nämlich wurden in Indien allen
Frauen und Mädchen auch die einfachsten medizinischen Hilfeleistungen verweigert, da es Ärzten auf Grund der religiösen Vorschriften verboten war, Frauen zu behandeln, und Ärztinnen gab es
noch nicht. Aber auch in allen anderen Teilen der Welt war die
medizinische Ausbildung für Frauen nicht nur ungewöhnlich, sondern
wurde sogar von Angehörigen des Arztberufes und einem großen Teil
der Öffentlichkeit erbittert bekämpft» Erst der Erfolg Clara
Swains brach diesen über die Frauen verhängten Bann in Amerika
und auch in anderen LändernSofort nach Abschluß ihres Studiums am Medizinischen Institut für Frauen in Philadelphia setzte Clara Swain ihren Entschluß,
als Missionarin nach Indien zu gehen, in die Tat um - ein Entschluß,
dessen Auswirkungen zweifache historische Bedeutung für die Frauen
in aller Welt erhalten sollten :Einmal war dadurch eine Bresche geschlagen worden in die bisher so unüberwindbar scheinende Mauer,
mit der die konservativen kirchlichen Missionarsgruppen die Frauen von der Missionsarbelt abgeschnitten hatten, zum anderen war
ein bedeutender Schritt vorwärts getan in dem Kampf, den eine
kleine Gruppe von Männern und Frauen in Pennsylvanien ausfocht,'
um der Frau zu dem Recht zu verhelfen, sich theoretisch und praktisch auf medizinischem gebiete betätigen zu dürfen.
Dr„ Swain erkannte bald, daß die Arbeit einer einzelnen Ärztin in einem so übervölkerten Land wie Indien in keinem Verhältnis zu dem bestehenden Bedürfnis an ärztlicher Betreuung stände
Ihr nächster Schritt bestand deshalb darin, andere Frauen in den
Grundbegriffen der Medizin und Hygiene zu unterrichten und sich
so einen Stab von Helferinnen heranzubilden, unter denen sich
auch eine ganze Reihe von eingeborenen Inderinnen befand.
Neben

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Februar 1951

Neben ihrer praktischen Arbeit versuchte Clara Swain immer
wieder, das Interesse der Allgemeinheit auf die Tatsache zu.lenken, daß überall in der Welt ein ungeheurer Mangel an medizinisch
ausgebildeten Frauen bestände Ihr unermüdlicher Eifer in dieser
Richtung hatte Erfolg* und bald strömten aus allen Ländern Frauen
in die Vereinigten Staaten* um dem Rufe Clara Swains zu folgen«
Aber immer noch war die Situation alles andere als ermutigend„
Die Krankenhäuser lehnten es ab, weibliche Studenten famulieren
und fertige Ärztinnen praktizieren zu lassen, und die Apotheken
verweigerten die Ausgabe von Medikamenten auf von Ärztinnen ausgestellte Rezepte„ Und als Hannah lonshore als erste Frau es
wagte, in Philadelphia eine Praxis zu eröffnen* kam es zu Massendemonstrationen vor ihrem Hause•
Heute, rund 100 Jahre später, hat sich diese Situation grundlegend geänderte Frauen sind in den Vereinigten Staaten und ebenso in allen anderen Ländern an den medizinischen Fakultäten sämtlicher Hochschulen und Universitäten zugelassen und bilden einen
hohen Prozentsatz der medizinischen Hörerschaft, Als praktische
Ärztinnen, Spezialistinnen und Wissenschaftlerinnen haben sie sioh
ebenbürtig in die Reihe ihrer männlichen Kollegen gestellte Auch
auf dem Gebiet der Mission haben sie festen Fuß gefaßt und arbeiten in evangelischen wie auch katholischen Missionskrankenhäusern dem Vorbild ihrer Vorkämpferin Clara Swain nacheifernde
+ + + + +

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14c Februar 1951

Jede Hausfrau kann mit einfachsten
Mitteln die Pasteurisation der Milch
zu Hause durchführen.
PASTEURISIERE ZU HAUSE!
(41 Zeilen, 370 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Milch, die von kranken Kühen
stammt oder nicht mehr frisch ist, kann Krankheitserreger enthalten. Das Pasteurisieren vernichtet diese Organismen, ohne den Nährstoffgehalt oder den Geschmack der Milch ungünstig zu beeinflussen,
und erhöht dabei gleichzeitig ihre Haltbarkeit» Die von den großen
Molkereibetrieben gelieferte Milch ist zwar immer schon pasteurisiert, viele Familien auf dem Lande sind jedoch darauf angewiesen,
das Pasteurisieren selbst vorzunehmen, wenn sie nicht auf seine
Vorteile verzichtenWDllenc Ein neuer automatischer Apparat, der
in den Vereinigten Staaten konstruiert wurde, leistet dabei gute
Diensteu
Dieser Heimpasteurisator besteht aus drei Teilen: einem mit
elektrischer Heizung ausgerüsteten Wassergefäß, einem in dieses
passenden 7*/2 Liter fassenden Milchbehälter und dem Deckel, der
einen Rührer trägtc Völlig selbsttätig arbeitet dieser Apparat im
kleinen ebenso wie die1, automatischen Pasteurisier-Geräte der Molkereien im großem
Aber nicht jedem landwirtschaftlichen Betrieb in den USA steht
am derartiger elektrischer Pasteurisator zur Verfügung« Findige
Farmersfrauen fanden daher einen Weg, wie man auch mit gewöhnlichen
Utensilien zu Hause pasteurisieren kann« Man benötigt dazu nur ein
genaues Thermometer,-einen Milchtopf mit Deckel, eine größere flache
Schüssel und einen Löffel aus Metalle
Die Schüssel dient als Kühlgefeß, Man füllt sie mit kaltem
Wasser an, in dem der Milchtopf nach Erhitzen sofor*t gekühlt werden kann« In den mit Milch gefüllten Topf führt man das Thermometer ein und erhitzt rasch auf 74° C, wobei man ständig mit dem
Löffel rührt, um die Bildung eines Belages, Überhitzung oder ungleichmäßige Erwärmung zu vermeiden. Die angegebene Temperatur hält
man eine Minute lang ein und setzt den Topf dann in die Schüssel
mit kaltem Wasserc Man kühlt rasch unter dauerndem Rühren, bis die
Temperatur auf 60° C gesunken ist» Dann deckt man den Topf zu,
'ohne den Löffel heraus zunehmen . Die Kühlung wird durch weiteren
Kaltwasserzusatz fortgesetzt, wobei man noch ab und zu umrührt.

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
14. Februar 1951
umrührt Hat man in der Nähe eine Wasserleitung, so kann man das
Kühlwasser auch direkt in die Schüssel laufen lassen« Wenn das
Thermometer 15 C oder weniger zeigt, kann die Milch in Flaschen
abgefüllt werdeiio
Aber auch die Milch, die bereits in Flaschen gefüllt ist, kann
man auf einfache Art pasteurisieren. Hierzu führt man ein Thermometer durch den Verschluß einer Flasche,, Man befestigt die Flaschen
auf einem Gestell in einem Eimor, gießt Wasser bis zur Höhe des
Milchspiegels ein und erhitzt auf 63 Co Dann nimmt man den Eimer
von der Heizquelle und läßt die Flaschen 30 Minuten in dem heißen
Wasser; sollte die Temperatur sinken, so wird sie wieder auf den
alten Stand gebrachte Nach Ablauf der 30 Minuten ersetzt man das
heiße Wasser allmählich, durch laltes, bis die Milch völlig abgekühlt
ist.
+ + + + +
(Copyright freigegeben von "Capper's Farmer".)

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

H . F e b r u a r 1951

K U R Z N A C H R I C H T E N
FRAUEN DES JAHRES
(10 Zeilen, 90 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Mrs. Eleanor Roosevelt
ist die meistbewunderte Frau der Welt, lautete das Ergebnis einer
Rundfrage, die kürzlich vom amerikanischen Institut zur Erforschung der öffentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten durchgeführt wurde. Mrs. Roosevelt steht damit an der Spitze der
"Frauen des Jahres", die auf Grund dieser Umfrage ermittelt wurden. An zweiter Stelle' wurde "Schwester Kenney, die durch ihre
neuartige erfolgreiche Behandlung der Kinderlähmung berühmt wurde, genannt, und an dritter Stelle folgt Madame Tschiang Kaischekfdie Gattin des Oberhauptes Nationalchinas.
* * * * #

NICHTSCHMUTZENDES BAUMWOLLGEWEBE
(6 Zeilen, 55 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS —(Amerika Dienst) — Ein neuer, von
amerikanischen Wissenschaftlern entwickelter chemischer Prozeß
schützt Baumwollgewebe vor bleibenden Schmutzflecken. Bei dem
Verfahren wird auf das Gewebe ein dünner Überzug aufgebracht,
der eine enge Berührung zwischen Schmutz und Gewebe verhütet
und dabei den Charakter des Stoffes nicht verändert.
* # # * *

"MILIUM" GEWÄHRT GRÖSSEHEN KÄLTESCHUTZ
(6 Zeilen, 55 Worte)
NEW YORK —(Amerika Dienst)— Mäntel, Decken und Ohrenschützer werden neuerdings in den Vereinigten Staaten aus Stoff
hergestellt, der mit Aluminiumfolie überzogen ist. Das neue,
überaus leichte Material wird "Milium" genannt und hat den Vorzug, die ausstrahlende Körperwärme zu reflektieren und dadurch
größeren Kälteschutz zu gewähren als andere Gewebe.
* * # * #

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

H » Februar 1951

BRÜNETTE BEVORZUGT
(9 Zeilen, 800 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) -- "Finden Sie lackierte
Fingernägel schön?" wurden in den Vereinigten Staaten im Rahmen
einer großen Umfrage Männer aller Altersklassen gefragt. Die
Antworten zeigten, daß Männer unter 30 Jahren eher bejahend,
ältere Männer eher verneinend antworteten Was den Geschmack
der amerikanischen Männerwelt bezüglich der Haarfarbe anbelangt,
so zeigte es sich, daß das geflügelte Wort "Gentlemen prefer
blondes" (Männer bevorzugen blond) nicht zutrifft: zwei Drittel
der Herren bevorzugten Brünetten.
* * * *

*

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

I

IV. Jahrgang, Nr. 8 W

21. Februar 1951

Zur Förderung des internationalen
Verständnisses schuf eine amerikanische
Frauenorganisation ein Austauschprogramm
für ausländische Studenten.
' EINE WERKSTATT DES FRIEDENS
( 52 Zeilen, 473 Worte-)
SEATTLE, WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Während sich die
Diplomaten der Großmächte die Köpfe über eine Verbesserung der
internationalen Beziehungen zerbrechen, arbeitet eine amerikanische Frauenorganisation im nördlichsten Westen der USA in aller
Stille an der Verwirklichung eines studentischen Austauschprogramms, das das gleiche Problem durch die Praxis zu lösen versucht. Sie geht dabei von dem Gedanken aus, daß es kein besseres
Mittel zu gegenseitigem Verständnis gibt, als den persönlichen
Austausch von Erfahrungen und Ideen» Das Verstehen, das aus dem
perrönlichen Kontakt erwächst, schafft eine Atmosphäre, in der
Vorurteil und Mißtrauen keinen Platz haben.
Die "Foundation for International Understanding through
Students" ist durch die Initiative des Verbandes berufstätiger
Frauen entstanden. Besondere Verdienste erwarb sich die heutige
Sekretärin der Foundation, Miss Lulu M. Fairbanks, die in unermüdlicher Arbeit auch andere private Klubs und die Universität
des Staates Washington für'dieses Austauschprogramm interessierte.
Bis heute kamen dreihundert Studenten aus den verschiedensten Ländern der Erde nach Seattle im Staate Washington; und immer
wieder konnten die Gäste aus dem Ausland feststellen, daß sie
durch die unmittelbare Berührung mit den amerikanischen Menschen,
durch gemeinsam durchgeführte Autobusfahrten in benachbarte
Städte, den Besuch von Museen, Theatern und Bibliotheken oder
selbst bei einer' gemeinsamen Mahlzeit mehr über Amerika und seine
Menschen erfahren als durch jahrelanges abstraktes BücherStudium.
Auf der anderen Seite bietet sich dabei auch für die Amerikaner
selbst die Gelegenheit, Kenntnisse über Länder zu sammeln, deren
Manschen oft unter weniger glücklichen wirtschaftlichen und sozialen Aspekten leben.
Der Direktor des Instituts ist gewissermaßen der gute Geist
für die ausländischen Besucher. Er ist nicht nur für alle akademischen Fragen zuständig, er muß ZoB. auch wissen, wo man am
billigsten essen und schlafen kann, wo man seine Hemden gewaschen
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. Februar 1951

gewaschen und seine Anzüge gebügelt bekommt, und er muß die verschiedenartigen, oft recht komplizierten Einwanderungsbestimmungen
in allen Einzelheiten kennen. Er sorgt in gewissen Fällen für
Familienanschluß und Arbeitsplatz und arbeitet darüber hinaus
die reichhaltigen Studien- und Unterhaltungsprogramme aus, die
den Aufenthalt der Gäste so angenehm und interessant wie möglich
machen sollen.
So wurde anläßlich der ersten Jahresversammlung der "Vereinigung zur internationalen Verständigung durch den Austausch von
Studenten" während der Kulturwoche in Seattle, die im Herbst verigen Jahres stattfand, eine Theateraufführung gezeigt, bei der
Studenten aus 54 verschiedenen Ländern mitwirkten.
Mit der Gründung dieser Vereinigung, die heute noch keine
zwei Jahre alt ist, hat der Staat Washington seinen Bürgern ein
Fenster zur Welt geöffnet und den ausländischen Studenten einen
Schlüssel in die Hand gegeben, der ihnen das Tor zum wirklichen
Amerika öffnet.

i

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. Februar 1951

Die Erfindung der Nylonfaser brachte
nicht nur dem Du Pont Konzern, sondern
auch vielen kleineren amerikanischen
Verarbeitungsbetrieben einen wirtschaftlichen Aufschwung, ganz zu schweigen von
der amerikanischen Frau, die durch diese
Erfindung die bestbestrumpfte Frau der
Welt geworden ist0
NYLON, DER WUNSCHTRAUM JEDER FRAU
(47 Zeilen, 430 Worte)
WILMINGTON,DELAWARE — (Amerika Dienst) — Nur eine halbe
Unze wiegt das Nylongarn, das zur Herstellung von einem Paar
Damenstrümpfe gebraucht wirdo
Dieses Nylon ist, wie heute bereits jedermann weiß, ein
Produkt der Forschungslaborätorien der E d o Du Pont de Nemours
& Co., I n e , aus denen in langjähriger Forschungsarbeit eine
ganze Familie von synthetischen Fasern hervorgegangen ist, die
sich alle aus denselben Bestandteilen zusammensetzen, nämlich
aus Kohle, Luft und Wassero
Diese "Wunderfaser" wurde zuerst 1938 als grobe Borste auf
den Markt gebracht und hauptsächlich für Zahnbürsten verwendet»
Heute ist sie, durch immer neue Verbesserungen und Verfeinerunr
gen, zu einem hauchdünnen Webfaden geworden,dessen Elastizität,
Feinheit und Durchsichtigkeit sie vor allem zur Herstellung von
Strümpfen prädestinierte Aber auch für Wäsche, Blusen und Kleider eignet sie sich ausgezeichnete Nylon-Wäsche oder gar NylonKleider, die neben ihrer hauchzarten Schönheit auch noch den
Vorteil haben, völlig knitterfrei zu sein und sich leichter und
schneller waschen zu lassen als alle anderen Gewebe, sind zum
Wunschtraum jeder Frau geworden, einem Wunschtraum, der nicht
schwer zu erfüllen ist, vorläufig allerdings nur in den Vereinigten Staaten, wo all diese Dinge für jeden verhältnismäßig
leicht erseawinglich sind°
Nylon ist ein Schulbeispiel dafür, wie die Erfindung eines
großen Konzerns sich wirtschaftlich befruchtend auf kleinere
Betriebe auswirken kann« Obgleich die Erzeugung des Garns ausschließlich den Du Pont-Werken vorbehalten ist, wird seine Verarbeitung in eine" Reihe kleinerer Webereien und Wirkereien vorgenommeno Nicht immer war die Herstellung von Damenstrümpfen

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
21, Februar 1951
Damenstrümpfen ein sicheres Geschäft für den Kleinbetrieb0
Früher fürchteten selbst verhältnismäßig gut fundierte Firmen
die finanzielle Katastrophe, die eine unvorhergesehene Lieferschwierigkeit oder eine Preisschwankung des Rohseidenmarktes
mit sich bringen konnte . Heute steht den Fabrikanten Nylongarn
in ausreichenden Mengen und zu annehmbaren Preisen zur Verfügung, und selbst kleine Betriebe können ohne großes Risiko ihr
Kapital in die Produktion von Nylon-Fertigwaren stecken»
Am meisten profitiert dabei die amerikanische Frau selbst,,
und damit ist der eigentliche Sinn dieser wirtschaftlichen Zusammenarbeit, nämlich der Gewinn des Verbrauchers, erfüllte Eine
Arbeiterin der Du Pont-Gesellschaft kann sich beispielsweise
bereits für einen Stundenlohn ein Paar dieser hauchdünnen Nylons
kaufen, und mit dem Erlös von kaum einem Tag Arbeit ist sie die
Strumpfsorgen für ein ganzes Jahr losu
Gerade in der Strumpffabrikation hat sich das Material so
hervorragend bewährt, daß die Worte "Nylon" und "Damenstrümpf"
für die Amerikanerin schon fast gleichbedeutend sind»

Anmerkung der Redaktion;

Wir empfehlen,diesen Artikel zusammen
mit den Ihnen auf Anforderung zur Verfügung stehenden fünf Bildern zu veröffentlichen, die die Geschichte eines
Nylonstrumpfes von der Fabrikation bis
zum Verbraucher sehr anschaulich wiedergeben-,

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. Februar 1951

Die Kenntnis dessen, was der Vater im
Berufe tut, ist für das Kind ein wesentlicher erzieherischer Faktoro Verschiedene amerikanische Betriebe haben daher
"Offene Tage" für die Familien ihrer
Angestellten- eingerichtet,,
UND WOHIN GEHT VATI?
Von Jo George Frederick
(53 Zeilen, 480 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Nur wenige Väter können
sich vorstellen, wie ihre Kinder sie sehen. Bei der Mutter ist
das anders» Sie ist immer da, ihre Arbeiten und Aufgaben sind
offenkundige Auch der Briefträger, der Gemüsehändler und selbst
der Polizist bieten keine Geheimnisse, ihre Funktionen sind einleuchtend»
Der Vater aber bleibt selbst dem 10- und 12-jährigen Kinde
oft ein Rätsel. Er mag noch so besorgt und gütig im Rahmen der
Familie sein, in der Vorstellung eines Kindes bleibt eine große
Lücke» Es sieht ihn täglich kommen und gehen» "Wohin geht er?
Und was macht er?" Das sind Fragen, die es häufig stellte
Als noch mehr Familien auf dem Lande lebten, war die Tätigkeit des Vaters ebenso sichtbar wie die- der Mutter» Auch später,
als das Leben industrialisiert wurde, konnxen die Kinder in den
kleinen Städten noch begreifen, was Vater tat» Die Kinder des
Bauern, des Dorf Schmiedes d e r Schotunachers von einst waren immer um den Vater, sahen ihm bei der Arbeit zu, halfen ihm sogar
und lernten auf diese Weise schon frühzeitig sein Gewerbe. Er
stand noch im Mittelpunkt des häuslichen Lebenr.
Heute aber gehen Millionen Männer einer Beschäftigung nach,
deren bloßer Name dem Kind unbegreiflich ist» Wie soll man einem
sechsjährigen Kind erklären, was ein Forschungsanalytiker, ein
Hochfrequenztechniker oder ein Kalkulationsbeamter ist? Selbst
wenn der Vater in einer Fabrik als Kesselwärtei, Elektro-Punktschweißer, als Materialprüfer oder Fräser arbeitet^ wie soll man
das dem Kind begreiflich machen?
Viele Mütter und Väter denken, es sei unwichtig, ob ein Kind
weiß, was sein Vater machte. Sie versuchen nicht einmal, es zu
erklären» Das Kind macht sich dann entweder selbst übertriebene

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
21. Februar 1951
übertriebene Vorstellungen von der Arbeit seines Vaters und
erfindet oft irgend etwas Phantastisches, um sich anderen Kindern gegenüber wichtig zu machen, oder es wird gleichgültig,
und der Vater wird in seinen Augen bedeutungslos. Darum sollte
ein "Vater sich nicht nur mit seinen Kindern im Rahmen der Familie befassen, sondern ihnen auch seine Arbeit verständlich
machen.
Eine amerikanische Gesellschaft hat für die Kinder ihrer
Angestellten ein Preisausschreiben unter dem Motto "Was arbeitet Dein Vati" veranstaltet, um sie für die Tätigkeit ihres Vaters zu interessieren. Die "kleinen Leute" werden nach einem
Besuch in der Fabrik aufgefordert, Zeichnungen einzusenden, die
ihren Vater bei der Arbeit zeigen - eine ausgezeichnete Idee
von hohem erzieherischen Wert.
Bemerkenswert ist auch die Einrichtung verschiedener Stahlwerke in den USA, einmal im Jahr alle Bewohner ihrer Stadt in
das Werk einzuladen, das Kinder und Frauen sonst kaum jemals
betreten. Es ist jedesmal ein großes Erlebnis für die Kinder,
ihre Väter zu sehen, wie sie mit Schutzmasken das geschmolzene
Metall in Formen gießen, weißglühende Öfen bedienen, oder sie
bei Büro- und Laboratoriumsarbeiten zu beobachten. Viele andere
amerikanische Industriebetriebe haben inzwischen die Idee des
"offenen Hauses" für einen Tag im d ahr übernommen und wollen damit die Kluft zwischen Beruf und Familie überbrücken.

* * * # *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. Februar 1951

Amerikanisches Komitee gibt aufschlußreiche
Ergebnisse über bisher unbeachtete Schwangerschaft sgefährdungen bekannt.
SCHWANGERSCHAFTSGEFÄHRDUNGEN
( 41 Zeilen, 370 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Wahrscheinlich findet bei
etwa einem Drittel aller Schwangerschaften eine vorzeitige unbemerkte Abstoßung der Frucht statt. Zu dieser Feststellung kam
man auf einer in New York unter der Schirmherrschaft des bundesstaatlichen Forschungsamts abgehaltenen Konferenz über Schwangerschaft sgefährdungen. Im einzelnen wurden dazu folgende Ausführungen, gemacht:
Untersuchungen, die man bei einer großen Anzahl von Tieren
durchgeführt hat, stellten diese verhältnismäßig hohe Zahl außer
Zweifel. Einige Wissenschaftler vertreten nun die Ansicht, daß
entsprechende Untersuchungen beim Menschen zu ähnlichen Resultaten führen würden.
' Wie der bekannte amerikanische Gynäkologe Dr. Chfistopher
Tietze erklärte, wird die Abstoßung der Frucht oft von den Frauen
gar nicht bemerkt. In vielen Fällen glauben sie, daß es sich lediglich um eine verspätet einsetzende Menstruation gehandelt
habe; der Abort verläuft so komplikationslos, daß weder die Hilfe
eines Arztes^noch e'iner Hebamme beansprucht wird. Die Bezeichnung
"Abortus" wurde von Dr. Tietze so definiert, daß darunter jede
•vorzeitige Fruchtabstoßung, bei der der Keimling noch kein leben
zeigt, verstanden werden muß. Unter diese Definition fällt somit
auch der populäre Begriff einer sogenannten "Fehlgeburt", nicht
dagegen der künstlich herbeigeführte Abortus.
Für die Beendigung e'iner Schwangerschaft durch einen spontanen Abortus gibt es nach Dr. Tietzes Ansicht zwei mögliche
Gründe: Es kann sein, daß die Ei- oder die Samenzelle nicht lebensfähig war und aus ihrer Vereinigung sich ein mißgebildeter Keim
entwickelte, der auf natürlichem Wege wieder abgestoßen wurde.
Die zweite Möglichkeit besteht darin, daß das Ei im Augenblick der Befruchtung "zu alt", d.h» überreif war.
Es liegt heute im Bereich des Möglichen, den günstigsten
Zeitpunkt
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. Februar 1951

Zeitpunkt für die Befruchtung des Eies mit hoher Exaktheit zu
ermitteln. Die Ergebnisse entsprechender experimenteller Arbeiten
der Medizin versetzen den Arzt heute in die Lage, einer Frau,
die eine Schwangerschaft wünscht, den geeigneten Augenblick für
die Empfängnis mit wissenschaftlicher Genauigkeit anzugeben.
Vielen kinderlosen Ehepaaren, bei denen keine anderen Ursachen für die bestehende Unfruchtbarkeit nachweisbar sind,
kann auf diese Weise in Zukunft durch die ärztliche Wissenschaft
geholfen werden.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. Februar 1951

Nicht nur Vitamine, auch Mineralsalze
spielen eine wichtige Rolle in der
menschlichen Ernährung.
SPEISEZETTEL CHEMISCH BETRACHTET
( 74 Zeilen, 670 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Die Wissenschaft hat sich
in den letzten Jahrzehnten - vor allem in den Vereinigten Staaten - in immer steigendem Maße mit Fragen der Ernährung beschäftigt und ist dabei zu einer Reihe wichtiger Erkenntnisse gekommen, von denen viele heute schon zum Allgemeinwissen breitester
Kreise gehören. Man weiß von der Wirkung der Kohlehydrate, man
kennt die Bedeutung der verschiedenen Eiweißarten, der sogenannten Proteine, die vorwiegend in Fleisch, Fisch, Geflügel und
Milchprodukten enthalten sind, und was die Vitamine anbelangt,
so wurde darüber soviel geschrieben, daß wohl jede Hausfrau über
ihre Bedeutung und ihr Vorkommen informiert sein dürfte.
Dagegen weiß man verhältnismäßig wenig über die zur Erhaltung der menschlichen Gesundheit ebenfalls wichtigen Mineralsalze, die obendrein bei der Mahlzeitenplanung ganz besondere Schwierigkeiten bieten, da sie nicht immer in den Nahrungsmitteln in solcher Form enthalten sind, daß der Körper sie tatsächlich verwenden könnte. Eine genaue Berechnung, unter welchen Umständen und in welchen Mengen Mineralsalze dem Körper
zugeführt werden, ist umständlich und gehört fast schon in das
Gebiet der höheren Mathematik. Im allgemeinen wird es am zweckmäßigsten sein, einen sinnvollen Diätplan aufzustellen und dann
erst nach den eventuellen "Mineral-Lücken" zu suchen.
Von den Mineralsalzen sind es vor allem Kalzium, Eisen
und Jod, die bei der Zusammenstellung des Speisezettels oft zu
kurz kommen. Dabei muß Kalzium von Phosphor und Vitamin D begleitet sein, um vom Körper verarbeitet zu werden. Kalzium ist
vor allem in den Wachstunsperioden unentbehrlich. Aber auch in
vorgeschrittenen Jahren spielt, wie Dr. Stearns vom Iowa College of Medicine erklärt, ein mit Mineralsalzen gut versorgter
Knochenbau eine wesentliche Rolle für die Erhaltung der Körperkraft. Milch und Milchprodukte, wie etwa Käse, sind die Hauptquellen von Kalzium für alle Lebensalter; täglich ein halber

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. Februar 1951

halber Liter Milch für Erwachsene, ein Liter für Kinder werden dringend empfohlen. Dazu empfiehlt sich bei Kindern vielfach noch ein Zusatz von Vitamin D, da ja in Deutschland, zum
Unterschied von vielen amerikanischen Molkereien, eine systematische Anreicherung der Milch mit Vitamin D nicht üblich ist.
Bei einiger Sorgfalt in der Mahlzeitenplanung ist es im allgemeinen nicht schwierig, das für den Menschen nötige Minimum
an Eisensalzen zusammenzubringen. Und doch wird hier vielfach
gesündigt. Am schlimmsten wirkt sich der Eisenmangel in der
Jugend und bei Schwangerschaften aus. Das Resultat ist Blutarmut und deren Symptome: bleiche Gesichtsfarbe, Gewichtsverlust,
Appetitmangel, Atemnot. Manche bktarmen Frauen bekommen auch
vorzeitig Falten und graue Haare.
Einfache Blutarmut, die ihre Ursache in einem Eisenmangel
hat, läßt sich durch eisenreiche Ernährung zumeist ausgleichen,
wobei eisenhaltige Medikamente( nur nach ärztlicher Verordnung!) diesen Gesundungsprozeß beschleunigen können. Eier, Spinat und mageres Fleisch sowie vornehmlich Leber sind die wichtigsten Quellen für Eisensalze.
Kupfer ist nur in geringsten Mengen notwendig. Es wird
bei der Bildung von Haemoglobin, dem sauerstofftragenden Farbstoff der roten Blutkörperchen, benötigt. Diese winzige Quantität ist auf jeden Fall in den Nährstoffen enthalten. Magnesium und Zink sind für den Körper gleichfalls nur "Spurelemente", ebenso wie Kobalt, das im Vitamin B 12 enthalten ist. Diese Elemente sind stets in ausreichender Menge im Organismus
vorhanden.
Schwefel wird hinreichend geliefert, wenn man wöchentlich
vier Eier und ausreichend mageres Fleisch, Geflügel oder Fisch
ißt. Natrium und Chlor sind im Kochsalz in genügender Menge
vorhanden, zur ausreichenden Jodversorgung empfiehlt sich hingegen jodisiertes Salz, falls man nicht viel Seefisch konsumiert oder in Küstennähe wohnt. Fluor soll zur Zahnerhaltung
wichtig sein und wird neuerdings in einigen amerikanischen
Städten dem Trinkwasser zugefügt, doch stehen endgültige Resultate noch aus.
Eisen,

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21. Februar 1951

Eisen, Phosphor, Kalzium und Jod können bei falscher Ernährung in zu geringen Quantitäten vertreten sein und zu Mangelkrankheiten oder auch zu allgemeiner Gesundheitsschädigung
führen. Die umsichtige Hausfrau wird daher Sorge tragen, diese
Mineralsalze in den erforderlichen Mindestmengen in den "Mahlzeiten-Fahrplan" einzubauen»
# * # * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

IV. Jahrgang, Nr, 9 W

28. Februar 1951

Mrs. Eleanor Roosevelt ist Vorsitzende
des Ausschusses für Menschenrechte "bei
den Vereinten Nationen und ein vorbildliches Beispiel für die gewaltige Wandlung,
die die Stellung der Frau im Laufe eines
halben Jahrhunderts durchgemacht hat.
ES WAR EIN LANGER WEG
Von Eleanor Roosevelt
(77 Zeilen, 670 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wenn ich heute auf die
langen Jahre meines Lebens zurückblicke, muß ich feststellen,
daß die Stellung der Frau im Laufe dieser Zeitspanne eine gewaltige Wandlung durchgemacht hat. Ich selbst wurde seit meinem achten Lebensjahr von meiner Großmutter erzogen, und die
Unterschiede werden mir vielleicht gerade deshalb noch stärker
bewußt als jenen, die als Vergleichsmaßstab nur eine weitere
Generation haben.
Mit achtzehn Jahren führte man mich in die New Yorker Gesellschaft ein, ein schüchternes, fast verängstigtes junges
Mädchen, das drei Jahre i
sehen Töchterpensionat
verbracht und no.ch Leine neuen Freunde in den Staaten hatte.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts verfolgten wir mehr oder weniger belustigt - die Berichte über die sogenannten
CufJragetten, jene hartnäckigen behosten Fechterinnen für die
Emanzipation der Frau, die damals die Straßen New Yorks bevölkerten. Was sie erreichten, war sicher anzuerkennen, doch die
meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen waren daran gar nicht sonderlich interessiert. Sie waren zufriedene Hausfrauen und Mütter,
die in der Ausübung ihrer häuslichen Obliegenheiten ihren Lebenszweck sahen, oder von der Gesellschaft verwöhnte und ihren
Männern hörige Luxusgeschöpfe, die ebenfalls nur ihren engbegrenzten Interessenkreis hauten.
Der erste Weltkrieg brachte die Wandlung. Eine große Anzahl von Frauen übernahm die Arbeitsplätze der Männer, die zu
den Waffen gerufen worden waren. Bald fanden sie Gefallen an
dieser neuentdeckten Freiheit, von der sie sich auch nicht
trennen wollten, als das wirtschaftliche und politische Leben

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
28. Februar 1951
Leben längst wieder in ruhigen und geordneten Bahnen lief. Die
Zahl der arbeitenden Frauen wuchs von da an beständig weiter.
Ich war fünfzehn Jahre alt, als ich in Europa das erste
Mal mit einer, wie mir schien, echten intellektuellen, fortschrittlichen Frau in Berührung kam, und ich fand diese Begegnung außerordentlich anregend. Der Burenkrieg war beendet,und
die Dreyfus-Affaire gab noch immer Anlaß zu großen Debatten..
Ich wurde Zeuge vieler hitziger, ja oft leidenschaftlicher Auseinandersetzungen über Probleme, die man in Amerika noch nicht
erörterte.
Meine Berührung mit der amerikanischen Frauenbewegung kam
verhältnismäßig spät, und ich bin heute froh darüber, daß ich
Anna Howard Shaw noch sprechen gehört habe und Oarrie Chapman
Catt kannte, ehe sie als Vorkämpferin für die politische Gleichberechtigung der Frauen in der ganzen Welt bekannt wurde.
Während der vergangenen fünfzig Jahre erhielten die Gesetze,
die sich mit Frauenrechten befaßten, manchen Zusatzartikel. Sie
sind unterschiedlich in den verschiedenen Teilen der Welt und
unterschiedlich selbst in den einzelnen Staaten Nordamerikas. Wo
heute jedoch die alte, einschränkende Gesetzgebung noch in den
Statuten enthalten ist, findet sie kaum noch Anwendung, sondern
wird weitestgehend ignoriert. Im allgmainen kann man daher sagen, daß die amerikanische Frau dem Mann absolut gleichgestellt
ist. Selbst die Gewerkschaften stehen heute den Frauen offen,
und die Arbeiterverbände in Industriezweigen mit vorwiegend
weiblichen Kräften sind auf keinen Fall schlechter als die ihrer
männlichen Kollegen.
Auch innerhalb der Familie hat sich manches geändert. Vor
fünfzig Jahren war der Einfluß der Frau nur versteckt zu spüren - heute ist er vom Manne, den Kindern und dem Staat offen
anerkannt. Vor fünfzig Jahren wäre es für ein lediges Mädchen
unmöglich gewesen, sich allein eine Wohnung zu halten - heute
gibt es wohl kaum jemanden, der ihr dieses Recht streitig machen wollte. •
Was mich immer wieder tief beeindruckt, ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Frauen der Gegenwart ihre Mitverantwortung an der Schaffung einer neuen friedlichen Welt akzeptieren. Besonders die Stellung der Frau in den Vereinten Nationen
ist beispielgebend für die weltumspannenden Fortschritte in
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Februar 1951

in ihrem Kampf um wirtschaftliche und politische Freiheit und
Gleichberechtigung. ITatürlich vollzieht sich diese Entwicklung
bei den verschiedenen Völkern der Welt nicht gleich schnell,
doch sind derartige Bestrebungen und Entwicklungen zur absoluten Gleichstellung der Frau überall unverkennbar.
Und doch muß eine Frau auch heute noch, wenn sie Erfolge
haben will, mehr und besseres leisten als ihr männlicher Kollege. Ihre Arbeit unterliegt einer heftigeren öffentlichen Kritik als die des Mannes. Tröstlich dabei ist, daß dies der einzige Nachteil tist, den sie heute noch mit in Kauf nehmen muß.
(Auszug aus einem kürzlich in Harper's Magazine
erschienenen Artikel.)
• # * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Februar 1951

Trotz einer riesigen Auswahl an talentierten
Filmschönheiten in aller Welt ist Hollywood im
Augenblick ohne die ausländische Mfemme fatale".
HOLLYWOOD AUF DER SUCHE NACH EINER NEUEN GARBO
(82 Zeilen, 740 Worte)
HOLLYWOOD, CALIFORNIA — (Amerika Dienst) — Die Stelle
des ausländischen weiblichen Spitzenstars in Hollywood ist seit
geraumer Zeit unbesetzt, und es ist durchaus keine einfaohe
Sache, Ersatz zu finden. Denn nicht irgend jemand kann diesen
Platz einnehmen.
Ideal wäre, so schreibt ein guter Kenner der amerikanischen
Filmverhältnisse, eine Europäerin zwischen 25 und 40. Schön müßte
sie natürlich sein und jenen pikanten ausländischen Akzent haben, der eine Frau stets interessant macht; eine von Geheimnissen
umwehte, kluge, weltgewandte Dame mit einem leicht tragischen
Lächeln und einer verhaltenen, dunklen Stimme.
Hedy Lamarr, Marlene Dietrich, Greta Garbo, Pola Negri
und Vilma Banky haben diese Hollywooder Position der ausländischen "femme fatale" einmal innegehabt. Die letzte berühmte
Vertreterin war Ingrid Bergman, und seit diese abtrünnig wurde,
ist die Stelle offen geblieben, trotz der Unzahl talentierter
und schöner Senoritas, Signorinas, Mademoiselles und Fräuleins,
die sich darum bemühten. Die Erklärung dieses Rätsels ist vermutlich in der Tatsache zu suchen, daß sich der amerikanische
Publikumsgeschmack, genau wie das Filmpublikum selbst, im Laufe
der Jahrzehnte gewandelt hat. Man schwärmt heute für eine Esther
Williams, eine Betty Grable, June Allyson und Elizabeth Taylor alles sehr junge Amerikanerinnen und für den Filmbesucher die
Verkörperung der jungen, lebensprühenden,sportlichen amerika_
nischen Frau, wie sie ihm tagtäglich begegnet.
Vor zehn oder zwanzig Jahren noch, als ein überwiegend erwachsenes Publikum die Kinos füllte, war das anders. Damals
liebte man die raffinierte, weltgewandte Lady. Ausländische
Schönheiten erinnerten Vati an seine kühnsten Junggesellenabenteuer, und Mutti war schockiert bei den gewagten Liebeskünsten einer Garbo oder Simone Simon. Die Verteilung der Filmpreise
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU


28. Februar 1951
#

Filmpreise, der berühmten "Hollywood-Oscars", reflektiert deutlich den damaligen amerikanischen Publikumsgeschmack. Mit Ausnahme der Schwestern Joan Fontaine und Olivia DeHavilland, die
in Tokio von amerikanischen Eltern geboren wurden, fielen neun
von bisher 21 verteilten Filmpreisen an Ausländerinnen: Claudette
Colbert, Frankreich; Luise Rainer, Österreich, Vivien Leigh,
England; Greer Garson, Irland; Ingrid Bergman, Schweden; Maria
Dressler, Norma Shearer und Mary Pickford, Kanada.
Selbstverständlich paßten sich die ausländischen Stars
bald den amerikanischen Ansprüchen an. So reizvoll die Typisiet

rung auf eine bestimmte Nationalität sein mag, bedeutet sie andererseits eine absolute Begrenzung der filmischen Möglichkeiten.
Eine berühmte Ausnahme davon ist die in Berlin geborene Marlene
Dietrich, die selbst nach zwei Jahrzehnten Hollywood europäisch
geblieben ist. Die Filme der dreißiger Jahre hatten alle wenig- •
stens eine Starrolle, oftmals sogar mehrere, die von Verführerinnen europäischen Formats und europäischer Tradition personifiziert wurden. Die größte unter Hollywoods Hierarchie war Greta
Garbo, deren Liebesszenen mit den bekanntesten und begabtesten
Männern der Hollywood-Studios richtunggebend waren. Die hochgewachsene Schwedin mit ihrer dunklen Stimme ist beinahe zu einer
mythischen Gestalt der Leinwand geworden, und selbst nach zehnjähriger Drehpause begeistert die bloße Nennung ihres Namens auch
heute noch ein weites Publikum in Europa wie auch in den USA.
Ihre Vorgängerinnen waren Pola Negri, die unbeschreibliche
Polin, und Vilma Banky,, die heißblütige Ungarin, die Rudolph Valentino zum größten Liebhaber der Leinwand machte. Die charmante
Wienerin Luise Rainer gelangte rasch zu Filmruhm, holte sich zwei
Oscars und war ebenso rasch wieder vergessen. Dolores Del Rio,
immer noch ein großer Star in ihrem Heimatland Mexiko, symbolisierte das südliche, exotische Frauenideal, Madeleine Carroll und
Ida Lupino brachten nach Hollywood den'Hauch angelsächsischer,
porzellanhafter Schönheit. Die vielseitige Vivien Leigh kam ebenfalls aus London und bekam den Oscar für die Darstellung der
Scarlet in Margaret Mitchells "Vom Winde verweht". In diesem Zusammenhang dürfen die schwedische Eiskünstlerin Sonja Henie, die
Französin Annabella und ihre Landsmännin das^'oh la ld-girl"
Simone Simon, nicht unerwähnt bleiben. Während der Kriegs .jähre

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Februar 1951

Kriegsjahre teilten sich Greer Garson und Ingrid Bergman in diese Starrolle.
Heute sind etwa vierzig der 250 bekanntesten Schauspielerinnen Hollywoods ausländischer Herkunft. Unter ihnen sind Englands Deborah Kerr und Angela Lansbury, .die Irin Maureen O'Hara,
Österreichs Vanessa Brown und Lili Palmer, die Schwedinnen Marta
Toren, Viveca Lindfors und Signe Hasso, Frankreichs Micheline
Prelle, Cecile Aubry und Corinne Calvert, die Italienerinnen
Alida Valli, Valentina Cortesa und Marina Berit, Hollands Nina
Foch, Maria Montez aus der Dominikanischen Republik, die Brasilianerin Carmen Miranda und Kanadas Alexis Smith und Ann Rutherford die bekanntesten. Ob sich unter ihnen allerdings eine neue
Garbo befindet, kann erst die Zeit lehren.

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"AFRIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Februar 1951

Aufgabe der Eltern ist es, durch genaue
Beobachtung des Kindes und Sorge für ausreichende Vorkehrungsmaßnahmen Augenerkrankungen bei Kindern zu verhüten.
DIE AUGEN UNSERES KINDES
Von Isabel Johns.
(82 Zeilen, 740 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Schöne Augen wurden schon
in so manchem Lied besungen, und keine Liebesgeschichte wäre
vollständig, ohne hie und dort auf den "seelenvollen Blick" der
Geliebten aufmerksam zu machen.
Aber weder Dichter noch Schriftsteller nehmen sich die
Mühe, darauf hinzuweisen, daß ein solchermaßen von ihnen verherrlichtes Augenpaar durchaus nicht immer ein Geschenk der
Natur ist, daß es vielmehr nur durch gründliche und richtige
Pflege von Jugend an wirklich gesund und damit auch schön erhalten werden kann.
Die Mahnung: "Achte auf Deine Augen, niemals können sie
ersetzt werden", sollte daher von nllen Eltern bereits von der
Geburt ihres Kindes an beachtet werden. Natürlich sind die dabei notwendigen Vorkehrungs- und Behandlungsmethoden individuell
verschieden. Aufgabe der Eltern aber muß es sein, entsprechende
Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen oder durch genaue Beobachtung
des Kindes eine Augenerkrankung rechtzeitig zu erkennen und sie
durch einen Arzt behandeln zu lassen.
Die amerikanische Gesellschaft zur Verhütung von Blindheit
hat auf Grund von statistischen Erhebungen festgestellt, daß
durchschnittlich eines von fünf amerikanischen Schulkindern mit
einem Sehdefekt belastet ist, der allerdings in 99 Prozent aller
Fälle bei sofortiger Behandlung vollständig beseitigt werden
kann. Dieses erschütternde Ergebnis beweist, wie notwendig eine
ständige Kontrolle der Augen gerade bei Kindern und jungen Menschen ist.
Wenn das Kind zwinkert, blinzelt oder die Augen zusammenkneift, wenn es ein Auge oftmals längere Zeit schließt, den Kopf
gesenkt trägt und sich nicht an Spielen beteiligt, die scharfe
Augen erfordern, dann sind dies untrügerische Zeichen dafür,daß
mit seinen Augen etwas nicht in Ordnung ist. Ebenso muß es als

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Februar 1951

als gefährliches Anzeichen einer Augenerkrankung angesehen werden, wenn das Kind allzu oft weint, leicht irritiert werden kann
oder sich über Kopfschmerzen und Brechreiz beschwert, wenn es
sich mit Dingen in kurzem Augenabstand beschäftigt. Meist werden diese Sehschwierigkeiten auch noch von äußeren Anzeichen
wie Augenentzündungen, -Verkrustungen und -geschwulsten sowie
von Gerstenkörnern, häufigem Tränen und Schielen begleitet.
In all diesen Fällen ist eine Konsultation des Arztes
unumgänglich. Nur er kann die notwendigen Eingriffe unternehmen oder die richtige Brille bestimmen, die imstande ist, die
Fehler der Augen zu korrigieren und mit der Zeit vollständig •
zu beseitigen. Da die Augen der Kinder sich bis zum 10. Lebensjahr noch ständig verändern und weiter entwickeln, ist auch eine wiederholte Nachprüfung der Brillengläser dringend zu empfehlen.
Obwohl die -Augen des Kindes sofort nach der Geburt auf
Licht reagieren, arbeiten sie erst nach Erstarkung der Augenmuskeln - also mit rund drei Monaten - wirklich präzise. Erst
in diesem Alter läßt sich daher positiv entscheiden, ob das Kind
schielt. Wenn dies aber erst einmal festgestellt ist, sollte
eine sofortige Behandlung durch einen Augenspezialisten vorgenommen werden, nicht nur, um dem Kind die rein äußerliche Entstellung zu ersparen, sondern auch im Interesse des Sehvermögens,
das durch die stärkere Inanspruchnahme des normalgerichteten
Auges beeinträchtigt wird.
Statistiken haben bewiesen, daß beim Schuleintritt rund
80 bis 90 Prozent der Kinder weitsichtig sind. Obwohl es sich
dabei meist um leichtere Fälle handelt, sollte auch hier eine
sofortige ärztliche Behandlung eingeleitet werden, da sich dieser Sehfehler nicht nur im Laufe der Zeit verschlimmern, sondern
sich auch negativ auf die Schulleistungen auswirken kann. Ähnlich verhält es sich mit der Kurzsichtigkeit, die sich besonders
zwischen dem 8. und 16. Lebensjahr bemerkbar macht. In dieser
Zeit sorgfältig durchgeführte Augenbehandlungen können den natürlichen Heilungsprozeß - die Kurzsichtigkeit nimmt gewöhnlich
bis zu einem gewissen Alter zu, um sich dann wieder zu bessern beschleunigen und den Augen die volle Sehschärfe wiedergeben.
Was

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28. Februar 1951

Was die Eltern in jedem Falle selbst zum Schutze der Augen
ihrer Kinder, ganz gleich ob diese an einer Augenkrankheit leiden oder nicht, tun können und sollen, ist die Sorge für richtiges Licht bei Arbeit und Spiel. Jedes Licht ist gut für die Augen, wenn es genügend hell ist, keine Spiegelreflexe ergibt und
gleichmäßig im Raum verteilt ist. Besonders beim Schreiben und
lesen muß stets darauf geachtet werden, daß sich das Kind nicht
selbst beschattet, das Buch oder Schreibheft nicht aus Nachlässigkeit zu nahe an die Augen bringt und die Augen nicht überanstrengt. Wenn diese Dinge berücksichtigt werden, wird sich
selbst das Lesen im Bett niemals schädlich auswirken. Besondere
Vorsicht muß man den Augen während der Genesungszeit nach einer
Krankheit angedeihen lassen. In dieser Zeit sollte am besten jede Anstrengung der Augen vermieden werden.

• # * • #

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28. Februar 1951

Mit einem Filmregisseur verheiratet
zu sein, ist in der UdSSR die beste
Garantie für eine Starrolle.
VETTERNWIRTSCHAFT IN DER SOWJETISCHEN FILMINDUSTRIE
( 29 Zeilen, 260 Worte)
PHILADELPHIA, PENNSYLVANIA — (Amerika Dienst) — Als habe
sie noch nie etwas von der märchenhaften Karriere gehört, die
Stalins Sohn in der roten Luftflotte gemacht hat, reitet das
offizielle Organ der Kommunistischen Partei der Sowjetunion,
die Moskauer "Prawda", eine wütende Attacke gegen die Vetternwirtschaft in der sowjetischen Filmindustrie.
Neben den vielen Entbehrungen, die das russische Volk bereits auf sich nehmen muß, genießen die sowjetischen Kinobesucher anscheinend auch noch das zweifelhafte Glück, auf der Leinwand immer wieder dieselben altbewährten Filmheroinen bestaunen
zu dürfen. Und das ist kein Zufall, wenn man weiß, daß diese
vielbeschäftigten Heroinen die Frauen der führenden sowjetischen Filmregisseure sind.
Damit aber nicht genug: Die Regisseure suchen nicht nur
die besten Rollen für ihre Frauen aus, sie schreiben auch die
Drehbücher auf Kosten anderer Rollen um, damit ihre Ehefrauen
unter allen Umständen groß herauskommen können. Vielleicht wenden sie noch ganz andere Tricks an, etwa den, ihre Frauen von
der besten Seite zu photographieren, während die Kolleginnen
zum Ausgleich etwas stiefmütterlich behandelt werden.
Wir bezweifeln, daß diese Praktiken "der Sowjetkunst fremd
sind", v/ie die 'Prawda1 meint. Denn, wie die Zeitungsattacke beweist, sind auch die russischen Filmgewaltigen dem gleichen
Druck und den gleichen Versuchungen ausgesetzt wie alle Ehemänner der Welt. Soviel die Parteipresse auch zetert, die russischen Filmfreunde werden wahrscheinlich nichts dabei finden,
wenn ein Filmregisseur, der vor der Wahl zwischen dem offiziellen
Mißfallen der "Prawda" und dem Zorn einer erbosten Ehegattin
steht, das kleinere Übel wählt.

(Aue einem Leitartikel dee
"Ihilrdelphia Incuircr")
tt # * * #

- IQ -

"AMERIKA DIENST" ~ FÜR DIE FRAU

2 8 . F e b r u a r 1951

K U R Z N A C H R I C H T E N
FRAUEN IN AMERIKANISCHEN REGIERUNGSSTELLEN
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Neun Frauen haben einen
Sitz im 82. US-Kongreß, davon acht im Repräsentantenhaus und
eine - Mrs. Chase Smith aus Maine - im Senat. Dies geht aus
einer Bekanntgabe der Abteilung für Frauenfragen im Vorstand
der Republikanischen Partei hervor. Damit haben dem US-Kongreß
seit 1916, als die erste Frau gewählt wurde, insgesamt 49 Frauen angehört.
In den Parlamenten der Einzelstaaten sind heute mehr Fraien vertreten als je zuvor. In 40 Staaten gehören der Legislative
235 Frauen an, davon 23 den Senaten. Mit Ausnahme von 3 Frauen
sind alle weiblichen Abgeordneten Mitglieder der Republikanischen
oder der Demokratischen Partei.
Darüber hinaus gehören den Regierungen der einzelnen Bundesstaaten insgesamt 19 Frauen an. Fünf bekleiden Ministerstellen
in den Einzelstaaten, andere die Positionen von Schatzmeistern,
Rechnungsprüfern und Leiterinnen des Schulwesens.
+ + + + +
EIN AUTOMATISCHER KOCH
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Ein neuer amerikanischer
Druckkocher, der sogenannte "Pressurmat',' schaltet sich automatisch aus, wenn die Speisen fertig sind.
Er wird als zweiteiliges Elektrogerät mit Temperaturregler,
60 Minuten-Zeiteinstellvorrichtung und 4 1/2 I-Druckkasserolle
geliefert. Die Kasserolle ist nur auf das Heizgerät zu stellen,
und alles Weitere erfolgt automatisch. Die Luft im Innern wird
ausgetrieben, die Kochdauer eingestellt und am Ende der Druck
abgelassen. Der Kochdruck beträgt 0,7 - 1,0 atü. Ein neuartiger
Sicherheits-Druckregler verhindert eine Verstopfung der Luftablaßöffnung durch den Kocherinhalti
+ + + + +

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28. Februar 1951

AMERIKANISCHE AMATEURMALERIN PREISGEKRÖNT
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Den ersten Preis eines
von der amerikanischen Zeitschrift "Art News" ausgeschriebenen
Wettbewerbs für Amateurmaler gewann eine Hausfrau. Die glückliche Gewinnerin, Mrs. Julia Patric DiMaso aus Poughkeepaie
im Staate New York, Mutter zweier Kinder, widmet sich ihrem
künstlerischen Steckenpferd vor allem in der Nacht. Sie erhielt
für ihr Ölbild • Christ Chureh" (Christus-Kirche) die goldene
Medaille.
Die eingesandten Bilder stammten aus allen Teilen der USA
und von Vertretern aller Berufe und Gesellschaftsklassen. Interessant ist, daß von den 832 beteiligten Malerinnen 532 Hausfrauen
waren. Die 150 besten Gemälde wurden in New York der Öffentlichkeit gezeigt. Preise erhielten neben mehreren Hausfrauen Lehrer,
Rechtsanwälte, Sekretärinnen, ein Butler, ein Dentist und ein
Farmer. Die Jury, der Experten des amerikanischen Kunstlebens
angehörten^begrüßte das künstlerische Interesse in Amateurkreisen und zollte den eingesandten Arbeiten vollen Beifall.

+ + + + +

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

- 12 -

IV. Jahrgang, Nr. 10 W.

7. März 1951

Die moderne Kleidung wird immer leichter
und wärmer im Winter und immer leichter
und kühler im Sommer.
TEXTILGEHEIMNISSE AUS DEN USA
Von Jane Textor
(85 Zeilen, 770 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Immer stärker setzt sich
in Modefragen eine Tendenz durch, die es den Frauen erlaubt,ihre
Kleidung nicht mehr "nach Saison" zu kaufen, sondern bereits im
Januar ihre Neuanschaffungen für das ganze Jahr zu erledigen.(Die
amerikanische Modezeitschrift "Vogue" hat diesen Gedanken früher
schon einmal vertreten, aber in diesem Jahr scheinen sich auch
die Webereien in den Vereinigten Staaten mehr damit befaßt zu haben^
Das Kleid oder Kostüm, das im Januar genau so selbstver7
l
ständlich getragen werden kann wie im Juli, ist das Ideal fpfcxiaj^^TVdas pastellfarbene Leinenkleid genau wie das vornehme graue Straßenkostüm und der in kräftigen Farbschattierungen gehaltene weiche
Flauschmantel. Modefirmen in San Francisco und New York zeigen
tweedartige Leinengewebe, die unter dem Pelzmantel getragenwerden.
Wie die Modeexperten versichern, brauchen auch die Pepita- und
Karomuster nicht mehr auf die ersten Krokusse zu warten und sind
fesch und modisch zu jeder Zeit des Jahres. Taft, einfarbig und
gemustert, ist nun auch am hellen Mittag stilgerecht, während ihm
sonst nur die Stunden nach fünf Uhr Nachmittag zugestanden wurden.
Shantungseide, in den neuen Pastellfarben, wird in jeder Saison
zu den bevorzugten Materialien gehören.
Das einzige Kleidungsstück, das auf eine Saison beschränkt
bleibt, ist der dicke, schwere Wintermantel - ausgenommen bleibt
der graue Pelz und die honigfarbene Pelzstola, die, wie die Modehäuser wissen wollen, an kühlen Sommerabenden eine reizende und
elegante Ergänzung zu einem weißen Pique- oder zartfarbenen Leinenkleid darstellen.
Den Modeberichten ist zu entnehmen, daß unsere Kleidung
immer gewichtsloser wird. Leichter und wärmer im Winter; leichter
und kühler im Sommer; heller und zarter in der Farbe das ganze
Jahr hindurch.
Schwere Wolle wird mit Kaschmir oder Angora gemischt, die
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7. März 1951

die die Wärme der Stoffe erhöhen und ihr Gewicht herabsetzen. Dadurch erzielt man leichte Gewebequalitäten, die zu Jeder Tagesund Jahreszeit getragen werden können. Das für derartige Wollkleider angelegte Geld wird voll ausgenutzt und erspart den Frauen
in jedem Falle das alljährliche lästige Einmotten. Durch besondere
Webtechniken kann Wolle wie Leinen, Shantungseide wie Taft und
Baumwollgewebe wie echte Tinnpncpi^P ra-i-rVpn,
len ist in—diuuum vtüti'u der Modefavorit. Y/interleinen
war der St^f* derja-aason und besticktes leinen letzter Schrei
[e/i/fvi 11BjxZen. Daneben bringen Kollektionen kleine LeinenJchen^aie mit WollJersey gefüttert sind, und bezaubernde
kostüme in Fischgrätmusterungen.
^^^^
XE dieser Stelle dürfen die synthetischen Fasern nicht vergessen werden, die seit einigen Jahren auf dem amerikanischen
Textilmarkt große Bedeutung gewonnen haben. Erwähnenswert sind
folgende sechs Neuheiten: Milium, ein zarter Metallüberzug, der
durch eine besondere Technik dem Gewebe aufgespritzt wird, die
Körperwärme isoliert und deshalb hauptsächlich zum Füttern von
Wintermänteln verwendet wird*
Dynel ist eine Faser, die aus Luft, Sole und Gas "gebraut"
wird. Die reine Faser läßt sich zu wundervollen v/eichen Flauschstoffen ebensogut verarbeiten wie zu feingerippten Satingeweben,
die absolut knitterfrei sind, nicht stocken, mottensicher, feuerfest sind, sich leicht mit Wasser und Seife reinigen lassen,
schnell trocknen und nicht gebügelt werden müssen.
Faser V ist ebenfalls ein synthetisches Produkt der modernen Textilchemie, das jedoch meist mit anderen Textilfasern zusammen verwebt wird und die Elastizität der Stoffe wesentlich erhöht. Man verwendet es gerne zu glatten Taftgeweben.
Vicara ist ein aus Mais gewonnenes Protein und eine jener
Wunderfasern, die man zu Mischgeweben vielfach verwendet. Es verleiht Kunstseide größere Geschmeidigkeit und Nylon höhere Saugfähigkeit, es macht Baumwollgewebe elastischer und schmiegsamer und
gibt,der Wolle eine große Weichheit. Die Faser ist ebenfalls mottensicher, waschbar und trocknet leicht. Ihre Reißfestigkeit erhöht die Lebensdauer jeder anderen Textilfaser.
Orion wurde bisher hauptsächlich ebenfalls als Beilauffaden

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«AMERIKA DIENST" - frÜR DIE FRAU

7. März 1950

Beilauffaden zu gemischten Materialien verwendet. Doch gibt es
heute auch reine Orion-Tafte, -Planelle und -Jersey. Man verarbeitet es zu Blusen, feiner Unterwäsche, Abendröcken und zu Trikotstoffen, die zum Püttern der in diesem Jahre äußerst verspielten Strand- und Badeanzüge verwendet werden. Orion hat auch noch
den Vorzug, daß,es sich auf der Haut angenehm und warm anfühlt,
was bei anderen rein synthetischen Geweben nicht immer der Fall
ist.
Die Nylonwebereien bringen als neueste Schöpfung Nylonflausch, der zu Mänteln verarbeitet wird. Seit einigen Monaten
verv/endet die Schuhindustrie dieses Material auch zum Püttern
von Überschuhen und hohen V/int erst Mein. Es ist leicht, beinahe
unbegrenzt haltbar, kann mit Wasser und Seife so rasch gereinigt
werden wie alle anderen Nylongewebe und behält die Form. Es ist,
wie alle synthetischen Pasern, mottensicher, umempfindlich gegen
Stockflecke und absolut reizlos, selbst für die empfindlichste
Haut.
» * * • «

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7. März 1951

In jedem Jahre sehen sich in Amerika
rund eine halbe Million Menschen vor
Probleme gestellt, die eine Scheidung
mit sich bringen. Es gibt zwar keine
Patentformel, die allen Menschen gleichmäßig hilft, aber die Vorschläge eines
erfahrenen Psychologen mögen manchen
über gewisse tote Punkte hinweghelfen.
GESTERN WURDE ICH GESCHIEDEN
Von Isabel Johns
(80 Zeilen, 720 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — So unwahrscheinlich es
klingt - es ist Tatsache, daß in den Vereinigten Staaten jährlich nahezu eine halbe Million Scheidungsurteile ausgesprochen
werden. Wie immer man darüber auch denken mag, es darf nicht
übersehen werden, daß alle Menschen, die in einen derartigen
Bruch einer einstmals so engen Bindung verwickelt werden, unglücklich sind. Wohl jeder ist sich darüber im klaren, daß der
Scheidung ungeheuere Aufregungen vorangehen, aber nur wenige
bedenken, daß die wirklichen seelischen Belastungen in der Regel erst nach jenem Tag beginnen, den die in Scheidung Begriffenen als den hTag der Erlösung" aus einem untragbaren Zustand
herbeisehnen.
Der amerikanische Psychologe Willard Waller hat in seinem
Buch "The Old Love and the New" (Die alte und die neue Liebe)
das Problem der Ehescheidungen gründlich untersucht und kommt
dabei zu dem Ergebnis, daß alle davon Betroffenen in ihrem Verhalten grundsätzlich in drei verschiedene Typen eingeteilt werden können:
Da ist zunächst die Kategorie derer, die sich nach erfolgter Scheidung völlig von der Welt zurückziehen, selbst von ihren intimsten Freunden. Dr. Waller bezeichnet diese Reaktion
als "zeitweiligen Selbstmord" (tatsächlich führt diese Reaktion
nicht selten zum wirklichen Selbstmord). An zweiter Stelle stehen diejenigen, die, um Vergessen zu finden, sich einer völligen Umstellung unterziehen: neue Wohnung, neue Freunde, neue
Stellung - und wenn möglich auch eine andere Stadt. Und schließlich gibt es noch jene, die sich durch Selbsttäuschung über
ihre Sorgen hinwegzusetzen suchen, indem sie sich - je nach

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7. März 1951

je nach Veranlagung - in die Arbeit oder ins Vergnügen stürzen
und sich dabei einreden, daß dieses neue Leben entschieden ebenso schön, wenn nicht sogar schöner sei als das bisherige.
Keine dieser drei Methoden aber ist, wie Dr. Waller ausführt, eine wirkliche Lösung des Problems, sondern jede beweist
nur eindringlich, daß es bewältigt werden muß. Besonders für
die Frau bedeutet eine Ehescheidung stets eine völlige Umwälzung ihres Lebens, eine Umwälzung freilich, mit der sie sich in
den meisten Fällen verhältnismäßig schnell abzufinden vermag,
es sei denn, sie begeht den Fehler, Trost in einer neuen, unüberlegten Ehe zu suchen.
Diejenige, die sich in die Einsamkeit und Zurückgezogenheit geflüchtet hat, wird bald erkennen müssen, daß das Leben
weitergeht und Anforderungen an sie stellt, denen sie sich auf
die Dauer nicht entziehen kann. Hat sie sich, entsprechend der
zweiten Kategorie, eine völlig neue Welt um sich aufgebaut, so
wird sie sich an diese bald gewöhnen und sich in ihr zurechtfinden müssen. Und gehört sie schließlich zu denen, die sich
durch eine Art hektischer Fröhlichkeit über ihre schwierige Lage hinwegzutäuschen versuchen, wird sie zu der Erkenntnis kommen, daß dieses "Allzuviel" hier wie überall im Leben ungesund
ist und, falls es nicht rechtzeitig abgestoppt wird, nur auf
die schiefe Bahn führen kann, über ein richtiges Verhalten kann
natürlich stets nur von Fall zu Fall entschieden werden;
Dr. Waller hat jedoch die "Verhaltungsmaßregeln nach der Ehescheidung" in sechs grundlegenden Punkten zusammengefaßt, die
durchaus das Recht auf allgemeine Gültigkeit beanspruchen können. Hier sind sie:
1) Halte eine kritische und objektive Rückschau auf das
Vergangene mit all seinen Freuden und Leiden, so schmerzlich
dies auch in manchem Falle sein mag. Dann aber erkläre Dir energisch, daß dies alles abgeschlossen ist und wirklich der Vergangenheit angehört. "Von nun an beginnt eine neues Leben" soll
Deine Devise sein.
2) Nimm die Gegebenheiten als solche hin, einschließlich
der unabänderlichen Tatsache Deiner Scheidung.
3) Verschließe Deine Sorgen nicht aus falscher Scham oder

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7o März 1951

oder unangebrachtem Stolz in Deinem Herzen» So falsch es ist,
sie allen mitzuteilen,, so angebracht ist es mitunter» einem
ehrlichen Freund, einem Arzt oder Psychiater sein Herz auszuschütten,,
4) Denke stets daran» daß Du mit Deinen Sorgen nicht allein bisto Eine ganze Reihe anderer Menschen müssen sich mit
den gleichen Problemen auseinandersetzen wie Duu
5) Stelle Deine Gewohnheiten um; oft ist es gerade die
Erinnerung an jene kleinen Gewohnheiten und Vertrautheiten
der Vergangenheit., die die Wunde nicht vernarben lassen.
6) Achte auf Deine soziale Stellung» Behaupte Deinen Platz
innerhalb der Gemeinschaft, und lebe nicht in der ständigen
Angst» durch Deine Scheidung an Ansehen und Prestige verloren
zu haben«

* * * * *

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7. März 1951

Eine berühmte landwirtschaftliche
Schule in den USA fügte ihrem regulären lehrplan Sommerkurse für Mittelschülerinnen an,die sich für Landwirtschaft und Gartenbaukunst interessieren.
DIE MUSTERFARM IN AMBLER
(50 Zeilen, 450 Worte)
BOSTON, MASSACHUSETTS — (Amerika Dienst) — Während der
letzten Jahre haben eine Reihe amerikanischer Mittelschülerinnen an den Sommerkursen der Gartenbauschule in Ambler in
Pennsylvanien, einem Staat im Osten des amerikanischen Kontinents, teilgenommen. Hier lernen sie in engem Kontakt mit der
Natur die fundamentale Bedeutung der Arbeit des Landwirts kennen.
Drei Tage der Woche gehören dem theoretischen Unterricht,
und für den Rest der Woche arbeiten sie unter Aufsicht und Anleitung von Fachkräften auf den Feldern des zur Schule gehörenden Mustergutes, im Gemüse- und Blumengarten, in den Obstanlagen, der Molkerei, den Geflügelhäusern und den Scheunen. Daneben müssen die me-ist 14 - 18jährigen Mädchen auch die Pferde,
Rinder'und das Jungvieh selbst versorgen und die Ställe sauber halten. Da geben empfindliche junge Gänschen und Truthühner so manches- Rätsel auf, und selbst die rosigen kleinen Ferkel im Schweinestall haben so ihre Eigenheiten.
Darüber hinaus verrichten die jungen Mädchen alle Arbeiten, die auf dem Hofe vorkommen. Jede angehende kleine Farmerin hat ihren eigenen 'Gemüsegarten', für den sie allein verantwortlich ist. Leider gibt es im Juli, wenn die Kurse beginnen, kaum mehr etwas auszusäen, da um diese Zeit bereits die
Aussaat und in den meisten Fällen auch das Verpflanzen beendet
ist. Dafür ist die Beteiligung der Mädchen an den Erntearbeiten umso größer. Die Beeren- und Obsternten werden auch sofort
für den Winter konserviert oder für die Tiefkühlung zubereitet.
In der Molkerei lernen sie das Pasteurisieren von Milch, die
Herstellung von frischer Tafelbutter und in der Käserei die
Verarbeitung der Milch zu feinen Käsesorten. Andere Lehrgruppen
befassen sich mit Blumenzucht, Blumenpflege oder der Kunst des
Blumenbindens.
Die

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7. März 1951

Die Schule, die seit vierzig Jahren besteht, ist nach dem
Muster der berühmten englischen Gartenbauschulen angelegt. Neben den erst seit einigen Jahren eingeführten Sommerkursen für
Mädchen studieren dort auch etwa fünfzig Jugendliche Gartenbaukunst, Landwirtschaft und Gartenarchitektur und erhalten
nach Vollendung eines zweijährigen Lehrkurses ein Abschlußdiplom, das zum Übertritt in ein Collegeberechtigt.
Die meisten der Studenten nehmen jedoch eine Stellung an,
richten selbst ein kleines Geschäft ein oder verwerten ihre
Kenntnisse auf dem elterlichen Anwesen. Andere wieder werden
Lehrer an landwirtschaftlichen Schulen, verantwortliche Redakteure für das landwirtschaftliche Ressort von Tageszeitungen,
Magazinen und Rundfunkstationen. .
Obgleich die Schule in Ambler nur fünfzig Schüler aufnehmen kann, hat sie doch schon Weltruhm. So hat z. B. der
Direktor der Hochschule für Gartenbaukunst in Japan dort studiert, und eine indische Prinzessin, die Tochter des verstorbenen Maharadscha von Mysore, absolvierte 1949 ebenfalls den
landwirtschaftlichen Lehrkurs in Ambler.
(Copyright freigegeben von "Christian Science Monitor")

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7. März 1951

Ein neuer Mumps-Test ermöglicht eine
zuverlässige Diagnose.
MUMPS ODER GEHIRNENTZÜNDUNG ?
Von Milton Amsel
( 64 Zeilen, 580 Worte)
PHILADELPHIA, PENNSYLVANIA — (Amerika Dienst) --- Ein
neues "Schnellverfahren" zur Mumpsuntersuchung, mit dem man
innerhalb kürzester Zeit die Bildung von Mumps-Antitoxinen
feststellen kann, wurde kürzlich in einer Kinderklinik in
Philadelphia entwickelt. Das Verfahren ermöglicht es nunmehr
den Ärzten, innerhalb weniger Stunden festzustellen, ob ein
erkranktes Kind nur an der gewöhnlichen Kinderkrankheit Mumps - oder an der weitaus gefährlicheren Encephalitis leidet.
Eine Encephalitis oder Gehirnentzündung kann als Folge
verschiedener Krankheiten oder einer Kopfverletzung auftreten;
nicht selten wird sie auch mit einem Gehirntumor oder einer
Gehirnhautentzündung verwechselt. Einfacher Mumps kann eine
bestimmte Form von Encephalitis hervorrufen, die jedoch gewöhnlich viel ungefährlicher ist als die anderen Arten.
Bevor der neue Mumps-Test von dem Medizinerehepaar
Dr. Gertrude und Dr. Werner Henle entwickelt wurde, waren die
Ärzte auf ein langwieriges Verfahren angewiesen, das aus zwei
verschiedenen Tests besteht. Der eine mußte im AnfangsStadium
der Krankheit durchgeführt werden, der zweite zur Bestätigung
der Diagnose 10 bis 14 Tage später. Die jetzige Methode nimmt
nur 8 Stunden in Anspruch.
Der neue, verhältnismäßig rasch durchzuführende Test ermöglicht es dem Arzt, seine Maßnahmen sofort zu treffen. Handelt es sich lediglich um Mumps, dann wird die Krankheit ohne
besondere Behandlung ihren normalen Verlauf nehmen und dem
Kinde nichts schaden. Ernstere Erkrankungen können verhindert
werden, und der Arzt kann ohne Bedenken den Eltern - und nicht
zuletzt sich selbst - die Gewißheit verschaffen, daß der Patient bald und ohne Komplikationen genesen wird.
Wenn ein Kind mit Mumps infiziert ist, entwickelt sein
Körper bestimmte Schutzstoffe, die sogenannten Antitoxine.
Eine einzige Mumpserkrankung genügt offensichtlich, um den
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. März 1951

um den menschlichen Körper auf Lebenszeit mit diesen Antitoxinen
zu versorgen. Mit Hilfe des Henle-Tests kann nun die Bildung
solcher Mumps-Antitoxine während des Krankheitsverlaufs festgestellt werden.
Für diese Forschungsarbeit wurde den beiden Forschern anläßlich der Jahresversammlung der Amerikanischen Akademie für
Kinderkrankheiten im Oktober der Mead-Johnson-Preis verliehen.
Das neue Verfahren wird bereits von zwei Laboratorien angewandt,
von denen sich das eine in Philadelphia und das andere in Kanada befindet.
Gibt es ein wirksames Mumpsserum ?
Zur Zeit arbeitet Henle an einem Serum, das sich zur
Schutzimpfung von Kindern und Erwachsenen gegen Mumpsinfektion
eignet. Da die Arbeiten bis jetzt noch nicht erfolgreich abgeschlossen sind, kann im gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts
Näheres darüber gesagt werden.
Es gibt jedoch bereits ein bestimmtes Mumpsserum, das allerdings nur eine zeitlich begrenzte Immunität verleiht und
auch nur in besonderen Fällen angewandt wird. Wenn zum Beispiel
in Schulen, Kinderheimen und anderen Anstalten, in denen eine
größere Anzahl von Kindern zusammenkommt, Epidemiegefahr besteht, ist das wirkungsbegrenzte Serum sehr geeignet, eine
Schließung der Anstalt zu verhindern. Auch wenn ein Kind auf
Grund irgendeiner anderen Erkrankung für eine Mumps-Infektion
besonders anfällig wird, ist -die Anwendung des Serums angebracht, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Das Serum hat darüber hinaus noch einen besonderen Wert.
Wenn in einer Familie ein Kind an Mumps erkrankt, empfiehlt es
sich, den Vater möglichst schutzimpfen zu lassen, sofern er die
Krankheit nicht schon in der Jugend durchgemacht hat. Mumps
ist bei Erwachsenen eine sehr ernsthafte Krankheit, die bei
Männern zu Sterilität führen kann.
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"ALIERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. März 1951

.DAS INTERNATIONALE INSTITUT ZUR BEKÄMPFUNG
VON KINDERKRANKHEITEN
( 30 Zeilen, 270 »orte)
PARIS — (Amerika Dienst) — Hunderte von jungen Ärzten
und Krankenpflegerinnen aus allen Teilen der V/elt studieren in
Paris am Internationalen Institut zur Bekämpfung von Kinderkrankheiten und helfen so, die Projekte des Internationalen Kinderhilfsfonds der Veieinten Nationen zu verwirklichen. Dieses Institut ist das einzige in Europa, das Y/issenschaftlern aus allen
Teilen der '.Veit die Möglichkeit zu gemeinsamen Forschungsarbeiten
gibt. Es führt laufend medizinische Lehrgänge durch und arrangiert Wanderausstellungen, die einem weiten Publikumskreis die
jüngsten Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Hygiene, der
KindererZiehung und -Psychologie anschaulich und allgemeinverständlich zugänglich machen.
In diesem. Jahre wird das Institut auch Lehrgänge für Ärzte
und Arzthelfer aus den stark gefährdeten Seuchengebieten des
Vorderen Orients durchführen. Die Pflege körperbehinderter Kinder ist das Thema eines anderen Lehrkurses. Großes Augenmerk
wird auf die psychologischen Faktoren und eine entsprechende
Berufserziehung gelegt werden.
Forschungen, die das Institut bei der Behandlung von Kindern mit 3.CG.-Serum, einem Medikament, das Kinder gegen Tuberkulose immunisiert, durchführt, haben wertvolle Ergebnisse gezeitigt. Man konnte so die Hitze- und Kältebeständigkeit des Serums,
seine Wirkungsdauer und die besten Versandmethoden bestimmen.
Tausende von Personen in der ganzen Welt, denen an der Erhaltung und Förderung der Gesundheit der Kinder gelegen ist,
werden an der Zeitschrift des Forschungsinstituts, das in französischer und englischer Sprache jährlich zehnmal erscheint und
Auszüge und Abdrucke von wissenschaftlichen Abhandlungen hervorragender Fachärzte bringt, besonders interessiert sein.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7 . März 1951

K U R Z N A C H R I C H T E N
WONACH FRAGEN DIE KINDER?
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Woher kommt der Wind?",
"Warum wird es dunkelS) bevor es regnet?" - das, und nicht:
"Woher kommen die kleinen Kinder?" sind die Fragen, die Kinder
am häufigsten stellen, behauptet Isaac Bildersee, der Leiter
der East Flatbush-Schule in Brooklyn. In einer Befragung von
32 000 Kindern, die er als Grundlage einer wissenschaftlichen
Untersuchung der Interessengebiete von Kindern im Alter von drei
bis sechs Jahren durchführte, kam er zu dem Ergebnis, daß die
Kinder ihre Aufmerksamkeit in erster Linie ihrer direkten Umgebung sowie Naturerscheinungen zuwenden, an der Fortpflanzung
der Menschheit Jedoch so gut wie kein Interesse zeigen. Die
zahlreichen Fragen nach der Entstehung der Erde gaben Mr. Bildersee die Anregung zur Bildung eines eigens auf Kinder zugeschnittenen Lehrganges über die Entstehung des Universums.
*

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ARBEITSBESTIMMUNG-EN FÜR FRAUEN IN DEN USA
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Frieda S. Miller, Direktor
des Amtes für Frauenfragen im US-Arbeitsministerium, wandte sich
kürzlich in einer Ansprache vor der Handelsliga in New York gegen
die Versuche gewisser Kreise in den USA, die Arbeitsstunden für
Frauen zu verlängern, und sagte u.a., daß sie diese Bestrebungen
als das Resultat eines falschverstandenen Patriotismus betrachte.
Miss Miller fuhr fort: "Die Frauen stellen heute dreißig Prozent
des nationalen Arbeitspotentials dar und sind> im Falle eines
Konfliktes, die Hauptarbeitsreserve der Vereinigten Staaten". Die
Aufrechterhaltung einwandfreier gesunder Arbeitsbedingungen sei
eine selbstverständliche Voiaussetzung für den wirtschaftlichen
Erfolg. Die US-Industrie habe die Erfahrung gemacht, so betonte
Miss Miller, daß eine angemessene Arbeitszeit und angenehme Arbeitsbedingungen die Produktion eher fördern als beeinträchtigen.
Auf keinen Fall dürfe der freie Sonntag wegfallen, selbst nicht
in Zeiten eines nationalen Notstandes. Nachtarbeit müsse für Fragen
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"AMSRIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. März 1951

Frauen auf ein Minimum beschränkt bleiben, und eine halbe Stunde Mittagspause sowie eine weitere kurze Unterbrechung der Arbeit am Morgen und am Nachmittag seien erwünscht.
Dreiundvierzig Staaten der USA und der Distrikt of Columbia haben bereits Arbeitsgesetze erlassen, nach denen die Arbeitszeit der Frau acht Stunden pro Tag und achtundvierzig Stunden pro Woche nicht überschreiten darf.
* * * * * *

POLSTERÜBERZÜGE AUS NYLON
WILMINGTON, DELAWARE — (Amerika Dienst) — Unter der Bezeichnung "Nylon Matelasse " hat die Firma DuPont einen neuen
Sessel- und Couchbezug auf den Markt gebracht, der den bisher
verwendeten Werkstoffen erfolgreiche Konkurrenz machen dürfte.
Das Material besteht an der Oberseite aus 100/ügem Nylon und
aus einem widerstandsfähigen Baumwollgewebe.an der Rückseite.
Es wird in sehr gefälligen Farben und Mustern hergestellt und
ist im Gebrauch besonders praktisch.
Nach einer eingehenden Erprobung im Laboratorium, die einer
einjährigen schonungslosen Benutzung entsprach, zeigte der Matelasse-Bezug keinerlei Abnutzungsspuren.
Eine wertvolle Eigenschaft des neuen Gewebes ist seine
einfache Reinigungsmöglichkeit. So lassen sich z.B. Flecken von
Milch, Schokolade, Tinte, Lippenstift und gewöhnlichem Schmutz
mit Wasser und Seife leicht entfernen.
*

* * * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

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IV. Jahrgang, Nr. 11/»

14. März 1951

Das Smith College in Northampton, Massachusetts, erzieht seine Studentinnen in dem
freien Geiste, der sie auf ihre Verantwortung als Staatsbürger einer demokratischen
Gemeinschaft vorbereiten soll.
DIE "SMITH-GIRLS"
Von Helen Eustis
(103 Zeilen, 930 Worte)
NORTHAMPTON, MASSACHUSETTS -- (Amerika Dienst) — Northampton, im östlichen Teil des Staates Massachusetts gelegen,
ist durchaus nicht das, was man eine reizvolle Stadt nennen
könnte. Seine Häuser sind zwar freundlich und sauber und seine
Anlagen gepflegt, doch es ist nichts Bemerkenswertes an dieser
typisch amerikanischen Kreisstadt - oder besser, es wäre nichts
Bemerkenswertes an ihr, würde sie nicht in ihren Mauern eine
der größten und bekanntesten Frauenhochschulen der Vereinigten
Staaten, das "Smith College", beherbergen.
Rund 2 300 Mädchen auu allen Teilen der Vereinigten Staaten strömen alljährlich Zorn Schulbeginn hierher, um an dieser
einzigartigen Lehranstalt ihr Studium zu beginnen oder fortzusetzen. Und diese "Smith Girls" verleihen der Stadt ihre besondere Note. Sie bevölkern ihre Straßen, füllen die Drugstores,
Kinos und Restaurants und bewirken, daß die Schaufenster der
Geschäfte, vor allem der Konfektionshäuser, in erster Linie auf
die besondere Geschmacksrichtung von College-Girls abgestimmt
sind.
Diese Studentinnen besuchen das Smith-College nicht, weil
es dort etwa besonders leicht ist, die Examina abzulegen - die
Ansprüche, die an dieser Lehranstalt gestellt werden, sind im
Gegenteil sehr hoch - oder weil sich sein Lehrplan von dem anderer Colleges wesentlich unterscheidet, sondern weil es eine
in ihrer Art vorbildliche Bildungs- und Erziehungsstätte darstellt.
Einer seiner wesentlichsten Vorzüge besteht in seiner
Größe, die es ermöglicht, den Kreis der zugelassenen Studentinnen sehr weit zu ziehen und so einmal den Kontakt zwischen Angehörigen verschiedener sozialer Schichten zu fördern und zum anderen die Gruppenarbeit in weit höherem Maße zu variieren als an

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"AMERIKA DIENSTw - FÜR DIE FRAU

14. März 1951

an irgendeiner anderen ähnlichen Institution. Die gemütliche,
familiäre-Atmosphäre, durch die sich die meisten amerikanischen
Privatschulen auszeichnen, wird dadurch zwar bis zu einem gewissen Grade zerstört, doch genießen die Studentinnen hier auf der
anderen Seite den Vorteil, schon während der Schulzeit Erfahrungen über das Leben in der großen Welt und den Umgang mit Menschen
aller Schichten sammeln zu können.
Hinzu kommt, daß die "Smith Girls" durch die günstige Lage
ihrer Schule in 'der Nähe von fünf anderen Hochschulen und Universitäten des nordöstlichen Gebietes der Vereinigten Staaten Gelegenheit haben, mit Lehrern und Studenten dieser Lehranstalten
engen Kontakt zu halten, der sich auf politischem, kulturellem
und sportlichem Gebiet ebenso wie in rein gesellschaftlicher Beziehung günstig auswirkt.
Die Verbindungen des Smith College reichen jedoch weit
über die Umgebung von Northampton hinaus. In Instituten in den
verschiedensten Staaten der USA praktizieren seine Studentinnen,
und eine ganze Reihe seiner Philologinnen und Historikerinnen
verbringt einen Teil ihrer Studienzeit in Frankreich, Italien,
Mexiko und in der Schweiz, von wo auf dem Austauschwege auch
Studentinnen nach Northampton kommen, um einige Semester an diesem auch im Ausland sehr bekannten Frauen-College zu studieren.
Obwohl das Smith College im Jahre 1861 mit dem Geld einer
Frau - Sophia Smith - erbaut wurde,war es merkwürdigerweise der
Enthusiasmus eines Mannes, des damaligen Pfarrers der Gemeinde
Hatfield in Massachusetts, John Morton Green, dem die Errichtung
einer derartigen Lehranstalt für Frauen zu verdanken ist. Und
seit seiner Gründung war - im Gegensatz zu den meisten anderen
amerikanischen Frauen-Colleges - auch eine ungewöhnlich hohe
Zahl der Stellen des Lehrkörpers der Schule mit Männern besetzt.
Im Laufe der Jahre seines Bestehens wurde der Gebäudekomplex des Smith-College um ein Vielfaches erweitert. Allein 44
Wohnhäuser für die Studentinnen sind heute vorhanden, die sich
um die verschiedenen Schulgebäude - darunter allein drei "Sprachen-Häuser" , das deutsche, französische und spanische - gruppieren. Eine regelrecht kleine Stadt ist so entstanden, deren Einwohner sich während ihrer Studienzeit ebenfalls wie die Bürger

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. März 1951

Bürger einer Stadt in verschiedene Interessengruppen teilen,ihr
eigenes Kultur- und Sportleben pflegen und deren Verwaltung
sich aller im Rahmen des Studiums auftretenden Probleme annimmt.
Diese "Studentenregierung" ist weitgehend unabhängig von der
offiziellen Schulverwaltung des Smith College. Sie besteht aus
drei Abteilungen: dem Studienrat, der sich aus 13 gewählten
Mitgliedern zusammensetzt, dem Repräsentantenhaus, in dem Jede
Schlafgemeinschaft einen gewählten Vertreter ihrer Interessen
besitzt, sowie schließlich dem Gerichts- und Ehrenrat,, der sich
mit den Übertretungen der bestehenden Schulvorschriften zu befassen hat. Der Aufgabenbereich dieser Studentenregierung ist
so umfassend, daß es in den gesamten Schul- und Schülerangelegenheiten, einschließlich des Lehrplanes, keine Frage gibt, in
der die Studentinnen nicht ihren Einfluß geltend machen können.
Die kulturelle und politische Betätigung der "Smith Girls"
außerhalb des eigentlichen Lehrplanes spielt sich vor allem in
den verschiedenen Clubs ab, zu denen sich die einzelnen Interessengemeinschaften zusammenschließen. Da gibt es den "Club für
internationale Beziehungen", den "Club der Weltbürgervereinigung"
und. den "Club der fortschrittlichen Studenten", die sich allmonatlich zu öffentlichen Diskussionsabenden zusammenfinden, prominente Gäste für Vortragsabende einladen und Filmvorführungen
veranstalten. Die zahlreichen kulturellen Clubs pflegen Hausmusik, spielen Theater und halten wissenschaftliche Diskussionen,
während die Sportclubs innerhalb der Anstalt oder auch mit den
Angehörigen benachbarter Schulen Wettkämpfe austragen. Außerdem
besitzt die Schülerschaft des Smith-College zwei eigene Zeitungen, eine literarische Zeitschrift, ein Fachblatt für Schulfragen und eine eigene Radiostation.
Aber ganz gleich, ob sich die Studentin des Smith-College
auf politischem, kulturellem oder sportlichem Gebiet betätigt immer tut sie es freiwillig, aus eigenem Interesse und mit dem
Recht zur Kritik. Sie bewahrt sich in all diesen Dingen den
klaren Blick und die Möglichkeit, ihre Ziele auf ihre Weise zu
verfolgen.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" kostenlos zwei Bilder zu obigem Artikel.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

Ho

März 1951

Der Internationale Bund der Klubs berufstätiger
Frauen wird den Vereinten Nationen ein Dokument
vorlegen, in dem er die Abschaffung diskriminierender Gesetze für Frauen fordert.
FÜR GESETZLICHE GLEICHBERECHTIGUNG
Von Milton Amsel
(54 Zeilen, 480 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die Kommission für Frauenrechte bei den Vereinten Nationen wird im April dieses Jahres
mit einem Antrag an die Nationen der Welt herantreten, der sich
mit der gesetzlichen Gleichstellung der Frau in bezug auf Eigentums- und Vertragsrecht, freie Berufswahl sowie Besitz- und
Versorgungsansprüche befassen wirdo Das Dokument beruht auf dem
Ergebnis einer Rundfrage, die der internationale Bund der Klubs
berufstätiger Frauen an achtzehn Mitgliedstaaten der UN gerichtet hat o
Nach Annahme des Antrages durch die UN-Kommission für Frauenrechte wird dieser an den Wirtschafts- und Sozialrat der UN
weitergeleitet werden, der seinerseits die Nationen der Welt
auffordern wird, die für den heutigen Stand der Zivilisation
unzulänglichen Artikel ihrer Verfassung entsprechend zu revidieren.
In unterrichteten Kreisen ist man der Ansicht, daß kein
Land sich den Bestrebungen der Vereinten Nationen entziehen
wird. In den meisten Ländern bestehen noch Gesetze, die in
irgendeiner Form den Mann bevorzugen» Selbst in den Vereinigten
Staaten weist der internationale Bund der Klubs berufstätiger
Frauen in Einzelstaaten und -fällen eine unterschiedliche Behandlung der Frau vor dem Gesetz nach. S'o kann zc B« in Georgia
und Michigan eine Ehefrau das von ihr verdiente Geld nur mit
dem Einverständnis des Mannes ausgeben• In anderen Staaten besteht eine Beschränkung in der Wahl des Berufes• In Pennsylvania
darf eine Frau nicht als Kontrollbeamter für Strom -und Gasuhren^,
in Ohio nicht als Schuhputzer verwendet werden und weder in
Wettbüros, aui* Kegelbahnen oder als Fahrstuhlführer für Lastenaufzüge arbeiten.
Gegenüber anderen-Ländern sind diese Benachteiligungen vor
dem Gesetz jedoch geringe In Frankreich kann eine Frau nur mit
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. März 1951

mit dem ausdrücklichen Einverständnis ihres Mannes eine Zivilklage anstreben; in Holland verliert die Frau mit ihrer Heirat
gewöhnlich das Recht, als Verteidiger oder Ankläger bei gerichtlichen Verfahren zu fungieren.
Australien verbietet die Beschäftigung der Ehefrau als
Lehrerin. In jüngerer Zeit hat man die Bestimmungen jedoch gelockert, verweigert aber verheirateten Frauen, die ein Lehramt
ausüben, jeglichen Anspruch auf Pension etc.
In einigen Gebieter Australiens wird ein Mann geschieden, wenn er seiner
Frau eheliche Untreue nachweisen kann, im umgekehrten Falle
kann die Frau ihrerseits erst nach bewiesenem wiederholten
Ehebruch auf Scheidung klagen.
Eine Engländerin kann das von ihr im Haushalt ersparte
Geld nicht so ausgeben, wie es ihr beliebt, da es nach dem Gesetz "sein" Geld bleibt.
In Schweden muß eine geschiedene Frau oder Witwe zehn
Monate warten, ehe das Gesetz ihr gestattet, eine neue Ehe einzugehen, und in Südafrika gilt die Frau allgemein als Bürger
zweiter Ordnung. Man hofft, daß die einzelnen Nationen den Antrag der UN-Kommission befürworten und unterstützen werden.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. März 1951

Die neue Modesilhouette ist, wie New Yorker
Modeexperten erklären, weich in den Linien,
rund in den Schultern, schmal in der Taille
und durchweg extrem feminin.
DAS DOPPELTE W
Von Jane Textor
( 50 Zeilen, 450 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Weich und weiblich ist die
richtige Bezeichnung für die kommende Moderichtung. Die Modelle
der neuen Kollektionen wirken dabei weder überladen, noch süßlich; aber alle Konturen werden weicher, und die Abkehr von den
harten, fast knabenhaft strengen Linien der
rjährigen Mode
erstreckt sich augenscheinlich vom Kopf bis zum Saum.
Die Haare werden etwa fünf Zentimeter länger getragen, gerade lang genug, um eine leichte, lockere und natürlich geschwungene Welle in die sehr weibliche Frisur legen zu können. In New
York tragen auch viele Frauen wieder den klassischen Knoten zum
glatten aus der Stirn gekämmten Haar. Dieser Knoten muß durchaus nicht immer angewachsen sein - erfinderische Modistinnen
schufen den Chignonhut mit eingearbeiteter Frisur für Damen
mit langsam wachsendem Haar.
Kostüme und Kleider zeigen häufig weiße Garnituren aus
Organdy, Leinen oder Pikee, wie überhaupt in diesem Jahr Weiß
zu allen Gelegenheiten getragen wird. Eine leicht gesteifte
Organdyrüsche schmückt den Sommerhut aus Naturstroh, Blusen
und Schals aus gesticktem weißem Organdy erscheinen zusammen mit
grauen Wollkostümen, und ein schmaler, koketter weiter Volant
ziert den Ausschnitt eines dunklen Wollkleides, Blendend weiße
Pikee- und Leinenaufschläge und Paspeln geben dunklen Frühjahrsmänteln eine betont weibliche Note, und weiße Federgarnituren
wippen am toastfarbenen kleinen Hütchen. Also: mehr Organdy,
mehr Leinen und viel Pikee - alles Möglichkeiten, mit denen
die Modeschöpfer versuchen, der kapriziösen Verspieltheit
einer neuentdeckten Weiblichkeit gerecht zu werden.
Die sehr schmale Taille ist wie im Vorjahr auch diesmal
wieder ein Muß. Aber die Röcke sind nicht mehr unbedingt eng
wie ein Schirmfutteral. Wer lieber weite Röcke trägt, darf dies
ruhig tun, die Mode hat nichts dagegen einzuwenden. Die Fülle
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"ALIERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
14.-März 1951
Fülle wird durch Faltenpartien, durch runden Schnitt oder durch
eingesetzte Glockenteile erzielt. Die Röcke dürfen jedoch nicht
dirndlhaft wirken. Diese neue Rockfülle umfließt die Hüften
weich und anliegend und entfaltet sich erst am Saum zur vollen
schwingenden Weite.
Ferner zeigen die Modeschöpfer kurze, knappe Jäckchen im
dekorativen Stil des Directoire, die kaum die Brust bedecken
und die weichen Linien eines gürtellosen Kleides noch weicher
erscheinen lassen.-Man zeigt diesmal eine besondere Vorliebe
für allerlei kleine Modeneuheiten zur Ergänzung von Kleidern,
Kostümen und Mänteln, die oft aus demselben Material hergestellt
sind und sich mit einem Handgriff an- und abknöpfen oder einfach
überziehen lassen. Dazu gehören u.a. separate Ärmel, Capes in
allen Variationen,-Kragen und eine Unzahl von Schals.
Besonders interessant sind in diesem Jahr die Ärmel, die
mit viel Sorgfalt-gearbeitet werden. Hervorstechend sind Blusen
aus Seide und Organdy mit weiten fülligen Bündchenärmeln oder
Ärmeln - besonders an dunklen Wollkleidern - die bis zum Ellenbogen eng gehalten sind und denen auf der Innenseite ein mit
Organdyrüsche eng besetztes Glockenteil fächerartig angearbeitet ist.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE PRAU

14. März 1951

Amerikanische Kinderärzte und -psychologen
empfehlen, Kinder mit Rücksicht auf ihr
Gemütsleben auf jeden chirurgischen Eingriff
vorzubereiten.
WENN EIN KIND OPERIERT WERDEN MUSS . . .
(55 Zeilen, 500 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Täglich werden
Kinder in den Operationssaal gefahren, ohne daß sie die geringste Ahnung haben, was nun mit ihnen geschieht. Meist werden an
den kleinen Patienten weniger dringliche chirurgische Eingriffe
wie Mandel-, Drüsen- oder Bruchoperationen vorgenommen, alles
Operationen, bei denen die Eltern Zeit haben, den kleinen Patienten auf die bevorstehenden Ereignisse seelisch vorzubereiten.
Ein Krankenhausaufenthalt, und sei er auch von kurzer Dauer,
ist ein einschneidendes Erlebnis, und ein Kind kann, wenn es
gänzlich unvorbereitet bleibt,, ernsthafte Schockwirkungen davontragen, die zu Nervosität, Schlaflosigkeit, Angstzuständen oder
Verkrampfungen führen können*
All diese Gefahrenmomente sind ausgeschaltet, wenn Eltern
ihr Kind in vernünftiger Porm auf die bevorstehende Operation
vorbereiten. Die wichtigste Grundregel dabei ist, dem Kind immer die Wahrheit über den Aufenthalt im Krankenhaus zu sagen»
So wären beispielsweise bei einer Mandeloperation folgende Punkte zu beherzigen:
1. Erklären Sie Ihrem Kind, warum die Operation nötig ist.
Erzählen Sie ihm in leicht verständlicher Porm von der Punktion
der Mandeln und machen Sie ihm klar, daß diese, wenn sie infiziert sind, den ganzen Körperhaushalt irritieren. Beschreiben
Sie ihm das Krankenhaus, und geben Sie auf alle seine Prägen bereitwilligst Auskunft. Sagen Sie dem Kleinen, daß ihm sein Hals
nach dem Eingriff weh tun wird, jedoch nicht mehr als bei der
kürzlich überstandenen Halsentzündung.. Und sagen Sie ihm auch,
wann er wieder nach Hause zurück darf.
2. Zeigen Sie dem Kind nie Ihre eigene Unruhe oder Angst.
Sprechen Sie nicht schon Wochen vorher von der Operation, aber

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE ERATJ
14. März 1951
aber auch nicht erst am selben Tag. Drei oder vier Tage Torher
ist es an der Zeit, das Kind vorzubereiten.
3. Erzählen Sie Ihrem Kleinen, daß die Krankenschwestern
freundlich und hilfsbereit; sind, und schildern Sie ihm den weißen Operationssaal. Sagen Sie ihm, daß die Ärzte Gesichtsmasken
tragen, um es vor Erkältungen zu schützen.
4. Erzählen Sie dem Kind, daß es während der Operation
fest schlafen und nicht die geringsten Schmerzen verspüren wird,
und vergessen Sie nicht, ihm zu sagen, daß es vorher etwas wird
einatmen müssen, das so ähnlich riecht wie Nagellackentferner.
Das Kind wird beruhigt sein, wenn es hört, daß alles schon
vorüber ist, sobald es aufwacht. Wenn möglich sollten die Eltern bei ihm sein, wenn es aus der Narkose erwacht.
5. Kinder verlieren meist die Angst vor einer Operation,
wenn sie den Chirurgen vorher kennenlernen.
6. Wenn die Operation vorüber ist, soll man das Kind
ruhig weinen lassen, damit es seine Erregung abreagiert. Es ist
falsch, wenn man ihm einschärft, tapfer zu sein und seine Gefühle zu unterdrücken»
7« Wenn Ihr Kind wieder zu Hause ist, pflegen Sie es mit
Liebe und Verständnis ganz gesund, aber verzärteln Sie es nicht-.
Reden Sie nicht mehr über die Operation, und behandeln Sie es
nicht zu lange als Rekonvaleszenten. Und zwingen Sie es nicht,
zu essen, wenn es nicht will. Wenn es sich besser fühlt, wird
es selbst Appetit bekommen und nach Nahrung verlangen.
* * * * *

Wiener Küche und Wiener Melange
begeistern New Yorks Feinschmecker.
• LEO ", DER SCHNITZELKÖNIG VON NEW YORK
(33 Zeilen, 300 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Inmitten des New Yorker
Boheme-Viertels, auf der Greenwich Avenue, hat der "Schnitzelkönig" sein Reich. Er macht keine Zeitungsreklame, aber sein
Ruhm hat sich rasch von Mund zu Mund verbreitet, so daß an manchen Tagen die Leute buchstäblich schon Schlange standen, wenn

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
14. März 1951
wenn das Restaurant geöffnet wurde. Kürzlich hat er eine "Filiale"
eingerichtet, um alle seine Kunden bewirten zu können. Und ein
Urteil aus allerberufenstem Munde versichert: "Hier ißt man am
besten für wenig Geld". Dieses Urteil kaan. von Clementine
Paddleford, einer Frauenredakteurin der "New York Herald Tribüne",
die das ganze Jahr hindurch auf der Jagd"nach neuen Rezepten und
empfehlenswerten Lokalen ist.
"Leo", der vor drei Jahren sein Restaurant in New York eröffnet hat, bietet erstklassige Wiener Küche zu niedrigen Preisen. Die Suppen bei "Leo"' gehören mit zu den Köstlichkeiten, die
er seinen Gästen bietet: Sorgsam aus echter Fleischbrühe zubereitet, unterscheiden sie sich angenehm von Produkten aus Suppenwürfeln und Dosen. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, daß
sein zartes, pikantes Wiener Schnitzel sich besonders großer Beliebtheit erfreut. Schließlich rühmt die erfahrene Expertin in
hohen Tönen den duftenden Sahnekaffee und meint, letzterer sei
wahrscheinlich auch der Grund, warum man in Wien auf den nachmittäglichen Cocktail verzichtet.
"Leo's", wie die New Yorker das Restaurant kurz bezeichnen,
ist nicht etwa ein Stück "Alt Wien", das nach New York verpflanzt
wurde, und auch kein beschauliches Kaffeehaus im Biedermeierstil.
Die Gäste kommen und gehen, draußen flutet der hastige Verkehr
der turbulenten Metropole vorbei, auf den die riesigen Fenster
den Blick freigeben..
Mit behaglichen, ledergepolsterten Logen und modernsten
Gemälden der New Yorker Boheme ausgestattet, mit englisch geschriebenen Speisekarten und "auf Y/ienerisch" zubereitetem Blätterteigstrudel ist "Leo's" das Wiener Restaurant von New York City.
* • * « «

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

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IV. Jahrgang, Nr. 12 W

21. März 1951

Die Mahlzeiten sind nicht der richtige
Augenblick zum Austragen von Familienzwistigkeiten. Eine angenehme harmonische Atmosphäre bei Tisch ist ebenso
wichtig wie die richtige Auswahl des
Küchenzettels.
DER MENSCH LEBT NICHT VOM BROT ALLEIN
Von Jane Textor
( 73 Zeilen, 660 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Bobby nimmt seinen
Löffel und taucht ihn eifrig in sein Schüsselchen mit Haferflokkenbrei. "Seit Mammi zu Hause ist, schmeckt es mir wieder besser", meint er, und sein frisches Gesichtchen strahlt vor Glückseligkeit.
Vater und Mutter lachen zurück und sind ebenso froh, wieder bei den Kindern zu sein, Ferien sind ja etwas Schönes, aber
zu Hause ist eben zu Hause.
Diese kleine Geschichte ist durchaus nichts Ungewöhnliches,
und es ist eine Binsenweisheit, daß Kinder, wenn sie mit Menschen zusammen sind, die sie lieben und verstehen, leicht zu
lenken sind. Eine angenehme und harmonische Atmosphäre ist auch
bei Tisch wesentlich für große und für kleine Leute, wenn sie
die Speisen wirklich genießen und diese ihnen bekommen sollen.
Ernährungswissenschaftler, Kinderärzte und Psychologen in
den Vereinigten Staaten sind sich einig in der Auffassung, daß
zu einer Mahlzeit mehr gehört als nur die richtige Auswahl von
Nahrungsmitteln, daß eine Mahlzeit nicht nur eine gewohnheitsmäßige Verrichtung ist, bei der der menschliche Organismus von
neuem aufgetankt wird. Auch bei den Mahlzeiten lernen die Kinder eine ganze Reihe von Dingen, die für ihr späteres Leben und
ihre Gepflogenheiten von weittragender Bedeutung sein können.
Ein Kind wird naturgemäß dieselben Vorzüge und Aversionen
für und gegen bestimmte Speisen entwickeln wie die Eltern. Wenn
Hänschen in einer Umgebung aufwuchs, wo man vorzugsweise gebratene Speisen zu sich nimmt, wird er sein ganzes Leben lang wahrscheinlich eine gewisse Abneigung gegen Gekochtes oder Gesottenes haben.
Ein oft mißverstandener Faktor, der die Beziehung der Kinder

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-AMERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU
21. März 1951
Kinder zu bestimmten Speisen stark beeinflußt, ist die körperliche Konstitution. Manche Menschen sind absolut allergisch gegen bestimmte Speisen. Wenn Karlchen behauptet . keine Milch
trinken zu können, dann ist das auf bestimmte allergische Reaktionen zurückzuführen. Dorothee mag keine Eier - weil sie angeblich sonderbar riechen, während sie wiederum Milch gerne mag und
er geradezu eine Vorliebe für Eier hegt. Die Eltern tun klug
daran, derartige indivuduelle Unterschiede zu respektieren und
darauf zu verzichten, dem Kind Vorwürfe wegen seiner "Mäkelei"
zu machen. Aversionen bestimmten Nahrungsmitteln gegenüber liegen außerhalb des Einflußbereichs der Eltern, und ihre Aufgabe ist es, über derartige Erscheinungen mit möglichst wenig Aufsehen hinwegzusehen. Am besten ist es, dem Kind zu sagen, daß
kein Mensch auf Erden, weder im Aussehen noch im Wesen, vollkommen gleich ist und jeder Einzelne sehen muß, wie er mit seinem "Anderssein" am besten fertig wird.
Dazu kommt, daß die Mutter sich bemühen muß, eine gut zubereitete und wohlschmeckende Mahlzeit auf den Tisch zu bringen.
Halbgare, zerkochte oder angebrannte Speisen werden kaum ein
Kind begeistern und tragen sicherlich nicht zu einer angenehmen
Stimmung am Tisch bei. Schmackhaftigkeit, Auswahl und Nährwert
sind Gesichtspunkte, die nicht außer acht gelassen werden dürfen. Die Art, wie die Speisen gereicht werden, ist von ausschlaggebender Bedeutung.
"Psychologie der Ernährung" ist ein verwirrendes Wort, aber
im Endeffekt geht es dabei um nichts 'anderes als das, was in dem
Schriftwort zum Ausdruck kommt: "Der Mensch lebt nicht vom Brot
allein". Auch Kinder hören, wenn sie essen, nicht auf zu denken
und zu fühlen. Gibt dxe Mutter ihrer Familie jedoch neben dem
körperlichen Wohlbefinden auch in psychologischer Beziehung was
vonnöten ist, wird es kaum zu Debatten und Spannungen kommen.
Diese ewigen Nörgeleien, die gewöhnlich jede Mahlzeit begleiten,
sind gesundheitsschädlicher als eine unzureichende und falsche
Ernährung. Die Essenszeit ist nicht der richtige Moment für den
Vater, um den Jungen für seine schlechte Note in der Rechenarbeit
auszuschimpfen, Mutter muß ihre Tochter nicht ausgerechnet bei
Tisch wegen einer unordentlich eingeräumten Schublade rügen, und

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»AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. März 1951

und auch für Vater und Mutter ist diese gemeinsame Stunde des
Tages nicht zur Austragung ehelicher Meinungsverschiedenheiten
geeignet. Und die Erfahrung bestätigt weitgehend die Meinung,
daß Kinder in angenehmer harmonischer Atmosphäre nicht nur
bessere Esser sind, sondern sich auch im allgemeinen zu ausgeglicheneren Menschen entwickeln, als jene, die unter weniger
glücklichen Umständen aufwachsen.
* * * * *

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. März 1951

Daß Staub nicht nur lästig, sondern geradezu
eine der wesentlichsten Voraussetzungen des
Lebens auf der Erde ist, haben die Forschungen
nach den Ursprüngen dieses mysteriösen Stoffes
ergeben.
VOM URSPRUNG UND NUTZEN DES STAUBES
( 80 Zeilen, 720 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Mit Besen, Tüchern,
Staubsaugern und modernsten Straßenkehrmaschinen rückt man tagaus, tagein dem Staub zu Leibe, und doch ist es ein fast aussichtsloser Kampf,den die Menschen gegen jene feinen grauen
Schichten führen, die besonders der Hausfrau großen Kummer verursachen. Immer wieder ruft sie verzweifelt aus: "Wo kommt
denn nur der vielß Staub her?" Diese Frage hat auch die Wissenschaft seit Jahrzehnten beschäftigt. Die naheliegendste Vermutung ist, daß er von ausgetrockneten, versandeten und versteppten Landstrichen stammt und vom Wind verweht wurde. Zuweilen
entstehen auf diese Weise Sand- und ßtaübstürme von gewaltigen
Ausmaßen. So wurden im Jahre 1935 bei einem einzigen Sandsturm
von den sonnenverbrannten Feldern des amerikanischen Mittelwestens ungeheure Mengen feinster Erdteilchen zweitausend Kilometer weit getrieben. Ein Bruchteil dieser Staubmenge, die auf
Pennsylvanien herabfiel, bedeckte den Boden stellenweise mit
zehn Tonnen Staub pro Quadratkilometer.
Eine andere verständliche Ursache für die Staubentwicklung
ist die Verrußung der Luft durch industrielle Abgase, durch Heizung und viele technische Prozesse der modernen Zivilisation.
Diese von den Menschen selbst verursachte Verunreinigung der Luft
ist keineswegs zu bagatellisieren. Man hat vielmehr ausgerechnet,
daß in einer modernen Millionenstadt pro Jahr und Quadratkilometer
allein an derartigem Staub 800 Tonnen niedergehen, das bedeutet
800 g "Zivilisations-Staub" pro Quadratmeter und Jahr.
Daneben gibt es aber noch zwei weitere Staubquellen, an
die man kaum jemals denkt, nämlich das Erdinnere und das Meer.
Aus dem Erdinnern gelangen durch Vulkanausbrüche mitunter Staubwolken von ungeheurem Ausmaß in die Atmosphäre. Beim Ausbruch
des Krakatau, eines Vulkansauf' einer in der Sundastraße gelegenen Insel, im Jahre 1883 wurden schätzungsweise 17 Kubikkilometer
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"AMERIKA DIENST" - FÜR'DIE FRAU

21. März 1951

Kubikkilometer (!) Staub kilometerhoch in die Luft geschleudert,
und es dauerte mehr als zwei Jahre, ehe sich diese Staubwolke
völlig aufgelöst hatte. In der Zwischenzeit war sie mehrere
Male um die ganze Erde gewirbelt worden. Der Ausbruch des Vulkans Katmai in Alaska im Jahre 1912 hatte ähnliche Begleiterscheinungen. Die Wissenschaft hat festgestellt, daß die dichten Staubwolken nach diesen beiden Eruptionen die Sonnenstrahlung so sehr von der Erdoberfläche abhielten, daß das Klima der
auf die Ausbrüche folgenden Jahre merklich kühler war.
Einer der führenden Klimaforscher unserer Zeit, der verstorbene amerikanische Physiker Dr. W. J. Humphreys, ging sogar so weit, anzunehmen, daß die letzte Eiszeit nur eine Folge
gewaltiger Vulkanausbrüche war, in deren Verlauf sich eine
so dichte Staubschicht um die Erde gebildet habe, daß die Sonnenstrahlung sie kaum durchdringen konnte und das ^is große
Teile der Erdoberfläche das ganze Jahr hindurch bedeckte.
Aber auch aus dem Meer steigt Staub auf - so seltsam das
auch klingen mag. Dieser ozeanische Staub besteht aus allerfeinsten Salzkristallen, die beim Verdunsten des Wassers in der
Atmosphäre "hängen bleiben". Sie sind so winzig, daß etwa zweitausend Billionen von ihnen nötig wären, um auch nur ein einziges Kilo Salz zu ergeben. Dennoch ist gerade dieser Salzstaub von größter Bedeutung, denn er stellt Jene "Kondensationskerne" dar, die zur Wolkenbildung unerläßlich
sind. Der Wassergehalt der Atmosphäre kann sich nämlich nur dann zu Tröpfchen
kondensieren, wenn irgendein "Anhaltspunkt" da ist, um den sich
der Tropfen bilden kann. In einer vollkommen fremdkörperfreien
Luft könnten sich selbst bei hohem Wassergehalt und starker Abkühlung keine Wolken bilden, daher auch kein Regen entstehen.
Den Regen haben wir also letztlich den winzigen Salzkristallen
aus dem Ozean zu verdanken.
Schließlich gibt es auch noch Staub aus der Atmosphäre,
der auf der Reise von anderen Himmelskörpern durch den Weltenraum zu uns gelangt ist. Aber von diesem Staub weiß selbst die
Wissenschaft nicht viel zu berichten, denn nur mit den neuesten
Forschungsmethoden und Geräten hat man ihn überhaupt erst einwandfrei nachweisen können. Jedenfalls besteht Grund zu der
Annahme, daß dieser "kosmische Staub" nicht von unseren Nachbarplaneten
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. März 1951

Nachbarplaneten stammt, sondern aus viel weiterer Ferne zu uns
kommt - als der einzige greifbare Sendbote aus dem unendlichen
Weltenraum.
Aus den Tiefen des Ozeans, von weitentfernten Steppen und
Feldern, aus dem glühenden Erdinnern und aus Legionen, in die
nur die stärksten Fernrohre zu dringen vermögen - von überall
dort stammen diese winzigen Gebilde, die wir in ihrer Gesamtheit
als Staub bezeichnen. - Man müßte beinahe ehrfürchtig werden,
wenn man nächstens das Staubtuch ausschüttelt.

(Copyright freigegeben von "Science Digest", Chicago)



* • •



21 . März 1951

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
Die Arbeit am Frieden beginnt nicht am
Konferenztisch, sondern jeder einzelne
Bürger muß mithelfen, bestehende Mißverständnisse unter den Nationen zu
überbrücken. Der Kurzwellenapparat sei
dabei ein nicht zu übertreffendes Medium,
sagen die Farmersfrauen von Warren County.

FREUNDSCHAFTSBANDE ÜBER DIE GRENZEN HINWEG
Von Jessie E. Heathman
(52 Zeilen, 460 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Viele Bauernfamilien des Bezirkes Warren County im Staate Illinois bedienen
sich eines einzigartigen Mittels, um die Freundschaftsbande in
der Welt zu festigen. Sie sind überzeugt,daß das beste Instrument zur Förderung der Verständigung der Völker untereinander
der Kurzwellenapparat ist, der durch ein.Radiogespräch Bewohner
verschiedener Kontinente zu Nachbarn werden läßt.
Fast jeden Abend kann man diese Familien beim Gedankenaustausch mit anderen Radioamateuren, die in Manchester (England)
oder in Kipushi (Belgisch-Kongo) leben, beobachten. Sie unterhalten sich über familiäre Ereignisse, über ihre Arbeit und erörtern auch politische Fragen. Sie sprechen einander fast immer
mit den Vornamen an. Oft führt diese "Ätherbekanntschaft" auch
zu einer regen Korrespondenz, und aus dem Alltagsleben vieler
Bauernfamilien in Warren County ist der Briefwechsel mit überseeischen Freunden nicht mehr wegzudenken.
Einen großen Anteil an der Festigung dieser Idee haben die
Frauen. Schon Jahre vor dem zweiten Weltkrieg strebten Farmerfrauen aus diesem Gebiet einen Meinungsaustausch mit Siedlern
aus anderen Ländern an. Etwa seit dem Jahre 1928, in dem sie auch
das Heimbüro ihres Kreises gründeten, bildet die Frage internationaler Verständigung einen ständigen Programmpunkt ihrer
Klubarbeit. 1936 fand eine Tagung des Weltverbandes der Landfrauen in der amerikanischen Hauptstadt Washington statt, und die
Vertreterinnen von Warren County traten damals mit -^rauen von
32 Nationen in Gedankenaustausch. Dann kam der Krieg,und als die
Männer einberufen wurden, hatten die Familien erhöhtes Interesse
daran, die Bevölkerung der Länder,in die Truppen gesandt wurden,
kennenzulernen. Wenn auch die Austauschprogramme im Kriege nicht
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"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU

21„ März 1951

nicht fortgesetzt werden konnten, kam doch hie und da ein an
die eine oder die andere Seite gerichteter Brief durclu Es gelang auch, über das Rote Kreuz den Adressaten Pakete zukommen
zu lassen» Nach Beendigung des Krieges wurden viele früheren
Freundschaften erneuert und neue geschlossene Die A<ustauschprogramme zwischen den Landgruppen wurden wieder eingeführt, ebenso
ließ sich die direkte Radioverbindung wieder herstelleno Auch
der Versand von Geschenkpaketen aus den Vereinigten Staaten
wurde sofort wieder aufgenommene
Viele Familien stehen auf der Freundesliste von Warren
County» Eine Familie in London, die zweimal ausgebombt war und
ihre gesamte Habe verloren hatte, verdankt der Bevölkerung von
Warren County tatkräftige Hilfe in dieser schweren Zeit»
Wo beginnt die Arbeit für den Frieden? Am internationalen
Beratungstisch vielleicht, aber auch in Gemeindegruppen, in
Kirchen, Schulen und am Familientischo Die Bevölkerung von
Warren County fügt hinzu: "- und am Mikrophon des Kurzwellenapparates".

(Copyright freigegeben von "Country Gentleman")

* • * * *

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21 . März 1951

New Yorker Innenarchitekten sagen eine
Wandlung des amerikanischen Geschmacks zu
einer gewissen gemütlichen Sachlichkeit'
in der Wohnraumgestaltung voraus.
KÜHL ABER NICHT FROSTIG
Von Lucy Hiller
(45 Zeilen, 400 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Kühlere Farben als bisher
sind, wie Experten festgestellt haben, die neue Geschmacksrichtung der Amerikaner in bezug auf ihre Wohnraumgestaltung. Das
bedeutet, daß die bisher dominierenden "heißen" Farben des Südens
Rot, Gelb, Orange usw. - mehr und mehr den ruhigeren Farben
weiche» müssen, ^ie grellen Farbkontraste, die bisher so charakteristisch für das Heim des Amerikaners waren, weichen allmählich einer einheitlichen Farbgebung in Weiß und hellsten
.Pastelltönen, die es erlaubt, schon durch kleine, dezente farbliche Akzente die Gefahr einer Monotonie des Raumes zu bannen.
Selbst Blau, das bisher als ausgesprochen "kalte" Farbe verschrien war, tritt in dieser neuen Farbskala immer mehr in den
Vordergrund.
Hand in Hand mit dieser Vereinfachung der Farben geht auch
eine Vereinfachung der Innendekoration der Wohnräume. Jeder
überladene Schmuok und Aufputz soll vermieden werden. Demgemäß
werden Vorhänge und Stoffüberzüge in einfachen, schlichten Linien- ohne Rüschen und Zierfalten gehalten und kleine, verspielte
Nippfiguren und anderer Zierat so gut wie gänzlich aus; der
Wohnung der modernen amerikanischen Familie verbannt. Ausgehend
von dem Gedanken, daß die Natur für die Gestaltung des modernen
Heimes nur Anregung, nicht aber getreulich nachzuahmendes VO-B*bild sein und daß das,was die Augen- bei einem Blick durch das
Fenster einfangen, in der Wohnung selbst nicht ein künstliches
Duplikat erfahren soll, werden nunmehr vor allem die bisher
so beliebten großen Blumen- und Blätterornamente auf Teppichen,
Vorhängen und Überzügen entweder überhaupt weggelassen oder
durch kleine, unaufdringliche Muster ersetzt.
Auch die Möbel selbst sind diesem neuen Stil betonter
Schlichtheit angepaßt, wobei helles Naturholz entschieden der
Vorzug vor lackiertem und poliertem Holz gegeben wird.
Das
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21 . März 1951

Das gleiche gilt auch für die neuen Beleuchtungskörperv die
in Form- und Farbgebung mehr auf ihre praktische als auf ihre
dekorative Bedeutung abgestimmt sind* Flache9 breite Lampenschirme sind sowohl bei Steh-,als auch bei Tischlampen vorherrschend»
Einfach^ praktisch und kühl ists alles in allemp diese
"neue Linie" der Wohnraumgestaltung9 die allerdings nicht ins
Extrem gesteigert werden darf; denn trotz der Berücksichtigung
all dieser von den Innenarchitekten vorgeschriebenen Punkte
darf auch die moderne Wohnung nichts von ihrer Behaglichkeit
und Gemütlichkeit einbüßen

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. März 1951

Einfache amerikanische Rezepte
mit Frankfurter Würstchen, den
beliebten "Hot ^ogs".
VIELSEITIGE WÜRSTCHEN
Von Ceciüe Farmer
(75 Zeilen, 670 Worte)
Manche nennen sie "Frankfurter", andere sagen "Wiener", die
meisten Amerikaner jedoch verlangen einfach "Hot Dogs", zu
deutsch: Heiße Hunde. Wie sie allerdings zu diesem Ehrennamen
gekommen sind, weiß niemand genau zu sagen. Aber ganz gleich,
wie man sie auch bezeichnet, alle meinen damit die delikaten
Würstchen, die sich in der Neuen 'Welt derselbenB'eliebtheit
erfreuen wie in Frankfurt, in ^ien oder sonstwo in ihrem Heimatland Europa. Kleine Unterschiede zwischen "Frankfurtern" und
"Wienern" gibt es doch. Die echten "Wiener" sind etwas kleiner
und runder als die langen, schmalen "Frankfurter". Beide jedoch sind ein Gemisch aus Schweine- und Rindfleisch plus Gewürz,
kommen bereits vorgekocht auf den Markt und dürfen nur in heißem, niemals kochendem Wasser erhitzt werden.
-Vir alle kennen den Genuß eines heißen Paar "Wiener" oder
"Frankfurter" vom Würstchenstand an der Ecke
die schnell aus
der Hand gegessen werden. Arnorikar.isehe "Hot Dogs" - Feinschmekker jedoch empfehlen folgende Rezepte:
"Frankfurter" mit Sauerkrautfüllung: (Rezepte sind ausreichend
für vier Personen)
Acht Frankfurter Würstchen werden der länge nach aufgeschlitzt
und mit einer Mischung aus iy2 Tassen Sauerkraut, */2 Teelöffel Kümmel und drei Eßlöffeln Tomatenketchup gefüllt und
darauf mit einer Scheibe Speok spiralenförmig umwickelt, die
mit einem Zahnstocher befestigt wird. In einer Omelettepfanne
zehn Minuten von allen Seiten gut bräunen.
"Frankfurter Würstchen" mit Käsefüllung:
Acht Würstchen werden der Längenach aufgeschlitzt. Tilsiter
oder Emmentaler ohne Rinde wird in fingerlange schmale Rechtecke geschnitten, die man in den Schlitz einlegt. Die Wurst wird
dann mit einer Speckscheibe umwickelt und mit einem Hölzchen
zusammengehalten. Man gibt die Würstchen auf einen Grill und
läßt sie über der Flamme, bis der Käse zerflossen und der Speck
gebräunt ist.
«Frankfurter"

21. März 1951

"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU

"Frankfurter" mit Kartoffelfüllung :
Acht Würstchen werden etwas tiefer eingeschlitzt als bei den
beiden vorhergehenden Rezepten und mit einer Mischung aus Kartoffelpüree, drei Eßlöffeln geriebenem Käse und einem Eßlöffel
feingeschnittener Zwiebeln gefüllt. Dann legt man die reichlich
gefüllten Würstchen in eine Pfanne und überbäckt bei mäßiger
Hitze in der Backröhre etwa 1 5 - 2 0 Minuten.
"Würstchen im Toastrock":
Man entfernt die Rinde von alten Weißbrotscheiben und wickelt
sie wenige Minuten in ein feuchtes Tuch. Dann bestreicht man
eine Seite jeder Scheibe mit Senf, legt die Würstchen diagonal
auf die Scheiben, wickelt diese um die Wurst und befestigt sie
mit einem Zahnstocher. Die Außenseite des Erots bestreicht man
mit zerlassener Butter oder Margarine, legt sie auf ein Blech
und toastet bei mäßiger Hitze zehn Minuten in der Röhre, bis
die Brotscheiben ein appetitliches Goldbraun angenommen haben.
Heißer Kartoffelsalat:
Man schält und schneidet 5 große Kartoffeln in feine Scheiben
(heiß oder kalt). In eine Pfanne gibt man das ausgebratene Fett
von einem Achtel geräuscherten Speck. Darin werden je 1/4 Tasse
feingeschnittene Zwiebeln und (wenn erhältlich) grüner Pfeffer
angedünstet. Dann gibt man 1/4 Tasse Wasser, 1/4 Tasse Weinessig,
1/2 Teelöffel Zücker, 1/4 Teelöffel Salz und sechs in Scheiben
geschnittene Frankfurter Würstchen sowie die Kartoffeln dazu.
Das Ganze läßt man zugedeckt - unter wiederholtem leichtem Umfuhr en-etwa zehn Minuten auf kleinem Feuer durchziehen.
Würstchen im Sauerkrautring;
Zwei P£d. Sauerkraut werden in einer Schüssel mit einer
Tasse geriebenen Parmesan- oder Schweizerkäse, 1/4 Tasse geriebenen Zwiebeln, 1/2 Teelöffel Salz und derselben Menge Pfeffer
gut durchgemengt. Man preßt die Masse dann fest in eine Ringform,
die man in ein Wasserbad (das bis zum Rand der Form reichen muß)
stellt. .Das Ganze gibt man in die Bratröhre und bäckt etwa eine
halbe Stunde bei mäßiger Hitze. Dazu reicht man folgende Tunke:
Man schneidet eine mittlere Zwiebel fein und dämpft in 2"Eßlöffel
Salatöl, bis sie glasig wird. Darauf gibt man eine kleine Dose
Tomatenmark, 1/2 Tasse Wasser, 1/4 Tasse Weinessig, zwei Eßlöffel
Zucker, 1 Teelöffel Worcestersauce und 1/2 Teelöffel Salz dazu
und läßt 5 Minuten —unter gelegentlichem Umrühren - auf kleinem
Feuer stehen. Dann schneidert man sechs oder acht Frankfurter in
3 cm lange Stücke, gibt sie in die Tunke und läßt erneut 10 Minuten durchzieheni Man stürzt das Sauerkraut aus der Form und
füllt die Höhlung in der Mitte mit dieser pikanten Würstchentunke.


(Amerika Dienst) —

* # * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich
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IV. Jahrgang, Nr. 13 W

28. März 1951

Amerikanische Abgeordnete versucht
Stalin von den Priedensbestrebungen
der USA zu überzeugen.
APPEIL AN STALIN
(74 Zeilen, 670 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Prances Bolten, die
republikanische Abgeordnete von Ohio, gab vor einigen Tagen
einen Bericht über die amerikanische Außenpolitik und wandte
sich anschließend mit einer Botschaft an den sowjetischen
Premier Josef Stalin, die wir Ihnen auszugsweise nachstehend
wiedergeben.
"Eure Exzellenz! Die Übermittlung einer Botschaft aus dem
US-Repräsentantenhaus direkt ist etwas Außergewöhnliches. Der
normale Weg führte wohl über das amerikanische Außenministerium
und den Botschafter der Sowjetunion. Aber ich bin sicher, daß
Sie diese ungewöhnliche Form und ihre Zweckmäßigkeit in bestimmten Situationen zu schätzen wissen.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ebenso wir Ihr
Land ein großes Territorium; zwar nicht ganz so groß wie Rußland, aber immerhin so groß, daß unsere Regierung nicht im
geringsten an einer Vergrößerung dieses Gebietes interessiert
ist. ... In der Geschichte der Menschheit ist Amerika kein altes Land} aber unsere Überzeugungen, unsere Absichten und unsere Ziele sind seit 165 Jahren den Regierungen der Welt bekannt. Sie waren ihren Vorgängern ebenso bekannt wie Ihnen.
Unsere nationalen Grundsätze sind sehr klar und einfach....
Pur diese Überzeugungen stehen wir ein mit allem, was wir
besitzen. Ich frage Sie: Sind unsere Grundsätze nach Ihrem wohl
überlegten Urteil gesund? Wollen Sie die Güte haben, der Bevölkerung der Vereinigten Staaten mitzuteilen, falls Sie glauben, daß an unseren Prinzipien etwas falsch ist?
Wenn Sie nun Ihrerseits der Welt eine Erklärung der Grundprinzipien der Regierung der UdSSR über die Absichten und Ziele
Ihrer Regierung sowie über die Überzeugung und Hoffnungen des
russischen Volkes abgeben würden, so könnten Sie damit weitgehend zu einer Völkerverständigung beitragen.
Wenn Ihre Regierung im Namen des russischen, Volkes die

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
28. März 1951
die Grundsätze gutheißen könnte» unter denen Amerika aus einer
kleinen Anzahl von Siedlungen zu der mächtigsten Nation der
Welt aufgeblüht JLst, so würden Sie die täglich wachsenden Spannungen zwischen Ost und West mildern«
Sie, Exzellenz, haben heute die größte Chance, die jemals
ein Staatsmann in der Geschichte der Völker hatte oder je haben wird» Sie haben die Gelegenheit, Ihr Land und Ihr Volk in
eine goldene Zukunft zu führen, in welcher sie einen vollen
Anteil an den Früchten und dem Segen eines dauerhaften Friedens
genießen können» Oder aber Sie führen Ihr Land in einen Krieg
gegen die freie Welt, in dem es zerstört, Ihr Volk vernichtet,
Ihre Regierung hinweggefegt und Sie selbst'in Vergessenheit
Versinken würden0
Wenn Sie den Weg des Friedens und guten Willens gegenüber der Menschheit wählen, können Sie der Zusammenarbeit Amerikas und der freien Länder der Welt gewiß sein0 Sie werden
daraus viele Vorteile für das russische Volk ziehen» Die Fähigkeiten der Menschen überall in der Welt können konstruktiver Arbeit zugewendet werden, die den Menschen ein reicheres
und besseres Leben bescheren wirdo Die Träume und Hoffnungen
des russischen Volkes werden in einer vertrauensvollen, friedlichen Welt Wahrheit werdenQ
Sie dürfen sich über die in Amerika auftretenden Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich wichtiger Fragen nicht
täuschen lassen* Sie dürfen sich nicht täuschen lassen durch
das, was die Führer unserer bestehenden politischen Parteien
zum Ausdruck bringen» Und Sie dürfen sich auch von den Debatten im Kongreß nicht täuschen lasseno
Wenn in einer Frage eine Entscheidung getroffen ist,
wird ganz Amerika einheitlich hinter dieser Entscheidung
steheno Auch darüber dürfen Sie sich keiner Täuschung hingeben0 Sie werden sich entweder der Verehrung und der Hochschätzung des russischen Volkes erfreuen, oder Sie werden sich seine Unzufriedenheit und seinen Haß zuziehen«, Sie werden die
Achtung und Bewunderung der ganzen Welt besitzen oder den
Hohn und die Verachtung der ganzen Welt ernten - wie Hitler,
Mussolini und TojOo
• Sie

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. März 1951

Sie können zur höchsten Größe aufsteigen oder in tiefste
Schande stürzen. Sie selbst, Exzellenz, haben die Wahl, und die
Entscheidung liegt bei Ihnen.
Möge Gott Ihnen die Erleuchtung schenken, den rechten Weg
zu sehen. Möge Ihre Wahl der Friede sein".

* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. März 1951

EIN SCHÖPFERISCHES HANDWERK
Von Marguerite Wildenhain
Die -Verfasserin des Artikels studierte
am Bauhaus und erteilt heute kunstgewerblichen Unterricht für Keramik im
Kalifornischen Kunstgewerblichen Institut. Ihr Gatte, Franz Wildenhain,
studierte unter Klee und Kandinsky.
Beide arbeiten und unterrichten heute in den Pond Farm Workshops, Guerneville, Kalifornien.
(90 Zeilen, 800 Worte)
GUERNEVILLE, California — (Amerika Dienst) — Töpferei
ist mehr als ein gewöhnliches Handwerk. In der Schöpfungsgeschichte heißt es, daß Gott Erde nahm und daraus den ersten
Menschen bildete. Erde ist der Urstoff allen Lebens, und die
handwerkliche Gestaltung aus diesem Stoffe ist somit das Urbild
aller schöpferischen Tätigkeit.
Töpferei bedeutet aber auch, dem gewöhnlichsten, dem formlosesten aller Stoffe Form zu geben. Gegenüber dem Holz, dem
Stein, dem Metall, die an sich bereits ihre bestimmten Strukturen haben, ist der T on ein Stoff, dem scheinbar jeder Charakter mangelt. Aber er ist ebenso schwierig wie nachgiebig;
er kann geschmeidig sein wie Butter, aber auch spröde wie grober
Sand. Ton ist das einzige Material, das sich so, wie es aus dem
•°oden geholt wird, ohne Werkzeug und ohne technische Vorbereitung verwenden läßt, absolut auf die Gestaltung der menschlichen
Hand angewiesen, die ihm jede gewünschte Form und Textur geben
kann. Ein Stoff, der so viele Möglichkeiten in sich birgt, erfordert vollendetes technisches Können, Erfahrung, Wissen und
künstlerische Potenz. Das echte Töpferhandwerk setzt Eigenschaften voraus, zu deren Entwicklung man viele Jahre, ja ein ganzes
Leben braucht.
Die Beherrschung des Materials verlangt die höchste Konzentration einer wirklichen Persönlichkeit. Dieses Ziel erreicht
man nur, wenn man Freude am Experiment und Mut zur Selbständigkeit mitbringt. Man muß billige Effekthascherei von echter Kunstbemühung unterscheiden lernen, und dazu bedarf es vor allem, daß

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"AMERIKA DIENST" - FÜR SIE FRAU

28. März 1951

daß der Lehrling zu sich selbst, zu dem eigentlichen Kern seiner
Persönlichkeit, hingeführt wird.
Selbstverständlich spielen in der Ausbildung auch die Fragen nach dem Nutzungswert und der Verwendbarkeit der angefertigten Gegenstände eine große Rolle, aber diese können rein verstandesmäßig und mit beharrlichem Streben gelöst werden und verlangen weder eine Mobilisierung der Empfindungen, noch das Wissen
um das Wesen der Dinge; wenn man aus einem Krug nicht gießen kann,
dann ist er eben kein richtiger Krug. Deshalb liegt die Hauptschwierigkeit nicht in der Erreichung einer technischen Fertigkeit, sondern in der Erweckung der künstlerischen Ausdrucksfähigkeit. Natürlich kann man dies einem Anfänger nicht so ohne weiteres beibringen, aber man kann wenigstens die Verkrampfungen
lösen, die seine Entwicklung hemmen.
Betrachten wir uns einmal eine chinesische Teekanne, einen
griechischen Ölkrug, ein indianisches Gefäß oder einen Krug der
Inkas. Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie besitzen eine ihnen
eigentümliche, ihnen allein zukommende charakteristische Form.
Jeder Form liegt eine Idee, ein besonderer Stil zugrunde, und
zwar so ausgeprägt, daß sich Ursprungsland und Entstehungszeit
dieser Gefäße ohne Schwierigkeit feststellen lassen; man weiß,
welcher Kultur, welcher Gesellschaftsschicht sie zuzuordnen sind ob der höfischen Kunst, der Volkskunst oder der religiösen Kunst.
So ist jeder dieser Töpfe ein stummer Bote seines Landes, seiner
2
eit und gibt Auskunft darüber, welchem Zweck er diente. Der chinesische Töpfer ahmte mit seinen Arbeiten nicht die Griechen
nach und der Inka nicht die Chinesen. Sie alle gehorchten lediglich den Gesetzen der Welt, in der sie lebten. Nur in Zeiten
kulturellen Tiefstandes beginnt ein Volk, andere Kulturen nachzuahmen, weil die eigene steril geworden ist.
In einem Jahrhundert der echten, lebendigen Weiterentwicklung findet der Töpfer die schöpferische Inspiration und den
künstlerischen Ausdruck für seine Arbeiten bei sich selbst; er
empfängt sie aus seinem persönlichen Erleben, aus der Natur, der
Gesellschaft, seiner Umwelt, dem Leben als solchem - und ganz besonders aus seinem eigenen Ringen mit Gott oder auch dem Teufel.
Dann erst legt der geformte Gegenstand lebendiges Zeugnis ab
von menschlichem Bemühen als etwas, das die Jahrhunderte überdau-

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"ALEERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. März 1951

überdauert und charakteristisch ist für den Menschen, das Land,
das Jahrhundert. Als Kunstgegenstand ist er genau so zu werten
wie eine Skulptur oder ein Gedicht.
Eine der größten Schwierigkeiten für den Handwerker unserer
«eit ist die Konkurrenz der Massenanfertigung. Y/enn wir die Bedeutung der Handtöpferei erhalten wollen, so muß dieses Handwerk
eben erstklassig sein. Es muß dem Menschen etwas vermitteln,
was ihm das maschinelle Erzeugnis nicht geben kann, und muß Qualitäten besitzen, die der industriellen Produktion nicht zu Gebote stehen. An dem handwerklich hergestellten Gegenstand wird
gezeigt, daß ein lebendiger, schöpferischer Griff die ursprünglich tote Materie geformt und zu einem Kunstgegenstand gemacht
hat, der nicht nur allen .technischen Anforderungen entspricht,
sondern auch ein eigenes künstlerisches Leben besitzt.
Und wenn wir schon in Serienfertigung arbeiten müssen, so
wollen wir der Industrie doch wenigstens gute Modelle liefern
und die maschinelle Arbeit von Menschen und Maschinen ausführen
lassen, auf deren saubere und gute Serienarbeit Verlaß ist.
Lies ist eine sehr wichtige Aufgabe und eine Möglichkeit, in
der keramischen Produktion die Probleme von Quantität und Qualität auf die nutzbringendste V/eise zu lösen. Der Handwerker
wiederum, der von dem Zwang befreit ist, diese Methoden zu
kopieren oder gar mit ihnen zu konkurrieren, wird dann erst zu
dem, was er eigentlich sein soll - ein einfallsreicher Forscher
auf seinem ureigensten Gebiet, ein Künstler seines Fachs.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. März 1951

Joghurt und Jugend, Honig und Gesundheit damit glauben die Nahrungsfanatiker der USA
ein neues Lebenselexier gefunden zu haben.
Ernährungswissenschaftler und Diätfachleute
sind skeptisch.
AUF DER SUCHE NACH EWIGER JUGEND
Von Isabel Johns
(53 Zeilen, 480 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Nachdem die Phase der Nußund Beerenkost, die Tage der Bananen- und Magermilch-Diät und die
kostspielige Periode der Protein-Kuren endgültig der Vergangenheit angehören, ist nun für die amerikanischen Gesundheitsapostel
auf ihrer Suche nach einem neuen, unbedingt zuverlässigen Jugendelixier und dem Schlüssel zu langer Lebensdauer eine neue Epoche
angebrochen: die Zeit des Joghurts und des Honigs. "Graue Haare,
Augenschatten und Tränensäcke verschwinden im Nu, der Gang wird
elastisch und jugendlich, Depressionen und Doppelkinn gibt es
nicht mehr!" So und ähnlich lauten die Versprechungen der Künder
dieses neuen Gesundheitsevangeliums, von dessen Unfehlbarkeit sie
überzeugt sind.
Und ihre Theorie erscheint tatsächlich nicht abwegig, wenn
man bedenkt, daß auch
die Mehrzahl der Amerikaner dafür bekannt
ist, daß sie sich die Zusammenstellung ihrer Mahlzeiten weit mehr
von ihrem Gaumen als von vernünftigen Überlegungen diktieren läßt.
Eine Bereicherung des täglichen Speisezettels mit diesen beiden an
Vitaminen so reichen Nahrungsmitteln wäre deshalb durchaus zu begrüßen. Haben doch auch Versuche mit Ratten und anderen höher entwickelten Tieren ergeben, daß Vitamin A und C, zusammen mit Kalzium verabreicht, die Lebensdauer tatsächlich günstig beeinflußt.
Beim Menschen müßten sie allerdings in großen Mengen und hochkonzentrierter Form eingenommen werden, wenn sie einen wesentlichen
Einfluß auf die Lebensspanne haben sollten. Dazu kommt, daß die
Lebensdauer des Menschen in keinem Falle von der Ernährung allein
abhängig ist; eine ganze Reihe anderer Faktoren - vernünftige Lebensweise, Erbanlagen und geistige Verfassung - spielen dabei
eine mindestens ebenso ausschlaggebende Rolle. Honig und Joghurt
allein können die Lebensspanne eines Menschen nicht um fünf Minuten verlängern, erklären amerikanische Arzte und Wissenschaftler
und dämpfen so die Freude derjenigen, die meinen, endlich dem

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28* März 1951

dem Geheimnis ewiger Jugend auf die Spur gekommen zu sein» Auch
die Theorie, daß Joghurt, Sauerkraut, Malzsyrup und ähnliche
Nahrungsmittel der beste Schutz gegen Erkältungskrankheiten
seien, wird von ihnen als nicht stichhaltig abgetan. So widersprechend diese Auffassungen aber auch sein mögen, sie stimmen
alle darin überein, daß sich eine vernünftige Ernährungsweise
auf jeden Fall günstig auf das allgemeine Wohlbefinden auswirkt.
2 500 Kalorien pro Tag soll der Mensch zu sich nehmen,
wobei er sich in erster Linie folgender Nahrungsmittel bedienen
soll: Vollmilch, dunkles Vollkornbrot, Zitrusfrüchte (Apfelsinen,
Zitronen und Grapefruit), ein Ei, Margarine oder Butter, ein
gelbes und ein grünes Gemüse sowie mageres Fleisch oder Fisch*
Milch ist das gehaltvollste Nahrungsmittel, das wir haben,
und jeder Erwachsene sollte davon täglich zwei Gläser, Kinder
die doppelte Anzahl trinken. Wer etwas Zusätzliches tun will,
kann einige Eßlöffel Weizenflocken auf seinen Morgenbrei streuen,
die starke Vitamin-B-Träger sind.
Was nun die "Naturapostel" und ihre Produkte anbelangt,so
wird es, solange die Wissenschaft kein Mittel zur Verhinderung
seelischer Verkrampfungen und zeitbedingter Neurosen und Psychosen findet, kaum ein Pulver oder Gemüsesäftchen geben, daß eine
Lebensspanne von hundert Jahren garantiert»
*

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"AMERIKA, DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. März 1951

Das Museum für Moderne Kunst in New York
stellte eine Ausstellung von neuem Haushaltgerät zusammen, die nun im Rahmen
des Marshallplanes in europäischen
Städten gezeigt wird«,
AUSSTELLUNG "NEUES HAUSHALTGERÄT IN USA" IN STUTTGART
( 25 Zeilen, 230 Worte)
STUTTGART — (Amerika Dienst) — Vor einigen Tagen wurde
im Landesgewerbemuseum in Stuttgart eine Ausstellung amerikanischer Haushaltgeräte eröffnet, die auf Anregung, des amerikanischen Außenministeriums und unter Mitwirkung der Marshallplanverwaltung von dem Museum für Moderne Kunst in New York zusammengestellt worden ist«
Wie Edgar Kaufmann, der Leiter der Ausstellung, erklärt,
zeigt die Geräteschau über fünfhundert moderne amerikanische
Haushaltsgegenstände, u.a» Neuheiten in Polstermöbeln und Vorhängen, Teppichen und stilvollen Beleuchtungskörpern, Glas- und
Porzellanwaren, Bestecken und Tischdekorationen sowie modernen
Einrichtungsgegenständen aller Art«
Die meisten Artikel sind jedoch nicht für den deutschen
Markt bestimmt, sondern sollen vielmehr eine Anregung für die
deutschen Export- und Herstellerfirmen sein und ihnen zeigen,
welche Art von Waren dem amerikanischen Publikumsgeschmack gerecht wird und in den Vereinigten Staaten stark gefragt isto
Die Ausstellung verfolgt als ein Teil des Marshallplan-Werbefeldzuges in Europa in erster Linie den Zweck, den Export der
europäischen Lander zu steigern und damit die "Dollarlücke" zu
schließen,,
Nach dieser ersten Schau in Stuttgart wird die Ausstellung
andere europäische Länder bereisen; sie soll anschließend in
Mailand, London, Paris und Zürich und später auch noch in anderen Städten des Bundesgebietes gezeigt werden»
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_ g -

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. März 1951

Deutsche Siedler in Washington gründeten
1879 ein Heim für elternlose Kinder.
Musik wurde das Hauptunterrichtsfach.
DAS DEUTSCHE WAISENHAUS IN WASHINGTON
(60 Zeilen, 540 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Pur prosaische Gemüter
beginnt der Frühling dann, wenn der Kalender den 21. März anzeigt; für romantischer Veranlagte, wenn die ersten Krokusse
ihre Blütenköpfe aus der Erde stecken - und für die Washingtoner,
wenn aus einem Fenster in der Vorstadt Anacostia ein altes deutsches Volkslied erschallt:
"Du, Du liegst mir im Herzen,
Du, Du liegst mir im Sinn,
Du, Du machst mir viel Schmerzen,
Weißt nicht, wie gut ich Dir bin . . . "
Die Melodie kommt aus dem großen roten Gebäude des deutschen Waisenhauses, wo die kleinen Insassen den Frühling stets
mit Musik zu begrüßen pflegen. Denn die Musik spielt gerade hier
eine äußerst bedeutsame Rolle.
"Die Musik hilft den Kindern besser als alles andere",
erklärt George Christmann, der Leiter des 1879 gegründeten Waisenhauses. "Wenn sie hierherkommen, sind sie meist in einer
trostlos zerrütteten seelischen Verfassung und fühlen sich einsam und verlassen. Die Musik wird ihnen dann zum Freund und
Tröster, der über alles Schwere hinweghilft.H
Die praktische Anwendung dieser Theorie hat dem Hause
seine besondere Bedeutung gegeben und es zu einer" in seiner
Art einzig dastehenden Einrichtung gemacht. Alljährlich finden
große Schüleraufführungen statt, und die meisten Kinder beherrschende?», sie das Waisenhaus verlassen, mehrere Musikinstrumente
mit wahrer Meisterschaft.
Das deutsche Waisenhaus in Washington ist keine staatliche Einrichtung, sondern ein völlig privates Unternehmen. Vor
mehr als 70 Jahren hatten Angehörige der deutschen evangelischen
Gemeinde von Washington, die in der Neuen Welt zu Wohlstand gekommen waren, erkannt, daß für elternlose deutsche Kinder in dem
fremden Land unbedingt eine tiefgreifende Hilfe geschaffen werden mußte.
Der Kongreß stellte das Grundkapital zur Verfügung, und
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. März 1951

und die deutsche Bevölkerung 'Washingtons brachte den Rest der
notwendigen Summe aus privaten Mitteln auf. Die einzige Bedingung für die Aufnahme in das Heim besteht darin, daß es sich
dabei um ein Kind handelt, das sich wirklich in Not befindet.
Daraus ergab sich, daß das Bindeglied dieses "Deutschen Waisenhauses" zu Deutschland in weit höherem Maße durch seine deutschen Gründer und Förderer als durch seine Insassen gebildet
wurde, die den verschiedensten Religionen und Nationalitäten
angehören.
Den Insassen des Deutschen Waisenhauses in Washington
wird im allgemeinen mehr geboten als allen anderen gleichaltrigen Kindern. Immer wieder werden sie von privater Seite aus zu
Veranstaltungen mitgenommen, zu kleinen Festen eingeladen oder
in den Zirkus und ins Kino geführt. Durch die Arbeiten inden
Nähstuben und Werkstätten des Heimes können sie sich daneben
ein kleines Taschengeld verdienen, mit dem sie ihren Musikunterricht und ihren "Ausgang", dessen Länge sich je nach den erreichten "Führungspunkten" richtet, finanzieren.
Alle Kinder, die Musikunterricht nehmen, müssen mindestens
sieben Stunden wöchentlich üben. Jede zusätzliche Stunde wird mit
einem Führungspunkt belohnt.
Zur Zeit beherbergt das Heim keine wirklichen Waisenkinder, denn gerade in den Vereinigten Staaten gibt es mehr Familien,
die Kinder zu adoptieren wünschen, als Kinder, die Eltern suchen.
Die Insassen sind daher zum Großteil Kinder, die aus einer zerrütteten Familie kommen oder aus finanziellen und Gesundheitsrücksichten aus ihrem Elternhaus entfernt werden mußten.
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IVo Jahrgang» Nr. 14 W

4» April 1951

Die vielfach karikierten älteren Mitglieder
weiblicher Klubs und Komitees in den Vereinigten Staaten schaffen die Basis für den
unentbehrlichen Beitrag der Frauen zum Gedeihen der amerikanischen demokratischen
Lebensformo
AMERIKANERINNEN VON HEUTE
Von Hilde Walter
(86 Zeilen, 800 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — "Eines Tages — vielleicht
schon sehr bald — werden wir den ersten weiblichen Präsidenten
der Vereinigten Staaten bekommen", erklärte kürzlich der Senator des Staates Maine bei einer Unterhaltung über die neugewählten 'Baal "r&-£^£"^Jfffi^*, Manche Leute glauben sogar, daß in
dem alle vier Jahre wiederkehrenden Wahlkampf um das höchste
Amt die Partei siegen würde, die zuerst den Mut hätte, einen
weiblichen Kandidaten aufzustellen.
Angesichts der verhältnismäßig kleinen Zahl weiblicher
Mitglieder des Kongresses erscheint der unverbindliche Gedankenaustausch über die Aussichten für einen weiblichen Präsidenten etwas verfrüht; bei den letzten Wahlen kamen nur neun Frauen
in den Kongreß — acht in das Repräsentantenhaus und eine in den
Senato Aber Washington allein ist kein Maßstab» Die große Masse
politisch erfahrener Amerikanerinnen arbeitet in den Parlamenten und Verwaltungen der Einzelstaaten, in den Gemeindevertretungen und -Ämtern, im Organisations-Apparat der politischen
Parteien und vor allem in den außerordentlich einflußreichen unabhängigen Frauenverbänden.
Im "Land ohne Lampenfieber" wachsen mehr Politikerinnen
auf als irgendwo anders, denn die Scheu vor dem öffentlichen
Auftreten verlieren die Kinder schon in der Schule6 Dort lernen
sie frei sprechen und debattieren, und als Schulkinder werden
sie zum ersten Mal Mitglied von einem Klub ihrer eignen Wähle
Spielend lernen sie dabei, wie eine Organisation funktionieren
muß, und vor allem erleben sie, daß man als organisierte Gruppe
mehr durchsetzt , als man allein erreichen könnte» Die unverbindliche Organisationsform — der kleine Klub ohne eignes Klubhaus, mit lediglich einem festen Treffpunkt — entwickelt Fähigkeiten, die in den großen Jugendorganisationen der Boy Scouts
und

"AMERIKA DIEHST" - FÜR DIE FRAU

4. April 1951

und Camp Fire Girls nicht so gut gepflegt werden können.
Mit den Jahren ändern sich zwar Namen und Ziele der Klubs,
aber die Organisationsfreudigkeit bleibt, und jedes neue Lebensstadium führt zu neuen Mitgliedschaften.
Die vielfach karikierten älteren weiblichen Klub- und Komiteemitglieder schaffen die Basis für den unentbehrlichen Frauenbeitrag zum Gedeihen der amerikanischen Demokratie. Die Klubfrauen wären wahrscheinlich erstaunt, wenn man sie als Politikerinnen bezeichnete, denn ihre Teilnahme an der Politik erscheint
ihnen so alltäglich wie die Schulpflicht der Kinder und die Beruf spflicht der Familienväter. Dennoch sind sie echte, vielfach
hoch begabte Politikerinnen - ohne Anspruch auf Entgelt für ihre
Arbeit und ohne Spesenzuschuß aus irgendeiner Kasse. Sie tun ihre
Pflicht in der Gemeinde und für die Gemeinde wie eine Hausfrau,
die sich nicht gern vorwerfen läßt, daß ihre Küche schmutzig sei
und ihre Kinder ungewaschen zur Schule kämen. Wenn die Stadt
verkommene Wohnviertel, der Landkreis gefährlich schlechte Straßen, der Staat eine sozialpolitisch unzulängliche Verwaltung hat,
so fühlen sich die weiblichen Wähler getroffen und mitschuldig.
Sie beschränken sich nicht darauf, die grade an der Macht befindliche politische Partei anzuklagen und den großen Tag der Abrechnung bei der nächsten Wahl vorzubereiten, sie ziehen es vor,
sofort etwas gegen die Mißstände zu unternehmen, ein örtliches,
überparteiliches Komitee zu gründen und die Frauen beider Parteien zur praktischen Mitarbeit aufzufordern.
Kritik an der Beamtenschaft und den öffentlichen Einrichtungen gilt als eine staatsbürgerliche Tugend, vorausgesetzty
daß diese Kritik mit der Bereitschaft zum Bessermachen verbunden
ist; der Ruf nach dem Beschwerdebuch verhallt ohne nennenswertes
Echo, wenn die Rufer sich nicht an der notwendigen Reformarbeit
und an der Verantwortung beteiligen wollen.
. So wie die Frauen im .Staat und in der Gemeinde bereit sind
sich aktiv einzuschalten, können sie nicht nur wichtige Stellen
besetzen, sondern auch die Gesetzgebung ändern. Im Staat Arkansas haben kürzlich 3000 Mitglieder von 157 Klubs berufstätiger
Frauen - ein Bruchteil der Wählerschaft — ein Gesetz vorgeschlagen und durchgebracht, daß die gesamte Wirtschaft des Staates
reformiert. Seit fünfzig Jahren schon beschwerten sich die
Einwohner

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. April 1951

Einwohner von Arkansas vergeblich über die lebensgefährliche
Unsicherheit auf den Landstraßen, die durch frei herumlaufende
Kuhherden verursacht wurde. Die uralte Einrichtung der offenen
Weiden wurde von den Viehhändlern und Weidelandbesitzern beibehalten, weil die Umzäunung der riesenhaften Flächen Millionenausgaben erforderte. Jeder Versuch, die Autostraßen gegen
die Kuh-Invasion zu sichern, scheiterte am Widerstand der
Interessenten.
Helfen konnte nur noch eine Art Volksbegehren, Die Klubs
der berufstätigen Frauen haben es im Laufe von zwei Jahren geschafft - in unermüdlicher, aufreibender und selbst kostspieliger Kleinarbeit, zum größter! Erstaunen ihrer Staatsregierung.
Die Kühe werden auf Kosten der Interessenten eingezäunt» und die
ganze Bevölkerung atmet auf.
Die Stimme der arbeitenden Frauen und der Familienmütter
wird nicht nur am Wahltag gehört; auf tausend Wegen erreicht sie
ständig die Öffentlichkeit und die Gesetzgeber.

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"ALIERIKA DIENST" - FÜR DIE ERAU

4. .April 1951

So manche körperliche und nicht selten
auch seelische Narbe ist das Resultat einer
unrichtigen Behandlung der Akne, einer durch
schlechten Stoffwechsel bedingten hartnäckigen
Unreinheit der Haut, die häufig bei Jugendlichen
im Entwicklungsalter auftritt.
PUBERTÄTSPICKEL
Von Isabel Johns
(90 Zeilen, 810 Worte)
NEY/ YORK — (Amerika Dienst) -- Das Auftreten von Pickeln
und Hautausschlägen während der Pubertätszeit ist im allgemeinen nur selten mit physischem Schmerz verbunden; die seelischen
Belastungen aber, die sie für die betreffenden Jungen Menschen
mit sich bringen, sind meist schwerer zu ertragen als tatsächliche
körperliche 'Schmerzeno
Eltern haben für ihre solcherart geplagten Kinder in der
Regel zwei Standard-Behandlungsmethoden, die jedoch beide das
Übel nicht beheben können» Entweder versuchen sie es zu bagatellisieren, indem sie die Kinder damit trösten, daß es mit der Zeit
von selbst vergeht und man einfach "nicht daran denken" soll,
oder sie werden überängstlich, schicken das Kind von einem Dermatologen zum andern, überwachen streng seine Diät und quälen es
mit dem ständigen Hinweis, an dem Ausschlag nicht zu kratzen
und zu reiben»
"Nicht daran denken" ist ein bißchen viel verlangt von
einem jungen Mädchen, das sich gerade in dem kritischen Alter
des "Erwachsenwerdens" befindete Dies ist im gewissen Sinne eine
Probezeit, in der jedes Mädchen zum erstenmal die Wirkung seiner Weiblichkeit unter Beweis zu stellen versucht. Das Gefühl,
durch eine unreine Haut abstoßend zu wirken, führt gerade in
diesem Alter oftmals zu Minderwertigkeitskomplexen, die sich
auch in späteren Jahren nicht mehr völlig ausmerzen lassen0
Der Übereifer der Eltern bei der Behandlung der Akne, wie
die medizinische Bezeichnung für diese durch schlechten Stoffwechsel bedingte Hautunreinheit heißt, ist ebenfalls von Übel,
Er bringt dem Kind sein "Gebrechen" nur immer wieder von neuem
zum Bewußtseino Die Tatsache, daß eine ganze Reihe seiner Altersgenossen an der gleichen Krankheit leiden, gibt nicht den
mindesten Trost und macht es nicht schmackhafter, immer wieder
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"AMERIKA. DIENST" - FÜR DIE FRAU

4.

April 1951

wieder daran erinnert zu werden.
Kluge Eltern werden wie stets auch hier den goldenen Mittelweg einhalten. Auf jeden Fall sollten sie, wenn es sieh nicht
um offensichtlich leichte und schnell vorübergehende Ausschläge
handelt, einen Facharzt zu Rate ziehen, um zu verhindern, daß
die Haut nicht lebenslängliche Schäden davonträgt. Nur er kann
die für jeden individuellen Fall richtigen Behandlungsmittel
bestimmen und verschreiben.
y
Eine ganze Reihe von Verhaltungsmaßregeln bei Hautausschlägen, die den Heilungsprozeß fördern, besitzen aber auch Allgemeingültigkeit und können daher von jedem unter Hauterkrankungen
Leidenden von sich aus angewendet werden.
Einer der wichtigsten Punkte ist dabei eine gesunde, zweckmäßige Ernährung. Da sich die Akne normalerweise durch eine
Überfunktion der Haut-Talgdrüsen bildet, ist vor allem eine
möglichst fettlose Kost zu empfehlen. Frisches Obst und Gemüse, mageres Fleisch und nicht mehr als ein viertel Liter
Milch täglich sind das richtige Essen bei Hautausschlägen. Jede
Art von Braten, scharf gewürzte und gesalzene Speisen, Fische,
kohlensäurehaltige Getränke und vor allem Schoiolade sind so
weit wie möglich vom Speisezettel abzusetzen. Auch der Genuß
von allzu vielen Eiern kann sich schädlich auswirken, während
Dörrobst durchaus zu empfehlen ist.
Sauberkeit ist während der Zeit der Hauterkrankung das
erste Gebot. Das Gesicht sollte mindestens dreimal täglich mit
einer guten,, milden Toilettenseife gewaschen und mit kaltem
Wasser nachgespült werden. Jedes Herumdrücken an der Haut muß
unter allen Umständen vermieden werden, stattdessen sollte man
des öfteren vor dm Schlafengehen heiße Gesichtaumschläge machen,
die beste Methode, um Mitesser zu beseitigen. Ein Eiterpickel
darf niemals ausgedrückt werden!
Auch das Haar sollte möglichst jede Woche einmal g-ewaschen
und aus dem Gesicht getragen werden. Fettcremes, Parfüms und
Puder sind Gift für die gereizte Haut, nur bestimmte medizinische Schwefelpuder, die in' jeder Apotheke und Drogerie zu
erhalten sind, und vom Arzt verschriebene Gesichtswasser dürfen
zur Gesichtsbehandlung verwendet werden.
Die
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. April 1951

Die beste Medizin ist im allgemeinen Sonnenschein. In bestimmten Fällen von Hautausschlägen allerdings wirkt sich auch
dieser schädlich aus. Auch dabei ist deshalb ein Arzt zu konsultieren, der auch darüber zu entscheiden hat, ob Behandlungen
mit Radium- und ultravioletten Strahlen zu empfehlen sind und
in welchen Dosen Vitamin A, B und C eingenommen werden soll.
Die neuesten medizinischen Forschungen haben ergeben,
daß ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung einer Akne in
der Veränderung der Hormonstruktur während der Pubertätszeit
zu suchen ist, wobei eine Übersekretion des Androgen (das
männliche Hormon), bzw. eine Untersekretion des Estrogen (das
weiliche Hormon) die Ursache der Hauterkrankung darstellt.
In besonders schwierigen Fällen werden daher Hormonbehandlungen
durchgeführt.
Strenge Diät, ärztliche Behandlung sowie die durch die
Erkrankung entstehende seelische Belastung sind gerade für
Kinder nicht immer leicht durchzuhalten. Verständnis und Hilfe
von S3iten der Eltern sind daher die wesentlichsten Voraussetzungen bei de: üeiltuig derart erkrankter Kinder.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. April 1^1

Exaktes Wirtschaften und strenges
Haushalten sind die Voraussetzung
eines gut funktionierenden Haushaltsbudgets.
SICH NACH DER DECKE STRECKEN
( 50 Zeilen, 450 Worte),,
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Einen einmal aufgestellten
Haushaltsplan auch einzuhalten, äs t eine schwierige Aufgabe, die
Willenskraft und oftmals größte Selbstüberwindung erfordert,
meint ein Steuerfachmann der Universität New York.
Er gibt nun all denen, deren Geld von einem bis zum anderen
Zahltag nie reichen will, den dringenden Rat, durch eine Art
von Familienrat jeweils festzulegen, wie das zur Verfügung stehende Geld ausgegeben werden soll. Einer allein kann das nicht übersehen. Er hält es jedoch für unerläßlich, daß über Einnahmen und
Ausgaben genau Buch geführt werden muß. Zur Aktivseite gehören
vor allen Dingen auch die Sachwerte wie Kleidung, Wohnung, Hausund Grundbesitz sowie sämtliches totes Inventar, dessen Zustand
ebenfalls von Zeit zu Zeit gründlich „überprüft werden soll.
Gemeinsam muß dann beraten werden, welche Sachen auszubessern
oder zu ersetzen sind. Die für Reparaturen, Ersatz und Neuanschaffungen berechnete Summe solle, so meint der bekannte Steuerfachmann, zweckmäßigerweise vom Jahreseinkommen abgezogen und
der Rest durch 12 geteilt werden. Damit hat man das monatlich
zur Verfügung stehende Budget errechnet.
Auf diese Weise können größere Anschaffungen, deren Preis
gewisse, sich über Monate erstreckende Sparmaßnahmen notwendig
macht, leichter einkalkuliert werden. Erst die restliche Summe
bleibt dann für Nahrungsmittel, Kleidung, Miete, Arztrechnungen,
Steuern (in Amerika wird die Steuer nicht automatisch vom Gehalt
abgezogen), Uriterhaltung und Sonstiges.
Man darf nicht glauben, daß der Dollar in den USA leicht
verdient wird. Nach den- letzten Statistiken beträgt in den Vereinigten Staaten der Wochendurchschnittslohn 55 Dollar. Nur 5?°
der gesamten Bevölkerung verdienen über 7 500 Dollar pro Jahr;
davon entfallen 17-18$ für den Kauf von Lebensmitteln. Bei Familien mit kleinerem Verdienst verschiebt sich das Verhältnis
auf dreißig Prozent des Einkommens, was bedeutet, daß auch in

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. April 1951

in den USA der Hauptanteil des Lohns der unteren Einkommensschichten für lebensnotwendige Dinge und wenig für Luxusgegenstände ausgegeben wird.
Nach den Feststellungen desselben Fachmannes braucht man
rund tausend Dollar jährlich, um eine vierköpfige Familie einigermaßen zu ernähren. Die größte Gefahr für den amerikanischen
Geldbeutel ist ein sehrvwit verbreitetes und großzügiges Ratenzahlungssystem. Man entschließt sich meist überschnell zu Käufen,
die sich später als nicht lebenswichtig und oft sogar als überflüssig erweisen, die aber das Haushaltcbudj.c - auf lange Zeit
für notwendige Dinge blockieren.
Mehr Überlegung in allen Geldangelegenheiten lautet daher
der kategorische Rat, Dies gilt vor allen Dingen für die Frauen,
die, wie wohl überall in der Welt, auch in Amerika die Hauptgeldausgeber sind.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4o April 1951

TEXTILAUSSTELLUNG IN NEW YORK
(28 Zeilen, 250 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Eine vor wenigen Tagen
in New York eröffnete Textilausstellung, die von 40 amerikanischen Großwebereien veranstaltet wurde und die bedeutende Damenbekleidungsindustrie der Vereinigten Staaten mit den neuesten
Produkten der Tuch- und Seidenwebereien bekannt machen soll,
zeigt eine reiche Auswahl von Stoffeno
Die zum Teil mit sehr eigenwilligen, großzügigen Mustern
bedruckten Gewebe versprechen einen vielfarbigen, bunten Sommer. Für Abendkleider und sommerliche Nachmittagskomplets
bevorzugt man in ruhigen Farbkombinationen gehaltenes gestreiftes Material» Wie in den Vorjahren, zeigt auch diese Schau
wieder eine gewisse Vorliebe für Karos, Plaideffekte sind .an
den verschiedensten Materialien zu sehen, u^a. auch ein Tüllgewebe mit großen Pastellkaros auf weißem Grunde
In der Kunstfaserabteilung fiel besonders eine goldfarbene
Azetatseide auf, die wie flüssiges Metall wirkt- Metzgerleinen
aus Kunstseide - ein festes und doch schmiegsames, völlig knitterfreies Gewebe - ist für Strand- und Sportkleidung bestimmto
Bevorzugte Farben der kommenden Sommersaison sind Aqua, ein
zartes Rosa und ein helles, mattes Grün.
Die Musterungen variieren vom kleinen Blütenmotiv bis zu
großflächigen Bilddarstellungen aus dem Orient mit Tieren,
Landschaften und Personen« Aufsehen erregt ein Stoff, der auf
matter Seide ein in natürlicher Größe aufgeschlagenes biologisches Werk zeigt, das auf einer Seite eine farbige Abbildungf
auf der anderen Seite den dazu gehörigen Text wiedergibt.
Sollte diese letzte Modelaune Schule machen, sind die Folgen nicht abzusehen*
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»AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
4. April 1951
Das weibliche Hilfskorps der amerikanischen
Luftstreitkräfte umfaßt heute eine Gruppe von
36 000 freiwilligen Helferinnen, die in der
Fliegerschule Lackland,Texas, ausgebildet
werden.
FRAUEN IM DIENST DER AMERIKANISCHEN LUFTSTREITKRÄFTE
Leben und Ausbildung der "WAFS"
Von Gertrude Samuels
(78 Zeilen, 700 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — In eine seltsam verwirrende
Welt voller Betriebsamkeit sieht sich der Besucher der Fliegerschule Lackland in Texas versetzt. Rund 20 qkm nehmen die langen Reihen weißgekalkter Barackenbauten ein, in denen sich die
Kommandostellen und die Schlafsäle, Wohn- und Aufenthaltsräume
der Offiziere und Mannschaften, die ausgedehnten Speisesäle,
Kantinen und Klubräume befinden. Und gleich hinter dem Eingangstor stehen startbereit in langer Reihe die silberglänzenden zweimotorigen Maschinen der Fliegerschule.
Das ^ager der WAFS, wie das weibliche Hilfskorps der amerikanischen Luftstreitkräfte genannt wird, liegt außerhalb der
Umzäunung der Fliegerschule am Fuße eines Hügels in der Nähe des
benachbarten Flughafens Kelly. Die Mimosensträucher entlang der
Zufahrtstraße passen nicht so recht zu der nüchternen Sachlichkeit, die im übrigen für das Bild dieses Lagers kennzeichnend
ist.
In Lackland sind jeweils rund 500 Frauen stationiert. Sie
verteilen sich auf drei Kompanien, die Offiziersschule mit meist
25 Anwärterinnen und das "Stammpersonal" von Offizieren und
Unteroffizieren. (Seit Oktober 1948 wurden in Lackland mehr als
3 000 WAFS ausgebildet). Angehörige der verschiedensten Berufe
und Herkunft sind unter ihnen: Lehrerinnen, Büroangestellte, Verkäuferinnen und Studentinnen. Genau so vielfältig wie ihre gesellschaftliche Zugehörigkeit sind auch die Gründe für ihren
Eintritt in das Hilfskorps der Luftstreitkräfte. Alle Absolventinnen einer Höheren Schule im Alter von 18 bis 34 Jahren können
aufgenommen werden. Die Bewerberinnen müssen die. amerikanische
Staatsangehörigkeit besitzen, ledig sein und sich auf mindestens
vier Jahre verpflichten. Wichtigste Voraussetzung ist jedoch ein

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
4. April 1951
hoher Grad von geistiger Reife.
Der Übergang vom zivilen Leben zu dem des Soldaten ist
für die weiblichen "Rekruten" ein Erlebnis von tiefgreifender
Bedeutung und stellt auch dem Ausbildungspersonal immer wieder eine reizvolle Aufgabe. In der Verwaltung, als technische
Zeichnerinnen, Funkerinnen und Spezialisten im Fernmeldewesen,
als Fotografinnen, im Versorgungswesen, in der Flugüberwachung
und im Wetterdienst werden dann die WAFS nach Absolvierung der
Kurse eingesetzt.
Alle diese Spezialgebiete erfordern neben dem rein technischen Können auch ein hohes Maß an Arbeitsfreude. Man ist bestrebt, einen zuverlässigen Stamm von männlichem und weiblichem
Personal heranzubilden, und von leitender Stelle wird dafür gesorgt, daß sich diesen Menschen eine Berufslaufbahn mit denselben Erfolgschancen und der arbeitsrechtlichen Sicherheit und
späteren Altersversorgung bietet, die ein ziviler Beruf gewährleistet.
Die Ausbildungszeit in Lackland betrug bisher 11 Wochen
und wurde nunmehr im Hinblick auf den beschleunigten Ausbau
der Luftstreitkräfte auf 6 V/ochen verkürzt. Der Unterricht
stellt hohe Anforderungen, und die Mädchen müssen eifrig arbeiten, um das Pensum zu bewältigen.
Die Unterricntsfächer reichen von Algebra, Geometrie, Trigonometrie und Staatsbürgerkunde bis zu den militärischen
Grundfächern wie Erkennungs- und Nachschubwesen, Kartenlesen,
Abwehr, Erste Hilfe, Körperpflege und Hygiene unter besonderer
Berücksichtigung der erschwerten Bedingungen, wie sie der Einsatz in den Tropen und in arktischen Gebieten mit sich bringt.
Daneben fehlen auch Gymnastik, Schwimmen und Leichtathletik
nicht.
Gegen Ende der Ausbildungszeit werden die WAFS den Flugkommandos zugeteilt, um in der Praxis mit den Vorgängen bei
Start und Landung von Flugzeugen vertraut zu werden. Zur Pilotenausbildung jedoch wurdei. Frauen bisher nicht zugelassen.
Sehr bemerkenswert ist die Tatsache,:daß zwischen den
männlichen und weiblichen Angehörigen der Fliegerschulen stets
eine sehr gute und reibungslose Zusammenarbeit besteht. Sie
bewährte sich besonders im letzten Krieg,, und es zeigte sich,

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
4. April 1951
sich, daß Frauen in der Erledigung gewisser Verwaltungsaufgaben
und auf manchem technischen Spezialgebiet wesentlich zuverlässiger arbeiten als ihre männlichen Kollegen. Sie verstehen es, sich
"durchzubeißen", auch wenn noch so viel Schwierigkeiten zu überwinden sind.
Die leitenden Offiziere innerhalb des weiblichen Hilfskorps lassen sich durch den manchmal geäußerten Unwillen ihrer
männlichen Kollegen niemals aus der Ruhe bringen. Sie wissen,
worum es geht, und sind überzeugt, daß die Mädchen eine wichtige Aufgabe erfüllen, sich gleichzeitig aber der ihnen zukommenden
Stellung als Frau bewußt bleiben.
(Copyright freigegeben von "New York Times Magazine")
•* * * * *

ACHTUNG REDAKTION!

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der "AMERIKA DIENST" kostenlos
drei Bilder zu obigem Artikel.

Quallenangabe nicht unbedingt erforderlich

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AN SIE REDAKTION!
Zu dem in unserem Dienst "FÜR DIE FRAU" vom 28. März 1951
erschienenen Artikel über eine z.Zt. in Stuttgart stattfindende Ausstellung von neuem amerikanischen Haushaltgerät, die vom
Museum für Moderne Kunst in New York zusammengestellt worden
ist und im Rahmen des ECA in europäischen Städten gezeigt wird,
können wir Ihnen nunmehr auf Anforderung folgendes Bildmaterial
kostenlos zur Verfügung stellenz
1. Weißes Teeservice aus Castleton Porzellan,
2. Likörservice aus Steubenglas - dem besten Kristallglas,
das z.Zt. in den USA hergestellt wird,
3. Asymetrisches Tonservice mit bunter Glasur,
4-6. Moderne Sitzgelegenheiten.
REDAKTION "AMERIKA DIENST"
BAD NAUHEIM, Postfach 57

IV.

Jahrgang, Nr. 15 W

11. April 1951

10 000 km durch den afrikanischen Busch
fuhren Mr. und Mrs. Alberts aus New York
mit ihrem Jeep, um die Musik der Eingeborenen zu studieren und aufzunehmen«
MUSIKALISCHE REISE DURCH WESTAERIKA
Von Helen McMillan
(70 Zeilen, 630 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Sie würde gerne wieder auf
alle Annehmlichkeiten der Zivilisation verzichten und erneut
die Strapazen einer Zehntausendkilometerreise durch den Schwarzen Erdteil auf sich nehmen, meinte kürzlich Mrs, Lois Alberts,
eine junge New Yorkerin, die soeben mit ihrem Mann von einer solchen Expedition zurückkehrte. Obwohl das Unternehmen durch keine
Universität, kein Museum oder sonstige öffentliche Einrichtung
finanziell und wissenschaftlich gestützt war, sondern völlig
privat und von Laien durchgeführt wurde, war das Ergebnis eine
Sammlung westafrikanischer Musik, die, wie Dr. Duncan Emrich
von der US-Kongreßbibliothek kürzlich festgestellt hat, in der
gesamten musikwissenschaftlichen und ethnologischen Welt einzig
dasteht»
Der Entschluß zu dieser Reise geht auf den letzten Krieg
.zurücko Damals befand sich Mr. Alberls im Auftrage des amerikanischen Kriegsinformationsamtes in Afrika» Anläßlich dieses Aufenthaltes wurde er von der Kongreßbibliothek in Washington gebeten, doch ein paar Aufnahmen von originalafrikanischer Volksmusik zu macheno Er bekam ein den Kriegsumständen entsprechendes,
etwas primitives Aufnahmegerät und begann mit dieser Arbeit, dere
im Laufe der Zeit immer mehr Interesse abgewann» Kurz nach dem
Kriege kaufte er sich eine ausgezeichnete Apparatur, die allen
Erfordernissen einer ernsthaften wissenschaftlichen Arbeit gerecht wurde» Vor allem wußte er nun, wohin er gehen mußte, um
noch ursprünglich afrikanische, also nicht von den Küstenstädten her bereits zivilisatorisch verfälschte Musik zu finden,
1949 verließen Arthur und Lois.Alberts ihre Farm in Old
Chatham im Staate New York und begaben sich mit einem Prachtdampfer nach Dakar» Sie hatten sich keinen festen Reiseplan
gemacht, sondern überließen sich den Ratschlägen der Eingeborenen

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

11. April 1951

Eingeborenen. Die grundlosen Lehmstraßen der Goldküste waren für
ihren Jeep kein allzu schwieriges Problem. Sie pflegten in der
unmittelbaren Nähe der Dörfer zu kampieren. Die Neger überwanden
bald ihre Scheu und bewunderten das improvisierter Hauswesen der
beiden. Mit Hilfe von Pidgin-English, Zeichensprache und einigen Vokabeln des -^ingeborenenidioms war bald der Kontakt hergestellt. Im ellgemeinen war es nicht schwer, die Neger dazu
zu bewegen, ihre rituellen, der Geisterbeschwörung dienenden
Gesänge, ihre Jagd- und Kriegslieder zum besten zu geben. Worum
es jedoch diesen merkwürdigen Amerikanern eigentlich ging, begriffen die Schwarzen erst, wenn sie aus dem Phonographen ihre
eigene Musik zu hören bekamen.

Mrs. Alberts war für einige der etwas entlegener wohnenden Stämme die erste weiße Frau. Allerdings wurde sie mit ihren
Manchesterhosen, ihrem kurzärmeligen Hemd, mit ihren Stiefeln
und ihrem Tropenhelm nicht immer sofort als Frau erkannt. Aber
schließlich konnte die Tatsache ihres Geschlechtes auf die Dauer
kein Geheimnis bleiben. Der Erfolg war, daß keine noch so private Verrichtung ohne die Gegenwart einer ungemein neugierigen
Zuschauermenge möglich war.
Zuweilen, wenn die Eingeborenen den Neumond mit Tanz und
Trommelmusik begrüßten, kamen die schwarzen Frauen, ihre weiße
Schwester abzuholen, damit sie mit ihnen tanze. Dieser Beziehung verdanken die beiden zu einem großen Teil die außerordentlich erfolgreiche Ausbeute ihrer Reise.
Mrs. Alberts hatte den Eindruck, daß die Frauen in Afrika
noch sehr lange Menschen zweiter Ordnung sein werden. Sie sind
die Arbeitspferde des Mannes, und sie hatten bisher kaum Gelegenheit, an den Vorteilen teilzuhaben, die die Berührung mit
der westlichen Zivilisation mit sich brachte.
Die beiden Forscher haben an ihrer einzigartigen Schallplattensammlung das denkbar schönste Reisetagebuch. Mrs. Alberts
jedoch hat noch ihre besondere "Beute" heimgebracht. Es ist eine
Garnitur Matten und Vorleger aus blauem Eingeborenenleinen,
das sie in den hellen Mondnächten mit Szenen afrikanischen Lebens von dem Thronschemel der Aschantikönige, die zu den Zeiten der
Königin Viktoria ihre Untertanen in die Sklaverei verkauften, bis
zu den Lehmhütten, in denen sie während ihrer Reise nächtigten bestickte.
* * * * *

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"AMERIKA

DIENST" - FÜR DIE FRAU

11„ April 1951

Eine Reihe von öffentlichen Einrichtungen
führt die amerikanische Mutter in die Geheimnisse der Kinderpsychologie und -entwicklung ein, und eine ausgedehnte Industrie
tut alles, um ihr die tausend täglich wiederkehrenden Arbeiten--wie Windelwaschen, Fläschchenzubereituhg etc„- abzunehmen
DIE AMERIKANISCHE MUTTER: VOR 25 JAHREN UND HEUTE
Von Alice Douglas Kelly
(1Q0 Zeilen, 900 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Vor 25 Jahren bedeutete
die Geburt eines Kindes für die amerikanische Mutter nicht nur
die übernähme der Verantwortung für ein neues Leben, sondern
auch ein gut Teil harter und andauernder Arbeit„ Mit Ausnahme
von ein paar begüterten Frauen bezahlten alle anderen elie Freuden der Mutterschaft damit, daß sie ihre Freiheit, ihre Ruhe
und Bequemlichkeit und zum Teil auch die Gesellschaft ihres
Mannes aufzugeben hattene
Das Waschen der Windeln und der komplizierten Kinderbe
kleidung der damaligen Zeit, die Zubereitung der vorgeschrie
benen Kindernahrung nahmen täglich sehr viel Zeit in Anspruch.
Unhandliche Wannen und schwere Kinderwagen machten Bad und
Ausfahrt zu einer Plageo
Für viele Gegenden Amerikas liegt diese Zeit ein ViertelJahrhundert zurück, denn die moderne Wissenschaft hat Zehnta^
sende junger amerikanischer Frauen aus dieser "Sklaverei" befreit«, In den großen, aber auch in vielen kleinen Städten gibt
es jetzt einen "Windeldienst", der die schmutzigen Windeln in
imprägnierten Säcken zweimal wöchentlich abholt und dafür genügend saubere und sterile Windeln liefert» Fast überall kann
man durchgesiebte und gehackte Speisren, Eierkreme und Suppen
in Gläsern sowie kochfertige Breie billig kaufenc Obstsaft
gibt es in Büchsen,
die Kleidung der kleinen Kinder ist ein
Nfach geworden, leichte Kinderwagen und zusammenklappbare Sportwagen machen die Ausfahrten zu einem Vergnügen, und an kalten
Tagen kann man Kinderbettchen auf Rädern je nach dem Stand der
Sonne von Fenster zu Fenster schiebeno Zusammenlegbare Gummiiwännchen, die man in die große Badewanne hängt, machen schweres
Heben überflüssig., und selbst auf den Toiletten kann man. heut zu™

tage.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

11o April 1951

heutzutage Kindertöpfchen anbringen, um auch hier das dauernde
Ausleeren und unangenehme Säubern zu vermeideno
Kürzlich wurde sogar in verschiedenen Städten der USA ein
"Flaschendienst" eingerichtet, der alle Mischungen nach besonderer ärztlicher Verordnung unter den sorgfältigsten Laboratoriumsbedingungen herstellt und dann - immer 24 Flaschen auf
einmal - ins Haus liefert„
Aber auch in geistiger und gesellschaftlicher Beziehung
hat sich das Los der modernen amerikanischen Mutter stark zum
Besseren gewendete Sie verdankt dies zum großen Teil der
"Gesellschaft für die Einrichtung von Mütterberatungsstellen",
die 1918 in New York gegründet wurde« Zu Anfang hatte sich diese Gesellschaft vor allem die Aufgabe gestellt, die Wichtigkeit
richtigen Verhaltens während der Schwangerschaft zu betonen,.
Aber im Laufe der Zeit stellte es sich heraus, daß bei. der Be
Ziehung der Eltern zu den Kindern noch viel pädagogische Arbei t
auf den verschiedensten Gebieten notwendig war, und die Gesellschaft setzte alles daran, um diesen Anforderungen gerecht zu
werden. Unterstützt wird diese Arbeit besonders durch die Mithilfe der Presse, die laufend Artikel veröffentlicht und jährlich
Millionen von Broschüren, die sich mit diesen Problemen beschäftigen, verteilto Außerdem veranstaltet man in Gesundheitsämtern,
medizinischen und pädagogischen Institutionen überall in Amerika
Ausstellungen, die das Entstehen des Kindes von der Empfängnis
bis zur Geburt veranschaulichen0 Die Kurse werden für beide
Elternteile gemeinsam gehalten, getreu dem Motto der Gesellschaft
Ein Kind ist Angelegenheit der ganzen Familie0
Dies bedeutet auch einen großen Fortschritt in der Entwicklung der familiären Beziehungen^ Früher hatte der Vater, .solange
seine Kinder klein waren, wenig oder gar keinen Anteil an ihrem
Lebenc Ein Mann, der Windeln wechselte, einen Kinderwagen schob
oder einmal die Flasche aufwärmte, galt entweder als "Waschlappen" oder als anomal0 Tatsächlich hätten sich viele junge
Frauen'geschämt, wenn bekannt geworden wäre, daß ihre Männer
vielleicht nicht so unwissend in allen Sparten der Kinderpflege
seien, wie es schien«, Mit Recht fühlten sich deswegen die Ehemänner vernachlässigt, Daß dieses Gefühl des Ausgeschlossensei.ns
wirklich vorhanden ist, beweist der Eifer, mit dem sich die

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

11. April 1951

die Männer für die Unterrichtskurse für Väter eintragen. Hier
lernen sie, wie man ein Kind behandelt und wäscht, Windeln wechelt
"and die Flasche gibt, und viele von ihnen weisen mit großem Stolz
auf die Zeugnisse hin, die sie nach Vollendung eines solchen
Kurses bekommen haben.
In weiten Gebieten Amerikas ist das Leben für die Mutter
viel einfacher geworden. Es wäre zu schön, wenn dieses in
leuchtenden Farben strahlende Bild auch für ganz Amerika zuträfe.
Vor allem die Mütter in abgelegenen ländlichen Gebieten, und
kleinen Städten entbehren oft noch recht viel von den einfachsten,
Arbeit sparenden Bequemlichkeiten und vermissen noch die geistige
Anregung, die den Müttern in den Städten selbstverständlich geworden ist.
Im amerikanischen Süden und in Gebieten mit geringer Einwohnerzahl und auch in den steinigen und armen Farmregionen
Neu-Englands ist die Mutterschaft immer noch eine schwere Aufgabe. Aber langsam kommt der Fortschritt auch in diese Gebiete.
Frauenvereine, Gesundheitsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen
und ähnliche Einrichtungen geben sich alle Mühe, um den Müttern
das Leben zu erleichtern und die Unwissenden, die auf all diese
Einrichtungen als "neumodischen Kram" herabsehen, zu erziehen.
Eine Reihe von Gemeinden haben umherreisende klinische
Beratungsstätten eingesetzt, und viele Krankenhäuser und Universitäten schicken Fachleute aus, die aufklärende Vorträge halten.
Einen überzeugenden Beweis für das wachsende Interesse an dem
Wohlergehen von Mutter und Kind stellen aber die Brieffluten
dar, die bei der Gesellschaft für die Einrichtung von Mütterberatungsstellen und beim Hauptbüro der Gesellschaft für Elternerziehung einlaufen und in denen um Rat für die Einrichtung örtlicher Kurse und Elterngruppen gebeten wird.
*

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
Es gibt, wie die Karriere der 76jährigen
Bess Robbins aus Oregon (USA ) beweist,
praktisch keine Altersgrenze für ein
erfolgreiches Modell.
MANNEQUIN MIT 76

11. April 1951

( 51 Zeilen, 460 Worte)
SALEM,OREGON — (Amerika Dienst) — Eine grauhaarige Dame
auf dem Laufsteg einer Modenschau ist selbst in den Vereinigten Staaten etwas Ungewöhnliches. Die Karriere des 76jährigen
Mannequins Bess Robbins erregte daher beträchtliches Aufsehen,
und der Applaus, den ihr Publikum und Presse für ihre "Modellvorführungen für ältere Damen" gerne und reichlich spenden,
gilt nicht nur den Modellen, sondern auch der alten Dame selbst
und ihrem unvergleichlichen Mut.
Denn Mut hat Mrs. Robbins bei ihrem Entschluß tatsächlich
bewiesen. Sie hatte sich keineswegs zum Mann-©quin geboren gefühlt und diesen Beruf auch in ihrer Jugend nicht ausgeübt.
Erst die Notwendigkeit, nach dem Tode ihres Mannes selbst Geld
verdienen zu müssen, brachte sie, die damals schon die Siebzig
überschritten hatte, dazu, sich nach einem geeigneten Beruf
umzusehen.
Zuerst versuchte sie es in einer Textilfabrik, die aber
bald finanzieller Schwierigkeiten wegen schließen mußte. Überall, wo sie dann um Arbeit nachsuchte, war die Frage nach ihrem Alter unausbleiblich. Vierundsiebzig - man staunte, zuckte
mit einem leicht zweifelnden Lächeln die Achseln und - konnte
sie nicht beschäftigen. Bis sie eines Tages von irgendwem hörte, daß man wohl junge Mannequins habe, aber niemanden, der
mit Grazie und Überzeugung Kleider für "ältere und alte Damen"
vorführen könne. Hier war es allerdings Mrs. Robbins, die zu
zweifeln begann. Der Gedanke jedoch ließ sie nicht mehr los,
und das "Warum eigentlich nicht?" war stärker als jede andere
Überlegung.
Sie besuchte eine Schule für Mannequins, und noch ehe ein
Monat herum war, fand sie sich zusammen mit einer Reihe von
jungen Mädchen auf den Fußmatten einer Turnhalle, nahm Zitronensaft und Wasser zum Frühstück zu sich - statt Buttet, Toast

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
11. April 1951
Toast und Ei - und keine Stunde anstrengender Körperschulung
blieb ihr erspart. Oft wollte es ihr scheinen, als habe sie
sich auf ihre alten Tage zuviel vorgenommen, bis ihr eines
Tages klar wurde, daß das Alter kein ausschlaggebender Paktor
ist und daß nur Mut und Ausdauer entscheidend sind, wenn man .
etwas erreichen will. Da sie diese beiden Eigenschaften in
hohem Maß besaß, gewann sie sogar Freude an dem Training, das
sie ein halbes Jahr über sich ergehen lassen mußte. Gleichzeitig hatte sie Kurse in Körperpflege und Kosmetik zu absolvieren.
Marie Easterly, die Inhaberin der Modeschule, fand, daß
die alte Dame einen äußerst günstigen Einfluß auf ihre jungen
Mitschülerinnen ausübte, von denen keine über 27 Jahre zählte.
Sie hielt alle in Schach und war ihnen ein ständiges Vorbild
dafür, daß Haltung, Zivilcourage und Selbstvertrauen ebenso
wichtig sind für ihren zukünftigen Beruf wie die Erlangung jener 34 Idealmaße, die ein vollkommenes Modell haben muß. Und
wenn sie - entgegen der allgemeinen Ansicht - stets die Auffassung vertrat, daß das Alter durchaus kein Hindernis für
ehrgeizige Ziele sein muß, so hat ihr der Erfolg recht gegeben.

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t

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
Schottischer Missionar sieht in dem
Wissensdurst und der Lernbegierde der
koreanischen Frauen eine Hoffnung für
die Zukunft des koreanischen Volkes.

11. April 1951

DIE KOREANISCHE BIBT-L - DAS BUCH DER FRAUEN
( 54 Zeilen, 490 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Nicht die Männer, sondern
die Frauen sind Koreas Hoffnung, erklärte der schottische Missionar Dr. James C.F. Robertson, der 25 Jahre in Korea und Japan als Vertreter der American Bible Society verbrachte, kürzlich auf einem Treffen dieser Gesellschaft in den Vereinigten
Staaten.
Die Bibel-Gesellschaft, so berichtete Dr. Robertson, besitzt heute die stärkste einigende Kraft unter den religiösen
Gemeinschaften Koreas. Es gibt zwar keine einheitliche Kirche,
aber das Christentum ist so stark geworden, daß der Buddhismus,
einst die offizielle Religion des Landes, seine Bedeutung fast
völlig eingebüßt hat. In den Fällen, in denen die Bevölkerung
an einer orientalischen Religion festgehalten hat, handelt es
sich um den Schamanismus, eine primitive Form der Naturverehrung und des Fetischismus.
Was die koreanische Frau immer wieder aufgerichtet, ihren
Stand gefestigt und ihre soziale Stellung der der westlichen
Frau angenähert hat, ist die Bibel. Die darin enthaltene Lehre
von der Gleichheit aller Menschen sowie die Bedeutung,die
Christus der Frau einräumt, haben ihr Selbstbewußtsein gestärkt
und ihr neuen Auftrieb gegeben.
Vor hundert Jahren noch war die politische, wirtschaftliche und soziale Bedeutung der koreanischen Frau so gering, daß
man es* nicht einmal für notwendig erachtete, ihr einen Namen
zu geben. Der Schlüssel, der die Tür ihres Gefängnisses öffnete, war die phonetisch geschriebene Bibel, die im Jahre 1876
herausgegeben wurde und, da Frauen in der chinesischen Schrift
nicht unterrichtet wurden, nahezu die einzige Literatur darstellt, die ihr zugänglich war.. Damals noch als das "Buch der
Frauen" verachtet,gehört die Bibel heute ebenso in die Kanzlei
des koreanischen Präsidenten wie in alle öffentlichen Versammlungsräume, und jedes bedeutende Mitglied des koreanischen

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
11. April 1951
koreanischen Kabinetts wurde nach der Bibel erzogen.
In der Zeit der japanischen Herrschaft in Korea, als die
gesamte einheimische Literatur unterdrückt wurde, war es wiederum die Bibel, die - geschützt von der japanischen Bibelgesellschaft - über alle Bücher dominierte. Und als die Besatzung
beendet war, bestimmte dieses"Buch der Frauen" wiederum die gesamte Literatur des Landes.
Einen weiteren Beweis für die wachsende Bedeutung der
Frauen in Korea sieht Dr. Robertson in der Tatsache, daß zwei
Koreanerinnen wichtige Posten bei der Regierung bekleiden:
Louise Yim als erster Wirtschaftsminister und Dr. Helen Kim: als
Informationsminister. Miss Yim hatte sich dadurch ausgezeichnet, daß sie im Jahre 1920 einen Weg gefunden hatte, die koreanische Unabhängigkeitserklärung gegen die Japaner an die Öffentlichkeit zu bringen. Sie war auch als Delegierte bei der
Gründungskonferenz der Vereinten Nationen in San Francisco zugegen.
Nach Ansicht Dr. Robertsons wird der Schwerpunkt des weiblichen Einflusses in Korea vor allem im Erziehungswesen zu suchen
sein. Industrie und Wirtschaft haben keinen Platz für die Frau,
Schulwesen, Kunst und Musik dagegen sind in hohem Maße auf ihre Einsatzbereitschaft angewiesen,
* *

* *

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Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

IV. Jahrgang, Nr. 16 W

18. April 1951

Die amerikanische Autoindustrie appelliert
in Form- und Farbgebung mit ihren neuesten
Modellen an den Geschmack der Frau. Selbst
ernsthafte Geschäftsleute sprechen von einer absolut "femininen" Automode in diesem
Jahr.
"ANDANTE-GRÜNH UND "YIKTORIA-EFEU"
( 46 Zeilen, 420 Worte)
DETROIT,MICHIGAN — (Amerika Dienst) — Jahrelange Arbeit
und Millionen Dollars wurden allein dafür verwendet, der Amerikanerin das Autofahren zu erleichtern. Niemals aber ist der
Einfluß der Frauen auf die Gestaltung der amerikanischen Wagen
deutlicher in Erscheinung getreten als bei den neuesten Modellen, die die Fließbänder in Detroit verlassen. Sie wurden bewußt so entworfen, daß sie auf das Auge der amerikanischen Frau
eine große Anziehungskraft ausüben. lackierung, Polsterung,
Beschläge, Farbkomposition und Fahrkomfort sind so "feminin"
gehalten wie ein exquisites Modell einer Modenschau.
Die Ford-Direktoren machten aus dieser Tatsache kein Hehl
und gaben unumwunden zu, daß die neuen Modelle der 51er Fordproduktion ein einziges Zugeständnis an die Frau sind.
Theodore C. Hobbs, Leiter der Abteilung für dekorative
Aufmachung und Farbengebung bei Ford, äußerte hierzu: "In der
Erkenntnis, daß die Frau - wie in ihrem Heim - auch an ihrem
Wagen die Harmonie der Farbgebung schätzt, haben wir drei
große Farbgruppen .geschaffen, die eine weitgehende Angleichung
zwischen Wagenlackierung und Wageninnerem - bis zum Bodenbelag ermöglichen. Es sind dies grau-blau, grün und braun in allen
Schattierungen. Bespannungen und Armaturen, sogar das Instrumentenbrett passen so bei den neuen Modellen absolut zur Farbe
des Wagens."
Der Gedanke der harmonischen Farbenzusammenstellung wurde
so konsequent verfolgt, daß bei den Vorführungen der 51er Modelle die Mannequins Kostüme und Mäntel aus dem Material trugen, mit dem der von ihnen gefahrene Wagen ausgestattet war.
Um dem Geschmack der- Damen möglichst weit entgegenzukommen, unterhält General Motors ein Farbenstudio mit über 5 000
verschiedenen Farbtönungen. Natürlich erscheinen diese nicht

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"ALIERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU
18. April 1951
nicht alle im normalen Produktionsprogramm der Autofabrik, aber
es ist jederzeit ohne Schwierigkeiten möglich, Spezialwünsche
zu berücksichtigen. Selbst der Benennung dieser Farben wird besondere Beachtung geschenkt, und Phantasiebezeichnungen wie
"Andante-Grün", "Peru-Grau", "Victoria-Efeu" erhöhen die Werbekraft .
Wäre der Autokauf nur eine Angelegenheit der Männer, dann
würden den Autofabriken, wie diese übereinstimmend feststellten, schwarze, blaue oder graue Lackierungen vollauf genügen}
das letzte Wort bei der Wahl des neuen Wagens sprechen aber fast
immer die Frauen.
Trotz der Ansprüche, die die Amerikanerin an das Aussehen
und die Ausstattung eines Wagens stellt, beurteilen die amerikanischen Autohändler die Aussichten auf einen Verkaufsabschluß
wesentlich günstiger, wenn der Kunde die Schauräume in Begleitung seiner Frau betritt. (Mit 1 Bild)
(Copyright freigegeben von"Christian Science Monitor")

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18. April 1951

Jeder, der heranwachsende Kinder im Hause hat,
weiß, daß ähnliche Situationen wie die anschließend beschriebene keinem Elternpaar erspart bleiben. Selten jedoch haben Mütter ein so tiefes Verständnis für die Kämpfe, die sich in der Seele der
Kinder abspielen, wie Mary Burnett, die Verfasserin des folgenden Artikels«
NIMM UND GIB
Von Mary Burnett
(88 Zeilen, 790 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Vor einigen Tagen
kam Jack, mein 16 Jahre alter Sohn, verspätet von der Schule
nach Hause. Es M^ar schon fünf Uhr vorbei0
"Das Essen fertig"? Er schien aufgeregt und lief mit langen Schritten im Eßzimmer auf und ab0
"Nein", sagte ich, "bist du hungrig oder hast du etwas
vor?"
"Eigentlich nicht. Dachte nur, ich könnte zum Baseballspiel nach Englewood gehen« Es ist das letzte Spiel in dieser
Saison."
Ich wußte genau, daß sein Fahrrad in der Reparaturwerkstatt war, und schlug ihm vor, sich doch nach dem Omnibus-Fahrplan zu erkundigen« Sein dreizehnjähriger kleiner Bruder bot ihm
überdies sein Fahrrad an«
"Nein, danke", sagte Jack, "es sind 15 Kilometer bis Englewood, ich würde es doch nicht mehr schaffen»"
In der Zwischenzeit machte ich ihm einige Schnitten zurecht, und Jack rief verschiedene seiner Freunde an, ob sie ihn
im Wagen mitnehmen könnten« Aber es klappte nirgends, und während
er seine Brote hinunterschlang, konnte ich beobachten, wie es in
seinem Gehirn arbeitete« Ich versuchte, mir meine eigene Jugend
vorzustellen, und glaubte mich zu erinnern, daß ich meine Entscheidungen und Vorbereitungen nie auf die letzte Minute aufsparte« Nun erst rief Jack die Busstation an, um zu erfahren,
daß es bereits zu spät war. Er griff hastig nach seiner Windjacke und rief Eddi zu, daß er sein Fahrrad nähme« Er war bereits an der Türe, als ich ihn zurückrief und sagte, er solle
doch vernünftig sein« Ich hielt ihm vor Augen, daß es regnete
und dreißig Kilometer eine beachtliche Strecke Wegs seien. Und
da war es geschehen«
"Lieber
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18. April 1951

"Lieber Gott, mußt du mich ewig bevormunden. Warum kümmeft
ihr euch nicht um eure eigenen Angelegenheiten? Ich bin sechzehn
und weiß, was ich zu tun habe." Und dann schlug die Tür hinter
Jack mit lautem Knall ins Schloß.
Eddie war entsetzt und fragte mich: "Mam, du läßt dir das
doch nicht gefallen? So ein Bengel! Was wirst du ihm sagen, wenn
er nach Hause kommt?"
"Nichts", sagte ich. "Er wird schon selbst merken, daß er
zu weit gegangen ist." Derartige Ausbrüche sind bei uns eine
Seltenheit, und im Grunde meines Herzens wußte ich, daß Jack
es nicht böse gemeint hatte. Aber ich möchte die Eltern kennen,
die es gerne sehen, daß ihre Kinder nächtliche Ausflüge unternehmen, auch wenn sie sechzehn Jahre alt sind und man ihnenschlecht
sagen kann: "Ich verbiete es dir".
Es war :/2 11 Uhr geworden, als das Telefon läutete. "Hallo,
Mam, jemand nimmt mich im Wagen mit zurück. Ich bin bald zu
Hause."
Ich bedankte mich für den Anruf und war ernsthaft erleichtert. Dann allerdings überlegte ich, daß ich seine Flegelei eigentlich nicht ganz ignorieren sollte. Endlich hörte ich ihn die
Treppe heraufstürmen. "Hallo, wie geht es u , rief er mir zu. Ich
sagte nur "gut" und verstand, daß er mir damit auf seine Art
sagte: "Es tut mir leid, bitte verzeihi"
Er setzte sich auf mein Bett und erzählte vom Spiel. Ich
sagte nichts, bis er fragte: "Was ist los, Mam?" Ich erinnerte
ihn an den Vorfall am Abend und sagte ihm, daß er nicht gerade
einen guten Abgang gehabt hätte. Nun hatte ich ihn so weit, daß
er tatsächlich sagte: "Well, Mam, es tut mir leid". Als er zu
Bett ging, fühlte ich, daß ich gewonnen hatte.
Ja, was hatte ich eigentlich gewonnen? - Lange noch lag
ich wach und beschäftigte mich mit dieser Frage:
Solange die Kinder klein und Mlflos sind, kommt es nur
allzu leicht vor, daß wir die Geduld verlieren, bei den geringsten Anlässen schimpfen und schelten, im selben Augenblick aber
unsere Ungeduld bereuen und sie umarmen und liebkosen. Und da
die Kinder ein ausgeprägtes Bedürfnis nach unserer Liebe haben
und vollkommen auf uns angewiesen sind, müssen sie diesen Stimmungswechsel einfach hinnehmen. Sobald sie aber älter und selbständiger

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18. April 1951

selbständiger geworden sind, lassen sie sich selbst leicht zu
derartigen Unüberlegtheiten hinreißen - und wir sind dann nicht
imstande, diese einfach hinzunehmen .
Heute hatte ich nun einen solchen Fall erlebte Mein Junge
hatte sicherlich keine rechte Freude an seinem abendlichen Ausflug gehabt, denn einen Sechzehnjährigen läßt es bestimmt nicht
gleichgültig, wenn er mit einer Verstimmung das Haus verläßt.
Die Tatsache, daß er schnell noch einmal zu Hause anrief, bevor
er seinen Rückweg antrat, bewies, daß er sich die ganze Zeit
über wirklich Gedanken gemacht hatte, sich seinen Eltern gegenüber verantwortlich fühlte und nach ihrer Liebe und Güte verlangte. Ist dies nicht genug?
Bevor ich einschlief, überfiel mich ein tiefes Gefühl der
Dankbarkeit dafür, daß diese kleine Episode mein Wissen und Verstehen um so vieles bereidi ert hatte. Eltern und Kinder - so
verschieden sie in ihrem Temperament, ihren Interessen und ihren
Bedürfnissen auch sein mögen - können stets in bestem Einverneh- •••
men miteinander leben, wenn sie vertrauen und Achtung nicht nur
selbstverständlich finden, sondern von sich aus auch als etwas
Selbstverständliches geben.
* * * * *

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18. April 1951

Ein interessantes, gewagtes und vielleicht
fruchtbares Experiment ist die von amerikanischen Innenarchitekten kreierte Anwendung bunter und großformiger Tapeten
MATISSE, DER TAPETENMALER
Neue'falte" • Ideen amerikanischer Innenarchitekten
Tapetenblume bin ich fein,
kehr wieder ohne Ende,
doch, statt im Mai'n und Mondenschein,
auf jeder der vier Wände.
( 65 Zeilen, 600 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Der Dichter dieser Zeilen,
Christian Morgenstern, hat noch die ersten Anfänge der innenarchitektonischen Purgierungskur miterlebt, die jene Blümchen
und andere dekorative Elemente aus den Behausungen fegte. Bereits vor dem ersten Weltkriege liebten die fortgeschrittenen
Geister die einfarbig hellgetönte Wand. So kam es, daß die
plötzlich angestauten Kräfte der Dekorationsmalerei, sofern
sie es nicht unter ihrer Würde fanden, sich der Reklame zu
widmen, einen unverhältnismäßig großen Einfluß auf die Kunstmalerei gewannen.
Aber alles kehrt einmal wieder, auch die "Blümchen".
Zum Glück für den greisen Henri Matisse, der so nunmehr in
weiser Bascheidung die Erfüllung findet und die letzte Summe
seiner Meisterschaft zu ziehen vermag.
Immerhin ist es ein interessantes und gewagtes Experiment,
wenn die amerikanische Manufaktur William E. Katzenbach & Phelps
Warren nunmehr mit der Produktion solcher Tapeten überraschte.
Neben Matisse wurden auch Entwürfe von Joan Miro und James
Calder verwendet. Für alle Fälle sind die Rollen jedoch so konstruiert, daß sie nicht unbedingt aufgeklebt werden müssen, sondern auch nach asiatischer Methode lose aufgehängt v/erden können
^ie sehr charakteristischen Entwürfe dieser Meister sind
sowohl in ihrer Farbenfreudigkeit wie in der Form äußerst eigenwillig, gewissermaßen verpflichtend und nicht für jeden Geschmack
geeignet. Auch nicht für jede Brieftasche. Aber da die Idee Erfol
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18. April 1951

Erfolg verspricht, haben auch andere,nicht ganz so prominente
Künstler sich dieser Aufgabe zugewandt. Da wäre an erster Stelle Ilonka Karasz zu nennen, eine sehr begabte amerikanische
Buchillustratorin. Die Zeichnerin hat Typen einzelner Tapetenfelder entworfen, die entweder verteilt wie Bilder an den Wänden wirken sollen oder aber beliebig zusammensetzbar sind. ^±e
meisten dieser modernen Tapeten werden nach der "BlueprintMethode" hergestellt, d.h. es werden negative Abzüge auf lichtempfindlichem Papier hergestellt, die jedoch dank neuer technischer Verfahren jetzt nicht mehr nur in Blau, sondern auch
in Hellbraun lieferbar sind.
Die Muster der modernen Tapeten sind äußerst vielfältig.
Da gibt es solche, die Bäume oder Tiere zeigen, stilisierte
Landschaften, Städte, Kinder und Blumen, aber auch PiranesiStiche oder DürerZeichnungen kann man nun auf Tapeten bewundern,
selbst Wandbezüge mit Familienbildern werden nach Bedarf hergestellt.
Besonders originelle Tapeten hat der amerikanische Westen
geliefert, wo der Graphiker und Fabrikant James Kemball Mills
nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer zur Mitarbeit heranzog.
Diese modernen amerikanischen Tapeten sind mehr als bloße Wandbezüge, Sie werden in Ausstellungen der Öffentlichkeit vorgeführt und selbst von Museen erworben. Es zeigte sich, daß
vor allem die Mills-Tapeten in Kombination mit Kunstgegenständen der verschiedensten Perioden gut harmonieren. So scheint
es durchaus denkbar, daß sich technisch wie künstlerisch neue
Möglichkeiten eröffnen.

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18. April 1951

Frühjahrsmüdigkeit kann das Symptom
mancher ernsthaften Krankheit sein,
ist in den meisten Fällen allerdings
lediglich ein Mangel an Energiereserven,
der nach den langen sonnenlosen Wintertagen und einer vitaminarmen Diät verständlich und normal ist.
BLEIERNER FRÜHLING
Von Isabel Johns
( 43 Zeilen, 430 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wer kennt nicht jenen
stumpfsinnigen Zustand einer übermächtigen Lethargie, jenes
dumpfe Dahinbrüten, in das die meisten von uns in den ersten
Monaten des Jahres verfallen und das man allgemein als Frühjahrsmüdigkeit bezeichnet? Dieses epidemische Übel gehört zwar
nicht zu den Krankheiten, die bei den Gesundheitsämtern statistisch erfaßt werden, bereitet aber alljährlich Tausenden von
Menschen kü jerliches und seelisches Unbehagen. Seinen Ursprung
kennt bis heute niemand genau.
Zur Zeit unserer Großeltern nahm man in solchen Fällen
größere Mengen von Knoblauch, Malzextrakt und schwefelhaltigen
Getränken zu sich. Mag sein, daß diese Rezepte geholfen haben,
wie ja überhaupt viele Menschen absolut gut auf die Psychologie
der "kleinen rosa Pille" reagieren.
Soviel jedenfalls wissen wir heute genau, daß die Frühjahrsmüdigkeit keine psychologische Angelegenheit, sondern vielmehr auf deh Mangel an Vitaminen im Körperhaushalt zurückzuführen ist. 7/ir vermissen nach den langen, kalten, feuchten und
sonnenlosen Wintertagen schmerzlich jene Energien, die für die
sich in Frühjahr vollziehende Umstellung des Körpers zu neuer
und gesteigerter Aktivität nötig 3ind.
Es gibt jedoch eine Reihe von Krankheiten, die im Gegensatz zur landläufigen Frühjahremüdigkeit absolut ernsthafter
Natur sind und sich mit ähnlichen Symptomen anmelden. Bei längerer Dauer von allgemeiner körperlicher Schwäche, Unlust, Gereiztheit und anderen irritierenden Erscheinungen ist deshalb
der Rat des Arztes unerläßlich.
Üb«r die Frühjahrsmüdigkeit hilft die Beachtung einiger

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18. April 1951

einiger allgemeiner Gesundheitsregeln meist schnell hinweg.
Leicht laxierende, entschlackende Diät, genügend Schlaf und viel
Bewegung in frischer Luft können Wunder wirken. Die Einhaltung
dieser Regeln ist im Frühjahr wichtiger als in jeder anderen
Zeit des Jahres; manche amerikanischen Ärzte empfehlen mindestens
zweimal wöchentlich 12 Stunden*Schlaf•
Zwei weitere wichtige Faktoren sind Entspannung und Abwechslung. Es gibt soviele kleine Ding«, die Freude und Entspannung geben können, wir vergessen sie nur allzu leicht in
der Hast des Alltags. Männer besitzen in höherem Maße die Fähigkeit, sich zu entspannen; sie können ihre Beine auf den Tisch
legen, vergessen über einem Buch oder der Zeitung ihre Sorgen
für eine Weile und gehen dann wieder erfrischt an ihre Arbeit
zurück. Den Frauen dagegen fällt es schwer, sich von ihren
Pflichten und Sorgen zu lösen. Sie müssen oft förmlich dazu
ermahnt werden.
Schließiich kann auch die gute Haltung wesentlich zum
Wohlbefinden eines Menschen beitragen. Leute, die zusammengefallen und gebeugt herumlaufen, brauchen sich nicht zu wundern,
daß sie sich genau so müde und elend fühlen, wie sie aussehen.

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"AMERIKA DIENST" - PUB DIE FRAU

18. April 1951

Hinter dem Eisernen Vorhang wird die Prau
in ständig steigendem Maße zu körperlicher
Schwerarbeit herangezogen.
DIE EMANZIPATION DER FRAU NACH
RUSSISCHEM MUSTER
(30 Zeilen, 270 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Die Beschäftigung von
Frauen in Bergwerken, Werften und in der Bauindustrie ist in
der Sowjetunion seit Jahrzehnten allgemein üblich. "Spotlight",
die Monatszeitschrift des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften, die laufend Berichte über wirtschaftliche und soziale
Ereignisse hinter dem Eisernen Vorhang veröffentlicht, brachte
kürzlich die Meldung, daß man nunmehr auch in den russischen
Satellitenstaaten diese Form der "Gleichberechtigung der Frau"
eingeführt hat. Da die Sowjetunion dem Internationalen Bund
Freier Gewerkschaften nicht angehört, fühlt sie sich durch keine internationalen Konventionen an bestimmte Schutzgesetze bei
der Frauenarbeit gebunden.
"Spotlight" berichtet ferner, daß mehr als einhundert
Frauen in der russisch . besetzten Zone Deutschlands im Bergbau arbeiten und in einem Bezirk die Zahl der weiblichen Werftarbeiter von 380 auf 940 in einem Jahr gestiegen ist. Das Magazin brachte Auszüge aus der Zuschrift eines norwegischen Matrosen, der die Arbeitsbedingungen der Werftarbeiterinnen wie
folgt beschreibt: "Bewaffnete Wachen stehen am Kai, und es ist
verboten, mit den Arbeiterinnen zu sprechen. Und wie man beobachten konnte, sprachen sie auch kaum untereinander....
Sie machten eher den Eindruck automatischer Puppen als den
gewöhnlicher menschlicher Wesen."
Ein polnisches Gewerkschaftsblatt veröffentlichte in seiner Oktober-November-Nummer einen Bericht, nach dem in Polen
während des Monats August 1950 sechsundzwanzigtausend Frauen
als Bauarbeiter verwendet wurden.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18. April 1951

AMERIKANISCHE FRAUENDELEGATION BESUCHT WESTDEUTSCHLAND
(24 Seilen,220 Worte)
FRANKFURT/MAIN — (Amerika Dienst) — Eine Gruppe von zwölf
Mitgliedern bedeutender amerikanischer Frauenorganisationen,
denen rund fünfzehn Millionen amerikanische Frauen angehören,
trifft am 20. April zu einem sechswöchigen Deutschlandbesuch in
Frankfurt ein, wie das Amt für öffentliche Angelegenheiten der
US-Hochkommission bekannt gibt. Zweck der Reise ist die Anbahnung engerer Beziehungen zwischen den deutschen und amerikanischen Frauenverbänden.
Die Amerikanerinnen, deren Reise von ihren Organisationen
finanziert wird, wollen während ihres Aufenthaltes in der Bundesrepublik mit deutschen Frauengruppen zusammentreffen und mit
ihnen gemeinsame Probleme erörtern. Unter anderem sollen gewerkschaftliche, staatsrechtliche und religiöse Fragen sowie
Themen von allgemeinem Interesse, wie die Teilnahme der Frau
am öffentlichen Leben und die Arbeit nationaler und internationaler Frauenorganisationen, besprochen werden. Die amerikanischen Gäste werden sich je fünf bis sieben Tage im Gebiet von
Frankfurt, Stuttgart, München, Berlin, Hamburg und Bonn aufhalten und vor allem die Möglichkeiten untersuchen, wie die deutschen Frauenorganisationen bei ihrer Arbeit unterstützt werden
können. Darüber hinaus wollen sie eine Reihe von Erziehungs-,
Wohlfahrts- und anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens
besichtigen, die von deutschen Frauenorganisationen unterhalten werden.
* * * # »

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

IV. Jahrgang, Nr. 17/W

25. April 1951

Den weiblichen Schulentlassenen bietet die
amerikanische Wirtschaft jede Möglichkeit
zu schnellem Geldverdienen, und nur ein
verhältnismäßig geringer Prozentsatz der
jungen Frauen hat Ausdauer und Konsequenz
genug, um sich durch jahrelanges systematisches Lernen einen wirklichen Beruf auszubauen.
(100 Zeilen,900 Worte)
ERWERB CONTRA BERUF
Von Hilde Walter
Der leichte Job
Die siebzehnjährige Peggy Brown ist mit einem
mittelmäßigen Zeugnis aus der High School entlassen worden und
hat es furchtbar eilig, ihren ersten Job anzunehmen. Die Eltern
sind gar nicht begeistert. Vater Brown ist BrauereiarLeiter in
Wisconsin und könnte es sich leisten, seine Älteste auf ein bis
zwei Jahre auf ein College oder eine Fachschule zu schicken.
Peggy aber hat es anders beschlossen; im Elektrizitätswerk werden neue Bürogehilfen eingestellt, und die Aussicht auf dreißig
Dollar pro Woche scheint verlockender als der Gedanke an ein
weiteres Jahr auf der Schulbank. Nachbars Milly hat schon vor
zwei Jahren in der Konservenfabrik angefangen und trägt seitdem
schönere Kleider, als Peggy jemals besessen hat.
Die leicht erreichbaren Jobs haben den großen Reiz, daß
sie zunächst mehr einbringen als die mühsamer erarbeiteten und
auf systematischem Lernen aufgebauten Frauenberufe. Putzmacherinnen
in Hutfabriken, Kellnerinnen, Textilarbeiterinnen und andere von
den Gewerkschaften betreute weibliche Arbeitnehmer bekommen zeitweise erheblich höhere Löhne als z.B. eine junge Laborantin zu
Beginn ihrer Laufbahn oder eine Lehrerin mit nur wenigen Dienstjahren. Auch der Lohn einer ungelernten Briefablegerin ist im
Vergleich zum Verdienst einer gut ausgebildeten Sekretärin oder
gar Buchhalterin ziemlich hoch.
Wer also nicht ehrgeizig ist und außerdem glaubt, daß nur
wenige Jahre zwischen Schulabgang und Heirat überbrückt werden
müssen, findet Geld- und Zeitopfer für eine gediegene Ausbildung höchst überflüssig. Daß mindestens die Hälfte aller siebzehn jährigeji Mädchen vor ihrem 25. Geburtstag heiratet, steht
statistisch fest. Die ungelernte Arbeiterin versäumt selbst bei
jahrelanger Unterbrechung ihrer Erwerbstätigkeit nur wenig. Der
bundesgesetzlich
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU



25. April 1951

bundesgesetzlich festgelegte Mindestlohn ist ihr immer sicher.
Meistenshat auch die Fabrik in den zehn oder fünfzehn Jahren während die junge Frau ihre Kinder bekam und aufzog - den Arbeitsplatz und die Arbeitsmethoden erheblich verbessert. Will sie
allerdings nach langer Pause und in vorgeschrittenem Alter wieder eine Stellung annehmen, ist es nicht mehr leicht, über den
Durchschnittslohn hinauszukommen; oder in den Büros mit jungen
Anfängerinnen zu konkurrieren.
Der ernsthafte Beruf
Der Weg zu höherem Einkommen steht in
Amerika jedem jungen Mädchen offen, das bereit ist, Zeit und
Mühe zu investieren. Industrie und Handel bieten auch begabten
VolksSchülerinnen erstaunliche Aufstiegsmöglichkeiten, falls
sie rechtzeitig daran denken, den Job in einen Beruf zu verwandeln. Dazu gehört entweder mehr Ausdauer auf der gleichen Arbeitsstelle oder nebenberufliche Ausbildung in einer Fachschule.
Die Fortbildungsmöglichkeiten neben dem Job sind praktisch unbegrenzt. Nur erfordert der Weg durch die Abendschulen viel Konsequenz und Ausdauer: Man muß das Wochenende über den Schulaufgaben verbringen, man muß zugunsten des Studiengeldes und der
Bücher auf das neue Abendkleid verzichten, und man riskiert,
daß Freunde und Heiratsinteressenten inzwischen mit weniger
ehrgeizigen Mädchen tanzen.
Die Frauen, die sich heute in leitenden Stellungen befinden, kommen aus allen sozialen Schichten; in Fabriken gibt es
unter den hoch bezahlten Frauen dieser Art sechzehn Prozent,
die mit vierzehn Jahren die Volksschule verlassen haben. In
Warenhäusern und einer Reihe anderer Unternehmen wird über die
Hälfte aller hoch bezahlten Frauenberufe - weibliche Personalchefs, Abtfcilungsleiterinnen, Einkäuferinnen und andere - von
Frauen ausgeübt, die keine andere Vorbildung besitzen, als Peggy
Browns High Scho.ol-Zeugnis aufzeigt. Sogar die Banken beschäftigen auf höher bezahlten Posten eine Anzahl Frauen ohne College- .
Bildung, die nach beendeter High-School nur noch eine Handelsoder Fachschule besucht haben.
Ob all diese Frauen in leitender Stellung genau so viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen, läßt sich nicht einwandfrei

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

25. April 1951

einwandfrei feststellen; ihre Aufgaben sind spezialisiert und
nicht ohne weiteres mit denen der höhergestellten männlichen
Angestellten vergleichbar. Jedenfalls haben bereits zwölf
der 48 Parlamente der amerikanischen Einzelstaaten dafür gesorgt,
daß die alte Forderung "gleicher Lohn für gleiche Leistung"
zum Staatsgesetz erhoben wurde, während in anderen Staaten schon
entsprechende Gesetzesvorlagen eingebracht worden sind.
Auch unter den College-Studentinnen, die ihr Studium mit
der untersten akademischen Würde - dem;Bachelor Degree - abschließen, verschwindet ein großer Prozentsatz vom Arbeitsmarkt durch
Heirat. Zu weiterem Studium, das erst zum Master Degree, dann
zur Doktorwürde (die schwerer zu erreichen ist als die europäische) und zu den Spitzenberufen führt, entschließt sich nur
ein verhältnismäßig kleiner Teil der Studentinnen.
Viele Colleges bieten einen Ausbildungsweg, den man in
Europa als Seminar oder höhere Fachschule mit Abschlußprüfung, nicht aber als akademische Laufbahn bezeichnen würde;
Kranken - und Diätschwestern, technische und wissenschaftliche
Assistentinnen, Sportlehrerinnen und Lehrerinnen für die unteren
Schulklassen beenden ihre Collegejahre mit dem Bachelor-Diplom;
sie haben dann einen klaren Berufsweg vor sich. Manche haben
das Studium mit schweren Opfern erkauft, indem sie jede Ferienwoche und jede freie Stunde zum Gelderwerb ausnützen mußten.
Wenn die jungen Studentinnen der Geisteswissenschaften und der
schönen Künste mit dem Bachelor-Degree zu lernen aufhören, landen sie meist auch erst bei einem Zufallsjob, und es kostet sie
viel Mühe und Zeit, ihn in einen echten Beruf zu verwandeln.
Das leuchtende Beispiel für eine großartige amerikanische
Laufbahn nach eigenem Zuschnitt ist der erste weibliche Unterstaatssekretär für Fragen des Arbeitsmarkts und der Sozialfürsorge im Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten,
Mrs. Anna Rosenberg, die im alten Österreich-Ungarn geboren
wurde, in Amerika nur wenige Jahre die High School und niemals
ein College besucht hat.
— (Amerika Dienst) —
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

25. April 1951

Nie zuvor war die Regenmode so elegant,
praktisch und ansprechend in Material und
Farbe wie in diesem Jahre. Die neue
"All-Wetter-Kleidung" der amerikanischen
Modeindustrie schuf Modelle, die sich bei
jedem Wetter sehen lassen können und trotzdem einen absoluten Schutz gegen "nasse Überraschungen" bieten.
FÜR REGEN UND SONNENSCHEIN
Von Lucy Hiller
(67 Zeilen, 600 V/orte)
NEW YORK — (Amerika Di e n s t) — Keine Frau braucht mehr
wie eine Vogelscheuche auszusehen, und die Launen des Wettergottes haben nichts Erschreckendes mehr an sich, seitdem die
amerikanischen Modeschöpfer auch für den Fall seiner hinterhältigsten Boshaftigkeit neue "All-Wetter"-Hodelle entworfen
haben, die ihre Trägerinnen selbst nach heftigsten Regenschauern sofort wieder anmutig und reizvoll erscheinen lassen.
'Schön und praktisch»war die'Devise, von der sich die Modeexperten bei ihren neuen Modellen leiten ließen, und schön und
praktisch sind diese Mäntel aus wasserundurchlässigem Material
auch tatsächlich geworden. Mit ihrem eleganten Schnitt, den
phantasievollen Kragenpartien, reichen Armein und apart aufgesetzten Taschen verleihen sie ihrer Trägerin, auch wenn sie
ein nasses Gesicht hat, jene Sicherheit, die das Bewußtsein,
gut angezogen zu sein, mit sich bringt. Imprägnierter Gabardine
und Taft in Schwarz und Dunkelblau, aber auch in hellen Pastellfarben sind das bevorzugteste Material. Auch für den Abend ist
vorgesorgt: Weitfallende Pelerinen und glockige Mäntel aus
goldbedrucktem Taft oder schillernder, ebenfalls imprägnierter
Seide sind eine vornehme Ergänzung des eleganten Abendkleides.
Der ideale Wettermantel aber ist derjenige, der auf beiden Seiten getragen werden kann. Der glatte .Gabardine der Außenseite
wird dabei von dem buntkarierten Taft der Innenseite, der an
den Kragen- und Rockaufschlägen zum Vorschein kommt, anmutig
belebt, während umgekehrt - an freundlicheren Tagen zu tragen der oft in schreienden Farben gehaltene Taft von dem dezenten
Grau oder Dunkelblau des Gabardines gedämpft wird. Auch alle
anderen bisher üblichen Materialarten für Regenmäntel erhalten

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

25» April 1951

erhalten durch den modischen Schnitt und die neuesten Farben
wie Violett, Korallenrot und Beige eine besonders aparte Note»
Vor allem wird Kord nach wie vor als das Material für Wettermäntel angesehen» Während auf der einen Seite seine poröse
Webart das Atmen des Körpers gestattet, bietet gerade seine
pelzartige Oberfläche den besten Schutz gegen Nässe und Kälte.
•^ie neue Regenmode beschränkt sich jedoch nicht auf Mäntel
alleino Auch die Schirme, die wieder ein unentbehrliches Utensil für regnerische Tage geworden sind, zeichnen sich durch
neue modische Effekte aus0 Mit ihren langen Stöcken und phantasievollen Griffen sind sie meist aus einem Material hergestellt, das eine schicke Ergänzung der übrigen Kleidung bildet-.
Selbst die Kopfbedeckungen sind dem Stil der Regenmode angepaßt, denn praktisch und kleidsam zugleich sind die kleinen
Kappen, Baretts und Glocken-Hütchen aus imprägniertem Stoff,
die passend zu jedem Regenmantel geliefert werdeno
Besonders aparte Neuheiten bietet die für nasse Tage berechnete SchuhmodeQ -A-us durchsichtigem Kunststoff entstand
eine Reihe neuer Überschuh-Modelle, die nach den bisher üblichen 'schweren, unförmigen dunklen "Galoschen" nicht nur
durch ihre Leichtigkeit und wohltuende farbliche Freundlichkeit ansprechen, sondern auch den Vorteil besitzen, zusammengelegt und sogar in der Handtasche "für alle Fälle" mitgenommen werden zu können„ Nicht ohne Grund wurde eines dieser
Schuhmodelle mit dem bezeichnenden Namen "Elfe" bedacht0
Und wenn dann die so ausgerüstete Dame für ihren Spaziergang an unsicheren Frühlingstagen noch statt der empfindlichen
Ledertasche das niedliche, ebenfalls zur übrigen Garderobe
passende Handtäschchen aus Kunststoff mitnimmt, dann ist sie
wirklich-von Kopf bis Fuß so ausgestattet, daß ihr auch der
stärkste Regenguß nichts anhaben kannc Das Gefühl, gut auszusehen und -trotzdem vor Nässe unbedingt geschützt zu sein,wird
sie in diesem Jahr die langen Frühlfngs-Regenperiodsn nidit nur
als unabwendbares Übel hinnehmen, sondern ihnen vielleicht sogar einen gewissen Reiz abgewinnen lassen»
* * * * *

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"AMERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU

25. April 1951

Trinkwasser ist nicht unter allen Umständen
gesundheitsfördernd, stellten amerikanische
Wissenschaftler der Mayo-Klinik und der
Staatsuniversität von Minnesota an Hand
einer Reihe von Tests an Studenten fest.
ÜBER M S TRINKEN
(70 Zeilen, 630 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Dem Fremden in Amerika fällt
es auf, daß dort nirgendwo, weder im Heim, noch in Restaurants
und nicht einmal in den Büros, die Karaffe mit Wasser fehlt. Und
irgendwer in den Vereinigten Staaten hat einmal den Satz geprägt,
daß ein Mensch, wolle er gesund bleiben, täglich acht Glas Wasser
zu sich nehmen müsse. Millionen Männer und Frauen halten sich
streng an diese Regel und schlucken getreulich täglich ihr Quantum. Nach ihrer Auffassung werden dadurch Erkältungskrankheiten
leichter überwunden und der Stoffwechsel gefördert« Diese Meinung fand so viele Anhänger, daß nunmehr die Wissenschaft zu
diesem Problem Stellung genommen hat und Tatsachen anführt, die
diese Behauptungen zum großen Teil widerlegen.
So stellte der Internist der berühmten Mayo-Klinik in Rochester, Dr. Walter Alvarez, kürzlich fest, daß viele Menschen
nur darum unter Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden und geschwollenen Knöcheln leiden, weil sie sich ständig "von innen
her selbst ertränken".
Der in Amerika weit verbrei-teten Unsitte von übermäßigem
Wassergenuß während der Mahlzeiten schreiben die Ärzte die Ursache für zahlreiche Marenleiden zu. Der Hauptgrund ist, daß die
Nahrung, wenn sie mit Wasser hinuntergeschwemmt wird, nicht genügend gekaut wird. Zu großer Wassergenuß beeinträchtigt ferner
die Assimilierung von' Stärke und Zücker und verdünnt die im
Speichel enthaltenen Verdauungsfermente in hohem Maße. Besonders
schädlich ist das Trinken von eiskaltem Wasser, das die Blutgefäße im Magen verengt, die Temperatur im Verdauungstrakt zum
Sinken bringt und Stoffwechselbeschwerden zur Folge hat.
Ein anderer Trugschluß ist die Annahme, daß Wasser, in
reichlichen Mengen genossen, die Haut blühend und rein mache.
Der Befund der Ärzte bezeugt gerade das Gegenteil. Tests haben
erwiesen, daß bestehende Hauterkrankungen sich bei übergroßem

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

25. April 1951

übergroßem Wassergenuß verschlimmern.
Y/as den Einfluß von Trinkwassergenuß auf Erkältungen anbelangt, so hat Dr c Harold S. Diehl, Dekan der medizinischen
Fakultät der Universität Minnesota, an einer Tc-streihe an
Collegestudenten festgestellt, daß diejenigen, die wenig Wasser
tranken, nicht länger vom Schnupfen gequält wurden als die Anhänger der "Wasserkur". Ebensowenig gewährleisten einige Glas
Wasser, vor dem Zubettgehen getrunken, einen guten Schlaf, da
das Y/asser vom Körper in wenigen Stunden wieder ausgeschieden
wird. Häufig hört man auch die Behauptung, daß das V/asser wegen seines großen Gehaltes an Mineralsalzen. - Kalzium, Eisen,
Magnesium, Fluor und Kaliumsalze - eine Art Allheilmittel gegen
fast alle Beschwerden sei. Tätsächlich sind es die Mineralsalze
in unserer Nahrung, die die Zähne weiß und gesund erhalten,
das Haar seidig glänzend machen und Muskel- und Gelenkschmerzen
lindern, doch sind sie keineswegs ein Wundermittel, und dem
Körper wird die nötige Menge an Mineralsalzen besser durch die
Nahrung als durch Trinkwasser zugeführt.
Das alles heißt natürlich nicht, daß es in jedem Fall
schädlich wäre, V/asser zu trinken, denn der Körper benötigt
mehr Flüssigkeit als Nahrung, und der Mensch kann zwar bis zu
50 Tage ohne Nahrung, aber nur wenige Tage ohne Y/asser leben.
Hinzu kommt, daß der Körper selbst zum Großteil aus Wasser
besteht - die lebenswichtigen Organe zu 70$, das Blut zu 90$
und das Skelett zu 22$. Würde man für längere Zeit jede Flüssigkeitsaufnahme verweigern, wäre der Tod die sichere Folge.
^ie Frage, wieviel Flüssigkeit ein Mensch pro Tag zu sich
nehmen muß, um gesund und leistungsfähig zu bleiben, beantworten amerikanische Ärzte mit dem Hinweis, daß 2 1/2 bis 3
Liter vollkommen ausreichen. Zwei Drittel des täglichen Flüssigkeitsbedarfs werden allein durch die Nahrungsaufnahme gedeckt,
da beispielsweise Rindfleisch zu 63$, Eier zu 70$, Brot zu 40$,
Gemüse zu 90$ und Zwieback zu 25$ aus Wasser bestehen. Trinkt
man zusätzlich noch 3 bis 4 Glas Flüssigkeit - durchaus nicht
nur Y/asser, sondern Kaffee, Limonade, Tee und dgl. - so ist
der Flüssigkeitsbedarf des Körpers ausreichend gedeckt, und
jedes Mehr kann sich auf die Gesundheit nur schädlich aus-

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

25. April 1951

Das Blut einer 66jährigen Frau aus den
Südstaaten der USA gibt neue Aufschlüsse
über die Ursache von Krebs. Dr. Philip
Levine, ein Pionier der MRhM-FaktorForschung, erbrachte den ersten wissenschaftlichen Beweis für einen Zusammenhang zwischen erblich bedingter Blutkonstitution und Krebs.
GIBT ES EINE ERBLICHE ANLAGE FÜR KREBS?
Von Milton Amsel
(4-6 Zeilen, 420 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Eine überraschende Entdeckung, die geeignet scheint, das Problem der Krebsursache in
ein neues Licht zu rücken, wurde kürzlich in einem vor der New
Yorker Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vortrag von
Dr. Philip Levine bekanntgegeben,
Dr. Levine, Direktor des "Rh"-Faktor-Forschungslaboratoriums der Ortho Research Foundation, berichtete über einen ersten
wissenschaftlichen Erweis, daß zwischen erblich bedingter Blutkonstitution und Krebs ein Zusammenhang besteht.
Dr. Levine erhielt eine Blutprobe einer Frau aus den Südstaaten Amerikas mit dem Hinweis, daß die Patientin an Magenkrebs leide. Die Blutuntersuchung zeigte, daß diesesßlut einen
Antikörper (Abwehrstoff gegen Krankheiten) enthielt, der in
ausgeprägte Reaktion zu Blutproben von 1 000 anderen Menschen
trat.Dagegen reagierte das Blut der Kranken nicht bei einer
Probe mit dem Blut der Schwester der Patientin. Damit scheint
der Nachweis erbracht, daß dieser Antikörper irgendwie im Zusammenhang mit einem erblich bedingten Faktor im Blut der beiden Frauen steht.
Bei diesen Versuchen hat Dr. Levine eine neue Blut-"Gruppe"
entdeckt, die sich mit dem Rh-Faktor und den anderen sonst beim
Menschen bekannten Blutgruppen (A,B,AB,0) vergleichen läßt.
Dr. Levine bezeichnete sie bei Anwesenheit des Faktors im Blut
mit groß *Jnt mit klein " j " beim Fehlen dieses Faktors. Das Blut
der meisten Menschen enthält den J-Faktor, das der beiden Frauen
jedoch nicht.
Weitere Experimente- zeigten, daß die Krebszellen im Magen
der Patientin durch den Antikörper in deren Blut neutralisiert.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

25. April 1951

neutralisiert wurden. Damit war bewiesen, daß der Antikörper
sich auf Grund des Krebses entwickelt hatte.
Doch auch im Blut der Schwester, die nicht an Krebs litt,
fehlte der Blutfaktor: das Blut der beiden zeigte bei entsprechender Probe keine Reaktion.
Dr. Levine legte dem Auditorium folgende Fragen vor:
Welche Erklärung gibt es für die Beziehung zwischen der neuentdeckten Blutgruppe und dem Krebs? Könnte es sein, daß auf
irgendeine noch unbekannte Weise ein neuer Faktor - von außen in den Organismus gelangt und zur Ursache des Krebses wird?
3islang vertrat man allgemein die Theorie, daß Krebs und andere
Tumore dadurch entstehen, daß durch eine Veränderung im Organismus die normalen Zellen zu abnormem. Wachstum angeregt werden»
Der Forscher, der mit seinen Arbeiten bedeutende Beiträge
zur Erforschung des Rh-Blutfaktors geleistet hat, erklärte
mit aller Deutlichkeit, daß er hier keine Krebstherapie oder
ein diagnostisches Hilfsmittel anbiete. Er habe lediglich der
Forschung einen neuen 7/eg gewiesen.
* * * * *

Die Druckkonserve spart Zeit, Arbeit
und Geld.
EINE "BOLIBENSACHE"
(40 Zeilen, 360 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) -- Zu den zahlreichen Konserven, ohne die das Leben vieler amerikanischer Berufstätiger
heute fast undenkbar wäre, haben sich seit einiger Zeit die
überaus praktischen und handlichen Sprühdosen gesellt, die als
sogenannte "Aerosols" in 80 Variariten für die mannigfaltigsten
Verwendungszwecke auf den Markt kommen. Die wachsende Popularität dieser "Bomben", die in ihrer ursprünglichen Form dem amerikanischen Soldaten als Ungeziefer-Bekämpfungsmittel dienten,
ist »umso begreiflicher, als sie nicht nur Mittel für den rein
persönlichen Gebrauch enthalten, sondern auch in Heim, Keller,
Garten und Garage ihre Nützlichkeit erwiesen haben. Es gibt
Druckkonserven für die Küche (Schlagsahne, fertige Kuchenteigmassen

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

25. April 1951

Kuchenteigmassen, die nur gebacken werden müssen, Salatzutaten
etc.)f andere für Gesundheitspflege und Kosmetik (Shampoos, Rasiercreme, schweiß- und geruchbekämpfende Lösungen, Parfüms,
Schuhpasten, Schutzmittel gegen Sonnenbrand etc) .f Kleider-,
Möbel- und Autokonservierungsmittel u. dgl.j dem Arzt stehen
antiseptische Flüssigkeiten, chirurgische Seifen, LeukoplastEntferner, ja sogar Lokalanästethika in dieser Form zur Verfügung.
Die Sprühdosen sind äußerst zeit-, arbeit- und geldsparend.
Ein Druck auf einen Knopf genügt, und aus den mit winzigen Ventilen und Düsen ausgestatteten Dosen sprüht der Inhalt hervor. Je
nach dessen Konsistenz sind die Düsen verschieden.
Zur Erzielung des nötigen Druckes in der Dose wird kälteverflüssigtes Gas verwendet, das in zweifacher Hinsicht wirkt.
Ein Teil vermischt sich mit dem flüssigen Doseninhalt, während
der andere verdampft, den Raum zwischen Konzentrat und oberem
Dosenrand ausfüllt und die Flüssigkeit durch ein Syphonrohr und
eine feine Düse treibt. Den Rest besorgt das in der Lösung enthaltene Gas, das sich beim Austritt aus der Düse stark ausdehnt
und dabei die Dosenflüssigkeit äußerst fein versprüht.
Zur Zeit arbeitet man daran, einen unzerbrechlichen Behälter aus Glas herzustellen, der dem hohen Druck standhält. Auch
ließe sich dadurch die bei Blechdosen häufig eintretende chemische
Zersetzung vermeiden.
1950 worden nach einer Schätzung
mehr als
50 Millionen Druckkonserven hergestellt, eine Zahl, die in den folgenden
Jahren zweifellos noch weiter ansteigen wird.
f f f f f

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich.

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IV. Jahrgang» Nr. 18 W

2» Mai 1951

Die Frauen Amerikas brechen alle
früheren Rekorde im Hausschneidern.
MIT NADEL, FADEN UND SCHERE
Von Ruth Bloch
(100 Zeilen, 900 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die amerikanische Frau hat
ein neues Steckenpferd - das Hausschneidern0 Die Zahl der augenblicklich selbst nähenden Frauen - man gibt sie mit 52 Millionen
an - bricht alle früheren Rekorde <>
Eine Rundfrage bei zehntausend Hausfrauen ergab, daß 95$ der
Befragten irgendetwas nähen oder handarbeiten. Im Laufe der letzten
vier Jahre verdoppelte sich allein die Anzahl der Frauen, die an
den Nähkursen der Singer Nähmaschinen AG teilnahmen, und erreichte
1949 die beträchtliche Höhe von 408 000„ Der Schnittmuster-Verkauf
kletterte von 45 Millionen im Jahre 1939 auf rund 150 Millionen
im Jahre 1950. «
Die nimmermüden Statistiker haben sich auch dieses Gebietes
mit aller Gründlichkeit angenommen und sind bei ihren Berechnungen
zu den erstaunlichsten Resultaten gekommen: Obgleich die Zahl der
"anonymen" Schneiderinnen wahrscheinlich bereits bei den Fünfjährigen beginnt und bei den Hundertjährigen endet, so tragen
nach der neuesten Statistik doch die 26—bis 35jährigen den Hauptteil o Es sind meist verheiratete Frauen, deren Ehemänner ein
Jahresdurchschnittsgehalt von drei- bis fünftausend Dollar haben»
Solch eine Frau stichelt etwa siebenundzwanzig Kleidungsstücke
im Jahr und verwendet darauf so viel Zeit, wie sie zum 18 1/2maligeh Lesen des tausendseitigen Romans "Vom Winde verweht" benötigen
würde. Neunhundert Millionen Meter Material werden dabei insgesamt verarbeitet, genug, um daraus einen Teppich von der doppelten Länge der Entfernung von der Erde zum Mond zu fertigen«
Eine ganze Industrie in den USA macht größte Anstrengungen,
um der nähenden Frau behilflich zu seine bchnittmusterdienste,
Warenhäuser und Nähmaschinenfabriken tun alles, um ihr diese Kunst
leicht und interessant zu machen0 Durch Radio- und Fernsehübertragungen erhält sie ihre letzten modischen und praktischen Anweisungen „ Hat sie selbst keine Nähmascnine, kann sie in Nähstuben

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. Mai 1951

Nähstüben gegen eine
Gebühr von 50 Cent pro Stunde nähen,
solange es ihr beliebt.
Warum sind die Amerikanerinnen von dieser Nähwut "besessen,
fragte man sich und glaubt, diese Frage nur beantworten zu
können, wenn man den Entstehungsgründen dieses Triebes nachspürt. Die kleine Marie beobachtet ihre Mutter bei dieser komplizierten und äußerst interessanten Art der Beschäftigung,
und in einem unbewachten Augenblick vollführt sie ihr erstes
Experiment: mit einem halben Dutzend Knöpfen "verschönt" sie
die Wohnzimmergardil ten.
Ihre nächste Arbeit ist eine Kreuzsticharbeit nach Auf.bügelmuster - ein etwas verzerrtes Quadrat, auf dem in rotem
Seidengarn der Spruch "Sich regen bringt Segen" leuchtet« Diese
erste Handarbeit prangt an hervorragendster Stelle auf dem Sofa
des Wohnzimmers und veranlaßt die kleine Marie, mit ihrem nächsten Taschengeld mehr von diesem glänzenden Garn zu kaufen<>
Später in der Schule entgeht das Kind auf keinen Fall den
Anfangsgründen der Näherei. Und nach einem Jahr bringt es eine
Schürze aus irgendeinem ganz groben und haltbaren Gewebe, das
einfach "nicht klein zu kriegen" ist, nach Hause. Der Höhepunkt
der Handarbeitsstunden ist das für die Schulabschlußfeier selbst
gefertigte Kleid„ Formlos, stark verkrüppelt - man sieht ihm an,
mit wieviel Eifer, Fleiß und grimmiger Entschlossenheit es gemacht wurde - wird es meist einen Tag vor der Schlußfeier erst
halb fertig von einem verzweifelten Wesen nach Hause gebrachte
Irgendeine gute Tante muß dann aushelfen, und das etwas sonderbare Gebilde, steif gestärkt wie ein Stehkragen unserer Urgroßväter, wird wenigstens einmal getragen,, Nichtsdestoweniger ein Kleid ist genäht worden, und Mary glaubt - genau wie viele
andere Leute - damit eine edle und großartige Tat vollbracht
zu habeno
Nun möchte man wiederum fragen, warum Maries Mutter näht
und flickt. Dafür gibt es zwingende Gründe: Entweder weil sie
die Löcher in den Socken ihres Mannes oder der durchgescheuerte
Hosenboden ihres Jungen dazu zwingen, oder weil sie sich zur
Kunst des Schneiderns berufen fühlt. Die Erste näht, weil sie
muß, die Zweite, weil sie willo
Ein dritter Punkt aber dürfte bei den meisten Frauen
ausschlaggebend
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2 0 Mai 1951

ausschlaggebend sein: nämlich der finanzielle Vorteile Denn
eine geschickte Frau kann, wenn sie selbst schneidert, sich
für wenig Geld elegant und gediegen kleideno Selbst in Amerika,
dem Land der billigsten und vorteilhaftesten "readymades", kann
sie auf diese Weise viel Geld sparen0
Darüber hinaus ist die Mode selbst ein beständig neuer
Antrieb zum Selbstschneidern0 Ist doch die Kleidung für eine
Frau nicht nur eine notwendige "Feigenblattangelegenheit",
sondern Ausdruck ihres ureigensten Wesens«
So manche Steinzeitmaid mag ihrem Fell durch eine besondere Behandlung Weichheit, Glanz und, wer weiß, auch modischen
Schick verliehen haben„ Dreitausend Jahre vor Christi Geburt
verstanden die Ägypter und Chinesen sich bereits auf die Kunst
des Nähenso Zu Zeiten der Pioniere in daa.USA fertigten die Frauen die Bekleidung für die gesamte Familie, und in den Heimatmuseen amerikanischer Städte findet man noch besonders schöne
Prachtexemplare weiblicher Nähkunst jener Tage«,
Selbstnähen tritt genau wie die Sonnenflecken periodisch
aufo Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre unseres
Jahrhunderts, als die Emanzipationserfolge der Frau noch zu jung
waren, war das Nähen nicht mehr "up to date" „ Als man später
aber den weiblichen Seiten der Frau wieder größere Aufmerksamkeit schenkte, kam das Nähkörbchen abermals zu seinem Recht und wie die Statistiken beweisen, feiert es zur Zeit geradezu
Triumpheo
(Copyright freigegeben von "New York Times")

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2» Mai 1951

Kinder wählen und zensieren selbst
ihre Filme, die die Children's Film
Library Jeder Gemeinde in den USA
für allwöchentliche Jugendvorsteilungen zur Verfügung stellt»
LIEBE IST "MANTSCH"
Amerikanische Kinder im Kino
(85 Zeilen, 760 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) —
"Junge, Junge,
jetzt kommt Tex, jetzt geht die Sache in Ordnung!" - Gerade
steckte Tex seinen Colt wieder ein, als der Bösewicht hinter
ihm auftauchte, "He, Vorsicht, nimm die Pistole", schrien dreitausend Jungen und Mädchen, die sich vor Aufregung zum Teil von
ihren Sitzen erhoben hatten0 Aber glücklicherweise brauchte man
sich keinen Zwang aufzuerlegen, denn im Kino war nicht ein einziger Erwachsener.
Das Publikum war so aufgekratzt, daß der nach der Pause
folgende Lehrfilm mit kaum geringerem Interesse aufgenommen wurde» In vielen Gemeinden der Vereinigten Staaten sind solche,
ausschließlich der Jugend vorbehaltene Kinovorstellungen zur
festen Einrichtung geworden» Aber die Filme, die hier gezeigt
werden, sind keineswegs steinalte "verregnete" Streifen, aus
denen irgendein geschäftstüchtiger Unternehmer noch ein paar
Dollar herausholen möchte, sondern Filme, die zum Teil ausdrücklich für diesen Zweck hergestellt sind oder zumindest einer
gründlichen Prüfung hinsichtlich ihrer pädagogischen und didaktischen Eignung unterworfen wurden» Diese Prüfung schließt im
übrigen auch eine Probevorstellung vor hundert New Yorker Kindern im Alter von 8 bis 12 Jahren eine Die Programmgestaltung
liegt in der Hand einer mit wachsendem Erfolg ehrenamtlich arbeitenden Gesellschaft, der Children's Film Library» Diese Gesellschaft betreut wöchentlich etwa drei Millionen amerikanische
Kinder. Ins Leben gerufen wurde sie von Eric Johnston, dem
jetzigen Leiter des Amtes für Wirtschaftsstabilisierung, der
selbst Vater zweier Töchter und obendrein Filmmann ist» Gerade
als Vater empfand er hier einen Mangelt Wohl wurden zahlreiche
"klassische" Jugendfilme hergestellt - man denke nur an
"Huckleberry Firm" oder "Alice im Wunderland" - aber diese iFilme
waren nur einem begrenzten Teile der Jugend, nämlich den Halbwüchsigen
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. Mai 1951

Halbwüchsigen zugänglich*, Sie kamen nicht an die Kleineren, in
denen sie, wie nunmehr die Erfahrung zeigt, auch ein dankbares
Publikum gefunden hätten»
Vor 25 Jahren hatte man bereits einmal einen ähnlichen
Versuch unternommen* Damals jedoch versäumte man, das jugendliche
Publikum selbst nach seiner Meinung zu fragenc Der Erfolg war,
daß die ganze Sache nach kurzer Zeit scheiterte„ Die Konsultation
des kindlichen Publikums war die eigentliche Pointe an Mr. John*stons Idee0 Natürlich werden zunächst Erwachsene zu Rate gezogen,
vor allem die Frauen- und Mütterorganisationeno Diese klassifizieren jeden Film in folgender Weise: 1) für Erwachsene, 2) für
Familien, also auch für Kinder in Begleit\ing Erwachsener, 3)
für Jugendliche über zwölf, 4) für Kinder durchaus annehmbar,
5) für Kinder besonders geeignet. Nur die beiden letztgenannten
Zensuren qualifizieren einen Film für die Vorführung bei einer
solchen Jugendvorsteilung„ Es sind immerhin ungefähr 80 amerikanische Filme jährlich, die mit "5" bewertet werdeno
Zuweilen kommt es vor, daß die Psychologen einen ganz an
deren Standpunkt vertreten als die Eltern*, So zum Beispiel sind
sie nicht der Meinung, daß Aufregung den Kindern unbedingt schaden müsseo Sie unterscheiden zwischen realer und eingebildeter
Furcht Die erstere sei in der Tat sehr gefährlich für das Kincu
Aber aucn die fiktive Furcht könne sicn nacntellig auf die Ent
Wicklung auswirken," wenn zum Beispiel, wie es in "Bambi" geschahv
der Lebensbereich des Kindes von außen her plötzlich durch einen
brutalen Eingriff erschüttert wird,, (Die Mutter des Rehs Bambi
wird vom Jäger erschossen).' Anders aber vei'hält es sich mit den
gewöhnlichen Abenteurerfilmen» Einmal handelt es sich hier stets
um Erwachsene, deren Situation das Kind niemals unmittelbar auf
sich selbst bezieht, und zum anderen spielen diese Film« meist
in einer mehr oder weniger phantastischen oder zumindest ungewohnten Umgebung, die sich von der des Kindes gründlich unterscheidet. In diesem Falle kann die durch den Film ausgelöste
Aufregung sogar von kathartischem Wert sein0 Es werden unbewußte
Aggressionsgelüste auf harmlose Weise abreagiert„
Interessant ist es, die Reaktion der Kinder während der
Vorstellung zu beobachten Erstaunlich vor allem ist der jähe
Wechsel der Emotionen., Im Augenblick waren sie noch im höchsten

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2. Mai 1951
höchsten Maße aufgeregt, und nun sind sie plötzlich tödlich gelangweilt. Sie rutschen auf ihren Stühlen hin und her und halten sich sogar die Ohren zu. lange Konversationen, die über ihren Kopf hinweggehen, bereiten ihnen Qualen. liebesszenen werden kurzerhand als "Mantsch" abgetan, wenngleich die Mädchen
immer noch ein wenig mehr Sinn dafür haben als die Jungen. Aber
gerade in jenen Altersklassen dominiert das männliche Element,
das heißt, die Jungen bestimmen, was den Mädchen gefallen darf.
Die bisherige Erfahrung hat eindeutig gezeigt, daß die Kinder
durch Handlung und Bewegung am stärksten mitgerissen werden.
Was sie wollen, ist eine klare Handlung mit sehr betonten Situationen, die entweder Spannung oder Gelächter erregen. Nicht
weniger Spaß al? die Burleske macht ihnen Balgerei. liebesszenen werden nur geschätzt, wenn sie eindeutig lächerlich sind.
(Copyright freigegeben von "Parents1 Magazine")
* * * # *

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2. Mai 1951

Das Prauenhilfskorps der amerikanischen
Legion hat eine Organisation geschaffen,
die jährlich ausgewählten Schülerinnen
der vorletzten Highschool-KLassen Gelegenheit gibt, nach dem Vorbild der US-Regierung eine eigene "Modellnation" zu gründen
VISION EINER BESSEREN WELT
Von Dorothy Bück
( 63 Zeilen, 570 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Das Frauenhilfskorps der
American Legion, einer nationalen nichtmilitärischen Vereinigung
der Teilnehmer beider V/eltkriege, hat eine Einrichtung ins Leben gerufen, die "ausgesuchten jungen Amerikanerinnen ein Training für ein aktives, verständnisvolles und verantwortungsbewußtes Teilhaben an den Dingen des Staates" vermitteln soll.
Sie soll den jungen Mädchen zeigen, wie Gesetze entstehen, wie
die US-Regierung arbeitet, wie sie ihre Beamten aussucht und
wie schließlich die Gesetzgeber ständig über die Ansichten ihrer
Wähler auf dem laufenden gehalten werden.
In jedem Jahre werden aus der vorletzten Klasse der Höheren
Schulen Mädchen aus einer Kandidatenliste ausgewählt. Die dabei
zugrunde gelegten Anforderungen sind: Organisationstalent, hervorragende Schulleistungen, gute Charaktereigenschaften, staatsbürgerliches Bewußtsein und Wille zur Zusammenarbeit. Im Zeltlager eines Colleges werden dann jährlich Trainingskurse in
praktischer Staatsbürgerkunde abgehalten. Die teilnehmenden
Mädchen werden zwei hypothetischen Parteien, den Nationalisten
und den Föderalisten,zugeteilt. Als Mitglied ihrer "Partei"
lernt dann jedes Mädchen das Funktionieren des Zwei-ParteienSystems kennen.
Es wird ein "Mädchenstaat" errichtet, der in Provinzen aufgeteilt ist. In der Provinz "Verständigung" liegen z.B. die
Städte "Toleranz" und "Gerechtigkeit", in der Provinz "Einheit"
die Städte "Frieden" und "Freiheit", in der Provinz "Tapferkeit"
die Städte "Guter Wille" und "Demokratie" und schließlich in
der Provinz "Glaube" die Orte'"Freundschaft" und "Loyalität".
In jedem der 48 amerikanischen Staaten und in Alaska wird so
ein "Mädchenstaat" gegründet. Alljährlich stellt jede Gruppe

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2. Mai 1951

Gruppe zwei Vertreterinnen, die dann in einem anderen Lager das,
was sie vorher auf Staatenbasis studiert und praktiziert haben,
auf umfassender nationaler Basis wiederholen. Bei diesem jährlichen Treffen gründen die 98 Vertreterinnen eine eigene "Nation",
wählen ihre eigenen Beamten, machen ihre eigenen Gesetze und
studieren die Funktionen der US-Regierung. Sie lernen die Gewaltentrennung in der gesetzgebenden, ausführendem und richterlichen Gewalt kennen. Sie lernen, daß die gesetzgebende Gewalt
vom amerikanischen Kongreß ausgeübt wird, die ausführende Gewalt in der Hand des Präsidenten und der Ministerien liegt und
der Oberste Staatsgerichtshof die höchste richterliche Gewalt
darstellt.
Innerhalb dieser "Mädchenstaaten" gibt es keine parteipolitische Propaganda. Es wird aber eine politische Kampagne auf
hypothetischer Grundlage inszeniert, so daß die Studentinnen
lernen, welche Bedeutung dieser Teil des politischen Lebens
hat. Sie lernen, genaue Informationen zu sammeln, bevor sie
sich eine fesxe Meinung bilden, und sie lernen, auch die Meinungen Andersdenkender zu achten.
D
ie großen Probleme des Tages werden den jungen Amerikanerinnen oft von den prominentesten Persönlichkeiten erläutert. So
sprach während der 1950er Tagung Präsident Truman persönlich
zu den Teilnehmerinnen. Der wirkliche Prüfstein für jedes Erziehungsprogramm ist immer die Wirkung, die es auf das Denken
der Teilnehmer ausübt. Viele der einstigen Mitglieder eines
"Mädchenstaates" haben sich anschließend entschlossen, Staatswissenschaften zu studieren, andere haben sich als aktive Teilnehmer im politischen Leben bewährt. Diese jungen Staatsbürger
haben sine Vision einer besseren Welt empfangen; es ist anzunehmen, daß ihr Einfluß sich auch günstig im politischen Alltag
auswirken wird.
(Copyright freigegeben von dem Mouatsblatt des amerikanischen
Bundes der Klubs der berufstätigen Frauen "Independent Women")
* * * * * *

(mit 3 Bildern)

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2. Mai 1951

Industriezentrum Cleveland auf der
Suche nach weiblichen Arbeitskräften.
FRAUEN AN DER DREHBANK
Von Susan Mahrer
' 106 Zeilen, 960 Worte)
CLEVELAND, OHIO — (Amerika Dienst) — Cleveland, die bedeutende Industriestadt am Eriesee, erlebt augenblicklich seine
größte Wirtschaftskonjunktur seit 1943, und die Lage auf dem
dortigen Arbeitsmarkt ist heute wieder recht angespannt.
Um den Anforderungen des Verteidigungsprogramms der amerikanischen Regierung gerecht werden zu können, fangen die Betriebe bereits an, auf die noch vorhandenen Reserven an weiblichen
Arbeitskräften zurückzugreifen.
Mit seiner Bevölkerung von über einer Million Menschen
dehnt sich Cleveland nach allen Richtungen hin aus, und die
Vororte Parma, Brookpark und Brooklyn Village, die vor fünf
Jahren noch "weit draußen" lagen, sind heute die Zentren dieser neuen Wirtschaftsblüte. Die beiden größten Autofabriken der
Welt, General Motors und Ford, errichten in Parma und Brookpark
gewaltige neue Werke-»
Im Juni 1943 standen in dieser damals fast ganz von wehrfähigen Jungen Männern entblößten Stadt 640 000 Menschen in Arbeit, davon waren 36$, d.h. 230 400, Frauen. Heute werden hier
von den verschiedenen Werkzeug-, Flugzeug- und Autofabriken, die
im Rahmen des von der Regierung verkündeten Verteidigungsprogramms
tätig sind, bereits wieder 615 000 Menschen beschäftigt, von denen 31,2$ (rund 190 000) Frauen sind.
Nach Mitteilungen des Arbeitsamts des Staates Ohio ist
die Zahl der in den Produktionsprozeß eingeschalteten Frauen
zur Zeit noch nicht hoch; doch werden voraussichtlich ab Mitte
Mai viele Frauen ihre Arbeitskleidung, die sie im 2. Weltkrieg
trugen, wieder hervorholen urd an ihre alten Arbeitsstätten,
die Thompson Products, die Lincoln Electric, Jack and Heintz
und andere Firmen, die dringend Arbeitskräfte benötigen, zurückkehren.
Die Zahl der Arbeitslosen hat in Cleveland mit 21 000 ihren
Tiefpunkt erreicht. Darunter befinden sich zehntausend Frauen,
v.on denen 53$ 35 Jahre und älter sind. Von den 10 000 weiblichen
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. Mai 1951

weiblichen Arbeitslosen sind rund 21 $ Büroangestellte, 25$ angelernte Kräfte und nur 4?° Facharbeiter.
Diese nur vier Frozen! Facharbeiter bereiten den Unternehmern große Sorgen; aus diesem Grunde lernt bereits jetzt
die Werkzeugfabrik "Warner and Swasey" Frauen an, und die für
die Luftfahrtindustrie tätige Firma "Cleveland Pneumatic Tool
Co." führt Untersuchungen über ihren kommenden Bedarf an Arbeitskräften und die nutzbringendste Verwendung weiblicher
Arbeiter durch.
Durchschnittlich werden in Cleveland gegenwärtig 5 000
Menschen monatlich in den Produktionsprozeß eingeschaltet;
dabei ist die Arbeit für das große Verteidigungsprogramm noch
nicht voll angelaufen. Erst im Juli wird die Suche nach neuen
Arbeitskräften richtig einsetzen, doch haben einige örtliche
Betriebe bereits heute einen Mindestbedarf von 6 000 neuen Arbeitern.
Sehr gesucht sind Büroangestellte und Stenotypistinnen.
Die Kaufhäuser stellen bereits ältere Frauen ein, und die Nachfrage nach Stenotypistinnen und Sekretärinnen dürfte sich noch
steigern, wenn die gelernten weiblichen Bürokräfte in Cleveland ihre Stellungen aufgeben, um in die sehr gut bezahlten
Posten der Verteidigungsindustrie zu gehen.
Schon im zweiten Weltkrieg hat es sich gezeigt, daß die
jungen Mädchen sich gern die Finger schmutzig machen, wenn
die Arbeit gut bezahlt wird. Sie stürmten damals die Firma Jack
and Heintz, wo Leistungsprämien, kostenloses Werksküchenessen,
Freimassagen, zusätzliche Fußpflege und große Gehälter es
"schick" und einträglich erscheinen ließen, die Stechuhr zu betätigen.
Älteren Frauen und solchen, die nur halbtags arbeiten möchten, bietet der neue Mobilisierungsplan gewisse Chancen. Wie
Lena Ebeling, die Leiterin der Kommission zur Erfassung der
weiblichen Arbeitskräfte im letzten Weltkrieg, mitteilt, wollen
die Verteidigungsbetriebe die jungen Mütter nicht drängen, ihre
Kinder daheim zu lassen und zur Arbeit zu gehen. So bemüht
man sich in der Hauptsache um die ältere Frau, die weniger
häusliche Verpflichtungen hat und über eine gewisse Erfahrung
aus dem zweiten Weltkrieg verfügt.
Das
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. Mai 1951

Das Fehlen gut eingearbeiteter weiblicher Angestellten
auf dem kaufmännischen Sektor hat die Federal-Reserve-Bank
veranlaßt, Jagd auf Halbtagsarbeiter zu machen. Es handelt sich
hierbei zumeist um ältere verheiratete Frauen, die zum Familianeinkommen beitragen wollen. Da Cleveland die Stadt mit den
höchsten Lebenshaltungskosten in Ohio ist, ist dieser Gesichtspunkt von großer Bedeutung.
Eine Bank, die eine große Werbeaktion für Halbtagsbeschäftigung veranstaltet hatte, arbeitet heute mit einer Vormittagsschicht von 8 bis 12,30 Uhr und einer Nachmittagsschicht
von 12,30 bis 17 Uhr. Die Central National Bank stellt Frauen
für die Zeit von 16,30 bis 21 Uhr ein.
Schon jetzt macht man sich vorsorglich Gedanken über die
Schaffung zusätzlicher Tagesheime für Kleinkinder, falls auch
die jungen Mütter zur Arbeit in den Betrieben herangezogen werden sollten. So hat die Städtische Gemeinschaftshilfe (Cleveland Community Chest Emergency ^und) der Kinderhort-Vereinigung
zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt, um genaue Erhebungen über den Bedarf an Tagesheimen anzustellen.
Zur Zeit gibt es 13 Kindergärten, die recht billig sind
und von der Städtischen Gemeinschaftshilfe und anderen gemeinnützigen Organisationen unterstützt werden. Mrs. Gertrude Merkling von der öffentlichen Mütterberatungsstelle ist Tag für
Tag unterwegs, um diese Probleme mit den Arbeitnehmern zu besprechen und einen Überblick über den Bedarf an weiteren derartigen Einrichtungen zu gewinnen. Cleveland wird also gerüstet
sein, wenn die Nachfrage nach Tageskrippen und Kinderhorten
wachsen sollte.
Während des zweiten Weltkrieges hat das Parlament des
Staates Ohio die Arbeitsgesetze für weibliche Arbeitskräfte
weitgehend gelockert; die Beschränkungen der Arbeitszeit, die
Bestimmungen über Ruhepausen und das Höchstmaß an körperlicher
Arbeit, das Frauen zugemutet werden darf, wurden aufgehoben
bezw. geändert. Gleiche Maßnahmen werden auch jetzt wieder erwogen.
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2. Mai 1951

KURZNACHRICHTEN
WEIBLICHER FLUCHILFSDIENST IN DEN VEREINIGTEN STAATEN
( 36 Zeilen, 300 V/orte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Etwa 20 Prozent des Personals der Civil Air Patrol (CAP), des zivilen Flughilfsdienstes
der Vereinigten Staaten, sind Frauen und Mädchen. Diese 1941 als
Privatorganisation für den Fliegernachwuchs gegründete Einrichtung
wurde 1948 vom amerikanischen Kongreß in eine offizielle zivile
Hilfsorganisation der amerikanischen Luftstreitkräfte umgewandelt
und umfaßt heute 183 000 Mitglieder, die als unbezahlte Freiwillige für den Notfall zum Einsatz bereit stehen.
Zu den Friedensaufgaben der Organisation gehört die Suche
nach vermißten Flugzeugen, die Versorgung der durch Hochwasser
von der Außenwelt abgeschlossenen Ortschaften mit Lebensmitteln
und die Brandüberwachung der ausgedehnten amerikanischen Waldflächen aus der Luft.
Die CAP macht keinen Unterschied zwischen männlichen und
weiblichen Mitgliedern. Hier sind Hausfrauen, Mütter, im Berufsleben stehende Frauen und Studentinnen als Piloten, Techniker
oder in der Verwaltung ebenso tätig wie Männer und viele von i b nen bekleiden wichtige Stellungen.
Die Frauen werden ferner für den Dienst in den schnellen
Nothilfeeinheiten der CAP ausgebildet, die sich aus fliegendem
und Bodenpersonal zusammensetzen und im Ernstfall für besondere
Aufgaben im Dienst der zivilen Landesverteidigung vorgesehen
sind. Selbst als Funkerinnen an den über 7 000 Amateurfunkstationen der CAP - die eines der größten einheitlichen Funknetze
der Welt bilden - finden die Frauen Verwendung. Bei jedem Notstand stellt dieses Funknetz eine wichtige Nachrichtenverbindung
zwischen amerikanischen Städten und Dörfern dar. Über 7 000 amerikanische Mädchen im Alter von 15 bis 18 Jahren nehmen an dem
Nachwuchsausbildungsprogramm der Organisation teil. Im Anschluß
an ihre normalen Schulstunden erhalten sie eine theoretische
Grundausbildung. Während eines zweiwöchigen Sommerlehrgangs auf
Flugplätzen der amerikanischen Luftstreitkräfte in den Vereinigten
Staaten, in Alaska, Hawaii oder Puerto Rico erfolgt dann eine
gründliche praktische Flugausbildung. Zum gesamten Ausbildungsprogramm des CAP gehört darüber hinaus noch eine Unterweisung in
Krankenpflege in einem der Luftwaffenkrankenhäuser.
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2, Mai 1951

VIELSEITIGE GLASFASER
(29 Zeilen, 240 V/orte)
V/ASHINGTON — (Amerika Dienst) — Die Verwendung von Glas
als Grundstoff für die verschiedenartigsten Erzeugnisse ist
bei der amerikanischen Industrie in stetem Wachsen begriffen.
So wird neuerdings aus Glas ein zarter, duftiger Vorhangstoff
hergestellt, der den Vorteil hat, feuerfest und knitterfrei zu
sein, und außerdem beim Waschen weder eingeht noch sich ausdehnt.
Ein anderer Stoff, der ebenfalls aus Glas erzeugt wird, ist
ein warmes Gewebe, das die gleichen Eigenschaften wie Wollstoff
besitzt und sich besonders gut als Futter für Regenmäntel und
Schneeanzüge eignet.
Verschiedene Baseball-Clubs in den USA sind neuerdings dazu übergegangen, ihre Sportplätze mit Planen zu überdachen, die
mit einem .leichten Glasstoff überzogen sind. Eine andere bemerkenswerte Neuerung, bei der Glas eine wesentliche Rolle spielt
sind die "wohltemperierten Fenster" bei Flugzeugen, Schiffen und
Eisenbahnzügen, die durch eine besondere Heizvorrichtung ständig auf einer bestimmten Temperaturhöhe gehalten werden und sozusagen selbsttätig - Schnee und Eis zum Schmelzen bringen
können.
Auch die Kombination von Glasfasern mit Kunststoffen findet als "Fiberglas" vielseitige Verwendung: als Koffer, Angelruten, Schutzhelme, Kleinboote und Skier.
•leidungsstücke, die aus "Glasstoffen" hergestellt werden,
besitzen die Eigenschaft, die empfindlichen Stellen des menschlichen Körpers gegen die Schädigungen von Röntgenstrahlen zu
schützen. In vielen wissenschaftlichen Laboratorien der USA
werden daher fast ausschließlich Schutzkleidungen aus Glasfasern getragen.
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Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich.

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IV. Jahrgang, Nr. 1 9 A

9. Mai 1951

Ethel Barrymores Theater- und Filmruhm hat
diese großartige Schauspielerin, die einmal
die "First Lady der amerikanischen Bühne"
genannt wurde, weit über die Grenzen der
USA hinaus zu einem Liebling des Theaterpublikums zweier Generationen gemacht.
ETHEL BARRYMORE, DIE »FIRST LADY DER AMERIKANISCHEN BÜHNE"
Von Cornelia Otis Skinner
(110 Zeilen, 990 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —-Mit ihrer stolzen, vornehmen Erscheinung und ihrer tiefen, klingenden Stimme, die ebenso
beeindruckend ist wie ihre großen, dunklen Augen, gehört Ethel
Barrymore zu den wenigen amerikanischen Schauspielerinnen, deren
Scharm es vermochte, zwei Generationen von Theaterfreunden in
ihren Bann zu ziehen. Als unbeschwertes junges Mädchen war sie
ebenso wie später als reife Frau und heute als abgeklärte Siebzigerin eine unbestrit'tene Bühnengröße, denn mit einer staunenswerten Sicherheit verstand sie es, stets diejenigen Rollen zu
finden, die ihrem vielseitigen schauspielerischen Talent und
ihrer zeitlosen Schönheit die volle Entfaltung ermöglichten.
Zusammen mit ihren beiden Brüdern Lionel und John setzte
Ethel Barrymore, die heute auf eine mehr als 50jährige Karriere
zurückblickt, die Theatertradition ihrer Familie fort, die schon
im 18. Jahrhundert in England begann. In den Vereinigten Staaten
gehörten ihre Mutter, Georgianna Drew Barrymore, und ihr Vater,
Maurice Barrymore, zu den bekanntesten Schauspielern ihrer Tage.
Ihr Debüt erlebte Ethel als kleines Schulmädchen, als sie während der großen Ferien zusammen mit ihren beiden Brüdern vor den
etwas trägen und uninteressierten Sommergästen eines kleinen
Kurortes und einer großen Schar von Familienangehörigen die
"Kameliendame" zur Aufführung brachte. Bei dieser Aufführung
war allerdings von Ethels großem Talent noch herzlich wenig zu
spüren, nur ihr als Sterbende gespielter Hustenanfall war von
einer Echtheit, die einiges Aufsehen erregte.
Ihr eigenes Interesse fiär die Bühne war damals noch gering,
und ihr Ehrgeiz konzentrierte sich ausschließlich darauf, eine
erfolgreiche Pianistin zu werden. Diesen Plan, den sie mit großem Eifer betrieb, mußte sie allerdings resignierend aufgeben,
als nach dem Tode ihrer Mutter ihre Großmutter, die damals das
Arch-Street Repertory Theater in Philadelphia leitete, bestimmte,
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bestimmte, daß Ethel sich voll und ganz der Theaterlaufbahn zu
widmen habe. Mit 14 schloß sich daher das junge Mädchen der
"Familientruppe" der Barrymores an, die eine Tournee durch Kanada unternahm, und ein Jahr später spielte sie in der Spielgemeinschaft ihres Onkels, der ebenfalls ein bekannter Schauspieler seiner Tage war, als 15jährige die Erfolgsrolle der Lady
Fennell - einer 45jährigen Frau von Welt.
Dieser Rolle, die Ethel Barrymore später selbst mit den
Worten charakterisierte: "Ich sah trotz aller Bemühungen, alt
zu erscheinen, wie ein achtjähriges Kind aus, das in den Kleidern
seiner Mutter die »große Dame' zu spielen versucht", folgte eine
ganze Reihe weiterer Bühnenstücke, in denen sie mitzuwirken hatte.
Ihre Erfolge waren nicht überwältigend. Ihr Spiel war beeinträchtigt von dem übergroßen Lampenfieber, von dem sie sich sogar später, auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, nie ganz befreien konnte.
Die Kritiken, die sie in jener Zeit in Philadelphia erhielt, waren zurückhaltend, wenn nicht gar offen ablehnend und negativ.
Ihre Verpflichtung nach New York trat Ethel daher mit einigem
Zögern an. Und der erste Auftritt am Abend jener Premiere, die
für ihre spätere Karriere so bedeutungsvoll sein sollte, schien
durchaus nicht dazu angetan, ihre Ängste und Befürchtungen zu
zerstreuen. Eine tiefe Kluft schien zwischen ihr und dem Publikum zu bestehen. Die Augen krampfhaft an den Boden geheftet,
die Stimme befangen und leise und die Bewegungen starr und mechanisch, verriet Ethel nicht das geringste von dem großen Talent,
das in ihr schlummerte. Plötzlich aber schien eine innere Wandlung in ihr vorzugehen. Wie durch eine Eingebung hob Ethel ihre
Augen, ihre Stimme wurde voll und kräftig, ihre Bewegungen gelöst - und von diesem Augenblick an riß sie die Zuschauermenge
in ihren Bann und führte die Aufführung so glanzvoll zu Ende,
daß sie selbst das anspruchsvolle New Yorker Publikum zu wahren
Begeisterungsstürmen hinriß.
Seit diesem denkwürdigen Tag war der Bann gebrochen. Ethel
Barrymore wurde der gefeierteste Star New Yorks. Nur ihretwegen
ging man ins Theater, und ihretwegen drängten sich die Menschen
nach den Vorstellungen an den Bühnenausgängen, um einen Blick
aus ihren Augen zu erhaschen. Ihre Art, sich zu kleiden und das
Haar aufzustecken, wurde maßgebend für die gesamte Frauenwelt
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Frauenwelt New Yorks, und schon die Mädchen in der Schule versuchten, ihre dunkle, belegte Stimme nachzuahmen,,
Trotz ihrer großen Erfolge hörte Ethel nicht auf, an sich
zu arbeiten,, Mit unerhörter Energie studierte sie eine Rolle
nach der anderen, versuchte sich auf allen Gebieten und gab
sich auch mit kleinen Aufgaben zufrieden, wenn sie meinte, dadurch an"Vielseitigkeit zu gewinnen. Dabei verlor sie nichts
von ihrer bezaubernden Natürlichkeit und ihrem ungekünstelten
Temperamente
Im Jahre 1909 heiratete sie Russell Colt, und nachdem
ihr erster Sohn, Samuel, geboren war, teilte sie sich in die
Aufgaben der Frau und Mutter auf der einen und der Schauspielerin auf der anderen Seite, und sie verstand es mit einer bewunderungswürdigen Selbstverständlichkeit, beiden Seiten voll gerecht zu werden.
Einer etwas ruhigeren Periode in den Jahren 1915/16, in
denen sie ihre ersten Filme drehte, folgte in den 20er Jahren die
zweite große Bühnen-Erfolgsepoche mit Maughams "Constant Wife"
und Howards "The Kingdom of God"»
Danach allerdings folgte eine längere Pause. Ethel war
zwar nach wie vor die berühmte Schauspielerin, aber sie hatte
eine unglückliche Hand in der Auswahl ihrer Stücke und mußte
sich mit Alltagserfolgen zufrieden geben» Aber einer Schauspielerin ihres Formats vermochte selbst dieser deprimierende Tiefstand neuen Auftrieb zu geben und ganz neue, in ihrem Innern
schlummernde Saiten zum Klingen zu bringen» Ethel Barrymore
mußte diesen Tiefpunkt ihrer Karriere überwinden, um zu um so
größerem Ruhm zu gelangen» Gereift und geläutert in ihrem Spiel
und Ausdrucksvermögen, begann sie ihre letzte große Erfolgsperiode, die sie nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf der Leinwand zu seltenem Ruhme führte»
Heute lebt Ethel Barrymore in einem reizenden kleinen
Haus in Palos Verdes an der pazifischen Küste» Nur wenige Andenken an ihren ruhmreichen V/erdegang zieren die geschmackvoll
eingerichtete Wohnung. Ethel Barrymore will nicht von der Vergangenheit zehren. Sie ist eine Frau, die voll und ganz in der
Gegenwart lebt und sie genießt» Nur so ist es auch' zu erklären,
daß sie trotz all der unsäglichen Strapazen, die sie in ihrem

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ihrem Leben ertragen mußte, innerlich und äußerlich so erstaunlich jung geblieben ist.
Dieser Artikel ist die gekürate Fassung einer vor einiger
Zeit in der amerikanischen Monatszeitschrift "McCall's"
erschienenen ausführlichen Biographie Ethel Barrymores.
Die Verfasserin, Cornelia Otis Skinner, ist eine bekannte Schauspielerin und Autorin der Vereinigten Staaten.
Zu dem Artikel können wir Ihnen auf Anforderung 2 Aufnahmen kostenlos zur Verfügung steilem
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AMERIKA BRAUCHT KRANKENSCHWESTERN
Als angeblich verwöhntes und sorgloses Geschcpf wird
die amerikanische Frau von ihren Geschlechtsgenossinnen
in aller Welt um die Annehmlichkeiten ihres Lebens und
ihre rechtliche Unabhängigkeit beneidet. Aber diese
Vorstellung bedarf heute, was den ersten Punkt angeht,
einer gewissen Korrektur. Freilich war die amerikanische
Frau bisher von den äußersten Schrecken des Todes und
den schwersten Mühsalen und Entbehrungen bewahrt. Doch
man sollte bedenken, daß die Zeit nicht allzuweit zurückliegt, da die Amerikanerin mit ihrem Mann alle Gefahren und Strapazen dös Pionierlebens teilen mußte.
Und zum anderen begann nunmehr eine geschichtliche Entwicklung, die diesem Lande eine außerordentliche Verantwortung für die Freiheit und den Wohlstand eines großen
Teiles der Menschheit auferlegte. Auch an dieser Bürde
wird die amerikanische Frau in Zukunft mitzutragen haben. Beweis dafür sind die Leistungen des Women's Medical Corps der drei amerikanischen Waffengattungen, deren Mitglieder auf dem koreanischen Kriegsschauplatz
Übermenschliches leisten.
(80 Zeilen, 720 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wie den Aufrufen aller
drei Waffengattungen - Heer, Marine und Luftstreitkräfte .- zu
entnehmen ist, die immer wieder an die Hilfe der amerikanischen
Frau appellieren, herrscht bei den amerikanischen Streitkräften
ein ausgesprochener Mangel an Krankenschwestern. Krankenschwestern fehlen in den Lazaretten, auf den Verbandsstationen hinter
den Frontlinien in Korea und bei den schwierigen Operationen der
Luft- und Seeweg-Evakuierung im pazifischen Raum, Dieser Mangel
macht sich besonders deshalb so stark bemerkbar, weil einer amerikanischen Verfügung zufolge nur Amerikanerinnen in Korea als
"Nurse" zugelassen werden.
So brachte im Laufe eines dreiviertel Jahres die kleine

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kleine Gruppe von 250 Krankenschwestern, die den Luftstreitkräften in Korea zugeteilt sind, 20 000 verwundete Soldaten in für
Krankentransporte oft recht unzulänglichen Maschinen, deren Laderaum provisorisch für die Verwundetenbeförderung umgebaut worden war, von Korea nach Japan in die dort stationierten Lazarette der UN-Streitkräfte.
Nächtelang wandern sie von Tragbahre zu Tragbahre - unermüdlich auf und ab in dem düsteren Laderaum, der nur dann und
wann erhellt wird von dem kleinen Lichtkegel ihrer Taschenlampen, wechseln Verbände, geben Sedativa, stillen Blutungen, injizieren Penicillin und andere Medikamente. Diese Transporte
werden von keinem Arzt begleitet, und die ganze V eran twortung
lastet auf den Schultern dieser Schwestern.
Auf dem Festland in Korea, einige Kilometer hinter der
Frontlinie, führen die Krankenschwestern einer Feldeinheit ein
schweres Leben in improvisierten Verbandsplätzen und Feldlazaretten, und es kommt mitunter vor, daß diese Frauen tagelang
ohne Nahrung und Schlaf bleiben, um den zurückgebrachten Verwundeten Linderung und Trost zu geben. Viele von ihnen tun hier
seit Beginn des Koreakrieges ihre harte Pflicht, ohne auch nur
eine schwache Aussicht auf Ablösung zu haben. Die 38 Schwestern
eines solchen Feldlazaretts behandelten im Laufe von 5 Monaten
29 000 verwundete Soldaten. Ihr Hospital war ein ehemaliges
koreanisches Schulhaus, cfias als Durchgangsstation für Verwundete benutzt wird. Die meisten dieser Verwundeten werden jedoch
mit Flugzeugen innerhalb von 24 Stunden nach Japan gebracht.
Auch das Schwesternkorps der Marineeinheiten leistet harte
Arbeit auf den ständig zwischen Korea und Japan und den USA verkehrenden Lazarettschiffen.
Die Aufgabe der Schwesternkorps der drei Waffengattungen
ist verantwortungsreich und schwer. Man kann nur solche Frauen
einsetzen, die, wenn sie sich einmal für diesen Beruf entschlossen haben, auch tatsächlich dabei bleiben und sich ihrer Berufung bewußt sind. Er bietet wenig Aussicht auf Vergnügen und
leichten Erfolg. Für den Dienst in Übersee nimmt man deshalb
auch nur jene, die sich freiwillig dazu meiden, eine volle Berufsausbildung haben und bereits ein Jahr dem Schwesternkorps
einer militärischen Einheit angehören. Ob man angesichts des
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9. Mai 1951

des großen Mangels an Pflegepersonal diese letzte Verfügung
auch in Zukunft wird aufrechterhalten können, ist zweifelhaft.
Grundsätzlich können darüber hinaus nur vollausgebildete
Krankenschwestern Angehörige des Regulär Nurse Corps werden.
Sie bekleiden dann den Rang eines Reserveoffiziers für wenigstens ein Jahr bei der Marine und den Luftstreitkräften, für
wenigstens zwei Jahre beim Heer. In jedem einzelnen Falle aber
werden die Schwestern darauf aufmerksam gemacht, daß sich ihre
Dienstzeit automatisch verlängern wird, wenn ein nationaler Notstand der USA dies erfordert. Das Gehalt eines Leutnants der niederste militärische Rang, den eine Nurse bekleiden
kann - beträgt monatlich 2 1 4 . — Dollar plus Wohnung und Verpflegung. Jede der Schwestern muß außer ihrer beruflichen Ausbildung auch noch eine achtwöchige militärische Grundausbildung
durchmachen. Später wechseln sie dann von Lazarett zu Lazarett,
von Station zu Station, bis sie, mit allem nötigen Wissen ausgerüstet, bereit, fähig und willens sind, dort eingesetzt zu
werden, wo man ihrer am dringendsten bedarf.
Diätsachverständige, Heilgymnastikerinnen und Lehrerinnen
für die berufliche Umerziehung im Falle von Verletzungen, die
es einem Verwundeten unmöglich machen, den alten Beruf wieder
auszuüben, bilden das Medizinische Weibliche Hilfskorps für
besondere Aufgaben. Absolventinnen von einschlägigen Colleges,
die noch keine Berufserfahrung sammeln konnten, können nunmehr
auf Kosten der US-Streitkräfte in einem Army, Navy- oder Airforce-Lazarett ein Jahr lang praktizieren, vorausgesetzt, daß
sie sich verpflichten, ihre Dienste wenigstens vier Jahre dem
Women's Medical Specialist Corps zur Verfügung zu stellen.

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9. Mai 1951

Über den Wert der Joghurtmilch ist man heute in
Amerika nicht mehr einer Meinung. Der folgende
Artikel berichtet von der Kontroverse um das
Bakterium bulgaricum und bringt ein Rezept zur
Selbstherstellung von Joghurt.
IST JOGHURT GESÜNDER ALS MILCH ?
Von Anna May Y/ilson
(77 Zeilen, 700 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) —
Joghurt ist geronnene Milch. Die Sitte, Milch auf diese Weise zu konservieren,
stammt aus Südrußland und den Mittelmeerländern, wo es in den
meisten Häusern weder Kühlschränke noch Keller gibt und man die
Milch nicht länger als einige Stunden frisch erhalten kann.
Das Sauerwerden der Milch beruht darauf, daß die sogenannten Milchsäurebakterien sich stark vermehren, wodurch Konsistenz, Geschmack und chemische Zusammensetzung der Milch verändert werden. Unter dem Mikroskop sehen manche dieser Milchbakterien wie längliche, dünne Stäbe aus, andere sind kurz und dick,
und einige haben Nierenform. Den sauren Geschmack verursacht die
Milchsäure, die durch die Tätigkeit dieser Bakterien aus Milchzucker (Lactose) neben kleinen Mengen Alkohol entsteht. Den Vorgang nennt die Wissenschaft Gärung.
Diese primitive Art der Milchkonservierung stammt aus einer
Zeit, in der man weder von Bakterien im allgemeinen noch von
Pasteurs Kampf ge^en die mikroskopischen Erreger von Diphterie,
Paratyphus, Sepsis und Ruhr, die in der Milch in großen Mengen
auftreten können, etwas wußte. Neben diesen gefährlichen Lebewesen enthält die Milch jedoch auch die harmlosen Milchsäurebakterien; ganz instinktiv haben die Bewohner der östlichen Mittelmeerländer das einzig Richtige getan, um sich gegen die Krankheitserreger und das Verderben der Milch zu schützen - sie züchteten die harmlosen Gärungsbakterien und vernichteten damit die
gefährlichen Bazillen. Sie taten das in der Weise,, daß sie
Frischmilch in nicht ausgewachsffie Behälter - meist Beutel aus
Tierhäuten - gössen, die vorher eine durch harmlose Bakterien
vergorene Milch enthalten hatten. Ee dauerte nur einige Stunden,
und die gutartigen Bakterien, unter ihnen vor allem der Lactobacillus bulgaricus, wirkten: die Milch wurde sauer, dickte ein,
war jedoch ohne weiteres genußfähig. Dieses Produkt enthält 0,2$
Alkohol
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9« Mai 1951

Alkohol und wurde im Mittelmeergebiet unter den Namen Joghurt,
Yogurt, Yaourt, Matzoon, Leben usw. ein beliebtes Nahrungsmittel.
Man hört häufig, daß der regelmäßige Genuß von Joghurt ein
hohes Alter garantiere. Diese Meinung vertrat der 1916 verstorbene russische Wissenschaftler Metchnikoff, der feststellte, daß
man durch den Genuß von vergorener Milch eitrige Darmerkrankungen
verhüten könne. Er glaubte, daß Menschen leichter ihre Gesundheit
bewahren und ein hohes Alter erreichen können, wenn sie eine gewisse Anzahl von den zu Milliarden in ihrem Darm lebenden Bakterien durch Joghurt-Bakterien ersetzen. Der wichtigste dieser
Mikroorganismen des Joghurt ist das Bacterium bulgaricum oder,
wie es auch oft genannt wird, der Lactobacillus bulgaricus. Dieser Ansicht steht die ^einung des Bakteriologen Dr. William
Burrows von der Universität Chikago entgegen, dar feststellte,
daß dieses Bakterium sich gar nicht im Darmtrakt hält, sondern
durch ihn wieder ausgeschieden wird. Heinemann und Ecker entdeckten schließlich den sogenannten Boaä-Oppler-Bazillus (der
mit dem Lactobazillus bulgaricus Ähnlichkeiten aufweist, wenn er
nicht sogar identisch mit diesem ist) im Magensaft von an Magenkrebs erkrankten Patienten, wodurch die Ansicht, daß Joghurt die
Gesundheit erhält, erst recht in Frage gestellt wurde.

Die moderne Wissenschaft erteilt heute folgenden Rat»
Wer Joghurt besonders schätzt, kann es ruhig weiter genießen.
Besteht jedoch die Möglichkeit, Frischmilch zu erhalten, empfiehlt
es sich, sie vorwiegend in dieser Form zu sich zu nehmen - der
Nährwert ist r mlich genau derselbe. Wer aber süße Milch nicht
liebt oder nicht verträgt, soll auf jeden Fall Käse, Buttermilch,
Rahm oder Joghurt essen, um nicht ganz auf dieses wichtige Nahrungsmittel verzichten zu müssen, das ihm vor allem das lebenswichtige
Kalzium in ausreichenden Mengen zuführt.
Joghurt kann man übrigens sehr leicht selbst zu Hause herstellen, und zwar bringt man zwei Schalen pasteurisierte und zwei
Schalen eingedickte Milch zum Sieden, kühlt die Mischung dann auf
etwa 50 Grad ab, worauf man drei Eßlöffel fertiges Joghurt zusetzt,
das Ganze in eine Flasche gießt und dann im Wasserbad mäßig erhitzt. Am besten gedeiht der Lactobazillus bulgaricus bei 50 Grad.
Wenn man die Mischung drei Stunden lang auf lieser Temperatur erhalten hat, stellt man das Ganze kühl - am besten auf Eis - und
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9. Mai 1951

und kann es so etwa eine "Woche lang aufbewahren* Erzeugt man
wieder Joghurt, verwende man drei Eßlöffel des selbst gemachten
Produktes als Ferment; Dieser Prozeß kann solange wiederholt
werden, bis sich Organismen bilden, die die Kultur zerstören«
Das Ferment ist dann unbrauchbar geworden und muß durch gekauftes frisches Joghurt ersetzt werdeno

UN-KOMMISSION FÜR DIE RECHTSSTELLUNG DER FRAU ERÖFFNET
NEUE SITZUNGSPERIODE
(20 Zeilen, 180 V/orte)
LAKE SUCCESS, NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die aus 15
Mitgliedern bestehende UN-Kommission für die Rechtsstellung der
Frau trat vor einigen Tagen in Lake Success zu einer Sitzung zusammen, um Fragen der Rechtsstellung der Frau im öffentlichen
Leben, gleiche Bezahlung und gleiche Arbeitsbedingungen für Frauen sowie einen Konventionsentwurf über die politischen Rechte
der Frau zu erörtern. Zur Vorsitzenden der Kommission wurde erneut die französische Delegierte, Frau Marie-Helene Lefacheux,
gewählt.
Auf der Eröffnungssitzung wandte sich die amerikanische
Delegierte, Mrs. Oliver R. Goldman, gegen die Versuche der
Sowjetunion, die Sitzung als Propagandaforum zu benutzen. Die
sowjetische Delegierte hatte beantragt, die Vertreterin Nationalchinas durch eine rotchinesische Delegierte zu ersetzen und eine
sogenannte "Friedenserklärung" in die Tagesordnung aufzunehmen.
Beide Vorschläge wurden mit großer Mehrheit abgelehnt.
Die Kommissiqn, deren Hauptaufgabe die Förderung der Rechte der Frau auf politischem, wirtschaftlichem, bürgerrechtlichem,
sozialem und kulturellem Gebiet ist, wird nach ihrer Sitzung
dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen Bericht
erstatten.
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IV. Jahrgang, Nr, 20/W

16. Mai 1951

DIE FRAU UND DAS AMERIKANISCHE GEISTESLEBEN
Von Hilde Walter
(75 Zeilen, 700 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Amerikas Bürger wollen
kein Kultusministerium. Kein Beamter soll das amerikanische
Geistesleben und die amerikanische Kunst kontrollieren, vor
allem nicht auf dem Umweg über staatseigene Kunstinstitute.
Im freien Wettbewerb der Buch-, Zeitschriften- und Kunstverlage, der Theaterleiter und Filmproduzenten, der Tagespresse
und der Radiostationen konnte sich die demokratische Kultur
Amerikas entwickeln. Dabei wird die Mitarbeit der Frauen - vollberufliche und ehrenamtliche - vielfach der Männerarbeit vorge~
zogen, weil sich über die Hälfte der für den Massenkonsum bestimmten Veröffentlichungen und Darbietungen nach dem erkennbaren oder vermeintlichen Geschmack des weiblichen Publikums richtet.
Frauen konnten sich in der Presse, am Radio, im Verlagsund Ausstellungswesen, in der bildenden Kunst, im Konzertsaal,
im Bibliotheks- und Museumsdienst genau so erfolgreich durchsetzen wie in der Literatur; auch im inneren Betrieb der Theaterund Filmgesellschaften, Jenseits der ihnen von Natur zukommenden Rolle als Schauspielerin und Sängerin« Die großen politischen
Journalistinnen wie Anne O'Hare McCormick, deren außenpolitische
Leitartikel in der "New York Times" die politische Meinungsbildung stark beeinflussen, die Columnistin Dorothy Thompson,
deren Stellungnahme für oder .gegen einen Präsidentschaftskandidaten vielen Wählern maßgebend gewesen ist, und die Reporterin
Margaret Higgins, die in Korea alle Gefahren und Schrecken der
Kriegsberichterstatter teilte, sind nur einzelne, im Ausland
bekannte Beispiele; außer ihnen beschäftigen die amerikanische
Tages- und Zeitschriftenpresse und die Funk- und Fernsehstationen
Hunderte von einflußreichen Redakteurinnen, Columnistinnen und
Berichterstatterinnen und noch viel mehr freie Mitarbeiterinnen.
Minister für Erziehung und Unterricht sind in Amerika Tausende von Bürgern und Bürgerinnen: Sie arbeiten in Kommissionen
und Verwaltungsa"usschüs.sen, denen d:ie Überwachung der städtischen

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16. Mai 1951

städtischen Schulen und Colleges, der Staatsuniversitäten, der
Berufsschulen und der privaten Lehranstalten anvertraut ist.
Obwohl Städte und Staaten verpflichtet sind, für Schulen und
Hochschulen zu sorgen, ist der Unterricht kein Staatsmonopol;
jede Gesinnungs- oder Religionsgemeinschaft, jede private Stiftung kann Lehranstalten aus eigenen Mitteln finanzieren, falls
das Niveau den öffentlichen Anforderungen entspricht.
Heute werden die meisten amerikanischen Kinder von Frauen
unterrichtet, denn fast , 700 000 Lehrerinnen und nur knapp
162 000 Lehrer sind an Schulen beschäftigt, die von Jungen und
Mädchen im Alter von 5 bis zu 17 Jahren besucht werden. Im
>irtv.pren und im akademischen Unterrichtswesen arbeiten etwa
53 000 weibliche Lehrkräfte neben rund 143 000 männlichen.
Dozentinnen, Professorinnen und College-Präsidentinnen bewähren sich dabei nicht nur als Pädagoginnen, sondern viele von
ihnen schreiben nebenbei noch wissenschaftliche Bücher.
Unter den freien Gelehrten, die an keine Hochschule gebunden sind, gibt es eine Reihe von Frauen, deren Forschungsergebnisse nicht nur die Fachkreise in Atem halten, sondern auch
die GeistRshaltung der gebildeten Laien und der akademischen
•end entscheidend beeinflussen.
Die Psychoanalytikerin Karen Horney - Autorin weit verbreiteter W«rke über Psychoanalyse - begründete eine neue, von
Siegmund Freuds Lehre abweichende psychotherapeutische Schule,
der sich viele Gelehrte anschließen.
Die Anthropologin Margaret Mead - Kurator im amerikanischen
Museum für Völkerkunde und Naturgeschichte - hat sieben verschiedene, wenig bekannte Völkerstämme auf den Südseeinseln erforscht und dann auch den interessanten Versuch unternommen,
eine moderne, hoch entwickelte Zivilisation wie die amerikanische mit anthropologischen "Re.^riffen und Methoden zu erklären.
Ihr populärwissenschaftliches Buch über die Rolle der Geschlechter - "Male and Female, a Study of the Sexes in a Changing World"
ist in manchen Volksbibliotheken auf Monate hinaus vorbestellt. .
Die Historikerin Mary R. Beard, engste Mitarbeiterin und
Gattin des Seniors der amerikanischen Geschichtswissenschaft,
Charles A. Beard, schrieb ihr Buch über den Anteil der Frau am
historischen Geschehen - "V/onan as a Force in History" - als
wissenschaftlich fundierte, gro" angelegte Polemik gegen alle
"seit 150 Jahren von der Frauenbewegung verbreiteten historischen Irrtümer;" ges tut:.. o auT die denkbar vollständigste
Materialsammlung, erklärt eie die "traditionelle Vorstellung vom ewig
unterdrückten Geschlecht" als eine '"Zwangsidee".
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

16. Mai 1951

In welchem Maße die Amerikaner an den
durch den Krieg geschaffenen sozialen
Problemen des deutschen Volkes, besonders
soweit sie die Jugend betreffen, teilnehmen,
zeigt folgender Artikel, der kürzlich in
mehreren amerikanischen Zeitungen erschiene
Die Verfasserin ist eine in Deutschland
arbeitende amerikanische Journalistin»
ICE MÖCHT9 EIN YANKEE DOODLE WEBBEN......
In Deutschland lebende amerikanische Familien adoptieren
deutsche Waisen
Von Nan Robertson
(76 Zeilen, 690 Worte)
FRANKFURT/MAIN — (Amerika Dienst) — Heimatlose Kinder sind
stets bedauernswerte Geschöpfe, ganz gleich, in welchem Lande
sie aufwachsen. In dem Deutschland der Nachkriegsjähre aber lie~
gen die Verhältnisse besonders tragisch. So schlafen in einem
Wiesbadener Waisenhaus gesunde Kinder zu dritt in einem Bett, zusammen mit tuberkulösen Kindern. Das Heim hat kein Geld, und die
wenigen katholischen Schwestern können trotz ihrer gewaltigen
Anstrengungen nicht das Nötige beschaffen, um diesen Kindern
eine ausreichende Pflege angedeihen zu lassen. Die Jüngsten der
kleinen Waisen werden von Gefängnisinsassinnen betreut, die in
demselben Gebäude untergebracht sind. Es gibt in Westdeutschland
Tausende solcher Waisen, die zum großen Teil das Strandgut eines
unseligen Krieges sind.
Die kleine amerikanische Siedlung am Rhein-Main-Flughafen
bei Frankfurt wurde eines Tages auf diese Kinder aufmerksam und
hat sich seit dem Tag, als im Juli 1948 Mrs. John Rowe, die Frau
eines US~Sergeanten, ein 18 Monate altes Baby aus dem Waisenhaus
Reinhardshof mit nach Hause brachteB zum Fürsprecher und Wohl«
täter vieler dieser unschuldigen Opfer gemacht.lue 85D Samüiai des
Flug- und Bodenpersonals der Air-Base haben im Laufe von zwei
Jahren 257 deutsche Waisenkinder adoptiert - das ist ein Viertel aller in der US«=Zone von Amerikanern adoptierten deutschen
Kinder.
In den Vereinigten Staaten ist eine Adoption ein komplizierter Rechtsvorgang, während die entsprechende rechtliche Abwicklung in Deutschland nur 3 Monate in Anspruch nimmte Rein

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. Mai 1951
Rein rechtlich gesehen, wären nur wenige der deutschen Waisenkinder "adoptionsfähig", da nur in seltenen Fällen eine Geburtsurkunde existiert. Beim Fehlen dieses Dokuments sind die Adoptiveltern verpflichtet, 3 Monate lang durch Inserate in deutschen
Tageszeitungen nach dem Verbleib der richtigen Eltern zu forschen. Macht innerhalb dieser Zeit niemand einen Anspruch auf
das Kind geltend, so bestellt das Gericht einen temporären Vormund, der die Adoptionsurkunde unterschreibt.
In der Zwischenzeit müssen sich die Adoptiveltern, ausgerüstet mit Dokumenten des amerikanischen Gesundheitsoffiziers
und des US-Konsulates sowie dem Report des zuständigen deutschen
Fürsorgeamtes,mit der Adoptions-Kontrollbehörde auseinandersetzen, die aus einem amerikanischen Rechtsanwalt, einem deutschen Wohlfahrtspfleger und einem Vertreter des zuständigen
Landgerichts besteht. Haben die zukünftigen Adoptiveltern alle
Vorschriften erfüllt und das Hauptquartier der US-Streitkräfte
in Heidelberg als letzte Instanz sein Siegel auf die Urkunde gedrückt, dann erledigt ein deutsches Gericht die rechtlichen
Formalitäten.
Es läßt sich jedoch nicht vermeiden, daß selbst unter den
glücklichsten Voraussetzungen eine derartige Adoption vorübergehend eine Reihe von wirklichen Problemen für Pflegeeltern und
Kinder mit sich bringt. Durch eine vollzogene Adoption werden
die Kinder Söhne und Töchter amerikanischer Eltern, tragen deren
Namen, können aber erst nach Erfüllung bestimmter Voraussetzungen
- die unter Umständen erst nach mehreren Jahren eintreten - die
amerikanische Staatsangehörigkeit erwerben. Ist das Pflegekind
im schulpflichtigen Alter, danamuß es die amerikanische Schule
besuchen. Es bleibt dann mitunter nicht aus, daß die Kinder sich
gelegentlich über den holperigen "Akzent" ihrer neuen Mitschüler lustig machen. Ist jedoch die Sprachschwierigkeit einigermaßen überwunden, werden sie schnell gut Freund. Im allgemeinen
fühlen sich die Pflegekinder schon nach kurzer Zeit - äußerlich
wenigstens - als kleine Amerikaner. Die Buben zeigen dabei eine
große Vorliebe für ,die; westliche "Nationaltracht", den Cowboyanzug und den Trapperhut.
Schwierigkeiten und so manches Kopfzerbrechen bereitet zuweilen die Bestimmung des. Alters jener Kinder, die keinen amtlichen
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. Mai 1951
amtlichen Geburtsschein besitzen. Dann nimmt man im allgemeinen
ein der Größe der Kinder entsprechendes Alter an. So adoptierte
eine Familie in Rhein-Main einen Jungen, dessen Alter mit 11 Jahren angegeben war. Irzte und Zähnärzte kamen später nach genauen
Untersuchungen des Kindes überein, daß es nach dem Stand seiner
körperlichen Entwicklung nicht mehr als neun Jahre alt sein
dürfte.
Als ein deutscher Richter einmal einem Jungen das Angebot
machte, sich das Datum seines Geburtstages selbst auszusuchen,
ging ein vergnügtes Grinsen über das ganze Gesicht des Kindes!
"Ich möchte gerne ein Yankee Doodle werden11, meinte er, "nehmen
wir doch den 4. Juli, bitte."

# * # * *

Der alte Aberglauben, daß Babys, die bei ihrer
Geburt weniger als ein Kilo wiegen, nicht lebensfähig seien, ist durch die Erfahrungen amerikanischer Ärzte widerlegt.
EIN SEHR LEICHTES MÄDCHEN
320 Gramm Geburtsgewicht
( 38 Zeilen, 340 Worte)
CHICAGO,ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Die Geburt eines
lebensfähigen Mädchens, das nur 740 Gramm wog, wurde kürzlich
von einem Arzt im amerikanischen Bundesstaat Südkarolina gemeldet. In Zusammenhang mit dieser Nachricht wurden interessante
Daten veröffentlicht, die den alten Aberglauben, ein Neugeborenes unter einem Kilo Gewicht sei nicht lebensfähig, restlos zerstören.
So stellte erst vor einigen Monaten ein Arzt auf der kleinen
Insel Mauritius im Indischen Ozean zu seiner allergrößten Überraschung fest, daß ein von ihm entbundenes Baby mit nur 450 Gramm
Gewicht am Leben blieb. Er durchsuchte die ihm zur Verfügung
stehende medizinische Literatur und fand keinen ähnlichen Fall
und nur sechs Fälle, in denen Kinder von weniger als 900 Gramm
überlebten.
Es war aber nur die Unzulänglichkeit seiner medizinischen
Bibliothek, die ihn zu dem Glauben verleitete, "sein" Baby sei

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. Mai 1951
sei etwa noch nie Dagewesenes. Tatsächlich wurde u.a. auch ein
Säugling gerettet, der am Tage nach seiner Geburt nur knapp
400 Gramm wog (Bericht im "Canadian Medical Association Journal"
vom Januar 1939)» Im Alter von vier Monaten wog dieser Junge
2,70 Kilo,nach einem Jahr 6,26 kg.
Das erste "Brutofen-Kind" Amerikas, der heute 61-jährige
Perlee Mathers, behauptete vor anderthalb Jahren in einem Interview, er habe bei seiner Geburt nur 450 Gramm gewogen. Allgemein
wird jedoch nunmehr in Ärztekreisen der Fall von Jacqueline
Jean Benson als der sensationellste betrachtet. Das Mädchen,
das jetzt an einer Mittelschule in Chicago studiert, wurde am
14. Januar 1936 geboren, und der behandelnde Arzt schätzte ihr
Gewicht bei der Geburt auf nicht mehr als 320 Gramm. Eine genaue
Wägung konnte in Anbetracht ihrer Fragilität erst 18 Tage später durchgeführt werden. Zu diesem Zeitpunkt wog sie zusammen
mit einem kleinen Leinentuch 570 Gramm, im Alter von sechs Monaten "netto" noch nicht c ".nmal ein ganzes Kilo (!), mit einem
Jahr hingegen schon über 7,5 Kilo. An ihrem zweiten Geburtstag
hatte sie elf Kilo erreicht. Sie lernte rasch gehen und rprechen,
und abermals ein Jahr danach war sie 75 cm groß, wog fast 13 kg,
konnte bis zehn zählen und schwierige Warter (z.B. Tschechoslowakei) fehlerfrei aussprechen.
* * * * #

KURZNACHRICHTEN
(12 Zeilen, 110 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Zur Mutter des Jahres wurde nach der Mitteilung des Amerikanischen Mütter-Komitees vor
einigen Tagen die 77-jährige Ärztin Mary T. Martin Sloop gewählt,
die seit vierzig Jahren in den abgelegenen Bergsiedlungen von
Nord-Carolina ihre Praxis hat. Dr. Sloop lebt in Grossmore,N.C.
Sie und ihre Familie - Mann und Tochter sind beide Xrzte und ein
Sohn Zahnarzt - haben viel für die Gesundheit der Bewohner dieses Bezirks getan. Dr. Sloop gründete die Grossmore-Schule, veranlaßte den Bau guter Straßen, führte moderne Farmtechniken ein,
sorgte für die Schaffung einer erweiterten Berufsschule und lehrte die Bevölkerung die Bedeutung der Toleranz im Umgang mit Nachbarn.
* # * * »

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(9 Zeilen, 80 Worte)
MIAMI,FLORIDA — (Amerika Dienst) — Einen neuen Höhenweltrekord von 9 212 Meter für Flugzeuge der Klasse II (500 kg bis
1 000 kg Eigengewicht) stellte die achtundzwanzigjährige amerikanische Sportfliegerin Caro Bayley mit ihrer Piper-Super-CubMaschine auf und überbot damit den für diese Größenklasse bisher
bestehenden Rekord von 7 474 Meter beträchtlich. Miss Bayley
aus Springfield, Ohio, startete allein an einem warmen Nachmittag von Miami aus. Die Temperatur in 9 200 Meter 'lohe betrug
38°C unter Null.
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(9 Zeilen, 80 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Citrovorum, ein neues Vitamin des B-Komplexes, konnte zum ersten Mal in den Laboratorien
der American Cyanamid Company isoliert und synthetisch hergestellt werden. Man glaubt, mit dem neuen, u.a. von zwei Fraum,
Dr. Barbara Roth und Dr. Donna B. Cosulich, entwickelten Vitamin gewisse Formen von Anämie bekämpfen zu können. An Mäusen
durchgeführte Versuche zeigten, daß Citrovorum bei der Behandlung von Leukämie geeignet ist, die toxischen Wirkungen des Anti-Leukämie-Präparates "Aminopterin" aufzuheben.
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(7 Zeilen, 60 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Als nicht länger notwendig" wurde der Amerikanische Verband Farbiger Krankenschwestern
aufgelöst. Wie die Geschäftsführerin des Verbandes, der auf ein
43-jähriges Bestehen zurückblickt, Mrs. Alma Vessells John, ausführte, leben sich die Negerinnen sehr schnell in den Schwesternberuf ein. Ihres Wissens sei dies die erste größere Negerorganisation, die als solche überflüssig geworden ist.
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(9 Zeilen, 80 Worte)
MERIDIAN,MISSISSIPPI — (Amerika Dienst) — Die erste
Amerikanerin, die das Haupt einer jüdischen Gemeinde wurde, ist
die 57jährige Mrs. William Ackerman, die von einer reformierten

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reformierten Gemeinde in Meridian, Mississippi, gewählt wurde,
um die Nachfolge ihres verstorbenen Gatten alsRabbiner anzutreten. Sie hat die Vollmacht, Trauungen und Beerdigungen durchzuführen. Es ist nur noch ein einziger Fall bekannt, daß eine Frau,
und zwar die Engländerin Miss Lily Montagu, Oberhaupt einer reformierten liberalen jüdischen Gemeinde wurde.
* * * # *

(12 Zeilen, 110 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Den ersten Preis von
500 Dollar für selbständige wissenschaftliche Arbeit auf dem
Gebiet der synthetischen Proteingewinnung erhielt
Dr. Gladys A. Anslow, Professor für Physik am Smith College.
Der Preis wird jährlich von der Sigma-Delta-Epsilon-Gesellschaft,
einer weiblichen wissenschaftlichen Vereinigung, für eines ihrer Mitglieder ausgesetzt. Gegenwärtig untersucht Professor
Anslow mit Unterstützung amtlicher Stellen die Struktur von
Protein-Molekülen. Das Ziel ihrer Forschungsarbeit ist die Herstellung von synthetischer Proteine-Nahrung. Sie hat nachgewiesen, daß die verschiedenen Proteinsubstanzen durch ihre ultravioletten Spektren identifizierbar sind.

* * * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

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IV. Jahrgang, Nr. 21/ff

23. Mai 1951

Trotz heftigster Angriffe der Delegierten der
Sowjetunion und Polens gelang es der UN-Kommisision für die Rechtsstellung der Frau in Lake
Success, vier wesentliche Resolutionen zur Verbesserung der Lage der Frauen in wirtschaftlich
rückständigen Gebieten der Welt einzubringen.
DIE UN-KOMMISSION FÜR DIE RECHTSSTELLUNG DER FRAU
(142 Zeilen, 1280 Worte)
LAKE SUCCESS, NEW YORK — (Amerika Dienst) — Trotz beachtlicher Gegensätze in der Interpretation der Rechte der Frau zwischen den Nationen der freien Welt und dem Sow.jetblock ist es den
fünfzehn Mitgliedern der UN-Kommission für die Rechtsstellung der
Frau im Verlaufe der vor wenigen Tagen in Lake Success beendeten
5. Tagung gelungen, in vier Punkten der Tagesordnung eine allgemein befriedigende Lösung zu finden.
Erster Punkt war die Sicherung des Wahlrechts für alle Frauen der Welt. Die Delegierten forderten die Einberufung eines internationalen Ausschusses und die Ausarbeitung eines Vertrages,
der von allen Regierungen unterzeichnet wird und den Frauen von
fünfzehn Nationen die staatsbürgerlichen Rechte sichern soll,die
ihnen bisher versagt sind.
Zu diesem Punkt ist ferner zu bemerken, daß in vielen Ländern, die vor kurzem das Frauenwahlrecht einführten, die Frauen
wegen mangelhafter Vorbildung oft nicht in der Lage sind, von
ihren neuerworbenen Rechten den richtigen Gebrauch zu machen.Wie
Mrs. Hannah Sen, die indische Delegierte, ausführte, werden neunzig Millionen Inderinnen im kommenden November zum ersten Male in
der Geschichte Indiens zur Wa'hlurne gehen. Wohl hat man in Indien
Kurse zur politischen Aufklärung der Frauen organisiert, doch fehlen leider jegliche Mittel, um sie auf breitester Basis durchführen zu können. In der Erkenntnis dieser Schwierigkeiten nahm die
Kommission als zweiten Punkt eine Resolution an, derzufolge die
Vereinten Nationen eine Broschüre verteilen werden, in der alle
notwendigen Fragen der Staatsbürgerkunde, des demokratischen
Wahlrechts und sonstiger wichtiger internationaler Fragen.in allgemeinverständlicher Form enthalten sind.
Um dem weltumfassenden Mangel an Krankenschwestern abzuhelfen, der sich in wirtschaftlich rückständigen Gebieten besonders
kraß bemerkbar macht, wurde drittens auf Antrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Entschließung gefaLt, die die allgemeine

"AMERIKA PIEKST* - FÜR DIE FRAU

23. Mai 1951

allgemeine Zustimmung der Kommission fand. Mit einem Aufruf an
alle Kationen will man erreichen, daß in Zukunft die Länder der
Krankenpflege als Beruf eine grundsätzlich größere Beachtung
schenken und für weitgehenden sozialen Schutz der Schwestern
Sorge tragen.
Viertens beschloß man zur Förderung der Rechte der Frau
auf politischem, wirtschaftlichem, bürgerrechtlichem, sozialem
und kulturellem Gebiet die zusätzliche Einrichtung eines beratenden Ausschusses, dessen Unterstützung die Vereinten Nationen
allen jenen Regierungen gewähren werden, die darum nachsuchen.
Sachkundige Frauen aus fortschrittlichen Nationen sollen dann
für längere Zeit nach den in Frage kommenden Gebieten entsandt
werden, wie die Vereinten Nationen heute ja auch Ärzte und landwirtschaftliche Experten nach allen Teilen der Welt schicken.
Bei allen diesen Beschlüssen enthielten sich die Delegierten der Sowjetunion und Polens der Stimme.
Die russische Abgeordnete, Frau Eliziaveta Popova, eine
kleine gedrungene Person mit einer mächtigen Stimme, kurzgeschnittenen graumelierten Haaren und ohne Make up, verstand es seit Beginn der Konferenz, alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Unterstützt von der polnischen Abgeordneten Frau Zofia Dembinska
versuchte sie zuerst, die Vertreterin von Nationalchina ihres
Sitzes in der Kommission zu entheben. Als ihr dies nicht gelang, schlug sie die Annahme einer Friedensresölution vor - ähnlich der Stockholmer Friedensresolution.
Die Französin und Vorsitzende der Tagung, Mme. Marie Helene
Lefaucheux, bemerkte hierzu: "Wir dienen der Sache des Friedens
am besten, wenn wir in den Fragen, die uns hier betreffen, ein
Beispiel echter Zusammenarbeit geben und wirklich konstruktive
Verbesserungsvorschläge ausarbeiten.
Die beiden Delegierten des Ostblocks gaben sich damit jedoch nicht zufrieden. Frau Popova startete vielmehr eine Verherrlichungsrede auf die Sowjetunion, malte das Leben der russischen
Frau in den schillerndsten Farben und griff die westliche Welt,
besonders die Vereinigten Staaten, heftig an.
Diese Angriffe waren es, die Mrs. Goldman, die US-Delegierte, veranlaßten, die sowjetis-che Vertreterin über verschiedene
Irrtümer grundsätzlich aufzuklären. Auf die Anschuldigungen der
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

23. Mai 1951

der Russin, daß man in Amerika Frauen wie Helen Gahagan Douglas
als Senatorin ablehne, während in Rußland die Frau hohe Positionen einnehmen könne, verwies die Delegierte der USA auf die Unterstaatssekretärin für Arbeitsfragen im US-Verteidigungsministerium, Mrs. Anna Rosenberg, die dort ein äußerst verantwortliches Amt bekleidet.
Frau Popova stellte ferner fest, daß in Rußland keine
Frau, die ein Kind erwartet, zur Annahme einer Arbeit gezwungen
werden kann. Mrs. Goldman erwiderte darauf, daß in Amerika eine
Frau - ob schwanger oder nicht - in keinem Falle gezwungen wird
zu arbeiten.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist vielleicht, daß
die polnische Delegierte alle Nationen - mit Ausnahme der Sowjetunion - der Benutzung "leerer Phrasen und Schlagworte" beschuldigte.
Am meisten aber interessierte die Russin. Diese Frau ist
zweifellos alles andere als dumm; sie hat Jura studiert und 12
Jahre lang eine Rechtspraxis ausgeübt, wie man den Teilnehmerlisten ^.er Konferenz entnehmen konnte. Selbst wenn sie vor dieser Reise niemals vorher aus Rußland herausgekommen sein sollte,
so hielt sie sich doch anläßlich dieser Tagung lange genug in
den USA auf, um sich über die Stellung- der amerikanischen Frau
zu orientieren. Jie benutzte jedoch jede passende - und auch unpassende - Gelegenheit, -um allen Ernstes damit aufzutrumpfen,daß
im Vergleich zu Rußland die Stellung der Frauen in Amerika viel
schlechter sei und daß es der amerikanischen Frau vor allem an
politischer Erziehung fehle.
Dabei gibt es wohl kein Land, in dem die Frau eine bedeutendere Rolle spielt als in Amerika. Es gibt keinen Berufszweig,
der einer Frau verschlossen wäre, nur weil sie eine Frau ist.Es
ist ferner eine unleugbare Tatsache, daß überall dort, wo die
politische oder«rt'iesoziale Zuku tft Amerikas auf dem Spiele
steht, Frauen aus allen Bevölkerunpcsschichten aktiv dabei mitwirken - gleich, ob es sich um eine lokale Elternversammlung,
ein Bürgerkomitee oder ein Staatsparlament handelt.
Es ist wohl anzunehmen, daß Frau Popova darüber genau unterrichtet ist. Sie hat es aber gelernt, ihre persönliche Meinung auszuschalten, wie man etwa ein störendes Licht ausschaltet,
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"AMERIKA DIENST" - FÜR SIE FRAU

23° Mai 1951

ausschaltet, und in dem gewohnten Parteihalbdunkel die alten Doktrinen des Kremfe zu wiederholen. Sie ist eben das, was man in
Rußland unter einer politisch erzogenen Frau versteht«
Diese Grundverschiedenheit der Auffassungen fand dann auch
während der Tagungen in weiteren Diskussionen über die politische
Erziehung der Frau ihren Ausdruck,, Nicht nur die amerikanische
Delegierte, sondern auch die Vertreterinnen anderer Länder wiesen
darauf hin, daß in der freien Welt unter politischer Erziehung
verstanden wird, daß kein Bürger die von der Regierung aufgestellten Dogmen und Ansichten kritiklos annimmt, sondern über sie
nachdenkt, den Tatsachen auf den Grund geht und sich danach sein
eigenes Urteil bildet. Sie bedeutet ferner, daß man seine Meinung
öffentlich zum Ausdruck bringt» Wie aber konnte man di-js der russischen Delegierten klarmachen? Sie kann sich das Risiko einer
freien Meinungsäußerung nicht leisten. Für sie ist der bloße Gedanke, eine andeTe Meinung zu haben und zu äußern als die ihrer
Regierung, eine unverzeihliche Todsünde, die sie die Freiheit
und unter Umständen sogar das Leben kosten kann»
Aber zwischen Resolutionen und hitzigen Debatten legte die
Kommission den Grundstein für eine Reihe noch zu bearbeitender
Punkte ihrer Tagesordnung. Darunter befindet sich auch das Problem
zur Verbesserung der Rechte der Frau in den treuhänderisch verwalteten Gebieten - ehemalige japanische und deutsche Gebiete in
Südostasien und Polynesien - wo UN-Berichten zufolge ein Bräutigam auch heute noch für seine Braut einen gewissen Kaufpreis an
den Vater entrichten muß, wo ein Mann viele Frauen haben darf
und diese ihm absolut Untertan sind.
Ein weiterer Punkt befaßt sich mit der Staatsangehörigkeit
von verheirateten Frauen. Bis jetzt gibt es dafür keine generelle
Regelung. Eine Frau, die einen Ausländer heiratet, wird in manchen Fällen staatenlos, in anderen besitzt sie gleichzeitig zwei
verschiedene Staatsangehörigkeiten.. Die Kommission versucht,durch
ein allgemeingültiges Gesetz eine einheitliche und allgemeinverbindliche Lösung zu schaffen.
* * # * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

23« Mai 1951

Vollkornbrote und Milch erhalten alle
zehn Aminosäuren, die wesentlich sind
für eine ausbalancierte Ernährung des
menschlichen Körpers.
BROT ALS DIE BESTE PROTEINQUELLE
(83 Zeilen, 750 Worte)
MINNEAPOLIS,MINNESOTA — (Amerika Dienst) — In ihrem
Kampf gegen Alter und Krankheit hat die medizinische Wissen schaft in den letzten Jahrhunderten beachtliche Erfolge aufzuweisen« Viele Seuchen und Leiden, die jahrtausendelang eine
Geißel der Menschheit waren, sind völlig verschwunden, und das
Durchschnittsalter des Menschen ist praktisch auf das Doppelte
verlängert worden. Aber es sind auch neue Krankheiten aufgetreten, Leiden (z.B. die Zahnkaries mit ihren Folgeerscheinungen),
die früheren Generationen unbekannt waren. Über die Ursache
vieler dieser "modernen" Krankheiten ist man sich heute vielfach einig: falsche oder einseitige Ernährung. Unter Laien und
Fachleuten entwickelt sich daher eine immer heftiger werdende
Diskussion um die zweckmäßigste und gesündeste Ernährungsform.
Dabei wird leider das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: Die
Vegetarier lehnen Fleischgerichte völlig ab, andere verdammen
den Genuß von konservierten und tiefgekühlten Lebensmitteln,
weil dabei angeblich die Vitamine zerstört seien, andere wieder verzichten auf alle gekochten Speisen, predigen die Rohkost
und möchten am liebsten den Küchenherd aus dem Haushalt verbannen.
Unbeeinflußt von diesem in breiter Öffentlichkeit ausgetragenen Streitfragen geht still und wenig beachtet die Forschung der Wissenschaft weiter, die in immer neuen Versuchsreihen die Wirkung der einzelnen chemischen Bestandteile der
verschiedenen Nahrungsmittel untersucht.
Eine Gruppe amerikanischer Forscher an der Universität
Chicago hat besonders die Bedeutung der Aminosäuren und Proteine
(Eiweißstoffe) für den tierischen und menschlichen Körper studiert und ist in diesem Zusammenhange vor allem auf die Wichtigkeit der beiden Grundnahrungsmittel Milch und Brot eingegangen.
Die Versuche wurden an Ratten durchgeführt« Sie basierten
auf der Erkenntnis, daß Brot und Milch u.a. Aminosäuren liefern,

"AMERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU
23. Mai 1951
liefern, von denen die folgenden zehn für ein gesundes Wachstum unentbehrlich sind: 1. Arginin 2» Histidin 3. Isolenzin
4.Leuzin 5.Lysin ö.Methionin 7oPhenylalalin 8<> ThreonLn 9.Tryptophan
10. Valin. Diese Aminosäuren spielen eine große Rolle beim Eiweißstoffwechsel, der wiederum für den Aufbau der Muskelgewebe
entscheidend ist. Ohne ihre Gegenwart im Körper ist auch die
größte Zufuhr von Kalorien, Vitaminen und Mineralen wertlos der betreffende Organismus wird krank und geht ein«
Die alte Lebensweisheit von der "goldenen Mitte", an die
man sich möglichst überall halten soll, gilt auch hier0 Man kann
den Mangel eines bestimmten Stoffes nicht einfach durch verstärkte Zufuhr eines anderen ausgleichen. Das erwies sich besonders bei den Rattenversuchen. Der"Versuchsleiter, Dr. Paul Cannon,
teilte seine Versuchstiere in drei Gruppen ein: Die erste wurde
eine Zeitlang nur mit M i c h gefüttert, die zweite nur mit Brot,
die dritte aber mit beidem. Die erste Ernährungsweise führte
zu Zwergwuchs, die zweite zu Anämie, die mit Milch und Brot gefütterten Tiere aber waren normal.
Ein ähnliches Ergebnis brachte ein weiterer Versucht Das
Rattenfutter wurde in zwei Teile geteilt, in denen jeweils nur
fünf der zehn wichtigen Aminoverbindungen enthalten waren. Obwohl die Kalorienmenge, der Vitamin- und Mineralgehalt unverändert blieben, verloren die Ratten schnell an Gewicht und fraßen appetitlos. Sobald beide Aminogruppen in der gleichen Mahlzeit enthalten waren, nahmen sie schnell wieder zu. Diese Erfahrung läßt sich ohne weiteres auch auf die menschliche Ernährung übertragen. Die reichlichste Ernährung nutzt nichts, wenn
nicht alle wichtigen Aminosäuren in ihr enthalten sind. Das
Fehlen einzelner Aminoverbindungen kann dazu führen, daß große
Teile des Nährwertes eines Nahrungsmittels vom Körper einfach
nicht ausgewertet werden können.
Es ergibt sich also die Frage, wieviel seines Proteinbedarfes der Mensch jeweils aus Brot und Milch beziehen i.muß^ ohne
in Gefahr zu geraten, sich einseitig zu ernähren und nicht genügend Aminosäurenverbindungen zur richtigen Verwertung der aufgenommenen Stoffe zu erzeugen. Gemeint sind bei allen diesen
Broten Schwarz-, Vollkorn- und Schrotbrote. Nur sie garantieren
eine ausreichende Zufuhr an Aminosäuren. Der Mehlkern selbst

"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU
23. Mai 1951
selbst liefert beim Mahlen wohl das weißeste Mehl, enthält
aber nur einen ganz geringen Prozentsatz an eiweißhaltigen
Substanzen.
Eine amerikanische ärztliche Fachzeitschrift, das
"Journal of the American Medical Association", beantwortet
diese Frage dahin, daß man die Hälfte bis zwei Drittel des für
den Aufbau des Organismus unentbehrlichen Proteins (das sich
hauptsächlich aus Aminoverbindungen zusammensetzt) aus pflanzlichen Nahrungsmitteln decken kann. Für die Hausfrau hat diese Feststellung noch eine angenehme Seite» Da pflanzliche Produkte im allgemeinen billiger sind als tierische, ist der
wirtschaftliche Vorteil einer solchen Ernährungsweise offensichtlich.
* # * •

*

Welches soziale Verhalten, welche Geschicklichkeiten und Gewohnheiten man von Kindern
bis zum sechsten Lebensjahr erwarten kann,
zeigt die erfahrene amerikanische Pädagogin
und Psychologin Katherine Taylor Williams in
einem Artikel, den wir Ihnen in gekürzter
Form wiedergeben.
ES GIBT SOVIEL ZU LERNEN, EHE MAN ZUR SCHULE KOMMT
Von Katherine Taylor Williams
(92 Zeilen, 830 Worte)
CHICAGO,ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Die ersten sechs
Jahre des menschlichen Lebens sind von entscheidender Bedeutung für das spätere Wachstum und auch für die Leistungen in
der Schule. Die folgenden Ausführungen werden in ihrer praktischen Auswirkung den meisten Müttern zumindest unbewußt vertraut sein; aber die Erziehung eines Kindes ist etwas so Verantwortungsvolles, daß man es nicht scheuen sollte, sich diese
Selbstverständlichkeiten gelegentlich immer wieder vor Augen
zu führen.
Es ist eine wichtige Erkenntnis, daß die Entwicklung der
Fähigkeiten, die die GründDags der: sprechenß sind, auch für das
spätere Lesenlernen von größter Dichtigkeit ist. Die Auffassung, daß Lesen nur eine Angelegenheit der Augen sei, ist überholt:
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
23. Mai 1951
überholt: auch das Gehör spielt dabei eine große Rolle. Im
frühen Alter sind es besonders die Kinderreime, die dem Kind die
zwischen einzelnen Silben und Worten bestehenden Ähnlichkeiten
bewußt werden lassen. Da solche Reime dem Kinde Spaß machen,
lernt es ohne Zwang. Und nur das, was wir aus Neigung lernen,
ist für das spätere Leben von bleibendem Wert.
Versucht man einmal, während einer häuslichen Verrichtung
ein paar Reime halblaut vor sich herzusagen, so wird man in
dem Kinde einen aufmerksamen Zuhörer finden. Man wiederholt den
gleichen Reim mehrmals und läßt dann hin und wieder ein Reimwort aus: das Kind wird es bald von sich aus ergänzen.
Ist erst einmal das Interesse für Reime geweckt, kann man
dazu übergehen, dem Kind kleine Zwei- oder Vierzeiler aus einem
Bilderbuch vorzulesen. Es wird denken, die Mutter liest von den
Bildern ab. Macht man später den Versuch und läßt das Buch "zufällig" liegen, dann wird man eines Tages das Kind dabei überraschen, wie es das Buch auf den Knien hält und die Reime von
den ihm bekannten Bildern "abliest".
Bald kommt der nächste Schritt: Man summt einige der Melodien vor sich hin, zu denen die Kinderreime meist gesungen werden. Fügt man hin und wieder ein Reimwort in die Melodie ein,
dann wird das Kind bald von sich aus die Worte hinzusetzen, und
eines Tages ist der Augenblick da, in dem es das erste Liedchen singt.
Bei allen Kindern sehr beliebt ist ferner das Vorlesen
von Märchen. Die Geschichten dürfen zunächst nicht zu lang sein,
denn selbst bei größtem Interesse könnendie Kinder nicht lange
stillsitzen. Die Bücher sollten möglichst ganzseitige Bilder
haben und die kleinen Zuhörer ermuntert werden, das Vorgelesene
an Hand der Bilder zu verfolgen. Die Kenntnis der überlieferten
Sagen und Märchen ist später in der Schule von großem Nutzen.
Erzählt der Lehrer etwas, was das Kind bereits zu Hause gehört
hat, erschließt sich ihm plötzlich ein Zusammenhang zwischen
Elternhaus und Schule, der ihm letztere schnell vertraut macht.
Das Kind kann jetzt die Reime hersagen und sie an Hand von
ihm bekannten Bildern "ablesen"; es kann auch Kinderlieder singen. Um nun aber auch seinen praktischen Anlagen eine Entwicklungsmöglichkeit zu geben, ermuntere man es zum Malen und Kneten.

"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU
23. Mai 1951
Kneten. Hierbei jedoch künstlerische Maßstäbe anzulegen oder
ihm zu zeigen, wie man es besser macht, ist falsch. Auch wenn
ein Kind nach der Auffassung des Vaters oder der Mutter nur wirres Zeug malt, ist es doch selbst mit größtem Ernst bei der Arbeit, es lernt aus allem, was es tut. Diese Beschäftigung ist
von größtem V/ert für emotionelle Entwicklung und leistet außerdem gute Vorarbeit für,das spätere Lesen- und Schreibenlernen.
Vor allem das Schreiben beruht ja auf einer Koordinierung der
geistigen Auffassung mit der Beherrschung der Handmuskeln.
Letztlich ist alles, was ein Kind tut, bildend und erzieherisch. Ob dies positiv oder negativ weiterentwickelt wird,
hängt allein von den Eltern ab.
Ein Problem für sich ist das Spielzeug. Oft kaufen die Eltern Gegenstände, die für ein Kind einer bestimmten Altersstufe
viel zu kompliziert sind. Für Kinder zwischen 2 und 5 Jahren
eignen sich am besten Spielzeuge, bei denen das Kind eine hämmernde Tätigkeit ausüben kann. Sehr zu empfehlen sind Zusammenset zspiele. Sie geben eine ausgezeichnete Übung im Unterscheiden
und Zusammenstellen von Figuren und sind eine wertvolle Geduldsund Geschicklichkeitsübung. Ein Kind sollte lernen, sich alleine
zu beschäftigen. Dann wird es ihm in der Schule auch leichter
fallen, sich innerhalb einer großen Kinderzahl auf den Lehrstoff zu konzentrieren.
Genau so, wie es für ein Kind wichtig ist, sich zu gegebener Zeit von seiner Mutter unabhängig zu machen, ist es auch
notwendig, daß es mit anderen Kindern spielt und mit ihnen auskommt. Es muß lernen, daß es von den Spielgefährten ausgeschlossen wird, wenn es seine Spielsachen nicht mit ihnen teilt oder
sie nicht dem Eigentümer zurückgibt. Auch lernen Kinder sehr
schnell, daß Gewalttätigkeit
kein gutes Mittel ist, um Probleme zu lösen. Ein Kind, das stets in Schutz genommen wird, wenn
es mit anderen streitet, wird das allerdings nicht so schnell
begreifen.
Die schönste Aufgabe einer Mutter ist es, dem Kinde eine
organische und glückliche Entwicklung zu ermöglichen. Später
müssen die Kinder in eine Welt hinaus, die rauh und unerbittlich ist. Von frühester Jugend an sollten sie daher darauf

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"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU
23. Mai 1951
darauf vorbereitet werden, in dieser Wirklichkeit zu bestehen,
mit ihren Mitmenschen auszukommen und ihr Leben selbst zu gestalten.
(Copyright freigegeben von "Parents Magazine", einer der
bekanntesten pädagogischen Monatszeitschriften in den
Vereinigten Staaten.)
* * * * *

BRASILIANERIN ALS "FRAU DER AMERIKAS" GEEHRT
( 17 Zeilen, 150 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die brasilianische Wissenschaftlerin und Frauenrechtlerin Frau Dr. Bertha Lutz bekam vor
wenigen Tagen in New York die Ehrenurkunde "als Frau der Amerikas" für 1951 überreicht.
Dr. Bertha Lutz hat sich als Biologin einen Namen gemacht
und trat stets für die Verbesserung der bürgerlichen, sozialen
und wirtschaftlichen Rechte der Frau ein. Sie ist eine der vier
Frauen, die bei der Gründung der Weltorganisation im Jahre 1945
die Charta der United Nations als nationale Delegierte unterzeichnet haben.
Die Mitglieder der vereinigten allamerikanischen Organisationen, die "zu dieser Ehrung Vertreterinnen aus allen Ländern
der westlichen Hemisphäre entsandt haben, überreichten die Auszeichnung während eines internationalen Treffens in New York,
an der auch Delegierte der UN-Kommission für Frauenrecht teilnahmen. Diese Kommission beendete soeben ihre fünfte Tagung im
Hauptquartier der Vereinten Nationen in Lake Success.
* * * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

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IV. Jahrgang, Nr. 22 W

60 Juni 1951

Ein Klub berufstätiger Frauen im Staate
Montana, USA, löst in vorbildlicher Weise
das Problem der vernachlässigten Jugend
und schafft aus eigener Initiative ein
Kinderheim, das den Jugendlichen nicht
nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch
ausreichenden Ersatz für mangelnde elterliche Pflege bietet«
VERNACHLÄSSIGTE KINDER - EINE AUFGABE FÜR JEDE. FRAU
Von Margaret Hickey
(58 Zeilen, 530 V/orte)
BUTTE,MONTANA — (Amerika Dienst) — Nicht nur das kriegsverwüstete Europa mit seinen Millionen von entwurzelten Menschen kennt das Problem vernachlässigter Jugend, der ein freundliches Heim und elterliche Liebe fremd sind» Leider gibt es in
jeder Stadt der Welt unterernährte Kinder mit traurigen, hoffnungslosen Gesichtern. Wohlfahrtsämter, Seelsorger und Polizeidienststellen wissen ein Lied davon zu singen* Arbeitslosigkeit, unglückliche Ehen, Laster oder Gleichgültigkeit des einen
oder anderen Elternteiles sind in erster Linie für die Lage
dieser hilflosen Geschöpfe verantwortlich, und es sollte die
vornehmste Aufgabe einer jeden menschlich empfindenden Frau
sein, sich dieser Kinder anzunehmen.
In vielen Fällen bemüht sich zwar der Staat um Abhilfe,
aber seine aus unpersönlichem Bürokratismus erwachsenen Waisenhäuser und Kinderheime sind meist nicht die idealsten Einrichtungen zur Heranbildung einer körperlich und sittlich gesunden
Generation. Es i3t daher besonders zu begrüßen, wenn au3 dem
ethischen Verantwortungsbewußtsein besonders der Frau heraus
private Kreise die Initiative ergreifen und das Ihre tun, um
die Not dieser verlassenen Jugend etwas zu lindern. In Amerika
sind es neben den konfessionellen Organisationen vor allem die
Frauenvereine, die solche Probleme immer wieder tatkräftig anpacken.
In der kleinen Stadt Butte im Staate Montana hat vor einiger Zeit ein Frauenklub ein vorbildliches Kinderheim aufgebaut.
Die Mitglieder, alles berufstätige Frauen, haben sich satzungsgemäß verpflichtet, Dienstleistungen für das Gemeinwohl der
Stadt auszuführen.
Mrs, Phillips,
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
6. Juni 1951
Mrs. Phillips, eine Witwe mit drei Kindern, stellte als
erste den Plan zur Errichtung eines Heimes für vernachlässigte
Kinder zur Diskussion und gewann die Zustimmung
der anderen
Klubmitglieder. Bald war auch ein passendes Haus mit 12 Räumen
und 2 Badezimmern gefunden, das nur noch der Renovierung und
einiger Reparaturen bedurfte. Der Kauf und die Einrichtung des
neuen Heimes wurden durch freiwillige Spenden, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Tombolen, usw. finanziert.
Renovierung und Ausstattung waren eine wirkliche Geraeinschaftsleistung. Je nach ihrer beruflichen Tätigkeit trugen die
einzelnen Vereinsmitglieder zum Gelingen des Werkes bei:
Klempner- und Malerarbeiten, chemische Reinigung von Decken,
Matratzen usw., alles wurde kostenlos von den Frauen ausgeführt.
Am Feierabend fegten und scheuerten kleine Arbeitsgruppen das
Haus vom Dachboden bis zum Keller. Geschäftsleute stellten
kostenlos Kleidungs- und V/äschestücke zur Verfügung. Arzte übernahmen die kostenlose Untersuchung und Behandlung der in das
Heim aufgenommenen Kinder.
Ein Jahr nach der Annahme des Planes war bereits alles
für die Unterbringung der Kinder bereit, und in den ersten 18
Monaten seit Bestehen des Heimes haben dort bereits 175 Jugendliche eine angenehme und menschenwürdige Unterkunft und Umgebung gefunden. Die meisten bleiben so lange im Heim, bis sie
bei passenden Pflegeeltern eine ständige Heimat gefunden haben.
Obwohl sich dieses Beispiel aus einer amerikanischen Stadt
nicht ohne weiteres überall nachahmen läßt, sollte es doch die
Frauen in aller Welt anregen, darüber nachzudenken, ob sie nicht
durch eigene Initiative dazu beitragen können, dem durch tausend andere Probleme belasteten Staat auf dem Gebiet der Jugendfürsorge helfend beizustehen.
(Copyright freigegeben von "Ladies Home Journal")

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6. Juni 1951

Pur ihre unübertrefflich gespielte
Dummheit als Billi Dawn in
BORN YESTERDAY erhielt die kluge,
charmante und reizende Judy Holliday
den Oscar als beste Filmschauspielerin
des Jahres 1950.
DER MUT ZUR DUMMHEIT
(

68 Zeilen, 620 V/orte)

NE! YORK — (Amerika Dienst) — Daß schöne Blondinen gleich'
zeitig auch ein wenig dümmlich seien, ist ein in Amerika weit
verbreitetes Vorurteil. Die fast grausige Komik, mit der die
Schauspielerin Judy Holliday diesen Aberglauben bestätigt und
widerlegt zugleich, hat ihr einen selbst in Amerika ungewöhnlich
rapiden Bühnenruhm eingebracht. Pur ihre glänzende Darstellung
der kleinen, dummen Gans Billi Dawn - dawn heißt Dämmerung in der volkstümlichen Burleske BORN YESTERDAY wurde sie kürzlich
als bester Filmstar des Jahres 1950 mit dem "Oscar" ausgezeichnet.
In jeder Bar kann man jene Mädchen beobachten, die rührend
bemüht sind, die großen Modellschönheiten und berühmten Kinostars zu imitieren, schweigend in die gewiß recht anstrengende
Arbeit des Gutaussehens vertieft. Billi Dawn verkörpert freilich
nicht die feierlich-elegische Variante dieses Typsfsondern die
alberne: Als die beispiellos ungebildete, nahezu schwachsinnige
Freundin eines ebenso unvorstellbar ordinären Schieber-Millionärs quietscht und quatscht sie derartig ungeniert blöd, daß sie
die Zuschnuer alle ästhetische Distanz vergessen läßt und richtig gegen sich aufbringt. So rücksichtslos ist ihre Gestaltung,
daß Außenstehende sie entweder wie ein idiotisches Kind behandeln oder sich frostig von ihr fernhalten. Ein alter Freund ihrer Familie hörte zufällig, wie während der Vorstellung eine
hinter ihm sitzende Dame ihrer Nachbarin zuflüsterte: "Wer sie
auch immer sein mag,sie m u ß ein Biest sein, sonst könnte sie
unmöglich wissen, wie so etv/as gemacht wird."
Der Mann drehte sich wütend um und erklärte laut: "Sie ist
kein Biest, ihre Mutter ist Klavierlehrerin." Obwohl diese Erklärung eher komisch als überzeugend wirkte, hatte der Mann
recht. Man kann sich kaum einen größeren Gegensatz vorstellen
als den zwischen dieser von ihr seit fünf Jahren geradezu
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
6U Juni 1951
geradezu prototypisch gestalteten Rolle und ihrer privaten
Existenz. Sie ist ein scheuer, stiller und ernster Mensch» Sie
hat eine sanfte Stimme» die mit dem blechernen Gekreisch ihrer
Billi Dawn nicht das geringste gemein hat. Sie ist sehr häuslich und lebt mit ihrem Gatten und einem grauhaarigen Spaniel,
der auf den Namen Huffin hört, in einer altmodisch eingerichteten Wohnung in einem ruhigen Vorort New Yorks• Sie hat gar* keinen Sinn für Luxus, Schall und Rauch - wie ihre Billi Dawn und sie behandelt ihren Kohlenmann mit genau derselben, ja vielleicht mit noch größerer Liebenswürdigkeit als ihren Produktionsleiter. Sie liebt es, zu kochen und sich im Haushalt zu betätigen. Außerdem liest sie Stendhal und Proust und macht Erfindungen. Ein von ihr konstruiertes Gestell zur Aufbewahrung von
Schallplatten wird zur Zeit auf seinen kommerziellen Wert geprüft. Ferner ist Urs. Holliday im Begriff, einen eßbaren Teelöffel - aus Biskuit - herzustellen, von dem sie sich eine Erleichterung für die Geschirr spülenden Ehemänner verspricht. Dieser Gedanke ist bisher allerdings noch nicht ganz industriereif.
Gegen alle amerikanische Tradition war es, daß Judy Holliday
ihre auf den Brettern bereits klassisch gestaltete Rolle auch
im Film übernehmen konnte. Obwohl sie sich zwischendurch bereits
in verschiedenen Filmen bewährt hatte, wurde krampfhaft nach
einer noch größeren Attraktion Ausschau gehalten» Judy war wütend. Sie malte sich bereits die Folgen einer Niederlage aus und
sah sich dreißig Jahre später mit ihren Enkelkinder ins Filmmuseum gehen, um die beste, womöglich einzige große Rolle ihres
Lebens noch einmal zu sehen - von Rita Hayworth oder LIary
MacDonald gespielt! Es dauerte achtundzwanzig Monate, man erließ
zehn öffentliche Aufrufe und prüfte nicht weniger als achtunddreißig Schauspielerinnen, ehe man sich entschloß, es auch einmal mit Judy zu versuchen. Nachdem man sie akzeptiert hatte,
wollte man sie gleich ganz und gar haben. Aber sie liebt Hollywood nicht, sie liebt ihren Mann, und sie liebt New York, und
sie liebt die Bühne. Nach langem Zureden erklärte sie sich bereit, einen Film im Jahr zu drehen. Ihre Karriere interessiert
sie nicht allzusehr, und sie würde auf all ihren Ruhm gerne verzichten, wenn 3ie dafür eine richtige Billi Dawn v/erden müßte.
(Mit 2 Bildern)
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6. Juni 1951

Es gibt bestimmte Typen von Frauen, denen
die Wahl der zu ihrer Persönlichkeit, zu
Temperament, Alter, Augen- und Ha'arfarbe
passendenFarbe ihrer Kleidung nie recht
gelingen will« Ein amerikanischer Psychologe und Modeexperte gibt einige aufschlußreiche Hinweise.
V/AS PASST ZU WEM?
Kleine psychologische Befrachtung über Farben
Von Isabel Johns
( 66 Zeilen, 600 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
"Du mußt Rot wählen, das
wird Dich beleben!" lautet ein wohlmeinender Rat, mit dem in
Amerika so manches scheue, bläßliche Mädchen bedacht wird. Denn
viele sind von dem naiven Glauben beseelt, daß - in einer etwas
erweiterten Auslegung des Spruches "Kleider machen Leute" - lebhafte, strahlende Farben der Kleidung auch deren Träger lebhaft
und strahlend erscheinen lassen. Welch grundlegender Irrtum!
Zwar beeinflussen Farben tatsächlich in hohem Maße Aussehen und
Gehaben eines Menschen, doch ist die Frage, welche Farbe zu welchem Typ paßt, nicht auf so einfache Weise zu beantworten. Oft
ist es sogar so, daß gerade auffallende Farben ein blasses Mädchen
noch blasser erscheinen lassen und bewirken, daß sich seine Scheu
und Unbeholfenheit aus Angst vor der Gefahr, zu sehr aufzufallen,
noch vertiefen.
In den Vereinigten Staaten haben verschiedene Modeexperten
aus dem Problem der dem Charakter entsprechenden richtigen Farbenwahl in der Kleidung eine eigene kleine Wissenschaft gemacht«
Faber Birren, einer der bekanntesten Fachleute auf diesem Gebiet,
faßte seine Erfahrungen in einigen feststehenden Regeln zusammen, die er als "natürliche Farb«rwfthl" für alle Frauentypen und
Altersklassen bezeichnet. Grundsätzlich unterscheidet er dabei
zwei große Gruppen, und zwar die der Brünetten, die im allgemeinen etwas scheuer und ruhiger in ihrem Wesen sind und sich dementsprechend in erster Linie auf alle Schattierungen in Blau
konzentrieren sollen, und auf der anderen Seite die der Blonden,
deren temperamentvollerem Wesen rote und orangegelbe Farbtöne;
entsprechen.

Für

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU '
6. Juni 1951
Für ruhige, ausgewogene Persönlichkeiten empfiehlt Birren
Grün, während intellektuelle, aber auch an Depressionen leidende Frauen Gelb tragen sollen. Ältere, gesetztere, weißhaarige
Damen sind stets passend und vorteilhaft gekleidet, wenn sie
blaue und graue PastelltÖne wählen.
Natürlich sind diese Vorschläge unverbindlich, erklärt
Mr. Birren und räumt jeder Frau das Recht ein, sich bei der Wahl
ihrer Kleider nicht völlig von festen Regeln, sondern stets auch
vom persönlichen Geschmack leiten zu lassen. Wenn also beispielsweise ein rothaariges Mädchen es liebt, die Farbe ihrer Haare
in ihrer Kleidung zu wiederholen, kann auch diese im allgemeinen verpönte Farbkombination durchaus reizvoll wirken, wenn sie
mit charmanter Selbstverständlichkeit getragen wird. Ebenso
kann es auch die Frau mit den haselnußbraunen Ilaaren und Augen,
die normalerweise nur Grau und Grün tragen sollte, ruhig wagen,
einmal ein rotes Kleid zu wählen, obwohl, wie Ivlrs. Birren meint,
diese Farbe eigentlich nur bei Schwarzhaarigen durch den Kontrast
wirklich vorteilhaft wirkt. *
Y/eiß ist nach Dr. Birrens Ansicht stets eine glückliche
Farbenwahl, dagegen lehnt er das im allgemeinen als besonders
elegant geltende Schwarz als "deprimierend" ab. "Ich habe niemals eine Frau angetroffen, die ausdrücklich festgestellt hat,
daß Schwarz ihre Lieblingsfarbe sei. Schwarz ist eine Tarnfarbe,
die jede persönliche Eigenwilligkeit zudeckt, und das ist, psychologisch gesehen, gegen den natürlichen Instinkt der Frau."
Er gibt jedoch zu, daß es Frauen gibt, die in Sdiwarz geradezu
bezaubernd aussehen, doch seien sie eben die Ausnahme der Regel.
Die subtilste Farbe ist Violett. Künstler lieben sie sehr.
Sie verlangt allerdings von der Trägerin äußerst kultivierten
Geschmack in der Auswahl der
modischen Beigaben, und v/er sich
den nicht zutraut, sollte lieber von violetten Tönen Abstand
nehmen.
Am einfachsten ist es natürlich, seine Kleider oder Kostüme in sogenannten neutralen Grundfarben zu wählen wie Grau
oder Beige, die sich mit einer ganzen Reihe von lebhaften Farben gut vertragen.
Nicht vergessen darf man bei der Farbwahl nach Berücksichtigung aller Faktoren - Typ, Temperament, Alter, Augen- und Haarfarbe - das Makeup. Es muß auf jeden Fall harmonieren.
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6. Juni 1951

DEMOKRATIE - EINE LEBENSFORM
Hessische Frauen tagten in Wiesbaden
(47 Zeilen, 420 Worte)
WIESBADEN — (Amerika Dienst) — Am 29. Mai 1951 trafen sich
im Landeshaus Wiesbaden auf Einladung des Amtes für Frauenfragen
bei der US-Hochkommission etwa 50 Frauen aus Hessen, die alle im
Rahmen des Kulturellen Austauschprograrams einen längeren Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten und England verbracht haben.
Nachdem Miss Betsy Knapp, die Leiterin und Beraterin des
Amtes für Frauenfragen des Landes Hessen, die Teilnehmerinnen,
die aus den verschiedensten Berufsschichten stammen, begrüßt hatte, wandte sich der US-Landeskommissar für Hessen, Dr. James
R. Newman, an die Frauen und führte u.a. aus, da.ß das heutige
Deutschland - und insbesondere Westdeutschland - in keinem Falle
auf die Mithilfe der Frau am Aufbau eines neuen, wirtschaftlich
und politisch gesunden Deutschland verzichten könne.
Der Hauptzweck des Treffens war, alle jene Frauen, die Gelegenheit hatten, die Verhältnisse in Amerika und England mit
eigenen Augen zu beobachten, zusammenzuführen und mit ihnen die
Möglichkeiten einer besseren Ausnutzung ihrer im Ausland gesammelten Erfahrungen eingehend zu erörtern. Wie die heftige, mehrere Stunden andauernde Diskussion bestätigte, ist das beste Mittel zur wirklichen Völkerverständigung und zur Uberbrückung von
Gegensätzen die persönliche Fühlungnahme sowie der zwanglose
Austausch von Meinungen und Problemen von Mensch zu Mensch. Nur
auf diesem Wege ist es möglich, das Vorurteil, das bei vielen
Deutschen - und auch Amerikanern - noch immer sehr stark ist,
zu beseitigen, die Sprachschwieri.^keiten allmählich zu überbrücken und an der Vertiefung des auf beiden Seiten sicher vorhandenen Interesses an einer echten Verständigung mitzuarbeiten.
Kar ;st sich darüber klar, daß dieses große gemeinsame Ziel nicht
mit ?eeren politischen Schlagworten erreicht werden kann. Die
amerikanische Demokratie ist auch nicht allein mit dem Verstand
zu erfassen, sie muß vielmelir erfühlt sein und muß sich in jeder
Handlung des täglichen Lebens offenbaren. Sie ist eher eine Lebensform als eine Staatsform. Die Erziehung zu dieser Lebensform

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
6. Juni 1951
Lebensform beginnt bereits in der Kinderstube. Sie zu verstehen
und zu vermitteln ist deshalb in erster Linie Sache der Frau und
Mutter und erst in zweiter Linie Sache eines politischen Lehrstuhls.
Hein hofft an Hand einer Reihe von Kursen, die mit Hilfe
aller Frauenorganisationen Hessens durchgeführt werden und die
alle staatspolitischen, wirtschaftlichen, pädagogischen und
auch rein hauswirtschaftlichen Probleme umschließen sollen, dieses Wissen einem weiten Kreis von Frauen zugänglich zu machen
und sie so mehr und mehr auf die Bedeutung ihrer besonderen
Aufgaben als Staatsbürgerin hinweisen zu können.
*

* * * *

WIE BEHANDELT MAN CORDSAMT?
( 22 Zeilen, 200 Worte)
BOSTON,MASSACHUSETTS -— (Amerika Dienst) — Bei sachgemäßem Vorgehen ist es nicht schwierig, Kleidungsstücke aus Cordsamt zu reinigen und dabei zugleich aufzufrischen.
Zuerst bürstet man das Kleidungsstück trocken mit einer
harten Bürste kräftig durch, um so allen Staub zu entfernen.
Dann füllt man ein großes Gefäß - für einen Mantel oder ein
Kleid am besten die Badewanne - mit warmer Seifenlösung (auf
keinen Fall darf heiße Lauge verwendet werden). Nun läßt man das
Kleidungsstück sich ordentlich mit Seifenwasser vollsaugen,
zieht es, ohne es 2Tu drücken, mehrmals aus dem Y/asser und taucht
es wieder tief ein. Nur arg verschmutzte Stellen kann man mit
einer weichen Bürste behandeln und durch sanftes Reiben zv/ischen
den Handfläahen reinigen.
Das Seifenwasser muß so lange gewechselt werden, bis das
Kleidungsstück ganz rein ist. Nachdem man mit frischem Wasser
alle Seifenreste ausgespült hat, zieht man das Kleidungsstück,
ohne es zu drücken oder gar auszuwinden, heraus, hängt es auf
einen Kleiderbügel und knöpft es vollständig zu. Während es
trocknet, schüttelt man es mehrmals kräftig durch« Sobald es
vollkommen trocken ist, bürstet man den Stoff, damit sich die
feinen Härchen wieder ordnen und aufstellen. Bügeln ist nicht
notwendig.
# * # * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich
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\.M E M I K A

DI K N S T
U. S. Feature S e r v i c e

Redaktion: Bad Nauheim, Goethestrasse 4 - Telefon 2041/486

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IV/22 W : 6. Juni 1951
Im folgenden vermitteln wir Ihnen auszugsweise die Rede, die der Stellvertretende Amerikanische Hochkommissar
in Deutschland, Benjamin J.Buttenwieser,
anläßlich der Tagung des Verbandes
deutsch-amerikanischer Vereine am
26. Kai 1951 in der Heidelberger Stadthalle gehalten hot. Mr.Buttenwieser
unterstreicht die außergewöhnliche Bedeutung, die der deutschen Frau nicht
nur für die pädagogische und soziale,
sondern auch für die wirtschaftliche
und politische Entwicklung ihres Landes zukommt.
DIE HOLLE DER FRAU IM HEUTIGEN DEUTSCHLAND
( 281 Zeilen, 2 550 Worte)
HEIDELBERG — (Amerika Dienst) — Ich will Ihre Zeit nicht
damit verschwenden, die traditionelle Stellung der deutschen
Frau aufzuzeigen. Obwohl einige Frauen im öffentlichen Leben
Deutschlands eine bedeutende Rolle gespielt haben, darf man
wohl feststellen, daß bis zum heutigen '^'age der Schwerpunkt
ihrer Stellung, ihrer Tätigkeit und ihres Einflusses auf den
drei traditionellen K's gelegen hat, auf: Kinder, Kirche und
Küche. Ich führe dies nicht mit irgendeiner herabsetzenden Absicht an, sondern allein um eine historische Tatsache festzustellen. Ebenso soll diese Bemerkung keineswegs etwa ein Werturteil über die Bedeutung dieser drei Faktoren im Leben der Frau
sein. Die Bedeutung einer richtigen Kindererziehung, des Heims
und der Religion auf die Entwicklung einer Nation kann nicht
hoch genug veranschlagt werden. Jedoch würde ich es für das Zugeständnis eines beträchtlichen Mangels an Fähigkeiten und Initiative halten, wenn die Frauen irgendeines Landes jemals zugeben würden, daß ihre Betätigung auf persönlichem, lokalem und
nationalem Gebiet nicht die Grenzen ihres Heims, ihrer Kinder
und ihrer Kirche überschreiten könnten.
Dies erhält im Falle des heutigen Deutschland besonderen
Nachdruck, denn hier kommen ungefähr 113 Frauen auf 100 Männer.
Dieses Mißverhältnis - und.die daraus folgende dringende Notwendigkeit für die Frauen,aktiv an den öffentlichen Angelegenheiten teilzunehmen - wird noch betont, wenr. man nur die Erwachsenen in Betracht zieht, denn in der Altersgruppe über 21
Jahre kommen fast 119 Frauen auf 100 Männer. Unter dem Gesichtspunkt des Wiederaufbaus betrachtet, wird das Bild noch deutlicher,

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
6. Juni 1951
deutlicher, denn bei den besten ArbeitsJahrgängen - nämlich
zwischen 25 und 34 - kommen fast 133 Frauen auf 100 Männer,
Um zu der Familie als der wahren Grundlage unserer menschlichen Gesellschaft zurückzukehren, glaube ich., daß bei der
Beurteilung des Fortschritts irgendeines Landes oder einer Gesellschaft die allerersten Kriterien zweifellos der Entwicklungsgrad der Familie, des Heims und der Religion sind - und
sie alle stehen unter der vorherrschenden geistigen Führung
und dem Einfluß der Mutter« Danach und ihnen sehr nahe in der
Rangordnung dieser Kriterien käme das Verhältnis zwischen den
Regierten und denjenigen, die nach demokratischen Prinzipien
auserwählt wurden, die Regierungsgewalt auszuüben• Da im heutigen Deutschland die Frauen ungefähr 55/6 der wahlberechtigten Bevölkerung ausmachen, genügen wenige V/orte, um die Macht
zu betonen, die die deutschen Frauen durch den richtigen Gebrauch ihrer Wahlstimmen in Händen halten»
Nun zu einigen konkreteren Punkten, die sich auf die bessere Entwicklung eines Volkes, der Familie und insbesondere
der Jugend beziehen. Unter Berücksichtigung der heute in Deutschland herrschenden Schwierigkeiten und ohne die Tatsache aus dem
Auge zu verlieren, daß in ihrem Gefolge jeder Fortschritt langsam vonstatten gehen wird, sollte das deutsche Volk und sollten
besonders Deutschlands Mütter ununterbrochen wachsam sein, aktiv
eingreifen und ihre Stimme erheben, um auf den wichtigen Gebieten des Wohnungsbaus, des öffentlichen Gesundheitswesens»
der Erziehung, der sozialen Gesetzgebung und nicht zuletzt auf
dem weiten Gebiet der Löhne, Arbeitsbedingungen und Arbeitgeber-Arbeitnehmerbeziehungen das bestmögliche im Interesse des
ganzen Volkes und besonders ihrer Kinder zu erreichen. Diese
Interessen der Werktätigen gehen auch die Frauen an, und zwar
nicht nur zu ihrem eigenen Nutzen oder dem der Männer, sondern
insbesondere im Interesse derjenigen Jugendlichen, die die Notwendigkeit zwingt, in einem früheren Alter zu arbeiten? als es
die modernen soziologischen Auffassungen normalerweise zulassen.
Ich hebe in Verbindung mit dem Arbeitsproblem die Jugend
besonders hervor, und ich tue das bei jeder passenden Gelegenheit, weil es nicht oft genug wiederholt und betont werden
kann, welche lebenswichtige und weitreichende Bedeutung das
Heranwachsen einer gesunden, aufgeklärten und zufriedenen Jugend für Deutschland hat, wenn es die Rolle in der Gemeinschaft
der Kationen spielen soll, für die es durch seine Kultur, seine
schöpferische Kraft, seinen Fleiß und seine Erfindungsgabe sowie seine geographische Lage so hervorragend befähigt ist,
Der Jugend Deutschlands muß ständig vor Augen geführt
werden, daß sie keine vergessene Generation ist und daß sie
eine hoffnungsvolle und würdige Zukunft vor sich hat,, Die Mütter imissen und können dazu wesentlich beitragen. Sc wichtig
Abstimmungen auch immer sein mögen, sie allein genügen nicht,
um diese wichtige, aber sicherlich nicht unmögliche Aufgabe
zu lösena Über den Gebrauch ihres Wahlrechtes hinaus können
und müssen die Frauen eine wirkliche und aktive Rolle in öffentlichen Angelegenheiten spielen - in den Regierungen, Gemeindeverwaltun en und anderen Selbstverwaltungskörperschaften.
Um

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"Altana DIEIfST" - FÜR DIE FRAU
6, Juni 1951
u'a zu den konkreten Punkten zurückzukehren, auf welche die
Aufmerksamkeit gerichtet werden solltes wenn man eine Verbesserung der Regierung anstrebtr wollen wir sie der Reihe nach betrachten: Im Y;rohnungs~- und öffentlichen Gesundheitswesen, in
der Erziehung und der sozialen Gesetzgebung ist die Prau besonders geeignet, die Führung zu übernehmen«
Es gibt skeptische, zynische, rückständige und unverbesserliche Schwarzseher - glücklicherweise ist ihre Zahl und Bedeutung nur gering - die dazu neigen? vor dieser wachsenden
Emanzipation der Prau von ihren häuslichen Pflichten zu warnen. Sie vertreten immer noch den längst überwundenen Standpunkt, daß eine Prau nicht die doppelte Aufgabe erfüllen kann,
eine gute Ivlutter und Gattin zu sein und gleichzeitig Zeit und
Kraft aufzubringen, nicht nur eine eigene Berufskarriere zu
verfolgen, sondern auch noch am öffentlichen Leben teilzunehmen.
So tief und unwandelbar ist meine Ehrfurcht vor der Unantastbarkeit der Familie und meine Überzeugung, daß dem Aufbau der
Familie, von Mann und Frau gleichermaßen geleitet, die erste
Stelle gebührt, daß ich eines sagen möchte: Y/enn ich im geringsten befürchten würde, eine Beteiligung am öffentlichen Le
ben könnte dieser Aufgabe der Prau möglicherweise Abbruch tun,
dann wäre ich der allerletzte, eine solche Beteiligung zu befürworten. Hier möchte ich noch etwas einflechten- Obgleich
ich eine klare Trennung von Kirche und Staat für die Grundpfeiler der Freiheit und einer guten Regierung halte, ändert
dies nicht das geringste an meiner festen Überzeugung, daß die
Religion eine wesentliche und alles durchdringende Rolle.spielen muß, wenn die menschliche Gesellschaft sich nach höheren,
ethischen Prinzipien entwickeln und nicht einen trostlosen,
materialistischen, gottlosen Y/eg einschlagen soll» Infolgedessen möchte ich noch einmal wiederholen: Wenn ich Kinder,
Kirche und Küche erwähnt habe, so tat ich es mit tiefster Achtung für ihre Bedeutung in einem harmonischen Heim und Familienleben und ganz besonders bei der Erziehung unserer Kinder,
Aber ich komme zurück zu meiner ebenso festen Überzeugung, daß
Frauen ihre häuslichen Pflichten mit ihrer Verantwortung gegen
die Allgemeinheit vereinigen können und müssen, wenn ein Volk
sich weiterentwickeln soll«
Ich möchte nicht versäumen, ganz klar zum Ausdruck zu
bringen, daß in unserem Heimatland nicht alles schön und lieblich ist« Wir haben unsere Probleme,und es gibt Unvollkommenheiten bei uns« Die Verbesserung unserer Y/ohnmöglichkeiten,
unsere öffentliche Gesundheitspflege, unsere Sozialgesetzgebung und unser Schulsystem lassen noch viel zu wünschen übrig.
Wir sind noch weit entfernt von paradiesischen Zuständen in
den Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und
bedauerlicherweise in vielen Fällen auch noch in unseren Arbeitsbedingungen und sogar in der gerechten Gewinnverteilung
zwischen Arbeiter und Unternehmer» Ich möchte hervorheben, daß
die amerikanischen Frauen sich praktisch an den Bestrebungen
beteiligen, auf allen diesen höchst wichtigen Gebieten des
nationalen Lebens Verbesserungen zu erreichen» Vieles von dem
bisher Erreichten verdanken wir ihrer Initiative« Ihre Bemühuii'
gen haben zu ihrer aktiven Mitarbeit in der Regierung geführt,
in der Leitung, politischer Parteien, in den freien Berufen, in
der Industrie, in halb-öffentlichen Organisationen - wie den

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
6. Juni 1951
den Verbänden der Frauen-Wählerschaft und den Vereinigungen
von Eltern und Lehrern, die sich mit unserem Erziehungssystem
befassen - sowie in beratenden Ausschüssen verschiedener Art»
für Wohnungsbau, öffentliche Gesundheit, Gemeinschaftsarbeit
und Sozialgesetzgebung, auf Posten in der obersten Leitung der
Gewerkschaften und auf anderen, die Arbeiterschaft betreffenden Gebieten, in Frauenverbänden zur Wahrung ihrer Interessen
als Käufer, auf die ich später noch zurückkommen v/erde» und
auf unzähligen anderen Gebieten.
Wenn es auch fast anmaßend wäre, eines dieser Gebiete als
vorherrschend herauszugreifen, kann man, glaube ich» ohne weiteres sagen, daß Erziehungsfragen in besonderem Maße die Aufmerksamkeit und die Tätigkeit der Frauen verdienen«,
Frauen betätigen sich auf allen diesen Gebieten, ohne, soweit ich das beobaohtet habe, ihr Heim und ihre Familie im
geringsten zu vernachlässigen. Ich glaube vielmehr, daß diese
Interessen außerhalb des Hauses den Gesichtskreis erweitern
und einen belebenden Einfluß auf das Dasein der Frauen ausüben und sie infolgedessen zu einer weit aufgeschlosseneren
Einstellung zu ihren häuslichen Pflichten befälligen« Diese
Teilnahme am öffentlichen Leben vermittelt der Frau mehr Wissen und staatsbürgerliches Denken, macht sie redegewandter
und macht sie dadurch zu einer noch wertvolleren Mutter und
Gattin.
Bisher habe ich hauptsächlich von der politischen Seite
des Einflusses gesprochen, den Frauen in jedem Lande haben
können und ganz besonders hier in Deutschland, wo die Frauen
zahlenmäßig so stark überlegen sind. Es gibt aber- noch ein
anderes wichtiges Gebiet im Leben eines Volkes, in dem die
Frauen nicht nur einen gleichberechtigten Platz neben dem Manne, sondern - ich glaube, das könnte statistisch bewiesen werden - sogar einen bedeutenderen Anteil haben. Ich meine das
Wirtschaftsleben. Es handelt sich hier nicht um die Frau als
Werktätige, worüber ich an anderer Stelle meiner Ausführungen
spreche, sondern um die von Frauen kontrollierte Kaufkraft.
Man ist geneigt zu übersehen, welcher enorme Anteil des Bareinkommens eines Volkes auf Grund der Entwicklung von Frauen
verwandt und ausgegeben wird* Normalerweise ist die Mutter
diejenige in der Familie, die den größeren Teil des Familieneinkommens tatsächlich ausgibt. Der Einfluß, der durch die
Kaufkraft der einzelnen Familie auf die gesamte wirtschaftliche Entwicklung eines Landes ausgeübt werden kann, kann kaum
überschätzt werden. Durch die Fähigkeit, diesen Einfluß mit
Klugheit, Entschlossenheit und, wenn erforderlich, gemeinsam
durch Käufer-Organisationen auszuüben, können Frauen viel dazu beitragen, günstige Bedingungen für die Werktätigen zu
schaffen. Dazu gehören annehmbare Arbeitszeit und Arbeitsverhältnisse, gerechte Gewinnverteilung zwischen Arbeitnehmer
und Arbeitgeber, sauberes Geschäftsgebaren, angemessene Kalkulationsmethoden und schließlich, aber keineswegs weniger
wichtig, hinreichende Sicherheiten gegen Ausnutzung Jugendlicher
sei es duroh das Lehrlingssystem oder durch ausgesprochen ungenügende Hungerlöhne.
Die Zeit ist zu kurz, um diese ziemlich allgemein gehaltene Betrachtung über die Lage der Werktätigen wesentlich auszudehnen.
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"AMURIMA DIENST" - FÜR DIE FRAU
6. Juni 1951
auszudehnen» Es möge genügen zu erwähnen, daß die deutschen
Frauen sowohl in ihrem eigenen Interesse als auch dem ihrer
Llänner und Kinder gut daran täten, aufmerksam den ganzen Fragenkomplex der gerechten Gewinnverteilung zu verfolgen, nicht
nur in bezug auf eine gerechte Verteilung zwischen Arbeiter
und Unternehmer, sondern auch unter dem Gesiehtspunkt des
gleichen Lohnes für gleiche Arbeit, ohne Rücksicht darauf, ob
sie von Llännern, Frauen oder Jugendlichen geleistet wird» Ebenso liegt es im Interesse der Gesamtheit - der Gesundheit und
des Wohlbefindens der Nation - wenn Frauen an der Gestaltung der
Arbeitsbedingungen regen Anteil nehmen» Als Letztes - jedoch
deshalb nicht weniger wichtig - erfordert das gesamte Lehrlingssystem in Deutschland, das, wie ich ohne weiteres zugebe, durchaus einige wertvolle Seiten hat, dauernde Beobachtung,
wenn nicht seine nützlichen Ziele in selbstsüchtige und in
manchen Fällen fast grausame Ausbeutung der Jugend ausarten
sollen,
Weiterhin sollten sich die Frauen in ihrem eigenen Interesse und im Interesse ihrer Lnndsleute im allgemeinen mit
der gesaiaten Steuerfrage mehr befassen» Nur in wenigen Ländern
ist - so viel ich weiß - das Steuersystem einigermaßen annehmbar, jedoch noch lange nicht vollkommen. Hier in Deutschland
sind zwar von einigen Seiten her gewissenhafte Bestrebungen
im Gange, um ein System zu verbessern, das reichlich rückständig gewesen ist, aber es bleibt noch viel zu wünschen übrig.
Hier ist deshalb ein weiteres Gebiet, auf dem die Macht des
Stimmzettels und andere Methoden zur Geltendmachung ihres
Einflusses den Frauen die Möglichkeit und damit auch die Verantwortung geben, an der Verbesserung dieser wichtigen Seite
des staatlichen Lebens mitzuhelfen. Es ist nicht nur höchst
wichtig, daß Steuern auf die fairste und nützlichste Weise
erhoben werden, sondern auch, daß sie auf dieselbe Weise verwendet werden. In dieser Richtung könnten und sollten gerade
die Frauen ihren Einfluß konstruktiv geltend machen.
Es gibt einen weiteren Bereich des öffentlichen Lebens im
heutigen Deutschland, auf den ich die Aufmerksamkeit nicht
nur dieser Zuhörerschaft, sondern ganz Deutschlandslenken möchte. Ich habe es mir bis zuletzt aufgehoben, weil ich möchte,
daß es den tiefsten und nachhaltigsten Eindruck hinterläßt.
Ich meine das unheilverkündende und beunruhigende Schauspiel
der Entstehung einer politischen Partei, die öffentlich und
schamlos verschiedene Teile des Nazi-Programmes gutheißt und
unter deren Anführern sogf^r einige von jener infamen Clique
sind,die solch unaussprechliches Leid und Verderben über Deutsch
land und Europa gebracht hat.
Sechs Jahre lang, seit dem Zusammenbruch des ITaziregimcs,
hat die Welt mit Besorgnis darüber gewacht, ob irgendwelche
Anzeichen eines Wiederauflebens des Nazismus auftauchen. Während dieser Zeit konnte man mit Befriedigung und Erleichterung feststellen, daß das deutsche Volk in seiner überwältigenden Mehrheit alle extremen Parteien,* sowohl auf der Rechten wie auf der Linken, die die demokratische Ordnung und die
Grundlagen des moralischen Lebens bedrohen, abgelehnt hat»
Die Tatsache jedoch, daß 11 Prozent der Wählerichaft eines

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"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU
6. Juni 1951
eines deutschen Landes, sei es nun das wirtschaftlich schwer
kämpfende Niedersachsen oder irgendein anderes, ihre Stimmen
für eine Partei abgeben, die so offen, wie es die Sozialistische Reichspartei tut, für dieselben üblen Doktrinen und trügerischen Allheilmittel eintritt, die die Geschichte so eindeu-.
tig verurteilt hat - diese Tatsache ist eine Y/arnung, die wir
nur zu unserem eigenen Schaden überhören könnten und die gewiß
schwere Bedenken sowohl in Deutschland als auch in c.er ganzen
Welt auslösen muß. Sowohl materielle als auch ideelle Hilfe ist
Deutschland gewährt worden, um es dabei zu unterstützen, die
Wunden des Krieges zu heilen - eine Hilfe, die, wie ich wohl
sagen darf, sogar die kühnsten Träume und Erwartungen der größten
Optimisten in Deutschland bei weitem übertraf. Aber nur Deutschland selbst kann wirksame vorbeugende Maßnahmen gegen ein Wiederaufleben der Gefahr treffen.
Die Erreichung dieses Zieles erfordert schnelle, mutige
und entschiedene Maßnahmen. Der größte Faktor im Kampf gegen
die Gefahr eines wiederauflebenden Nazismus ist eine aufgeklärte öffentliche Meinung. Und hier können die deutschen Frauen
eine entscheidende Rolle spielen. Die Frauen, die kaum voratellbare Verluste dtirch das Naziregime erdulden mußten, die
ihre Wohnungen, ihre Männer und Söhne verloren und unaussprechliche Demütigungen erfahren haben, müssen sich dessen bewußt
sein, daß der Weg der Erneuerung niemals zurückführen kann zu
einem sinnlosen Nationalismus, sondern nur vorwärts zu einem
neuen Deutschland, das der Freiheit in einem vereinten Europa
dient. Sie werden es am besten verstehen, verzweifelte oder
zynische Jugendliche vor den verlogenen Aufrufen und verführerischen Versprechungen skrupelloser Abenteurer zu bewahren,
die wieder mit dem Schicksal der Nation ihr Spiel treiben
möchten. Auf Grund ihrer eigenen bitteren Erfahrung und ihres
teuer bezahlten Wissens können sie mithelfen, einen neuen Glauben zu schaifen und eine bessere Zukunft aufzubauen.

* * # * *

IV. Jahrgang, Nr. 25/W

20. Juni 1951

Seelisches Gleichgewicht und seelische Reife
sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde politische Entwicklung.
ERZIEHUNG ZUR REIFE
Von Walter W. Argow,
Leiter der Vereinigung für Mentalhygiene, Indiana.
(56 Zeilen, 500 Worte)
INDIANAPOLIS, INDIANA — (Amerika Dienst) — In den letzten Jahren nahm die Öffentlichkeit wachsenden Anteil an den Problemen der seelischen Hygiene. "Frieden der Seele" und "Seelische Reife", so hießen zwei Bacher, die längere Zeit hindurch
auf der amerikanischen Bestsellerliste standen. In einer Zeit
sozialer, geistiger und wirtschaftlicher Erschütterungen ist das
freilich durchaus nicht überraschend.
Man darf jedoch nicht übersehen, daß das seelische Gleichgewicht keineswegs eine Frage literarischer Moden und vorübergehender, peripherer Interessen ist, sondern daß diese Frage die
ganze Persönlichkeit angeht. Sie wird nicht gelöst durch eine bestimmte Diät, durch Atemübungen, durch autogenes Training oder
sonstige im einzelnen möglicherweise durchaus nützliche Maßnahmen. Es gibt viele Menschen, die glauben, ihre seelischen Probleme von den metaphysischen Urfragen bis zu der Psychopathologie des Alltags dadurch lösen zu können, daß sie die Worte weiser Männer lesen. Aber seelische Gesundheit kann nicht in Tagen
erworben werden, und zudemdarf man sie nicht von einem Buche,
sondern nur von einem Menschen, das heißt letztlich von sich
selbst, erwarten.
Gesundheit, mentale wie physische Gesundheit, baut sioh
auf vom ersten Tage des menschlichen Daseins an. In jedem menschlichen Sein, das geboren wird, wird ein individuelles Lebensprinzip, ein "Daseinsplan" Form, der sich zunächst freilich sehr
primitiv äußert.- Er manifestiert sich sowohl nach innen wie nach
außen. Wie wir nun den Widerspruch lösen zwischen unserem eigenen
Streben nach Freiheit und dem Streben der anderen nach eben derselben Freiheit, das ist ein grundlegendes Kriterium unserer inneren Reife.
Innere Reife ist wohl das Wichtigste, was wir unseren Kindern auf den Lebensweg mitzugeben haben. Aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt, sie beschränken sich im Grunde auf äußere Hilfestellung.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20. Juni 1951

Hilfestellung.
Nach der Definition der beiden amerikanischen Psychologen
Edward A. Strecker und Kenneth E. Appel schließt dieser Begriff
in der Hauptsache Ausdauer, Initiative, Zuverlässigkeit, Wirklichkeitssinn, Selbständigkeit, Unabhängigkeit, Zielstrebigkeit,
Lebenswillen, Anpassungsfähigkeit, Toleranz, Geduld und Bereitschaft zum Kompromiß ein.
Grundsätzlich repräsentiert die Reife eine Verbindung
zweier Eigenschaften» Unzufriedenheit mit dem Status quo, das
heißt die stetige Bemühung um den Fortschritt sowie sozialen
Kontakt und Achtung vor dem Mitmenschen.
Die Erziehung zur Reife beginnt in der frühesten Kindheit. Zunächst und an erster Stelle ist hier Selbstsicherheit
erforderlich. Man muß sein Kind lehren, sich selbst zu erkennen,
seine eigenen Werte zu entwickeln und seinen eigenen Stil und
vor allem die Fähigkeit zu entwickeln, seine Zeit und seine
Energien - der einzige Besitz, der mit der menschlichen Persönlichkeit untrennbar verbunden ist - vernünftig anzuwenden.
Bei all dem muß sich der Er'zieher stets die Frage vorlegen, ob er dem Kinde nicht ein fremdes Schema aufzwingt, ob er
es nicht nötigt, etwas zu sein, was es nach seiner Veranlagung
niemals wird sein können. Wenn das Kind im Verlaufe der Erziehung rebelliert, muß man sofort prüfen, wo der Grund der Rebellion liegt.
* * » * *

Hollywood wird natürlich. Neue Chancen für
Brillenträgerinnen und ältere Herren.
GROSSMÜTTER MACHEN FILMKARRIERE
(43 Zeilen, 390 Worte)
HOLLYWOOD, CALIFORNIA — (Amerika Dienst) — Noch vor
einigen Jahren hätte man es nicht für möglich gehalten, heute
aber ist es so weitt Hollywood ist in letzter Zeit nicht nur
in seinen Filmen neue Wege gegangen, es krempelt auch seine
bisherigen Anschauungen und Ansichten von Grund auf um, wirft
althergebrachte Regeln und Vorurteile über Bord und rüttelt
an ungeschriebenen Gesetzen des Filmparadieses. Wie wäre es
früher
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20. Juni 1951

früher möglich gewesen, daß Großmütter wie Gloria Swanson und
Marlene Dietrich mit größtem Erfolg Liebhaberinnen spielen!Die
größte Freude über diese Entwicklung haben selbstverständlich
die älteren Jahrgänge der weiblichen Stars und die beleibten
Herren unter den Schauspielern, denen sich damit neue Chancen
bieten.
Genau so überrascht über die Erfolge der "Alten Garde"
war man in Hollywood, als Errol Flynn die Theorie ad absurdum
führte, daß Brillenträgerinnen keinen Mann fänden.(" Men make
seldom passes at girls who wear glasses" sagt ein amerikanisches
Bonmot).Seine Auserwählte, die Schauspielerin Patrice Wymore,
macht durchaus kein Geheimnis aus ihrer Kurzsichtigkeitj selbst
bei Interviews und im Beisein von Photoreportern findet sie
nichts dabei, eine Brille zu tragen.
Das ist natürlich für Alltagsmenschen gar nichts Außergewöhnliches, für Hollywood jedoch, wo nur die Komiker zugeben,
daß sie Toupets tragen, ist das schon sehr revolutionär. So wurde daher der kürzlich verstorbene Walter Huston, als er in dem
Film "Der Schatz der Sierra Madre" den alten Goldgräber ohne
Zähne spielte, nicht nur seiner schauspielerischen Leistung wegen, sondern auch ob seiner Vorurteilslosigkeit enthusiastisch
gefeiert.
Abgekommen ist man in Hollywood auch von der Ansicht,
Heirat und Familie seien der Schönheit der weiblichen Stars abträglich. Mehr und mehr Schauspielerinnen zeigen sich in der
Öffentlichkeit mit ihren Männern; aus dem Auslande verpflichtete
Kräfte lassen ihre Gatten nachkommen und finden nicht mehr, daß
Photos, die sie im Kreise ihrer Kinder zeigen, ihrer Karriere
abträglich sind. Auch Vivien Leigh, die von Warner Brothers für
die Filmversion des Tennessee Williams-Stückes "Endstation Sehnsucht" verpflichtet wurde, erzählte den Reportern unbekümmert
von ihrer schon 16-jährigen Tochter.
Und während der Drehpausen spazieren in den Ateliers fabelhaft aussehende Damen, die wie Backfische wirken, auf und ab
und plaudern von ihren Enkelkindern. Nein wirklich - noch vor
einigen Jahren hätte man es nicht für möglich gehalten . . . .
* * * * *

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(Mit 2 Bildern)

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20» Juni 1951

Amerikanerin führt neue Größennormung in der
Kinder- und Frauenkleidung ein und wird dafür vom US-Landwirtschaftsministerium ausgezeichnete
GRÖSSENNORMUNG AUF WISSENSCHAFTLICHER BASIS
(52 Zeilen, 470 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — In den Vereinigten Staaten wurden bisher jährlich für dreizehn Millionen Dollar Kleidungsstücke gekauft, die dann wieder umgetauscht werden mußten,
da die nach dem Alter genormten Größen selten wirklich paßten«
Jede Mutter kennt diese Schwierigkeiten. Auch Miss O'Brien, die
stellvertretende Leiterin des Bundesamts für Haushaltforschung
beim US-Landwirtschaftsministerium, fand dieses unzulängliche
Größensystem der modernen Auffassung von Zeit, Material und Geld
geradezu zuwiderlaufend» Sie führte deshalb während der letzten
zehn Jahre einen fast aussichtslosen Kampf, um die Zustimmung der
Behörden zur Abänderung der bisher üblichen Größennormung zu erreichen» Sie wußte, daß - wenn ihre Idee Wirklichkeit werden sollte - diese Reform auf bundesstaatlicher Basis durchgeführt werden
müßte» Sie selbst sandte Ermittler in alle Teile der Vereinigten
Staaten, die an Hand einer Reihe von Messungen die wirklichen
Durchschnittsgrößen von Kindern, Jugendlichen und Frauen feststellen sollten« Jeweils 36 verschiedene Messungen wurden an
einhundertfünfzigtausend Kindern und Jugendlichen im Alter von
1 - 1 7 Jahren und 59 Messungen bei fünfzehntausend jungen, älteren und alten Frauen vorgenommen.
Das Ergebnis war eine wissenschaftliche Arbeit in Größen$,fü
die Miss O'Brien im vergangenen Monat vom US-Landwirtschaftsministerium ausgezeichnet wurde. Jedes amerikanische Konfektionsgeschäft führt heute nicht eine bestimmte Durchschnittsgröße in einer Größennnummer, sondern zusätzlich je drei verschiedene Abwandlungen für große schlanke, große starke und kleine rundliche Figuren. Dann folgen die Spezialabteilungen für Teen-agers, für die
es bisher besonders schwierig war, passende Kleidung zu erhalten,
und die Departments für ältere und alte Damen, besonders vorteilhaft wirken sich die neuen Größennormungen auf die Kinderkleidung
aus, bei der nunmehr nicht mehr nur das Alter, sondern auch das
Gewicht und der Leibesumfang entsprechend berücksichtigt sind»
Bei
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20» Juni 1951

Bei Schnittmustergrößen für Damenkleidung sind außer Größe
und Gewicht auch Brust- und Hüftumfang entscheidend; dank Ruth
O'Brien braucht die Amerikanerin keine ausgesprochene Magazinfigur zu haben, um alle Vorteile einer billigen Konfektionsware genießen zu könneno
Die blonde, blauäugige Hauswirtschaftierin ist eine vielseitige FraUo Nach Abschluß ihrer Studien an der Universität von
Nebraska leitete sie lange Jahre das Forschungslaboratorium für
Textilchemie am Iowa State College, bevor sie - vor nunmehr 20
Jahren - in den Staatsdienst beim US-Landwirtschaftsministerium
eintrat* Sie hatte seit jeher großes Interesse an Rechtswissenschaft und Gesetzgebung, studierte in Abendstunden Jura an der
George Washington-Universität in Washington und ist heute ein
äußerst versierter Rechtsanwälte
Aber alle ihre Errungenschaften machen sie nicht so stolz
wie das Wissen, daß sie es durch Geduld, Gründlichkeit und einen
gesunden praktischen Sinn zustande gebracht hat, daß jede Mutter
das passende Kleidungsstück schon beim ersten Einkauf erhält, und
es nicht, wie dies in Tausenden von Fällen früher geschah, erst
mehrmals umtauschen muß»
» * * *

*

Isabel John's Ratschläge für die berufstätige
Frau garantieren gutes und gepflegtes Aussehen auch ohne komplizierte Schönheitsmanipulationen.
DIE WÖCHENTLICHE GENERALÜBERHOLUNG
Von Isabel Johns
(57 Zeilen, 510 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die Frau soll trotz Beruf,
Mann und Hausarbeit stets wie das Titelbild eines Modemagazins
aussehen. So sollte es.sein, und die Zeitschriften behaupten,
nichts sei leichter als das» Nach ihrer Methode - Tabelle und
Zeiteinteilung liegen bei - braucht man dazu nur ein bißchen guten
Willen und ein wenig Zeit» Alle guten Ratschläge ließen sich auch
leicht befolgen, wenn man anstatt zwei vier Arme hatte»
Die Frau, die allen Aufgaben, die Mann, Haushalt und Beruf

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20» Juni 1951

Beruf mit sich bringen, gerecht werden m u ß , ist in der Regel
müde und überarbeitet,, Die Schönheitstabelle verlangt von ihr:
Aufstehen, 15 Minuten Gymnastik, kalte Dusche, Abreibung, zehn
Minuten Ruhen, sorgfältiges Make-up«

Diese Prozedur nimmt 40

Minuten in Anspruch, und man hat noch kein Frühstück gehabt, Der
Mann muß rechtzeitig aus dem H a u s , und der eigene Chef versteht
keinen Spaß in puncto Unpünktlichkeit,
Am Abend soll sie erst

eine halbe Stunde ausruhen, mit

hochgelagerten Beinen, eine Gesichtsmaske auflegen, Nägel maniküren, Ellbogen und Fersen mit Bimsstein abreiben, rissige H a u t stellen mit lauwarmem öl bestreichen, eine Viertelstunde Haare
bürsten usw» Damit wären zwei Stunden kostbarer Zeit mit dem ei
genen Ich vertan, die sehr viel besser hätten verwendet werden
können»
Diese Methode ist nicht das Richtige für eine vielbeschäf' •
tigte Prau. Deshalb hat eine jener so überaus praktischen Ameri
kanerinnen sich einen Plan aufgestellt, der sehr viel brauchbarer
sein dürfte» Sie ist der Ansicht, daß außer den 10 Minuten des
täglichen Bürstens der Haare und den täglichen Reinigungs- und
Kosmetik-Notwendigkeiten eine 1 V'2 Stunden dauernde wöchentliche
Generalüberholung vollauf genügt, um eine Woche lang gepflegt
auszusehen«
1. Einreiben der Beine mit einem geruchlosen Enthaarungsmittel, das 15 Minuten einwirken muß«
2„ Maniküre - Entfernung des alten Nagellacks, Feilen der
N ä g e l , Nagelhaut durch Massage mit öl oder Creme lösen»
3» Besicht mit guter Lanolincreme einreiben,,
4o Haare dreimal schamponieren»

Tüchtig spülen. Ein heißes

Vollbad, Dies weicht die Nagelhaut, dämpft gleichzeitig das eingekremte Gesicht und reinigt die Beine von den Resten des E n t haarungsmittels •
5» Kalte Brause„
6» Kopf mit Frottierhandtuch umwickeln, Gesichtscreme
fernen»

ent-

Gesicht mit abwechselnd warmem und kaltem Wasser gut

waschen» Mit Gesichtswasser

abtupfen»

7» Nun werden die Fingernägel poliert» Man läßt dem Lack
Zeit zum Trocknen, damit die Maniküre lange vorhält»
8» Haare werden vorgetrocknet und gelegt»

TJ«<-.VI

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- FÜR DIE FRAU

2o. Juni 1951

Noch ein Wort über die Erhaltung einer guten Figur» Hierzu
ist zu bemerken, daß, wer sich nicht überißt, in den meisten
Fällen auch niemals eu dick werden kann. Gewöhnt man sich an
zwei leichte Mahlzeiten - dann kann die dritte, die man am besten zusammen mit der Familie einnimmt, ruhig gehaltvoll und
abwechslungsreich sein»
Viele Frauen haben wohl den guten Willen zur Morgengymna •
stik, bringen aber nicht genug Energie und Ausdauer auf, In solchen Fällen gibt es guten Ersatz: Tanzen, Radfahren, Wandern,
Tennis, Schwimmen; alles Dinge, die man in netter Gesellschaft
von Familie und Freunden tun kann»
* * * * *

SPINALE KINDERLÄHMUNG DURCH TRÖPFCHENINFEKTION
(27 Zeilen, 240 Worte)
STANFORD, CALIFORNIA -- (Amerika Dienst) —. Spinale Kinderlähmung überträgt sich am leichtesten, wenn der Virus in
feuchter Umgebung lebt, stellten Ärzte der Stanford-Universität
nach eingehenden Studien in verschiedenen amerikanischen Staaten
mit unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit fest» Dr, Harold K» Faber,
Dr» Luther Dong und Dr» Rosalie J. Silverberg wiesen in ihrem
kürzlich im "Journal of Infectious Deseases" erschienenen Arbeitsbericht ferner darauf hin, daß die Poliomyelitis nachweislich durch Tröpfcheninfektion und durch direkten Kontakt - so
etwa durch Kuß, Händedruck - und durch verseuchte Nahrung übertragen wird» Es sei daher zweckmäßig, sofern die Gefahr einer
Übertragung besteht, Nahrungsmittel oder Trinkgefäße vor dem
Gebrauch gut abzutrocknen» Die herkömmliche Theorie, daß der
Erreger der Poliomyelitis durch Staub übertragen werde» könnte
eindeutig widerlegt werden» Man sammelte Staub aus 118 Wohnungen, in denen kurz vorher die Krankheit aufgetreten war, man
trocknete die sogenannte "Poliowanze" und trocknete das Virus
in den verschiedensten Lösungen» Versuchstiere, denen man diesen Staub injizierte, blieben gesund» Nur der nach Austrocknung
der wässrigen Lösung einer bestimmten Art des Poliovirus zurückbleibende Staub konnte einige vereinzelte Fälle der Krankheit

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20. Juni 1951

Krankheit bei den Versuchstieren hervorrufen. Danach dürfte es
als erwiesen gelten, daß die Virulenz des Erregers bei Trockenheit sehr erheblich nachläßt. Ebenso könne nach den bisherigen
Erfahrungen angenommen werden, daß der Erreger unter den in geschlossenen Räumen herrschenden Temperatur- und Feuchtigkeitsgraden wahrscheinlich eine sehr kurze Lebensdauer hat.
*

* * * *

PASTEURISIEREN MIT ELEKTRONEN
(19 Zeilen, 170 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Nach Feststellung amerikanischer Forscher können Nahrungsmittel vier Jahre unverändert
frisch und wohlschmeckend erhalten werden, wenn sie einem nur
eine Millionstel Sekunde dauernden Elektronenbombardement ausge
setzt werden. Diese Methode eignet sich für die Sterilisierung
von Milch und Milchprodukten ebenso wie für Fleisch, Fisch,
Obst und Gemüse.
Das Pasteurisieren erfolgt in einem Apparat, der als Kapazitrön bezeichnet wird und sich zur Behandlung großer Mengen
von Nahrungsmitteln eignet. Durch die Elektronenbestrahlung
werden Insekten und Mikroorganismen, die das Verderben von Lebensmitteln verursachen, vernichtet, ohne daß Gewebe und Nährstoffe der Eßwaren angegriffen werden; auch die Enzyme leiden
durch das Elektronenbombardement keinen Schaden. erade die
Erhaltung der Enzyme ist ein wesentlicher Faktor bei der neuen
Konservierungsmethode. Die bisherigen Verfahren zur Frischerhaltung leicht verderblicher Nahrungsmittel verursachten eine
totale oder zumindest teilweise Zerstörung dieser lebenswichtigen Stoffe.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20. Juni 1951

BEHANDLUNG VON SCHNITTBLUMEN
(14 Zeilen, 130 Worte^
Um Schnittblumen möglichst lange frisch zu halten, richte
man sich nach folgenden Regeln» Man pflückt die Blumen morgens
oder abends, niemals aber in den mittleren Tagesstunden, vor
allem nicht bei sonnigem, heißem Wetter. Dies gilt besonders für
Rosen, die man am besten abends schneidet.
Jede Blüte schneide man etwa 2-3 cm vom Hauptstengel.
Später nimmt man nochmals ein Stückchen ab, schräg und unter
Wasser, und zwar, um Luftzutritt zu verhindern. Alle Blätter,
die ins Wasser hängen, werden ebenfalls entfernt. In kaltem,
frischem Wasser werden die Blumen zwei Stunden lang oder noch
besser über Nacht in einen dunklen Raum gestellt; Blumenkenner
nennen diese Frist die Abhärtungsperiode. Das Wasser soll jeden
Tag erneuert werden. Starke Sonnenbestrahlung und Luftzug sind
den Schnittblumen schädlich.

*

*

(Amerika Dienst) —

* * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich.

\ M EHI k \ Dl E \ S T
U. S. Feature S e r v i c e

Redaktion: Bad Nauheim. Goethestrasse 4 • Telefon 2041/486

FlU* CÜ6 F f ä U

IV/23 W : 20. Juni 1951
Urteile von Amerikanerinnen, die vor wenigen
Tagen eine sechswöchige Studienreise durch
Westdeutschland mit einer Pressekonferenz in
Bonn beendeten»
EINDRÜCKE EINER REISE DURCH DAS BUNDESGEBIET
(168 Zeilen, 1 520 Worte
BONN — (Amerika Dienst) — Elf Vertreterinnen bedeutender
amerikanischer Prauenorganisationen beendeten vor kurzem eine
sechswöchige Studienreise durch V/estdeutschland, zu der sie vom
US-Kochkommissar für Deutschland eingeladen worden waren. In
mehreren größeren Städten der Bundesrepublik waren sie Gäste
von Regierungsstellen und Prauenvereinen. Im Eilzugstemio passierten sie die vielen ihnen zu Ehren arrangierten Veranstaltungen.
Ihr Charme, ihre Aufrichtigkeit und ihr offensichtlich guter
Wille haben ihnen in Deutschland viele Freunde erworben. Die Anregungen, die sie den deutschen Frauen im Rahmen zahlreicher Diskussionen geben konnten, werden auch nach ihrer Abreise in großen, kleinen und kleinsten Gruppen ausgewertet werden.
Andererseits, konnten die Amerikanerinnen mit eigenen Augen
sehen, wie es in Deutschland aussieht, mit welchen Schwierigkeiten die deutsche Frau zu kämpfen hat und wie sie sich oft unter
ungünstigsten Voraussetzungen erst den Boden bereiten muß, auf
dem sie weiter aufbauen kann. Sie konnten beobachten, daß es vor
allem nicht an gutem Willen und auch nicht an theoretischem Wissen der leitenden Persönlichkeiten deutscher Frauenorganisationen
fehlt. Die Amerikanerinnen waren dankbar für die Möglichkeit der
Information aus erster Hand und versprachen, daß sie nach ihrer
Rückkehr in die Vereinigten Staaten dort alles in ihrer Macht
stehende tun werden, um die nunmehr angeknüpften guten Beziehungen
mit den Frauen in Deutschland weiter zu vertiefen.
Interessant für die deutsche Leserin dürften in diesem Zusammenhang einige der auf der letzten Pressekonferenz in Bonn
gegebenen Erklärungen dieser Amerikanerinnen sein, die wir nachstehend auszugsweise wiedergeben:
Mrs. Walter Ross, Congers, N.Y., Vertreterin des amerikanischen
Gewerkschaftsverbandes AFI:
"Über meine Eindrücke in Deutschland möchte ich sagen, daß
in den nur sechs Jahren seit dem Bestehen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), im Großen und Ganzen gesehen, erstaunliche Leistungen vollbracht worden sind. Die weiblichen Mitglieder haben seit 1945 eine Reihe von lokalen Gruppenverbänden gebildet, doch fehlt es - wie mir immer wieder gesagt
wurde - besonders bei bedeutenden Entschließungen an der nötigen Zusammenarbeit. Auch macht sich noch immer ein starkes

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20» Juni 1951

starkes Klassenbewußtsein bemerkbar; der wesentlichen Rolle,
die gerade den arbeitenden Schichten in der Gruppenarbeit
zufällt, wird noch nicht genügend Rechnung getragene Ich war
verblüfft über diesen Mangel an Toleranz."
Mrs»S.» Mengerson, St«, Louis, Missouri, Vertreterin des amerikanischen Gewerkschaftsbundes CIO, schränkte ihr Lob für die
deutschen Gewerkschaften insofern ein, als sie bedauerte,
daß die grundlegenden Gewerkschaftsgedanken noch nicht überall bis in die untersten lokalen Organisationen durchgedrungen
seien* "An vielen Orten kümmern sich die Gewerkschaften nicht
um den Grundsatz 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit', und sie
geben Frauen nicht genug Gelegenheit, verantwortliche Gewerkschaftsposten zu übernehmen."
Dr. Minnie Lee Maffett - Ärztin aus Dallas, Texas, und Vertreterin des US-Verbandes berufstätiger Frauen:
"Die in den westdeutschen Ländern erst seit einem Jahr organisierten Gruppen berufstätiger Frauen sind äußerst rege. Bald
werden sie sich wohl zu einem deutschen Dachverband zusammenschließen können. Diese Gruppen können wirtschaftlich und politisch für das gesamte Volk bedeutungsvoll werden»
Ich bin mir klar darüber, daß eine sechswöchige Reise keine
allgemeingültigen Urteile gestattet. Trotzdem möchte ich über
den Stand der deutschen medizinischen Wissenschaft sagen, daß,
was ich sah, wenig ermutigend erscheint. Gespräche mit deutschen Ärzten und Pflegerinnen legten den Schluß nahe, daß die
Lage der jungen Ärzte nicht besonders rosig ist0 Und dies in
einem Lande, das jahrzehntelang führend in der medizinischen
Forschungsarbeit war. Sehr beeindruckt dagegen hat mich die
Hamburger Forschungsstelle für Viruskrankheiten»
Ein anderes Problem ist die soziale Gesundheitsfürsorge
in Deutschland. Ärzte und Patienten drücken ihre Unzufriedenheit darüber aus, daß ihnen weder Zeit noch Mittel für eine
wirklich einwandfreie Behandlung zur Verfügung stehen. Ich
bin der Auffassung, daß der augenblickliche deutsche Sozialversicher^ungsplan in Amerika höchst unbefriedigend sein würde".
Mrs.Philip H. Jones, Shelton, Connecticut, Vertreterin des WeltLandfrauen- Verbandes:
"Das Austauschprogramm der amerikanischen Hochkommission für
Deutschland hat den nach den USA gesandten deutschen Landfrauen sehr gut getan." Mrs. Jones erwähnt eine kleine Landgemeinde, die sich ein Brausebad und eine Tiefkühlanlage angeschafft
hat und regelmäßig zusammenkommt, um alle Gemeindeprobleme
nicht nur öffentlich zu diskutieren, sondern auch tatsächlich
in Angriff zu nehmen. "Leider ist die Feldbestellung noch weit
hinter der Zeit zurück", fährt Mrs. Jones fort, "und man hat
die Erfahrungen der letzten dreißig Jahre auf landwirtschaftlichem Gebiete praktisch nicht ausgewertet. Geschieht dies,
könnte das ganze Land davon profitieren. So aber wird es wohl
lange dauern, ehe wir von einer besseren Bodennutzung in Deutsc]
land werden sprechen können. Die Kuh ist das Mädchen für alles.
Die Art der Milchbehandlung liegt ferner weit unter dem hygienischen Standard der USA. In vielen Bauernhäusern wird die
Milch nicht sofort nach dem Melken gekühlt und häufig in offenen Behältern durch die Straßen getragen. Bakterien aller Art
können sich so bilden. Ich glaube ferner, daß man auf einer
allgemeinen TB-Prüfung der Rinder bestehen sollte."
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
20. Juni 1951
Mrs» Harald DoDyke, Syracuse, N.Y», Vertreterin der Liga der
amerikanischen Wählerinnen?
"Der Gedanke einer deutschen Verteidigung schreckt die deutsche Frau und Mutter, sie will keine Wiederholung der traurigen Verhältnisse des II. Weltkriegeso Aber ich glaube, die
Deutschen treiben eine Art Vogel-Strauß-Politik, wenn das
Wort 'Verteidigung* fällt« Sie sagen, daß sie im Russen keine militärische Gefahr sehen,und halten die Vereinigten Staaten in dieser Hinsicht für überängstlich. Den Gesprächen mit
einsichtigen deutschen Frauenführerinnen aber entnehme ich,
daß andererseits das Interesse an einer Europäischen Union
sehr stark ist»"
Dr. DorothyB. Ferebes, Washington,P.C., Vertreterin des amerika-r
nischen Negerfrauenverbandes:
"Die große Anzahl der Witwen und unehelichen Mütter in
Deutschland ist ein schwerwiegendes psychologisches und soziales Problem«... In vielen Teilen des Bundesgebietes zeigen
die Frauen zwar ein starkes Interesse an allen politischen
und wirtschaftlichen Angelegenheiten des Staates» Ein Land
aber, das so klein ist wie Westdeutschland, sollte mehr Gemeinschaftssinn haben« Es gibt richtige Isolationsgebiete,
und selbst in lebenswichtigen Fragen des Bundesstaates divergieren die Meinungen*.. Das Flüchtlingsproblem ist schwerwiegend, mit ihm hängen Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Ernährungswirtschaft, Schulen, Löhne usw0 eng zusammen0 In
manchen Gebieten des Bundesgebietes machen die örtlichen Behörden die größten Anstrengungen, die sei limmsten Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen; anderswo aber sitzt man nur
zusammen und klagt,'
Die Vertreterinnen der drei kirchlichen Organisationen der jüdischen, evangelischen und katholischen Konfession Mrs. Joseph Willen, New York, Miss Louelle Reckmeyer, New York,
und Kr3. Anthony J. Scholter, Milwaukee, Wisconsin, schlössen
ihre Eindrücke in folgenden Ausführungen zusammen»
Mrs. Joseph Willen»
"Obgleich ich-kein kollektives Schuldgefühl erwartet hatte,
so hatte ich dooh gehofft, guten Willen und menschliche
Liebe den überlebenden Juden gegenüber zu finden. Dies ist
nicht der Fall. Ich habe mit vielen Juden gesprochen, die
alle gerne in Deutschland blieben, wenn man sie fühlen
lassen würde, daß sie Deutschland als ihre Heimat betrachten können...." Mrs. Willen bedauert, daß alle Schicksalsschläge, die Deutschland in den vergangenen 20 Jahren über
sich ergehen lassen mußte, sein Volk nicht zur Einsicht
bringen konnten. "Ein Volk muß gewillt sein, sich selbst
und seine Handlungen einer kritischen Prüfung zu unterziehen,
wenn es gesunden soll. Man hat das Gefühl, daß die Deutschen
eine derartige Selbstanalyse nicht wollen** Sie betrachten
ihr Unglück als einen von Gott gesandten Schicksalsschlag
und nicht als eine Folge ihres eigenen Verhaltens. Dieses
Denken ist auch der Grund, warum sie mit Flüchtlingsnot und
anderen brennenden Problemen in ihrem eigenen Hau s nicht
fertig werden."

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20. Juni 1951

Mi*a Reckmeyerf die 1946 mit dem American Red Cross in Deutschland war, meint, daß seit jenen Tagen ein merklicher Fortschritt auf allen Gebieten in Westdeutschland erzielt worden sei.
Mrs. Scholter war besonders beeindruckt von der Arbeit, die die
katholischen Frauen im katholischen Jugendwerk leisten.
"Die Zahl der katholischen Frauen, die am öffentlichen Leben ihre" Gemeinde teilnehmen, ist bei weitem größer, als
ich erwartet hatte. Auffallend aber ist der Mangel an Freizeit- und Entspannungsmöglichkeiten für Kinder und Frauen.
Es fehlt nicht an gutem Willen, und trotz aller Handicaps
ist durch die organisierte Gemeinschaftsarbeit schon mancher Mißstand in den Gemeinden abgeschafft worden. Der Einfluß der Frau auf Politik und Wirtschaft in Deutschland
ist noch sehr jung. Unsere Errungenschaften in den USA sind
das Ergebnis langer Jahre unermüdlicher Arbeit* Die deutsche Frau muß erst lernen, daß ihre Politik am Herd beginnt, bei den Preisen, die sie bezahlen muß, und auf der
Schulbank, die ihre Kinder drücken."

# * * • *

IV. Jahrgang, Nr. 24/W
Die unverheiratete Frau in den USA ist
keine Folgeerscheinung soziologischer
Umschichtung, denn auf jede ledige Frau
trifft auch heute noch ein lediger Mann.
Bleibt sie dennoch ledig, dann ist entweder ihre Karriere und übergroße Intelligenz daran schuld, oder sie ist eine
jener Frauen, denen "keiner gut genug ist".

4. Juli 1951

DAS "BACHELOR-GIRL"
Vo»~Hi-lct»-#e*%eT'
( 73 Zeilen, 660 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — In der kleinen Stadt
Norristown im Staate Pennsylvania haben achtundzwanzig Junggesellinnen beschlossen, sich öffentlich als "Alte Jungfern" zu
bezeichnen und ihr Vorhandensein einmal im Jahr durch ein Festessen zu unterstreichen. Das geschieht an jedem 2. Juni, zu
einer Zeit, wo überall in den USA "Junibräute" in Kranz und
Schleier Schaufenster und Inseratenteile der Zeitschriften
füllen.
Die unternehmungslustigen "Bachelor-Girls" von Norristown
haben viele Luidairu^e fährt innen, die mit ihnen der Ansicht
sind, daß die familienbetonte amerikanische Gesellschaft die
hart arbeitende Junggesellin etwas stiefmütterlich behandelt.
Das ist auch den galanten Geschäftsleuten des südlichen Landstädtchens Dayton im Staate Texas aufgefallen; man begeht dort
alljährlich den "Bachelor-Girl-Day", an dem jeder alleinstehenden Frau eine Reihe angenehmer und nützlicher Dinge gratis geliefert werden.
Für Amerika ist die Erfahrung relativ neu, daß hübsche
junge Mädchen, die gern heiraten würden, keinen Mann finden
können, und die jetzt lebende Generation kennt den einstmals
sehr fühlbaren Frauenmangel de*s Landes nur noch aus Büchern
und historischen Filmen.
Da die Altersklasse zwischen zwanzig und vierundzwanzig
Jahren bisher immer noch die besten Aussichten hatte, vor dem
fünfundzwanzigsten Geburtstag zu heiraten, gilt - oder betrachtet sich - eigentlich nur das Mädchen über fünfundzwanzig als
"Bachelor-Girl". Wieviele von den heiratsfähigen Mädchen schließlich ledig bleiben, hängt nur davon ab, wer unter den ledigen

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. Juli 1951

ledigen Männern, die weit zahlreicher sind als die Mädchen,
den passenden Lebensgefährten finden kann. Denn auf dem Papier
kommt noch immer auf jede alleinstehende Amerikanerin mindestens
ein lediges männliches Wesen entsprechenden Alters. Problematisch sind nur die Ehebereitschaft und die Ehe-Eignung der eingefleischten Junggesellen.
Über mangelnden beruflichen Erfolg konnte sich kaum eine
der zahlreichen Junggesellinnen, die- ich im Laufe der Jahre gesprochen habe, beklagen; die meisten lieben ihren Beruf. Diese
Beobachtungen decken sich auch mit Ergebnissen von soziologischen Forschungen wissenschaftlicher Institute. Man hat festgestellt, daß es unter den "studierten" Frauen viel mehr
"Bachelors" gibt als in anderen Kreisen der Bevölkerung und daß
es sich bei den Männern genau umgekehrt verhält.
Man findet die amerikanischen Junggesellinnen in vielen
verantwortlichen Stellungen: Das erste weibliche Kabinettsmitglied, Frances Perkins, war zwölf Jahre lang, bis 1945, Arbeitsminister. Präsident Truman ernannte kürzlich die Anwältin
Frieda Hennock zum Bundesrichter in Nfew York. Die Quäkerin
Anna Lord Strauss, für lange Zeit Vorsitzende der "League of
Women Voters", wurde vor einiger Zeit zum Mitglied der Kommission für die innere Sicherheit des Landes ("President's Internal
Security Commission") bestellt. Auch Esther Johnston - Chefin
aller fünfundsechzig New Yorker Volksbibliotheken - gehört
zu den ungewöhnlich erfolgreichen Junggesellinnen. Als sie dieser Tage in den Ruhestand trat, rühmten die Zeitungen neben ihren großen Verdiensten um die öffentlichen Bibliotheken ihren
weiblichen Charme und ihre persönliche Beliebtheit bei allen
Mi tarbeitern» J
Charme und gutes Aussehen spielen im Berufsleben der amerikanischen Junggesellinnen eine große Rolle; allerdings mehr
im Hinblick auf männliche Kollegen als mit Rücksicht auf andere
Frauen, die selbst zwar nicht gern mit reizlosen weiblichen
Wesen zu tun.uabon, andererseits aber ganz zufrieden sind, wenn
solche schmucklosen "Dinger" in der beruflichen Umgebung ihrer
Ehemänner auftreten.
Die Gelehrten'sind sich völlig einig, welche persönlichen

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
4. Juli 1951
persönlichen Eigenschaften und sozialen Gegebenheiten beim
Durchschnitt der Junggesellinnen vorherrschen, wenn man von
den Frauen absieht, die vielleicht bewußt zugunsten einer großen Karriere auf Ehe und Mutterschaft verzichtet haben. Manche
stellen fest, daß Intelligenz und berufliche Tüchtigkeit der
Mädchen die Bewerber abschrecken, andere aber finden, daß
hauptsächlich die Mädchen allein bleiben, denen "keiner gut
genug ist".
« * * * *

Selbst die großen amerikanischen Autoren
beschäftigen sich allzusehr mit sich selbst
und niemals genügend mit der heutigen
Situation der Frau, die sie stets zum
"Dream Girl" oder zum hysterischen "Vamp"
stempeln.
FRAUEN HABEN DEN SCHÄRFEREN BLICK
(58 Zeilen, 530 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die amerikanischen Frauen
fühlen sich unverstanden - nicht von ihren Männern, sondern
von ihren Lieblingsschriftstellern. Und der Literaturkritiker
Donald Adams gibt ihnen in seinem kürzlich erschienenen Buche
"Literarische Grenzen" recht, indem er darauf hinweist, daß
tatsächlich bisher noch kein einziger wertvoller Roman in Amerika erschienen sei, der den Wandel in der Stellung der Frau
und die sehr tiefgreifende Veränderung in der Beziehung der
Geschlechter zueinander zum Gegenstande hat oder auch nur
berücksichtigt. Als Maßstab für die Ansprüche, die Mr. Adams
an die literarische Deutung des zeitgenössischen Frauenschicksales stellt, gilt ihm Tolstois "Anna Karenina". Obwohl seit
Tolstoi die Psychologie und die Erforschung der menschlichen
Beziehungen ungeheure Fortschritte gemacht haben, sei es weder Hemingway noch O'Hara noch Sinclair Lewis gelungen, eine
wirklich plausible Frauengestalt darzustellen. "Sie schreiben
entweder über das »Dream Girl» , die Märchenprinzessin unausgereifter Träume, oder aber über den rasant hysterischen Vamp",
meint Adams. 'Anscheinend sind unsere Romanschreiber unfähig,
über eine moderne Frau aus Fleisch und Blut und über eine moderne Ehe zu schreiben".
Sofern
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"AMERIKA DIENST» - FÜR SIE FRAU
4. Juli 1951
Sofern man etwas über die amerikanische Frau von heute
erfahren wolle, müsse man die zeitgenössischen Autorinnen dieses Landes lesen. Wenn sie auch in der Darstellung ihrer Geschlechtsgenossinnen nicht ganz die gleiche Höhe erreichten
wie ihre männlichen Kollegen in der Darstellung des amerikanischen Mannes, so haben sie andererseits das Bild des Mannes
niemals in dem Maße verzeichnet, wie die männlichen Autoren
das der Frau. Das mag daher kommen, daß die Frau den Mann sehr
viel kritischer betrachtet als der Mann die Frau, ein Umstand,
der sich sehr leicht aus der Situation der Frau erklärt: Der
Mann ist natürlicherweise der "Schweifende", Suchende, also
aktiv Wählende, während die Frau im Gegensatz dazu die defensiv - "Wartende", also nur passiv Wählende und somit in
viel höherem Mäße auf ihren kritischen Instinkt angewiesen ist.
Daher, daß sie es nicht so ohne weiteres auf den Versuch ankommen lassen kann wie der Mann, rührt letztlich ihr schärferer
Blick. Wilia Cathers Heldin in "My Antonia" ist eine richtige
Frau, und Jane Austen schuf wirkliche Charaktere, ihre Männer
sind nicht weniger echt als ihre Frauen.
"Zur Zeit Tolstois, beobachtete der Mann. Der Romancier
blickte um sich, wenn er etwas schreiben wollte. Tolstoi war
eben ein sensitiver Mann. Er vermochte die Frauen zu verstehen,
weil er selbst Weibliches in sich hatte. Wir alle tragen Elemente des anderen Geschlechtes in uns, seien sie nun mehr oder
weniger ausgeprägt. Heutzutage scheint es, al3 ob die Autoren
stets nur in sich selbst hineinblickten. Daß es kaum noch Beobachtung gibt, hat zu einer völlig anderen Art der Erzählung
geführt", schreibt Adams. Außerhalb der erzählenden Literatur
seien vortreffliche Bücher über die Rolle der modernen Frau
und über die Ehe geschrieben, worden, aber die Romanautoren geben meistens nichts anderes als einen analytischen Monolog wie
auf der Couch des Psychotherapeuten.
In diesem Zusammenhange weist Adams ferner darauf hin,
daß die modernen amerikanischen Autoren eine tiefverwurzelte
Abneigung dagegen zu haben scheinen, auch nur eine Spur von Gefühl zu verraten. Sie gehen mit ihren Helden und Heldinnen
meist recht grausam um.
* * - „ *

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CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika
Dienst) — "Muttiii, der Fritz
hat mich gehauen. "... "Mein
Roller ist viel schöner als deiner, und überhaupt ist mein Vati
viel reicher als deiner". - Liese
Sätze aus Kindermund kennzeichnen
zwei typische Probleme, denen
sich praktisch alle Eltern gegenübersehen und mit denen sie
oftmals nicht recht fertig werden«
Was tun sie, wenn ihre Kinder
untereinander oder mit fremden
Kindern tätlich werden? Treten
sie dazwischen, ergreifen sie
Partei oder überlassen sie die
Kinder sich selbst? Ein wenig
psychologisches Verständnis für
die Welt des Kindes sollte die
Antwort nicht schwer machen.
Es ist eine Grunderkenntnis,
daß jedes gesunde Kind heftig
und aktiv reagiert, wenn ihm
irgend etwas mißfällt. Ärger ist
für ein Kind etwas ganz Natürliches und eine gesunde Reaktion.
Zwar sollte es langsam lernen,
seinen Zorn zu besänftigen, man
sollte es jedoch nicht dafür bestrafen
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. Juli 1951

bestrafen, wenn es seinem Ärger auf drastische Weise Luft macht.
Ein Kind ist deswegen nicht schlecht und liebt seine Mutti nicht
weniger, wenn es etwa beim Auswaschen seiner Ohren zornig und
strampelnd ausruft: "Du böse Mutti", und es sollte nicht dafür
bestraft werden, daß es ausspricht, was es im Augenblick empfindet. Andererseits darf natürlich das Notwendige, wogegen sich
das Kind wehrt, im obigen Falle das Auswaschen der Ohren, nicht
ungeschehen bleiben, sondern muß mit ruhiger Bestimmtheit, ohne
Beachtung der Z ornesausbrüdie, durchgeführt werden.
Und nun zu den kindlichen Schlägereien. Sie sind ein umstrittenes Problem, und es fällt jeder Mutter schwer, nicht einzugreifen oder nicht Partei zu ergreifen. Auch viele Pädagogen
sind sich über die Rolle kindlicher Handgreiflichkeiten nicht
einig, und an vielen Schulen sind sie verboten. Moderne Erzieher
aber vertreten den Standpunkt, daß Prügeleien ein durchaus natürlicher, wenn nicht gar wichtiger Bestandteil des kindlichen
Lebens sind. In vielen amerikanischen Schulen unterbrechen die
Lehrer daher keinen Kampf, der sich etwa in der Pause auf dem
Schulhof ergibt. Sie achten nur darauf, daß nicht ein. größarer
Junge einen kleineren verhaut und daß fair gekämpft wird. Nur
eine Regel darf grundsätzlich nicht mißachtet werdeni Es dürfen
nicht zwei gegen einen kämpfen, und es dürfen nur die Hände benutzt werden. Kinder, die immer ängstlich vor Balgereien und Belöstigungen durch andere bewahrt werden, werden lebensuntüchtig.
Sie erlangen nicht genug Selbstvertrauen und werden von den
Spielgefährten bald isoliert. Dazu kommt, daß erfahrungsgemäß
ein Kind bei Raufereien mit den Händen fast niemals ernstlich
verletzt wird, wenn auch mal die Nase blutet und ein paar Beulen
zurückbleiben.
:Das Beispiel eines klugen Vaters sollte vielen Eltern zu
denken geben. Durch das Fenster schauend, sah er seinen kleinen
Sohn weinend und ängstlich auf das elterliche Haus zulaufen, von
anderen Kindern mit höhnischen Bemerkungen verfolgt. Der Vater
ging nicht etwa auf die Straße, um seinen Sohn zu beschützen.
Er rief den fremden Kindern zu, sie möchten einen gleich Großen
aussuchen, der allein mit seinem Jungen kämpfen solle. Dann ermunterte er seinen Sohn und ließ ihn sich mit dem anderen balgen,



"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. Juli 1951

balgen, einzig darauf bedacht, daß nicht mit den Füßen getreten
oder sonst unfair geschlagen wurde. Zwar erhielt sein Junge die
größeren HiäDe, aber der Erfolg war der, daß letzterer nach bestandenem Kampf weniger an seine Niederlage dachte als vielmehr
voller Stolz daran, daß er genau so wie die vielen anderen Jungen,
die er kannte, sich gerauft hatte und daß es gar nicht so entsetzlich war, wie er es sich immer vorgestellt hatte. Das Selbstvertrauen war geweckt, und der Junge scheute nie mehr einen Kampf.
"Meine Puppe ist schöner als deine.." Mein Vati ist viel
stärker als deiner.." Diese und ähnliche Ausdrücke eines Rivalitätsgefühles sind typisch für alle kleinen Kinder. Ist ein derartiges Gefühl schädlich? Und wie kann man es in Grenzen halten
oder gar positiv ausnutzen? Grundlage aller Rivalitätsgedanken
ist die ungeheure Egozentrik, die Eigensucht jedes Kindes, das
sich selbst als Mittelpunkt alles Geschehens sehen will. Diese
Eigensucht, so wenig schöne Formen sie manchmal annehmen mag,
ist naturnotwendig für das Überleben des Einzelwesens. Dazu
kommt, daß schon von frühester Jugend an das Kind Rivalen hat:
Es muß die Mutter mit dem Vater teilen, dann mit den Geschwistern.
Dann kommt die Rivalität der Spielgenossen, später der Berufskollegen. Rivalität in irgendeiner Form begleitet den Menschen praktisch von der Y/iege bis zum Grabe. Man ..kann den Rivalitätsgeist
niemals ganz ausrotten und man sollte es auch nicht} man sollte
sich nur darüber klar werden, wann er eine Gefahr für die wachsende Persönlichkeit darstellt. Oft ist die Haltung eines Kindes,
immer alles besser zu haben und zu tun als andere, nur die Süblimierung eines seelischen Erlebnisses, begründet auf im Unterbewußtsein eingeprägten Ereignissen der Vergangenheit. Das Kind
will sich oft nur damit selbst beweisen, daß es "auf Draht" ist.
Rivalität an sich ist nichts Schlechtes, denn es gehört eine
Portion Mut dazu, sich mit anderen zu messen. Y/ie unerfreulich
sind doch oft die Kinder und Erwachsenen, die jedem Wettbewerb
ängstlich aus dem Wege gehen. Kinder müssen eine gewisse Dosis
Rivalitätsgefühl erhalten, um besser im Leben bestehen zu können.
Nicht die Rivalität ist gut oder schlecht, sondern die Haltung,
mit der sie zum Ausdruck gebracht wird. Die Haltung zum Gewinnen
und Verlieren, zum Besitzen und Teilen, wie sie die Kinder schon
in frühester Jugend im Elternhause sich aneignen, ist allein entscheidend darüber, ob Rivalität eine aufbauende oder zerstörende
Kraft wird. Und das wiederum hängt ganz davon ab, wie die Eltern
selbst diese Probleme gelöst haben.
* * # * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. Juli 1951

Das US-Institut für chemische Reinigung
und Färben unterhält eine besondere Abteilung von "Spottern", die die Ursache
schwer entfernbarer Flecken festzustellen
haben. Ihre Ratschläge zur Fleckenentfernung
dürften auch für die deutsche Hausfrau
interessant sein.
FLECKENANALYSE - EINE WISSENSCHAFT FtfR SICH
( 50 Zeilen, 450 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — In Amerika gibt es einen
Sherlock Holmes der Reinigungsanstalten: das Institut für chemische Reinigung und Färben, das das Fleckenbeseitigen auf geradezu wissenschaftlicher Basis betreibt und auch die hartnäckigsten Flecken entfernto Dieses Institut, dessen Putzmittel und
Fleckenentferner früher so geheim gehalten wurden wie Zaubertricks, beschäftigt eigene "Spotters", das sind Angestellte,
die nichts anderes zu tun haben, als die Ursachen schwer
entfernbarer Flecken festzustellen» Mitunter haben sie sich
aber auch mit anderen Problemen zu befassen - so vor kurzem
mit verschiedenen Kleidungsstücken, von denen bei der Reinigung auf geheimnisvolle Weise alle Knöpfe verschwunden waren..
(Nach eingehenden Untersuchungen stellte man fest, daß die
Knöpfe aus einem Kunststoff bestanden hatten, der sich in der
verwendeten Putzflüssigkeit einfach aufgelöst hatte.)
Dieses amerikanische Institut erteilte den amerikanischen
Hausfrauen einige Ratschläge zur Fleckenentfernung, die auch
bei uns Beachtung verdienen». Der wichtigste besagt, daß man sich
bei jedem Fleck nach Möglichkeit merken soll, wovon er herrührt,
damit das richtige Putzmittel angewendet werden kann. Auf Flekken ist auch in der Reinigung eigens hinzuweisen, damit sie
gesondert vom übrigen Gewebe gereinigt werden können. Hat man
aber -schon selbst versucht, eine beschmutzte Stelle zu behandeln, und damit Pech gehabt, dann trage man das betreffende
Kleidungsstück in die Reinigungsanstalt und gebe an, womit man
versucht hat, es zu reinigen. Nur dann kann der Fachmann noch
retten, was zu retten ist.
Und nun die Ratschläge:
1.) Reinige einen Fleck sobald wie möglich, sonst zieht er ins
Gewebe ein und ist nur mehr schwer zu entfernen.
2.)Vorsicht
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"AMERIKA DIENST" - FÜR SIE FRAU
4. Juli 1951
2.) Vorsicht mit Seifenreinigungen! Vor allem alkalihaltige
Seifen fixieren Flecken.
3.) Bügle niemals ein Gewebe, ehe die Flecken daraus entfernt
sind.
4.) Flecken soll man nicht aus dem Stoff herausreiben, da man
dadurch das Gewebe beschädigt. Am besten verwendet man einen
Fleckenentferner und eine weiche Bürste.
5.) Wichtig ist es, das richtige Fleckenentfernungsmittel anzuwenden. Flecken, die von wasserenthaltenden Substanzen herrühren
(z.B. Kaffee, Cocktail etc.) entferne man mit Wasser, andere Verunreinigungen (Fett etc.) am besten mit Tetrachlorkohlenstoff
oder ähnlichen,womöglich nicht brennbaren Mitteln.
6.) Vorsicht bei Tintenflecken! Da sie besonders schwer zu entfernen sind, vertraue man sie besser einer Reinigungsanstalt an.
7.) Wer keine Erfahrung im Fleckenentfernen hat, soll seine
Kleider lieber zur Reinigung geben; er erspart sich dadurch
Ärger und vermeidet Beschädigungen, die nicht mehr repariert
werden können.
*

* * * *

EIN INTERNATIONALES KINDERDORF
(15 Zeilen, 140 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) —
In Cincinnati im Staate
Ohio ist in diesem Monat da3 erste internationale Kinderdorf
eröffnet worden. Fünfundfünfzig Kinder aus neun Nationen Deutschland, Österreich, Dänemark, England, Frankreich, Mexiko,
Norwegen, Schweden und den Vereinigten Staaten - arbeiten und
spielen zusammen in einem Sommerlager. Dabei werden sie von
einer Gruppe führender Psychologen und Sozialwissenschaftler
der Vereinigten Staaten beobachtet, die dabei einige der grundlegenden Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Nationalität studieren wollen. Von jedem Teilnehmerland wurden außerdem
zwei Erwachsene in das Lager geschickt. Sie bilden ebenfalls
eine Studiengruppe, in der täglich die verschiedenen Lehrmethoden und Vorschläge zu besserem internationalen Verständnis diskutiert werden. Ähnliche Sommerlager sollen später auch in anderen Staaten abgehalten werden.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. Juli 1951

GLÄNZENDE SATINGEWEBE SCHRECKEN STECHMÜCKEN AB
(33 Zeilen, 300 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Sommerkleider aus glänzendem Satin bieten einen wirksamen Schutz gegen Stechmückent
stellte der amerikanische Zoologe DT, A.W.A. Brown kürzlich
fest.. Brown führte Versuche mit Stoffen aus verschiedenem Material und unterschiedlicher Farbe duich, um herauszufinden, welche Art der Bekleidung den besten Schutz gegen Stechmücken gewäh
leistet.
Dr. Brown hatte für seinen Versuch zwei menschenähnliche
Puppen anfertigen lassen und in Wäldern aufgestellt. Der Körper dieser Puppen bestand aus einem Stahltank mit 50 Liter Wasser, das durch eine elektrische Heizanlage auf Körperwärme oder
jede andere gewünschte Temperatur gebracht werden konnte. Um
die "Menschenähnlichkeit" seiner Lockpuppen zu vervollständigen,
hatte Dr. Brown die "Roboter" mit einem Kopf versehen, der verschiedene Gase "ausatmen" konnte.
Durch die Zahl der binnen zwei Minuten auf den Körpern
"landenden" Mücken bestimmte man die Anziehungskraft verschiedener Stoffe, Farben und Gerüche. Man stellte hierbei fest,
daß nächst den glänzenden Satinstoffen einfacher Satin die
geringste Anziehungskraft auf Mücken ausübt und als Mückenschutz normalen Tuchen und Crepe-Geweben vorzuziehen ist. Kleidung aus Nylongewebe erwies sich solcher aus Baumwolle und Leinen in dieser Hinsicht überlegen.
Auf schwarzgekleideten Versuchspuppen "landeten" 4 bis 10
mal soviel Mücken wie auf weißgekleideten, und zwar unabhängig
davon, ob man die Versuche bei Sonnenlicht oder während der
Dämmerung durchführte.
Grün hatte für die Moskitos weniger Anziehungskraft als
Rot oder Blau; helles Rot oder Blau zog nur halb so viele Mükken an wie die dunkleren Tönungen der gleichen Farben. Bei Vergleichsversuchen zwischen Dunkelrot und Dunkelblau wurde das
dunkle Rot stärker angeflogen als Dunkelblau. Lichtblau hatte
eine größere Anziehungskraft als Rosa.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

4. Juli 1951

»FIRST LADIES" IN WACHS
( 10 Zeilen, 90 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Ein seltsames Wachsfigurenkabinett schuf die New Yorker Bildhauerin Ethel LIcLean,
die die Frauen sämtlicher amerikanischer Präsidenten in Wachs
modellierte. Die 32 Statuen, die jeweils knapp einen halben
Meter hoch sind, werden derzeit in einer New Yorker Ausstellung
gezeigt. Dabei ist bemerkenswert, daß bisher jeder der amerikanischen Präsidenten verheiratet war. Vielfach waren die
Ehen sogar sehr kinderreich: William H. Harrison hatte 6 Söhne
und 4 Töchter, John Tyler, der zweimal verheiratet war, 8 Söhne und 6 Töchter». Abraham Lincoln 4 Söhne, Rutherford B.Hayes
7 Söhne und eine Tochter, Theodore Roosevelt 4 Söhne und
2 Töchter, Franklin Delano Roosevelt 4 Söhne und eine Tochter.
# * * * *

ALKOHOLISMUS NICHTS ALS VITAMINMANGEL ?
( 16 Zeilen, 150 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Ärzte des HarvardInstitutes für allgemeine Hygiene und der Alkoholikerklinik
am Brent Brigham-Hospital in Boston haben durch Rattenversuche festgestellt, daß das krankhafte Verlangen nach Alkohol
durch regelmäßige Vitamindiät beseitigt werden kann*
Die Bostoner Forscher unterzogen daraufhin 50 chronische
Alkoholiker ähnlichen Versuchen: die Hälfte der Patienten
erhielt täglich alle bekannten Vitamine in großen Dosen} die
zweite Gruppe erhielt Tabletten, die keinen dieser Stoffe
enthielten. Nach einigen Wochen wurde gewechselt, so daß jeder der 50 Kranken gleich lange große Vitaminzusätze bekam.
Das Ergebnis der reichlichen Vitaminzufuhr war, daß viele Patienten ihr Interesse am Alkohol verloren und daß die
meisten sich auch körperlich viel wohler fühlten. Ein eingehender Bericht über diese Versuche wurde vor kurzem auf einer
Tagung für experimentelle Biologie in Clevsland erstattet.
* * * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

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17. Jahrgang, ttr. ^ / W

18. Juli 1951

Über die ebenso sachliche wie persönliche
Atmosphäre amerikanischer Parlamente, über
die politische Situation der amerikanischen
Frau und über die ihnen entgegengebrachte
Gastfreundschaft berichten drei weibliche
Bundestagsabgeordnete, die sich zur Zeit
auf einer Studienreise durch die Staaten
befinden.
EINDRÜCKE WEIBLICHER BUNDESTAGSABGEORDNETER IN DEN USA
(80 Zeilen, 720 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Daß es im amerikanischen
Kongress und in den Parlamenten der einzelnen Staaten keinen
Fraktionszwang gebe, sondern daß die quer durch die Parteien
laufenden Meinungen in echter Diskussion erörtert würden, wird
von den drei zur Zeit in den Vereinigten Staaten weilenden deutschen Bundestagsabgeordneten, Frau Dr. Elinor Hubert (SPD), Frau
Dr. Hertha Ilk (FDP) und Frau Dr. Anna Marie Heiler (CDU),als besonders positiv hervorgehoben.
Zu den Beziehungen zwischen Wählerschaft und Abgeordneten
erklärten die deutschen Gäste, die breite Schicht der deutschen
Wähler habe im Gegensatz zu den Verhältnissen in den USA noch
nicht das Gefühl dafür bekommen, daß der Abgeordnete eines Wahlkreises wirklich der persönliche Vertreter seiner Wähler sei.
Auf die politische Aktivität der amerikanischen Frau eingehend,
betonten sie, die Amerikanerin sei sich in weit stärkerem Maße
als die deutsche Frau der Verantwortung bewußt, die jeder einzelne Staatsbürger für das politische Geschehen trage. In dieser
Beziehung habe sie besonders die Arbeit der amerikanischen Wählerinnenliga beeindruckt. In Deutschland bekomme man oft zu hören, daß die Amerikanerinnen durch ihre Frauenorganisation großen
Einfluß auf die Politik nähmen. Die amerikanische Frau habe aber
erkannt, daß sie wirklichen politischen Einfluß auf dem Wege
über die Parteien gewinnen könne.
Im übrigen war den deutschen Bundestagsabgeordneten aufgefallen, daß es in den amerikanischen Parlamenten sehr viel
"familiärer zugeht" als etwa im Deutschen Bundestag. Sie berichten zum Beispiel, daß das Parlament von Alabama bei ihrem Eintreffen die Sitzungen sofort unterbrochen habe, und die deutschen
Gäste zu begrüßen.
Aber nicht nur die parlamentarischen Einrichtungen des Landes
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"AMERIKA DIENST" - FJR 33IE FRAU

18. Juli 1951

Landes wurden von den Damen, die sich bereits seit Mai in den
Staaten aufhalten, studiert, sondern alle Gebiete des öffentlichen Lebens, die in besonderen Maße die Interessen der Frau berühren. In einem Interview der Stimme Amerikas führte Frau Dr.
Hubert folgendes aus: "Es hat mich bei unseren Besuchen von Kinderheimen und Schulen und auch in den Colleges außerordentlich
beeindruckt, wie man sich bemüht, die Einzelpersönlichkeit eines
jeden Kindes zu fördern und zu entwickeln. Und zwar nicht nur
nach schulischen Gesichtspunkten, sondern auch im Hinblick darauf,
daß sie einmal gute Staatsbürger werden sollen. Ich kann es mir
gut denken, daß ein Kind, daß schon mit fr-öhen Jahren lernt, sich
als ein Teil des Ganzen zu fühlen und seine ganze Lebensauffassung
darauf einstellt, auch im späteren Leben diese Einstellung beibehält.
Frau Dr. Heiler berichtete: "Eines machte mir besonders
Eindruck. Als wir im deutschen Generalkonsulat waren, kam eine
Karte eines Schulkindes an - nach der Schrift zu urteilen eine
etwa 12- bis dreizehnjährige - die eine Arbeit über Deutschland
schreiben sollte. Diese Arbeiten müssen von den Kindern mit ziemlicher Selbständigkeit abgefaßt werden und das Kind erbat sich
nun vom Generalkonsulat Material über die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in Deutschland. Etwas derartig selbständiges würde ich bei einem deutschen Kind nicht
suchen." Auf die Fragen eines Interviewers der Stimme Amerikas,
wie weit die Besucherinnen an bestimmte offizielle Besuchsprogramme gebunden seien, antwortete Frau Dr. Ilke: "Durchaus ist
in dem Programm immer so viel Zeit gelassen, daß man noch seine
eigenen Entdeckungsfahrten machen kann, sodaß wir in jeder Weise
nicht nur die positiven, sondern auch die negativen Seiten, die
es ja wohl in jedem Lande gibt, zu Gesicht bekommen.
An sich werden wir geführt und betreut von dem Frauenbüro,
des Department of Labor, das auch die Frauenarbeit in Amerika
bearbeitet und beobachtet. Von diesem Büro aus werden verschiedene, ich glaube neun, Frauenorganisationen gebeten, sich unser
anzunehmen. Und so werden wir hier in New York vom National
Council of Jewish Women, den Nationalrat jüdischer Frauen betreut.
Ich kann nur sagen, daß das Entgegenkommen und dieses wirklich
aufmerksame, ich möchte sagen, liebevolle Betreuung, die uns gerade von dieser Gruppe Frauen entgegengebracht wird, ganz besonders
beeindruckt. Und wir können ihnen gar nicht genug dankbar dafür
sein, daß sie ihre Fürsorge gerade uns Deutschen zuteil werden
lassen."
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18. Juli 1951

Ein UN-Berieht über Kinder- und
Jugendfürsorge
WENN KINDER KEIN DAHEIM HABEN
(64 Zeilen, 600 Worte)
NSW YORK — (Amerika Dienst) — Ein Kind braucht mehr als
Nahrung, Wohnung, Kleidung, Gesundheit und Erziehung} es verlangt auch nach liebe und möchte das Gefühl haben, einer Familie anzugehören. Überall auf der Welt gibt es jedoch Kinder, die
ein normales Familienleben entbehren müssen und kein Daheim haben.
Zu diesem wichtigen, die ganze Menschheit betreffenden Problem nimmt ein Bericht des Sekretariats der Vereinten Nationen
an die Kenmission für Soziale Fragen Stellung. Es heißt darin,
daß die Ursache dafür nicht zuletzt in der zunehmenden Industriealisierung zu suchen ist, die zwar einer großen Anzahl
von Menschen zu einem höheren Lebensstandard verholfen, in
ihrem Gefolge aber auch Armut, Arbeitslosigkeit und Wohnungselend mit sich gebracht hat. Schuld an dem zerstörten Familienleben trügen ferner soziale Unzulänglichkeiten, unbeständiger
Wohnsitz der Familie,
illegitimes Zusammenleben, Scheidung,
Tod oder Krankheit der Eltern, Grausamkeiten, kriminelle Delikte
und schließlich Naturkatastrophen, wie Erdbeben und Überschwemmungen oder Kriege.
Der Bericht gibt einen Überblick über Methoden zur Verhinderung dieser Ursachen, regt Hilfsaktionen für Kinder in aller
Welt an und schlägt in Rahmen intensiver internationaler Zusammenarbeit Maßnahmen vor, die dieses soziale Problem einer Lösung
zuführen könnten. Sie wird durch die Tatsache erschwert, daß viele Länder über kein entsprechendes statistisches Tatsachenmaterial
verfügen. Dazu kommt, daß die verschiedenen Kulturen der Erde
mit dem Begriff Familie verschiedene Vorstellungen verbinden.
Durch Zahlen unterstreicht der Bericht, wieviel Unglück
in den vergangenen Jahreir.durch Naturkatastropher und Kriege
angerichtet wurde. So wurden durch das Erdbeben, das im Jahre
1949 Ecuador heimsuchte,
225 000 Einwohner dieses
Landes betroffen, von denen 6 000 getötet und 10Q 000 obdachlos
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
obdachlos wurden. 'Jährend de3 zweiten Weltkrieges benötigten
etwa 60 Killionen Kinder in Europa und 65 Millionen in China
dringend Hilfe und auf den europäischen Kriegsschauplätzen wurden 13 Millionen Kinder zu Waisen»
Durch solche Katastrophenr durch .wirtschaftliche und soziale
Notstände und durch zerrüttete häusliche Verhältnisse erleiden
Kinder Schaden an ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit,
ihrer Erziehung, Ausbildung und ihrem Anpassungsvermögen an die
bestehende Ordnung»
Der Bericht schlägt auch Maßnahmen in Hinsicht auf Gesundheitsfürsorge, Erziehung, Arbeitsbeschaffung und soziale Betreuung vor. Minderjährigen, die zwar im elterlichen Haushalt
leben, jedoch nicht die erforderliche Betreuung erfahren, sei
durch Pürsorgeheime und Erziehungsanstalten, durch Kinderhorte
und ähnliche Institutionen zu helfen» Der Bericht vertritt die
Ansicht, daß das Ausfindigmachen solcher Kinder, in Zukunft
eine gemeinsame Angelegenheit von Schulen, Wohlfahrtseinrichtungen und Gerichtsinstanzen werden soll«
In einzelnen Ländern müssen straffällig gewordene Minderjährige oft tage- oder wochenlang in Polizeirevieren oder Gefängnissen bleiben,, ehe ein gerichtlicher Entscheid gefällt
wird, und auch die Fürsorge für Kinder aus zerrütteten Ehen ist
bei den verschiedenen Nationen sehr ungleich und mitunter höchst
unzureichend» Zur Abhilfe solcher Misstände wird eine eingehendere Beschäftigung mit dem Problem der unehelichen Kinder, der
Adoption, Vormundschaftsangelegenheiten und der Unterbringung
elternloser Minderjähriger in Heimen vorgeschlagen.
Im Anhang zu dem Bericht wurde außerdem ein Überblick der
Internationalen Arbeitsorganisation über die Pestsetzung des
Mindestalters von Arbeitskräften in verschiedenen Ländern veröffentlicht»
* * * * *

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"\iimzA Dmas?« - FÜIJ SIE »RAT?

*

Jul1

1951

Wieviel eine Sonnenbrille kostet, ist nicht
ausschlaggebend für ihre praktische Wirksamkeit. Die Glaser müssen dunkel genug sein,
um jede Blendung auszuschalten. Verfasserin
erklärt, was bei der Auswahl einer Brille
zu beachten ist.
MIT BEDACHT GEWÄHLT - MIT VERSTAND GETRAGEN
Von Isabel Hohns
(67 Zeilen, 600 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Sonnenbrillen sehen immer
etwas nach Snobismus aus. Wenigstens sagen es diejenigen, die
nicht damit einverstanden sind, und begründen es damit, daß man
früher auch ohne Brillen ausgekommen sei und höchstens Künstler
sie benutzten, um sich damit den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit zu entziehen.
Heute jedoch ist die Sonnenbrille ein unentbehrliches Requisit der heißen Jahreszeit geworden. Alle tragen sie, vom Schulmädel bis zur alten Dame. Leider aber wird die Wahl einer Sonnenbrille nicht immer mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt, In den
Vereinigten Staaten, wo man ohne diesen Augenschutz gar nicht auskommen kann, hat man, wie in so vielen anderen Dingen, es verstanden, eine netwendige Zweckmäßigkeit in ein begehrtes Moderequisit
umzuformen. Doch soll der Kauf einer Brille mit Bedacht vorgenommen werden, so warnt die Leiterin des bekannten Schönheitsinstitutes von Powers.
Wesentlich ist die Schattierung der Gläser. Je dunkler das
Gla3, desto besser schützt es vor Sonnenblendung und das ist im
Grunde genommen ja der Hauptzweck der Sonnenbrille. Es gibt Gläser in grünen, blauen und braunen Schattierungen, welche von ihnen dem Auge aber am besten zusagt und die Farben am naturgetreuesten wiedergibt, kann nan nur durch sorgfältiges Anpassen herausfinden. Ein Glas, das mehr als 12 - 15$ des Sonnenlichtes durchläßt i3t, praktisch wertlos.
Sonnenbrillen sollten an einem strahlend heiteren Tag gekauft werden. Beachten muß man dabei, daß man bei Prüfung der
Gläser nicht direkt in die Sonne schaut. Auch tollte sie jeden
Morgen mit lauwarmen Seifenwasser gereinigt und mit einem Leinenläppchen nachgerieben werden. Ein Brillenfutteral ist ratsam.
Außer
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18, Juli 1951

Außer den Schutz des Auges darf aber die in diesen Jahre
besonders hervorstechende modische und kosmetische Seite der
Sonnenbrille nicht übersehen werden. Sie ist der I-Punkt der diesjährigen Sonlinerraode. In den Vereinigten Staaten hat eine rege
Modeindustrie alle ihre Register gezogen und Sonnenbrillen geschaffen, die stil- und moderichtig 3ind für jeden sommerlichen
Anzug - für den Vormittag, für Badestrand und Sportplatz, sowie
für festliche Anlässe.
Sie alle haben beachtliche Größen. Eine Vielfalt von Ideen
wurde an ihre Ausstattung verschwendet. D a s Resultat ist überwältigend. Besonders schick und brauchbar für den Sport ist eine
Brille, mit polarisierten Gläsern, deren geschlitzte Bügel ein
Kopftuch halten (s.Foto). Zum eleganten Nachmittagskleid wählt
man solche mit koketten Gesichtsschleiern und perlmutter - und
juwelenbesetzten Fassungen aus echtem Schildpatt. Am Strand
von Kalifornien und Florida tragen die sehr sparsam bekleideten
Badenixen Brillen, deren Gläser wie große Blüten wirken.
Der modische Akzent der Brille ist aber erst dann vollständig, wenn die Farbe und Form der Fassung der Gesichtsform und der
Kleidung entspricht. Man sollte bei der Anprobe der Brillen auch
beachten, daß die Hautfarbe sich im Laufe der Sommermonate verändert. Eine in der Hand "so süße Brille" muß auf der Nase der
Trägerin nicht unbedingt ebenso wirken. Und leider muß man oft
feststellen, daß bei der Wahl der Brillen nicht immer der gute
Geschmack ausschlaggebend war. In jedem Falle sollte darauf gesehen werden, daß die Fassung die Augenbrauen nicht ganz ver-*
deckt, was das Gesicht zu einer Maske umformen würde.
überflüssig auf jeden Fall aber sind Sonnenbrillen bei Zwielicht, am Abend und im geschlossenen Raum. Sie sind dann nicht
nur ausgesprochen unpassend, sie schädigen obendrein die Augen.
In greller Sonne getragen aber, leisten sie beste Dienste, verhindern die lästigen, durch starkes Sonnenlicht hervorgerufenen
Kopfschmerzen, rasche Ermüdung und die unangenehmen, verräterischen Krähenfüße.
* * * * *

ACHTUNG REDAKTION!

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"AMERIKA. DIENST" - FÜR DIE FRAU

1Q>

Juli

ig51

Madarie Beran lehrt in ihren berühmten
Kochkursen den Damen der Washingtoner
Gesellschaft die hohe Kunst der französischen Küche.
SÄUISCHE KOCHKUNST UND AMERIKANISCHE DIPLOMATIE
(45 Zeilen, 400 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Eine kleine, zierliche Französin unterrichtete Damen der Washingtoner Gesellschaft in der
hohen Kunst des Kochens und Zurichtens exquisiter DiplomatenDiners. Zu den Schülerinnen der kapriziösen Madame Irene Beran
zählen u.a. Mme. Bonnet, die Gattin de3 französischen Botschafters,
und die Gattinnen der US-Staatssekretäre für die Armee und für
Landwirtschaft, Mrs. Frank Pace und Mrs. Charels Brannan. Sie alle
lernen bei Mme. Brenan jene seit Jahrhunderten berühmte gallische
Mischung von Philosophie und Kochkunst. "Gutes Essen hat noch
stets gute Laune gezeugt - und in einer Stadt wo so viele ernsthafte Probleme debattiert und Fragen von größter Bedeutung entschieden werden, ist gute Laune unentbehrlich", bemerkt die kluge
Beran sehr richtig.
Madame hasst die Konservenbüchse und bezeichnet sie als "den
Erzfeind einer guten Küche . Es ist ein Glück, daß man in Frankreich keine wirklich, guten Konserven herstellt, das zwingt die
Französin dazu, erfinderisch zu 3ein und viel Zeit auf eine Mahlzeit zu verwenden. In unserem Lande ist eine gute Köchin geehrt
wie anderswo eine große Künstlerin. Das größte Kompliment, das man
einer Französin sagen kann, ist nicht: rIhr Hütchen ist bezaubernd,
Madame,'sondern Ihre Crepes Suzettes waren ein Erlebnis'."
Madame Beran wendet sich gegen alle jene Leute, die behaupten,
daß man in Frankreich zu jedem Gericht Trüffeln und Champagner
brauche. Dies ist nicht der Fall. Um aber ein wirklich guter Koch
zu werden, braucht man viel Geduld, Liebe zur Sache, eine feine
Zunge und - ein gutes Kochfett. Damit meint sie in erster Linie
Butter oder frisches, reines Olivenöl. Ein anderer Rat von Madame
ist, stets reichlich, aber nie zuviel zu kochen. Aufgewärmte Dinge
lehnt sie ab.
Sie, die Erfinderin des eierlosen Omelettes, eines Brotes,
das mit dem heißen Bügeleisen bearbeitet anstatt gebacken wird
und der gebackenen Äpfel mit Geflügelfüllung, stellt abschließend
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18. Juli 1951

abschließend fest: "Die geschickte Zusammenstellung einer Mahlzeit ist das ganze Geheimnis» Reichen Sie niemals zu einer gehaltvollen, dicken Suppe einen schweren Braten, nehmen sie dazu
Kalbfleisch oder Geflügel, Nur das schwere Fleischdiner darf
durch eine klare Bouillon eröffent werden» Und jeder muß mir
Recht geben, wenn ich behaupte, daß im Laufe der Geschichte so
manche gut gekochte Bouillon zum Gelingen einer diplomatischen
Mission mehr beigetragen hat,als alle ausgekochten politischen
Finessen".
# * * * #

KURZNACHRICHTEN
JEDERMANNS SACHE
(30 Zeilen, 270 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Eine sich über dreizehn
Wochen erstreckende tägliche Fernsehsendung befaßt sich mit
Fragen der Gesundheit der Kinder- und Erwachsenenerziehung, sowie
allen dem Schutz der Familie dienenden gemeinnützigen bundesstaatlichen Einrichtungen in den USA*
Die Fortsetzungsserie, die am 2. Juli begann und unter dem
Programmtitel "Everybody*s business" (Jedermanns Sache) läuft, besteht aus einer Reihe von Filmen, die von der Federal Security
Agency (Bundesaufsichtsamt für Sozialeinrichtungen) hergestellt
wurde und sich mit der Erläuterung verschiedener Themen, befasst
u.a. der Anwendung von ACTH bei rheumatischem Fieber, Behandlung
körperbehinderter Kinder im Rahmen der bundesstaatlichen Krüppelfürsorge, Frühdiagnose und Behandlung von Diabetes, Aufgaben der
Mentalhygiene mit amerikanischer Wohlfahrtseinrichtungen und
-Programmen, sowie den jüngsten Abänderungen der amerikanischen
Sozialversicherungsgesetzgebung. Dieses Programm wird von 8*30 9 Uhr morgens gesendet und von allen amerikanischen Fernsehstationen übernommen •
Oscar E. Ewing, der Leiter der Federal Security Agency kündigte diese neue Aufklärungssendung mit folgenden Werten an:
"Wir Amerikaner sind beständig bestrebt, unser Leben zu verbessern

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"AMERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU

18. Juli 1951

verbessern. Wir tun dies ebenso als Individuum wie als Glied
einer Gemeinschaft. Ein Teil dieser Aufgabe ist von amerikanischen Kongress durch Gesetz der Verantwortung der amerikanischen Regierung übertragen worden. Die Filme sollen zeigen,
wie die Bundesregierung mit den einzelnen Staaten, Gemeinden,
der Ärzteschaft mit öffentlichen und privaten Organisationen
und dem einzelnen amerikanischen Bürger zusammenarbeitet, um
in gemeinsamer Anstrengung die Gesundheit unserer Nation zu
erstarken, das allgemeine Bildungsniveau zu heben und den Schutz
und die Sicherheit der Familie zu vermehren.
* * * * *

Internationale Modenschau in Atlantic
City, New Jersey,aus drei Erdteilen.
ORIENTALISCHE MUUMUUS UND PANUNGS
(32 Zeilen, 290 Worte)
ATLANTIC CITY, NSW JERSEY, — (Amerika Dienst) — Vor
einiger Zeit fand in Atlantic City, New Jersey, eine internationale Modenschau statt, auf der zehn Länder aus drei Erdteilen vertreten waren.
Die Schau begann mit der Vorführung von Mänteln, Kostümen
und eleganten Nachnittags- und Abendkleidern aus den Ateliers
bekannter amerikanischer und griechischer Modefirnen. Dann folgten Sporteneembles aus Tel Aviv, die besondere Beachtung fanden,
da Modehäuser aus Israel erstmals an einer internationalen Vorführung teilnahmen. Schweden zeigte heinische Volkstrachten,
Manila hatte Modelle geschickt, die als charakteristischen
Effekt den "Panuelo", einen großen Plisseekragen.aufwiesen,
der von den Frauen der Philippinen gern getragen wird.
Uneingeschränkten Beifall fanden aber die "Panungs" und
"Muunuus". - hemdartige Kleidungsstücke aus den Fernen Osten sowie eine Reihe japanischer Modelle, bei denen offensichtlich
der Kinono Pate gestanden hat. Farbenfreudige Baumwollkleider,
aus Südanerika, handgenalte Seide aus Mexiko und eine Kollektion
aus Ecuador vervollständigten das bunte, farbenfrohe Bild.
Die

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

18, Juli 1951

Die amerikanische Ensembles spiegelten deutlich
indianische und spanische Einflüsse der Kolonialepoche wider.
Besonders reichhaltig war die französische Kollektion beschickt,
die die namhaftesten Vertreter der gallischen Haute Couture
zusammengestellt hatten. Großen Anklang fanden übrigens die
italienischen ModeSchöpfungen, die erneut bewiesen, daß die
Ateliers von Florenz, Mailand, Ron und Turin heute mit zu den
ersten Salons der Welt gehören.
Publikum, Initiatoren und Modeschöpfer waren sich über
den ungewöhnlich großen Erfolg dieser internationalen Veranstaltung einig, die nicht nur den Zuschauern ein eindrucksvolles
Bild vermittelte,sondern zweifellos auch den Modefachleuten selbst
viel neue Anregungen geben konnte.
* * * * * *

KALTE KÖSTLICHKEITEN
Von Cecile Farmer
(35 Zeilen, 320 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — An heißen Tagen erfrischt
eine bunte Schale Obstsalat. Amerika mit seinen Hitzewellen und
Kühlschränken, ist in der Zusammenstellung von pikanten und
süßen Obstsalaten vorbildlich. Leider liegen ihre Rezepte nicht
immer im !.Cöglichkeitsbereic der deutschen Hausfrau, darum sei
die Auswahl hier auf solche ^e^epte beschränkt, die ohne große
Mühe und allzu hohe Kosten auch in Deutschland hergestellt
verden können.
Grundsätzlich eignen sich zum Obstsalat alle Früchte,
die man schält, entkernt, mundgerecht schneidet und einzuckert,
'•ur Marinade nimmt man Zitronensaft, Obstsaft, Rum, Kirschwasser, Maraschino oder Obstwein. Die Salate müssen einige Stunden
kaltgestellt werden, am besten natürlich in Kühlschrank. Man
kann den Salat mit Schlagsahne reichen oder aber man bereitet
ihn - wie man dies in Amerika häufig tut - mit Mayonaise, die
mit Zucker, Zitronensaft und etwas Salz abgeschmeckt und mit
Schlagsahne verlängert wird. Der Fruchtsaft wird mit Gelatine
oder Kartoffelstärke bezw. Maismehl gebunden bevor man die Mayonnai
S(

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"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU

18. Juli 1951

Mayonnaise an den Salat gibt. Die pikanten Salate reicht man
zu kalten Fleisch und Wurstplatten.
Apfelsinensalat;
Apfelsinen mit der Schale in Scheiben schneiden, entkernen
und in einer Glasschale mit Bordeaux oder Tokayer übergießen.
Bananensalat;
Die in Scheiben geschnittenen Bananen mit Zucker, etwas Paprika, Salz und 1/4 1 \7eißwein mischen. Gut durchziehen lassen.
Japanischer Salat;
Tomatenwürfel mit Zucker, Zitronensaft und Salz, Ananaswürfel
mit Zitronensaft marinieren, und mit Apfelsinenstückchen mischen.
Auf große Salatblätter geben und sehr kalt stellen. Vor den Servieren mit süßer Sahne übergießen.
Gemischter Obstsalat;
Zu gleichen Teilen gesäuberte Johannisbeeren, Erdbeeren,
Himbeeren, Kirschen, Stachelbeeren, einige Mandeln, Zucker nach
Geschmack und flüssige Sahne oder Zitronensaft mischen, kalt
stellen und mehrere Male vorsichtig aber gründlich durchschütteln. Die flüssige kalte Sahne wird allerdings er3t vor den Auftragen über die Früchte gegeben.
* * * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

IV. Jahrgans, Nr. 26/W

1. August 1951

Maurine Neüberger ist Abgeordnete im Parlament
von Oregon. IhrM3toßseufzer"wurde kürzlich im
"New York Times Magazine" abgedruckt.
DEMAGOGENTUM BEKOMMT DER FRAU SCHLECHT
Von Maurine Neuberger
(75 Zeilen, 680 V/orte)
SALEM, OREGON — (Amerika Dienst) — Ich bin die einzige
Frau in einem Repräsentantenhaas mit sechzig Mitgliedern. In den
letzten Wochen debattierten wir über die Milchpreise, die Amtszeit der Schullehrer, die gesetzliche Zulässigkeit von gefärbter
Margarine und darüber, wo man Heime für vernachlässigte Kinder
errichten könnte. Alles Fragen, die zum großen Teil Frauen angehen, aber - wie die Dinge nun einmal gelagert sind - in der
Überzahl von Männern debattiert und entschieden wurden.
Andererseits wäre natürlich zu sagen, daß ich bei Fischund Jagdschutzgesetzgebung, der Tabaksteuer, der bevorzugten
Anstellung von Kriegsteilnehmern und der Besoldung der Polizei
und Feuerwehr ebenfalls ein Wort mitzureden hatte. Aber nicht
vorstellbar ist, was die Männer unseres Staates gedacht haben
würden, wenn alle ihre Belange von 59 Frauen und nur einem Mann
entschieden worden wären,
Das Statistische Amt hat soeben bekanntgegeben, daß zum
ersten Mal in der Geschichte der USA die Frauen in der Überzahl
sind. In der Legislative von 48 Staaten kommen jedoch auf 7 234
Männer nur 235 Frauen, das sind ganze lächerliche drei Prozent.
Das bedeutet, daß jedesmal, wenn Männer ein Gesetz verabschieden,
mehr Frauen als Männer davon betroffen sind. Allerdings ist dies
allein nicht ausschlaggebend für die Forderung nach mehr Frauen
in den Parlamenten. Triftigere Gründe sind, daß sie beispielsweise in Erziehungs- und Sozialfragen die besseren Voraussetzungen mitbringen. Da sie ihrem Wesen gemäß rein gefühlsmäßig an
die Lösung sozialer Probleme herangehen, bilden sie ein gutes
Gegengewicht zu der nüchternen Realpolitik des Mannes.
Demagogentum bekommt der Frau schlecht. Ein Politiker mag
reden, soviel er kann, ihm wird man es nicht übelnehmen. Eine
Frau aber darf das nicht tun. Sie muß durch glasklare Beobachtung und kurze, aber korrekte Einwände überzeugen- Ausflüchte,
Wortverdrehungen und Zweideutigkeit mag der Mann gebrauchen,
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

1. August 1951

gebrauchen, die Frau muß stets ehrlich ihre Meinung kundtun.Im
Reiche der Politik, wo die Frau seit alters her als Eindringling
betrachtet wird, ist sie am erfolgreichsten, wenn man sie wohl
sieht, aber selten hört. Wenn sie auch nur entfernt den Eindruck
einer ewig "schnatternden Gans" erweckt, ist es um ihren Einfluß
geschehen.
Männer sind nach wie vor der Ansicht, daß 'die Frau nichts
von Politik versteht. Das hat seine Vorteile, denn je unbefangener sie ihre Argumente vorbringt, desto erstaunter ist man, daß
sie auch mitunter tatsächlich etwas zu sagen hat.
Die Politikerin muß lernen, daß in dem Augenblick, in dem
sie sich dem öffentlichen Leben verschreibt, sie von ihren Kollegen als Kollegin und nicht als Frau behandelt wird. Meine 59
Kollegen sind die vollendeten Kavaliere, wenn es sich um gesellschaftliche Anlässe handelt. Bei Staatsbanketten habe ich den
Ehrenplatz, niemand läßt mich meine Tasche tragen, sie öffnen
mir charmant die Türen, und sie stehen von ihren Sitzen auf»wenn
ich unseren marmorgetäfelten Saal betrete. Auf den ersten Blick
glaubt man, jeder meiner V/ünsche sei ihnen ein Befehl. Aber wie gesagt - nur auf den ersten Blick. Kommt es zu Abstimmungen,
und ich versuche einen Vorschlag durchzupauken, dann - erstirbt
jede Ritterlichkeit, und es geht wirklich hart auf hart.
In meiner läge muß man feminin und doch auch bestimmt und
hart sein können. Ohne auch nur ein Jota dessen herzugeben, was
eine Frau in den Augen eines Mannes anziehend macht, muß ich
meinen Standpunkt fest und klar vertreten und die Interessen
meines Geschlechts zu wahren wissen. Ob die Meinung und Stimme
einer Frau Gewicht hat, hängt weniger von ihren schönen blauen
Augen als ausschließlich von ihrer Geschicklichkeit und ihrer
Fairness ab.
Klatsch, bösartiger Klatsch zumeist, war seit undenklichen
Zeiten der Diener der Politik. Kann er einem Manne schon stark
zusetzen, für eine Frau ist er fast immer tödlich. Nur weil eine
Zeitung einmal mein Bild im Badeanzug veröffentlicht hat, war
ich alles - vom Anhänger der Nacktkultur bis zur Bajadere.
Unter den 164 Kandidaten unseres Staates befanden sich im
letzten Jahre nur vier Frauen. Es gibt aber viele Frauen, die
alle Qualitäten für einen guten Politiker hätten, aber nur selten
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
1. August 1951
selten nimmt eine von ihnen den Kampf gegen die männliche Übermacht auf. Denn Politik ist ein Krieg im Kleinen. Und die Tatsache, daß der Opponent Röcke trägt und Kinder zur Welt bringt,
kann den angeborenen "Killerinstinkt" des Mannes nicht abhalten,
jeden ihrer Einwände gründlichst zu entkräften«
* * * * * *

Wir leben im Atomzeitalter, doch in der
Wissenschaft vom Menschen können wir kaum
bis drei zählen.
FREIHEIT IST VERANTWORTUNG
Von Ethel Jo Alpenfels
Professor für Anthropologie an der Universität New York
(42 Zeilen, 380 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Allzulange hat man uns
gelehrt, daß Wissen Macht ist„ Wir haben die schöpferischen
Möglichkeiten des Wissens kennengelernt, aber auch seine zerstörerischen Kräfte.
Die Wissenschaft lehrt uns die Fakten der Geschichte fremder Völker und Kulturen. Doch das ist nicht genug. Man sollte
dem jungen Menschen zugleich mit der Kenntnis kultureller und
rassischer Verschiedenheit auch die Tatsache der biologischen
Gleichheit aller Menschen nahebringen., Ob ein Mensch in der Südsee, am Nordpol oder in irgendeiner modernen Großstadt geboren
ist: immer hat er eine Mutter, die ihn nährte, die ihn lehrte
und die ihm mit den ersten Worten den Lebensstil jener Kultur
beibrachte, in die er hineingeboren ist.
Aber Bräuche ändern sich so leicht. Amerika, dieser
Schmelztiegel der Nationen, Kulturen und Sitten, ist das beste
Beispiel dafür.
über zwei Milliarden Menschen leben auf dieser Erde, deren einst schier, e idlose Weiten heute eng geworden sind. Die
Wissenschaft hat der Natur viele ihrer geheimnisvollen Kräfte
abgeschaut und sich zunutze gemachto Wir leben im Atomzeitalter,,
doch in der Wissenschaft der menschlichen Beziehungen können wir
kaum bis

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

1 . August 1951

bis drei zählen*, Wollen wir in Frieden und gegenseitigem Verständnis leben, so müssen alle Menschen daran arbeiten, daß
unser soziales Wissen mit dem der Physik Schritt hält» Das höißt
mit anderen Worten, daß diese Lehre schon beim Kinde beginnen
mußo \'ienn seine Neugierde erwachtf wenn ihm die Unterschiedlichkeit der Individuen bewußt zu werden beginnt,, dann ist der richtige Moment dafür gekommen» Dann wird es vor allem erst einmal
sich selbst kennen und erkennen lernen, die erste Voraussetzung
für eine Freiheit ohne Furcht und Vorurteil. Wir müssen unsere
Kinder die Liebe zum Nächsten lehren, zu Hause wie in der Schule.
Nur so lernen sie sich selbst achten« Wer andere haßt und fürchtet, zeigt damit nur allzu deutlich, daß er sich selbst haßt und
fürchtete Wer das nicht glaubt, frage die Psychologen. Eine
amerikanische Schriftstellerin sagte einmal sehr treffend:
"Es ist unser aller Schuld, daß wir mehr Macht als Liebe
wollen, mehr Wissen als Verständnis, tiefere Erkenntnisse über
die Erde als über die Menschen, die darauf wohnen, größeres Geschick entwickeln, weit entlegene Orte zu erforschen, als in
die geheimsten Tiefen unserer Seele zu schauen» Freiheit ist ein
schreckliches Wort, wenn es nicht mit Verantwortungsbewußtsein
im gleichen Atemzug genannt wird»"
* * * * *

Die öuche nach dem neuen Job wird von der
amerikanischen Frau mit derselben Ausdauer
und kritischen Sachkenntnis betrieben wie
etwa der Kauf eines neuen Mantels»
STELLENMÄRKTE ZUR AUSWAHL
Von Hilde Walter

(95 Zeilen, 860 Worte)
NEW YORK ~ (Amerika Dienst) — An der Unterbringung frei
werdender Arbeitskräfte sind in Amerika so viele voneinander
unabhängige Einrichtungen beteiligt, daß der Arbeitsuchende
auch bei längerer Zeit dauernder Erwerbslosigkeit fast täglich
neue Ansatzpunkte für seine Bemühungen finden kann»
Neben 5 400 gemeinnützigen staatlichen Arbeitsnachweisen
bieten etwa 5 000 gewerbsmäßige Stellenvermittler ihre Dienste
an» Die Zeitungen veröffentlichen täglich viele Seiten mit Stellenangeboten und -gesuchen, und manche Blätter lassen ihre Offerte:
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

1. August 1951

Offerten gleichzeitig über den Rundfunk verbreitea« Fast alle
Ausbildungsstätten - Berufsschulen, Colleges und Universitäten
- unterhalten einen besonderen Stellennachweis für ihre Absolventen.
Wenn die systematische Ausnutzung dieser Möglichkeiten
nicht sofort zum gewünschten Erfolg führt, versuchen die meisten
im Lande aufgewachsenen Arbeitskräfte ihr Glück noch auf eigene
Faust; die sogenannte "kalte Umfrage" - das Herumlaufen und Briefeschreiben aufs Geratewohl - gilt als durchaus übliche und
notwendige Ergänzung. Die Personalbüros großer Betriebe sind
1

darauf eingerichtet, Bewerber, die aus eigener Initiative bei
ihnen anfragen, zu empfangen und den halbwegs Geeigneten den
unvermeidlichen , meist recht umfangreichen Fragebogen auszuhändigen. Das Ausfüllen wird mit der freundlichen Antwort: "Sie
hören ; von uns" belohnt. Inhaber von Kleinbetrieben dagegen
halten sich lieber an die privaten Empfehlungen von Kunden,
Nachbarn und Angestellten.
Mitglieder leistungsfähiger Gewerkschaften können sich
viele Wege und Mühen ersparen, ^ür sie genügt normalerweise
der Gang ins Gewerkschaftsbüro, zum Facharbeitsnachweis und
in Fällen saisonbedingter Arbeitspausen der Kontakt mit dem
letzten Arbeitgeber.
Zu den Optimisten, die Jeder neuen Stelle mit freudiger
Spannung entgegensehen, gehören viele Frauen, besonders wenn
sich der Arbeitsmarkt - wie jetzt schon seit längerer Zeit zu ihren Gunsten entwickelt. Manche Amerikanerinnen betrachten
das Job-Suchen sogar als anregende, vielversprechende Beschäftigung, die sie mit der gleichen kritischen Sachkenntnis betreiben wie etwa den Einkauf eines neuen Mantels. "Lieber zu viel
herumlaufen, als eine günstige Gelegenheit versäumen", heißt
die Parole der erfahrenen Konsumentin und Einkäuferin. Warum
soll das gleiche Prinzip sich nicht auch beim "Verkauf" der
eigenen Arbeitskraft bewähren.
Das große Netz der gemeinnützigen öffentlichen Arbeitsnachweise ist im Wesentlichen von den Sozialbehörden der Bundesregierung geschaffen und ausgebaut worden. Nach Kriegsende
haben die Arbeitsministerien der 48 Staaten die Verwaltung übernommen. Im letzten Jahr konnten die staatlichen Büros 13 1/2
Millionen Arbeitsplätze vermitteln. Jeder Arbeitsuchende, der
Anspruch auf Erwerbslosenunterstützung geltend machen kann, wendet
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1o August 1951

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

wendet sich an den State Employment Service, weil die Auszahlung
der Beträge aus der bundesbehördlichen Versicherungskasse vom
Gutachten des zuständigen staatlichen Arbeitsnachweisbüros abhängt. In den großen Städten unterhalten die Arbeitsvermittlungen
neben den Fachabteilungen, die ausschließlich bestimmte Industrieund Geschäftszweige mit Arbeitskräften versorgen, Abteilungen
für ungelernte und halbgelernte Arbeitskräfte. Die Aufgabengebiete der Betreuungs-Beamten sind so eingeteilt, daß eine individuelle Beratung der Einzelnen möglich ist. Man fragt den
Antragsteller nach seinen Liebhabereien, seinen bisher unerfüllten Berufswünschen und schließlich auch nach seinen Abneigungen;
er soll sich
äußern, welche Beschäftigung innerhalb seines
bisherigen Berufes ihm am meisten zuwider war«
Auf Wunsch kann sich der Arbeitsuchende kostenlos prüfen
lassen, um festzustellen, zu welchen Erwartungen ihn seine Fähigkeiten berechtigen. Berufsberater und Arbeitsvermittler stützen
ihr Urteil unter anderem auf die sogenannte Job-Analyse. Ein
dickes, dreibändiges, von den Bundesbehörden veröffentlichtes
Arbeitslexikon, das laufend ergänzt wird, registriert etwa
50 000 gebräuchliche Fachausdrücke für gewerbliche, kaufmännische und landwirtschaftliche Tätigkeiten und beschreibt genau,
was der Arbeitnehmer in jeder dieser Funktionen zu tun hato Dieses System erleichtert auch die Arbeitsvermittlung von Frauen,
die längere Zeit berufslos oder noch niemals berufstätig gewesen
sind. Die Job-Analyse kann unter Umständen dazu führen, daß
Unternehmer die Arbeitsvorgänge den Fähigkeiten der weniger erfahrenen Frauen anpassen.
Während die öffentlichen gemeinnützigen Arbeitsnachweise
wichtige sozialpolitische Aufgaben erfüllen - vor allem, wenn
viele Arbeitskräfte einer neuen, von ihrem Wohnsitz weit abgelegenen Industrie nachziehen wollen - können die gewerbsmäßigen
Stellenvermittler intensiver auf die Sonderwünsche ihrer Kunden
eingehen. Ihre Erfolgsstatistik betrachten die Agenturen als
Geschäftsgeheimnis. Sie werden von den Behörden, die ihnen die
erforderliche Lizenz erteilen, äußerst streng überwacht Gebühren
die nach oben hin gesetzlich begrenzt sind, dürfen sie nur von
einer der beiden Arbeitsvertragsparteien erheben. Trotzdem arbeiten viele in recht repräsentablen Büros, bestreiten den Aufwand für qualifizierte, gut bezahlte Hilfskräfte und riesige

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

1. August 1951

riesige Inseratenspesen.
über die Kunst, den passenden und darüber hinaus den jeweils
besseren Job zu finden, sind viele lehrreiche Bücher geschrieben
worden. Aus den gesammelten Erfahrungen und den praktischen Ratschlägen der Autoren geht eindeutig hervor, da3 anpassungsfähige
und umgängliche Menschen auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt gewöhnlich die besseren Aussichten haben.
ACHTUNG REDAKTION!

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* * * * * *

SCHWACHSINN - KEIN UNABÄNDERLICHES SCHICKSAL MEHR?
Amerikanische Forscher ergründen die
Ursachen des angeborenen Schwachsinns
Von Milton Amsel
( 50 Zeilen, 540 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Über Diagnose und Behandlung des Mongolismus, einer angeborenen Form des Schwachsinns,
sprach Dr. Clemens E. Benda aus Waverly (Massachusetts) auf
einer Ärztetagung der American Association on Mental Deficiency
in New York.
Dr. Benda, eine Kapazität auf diesem Gebiet der Medizin,
erklärte in seinen Ausführungen: Es unterliegt heute keinem
Zweifel mehr, daß die Behandlung des Mongolismus sofort nach
der Geburt des Kindes und nicht erst nach Verlauf einiger Jahre
einzusetzen hat. Für mongoloide Kinder, die meist im Jugendalter
sterben, ist die Schrägstellung der Augen und eine ungestalte
Kopfform charakteristisch. Auf tausend Geburten kommen etwa
drei Fälle von Mongolismus.
Für den Arzt ist es heute immer noch schwierig, die äußeren
Symptome des Mongolismus beim Neugeborenen zu erkennen. Durch die
moderne Röntgenuntersuchungstechnik ist es aber möglich, bereits
sofort nach der Geburt mit Sicherheit festzustellen, ob ein
Kind mongoloid ist, erklärte Dr. Benda. An Hand von Bildprojektionen machte er auf den charakteristischen kleinen Mund,
die vorgestülpte Zunge und die unvollkommene Vereinigung der

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"AMERIKA DIENST" - F'üR DIE FRAU

1- August 1951

der Schädelknochen aufmerksam, die für den Mongolismus typisch
sind.
Auf Grund 15jähriger Studien ist Dr. Benda zu dem Schluß
gekommen, daß der Mongolismus die Folge einer Entwicklungsstörung während der achten bis elften Schwangerschaftswoche ist.
Es wäre nun ideal, wenn man ein diagnostisches Mittel zur sicheren Peststellung des Zeitpunktes fände, an dem eine Wachstumsstörung der Frucht einsetzt, um daraufhin der Mutter ein Medikament zu geben, das das Wachstum anregt. In Anbetracht des
heutigen Standes der medizinischen Forschung bleibt dem Arzt
nur die Möglichkeit der Frühdiagnose äofort nach der Geburt.
Außerdem entwickelt die Armour Company ein dem ACTH ähnliches
Medikament, von dem man sich einen das Wachstum regelnden
Effekt erhofft.
Nach dem Vortrag Dr. Bendas sprach der Genetiker Franz
J. Kallmann von der New Yorker Psychiatrischen Klinik über die
Ursachen des Schwachsinns. Als Ursache für die Entstehung derartiger Krankheitsbilder seien weder allein Erbfaktoren noch
ausschließlich Umwelteinflüsse anzusehen. Es handle sich vielmehr um ein Zusammenwirken dieser beiden Momente. Hiervon ausgenommen seien allerdings die relativ seltenen Fälle, bei denen schwere Formen von Geisteskrankheit von den Eltern auf die
Kinder vererbt werden.
Wenn normale Eltern schwachsinnige Kinder bekommen, so ist
in den Genen der Eltern - jenen die Körpereigenschaften bestimmmenden Erbeinheiten - irgendeine Änderung vor sich gegangen.
Aber es besteht für den Wissenschaftler kein Grund, daraus den
Schluß zu ziehen, daß diesen Kindern nicht zu helfen sei.
Es gibt in bestimmten Familien Gene, die beim Neugeborenen Sechsfingrigkeit verursachen. Der Chirurg kann diese Mißbildung heute operativ beseitigen. Es gibt andere Gene, die mit
Diabetes in einer ursächlichen Relation stehen. Gegen diese
Krankheit bildet Insulin ein wirksames Mittel. So gibt es auch
Gene, die bestimmte Formen von Schwachsinn bedingen. Warum sollte es nicht möglich sein, so fragt Dr. Kallmann, daß man auch
diesen Entwicklungstörungen begegnet?
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

1. August 1951

EIN SCHREIENDES HÄUFCHEN UNHEIL
Ein verliebter Vater beschreibt seine kleine Töchter
( 48 Zeilen, 450 Worte)
BOSTON, MASSACHUSETTS — (Amerika Dienst) — Kleine Mädchen
kommen mit einem Heiligenschein auf die Welt, der sich zwar mit
der 2eit ein bißchen abnützt, von dem aber dennoch soviel erhalten bleibt, daß er unser Herz wie ein Lasso einfängt - auch
wenn sie mitten im Schmutz spielen oder gegen die Haustür treten.
Ein kleines Mädchen kann süßer (u. kratzbürstiger) sein als
irgend jemand sonst auf der Welt. Das tanzt und hüpft und stampft
und produziert die seltsamsten Geräusche, die einem an den Nerven
reißen, aber wenn man gerade den Mund aufmachen will, steht es
lammfromm da mit dem unschuldigsten Blick der Welt. Ein kleines
Mädchen - das ist die Unschuld, dj nackt im Sand spielt; die
Schönheit, die Kopf steht,und die Mütterlichkeit, die eine Puppe
am Fuß hinter sich herschleift.
Kleine Mädchen sind in fünf Farben lieferbar - Schwarz,
Weiß, Rot, Blond und Braun, aber Mutter Natur bringt das Kunststück fertig, stets unsere Lieblingsfarbe zu besorgen, wenn wir
unsere Bestellung aufgeben. Mädchen widerlegen das Gesetz von
Angebot und Nachfrage; sie kommen zu Millionen vor, sind einzeln
aber dennoch so kostbar wie ein Rubin.
Gott macht bei vielen Tieren Anleihen, wenn er kleine Mädchen schafft. Er nimmt den Gesang der Vögel, das Gequiek der
Schweinchen, die Bockigkeit des Esels, die Grimassen des Affen,
die Schnelligkeit der Gazelle, die Schläue des Fuchses, die
Sanftmut eines Kückens und krönt das Ganze mit dem Geheimnis einer
Frau.
Kleine Mädchen lieben neue Schuhe, hübsche Kleider, kleine
Tiere, Lärminstrumente, die Freundin, Puppen, Märchen, Eiscreme,
Bilderbücher, Gießkannen, Kaffeekränzchen und einen ganz bestirnten Jungen. Dagegen zeigen sie wenig Interesse an Gästen, Jungen
im allgemeinen, großen Hunden, Sesseln, auf denen man geradesitzen
muß, Spinat und Aufsichtspersonen. Sie sind am lautesten, wenn
man gerade nachdenkt, am reizendsten, wenn sie uns geärgert haben,
am eifrigsten, wenn sie schlafen gehen sollen, am scheuerten, wenn
man Staat mit ihnen machen will, und am zärtlichsten, wenn wir
uns um keinen Preis schon wieder um den Finger wickeln lassen
wolle n.
Wer sonst kann soviel Sorgen, Freude, Ärger, Befriedigung,

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

1. August 1951

Befriedigung,
Verlegenheit und Entzücken verursachen wie diese
Kombination von Eva, Salome und der Hl. Elisabeth. Ein kleines
Mädchen bringt unsere Wohnung, unser Haar und unsere ganze
Würde in Unordnung, es reißt an unserem Geld, unserer Zeit und
unseren Nerven - und gerade dann, wenn unsere Geduld am Ende zu
sein droht, blinzelt plötzlich wieder der Sonnenschein durch,
und man ist wieder machtlos.
Ja, sicher: so ein kleines Mädchen ist ein nervenzerreibendes Ärgernis, ein schreiendes Häufchen Unheil. Aber wenn alle
deine Wünsche und Träume zusammengebrochen sind, wenn die Welt
für dich nur noch ein trübes Chaos ist und du dir wie ein armer
Narr vorkommst, dann macht eben dieses kleine Mädchen dich wieder zu einem König, wenn es auf deinen Schoß klettert und flüstert: "Dich habe ich am allerliebsten."
* * * * * *

WETTBEWERB FÜR AMATEUR-SCHNEIDERINNEN
(26 Zeilen, 240 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Im Rahmen einer großen
Modeschau im New Yorker Waldorf-Astoria-Hotel wurden kürzlich
die besten "Amateur"-Näherinnen der Vereinigten Staaten ermittelt und mit einem Ehrenpreis von je 100 Dollar ausgezeichnetu
Von den acht Siegerinnen sind sechs Hausfrauen und zwei Schulmädchen. Aus einer Schar von 16 000 Bewerberinnen "erstichelten"
sie sich den Weg zum Sieg. Die von ihnen geschaffenen Kleidungsstücke sind nach Geschmack, Fasson, handwerklicher Vollkommenheit und zweckentsprechender Gestaltung sowie Harmonie zwischen
Farbe, Muster und Schnitt ausgewählt worden und konnten bei der
Modeschau bewundert werden«
Von den beiden Schulmädchen nähte Marty Chambers ein graues
Flanell-Kostüm, während die 17jährige Shirley Brown in der Kategorie "Nachmittagskleider" mit einem marineblauen Shantung-Kleid
mit weißgestickten Taschen und blauer Bluse siegte. Die anderen
Preise wurden ebenfalls jeweils für verschiedene Kategorien
(z.B. Mäntel, Kinderkleidung, Abendkleider e t c ) verliehen. Bei
den Ballkleidern errang das Modell von Mrs. W.R. Willis, der
Frau, eines Flottenoffiziers, den ersten Preis; es war für ihre
iochter geschneidert und bestand aus zwei Lagen von rosafarbenem und weißem Netzstoff; am Mieder waren insgesamt 9 000
Pailletten aufgenäht.
Schätzungsweise 50 Millionen amerikanische Frauen schneidern ihre Garderobe ganz oder teilweise selbst . So ist auch
die sehr rege Beteiligung an dem alljährlichen Wettbewerb nicht
überraschend.
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

1. August 1951

INTERESSANTES IN KÜRZE

SYRACUSE, NSW YORK — (Amerika Dienst) —"Amerika, Su hast
es besser", wird so manche Hausfrau denken, wenn sie erfährt,
daß eine amerikanische Porzellanmanufaktur ab Oktober dieses
Jahres den Frauen beim Einkauf eines Satzes feuerfesten, vielseitig verwendbaren Porzellans auch eine einjährige Garantie
gegen Bruch mitgibt.
* * * * *

NEW YORK — (Amerika Dienst) — Nach einer kürzlich veröffentlichten Statistik des US-Arbeitsministeriums mußte Ende
1950 eine mit ihrer Familie zusammenlebende New Yorkerin 41,46
Dollar pro Woche verdienen, um einigermaßen angemessen leben
zu können. Von diesem Betrag mußten 12,18 Dollar für Wohnung
und Verpflegung und 6,50 Dollar für Kleidung aufgewandt werden.
Die Steuer schluckte 4,83 Dollar, das sind mehr als ein Zehntel ihres Wochenlohnes. 4,15 Dollar wurden gespart ur.d 3>16
Dollar für Vergnügungen und Erli olung wie Kinobesuche, Schwimmen, Kegeln, Rücklagen für eine Urla- bswoche, Zeitungen und
Magazine ausgegeben.
* * * * *

NEW YORK — (Amerika Dienst) — Eerrensocken mit Schwammgummisohlen sind das Neueste auf dem amerikanischen Textilmarkt.
Die Oberteile bestehen aus kräftiger Baumwolle und v/erden in
vier verschiedenen Farben - grün, königsblau, korallenrot und
hellbraun - angeboten. Sie sind waschbar und auch ohne Schuhe
tragbar. Diese neuen Baumwollsocken sind umso bemerkenswerter,
als in den letzten Jahren die Nachfrage nach Herrensocken aus
synthetischen Garnen, wie Nylon, Orion und einer Mischung aus
Vicara und Nylon, immer größer wurde.
* * * * *

IV. Jahrgang, Nr. 27/W

15. August 1951

Ein zauberischer Anachronismus in unserer
lauten Zeit ist Wanda Landowska, die große
Cembalistin.
DIE KRISTALLENE WELT DES CEMBALOS
Wanda Landowska entdeckte sie uns wieder
Von Erik Steindaam
(66 Zeilen« 600 Worte)
LAKEVILLE., CONNECTICUT — (Amerika Dienst) — Als Königin in der kristallenen Welt des Cembalos gilt den Eingeweihten
seit einem halben Jahrhundert die Polin Wanda Landowska. Ihr
vor allem haben wir es zu danken* wenn die unfaßbare Fülle der
barocken Klaviermusik nach langer Zeit des Vergessene uns wieder
erschlossen wurde- Die zarte und kühle Intensität ihres Spieles ist ein zauberhafter Anachronismus,, So authentisch spielt
sie das "Wohltemperierte Klavier", wie wenn es niemals eine
Klassik oder Romantik gegeben hätte« Man spürt,, daß sie jene
Zeit der Großen in der Musik - BachP Couperin.. Händel - nicht
akademisch interpretiert,, sondern mit ganzem Wesen erfaßtu
In diesem Spiel sind fünf Jahrzehnte ernsthafter Forschung
investiert;, die dem ganzen Kosmos der barocken Kultur galteni
nicht allein der Entdeckung verschollener musikalischer Kostbarkeiten in den Bibliotheken der ganzen Welt, nicht nur dem In-strumentenbau.» sondern auch der Vergegenwärtigung der kleinsten
Lebensgewohnheiten der Zeit. (Ihr Gatte Henri Lew vermochte hier
als Folklorist wertvolle Hilfe zu leisten.) Mme. Landowska spielt
ein Instrument, das nach ihren eigenen, auf sorgfältigen Studien beruhenden Angaben von dem bekannten französischen Klavierbauer Pleyel hergestellt wurde« Die Rekonstruktion dieser hochempfindlichen Instrumente bildet besondere Schwierigkeiten und
erfordert eine weitgehende Berücksichtigung aller nur denkbaren
technischen; material-- und temperaturmäßigen Bedingungen, unter
denen diese Instrumente zu ihrer Zeit gehalten wurden«
Kalliopae pflegt ihre Lieblinge schon im frühesten Kindesalter an sich zu ziehen. Wanda Landowska war Tier Jahr- als sie
Klavier zu spielen begann. Sie ist in Warschau geboren und auf •
gewachsen. Ihr Vater war Rechtsanwalt und MusikJ iethabe::\ ihrs

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
15. August 1951
ihre Mutter Linguistik Wanda besuchte mit vierzehn Jahren das
Konservatorium ihrer Heimatstadt* Als Einundzwanzigjährige hatte
sie "bereits kontinentale Geltung«
Das Cembalo entdeckte sie in Paris« wohin sie nach ihrer
Heirat im Jahre 1900 zog„ Von hier aus unternahm sie Konzertreisen in die ganze zivilisierte Welt* In Paris leitete sie eine
Meisterklasseo hielt Vorträge und schrieb eine Reihe musikwissenschaftlicher Artikel und Bücher.
1942 floh sie vor der Gestapo nach den Vereinigten Staaten»
Sie hatte dieses Land bereits 1923 anläßlich einer Konzertreise
mit dem berühmten Philadelphia-Symphonieorchester kennengelernt*
Ihre Instrumente - auch das des Monsieur Pleyel - wurden von der
Wehrmacht konfisziert., nach dem Kriege in einem österreichischen
Salzbergwerk gefunden und von der US-Army zurückerstattet* Sie
lebt heute in einem großen einsamen Landhaus alten Stiles in
Connecticut* "Alles gedeiht mir» Schüler^ Konzerte,, Freunde*
Das Leben beginn* für mich von neuem in Amerika",, sagte sie kurz
nach ihrer Emigration*
Trotz ihrer 72 Jahre denkt sie nicht daran, sich zurückzuziehen.. In dem zum Tonstudio umgebauten Arbeitszimmer wird zur
Zeit ihr bedeutendstes Vermächtnis von einer amerikanischen
Plattenfirma fixiertt eine Gesamtaufnahme des "Wohltemperierten
Klaviers"* Es ist bekannt,, daß sie jede Nacht um drei Uhr aufsteht.. umr während das Haus noch schläft, bic* zum Morgen zu spielen* Aber wenn sie konzertiert« was heute seltener vorkommtf
spielt sie nie länger als eine Stunde* Auf den Einwand eines
Konzertbesuchers., der "mehr" für sein gutes Geld erwartet hatte«
sagte sie stillt "Ein Präludium und eine Fuge sollten schon genug für einen Abend sein"*
äußerlich hat Mme* Landowska wenig von dem Air ihrer Musik*
Sie ist eine kleine, sehr grazile Person* Ihr schwarzes Haar ist
im Nacken altmodisch geknotet, Sie liebt lang*-, nachthemdartige
Gewandungen., deren Feierlichkeit in seltsamen Gegensatz steht
zu den Pantoffeln - oder auch nur Wollstrümpfen, mit denen sie
bequemlichkeitshalber auf der Bühne erschein** Aber sie kann
sich das lei-s.ten., ohne die •prieat.erliche Würd- ihrer Erscheinung
in Frage zu stellen.«
* * * * *
2 -

• "AMERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU
15. August 1951
über 2 400 Frauen sind gegenwärtig im
amerikanischen auswärtigen Dienst tätig.
Diese Zahl ist um das Zehnfache hoher
als zu Beginn des zweiten Weltkrieges.
FRAUEN UND DIPLOMATIE
(40 Zeilen, 360 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Die Zahl der im auswärtigen Dienst der Vereinigten Staaten tätigen Frauen nahm in
jüngster Zeit erheblich zu, wie aus einer Verlautbarung des
stellvertretenden Staatssekretärs für Verwaltungsangelegenheiten im amerikanischen AuSenministerium, Carlisle H. Humelsine,
hervorgeht. Heute sind etwa zehnmal soviel Frauen im auswärtigen Dienst beschäftigt wie noch vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges, und viele von ihnen bekleiden sogar sehr verantwortungsvolle Pesten.
In 294 amerikanischen diplomatischen Missionen in allen
Teilen der Welt sind mehr als 2 400 Frauen als Vertreter der
Interessen ihres Landes tätig. Zwei von ihnen sind Missionschefs
und 21 Berufsdiplomaten, die später einmal Missionschefs werden
können. Weitere 21 sind Auslandsmissionen als Diplomaten im
Angestelltenverhältnis zugeteilt und werden als technische Berater für verschiedene: Fachgebiete verwendet. Weitere 810 Frauen
arbeiten als Missionspersonal, wie Übersetzer, Empfangspersonal,
Bibliothekare, Gewerkschaftsattaches und in Verwaltungspositionen. Die übrigen weiblichen Angestellten im auswärtigen Dienst
arbeiten hauptsächlich als Schreibkräfte und Stenotypistinnen.
Die zwei Miosionschefs sind Mrs. Eugenie Anderson, amerikanische Botschafterin in Dänemark, und Mrs. Perle Mesta, amerikanische Gesandtin in Luxemburg. Die nächste Anwärterin für den
Posten eines Missionschefs ist Miss Frances Willis, die zur
Zeit der amerikanischen Gesandtschaft in Helsinki angehört.
Miss Willis wurde kürzlich in den Rang eines Botschafters
erhoben. Sie ist die erste Frau in der Geschichte der Vereinigten Staaten, die den höchsten Rang im auswärtigen Dienst der
USA zuerkannt bekam. Sie war früher als Dozentin für Staatswissenschaften am Vassar College im Staate New York tätig und

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"AMERIKA DIENST" - FJR DIE FRAU
15. August 1951
und hat bisher bei den Missionen in Valparaiso, Santiago- Stockholm, Brüssel, Luxemburg, Madrid und London Dienst getan»
Die anderen 20 Berufsdiplomatinnen arbeiten in Deutschland,
Persien, Japan, Griechenland, Italien, Mexiko. Belgien, Afrika,
Jugoslawien, England Island, Indien, Libyen, Kanada, Prankreich
und den Vereinigten Staaten» Die 21 technischen Berater sind in
Holland, Indien, England, Island, der Türkei. Jugoslawien, Belgien, Griechenland, Chile, Ost-Afrika, Prankreich, Brasilien,
Italien und den Vereinigten Staaten stationiert»
* * * * *

Die Onondaga Pottery Co» in Syracuse (New York) ist
der modernste keramische Großbetrieb der Welt»
Was Meißen oder Sdvres für den Europäer bedeuten, ist die Onondaga-Porzellanmanufaktur in
Syracuse für den Amerikaner.
SYRACUSE - DAS »MEISSEN" AMERIKAS
Von Frank Hedemann
i^€i

Zeilen 590 W o r ^ )

SYRACUSE, NEW YORK — (AnevdJsa Lieiwt) — Frage einen
Europäer nach berühmten Porzellanmanufakturen: er wird Meißen
oder Sevres nennen - frage einen Amerikaner, und es ist zu
wetten, daß er Syracuse sagt» Syracuse, das ist die Onondaga
Pottery Co» in Syracuse im Staate New York. Ob man im "Ambassadorr
in Chicago frühstückt, bei "Willard" in Washington luncht, bei
"Mark Hopkins" in San Francisco diniert oder sich während eines
Urlaubs an die Tafeln des feudalen "Royal Hawaiian" in Honolulu
setzt - wenn man sich die Freiheit nimmt, auf die Unterseiten
der Tassen, Teller und Schüsseln zu schauen, dann wird man wahrscheinlich die Syracuser Porzellanmarke entdecken»
Die Syracuser Porzellanindustrie arbeitet nach den neuesten Erkenntnissen der Keramik. James M. Pass, Amerikas erfahrenster Fachmann, legte in den späten achtziger Jahren den
Grundstein für seine heute so erfolgreiche Produktion» Er stammte aus Staffordshire in England, wo er schon als Dreizehnjähriger
in die Lehre gekommen war», und als sein vater im Jahre 1863 nach

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"AMERIKA DIENST" - F'JR DIE FRAU

1 5 . August 1951

nach Amerika auswanderte, brachte der junge Meister bereits ansehnliche Kenntnisse mit. Richard Pass, der Sohn von James, ist
heute Präsident der Syracuse Company.
Trotz seiner Ausdehnung, trotz seiner 1 800 Arbeitsplätze
hat der Betrieb den Charakter einer Manufaktur, das heißt einer
wesentlich handwerklichen Produktionsstätte behalten« Die modernen Maschinenanlagen helfen zwar in hohem Maße, fordern aber
weiterhin ein Höchstmaß an handwerklicher Geschicklichkeit. Alle
Arbeiter sind stolz auf ihren Beruf und finden es selbstverständlich, daß ihre Kinder in ihre Fußstapfen treten. Vierhundert
sind seit mehr als 20 Jahren in diesem Beruf, 134 seit mehr als
30? 41 seit mehr als 40 und einer sogar seit mehr als 60 Jahren«.
Zahlreiche Syracuser Familien arbeiten schon in der dritten Generation in ihrer Manufaktur, und es ist nichts Ungewöhnliches,
wenn in der gleichen Schicht der Vater neben seinen Söhnen beschäftigt ist.
Die Onondaga Pottery ist der modernste keramische Großbetrieb der Welt. Chemiker und Ingenieure, Graveure und Lithographen, Maurer, Spengler und Zimmerleute, kurz, insgesamt nicht
weniger als vierzig verschiedene Handwerke und Berufe sind in
den ausgedehnten Fabrikationsanlagen tätig, in einem Gewerbe,
das wie kein anderes Wissenschaft und Kunst zugleich ist.
Es werden zur Porzellanherstellung im wesentlichen drei
Gruppen von Rohstoffen verwendet: die Tonerden, die sog. Flußund die sog. Magerungsmittel.
Unter den Tonerden wird vor allem Kaolin aus Florida,
Georgia und Carolina verarbeitet, dem das Porzellan seine Form-r
barkeit und Feuerfestigkeit verdankt.
Als Flußmittel nimmt man Feldspat aus den Steinbrüchen in
Maine und New Hampshire sowie Schlemmkreide, die aus den Marmormühlen in Vermont kommt. Sie sind die beiden einzigen Bestandteile, die beim Brennen der Masse schmelzen.
Zusammen mit den Flintsteinen aus den Quarzitlagern in WestVirginia bildet der Feldspat auch das Magerungsmittel, das zur
Bildsamkeit der Masse sowie zur Brenn- und Trockenschwindung
unerläßlich ist.
Das Syracuser Porzellan war früher überaus teuer und fast

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-"AMERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU
15. August 1951
fast ein Privileg der begüterten Gesellschaft. Heute ist man auf
dem Wege, auch die Wünsche der amerikanischen Hausfrau nach
preiswertem Haushaltporzellan zufriedenzustellen.
So ist aus den bescheidenen Anfängen vor noch nicht einmal
achtzig Jahren dieses ansehnliche Werk emporgewachsen, das heute alljährlich seinen Unternehmern 5 Millionen Dollar einträgt.
20 Millionen Stück Porzellanwaren gelangen jährlich auf den
Markt, und an ihren Verkaufspreisen verdienen die Arbeiter nicht
weniger als 60 $>. Dieser außergewöhnlich hohe Anteil bedeutet
etwa den vier- bis fünffachen Tarif der Arbeitskollegen in den
europäischen Manufakturen.
* * * * *

Miss Jones, Leiterin einer amerikanischen
Berufsschule, gibt aus ihrer reichen Erfahrung einige Ratschläge über den Umgang mit
Vorgesetzten.
10 RATSCHLlGE FÜR ERFOLG IM BERUF
Von Candy Jones
(43 Zeilen, 390 Worte)
1. Sei zu Geschäftspartnern, Kunden und anderen dienstlichen
Besuchern des Chefs ebenso freundlich wie zu Besuchern in
deinem eigenen Heim. Denk auch daran, daß es gar nicht schwierig ist, einen freundlichen, ruhigen Umgangston statt eines
unangenehm rauhen zu pflegen.
2. "Ist sonst noch etwas zu tun ?w Diese Frage wird nur in den
seltensten Fällen eine Flut neuer Arbeiten mit sich bringen,
sie stellt jedoch eine gern gesehene - oder vielmehr gern gehörte Geste dar. Rausche auch nicht genau zum Glockenschlag
rris dem Zimmer, wenn noch etwas erledigt werden sollte. Gewöhne dir hingegen strenge Pünktlichkeit zu Arbeitsbeginn an.
und vor allam: sei verläßlich. Wenn du versprochen hast, etwas zu tun, dann tue es auch.
3. Gib Fehler und Irrtümer zu, wenn du sie wirklich begangen
hast. Versuche nicht, die Schuld auf andere abzuwälzen. Und
trage Kritik mit Haltung.
4. Sei
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
4.

15. August 1951

Sei diplomatisch. Es mag mitunter z.B. notwendig sein, jemandem zu sagen: "Ach, das habe ich auszurichten vergessen"
oder eine andere Ausrede zu gebrauchen. Oft läßt sich jedoch auf diese Weise eine unangenehme Situation vermeiden.
Denke daher selbständig und sei aufmerksam. Vergiß keinesfalls wichtige geschäftliche Verabredungen, an die der Chef
vielleicht im Trubel der Ereignisse nicht denkt.

5.

Einfachere Arbeitsmethoden oder Anregungen zur Vereinfachung
und Erleichterung sind stets willkommen - wenn sie höflich
vorgebracht werden, übrigens müssen nicht alle guten Ideen '
von dir kommen: sei daher auch stets bereit, gute Anregungen von anderen dankbar aufzunehmen.
6. Sei ordentlich. Streue nicht Papierfetzen in weitem Umkreis
um den Papierkorb und staple nicht Berge von allen möglichen Dingen auf deinem Schreibtisch.
7. Belästige den Chef nicht mit Kleinigkeiten. Versuche, geringfügige Probleme aus eigener Initiative zu lösen.
3. (Jute Zusammenarbeit mit den Arbeitskollegen ist anbedingt
erforderlich. Das heißt nicht, daß man mit ihnen eng befreundet sein muß, wohl aber, daß.man umgänglich und entgegenkommend im Dienstbetrieb ist.
9. Trenne Privatleben und Beruf auch insofern, daß du deine
persönlichen Sorgen und deinen privaten Ärger nicht im Büro
abreagierst. Wenn du verstimmt oder zornig bist, dann laß
nicht Unbeteiligte die Auswirkungen davon spüren.
10. Sei so selbständig wie möglich. Frage nur das, was du wirklich
fragen mußt, und versuche im übrigen, selbst hinter die
Dinge zu kommen.
(Amerika Dienst)

* * * * *

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*

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

15» August 1951

Die neue Herbstmode bringt keine allzu
großen Überraschungen. Der enge Rock wird
weiter? der sehr weite Mantel enger,, die
Hüfte bleibt betonte, und die Abendmode bevorzugt
anspruchsvolle Stoffe und raffinierte Verarbeitung.
MODEVORSCHAU AUF DEN HERBST
Von Jane Textor
( 61 Zeilen, 550 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Nun, da die Vorführung der
Herbstkollektionen der großen Modehäuser New York3und San
Pranciscosvorüber ist' und die spannende Erwartung sachlicher Kritik Platz gemacht hat, dringen auch die ersten umfassenden Berichte über die neuen Modetrends an die breite Öffentlichkeit,
Viel, so sagen die Modereporter, hat sich nicht geändert,,
aber ändern muß die "ewig Wandelnde" sich ja, und so wartet sie
auch in dieser Saison wieder mit einigen Überraschungen auf.
Im Gegensatz zu den reichlich verspielten und übertrieben
weiblichen Modellen Prankreichs sind die Schöpfungen der Pifth
Avenue und Market-Street in jeder Hinsicht gemäßigt zu nennen,
Der sehr enge Rock früherer Kollektionen, in dem man gerade
noch gehen konnte? ist weiter geworden,? und die Frauen werden
für die größere Bewegungsfreiheit dankbar sein. Vereinzelt sah
man weitrer geschnittene Röcke wohl auch schon in den Frühjahrsschauen, wie beispielsweise bei Vera Maxwell, doch zeigen die
neuen Nachmittagskleider durchweg den fülligeren, weich ausschwingenden Rock. Ein bißchen erinnern sie alle an die ersten
Schöpfungen des "New Look", was durch den längeren Rock - der .
die Wade völlig bedeckt - noch betont wird. Auffallend war die
große Auswahl fschicker, praktischer Tweedkostüme für den Vorund Nachmittag, die preislich für Jedermann erschwinglich sein
dürften.
Völlig allerdings wird der enge Rock noch nicht aus dem
Straßenbild verschwinden. Alle Kollektionen enthielten auch
Tageskleider und Kostüme mit schmalen? geraden Röcken? deren
strenge Linie von schneidertechnischen Varianten wie vor- oder

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
15. August 1951
oder rückwärtig eingesetzten Palten und Glockenteilen unterbrochen und aufgelockert ist.
Neben den Röcken? die in diesem Herbst graziöser und weiblicher sein werden als bisher, legt man größten Wert auf effektvolle Unterkleidung., die vornehmlich aus knisternden Taften gearbeitet wird* Nachmittags- und Abendkleider zeigen interessante
Linienführung an Ausschnitten und Ärmeln» und ihre Ballonärmel
und das Rüschengeriesel an Ellbogen und Handgelenken erinnern
an Großmutters Zeiten. Schweres, steifes Material gibt der Gesellschaftsmode etwas Großartiges und Anspruchsvolles. Einige
Modelle von unerhörter Eleganz haben außerdem ganze Lagen von
Unterkleidern in verschiedenen harmonisch konstrastierenden
Farben, in der Bewegung ein ganzes Spektrum modischer Raffinesse in Dessous enthüllend.
Die Hüftlinie ist wieder weich und weiblich. Einige Ateliers verwenden Wattierungen an Kostümjacken und Kleidern.. Sie
betonen die Hüfte und lassen die Taille schmal und zierlich
erscheinen. Diors Kollektion für Amerika verzichtete allerdings
auf Watteeinlagen und erzielte die gewünschte Rundung durch
geeigneten Schnitt und kleine verspielte modische Effekte*
Groß war die Auswah'l der Mäntel,, jedem Geschmack und jeder
Figur gerecht werdend: enganliegende, die die Figur modellieren und schmeichelnd umhüllen, sowie lose, weichfallende Hänger« bequem über Kostüm und SchneJderkleid zu ziehen.. Vielfach
propagierte man auch die 7/8 lange«, weite Jacke, die, wie man
annimmt, gerne zu engen Röcken gewählt werden wird.
Samt auf Kragen« Taschen und Ärmeln ist von keinem Modell
der Tageskleidung wegzudenken- AparterKostümschmuck - meist
Rheinkiesel - wind gleich mitgeliefert, Große Abendkleider
zeigen Pailletten und kostbare Perlstickereien Die ersten Stellen in der Farbenskala nehmen Schwarz Braun: Grau und Marineblau ein, dann folgen in lebhafteren Tönen Gelb, ein aartes Rosa,
Olivgrün und das feierliche Violett
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" •- FÜR DIE FRAU

15. August 1951

INTERESSANTES IN KÜRZE
FRANKFURT/MAIN — (Amerika Dienst) — Eine Reihe von Fortbildungskursen^ die deutschen politisch tätigen Frauen Anregungen zu größerer Einflußnahme auf öffentliche Angelegenheiten
geben sollen., werden unter der Leitung der Abteilung für Frauenfragen, HICOG, im August und September in Speyer abgehalten.
Die jeweils vierzehntägigen Kurse beschäftigen sich vor allem
mit nationalen und internationalen Problemen, die für Frauen von
unmittelbarem Interesse sind. Die Eigentumsrechte der Frau, der
Einfluß auf die öffentliche Erziehung, die .Bildung von Elternund Erziehergemeinschaften sowie die Stellung der Frau in der
Auseinandersetzung zwischen Ost und West sind einige der Studienthemen o
* * * * *

LOS ANGELES —- (Amerika Dienst) — Der größte Teil der berufstätigen Frauen Europas ist der Ansicht, daß die Hoffnung auf
Frieden in der Welt nur durch die Vereinigten Staaten von Europa erfüllt werden könne., erklärte die Präsidentin des internationalen Verbandes berufstätiger Frauen., Dr* Elizabeth Dozier?
kürzlich nach ihrer Rückkehr von einer ausgedehnten Europareise.
Dr. Dozier,, die auf ihrer Reise durch 11 europäische Länder
auch in Hamburg Station machte,, wies besonders darauf hin., daß
ihr die vielen vergrämten Gesichter deutscher Frauen aufgefallen seien,, Sie hätte den Eindruck gewonnen; daß ein Großteil der
Deutschen von der Hand in den Mund lebt und sich nur ungern mit
Gedanken über die Zukunft beschäftigt. In allen Ländern und besonders in Deutschland habe sie ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für die Marshallplanhilfe und andere amerikanische Hilf s- •
aktionen gefunden,. In Hamburg sei ihr von verschiedenen Seiten
versichert worden, daß viele Deutsche nur durch die Hilfssen •
düngen der CARE-Organisation die schweren Nachkriegsjähre überstehen konnten. In Deutschland.. Italien. Frankreich und Griechenland., so erklärte Dr. Dozier abschließend., habe sie trotz
des allgemein verbesserten Lebensstandards noch viele unterernährte Kinder gesehenu
* * * * *
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

15. August 1951

WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Wie Dr. Robert L. Stern
in Beverly Hills (Kalifornien) in der Zeitschrift der Amerikanischen Medizinischen Gesellschaft berichtet«, werden Hitzeausschläge bei Kleinkindern und Erwachsenen durch tägliche Verabreichung großer Dosen von synthetischem Vitamin 0 günstig beeinflußte
Während des letzten Weltkrieges wurden mit dem synthetischen Vitamin Hitzeausschläge bei den Truppen auf den Südpazifischen Inseln behandelt und bereits eine halbe Stunde nach der
Anwendung eine Linderung der Beschwerden erzielt, die 6 - 2 4
Stunden anhielt0
* * * * *

NEW YORK — (Amerika Dienst )-Das Antibiotikum ^hloromycetin
hat sich zur Schnellbehandlung von Keuchhusten außerordentlich
bewährt, einer Krankheit, die unter den Kindern bis zu 2 Jahren
mehr Todesfälle verursacht als Kinderlähmung und Scharlach zusammengenommen o
Parke, Davis & Co.,, die Herstellerfirma des Heilmittels,
berichtet über 62 schwere Keuchhustenfälle in Cochabamba,
Bolivien, die nach bereits 1 bis 3tägiger Chloromycetin-Behandlung deutliche Besserung und Fieberrückgang bis auf Normaltem«

peratur zeigten., Die Patienten waren nach 3V2 bis 6 Tagen
symptomfrei und nach einwöchiger Behandlung ohne Infektionserscheinungen« Bei einer anderen Untersuchung zeigten 5 Kinder
von 8 - 2 6 Wochen mit schwerem Keuchhusten eine schlagartige
Besserung des Allgemeinzustandes und rasche Genesungo Bei 4 von
den Kindern trat die Besserung binnen 12 Stunden, beim 5u in
24 Stunden ein.
* * * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

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IV, Jahrgang, Nr. 2 8 A

29. August 1951

DIE WAHRE GLEICHBERECHTIGUNG
(52 Zeilen, 520 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Am 26. August dieses
Jahres waren es 31 Jahre,seit der amerikanische Außenminister
die Verabschiedung des 19» Zusatzartikels zur amerikanischen •
Verfassung verkündete. Mit diesem Zusatzartikel erhielt die
amerikanische Frau mit Vollendung des 21. Lebensjahres das Recht
zu wählenDieses Zugeständnis kam nicht von ungefähr. Jahrzehntelang
haben die Frauen um dieses Wahlrecht gekämpft, das ihnen ihre
Unabhängigkeit in beruflicher und politischer Hinsicht sichern •
sollte« Es war kein Angriff auf die Stellung des Mannes, sondern
vielmehr der Kampf um ein Recht, das der Frau als Mitglied einer
freien Gesellschaftsordnung zustand. Seine Durchsetzung war
eine Notwendigkeit geworden, da seit den nunmehr 175 Jahren des
Bestehens der Vereinigten Staaten von Amerika der Einfluß der
Frau auf das politische und wirtschaftliche Leben des Landes
immer fühlbarer wurde„
Die Vertreterinnen der sehr zu Unrecht vielverspotteten
und niemals so recht ernst genommenen Suffragettenbewegung
hatten zusammen mit jenen Männern aus Presse, Rechtspflege und
Politik, die diese Bestrebungen unterstützten, eine schwierige
Aufgabe übernommen. Beginnend mit dem Kampf um das Wahlrecht,
durchdrangen sie allmählich alle Sparten des nationalen Lebens
mit dem neuen, revolutionierenden Gedanken der völligen Gleichberechtigung der Frau. Diese Entwicklung wurde in Nord-Amerika
mit um so größerem Elan betrieben, als gerade dort der Ausschluß
der Frau aus Beruf und Geschäft, aus der Sozialarbeit und der
Bühnenbetätigung, kurz allem, was nicht direkt Heim und Familie
betraf, besonders ungerechtfertigt erschienen war. Hatte doch
in Amerika die Jrau bereits während der Pionierszeit stets Seite an Seite mit dem Mann um die blanke Existenz ringen müssen,
da ihr keine andere Wahl blieb, um in diesem noch unzivilisierten Lande bestehen zu können. Auf dieser Grundlage war die Frau
schon stets mehr die Partnerin und Kameradin des Mannes als das

verwöhnte, schutzbedürftige Wesen, als das ihre europäische $chwester
- 1 -

"AFRIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

29. August 1951

Schwester jener Tage betrachtet wurde,
Obgleich erst im Jahre 1920 alle Staaten der USA das Wahlrecht für die Frau einführten, gab es bereits einzelne Staaten,
die schon um die Mitte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts den Frauen das V/ahlrecht zugestanden, und das westliche
Bergland Wyoming sogar bereits vier Jahre, ehe es überhaupt als
Staat den USA angegliedert wurde.
Mit der Verabschiedung des 19. Zusatzartikels im Jahre
1920 wurde der Bann gelöst, der bislang den Frauen die Teilnahme
am politischen Geschehen versperrte. Immer stärker machte sich
der Einfluß der Frau bemerkbar, und 1 9 H wurde die erste Frau
in das Repräsentantenhaus gewählt» Die ganze Struktur der Nation
hat sich geändert» Es ist heute eine Selbstverständlichkeit,daß
Frauen hohe und höchste Positionen in der Exekutive und Legislative einnehmen. Ob sich Amerikas Frauen aber mit dem bisher Er
reichten zufrieden geben werden, oder ob ihr Ehrgeiz dahin zielt,
eine aus ihren Reihen auf dem Präsidentenstuhl des Landes zu sehen, wird erst die weitere Zukunft erweisen.
* * * * *

Die weiblichen Townmanager von Maine
beweisen in vielen Fällen mehr Logik« Unternehmergeist und Improvisationsgabe als ihre
männlichen Kollegen.
FRAU BÜRGERMEISTER PERSÖNLICH
Von Do Graham
(50 Zeilen, 500 Worte)
AUGUSTA,MAINE — (Amerika Dienst) — Als ich kürzlich den
amerikanischen Neu-England Staat Maine durchreiste, fiel mir auf,
daß es in vielen Ortschaften weibliche Bürgermeister oder, wie
man sie dort nennt, "Townmanager" gibt.
Ein Tankstellenwärter, den ich danach fragte, wie man mit der Frau Bürgermeister
denn zufrieden sei, antwortete schmunzelnd: "Oh, sie ist sehr
tüchtig und außerdem recht hübsch." Man kann es mir nicht übelnehmen, daß ich mir dieses v/eibliche Oberhaupt in Amt und Würden ansehen wollte.
Maine ist - wie ganz Neu-England - das typische Yankee-Land
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIB FRAU

29- August 1951

Yankee-Land und gilt als äußerst konservativ. Die Menschen dort
reden nicht viel, und man sagt, ehe zwei sich duzen, müssen sich
bereits ihre Urgroßväter gekannt haben. Seit den alten Kolonialtagen hat sich aber auch in Maine manches geändert,, So ist man
auch von den alten formen der Stadt- und Gemeindeverwaltungen
abgekommen und hat Townmanager eingesetzt, die zum Unterschied
von "normalen" Bürgermeistern nicht gewählt, sondern angestellt
werden, ähnlich wie der Intendant eines städtischen Theaters.
Was in Maine aber auffällt, ist, daß diese Townmanager zum großen Teil Frauen sind, eine Tatsache, die gerade in Maine mit
seiner sich vor allem aus Jägern, Farmern und Mühlenarbeitern
zusammensetzenden, zahlenmäßig geringen Bevölkerung und seinen
unwirtlichen Klimaverhältnissen besonders verwunderlich ist. Hier
hätte man niemals eine Frau auf so verantwortlichem Posten erwartet-,
Die Bürgermeisterin der kleinen Stadt Vassalboro war wirklich bildhübsch,, Auf meine Frage, wie sie denn mit ihrer wortkargen und sicher oft recht dickköpfigen Bevölkerung fertig
werde, gab sie zu, daß es nicht immer leicht sei." Aber mit
ein wenig Takt und Raffinement geht es schon". Ein Appell an
die Ritterlichkeit habe bisher nie fehlgeschlagen*
Maine hat heute 103 Townmanager, und man ist mit Frauen bisher" recht gut gefahren"« Geschäftstüchtigkeit ist den Neuengländern naheliegender als aller Konservatismus., Mehr und mehr
Gemeinden schafften das alte Regierungssystem ab und setzten
einen hauptberuflichen Townmanager ein, der sich ausschließlich
seinen oft nicht leichten Aufgaben der Stadtverwaltung, der Leitung der Steuerbehörde, des Haushaltsplans, des Straßenbauamtes,
Polizeiwesens und der Armenfürsorge widmen kann» Man erzählte
mir, daß es gerade in den unter weiblicher Leitung stehenden
Verwaltungen kaum mehr überzogene Budgets, Steuerrückstände
oder Bettler gibt»
Die Bürgermeisterinnen von Maine arbeiten nicht nach einem
bestimmten Schema» Jede löst ihre Probleme auf ihre ganz persönliche Art, und in vielen Fällen beweisen sie mehr Logik, Unter
nehmergeist und Improvisationsgabe als ihre männlichen Kollegen,,
Was die Bewohner von Maine aber besonders für ihre Bürgermeisterinnen eingenommen hat, ist die Tatsache, daß bisher noch keine
von ihnen wegen Unfähigkeit entlassen werden mußte,
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" - F'JR DIE FRAU

29. August 1951

Die folgenden zehn Gebote erheben keinen
Anspruch darauf, zerrüttete Ehen heilen
oder eventuelle Eheprobleme individuell
lösen zu können. Sie mögen aber eine Hilfe
oder Warnung sein, wenn es zu Krisen kommt,
die in keiner Ehe ausbleiben.
ZEHN GEBOTE FÜR EHEFRAUEN
Von Frances McDonald
(80 Zeilen, 800 Worte)
PHILADELPHIA, PENNSYLVANIA — (Amerika Dienst) — Es gibt
kein Patentrezept für eine glückliche Ehe, aber es gibt gewisse
Spielregeln, die 3ich jede Ehefrau von Zeit zu Zeit vor Augen
halten sollte, wenn ihr am Erfolg ihrer Ehe gelegen ist. Männer
heiraten aus Liebe - Frauen aus Neugierde. Ob sie glücklich
werden oder enttäuscht, hängt aber mei3t nur von "ihr" ab. Sie
hat die Trümpfe in der Hand, und sie kann verlieren oder gewinnen - je nach ihrer Klugheit.
1.) Respektiere 3eine Rechte.
Auch in der Ehe muß ein Mann ein Mann bleiben dürfen. Er muß
leben und lieben dürfen, arbeiten und sich erholen, er muß auch
noch Verwandte und Freunde haben dürfen, und vor allem muß er
in dem Haus, das er geschaffen hat und das er unterhält, geachtet und nicht nur geduldet werden. Er hat das Recht, einmal zum
Skat-oder Kegelspiel zu gehen - ohne damit eine häusliche Revolution heraufzubeschwören. Es gibt noch viel zu viele Ehemänner,
die sich in ihrem eigenen Haus wie Gefangene vorkommen, und Gefangene kommen meist auf dumme Gedanken.
2.) Erwidere seine Liebe.
Ein Mann heiratet aus Liebe - und Liebe ist das einzige, was er
für seine Arbeit, sein Geld und seine Anstrengungen verlangt.
Ein Mann muß geliebt werden und muß das Gefühl haben, daß die
Liebe, die er für seine Frau empfindet, erwidert wird. E£ muß
geliebt werden nicht als ein Idol, sondern als das, war er ist:
ein Mann mit Fehlern und Nachteilen - vielleicht sogar als ein
Mann, der seine Gefühle nicht immer sehr geschickt auszudrücken
vermag. Er muß geliebt werden, wie seine Mutter ihn liebte, als
er noch ein Baby war und als sie entdeckte, daß er das Temperament
-4 _

"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU
29- August 1951
Temperament des Vaters und die Nase von Tante Mathilde hatte„
3.) Benimm diflho
Ein Ehemann sagte einmal beim Scheidungstermin: "Ich würde schon
mit der Höflichkeit zufrieden gewesen sein, die meine Frau für
den Lumpensammler übrig hatte,," Und in der Tat - es ist seltsam,
wie leicht wir uns gerade dem Menschen gegenüber vergessen,
den wir lieben. Wir werden beleidigend, wir schweigen verstimmt
und glauben, einen Sieg errungen zu habeno Aber in der Liebe
gibt es keine Siege. Wer gewinnt, verliert0 Also - benimm dich«

4=>) Lebe nicht über deine Verhältnisse0
Viele junge Ehepaare fangen heute die Ehe mit Schulden an» Sie
verbrauchen allein in den Flitterwochen mehr, als. sie verantworten
können, sie leihen sich Geld, das sie nie zurückzahlen können,
und sie enden als Nervenbündelo Vom ersten ^age an daher das Gebot»
Lebe - besonders in der Ehe - nicht über deine Verhältnisse,,

5.) Sorge für Unterhaltung,,
Ein Leben voller Pflichten, aber ohne Vergnügen läßt bald den
Wunsch aufkommen: "Wäre ich doch nur ledig geblieben,," Sorge
also für Unterhaltung - pflege Freundschaften und sondere dich
nicht von anderen abo Und vor allem: Entwickle nicht die fixe
Idee der Eifersucht, die jeden Xontakt mit anderen von vornherein zur Qual macht»
6.) Habe Vertraueno
Jede Ehe bringt Zrisen0 Gerade das ist die Zeit, da man das
größte Vertrauen zueinander braucht, denn die Welt gehört denen, die vertrauen» Die anderen gehen einen Schritt vorwärts
und zwei zurück•>
7.) Sei tolerant»
Jede Frau, die nicht tolerant ist - gleichgültig, ob verheira- •
tet oder ledig - bleibt erfolglose Mangel an Toleranz kann eine
Ehe zerstören, weil er einen Menschen zerstören kann, Sage deinem Mann nicht allzu ehrlich, was du über seine Verwandten,
seine Freunde, seine Stellung und über die Art denkst, wie er
Apfelsinen ißt» Sei toleranto
8.) Sei loyal«
Die meisten Männer sind ihren Frauen gegenüber loyal. Frauen sollten es
deshalb auch sein. Es klingt gar nicht schön, wenn "sie" beim

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"AMERIKA DIENST" - F'JR DIE FRAU
29. August 1951
beim Kaffeeklatsch ihren Freundinnen erzählt, was sie alles mit
"ihm" durchmacht, daß er spielt, trinkt oder sonstwas tut. Die
Frau ist das Aushängeschild des Cannes - und muß loyal bleiben.
9.) Sei wendig.
Keine Ehe sollte ohne Pläne sein. Wer von einem Tag in den anderen lebt,nur von einer "Party" zur anderen plant, steht bald
vor einem Nichts - materiell und geistig.
10.) Bewahre deine Träume.
Ein Traum ist eine Illusion. Wir sollten sie uns bewahren, auch
wenn alle unsere wirklichen Pläne zunichte geworden sind. Träume
trösten uns, bis wir wieder hoffen können. Bewahre deine Träume vom ersten Tag der Ehe an, und wenn du zu alt dazu bist, erinnere dich wenigstens dann und wann daran.
(Copyright freigegeben von "Philadelphia Inquirer")
* * * * *

In den USA werden 45 Millionen Quadratmeter
Drahtnetz jährlich hergestellt. Der Anlaß
war ein Roßhaar-Kartell.
FLIEGEITGITTER-METROPOLE IN MOUNT WOLF, USA
63 Zeilen, 630 Worte)
PITTS3URGH, PENNSYLVANIA ~ (Amerika Dienst) — Die Geschichte des Fi ie^engictersbeginnt - so merkwürdig dies klingt mit dem Aufkommen des Roßhaar-Sofas, das in den Achtzigerjähren
des vergangenen Jahrhunderts oftmals als das Non-plus-ultra der
Eleganz und modischen Bequemlichkeit angesehen wurde.
Das Rohmaterial für diese Roßhaar-Sofas stammte vornehmlich
aus Südamerika, und die Schwanzhaare der südamerikanischen Pferde wurden dann in den Vereinigten Staaten auf schweren Webstühlen zu jenem Haargewebe verarbeitet, mit dem man die Sofas überzog. Mit dem Aufschwung dieser Industrie gingen nun einige Großwebereien daran, ein Kartell zu bilden, um die Preise hoch halten
zu können. Dieses Kartell erwarb die Geräte aller nichtbeteiligten Weber und erkaufte gleichzeitig jeweils eine Verzichtserklärung, wonach der Betreffende nie wieder Roßhaar weben würde.
Es sei dabei gleich erwähnt, daß diese Spekulation fehlschlug.
Die
(

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

29. August 1951

Die Preise wurden zwar hoch gehalten, jedoch mit dem Erfolg,
daß man sich nach Ersatzmaterialien uir zusehen begann und Roßhaar
fast nur noch für Schneiderzubehör verwebte. Doch dies nur am
Rande.
Unter den Webern, die damals ihre Geräte und Rechte verkauften, befand sich auch John Eisenhart, der nur ein Weber
ohne Webstühle war, aber eine beachtlich hohe Ablösungssumme
in der Tasche hatte und überlegte, wie er diese am zweckmäßigsten anlegen solle. Sein Streben ging dahin, einen neuen Betrieb zu gründen, der es ihm einerseits gestattete, seinem alten Beruf als Weber treu zu bleiben, ihn aber andererseits
nicht mit dem abgeschlossenen Vertrag in Konflikt brachte. Er
fand die Lösung dieser Frage in der Idee, anstelle von Roßhaar
feine Metallfäden als Webmaterial zu verwenden. Tatsächlich errichtete er in York (Pennsylvanien) eine kleine Fabrik, rüstete
sie mit Spezial-Webstühlen aus und begann mit der Erzeugung jenes feinen Drahtgespinstes, das seither als Fliegengitter einen
so nützlichen Zweck erfüllt. Bald entwickelte sich nicht nur
seine eigene Fabrik zu einem riesigen Betrieb, sondern auch an
anderen Orten entstanden ähnliche Firmen. Noch heute werden
zwei Drittel aller amerikanischen Metallgewebe im Bezirk York
hergestellt.
Die Gesamtproduktion eines ^ahres beträgt heute durchschnittlich 45 Millionen Quadratmeter, die vorwiegend als Fliegengitter Verwendung finden. Allein im Jahre 1949 wurde so viel
"insect Screening" erzeugt, daß man sämtliche Fenster in zwei
Millionen Einfamilienhäusern damit hätte bedecken können. Dazu
kommen noch Metallgewebe verschiedener Art, wie sie etwa in
Sicherheitsglas oder als Verstärkung in Linoleum oder für Vergaser, Milchseparatoren, Siebe und eine Reihe anderer Produkte
verwendet werden* Die meisten Drahtgewebe werden - in 20 verschiedenen Zusammensetzungen - aus Stahl hergestellt.
Die größte Drahtnetzfabrik der Welt liegt unweit von York
im amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania im Orte "Mount Wolf"
und produziert jährlich rund 13 Millionen Quadratmeter Metallgewebe. Der Betrieb ähnelt dabei in fast allen Details einer normalen

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
29- August 1951
normalen Weberei. Wie dort, so wird auch hier mit einem Schiffchen der "Schuß" durch die "Kette" gefädelt, und pro Minute
wächst das Gewebe um rund 12 Zentimeter - bei einem Metallfaden-Abstand von knapp zwei Millimetern. Alle zehn Minuten
müssen die Drahtspulen erneut werden.
Sobald das fertige Gewebeband etwa 300 Meter lang ist,
wird die Produktion abgeschaltet. Die Drahtgittertrommel kommt
zur Weiterverarbeitung, wird also entweder verzinnt oder gestrichen und in Heißluft getrocknet. Zuletzt kommen noch Kontrolleure
und überprüfen das fertige Gewebe auf fehlerhafte Stellen, die herausgeschnitten werden. In 30-Meter-Rollen tritt
dann das Fliegengitter seinen Weg in die Detailgeschäfte an.
(Copyright freigegeben von "Steelways")
*

* * *

*

MAN TRÄGT BARETTS, GNÄDIGE FRAU!
Vorschau amerikanischer Hutfiriaen auf die kommende Herbstmode
( 22 Zeilen, 220 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Hochrot, Hellbraun, Lichtblau, Zartgrün, Rosa und Schwarz waren die Farben bei einer
Hutmodenschau, die vor kurzem von führenden New Yorker Modellhäusern veranstaltet wurde. Vorherrschend war das Barett, das
aller Voraussicht nach die Hutmode des kommenden Herbstes beherrschen dürfte.
E3 wird in allen möglichen Varianten getragen, einmal als
kleidsames Käppchen schräg ins Gesicht gezogen, ein anderes
Mal in Falten gelegt, es springt keck ins Gesicht vor oder
schwebt, von einem Band am Hinterkopf gehalten, verwegen auf
dem Kopf. Besonders gefielen die Kappe "Moulin Rouge" aus rotem
Samt mit windmühlenartigen Flügeln und Hüte, deren Krempe auf
einer Seite wie bei den Pfadfindern aufgebogen wird. Für den
Abend bestimmt sind kleidsame kleine Formen, die mit Straß oder
den in diesem Jahr wieder in Mode kommenden Straußenfedern geschmückt und mit duftigen, schulterlangen Rundschleiern getra£en
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
29. August 1951
getragen werden. Neu sind auch in Teile geschnittene Kappen,
die sich wie Blüten um den Kopf legen.
Interessante Details an der Hutmode des Herbstes sind
ferner sanft ins Gesicht schwingende Krempen, krönchenartige
Effekte, große Spiralfedern und eigenwillige Spitzen oder Raffungen der Stirnpartien.
* * * * *

NEUES AUS DER AMERIKANISCHEN TEXTHINDUSTRIE
WILMINGTON, DELAWARE — (Amerika Dienst) — Dupont gab
kürzlich die Entwicklung eines besonders behandelten "Orlon"G-ewebes bekannt, das sich bei 760° C noch nicht entzündet, bei
einer Temperatur also, die bereits über dem Schmelzpunkt einiger
Metalle liegt. Das neue Oriontuch wurde nicht in üblicher Weise
feuerfest imprägniert, sondern als neues Material entwickelt,
das von dem ursprünglichen Oriongewebe grundverschieden ist.
Aus dem neuen Gewebe sollen Feuerschutzanzüge für Flugbesatzungen und Feuerwehrleute, Feuerlöschbecken und Theatervorhänge hergestellt werden.
Normales Orion wird neuerdings als Futterstoff für Uniformen und Zivilanzüge verwendet.
* * * * *

WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Chemiker des US-Landwirtschaftsministeriums haben ein neues Garn entwickelt, das sich
in Wasser auflöst - eine Eigenschaft, die bei der Herstellung
von Ajourgeweben und anderen Spezial-Textilien von Vorteil ist.
Das neue Garn läßt sich zum Beispiel als Rahmen zum Verweben feiner Wolle oder Mohair verwenden, da es als Kettenfaden
die nötige Stärke zum Verweben und zur Verarbeitung auf Textilmaschinen besitzt. Nachher wird es wieder herausgewaschen, so
daß ein gazeartiges Gewebe verbleibt.
* * * * *

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• IV. Jahr rang, Nr. 29 A'i

12. September 1951

Das Jugendamt der Stadt New York unterhält einen besonderen Mitarbeiterstab,
dessen Aufgabe es ist, Jugendliche mit
asozialen Anlagen ausfindig zu machen
und sich um diese zu kümmern, bevor sie
zu Verbrechern werden.
DAS JUGENDAMT DER STADT NEW YORK
Von K. Close
(62 Zeilen, 620 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Ein Kind braucht Hilfe,Sicherheit und ein gewisses Gefühl der Zugehörigkeit; nur diese
Paktoren können es davor schützen, in ernsthafte Gefahren verwickelt zu werden. So lautet der Grundsatz der öffentlichen Jugendfürsorge der Stadt New York. Zu Verbrechen neigende Jugendliche gibt es in jeder Großstadt, und sie sind ein kitzliges
Problem für Behörden und Polizei. Welch zerstörender Paktor die
Jugendkriminalität in dem nahezu neun Millionen Einwohner zählenden New York darstellt, kann sich jedermann leicht ausmalen. Diese riesige Weltstadt mit ihren zum Teil sehr engen und übervölkerten Wohnvierteln und ihren sozialen Unterschieden ärmlichste Wohngegenden reihen sich eng an luxuriöse Prachtstraßen und erzählen die Geschichte Manhattans wie Jahresringe etwa
die Entwicklung eines Baumes - bereitet den Boden für Laster,
Leidenschaften und Verbrechen.
In solcher Atmosphäre sind es stets die Jugendlichen, die
am stärksten gefährdet sind. Die New Yorker Pürsorgebehörden
kennen diese Übel und versuchen nach Kräften zu helfen. Ganze
Straßenzüge werden nach und nach abgerissen und für Hunderttausende neue, billige Wohnblocks errichtet. Aber wo so viele Menschen zusammenwohnen und Hilfe brauchen, vollzieht sich dieser
Säuberungsprozeß nur ganz allmählich. New York hat elf solcher
dicht- und zum Teil
übervölkerter Distrikte. Es ist zu spät,
einem auf die schiefe Bahn geratenen Jugendlichen erst dann zu
helfen, wenn er bereits etwas "ausgefressen" hat. Das New Yorker
Jugendamt unterhält deshalb 3eit 1947 in allen Bezirken ein besonderes Department, dessen Aufgabe es ist, die am meisten gefährdeten Jugendlichen ausfindig zu machen. Dies ist keine leichte Arbeit. Es gelingt den Beamten nicMt immer gleich, das Vertrauen der Kinder bezw. ihrer Eltern zu erlangen. Wenn man arm
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

12. September 1951

arm ist, ist man mißtrauisch. Echte Guttaten sind so seltene Oft
werden auch Lehrer, Geistliche, Revierpolizei und Hauseigentümer um ihre Mitarbeit gebeten«, Gelingt es, die Kinder daran zu
gewöhnen, sich nicht auf der Straße herumzutreiben, ihr Interesse an Sport und Gruppenspielen zu wecken, ist schon viel gewonnene
Auch die New Yorker Polizei unterhält und finanziert einen Jugendklub, in dem besonders solche Jugendlichen Aufnahme
finden, um deren Zuhause es nicht zum besten bestellt istu Ganz
gewonnen hat der Fürsorgehelfer, wenn es ihm gelingt, Eltern
und Jugendliche davon zu überzeugen, daß man es gut mit ihnen
meint, daß man ihre Sorgen versteht und ihnen helfen will,ihre
besonderen Schwierigkeiten zu überwinden«, Manche Mutter will
nichts von Hilfe wissen, weil sie sich schämt oder fürchtet,
ihre Misere darzulegen«, Aber ihre Furcht und Scham werden ihren Sohn kaum davon abhalten, zum Verbrecher zu werden, wenn
nicht rechtzeitig Hilfe kommt. Es ist eine schwierige Arbeit;
sie verlangt die Geduld eines Heiligen und unendlich gutes Fingerspitzengefühl und Takt von Seiten der Sozialhelfer«
Von New Yorks 2 200 000 Kindern werden durch dieses Amt
heute 50 000 Gefährdete ständig betreut» Die Stadt gibt Millionen für dieses Programm aus* Darüber hinaus gilt die besondere
Aufmerksamkeit des Jugendamtes natürlich auch jenen, die bereits
gestrauchelt und mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind»
New York führt einen harten Kampf gegen die Geißel der
Jugendkriminalitäto Niemand von den verantwortlichen Stellen
ist überzeugt, daß man mit diesem neuen Department die Patentformel für ihre restlose Beseitigung gefunden hato Man hofft
aber, daß man durch diesen auf breitester Grundlage angelegten
und durchgeführten Feldzug einen Großteil der gefährdeten Jugendlichen bessern kann, bevor sie zu wirklichen Verbrechern
werden»
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" kostenlos drei Bilder zu obigem Artikel«
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. "AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

12. September 1951

Es ist nicht leicht, erklärt Dv, Stone,
ein amerikanischer Spezialist für Kindererziehung, zu erkennen, wann ein Kind
der Hilfe Erwachsener in der Ausübung
alltäglicher Handgriffe bedarf und wann
nicht. Gute Beobachtung des Kindes und
gesunder Instinkt aber werden den Eltern in den meisten Fällen das richtige Verhalten diktieren.
"WEM MUTTI SICH BLOSS NICHT IMMER EINMISCHEN WOLLTE . . . "
Von Dorothy Barclay
(67 Zeilen, 670 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —• Es bedarf keiner langen
Studien, um festzustellen, daß sich das Benehmen von Kindern
gewaltig von dem Erwachsener unterscheidet. Die Reaktion der
Erwachsenen auf das ^erhalten der Kinder allerdings sollte
manchmal etwas genauer unter die Lupe genommen werden. Eine der
wesentlichsten Fragen auf diesem Gebiete ist die, inwieweit Erwachsene Kindern "helfen" sollen. Im allgemeinen fallen die Eltern dabei in zwei Extreme, Die einen können es nicht erwarten,
bis ihre Kinder selbständig werden, und wollen ihnen daher alles
so bald wie möglich - allerdings meist zu früh - zeigent "Mein
Kind muß lernen, sich alleine anzuziehen; ich werde nicht ruhen,
bis es dies gelernt hat." Die anderen wiederum sind jene überbesorgten Eltern, die ihre Kinder zu völliger Unselbständigkeit
erziehen, indem sie deren tolpatschige Jnbeholfenheit mit der
stereotypen Phrase:"Er ist doch noch so klein!" entschuldigen.
Hier wie überall ist der goldene Mittelweg der einzig
richtige. Die Kinder müssen das meiste durch eigene Erfahrung
lernen. Sie müesen Selbstvertrauen gewinnen in der Erkenntnis,
daß sie viele Dinge, um die sie ursprünglich ihre Eltern bitten mußten, auch selbst tun können. Die Aufgabe der Eltern ist
dabei nur die eines äußerst vor- und umsichtigen Leiters. Für
das Kind unbemerkt, müssen sie aber doch stets "da" sein, um
in Augenblicken, in denen es notwendig ist, auch wii..lich halfen zu können.
"Wann aber sollen nun Erwachsene wirklich helfen?" Dr.
L. Joseph Stone, Professor für Pädagogik in den Vereinigten
Staaten, gab in einem Interview Auskunft über diese tatsächlich schwer zu beantwortende Frage. "Es gibt natürlich keine
allgemeingültige

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

12. September

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allgemeingültige Lösung für dieses Erziehungsproblem," so erklärte er, "denn es ist nicht möglich, von vornherein festzulegen, ob Eltern einem Kind von bestimmtem Alter in einer bestimmten Situation, in der es wiederum in bestimmte Schwierigkeiten
gerät, helfen sollen oder nicht. Die Eltern werden in jedem Fall
ganz individuell entscheiden müssen, wie weit sie das Kind anleiten sollen» Aber trotzdem gibt es so etwas wie eine allgemein
gültige Regel, die doch zumindest gewisse Anhaltspunkte vermittelt, nämlich« Beobachte dein Kind gut, und wenn es durch Miene
oder Gebärde wirkliche Hilfe verlangt oder über sein Unvermögen
sich tatsächlich betrübt zeigt, dann hilf ihmo"
Ein Beispiel« Ein vierjähriges Mädel versucht, ein Stück
Faden durch ein feines Nadelöhr zu zwängen. Trotz aller Mühe
mißlingt der Versuch, und hilfeflehend wendet es sich der Mutter
zu, die sich aber nicht darum kümmert<> Jeder weitere Versuch
wirkt nur noch entmutigender, und schließlich malt sich auf dem
Gesicht des Kindes überwältigende Mutlosigkeit ob seiner Ungeschicklichkeit. In einem solchen Augenblick ist Hilfe und Anleitung von Seiten der Erwachsenen nicht nur möglich, sondern sogar
notwendig - denn ein Kind sollte niemals ein aus eigener Initiative begonnenes Vorhaben wegen mangelnden technischen Könnens
aufgeben, solange es sich um etwas handelt, wobei ihm Erwachsene
helfend zur Hand gehen können. Wenn das Kind aber andererseits
selbständig etwas tun kann, sei es Händewaschen, Kämmen oder Anziehen, dann sollten Erwachsene niemals versuchen, die natürlich
nicht zu vermeidende kindliche Ungeschicklichkeit, die es dabei
an den Tag legt, durch ständige Ermahnungen und Hinweise auszumerzen. Denn ewige Kritiken an Stelle von Anerkennungen können
sehr leicht die Eigeninitiative des Kindes töten und sein Interesse, von sich aus etwas zu versuchen, zum Erlahmen bringen«
In besonderen Fällen, wenn beispielsweise große Eile bei der
"Morgentoilette" des Kindes geboten ist, können
Bemerkungen
der Mutter wie« "Ich weiß, daß du es selbst kannst, aber wir
müssen uns sehr beeilen" wie Balsam auf das empfindsame kindliche Gemüt wirken. "Auf jeden Fall aber«,
so erklärte Dr»
Stone abschließend, "sollte eine Mutter stets versuchen, sich
in die Lage des Kindes zu versetzen, bevor sie ihm hilft oder es
rügt. Ihr Instinkt wird ihr dann in den meisten Fällen das richtige Verhalten diktieren."
(Mit 1 Bild)
(Copyright freigegeben von "New York Times Magazine")

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

12. September 1951

Termiten schmecken wie Ananas - wenn man
schnell genug zubeißt - behauptet Dr0C.Ho
Curran, ein amerikanischer Entomologe, in
seinem kürzlich in New York erschienenen
Buch "Insects in Your Life".
INSEKTEN A LA CARTE
Von Dr. C H « Curran, Kurator des Amerikanischen
Museums für Naturgeschichte
(87 Zeilen, 870 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Tatsache ist, daß hochkultivierte Nationen eine besonders tiefe Abneigung gegen Insektengerichte haben. Und trotzdem vergeht kein Tag, ohne daß nicht
jeder Mensch irgendein sechsfüßiges Viehzeug verschluckt„
Eines Abends z.B., als ich bei einem meiner Freunde eingeladen war, kamen wir beim Abendessen auf das Thema Insekten«Um
meine Behauptung, daß jede Speise in irgendeiner Form Insekten
enthalte, zu bekräftigen, nahm ich ein Salatblatt aus der Schüssel« Drei Blattläuse bildeten das Beweisstück, das ich nun mei~
nen Gastgebern vorführte. Der Mann lachte verlegen, und seine
Frau wurde richtig böse. Sie hätte den Salat selbst gewaschen
und keine Insekten daran gesehen. Niemand mehr, außer mir, aß
Salat.
Die meisten unserer Nahrungsmittel enthalten Insekten in
mehr oder weniger erkennbarer Form. Meist sind es Eier, kleine
Larven oder Insektenteile. Obgleich wir beinahe täglich - ohne
daß wir es wissen - Insekten zu uns nehmen, gibt es doch nur
wenige Menschen, die ein aus Insekten zubereitetes Gericht kosten würden, und wahrscheinlich würden viele lieber darben, als
derartige Speisen zu sich nehmen. Und trotzdem gibt es wiederum
Leute, die sagen, daß es gewisse Arten von Insekten gäbe, die
zubereitet geradezu delikat sind. So sind gewisse Termitenarten
äußerst schmackhaft. Ehe man die Anilinfarben kannte, verwendete
man zum Färben von Speisen Cochenille, einen aus der Cochenillelaus gewonnenen roten Farbstoff; in den amerikanischen Tropen
gab es damals eine blühende C^dienilleindustrie. Heute allerdings
ist sie praktisch verschwunden; nur in Zentralamerika wird Cochenille als Farbstoff noch hier und dort verwendet. Von den Chine»
8en weiß man, daß sie diverse Insekten zu feinem Pulver zermahlen und als Saucenwürze in der Küche verwenden.
Insekten

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12. September 1951

Insekten gehören seit mehreren tausend Jahren zur Ernährung primitiver Völker. Besonders in der australischen Steppe spielen
die Insekten als Nahrungsmittel eine bedeutende Rolle. Auch in
anderen Teilen der Welt werden Kerbtiere gesammelt und als "eiserne Rationen" für schlechte Zeiten aufbewahrt. Wenn wir z.B.
von großen Heuschreckenschwärmen in Afrika lesen, die dort ganze Gebiete völlig kahl fressen, dann wundern wir uns, wovon die
Eingeborenen in nächster Zukunft leben wollen» Diese jedoch sehen diese Plagen in einem anderen Lichtt Der Schwärm ist von den
Göttern gesandt, und Mann, Weib und Kind sammeln Unmengen dieser
Heere und trocknen sie; später ergeben sie - gebraten - eine delikate Mahlzeit. Auch in Arabien, Ägypten und anderen Ländern
des Orients werden Heuschrecken heute noch gegessen.
Neben den Heuschrecken spielen Termiten oder weiße Ameisen
eine Rolle in der Ernährung primitiver afrikanischer Stämme.,
Grund dafür dürfte sein, daß sie in großen Massen auftreten und
im Nest und im Flug leicht zu fangen sind. Einer meiner Freunde
erlebte den Termitenfang während einer Forschungsreise durch
Afrika. Negerjungen fingen die Ameisen und - verzehrten sie so,
wie sie waren. Ein Forscher muß alles probieren, dachte mein
Studienkollege. Er steckte sich ebenfalls ein geflügeltes Tier
in den Mund,und plötzlich schrie er auf. Er hatte nicht schnell
genug zugebissen und das Tier hatte sich in seine Zunge verbissen. Um sein Gesicht zu wahren, mußte er nun auch noch andere
essen. Allmählich lernte er dabei, wie man das Tier bei den Flügeln nimmt, richtig in den Mund wirft und mit den Zähnen zubeißt,
bevor das Tier dies zuerst tun kann. Er sagt, Termiten schmeckten wie Ananas und seien wahrhaft eine Delikatesse,
Auch den nordamerikanischen Indianern sind diese Insekten
auf ihrer Suche nach Nahrung nicht entgangen. Es war durchaus
nicht unnatürlich, daß die in Nordamerika heimischen Indianer
die Honiganeise hoch einschätzten. Ihre Arbeiter sind richtige
Honig-Lagerhäuser, ihr Leib schwillt so stark an, daß sie sich
kaum mehr fortbewegen können. Sie kleben wie Trauben an Lecken
und Wänden ihrer Nester und geben von ihren aufgestauten 'Nahrungsvorräten je nach Bedarf an ihre Brüder und Schwestern ab.
Die Indianer entdeckten diese Honigspender bald und machten
vollen Gebrauch davon, Zuerst werden sie sie wohl lebend verzehrt
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

12. September 1951

verzehrt haben, später haben sie sie gesammelt, zerstampft und
ein Bericht daraus hergestellt, das sie nur Gästen von höchster
Distinktion vorsetzten. In noch späterer Zeit wurden die zerkleinerten Ameisen durch ein Sieb gepreßt und so eine süßeFlüssigkeit gewonnen, die vergoren einen wundervollen würzigen Wein
ergab.
Vor etwa einem Jahrhundert noch machte sich niemand Kopfzerbrechen darüber, ob der Honig kleine Unreinheiten enthielt.
Zucker war Luxus, und Honig war ein ausgezeichneter Ersatz.
In den frühen Tagen der Menschheit war die Verwendung von
Insekten als Nahrungsmittel wohl meist aus der Not geboren und
dem Mangel an anderen eßbaren Dingen zuzuschreiben. Als aber die
Menschen im Laufe der Zeiten es lernten, den Acker zu bestellen
und Landwirtschaft zu treiben, als sie mehr und mehr mit Geschick und Erfolg Fischen und Jagen gingen, verloren die Insekten für ihre Ernährung allmählich an Bedeutung. Heute sind wir
bereits so weit entfernt, daß uns der bloße Gedanke an ein
"Mückengericht", einen "Raupensalat" oder ein Glas "Ameisenwein"
eine Gänsehaut über den Körper jagt.
* * * * *

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

12. September 1951

Mottenbekämpfung ist das ganze Jahr hindurch
notwendig, wenn man diesen lästigen Insekten
wirklich wirksam begegnen will»
JAHRHUNDERTEALTER MOTTENKAMPF
Von Cecile Farmer
(40 Zeilen, 400 Worte)
PHILADELPHIA, PENNSYLVANIA — (Amerika Dienst) — Millionen von Mottenlarven, die aus kleinen, salzkorngroßen Eiern ausschlüpfen, kosten die Vereinigten Staaten jährlich dreihundertfünfzig Millionen Dollar» Sie zerstören Kleidungsstücke, Teppiche, Pelze und andere, wollene Gegenstände. Sie vermehren sich
bei warmer und kühler- Temperatur gleichmäßig stark, und es genügt nicht, im Frühjahr die Wintersachen einzumotten - der Kampf
gegen die Motte ist in jeder Jahreszeit eine Notwendigkeit. Das
ganze Jahr hindurch sollte man Mottenkugeln in Mottensäcken, Kommoden und Kleiderschränken lassen und ständig benutzte Gegenstände wie Matratzen, Teppiche und Polstermöbel einige Male im
Jahr mit einem Insektenvertilgungsmittel besprühen.
Jede Hausfrau sollte ferner wissen, daß der Geruch allein
keine Motte töten oder vertreiben wird» Dies besorgt nur das aus
der Mottenkugel ausströmende Gas, bezw» ein Sprühmittel, mit dem
die Larven der Eier in direkte Berührung kommen,, Besondere Sorgfalt erfordern alle in zusammengefaltetem Zustand aufbewahrten
Waren. Mit Mottenkristallen darf dabei nicht gespart werden;sie
müssen in jede Stofflage gestreut werden, da das den Kristallen
entströmende Gas durch die Stofflagen nicht hindurchdringen kann»
Mottenplagen sind bereits in der Bibel erwähnte Sie wüteten
damals mit solcher Gründlichkeit, daß wir heute kaum mehr Spuren
von wollenen Gegenständen aus jener Zeit haben, während Leinen,
Seiden und andere mottensichere Gewebe bis in die Jetztzeit erhiten werden konnten»
Im Laufe von zwei Monaten vollendet die Motte ihren Lebenszyklus - Ei, Larve oder Wurm, Kokon, fliegendes Insekt und Produktion neuer Eier» Im fliegenden Stadium ist die Motte nicht
mehr gefährlich. In unseren modernen wohltemperierten Wohnungen
lebt sie "wie die Made im Speck" und brütet ununterbrochen das
ganze Jahr hindurch»
Die Wissenschaft gab der Hausfrau jedoch Mittel in die
Hand, die, mit einiger Sorgfalt angewendet, dieser Plagegeister
leicht Herr werden» Empfohlen wird eine 5~6^ige DDT-Lösung, mit
der man die Kleider bestäubt, und oft genügen schon für einige
Groschen mottensichere Kristalle, größere Geldverluste zu verhindern»
* * * * «. #

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

12. September 1951

- KÜRZNACHRICHTEN
AUSSICHTEN AUF DIE SCHUHMODE 1952
(9 Zeilen, 90 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wenn die Schuhfabrikanten
der USA mit ihrer Voraussage recht behalten, werden die Frauen
1952 wie die kleinen Chinesinnen trippeln - auf doppelten Korksohlen und mit nach oben aufgebogenen Spitzen. Unter diesen Umständen wird kein Schuh sich mehr selbständig machen könnenfman
steht wieder "fest" mit beiden Füßen - im Schuh, der durch starke Verschntirung gehalten wird. Marineblau, Dattelpflaume, Bananengelb, kräftiges Grün sind die Farben des Schuhsommers 1952,
falls - wie gesagt - die Schuhfabrikanten recht behalten.
* * * * * *

VERKEHRSERZIEHUNG BEIM KIND
(17 Zeilen, 170 Worte)
VANCOUVER, WASHINGTON — (Amerika Dienst) — In Vancouver,
Washington, gewöhnt man die Kinder bereits im Kindergartenalter
an die Grundregeln des Verkehrs, an Disziplin und Höflichkeit
der Straße.
Die Polizei von Vancouver hat für die Dreiradfahrer eines
öffentlichen Kindergartens eine Modellstadt aufgebaut - nach dem
Muster eines der verkehrsreichsten Viertel der Stadt. Hier lernen die "Steppkes" Überholen, Vorfahrtsrecht, Signalgeben, Verkehrszeichen, richtig nach links und rechts einbiegen, Mindesttempo einhalten und - daß man Unannehmlichkeiten hat, wenn man
zuwider handelt. Anstatt des Strafmandats gibt es voererst allerdings nur Ermahnungen und gute Ratschläge. Man hofft, daß die
Kinder, wenn sie alt genug sind, um ihr Dreirad mit einem Zweirad zu vertauschen, genau wissen, wie sie sich auf der Fahrbahn
zu bewegen haben.
Seit der Einführung dieses Verkehrsunterrichts für Kinder
haben die durch Kinder verursachten Unfälle in Vancouver bedeutend abgenommen.
* * * * * *

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

12. September 1951

SCHMERZLOSE GEBURT
(19 Zeilen, 190 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Aus New York wird über ein
neues synthetisches Medikament berichtet, das als das bisher
wirksamste Mittel gegen Geburtsschmerzen bezeichnet wird. Die
Zeitschrift "Journal of Medicine" des Staates New York beschreibt
das Mittel, das 'Nisentil" genannt wurde, als "bedeutenden Fortschritt gegenüber jedem bisherigen Analgetikum".
Nach einem Bericht von Dr. Harry C. Laforge, der Nisentilhydrochlorid an tausend Frauen zwischen 17 und 42 Jahren klinisch erprobte, wirkt es außerordentlich schmerzlindernd, beseitigt die Angst vor den Wehen und ist für Mutter und Kind
völlig ungefährlich.
Laforge stellte fest, daß das Medikament Schläfrigkeit und
Erschlaffung hervorruft, die Gebärende jedoch für gewöhnlich bei
klarem Bewußtsein bleibt. Zuweilen verfällt die Patientin in einen leichten Schlaf, aus dem sie leicht zu erwecken ist. Viele
Wöchnerinnen konnten sich nach der Verabreichung von Nisentil
an keinen Schmerz mehr erinnern. Andere berichteten nur über
Schmerzen von wenigen Minuten Dauer" unmittelbar vor der Niederkunft.
* * * * * *

SPIELZEUG UND VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
(22 Zeilen, 220 Worte)
BOSTON, MASSACHUSETTS — (Amerika Dienst) — Zwei erfreuliche Vorfälle, die sich auf den entgegengesetzten Seiten der
Erde ereigneten und nichts Wichtigeres als Kinderspielzeug betrafen, veranlaßten die große amerikanische Zeitung "Christian
Science Monitor" zu einem Artikel über das Thema "Menschlichkeit.
Vor einiger Zeit spendete das Japanische Rote Kreuz 1200
Puppen und fünfzig Spielsachen, die von japanischen Schulkindern selbst verfertigt worden waren, für Kinder, die durch die
Hochwasserkatastrophe um Kansas City ihre Spielsachen verloren
hatten.
Ungefähr gleichzeitig übersandte in Bayern ein Mann zwei
Mark und fünfzig Pfennig an den amerikanischen Hochkommissar
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"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU

12. September 1951

* Hochkommissar McCloy. In seinem Begleitschreiben drückte er seine Hoffnung aus, daß seine kleine Spende zumindest dazu ausreichen würde, um einem im Überschwemmungsgebiet beheimateten Kind
eine Puppe oder einen Ball zu kaufen. "Ich wünschte, die Welt
würde in die Augen dieses Kindes schauen und für eine Weile
nachdenken", schrieb der Spender .
"Christian Science Monitor" hob hervor, daß es wohl an den
während des Krieges am eigenen Leibe gemachten Erfahrungen liegn
müsse, wenn Menschen Verständnis dafür aufbringen, wie wichtig
es ist, Kindertränen zu trocknen.
* * * * * *

Quellenangabe nicht unbedingt erforderlich

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IV, Jahrgang, Nr. 30/ff

26. September 1951

Die Entwicklung der Frauencolleges in den
USA führte von Stätten der Allgemeinbildung
über die Konkurrenz der Studentencolleges
zu heute äußerst fortschrittlichen Schultypen. Diese Umbildung ergab sich nicht
durch behördliche Interventionen, sondern
aus den Anforderungen der ins kulturelle
und politische Leben der Nation immer
stärker vordringenden Studentinnen.
DIE ENTWICKLUNG DER FRAUENCOLLEGES IN DEN USA
Von Dora Edinger
(103 Zeilen, 1030 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Frauencolleges,die in ihrem
Lehrplan etwa dem europäischen Lehrplan der beiden letzten
Oberschulklassen und den zwei ersten Universitätsjähren entsprechen, gibt es in Amerika seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Obgleich man diesen Frauenschulen das Recht
der Bezeichnung "College1* absprach, konnten die Schülerinnen
dort einen akademischen Grad erwerben, der sie zum Übertritt
in eine Universität berechtigte. Und darauf kam es den Gründern
der Frauencolleges in erster Linie an.
Der Ruf dieser ältfesten amerikanischen Mädchen-Hochschulen war ausgezeichnet. Die Auslese der Schülerinnen erfolgte
nach strengen Regeln. Man wollte damit beweisen, daß Mädchen
- richtig geschult - den jungen Männern ihres Alters in keiner
Weise nachstanden. Der Lehrplan entsprach deshalb vollkommen
dem der männlichen Colleges. Diese Schulen bildeten hauptsächlich Lehrerinnen aus. Die Tatsache, daß seit den 1860er Jahren
an amerikanischen Grund- und Mittelschulen mehr Frauen als Männer lehren, beweist, daß die Absolventinnen der Frauencolleges
für diesen Beruf besser ausgebildet waren als ihre Kollegen.
In der Zeit von 1875 - 1915 entstand eine Reihe von Frauenhochschulen, die direkt einer Universität angeschlossen waren,
wie etwa den Universitäten Harvard, Cambridge,und Columbia,
New York City, die Studentinnen aufnahmen, aber getrennt unterrichteten. Diese Schulen verleihen, genau wie die ältere Form
der Mädchenhochschule, die beiden unteren akademischen Grade,
den "Bachelor of Arts" und den "Master of Arts", und in Ausnahmefällen auch den Doktor der Philosophie. Dagegen kann der

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
26. September 1951
der juristische und der medizinische Doktorgrad nur an einer
Universität und nach Absolvierung von vier Collegejähren erworben werden, also wesentlich später als an einer deutschen
Universität.
Dieser Schultyp hat sich in den USA weniger durchsetzen
können als der der früheren selbständigen Mädchenhochschulen.
Im gleichen Zeitabschnitt versuchten zahlreiche Männercolleges die Einführung der "Xtoedukation". Man nahm Kurse in den
Lehrplan auf, die auch die Sonderinteressen der Studentinnen
berücksichtigen. Besonders beliebt waren die Fachkurse für
Hauswirtschaft (Home economics) der Cornell Universität in
Ithaca, New York.
Ein völlig neuer Schultypus entwickelte sich seit 1915«
Die Absolventinnen der verschiedenen Colleges hatten es nun
nicht mehr nötig zu beweisen, daß ihre Leistungen ebenso gut
waren wie die der Studenten. Im Gegenteil, sie begannen sich
ernsthaft zu fragen, ob der den Männercolleges nachgebildete
Lehrplan ihnen wirklich die richtige Ausrüstung fürs Leben
mitgebe. Die große Zahl der Studentinnen, die nach dem ersten
Y/eltkrieg ihre Schulbildung mit dem College abschlössen und
dann heirateten (etwa 80$), verlangte ein stärkeres Eingehen
auf ihre Interessen, und zwar nicht nur eine gewisse Vorbildung in Haushaltführung, sondern auch Psychologie, Hygiene
und selbst Fächern wie moderne Kunst und zeitgenössische Musik,
die zu jener Zeit noch heiß umstritten waren.
An dieser Diskussion beteiligten sich damals insbesondere jene College-Professorinnen, die selbst aus den älteren
Frauencolleges hervorgegangen waren. Zu den berühmtesten
Colleges dieser Art gehören? Bryn Mawr in Pennsylvanien;
Mount Holyoke in Connecticut; Smith College,Connecticut;
Vassar, New York; Wellesley, Massachussets; Barnard, New York
City, und Radsliffe in Cambridge,Mass. Die beiden letztgenannten sind der Columbia-, bezw. der Harvard-Universität angegliedert.
Zu erwähnen wären ferner noch die in jüngster Zeit entstandenen 'Junior Colleges* mit einem nur zweijährigen Kurs,
einer sorgfältig getroffenen Auslese der Studentinnen und
Klassen mit äußerst geringer Schülerzahl, die bewußt individuellen

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
26 . September 1951
individuellen Unterricht förderten. An solchen Schulen war es
möglich, mit neuen pädagogischen Methoden zu experimentieren.
Diese neue Lehrmethodik führte zur Gründung von zwei weiteren Frauencolleges mit vollem vierjährigen Lehrplans Sarah
Lawrence College in New York City und BenniC-ton College im
Staate Vermont. Die Lehrpläne und experimentellen Unterrichtsmethoden gehen weit über den Rahmen gewöhnlicher FrauenhochsQliulen hinaus. Aus ihren Erfahrungen gewann man Richtlinien zu
einer völligen Umgestaltung des Lehrplans, der nun nicht mehr
ein starres Pensum zu erfüllen hatte, sondern sich elastisch den
veränderten Lebensbedingungen der Frauen anpaßte. Der Einfluß
dieser neuen Gedanken spiegelt sich deutlich in großen Frauenorganisationen wie etwa der Liga der amerikanischen Wählerinnen
und den Zentralverbond amerikanischer Frauenklubs wider. Beides
sind nicht Organisationen von Akademikerinnen; College-Absolventinnen bilden nur eine Minderheit der Mitglieder, aber ihr Einfluß in beiden Verbänden ist außerordentlich stark.
Durch Schulung und Führung der Gruppen, durch ihren Einsatz zur Erreichung politischer und wirtschaftlicher Ziele entkräften die in Colleges ausgebildeten Frauen den früher oft gehörten Einwand, Hochschulstudium für Frauen sei ein Luxus. Das
mochte zutreffen, solange für einen bestimmten Beruf geschulte
Frauen diesen bei ihrer Verheiratung endgültig aufgaben, um nur
noch Hausfrauen und Mütter zu sein. Da aber nun -dank der Umstellung der Lehrpläne - die Studentinnen eine Menge Kenntnisse
erwerben können, die sie zu besseren Hausfrauen und Müttern machen, sind sie auch bessere Staatsbürgerinnen. Sie können im
Rahmen der Frauenclubs andere Frauen zu intelligenter Ausnützung
ihrer politischen Rechte erziehen.
Heute stehen Absolventinnen der Mädchen-Colleges an verantwortlichen Stellen im öffentlichen Leben: Virginia Gildersleeve,
Leiterin der Barnard College, wirkte an der Ausarbeitung der
Charta der Vereinten
Nationen mit; die Gattin von Tschiang
Kai-Schek und Emily Balch, die 1949 mit dem Friedens-Nobelpreis
ausgezeichnet wurde, sind Absolventinnen des Wellesley College.
Solche Frauenführerinnen bleiben in enger Verbindung mit ihrem
College und wirken durch andere Absolventinnen und Schülerinnen
sehr stark auf die öffentliche Meinung ein.

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26 . September 1951

Die künstlerische Erziehung des Kindes
ist ein wesentlicher Bildungsfaktor,
auch wenn sie später nicht beruflich
ausgewertet wird.
KINDER ALS KÜNSTLER
Von Dorothy Barclay
(78 Zeilen, 780 Worte)
GARDEN CITY, NEW YORK — (Amerika Dienst) — Alle Menschen
sind als Kinder künstlerisch begabt, und sie würden es zeitlebens
bleiben, v/enn man ihnen nicht in der Jugend die Maßstäbe der
Erwachsenen aufnötigte. Diese Meinung ist seit Jahrzehnten bei
den KunstPädagogen namentlich Amerikas vorherrschend. Es ist daher besonders bemerkenswert, daß gerade in Amerika neuerdings
Stimmen laut werden, die diese Ansicht erheblich korrigieren.
So bezeichnete Victor D'Amico, Direktor der kunstpädagogischen
Abteilung beim Museum für Moderne Kunst in New York, die.Meinung,
daß man das Kind nur mit entsprechenden Materialien zu versehen
und ansonsten sich selbst zu überlassen habe und daß der Unterricht nur eine zweitrangige Rolle spiele, als äußerst gefährlich
und irrig. Daß hier ein mittlerer Weg gefunden werden müsse, war
das Ergebnis einer Konferenz zwischen Kunsterziehern und Eltern,
die am Adelphi College in Garden City, im Staate New York, kürzlich stattfand.
Im einzelnen war man der Meinung, daß es zunächst, das heißt
bis zum dritten Lebensjahre, durchaus richtig sei, sich zurückzuhalten. Das Kind sollte erst einmal die in ihm und in dem Material liegenden Möglichkeiten spielerisch«, erproben, indem es
vielleicht nichts anderes tut, als große Bogen Papiers mit Farbe
zu beschmieren oder mit Kreide zu bekritzeln. Es ist Unfug, wenn
sparsame Eltern hierin eine "Materialvergeudung" sehen. Ja,man
sollte dem Kinde ruhig auch Gelegenheit bieten,"seine Freude an
Farbwirkungen auch auf Mauern oder Wänden zu realisieren. (Abwaschbare Tapete im Kinderzimmer!) In dieseme rsten Stadium der
künstlerischen Entwicklung besteht die Rolle der Eltern in der
Tat nur darin, dem Kinde Farbe, Papier, Stifte, Kreiden oder auch
Ton zum Kneten zu besorgen, so daß es aus dem Vollen schöpfen
kann. Es ist zweckmäßiger, lieber gar nichts als etwas Falsches
zu tun. Falsch ist es zum Beispiel, die so oft gehörte Frage zu

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zu stellen; "Was soll denn das vorstellen?* wenn einem das Kind
sein Kunstwerk zeigt. Durch diese Frage nämlich wird das Kind
veranlaßt, sich irgendeine Erklärung auszudenken. Es hatte vielleicht garnichts im Sinne, was man so ohne weiteres definieren
kann, vielleicht etwas durchaus "Abstraktes", eine Materialwirkung, ein Farberlebnis oder irgend etwas "Gemeintes", aus
dem sich erst nach und nach gegenständliche Objektivationen ergeben hätten. Durch diese ungeschickte Frage bekommt das Kind
den Eindruck, daß eine Gestaltung unbedingt etwas "bedeuten"
müsse, was der freien Entwicklung der schöpferischen Kräfte sehr
abträglich sein kann.
Eine andere Sünde, die von vielen Eltern begangen wird,
besteht darin, daß man den Kindern Vorlagen zum Abmalen oder
jene sogenannten Malbücher zum Kolorieren gibt. Die vernichtende Y/irkung dieser Methode steht außer Zweifel, selbst wenn es
den Kindern Spaß machen sollte.
In der ferneren Entwicklung aber kommt ein Zeitpunkt, da
das Kind selbst eine Unzufriedenheit an seinen eigenen Leistungen äußert. Jetzt müssen die Eltern von der bisherigen Politik
des laissez-faire abgehen, um vorsichtig zu helfen. Wenn das
Kind zum Beispiel versucht, einen Baum zu zeichnen, und es kommt
damit nicht zurecht, so wird man ihm nach Möglichkeit zeigen,
wie ein Baum wächst und wie also aus dem Wachstum die Form des
Baumes sich bildet. Völlig falsch aber wäre es natürlich, dem
Kinde Größenverhältnisse oder Perspektive beizubringen. Abgesehen davon, daß es sich hier um künstlerisch unwesentliche Gesichtspunkte handelt, wird das Kind später diese Gesetzmäßigkeiten schon von selbst entdecken. Statt dessen sollten die
Eltern bemüht sein, etwa durch Ausflüge, Zoobesuche oder selbst
im häuslichenLeben die visuelle Aufmerksamkeit des Kindes zu
wecken, indem sie es auf bestimmte Farben, Texturen, Lichtwirkungen und so weiter hinweisen. Ebenso ist es wichtig, daß man
ihm die verschiedenartigsten Materialien in die Hand gibt, damit
es ein Gefühl für den besonderen Charakter jeder einzelnen
"Technik" bekommt.
Viele Eltern werden vielleicht nicht einsehen wollen,
warum in aller Welt man sich um die künstlerische Erziehung
des Kindes so viel Gedanken machen sollte. Aber man möge

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
26. September 1951
möge bedenken, daß "Bildung" heißt, das Kind Wesentliches von
Unwesentlichem unterscheiden zu lehren. Und wenn man ferner bedenkt, daß das Sehen wohl der für das Leben des Menschen wichtigste Sinn ist, so wird man verstehen, daß die Erziehung zum
wesentlichen Sehen ein entscheidender Bildungsfaktbr ist. Selbst
wenn das Kind später kein Künstler werden sollte, so wird ihm
doch durch die frühe Ausübung der Kunst ein für allemal ein tieferes Verständnis für Kunstwerke und damit eine ganze Welt eröffnet.
(Copyright freigegeben aus "New York Times Magazine").
* * * * *

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26.September 1951

Interviews und Rundfragen beeinflussen die
Wohnpläne amerikanischer Architekten
HEBER ALTMODISCH, ABER GEMÜTLICH
(57 Zeilen, 570 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Seit fünfzehn Jahren
studieren amerikanische Architekten die Probleme des modernen
Wohnhausbaues, um in ihren zukünftigen Bauplänen die verschiedenen Anforderungen einer wirklich praktischen Lebensweise berücksichtigen zu können. An den Interviews mit den Wohnungsinhabern, an der Ausfüllung von Fragebogen über Wohnraumbenutzung
und Raumgestaltung auf Grund der Erfahrungen, die man mit Versuchshäusern und -Wohnungen gemacht hat, beteiligen sich außer
WohnungsInhabern, Architekten und Baubüros auch Regierungsdienststellen, Gesundheitsbehörden und Hochschulen.
Wie weit Theorie und Praxis auch hier voneinander abweichen, war bald zu erkennen. Hatten viele Architekten geglaubt,
die Hausfrauen würden in ihrem Heim größten Wert auf moderne
Einrichtung legen, so irrten sie. Wie die Rundfragen ergaben,
wünschen sich die meisten Familien genügend Platz, um die Möglichkeit zu haben, sich in altmodischer Gemütlichkeit einzurichten. Dabei wird nicht so sehr auf 'die Anzahl der Räume als auf
die Größe der Zimmer und die zweckmässige Einteilung des verfügbaren Raumes Wert gelegt. Um eine gewisse Geräumigkeit der Wohnungen zu garantieren, müssen die von der amerikanischen Regierung finanzierten billigen Einfamilienhäuser sowie die von privater Seite mit Regierungsanleihen gebauten Häuser gewissen Vorschriften über Zimmergröße und Raumeinteilung entsprechen. So
muß jedes neu gebaute Heim getrennte Wohn-, Koch- und Schlafräume enthalten, die eine angegebene Mindestgröße nicht unter2
schreiten. Wohnzimmer haben mindestens 14 bis 18m , Schlafzim2
mer 12 m Und andere Räume mit Schlafgelegenheiten für eine bis
zwei Personen 7-1Om 2 groß zu sein. Außerdem müssen ein genügend
großer Eßplatz sowie Nebenräume (Vorzimmer, Bad, Vorratskammer
und Toilette) vorhanden sein, und es darf weder Brandgefahr
durch Heizanlagen bestehen ,noch die normale Luft Zirkulation behindert sein.
Im Zuge dieser Erhebungen stellten die Architekten fest,
daß viele Wohnungs- und Hausbesitzer ihre Zimmer in anderer
Weise

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26. September 1951

Weise benutzen, als es vom Baumeister gedacht war. So wird z.B.
häufig in der Küche nicht nur gekocht, sondern auch Wäsche gewaschen. Sie dient außerdem häufig als Spielzimmer für Kinder
und nicht selten als Arbeitsraum. Um dem abzuhelfen, haben moderne Wohnungen neben der Küche einen kleinen Raum für die Kinder, eine Einrichtung, die sich als sehr praktisch erwiesen hat,
weil die Mutter so ihre Kleinen leicht beaufsichtigen und dennoch ungestört ihre Arbeit verrichten kann.
Ferner stellte man fest, wie im allgemeinen Wohnungen und
Einfamilienhäuser eingeteilt und eingerichtet werden und welche
Räume wann und wie oft benutzt werden. So fragte man die Hausfrauen, ob die Kinder im Badezimmer oder im Schlafzimmer an- .
und umgekleidet werden und wie oft z.B. Wohnzimmer oder Bad benützt werden. Auch dabei stellten sich verschiedene interessante Tatsachen heraus. So vermeidet man in Zukunft, das Wohnzimmer so anzulegen, daß es zugleich als Durchgang zwischen Eingangstür und Küche oder anderen Zimmern dient, weil es dadurch
an Behaglichkeit verliert. Auch nimmt man auf Lage und lichtverhältnisse größere Rücksicht als bisher. Das grundlegend Neue
an den modernen Bauten ist, daß sie von ihren Konstrukteuren
nicht mehr nur als "Bauobjekte", sondern als Wohnstätten für
tätige Menschen angesehen werden, auf deren Bedürfnisse Rücksicht genommen werden muß.
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26. September 1951

Dunkle Farben, vor allem sämtliche
Schattierungen in Grau dominieren in der
diesjährigen amerikanischen Herbstund Y/intermode.
GRAU IST DURCHAUS NICHT "GREULICH"
Von Lucy Hiller
(57 Zeilen, 570 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Mit den letzten Sommerkleidern sind auch die hellen, leuchtenden Farben der Sommermode aus den Schaufenstern der großen Modehäuser in der Fifth
Avenue New Yorks verschwunden. Denn, so erklären die maßgebenden amerikanischen Modeexperten,im kommenden Herbst und Winter
sind dunkle Farben Trumpf.
Grau, und zwar vor allem in dunkleren Schattierungen, hat sich
neben den sonst üblichen Herbstfarben Braun und Schwarz in diesem Jahr besonders durchgesetzt: Grauer Jersey wird für das
sportliche "Büro-Kleid" gewählt, grauer leichter Wollstoff unterstreicht die zwar etwas strenge, aber doch elegante Note des
einfachen Nachmittagskleids oder Kostüms, silbergraue glänzende Seide ist das bevorzugte Material für das weitschwingende
Cocktail-Kleid, und aus silbrig schimmerndem Brokat ist das
Abendkleid im großen Stil geschnitten.
Ein etwas trüber Ausblick auf "graue" Herbst- und Wintertage, werden die Anhängerinnen fröhlicherer Farben gegen diese
neue Modefarbe einzuwenden haben. Aber auch ihrer haben die
großen Modeschöpfer Amerikas gedacht und sich zu einer Kompromißlösung für sie bereiterklärt. Erstens sind sie nämlich durchaus keine Diktatoren und erkennen etwas lebhaftere Farben»wie
Blau, Maisgelb oder Olivgrün»durchaus noch als modegerecht an,
und zweitens schlagen sie selbst die Verwendung ziemlich grellfarbigen Materials für all diejenigen modischen Kleinigkeiten
vor, die die Trägerin eines noch so eleganten Kleides erst richtig "angezogen" erscheinen lassen. Die Gefahr düsterer Eintönigkeit "soll durch lustige bunte Farbenklexe - Gürtel, Knöpfe,
Handschuhe, Schuhe und Hut - beseitigt v/erden. Und gerade für
derartige Fr.rbkompositionen erscheint Grau als die ideal geeignete Farbe, denn neben Schwarz gibt es keine andere, die soviel

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
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soviel Kombinationen gestattet. Grellrot und Giftgrün ergeben
eine äußerst aparte Belebung des grauen Kleides, allerdings
nur dann, wenn sie nicht in allzu reichlichem Maße angewendet
werden. Der rote Gürtel, der die modische schmale Taille betont,
mit den dazupassenden großen Knöpfen an den aufgesetzten Taschen wirkt beispielsweise ebenso wie ein grellgrüner Vorstoß
am Kragen und Ärmeln auf jedes graue Kleid belebend, ohne aufdringlich zu sein. Sind das kleine, eng am Knopf anliegende
Hütchen oder das moderne Barett, sind Handschuhe, Tasche und
Schuhe in die Kontrastfarben miteinbezogen, so empfiehlt es
sich natürlich, auf etwas gemäßigtere Farbtöne zurückzugreifen.
Schwarz ist vor allem für den späten Nachmittag und den Abend die
geeigneteste Komplementärfarbe.
Auch die Karomuster haben sich völlig der neuen Modefarbe
angepaßt. Schwarz-weiß-Pepita, das ja im Gesamteindruck Grau
ergibt, wird nicht nur zu eleganten, in der Taille stark betonten Kostümen verarbeitet, sondern findet auch in weitfallenden Mänteln oder interessant geschnittenen Dreiviertel-Jacken
und Kapuzenumhängen weitgehend Verwendung. Und das große Karo
der sportlichen Jacke wiederholt in seinem Grundton ebenfalls
das Grau des dazugehörigen Rocks.
Alles in allem erscheint das neueste lieblingskind der launischen Herrscherin Mode also bei näherer Betrachtung durchaus
nicht so "greulich", wie man denkt. Mit ein bißchen Geschick und
Geschmack mag es sich sogar als nicht nur sehr reizvoller, sondern wegen der zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten auch als
äußerst praktischer Einfall erweisen.
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26. September 1951

K U R Z N A C H R I C H T E N
12 MIIIIONEN DOLLAR FÜR DEN KINDERHILFSFONDS DER UN
WASHINGTON — (Amerika Dienst) —
Nachdem die Vereinigten
Staaten ein Jahr lang mit ihren Zuwendungen zum Internationalen
Kinderhilfsfonds der Vereinten Nationen ausgesetzt haben, soll
nunmehr auf Vorschlag von Präsident Truman, eine abermalige Anweisung in Höhe von 12 Millionen Dollar an diesen Fonds erfolgen.
Diese Summe sollte ursprünglich in der vom Kongreß gebilligten
Marshallplanzuwendung enthalten sein; erst in letzter Minute entschloß sich der außenpolitische Senatsausschuß zur Schaffung
eines besonderen Gesetzes zur Verwendung dieser UNICEF-Gelder.
Man hofft in Washington, daß der Senat diese Gesetzesvorlage in
der letzten Septemberwoche erörtern wird.
In den vier Jahren des Bestehens dieses Kinderhilfsfonds betrug die Unterstützung von seitender USA 75 Millionen Dollar.
* * * * *

AMERIKANERIN BILDET IRANISCHE HEBAMMEN AUS
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Im Rahmen des Punkt-VierProgramms der Vereinigten Staaten, das die Unterstützung wirtschaftlich unterentwickelter Gebiete vorsieht, flog kürzlich
Miss Katherine Kendali nach Teheran, um dort im Laufe von zwei
Jahren iranische Hebammen mit den Methoden der modernen Geburtshilfe vertraut zu machen. Sie wird in abgelegenen Dörfern Irans
eingesetzt, wo sich alles ausnahmslos noch in denkbar primitivem
Zustand befindet.
* * * * *

SENATORSGATTINNEN- HELFEN DEM ROTEN KREUZ
• WASHINGTON — (Amerika Dienst) —
Jeden Donnerstag ist das
Zimmer 155 im Gebäude des US-Senats in Washington den Frauen der
Senatoren reserviert, die dort in der Pflegerinnentracht des Amerikanischen Roten Kreuzes Schwesternkleider und Babyausstattungen
arbeiten und Verbandzeug vorbereiten.
Den Vorsitz über diese 82 Mitglieder zählende freiwillige
Helferinnengruppe führt Mrs. Alben Barkley, die Frau des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten.
* * * * * *

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IV. Jahrgang, Nr. 3l/W

10. Oktober 1951

OMOWALE, DAS KIND,DAS HEIMFAND
Von Pearl Primus

Die Verfasserin ist eine durch ihre
ungewöhnliche Ausdruckskun.st bekannte amerikanische Tänzerin, die kürzlich ein Jahr lang in Zentralafrika,
der Heimat ihrer Vorfahren»weilte.
Pearl Primus, die als Anthropologin
an der Columbia-Universität promoviert hat, berichtet übe? einige
Erlebnisse im schwarzen Erdteil»
( 63 Zeilen, 630 Worte)

NEW YORK — (Amerika Dienst) — Es war irgendwo am Kongo,
daß ich mit dem greisen Häuptling Misla zusammentraf» Er hatte
von dem Mädchen aus der Fremde gehört und war mir bis an die
Grenze seines Stammesgebietes entgegengekommen, um mir nach altem Brauch die Willkommensgeschenke darzubringen» Wortlos stand
er vor mir, und der Zauber eines langen Augenblicks verwehrte
auch mir das erlösende Wort., Plötzlich aber streckte er mir beide Hände entgegen - in der Rechten hielt.er ein feistes Hähnchen und in der Linken zwei saftige Melonen. Die Rührung, die
mich überkam, nahm er dankbar auf, und seine Stimme stellte die
besorgte Frage: "Dein Bauch, braucht er nicht noch etwas?"
Mein Dolmetscher übersetzte mein Verlangen nach süßen Kartoffeln,
und mit wehendem lendenschurz sauste der alte Herr davon* Dreimal stellte er sich noch an diesem Tage bei mir ein und brachte
jedesmal Kartoffeln, Eier und Ananasfrüchte - und wollte nur
mein dankendes Lächeln dafüru Von da an bekam ich jeden Tag
zwei Hähnchen und ein Dutzend Eier, und jeden zweiten Tag ein
kleines, blökendes Antilopenkitzo
Jeden Morgen hingen dicke Nebelschwaden im Gewirr der
Urwaldbäume und im hohen Steppengras-, Erst meinte ich, es habe
geschneit und der Wind bliese die feinsten Flocken in Schwaden
vor sich hero Ganz allmählich tauchten dann die Umrisse des
Dschungels in das Licht des Morgens, und mein entzückter Blick
sah nichts als Wälder, Wiesen und den wolkenlosen Himmel»
Und in der Stunde des Morgennebels pflegte Misla zu mir zu
kommeno Eines Tages war er nicht allein. Eine ganze Gruppe von
Stammesgenossen war um ihn, und zwei von ihnen schleppten an
einem dicken Knüppel eine köpflings aufgehängte Antilope. Ich
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
10. Oktober 1951
Ich bat, das arme Tier sofort auf den Boden zu legen und die
Fesseln zu lösen. Der Häuptling aber rannte - wild gestikulierend - davon und stieß wilde Laute in s einem Tschikuba-Dialekt
aus. Seine Stammesgenossen fanden ihn sehr komisch und konnten
sich v.or Lachen gar nicht beruhigen. Später erklärte mir mein
Dolmetscher: "Der Häuptlung ist außer sich vor Überraschung
über ein so wundervoll Frau. Sein Herz ihm gesagt, daß du kommen von seinem Himmel. Du nie Palaver, du immer so gut. Wenn
du weggehst, er wird beten, du kommen recht bald zurück." Die
Dorfbewohner aber lachten von neuem, weil ihr Häuptling in der
Ferne noch immer laut sein Schicksal beklagte, und die Bäume
des Dschungels ließen das Echo widerhallen.
Ich verharrte an diesem Platz, bis mir die glühenden Sonnenstrahlen bis ins Mark brannten. Meine Gedanken gingen seltsame Wege. Ich schaute auf meine dunkle Haut, auf meine bloßen Füße ... Ich konnte nicht mehr anders: Ich hob meine Arme und
begann zu beten. Zwischen den ragenden Palmen im heißen Mittagswind des zentralafrikanischen Urwalds fühlte ich meine Lippen
zittern, und nur mit Anstrengung hielt ich den Schrei zurück.
Auf einmal war mir klar, daß ich nicht nach Afrika gegangen
war, um irgendetwas zu studieren, sondern daß ich selbst ein
Teil dieses Irgendetwas geworden war. Ich fühlte das Singen und
Trommeln in„mir, das die Stimme dieses Landes war, in mir waren die Hoffnung, das Tanzen, das Leid und das Wohl meines
Volkes. Das war der Grund, warum ich hier aufgenommen und
"Omowale" genannt wurde - "das Kind, das seine wahre Heimat
wiederfand."
Heute, da ich wieder in Amerika lebe, befällt mich oft
der Hauch einer seltsamen Welt, auch dann noch, wenn ich in den
überfüllten Untergrundbahnen New Yorks sitze und Station um
Station vorüberzieht. Meine Gedanken beschwören wieder die wiegenden Palmen und die roten Trampelpfade, die in das Dickicht
des Urwaldes führen. Tiefer Friede umhüllt mich, New York entrückt meinen Blicken, und ich bin wieder wie ein Zugvogel, ich .
bin wieder "Omowale", das Kind, das heimfand.
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"AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU

10. Oktober 1951

Techniker, Chemiker und Architekten schufen
im Laufe der letzten 50 Jahre eine grundlegende Umwälzung der Hausarbeit.
DIE GUTE "NEUE" ZEIT
Von"Lucy Hiller
(66 Zeilen, 660 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Erinnerungen an die "gute
alte Zeit" haben stets etwas Reizvolles, und in unseren sachlich nüchternen Tagen mag uns vieles der damaligen behaglichen
Gemütlichkeit auch wirklich besser erscheinen. Aber seien wir
ehrlich - meist ist es doch nur das verklärende Licht der Vergangenheit, das uns so sehr besticht, und die Seufzer um die
angeblich verloren gegangene Gemütlichkeit, die gerade von Frauen häufig zu hören sind, würden sich wohl in lautes Klagegeschrei verwandeln, mutete man ihnen tatsächlich zu, ihre Hausarbeit unter den gleichen Voraussetzungen zu verrichten, wie
sie vor 50 Jahren noch geherrscht haben.
"Die Hausarbeit trägt zu sehr den Charakter der Sklaverei",
schrieb auch damals schon Ellen H. Richards, Professorin am
technologischen Institut in Massachusetts, in einer "Wissenschaftlichen Abhandlung über die Arbeit im Hause", Mit wahrhaft
prophetischen Worten schrieb sie darin von einer kommenden Zeit,
in der Techniker ihr Augenmerk auf Küchenfußböden ebenso wie auf
Brückenbauten und auf Kellerräume ebenso wie auf die Konstruktion von Tunnels lenken werden, in der Chemiker sich wie mit
medizinischen Präparaten auch mit Lebensmitteln befassen und
Architekten nicht nur die Außenseite der Häuser, sondern auch
ihre innere Ausstattung entwerfen werden.
Was die amerikanische Verfasserin dieses Buches vorhersagte, erfüllte sich während der letzten 50 Jahre gerade in
ihrem eigenen Lande in besonders hohem Maße. Techniker brachten
eine wahre Invasion neuer, praktischer Geräte auf den Markt, die
die Arbeit der Frau im Hause ungemein erleichtert :n und die gesamte Küche sozusagen "elektrisierten". Staubsauger mit den verschiedensten Kombinationsstücken, Waschmaschinen, Rührmaschinen
wurden bald ebenso unentbehrliche'Helfer der amerikanischen Hausfrau wie der elektrische Herd, der Eisschrank und neuerdings
auch die Tiefkühlanlage. Auch alle anderen Hausgeräte wurden immer
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' "AMERIKA DIENST" - PUR DIE FRAU


10. Oktober 1951

immer mehr vereinfacht und vervollständigt, um der Hausfrau ihre
Arbeit zu erleichtern. In den chemischen Laboratorien wurde ebenfalls eifrig an der Unterstützung der Hausfrau gearbeitet. Konservierungsmethoden verschiedenster Art wurden entwickelt, um
soviel Speisen wie möglich gleich "kochfertig"auf den Markt
bringen zu können, und die Qualität von Wasch- und Putzmitteln
wurde ständig verbessert.
Allem voran aber brachte der neue, vollständig auf praktische Sachlichkeit abgestimmte Stil der Ausgestaltung der Wohnungen der geplagten Hausfrau eine Erleichterung ihrer Arbeit.
Die Zimmer wurden kleiner, und das nur zu besonderen Anlässen
benützte "gute Zimmer" verschwand völlig von der Bildfläche.
Reichverschnörkelte Möbel mit Plüschüberzügen, gestickte Deckchen und Wachsblumen wurden von glatten Möbeln, leicht v/aschbaren Kunststoffen und Nylon-Stoffbezügen abgelöst. Die gründlichste Wandlung wurde aber auch in dieser Beziehung wieder in
der Küche selbst geschaffen, die durch ihre zeit- und arbeitsparende Einrichtung ein völlig neues Bild erhielt.
Ganz erledigt sich die Hausarbeit freilich auch heute
nicht von selbst. Aber Techniker, Chemiker und Architekten haben
doch ihr Möglichstes getan, um der geplagten Hausfrau wenigstens
unnötige Anstrengungen zu ersparen. Und trotz aller Mechanisierung blieb ihr bei der Ausgestaltung ihres Heimes wie auch beim
Koohen noch in erstaiunlich hohem Maße die Gelegenheit zu jener
"schöpferischen Betätigung", die notwendig ist, um die Führung
eines Haushaltes nicht zu einer rein automatischen Tätigkeit
werden zu lassen.
Nur etwas zu selbstverständlich sind all die Bequemlichkeiten eines modernen Haushaltes bereits wieder geworden, und
es wäre wohl angebracht, sich manchmal die Worte Graf Rumfords,
des berühmten Gastronomen des 18. Jahrhunderts,ins Gedächtnis
zurückzurufen, der sagte: "Wenn es jemandem gelingt, ein Mittel
zu finden, das die Arbeit der Hausfrau nicht nur erleichtert,
sondern sie für sie auch interessant macht, dann hat er damit
der Menschheit einen großen Dienst erwiesen."
* # * * *

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AMERIKA DIENST" - PtJRDIEPRAU

10. Oktober 1951

Amerikanische Ärztin berichtigt weitverbreiteten medizinischen "Aberglauben"
"GLAUBEN SIE DAS DOCH NICHT!"
Von Dr. Caroline Chandler
von der Abteilung für Krankheitsverhütung am Johns HopkinsHospital
(70 Zeilen, 700 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Immer wieder höre
ich Einwände wie: "Aspirin ist schlecht fürs Herz" oder: "Zitronen und Apfelsinen sind zu säurehaltig". Das sind nur zwei Beispiele einer ganzen Reihe von Irrtümern, die in der breiten
Öffentlichkeit über Fragen der Gesundheit verbreitet sind.
Aspirin ist keinesfalls "schlecht fürs Herz", sondern ist
im Gegenteil eine der Drogen, die hauptsächlich bei rheumatischem Fieber, einer Krankheit, die das Herz besonders angreift,
verordnet werden. Das durch zu häufigen Aspiringenuß häufig verursachte Sodbrennen kommt nicht vom Herzen, sondern vom Magen
her. Man begegnet dieser Begleiterscheinung am besten dadurch,
daß man gleichzeitig etwas Speisenatron einnimmt.
Die Ansicht, man solle bei Erkältungen viel, bei Fieber
wenig essen (viele Leute sind auch der gegenteiligen Meinung
und essen bei Fieber viel und bei Erkältung wenig), ist nicht
ganz von der Hand zu weisen, nur geht sie am Wesentlichen vorbei. Sie betont nämlich das Essen, während es aber bei Erkältungen und Fieberkrankheiten die Flüssigkeitszufuhr ist, auf
die geachtet werden muß.
Bei einer solchen Erkrankung wird ihnen jeder Arzt den Rat
geben: "Legen Sie sich ins Bett und trinken Sie möglichst viel",
was besagen soll, daß man größere Mengen an Wasser, Fruchtsaft,
schwachem Tee, Fleischbrühe oder schwach kohlensäurehaltigen Getränken zu sich nehmen soll. Essen Sie daher ruhig so wenig oder
so viel Sie wollen, wenn es Ihnen nur schmeckt; doch achten Sie
darauf, daß! Sie außerdem genügend Flüssigkeit zu sich nehmen.
Und nun zur Behauptung, daß Zitronen und Orangen zu "säurehaltig" sind. Sooft ich einer Mutter den Rat gebe, ihr fieberkrankes Kind mit möglichst viel Obst- und Tomatensaft zu füttern, kann ich beinahe wetten, daß sie einwenden wird: "Aber
Frau Doktor, ich habe immer gehört, daß Zitronen, Orangen und

g

10. Oktober 1951

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

und Tomaten viel Säure enthalten." Die Flüchte enthalten jedoch
nur kleine Mengen organischer Säuren, die im übrigen vom Körper
in Alkali-Stoffe umgesetzt werden.
Darüber hinaus gibt es aber noch eine ganze Menge anderer
solcher Fehlansichten in medizinischer Hinsicht, die ich gerne
korrigieren möchte. So begegnet man immer wieder Meinungen wie:
Furunkel und Gerstenkörner sind auf "unreines Blut" zurückzuführen. Keineswegs! Sie werden durch Bazillen hervorgerufen,
die von außen in die Haut oder das Augenlid eindringen. Wenn
jemand zu Furunkeln neigt, ist dies meist ein Zeichen dafür,
daß sein Körper nicht genügend Widerstandskraft besitzt, um
sich gegen diese Infektion zur Wehr setzen zu können.
Oder: Tuberkulose ist erblich. Das ist ganz fälsch, denn
nicht die Tuberkulose wird vererbt, höchstens die körperliche
Konstitution, die für Tuberkulose anfällig macht. Um die Krankheit aber zu bekommen, muß eine Infektion von außen her erfolgen.
Oder: Krebs ist ansteckend. Keine Spur! Wir kennen zwar
noch nicht den Erreger dieser Krankheit und stehen ihr daher oft
hilflos gegenüber - doch wissen wir bereits positiv, daß Krebs
nicht ansteckend ist.
Oder aber man hört, daß Geburtsfehler auf einen Schrecken,
den die Mutter während der Schwangerschaft erlitten hat, zurückzuführen seien. Auch das ist unrichtig, denn Geburtsfehler werden durch Störungen in der Weiterbildung der Zellen während des
embryonalen Stadiums verursacht und kommen ganz unabhängig von
irgendwelchen seelischen Reaktionen der Mutter während der
Schwangerschaft zustande.
Oder: Kinder brauchen einmal im Monat ein "ordentliches
Abführmittel". Wenn bei sonst regelmäßigem Stuhlgang ein oder
zwei Tage lang der Stuhl ausbleibt, ist das noch kein Grund für
die Anwendung eines Purgiermittels. Fühlt das Kind sich nicht
wohl, hat es Schmerzen im Unterleib und leidet an Verstopfung,
dann kann dies das Sympton für den Ausbruch einer Krankheit sein.
Sobald es sich aber um eine Blinddarmentzündung handelt, wäre die
Anwendung eines Abführmittels schädlich. Wenn also ein leichtes
Klistier nicht sofort Abhilfe schafft, wendet man sich am besten
an einen Arzt.
Von
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.

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

10. Oktober 1951

Von all dem abgesehen, gibt es noch eine ganze Menge irriger, aber weitverbreiteter Meinungen über verschiedene Lebensmittel: So wird behauptet,«-daß Schweinefleisch schwer verdaulich sei. In welchem, gut gekochtem Zustand ist Schweinefleisch
ebenso gut verdaulich wie anderes Fleisch. Wir empfehlen es heute
sogar für die Ernährung von Kindern und Säuglingen, da es sehr
viel Protein und Vitamin B enthält.
Sicherlich kennen auch Sie noch eine ganze Menge anderer
solcher "Leitsätze" wie die oben erwähnten. Wenn Sie ihren Arzt
aber darüber befragen, wird er Ihnen nahezu bei jedem zur Antwort gebeni "Glauben Sie das doch nicht!".
* * » • *

Sieben-Punkte-Programm für
herzkranke Hausfrauen.
VERSCHWENDETE ENERGIEN
( 43 Zeilen, 430 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Fast alle Hausfrauen verbrauchen bei ihrer täglichen Arbeit mehr Kraft, als
bei vernünftiger Einteilung notwendig wäre, erklärt Dr. John
G. Bielowski, ein Herzspezialist aus dem amerikanischen Mittelwesten, der in langen Versuchsreihen den Energieverbrauch von
Hunderten von Hausfrauen mit Stoppuhr, Meßband und zahlreichen
medizinischen Apparaturen überwacht hat. Durch richtige Planung
wäre es möglich,' den Kräfteverbrauch der meisten Hausfrauen um
wenigstens ein Drittel zu reduzieren. So gelang es Dr. Bielowski,
einer Hausfrau nachzuweisen, daß sie allein durch arbeitsparende
Maßnahmen bei der Bereitung von nur einer einzigen Mahlzeit pro
Tag jährlich an die hundert Kilometer Weg ersparen kann.
Die Erkenntnisse des amerikanischen Wissenschaftlers sind vor
allem für herzleidende Frauen besonders wichtig, denen jede Anstrengung gefährlich sein kann. Die Michigan Heart Association
hat kürzlich die Ergebnisse dieser Untersuchungen in Form einer
Broschüre veröffentlicht, in der die wesentlichsten Ratschläge
Dr. Bielowskis zusammengefaßt sind. Kurz, formuliert handelt es

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

10. Oktober 1951

es sich dabei in der Hauptsache um folgende sieben Funkte:

1 . Alle Dinge, die am Herd benötigt werden, sollten in Griffweite desselben aufbewahrt werden.
2. Alle Dinge, die gewaschen werden müssen - wie benutztes Geschirr, Gemüse und Kartoffeln - sollten in unmittelbarer
Nähe des Abwaschbeckens aufbewahrt werden.
3. Alles, was man zum Backen und Teiganrühren braucht, gehört
zusammen aufgehoben.
4. Regale ordnet man derart an, daß alles dort Aufgestellte
leicht erreicht werden kann, ohne daß man sich dabei allzustark bücken oder strecken muß.
5. Nur jene Hausarbeiten sollten stehend verrichtet werden, bei
denen man unter keinen Umständen sitzen kann. Geschirrspüler
Bügeln und Kinderfüttern kann man auch im Sitzen.
6. Um Besen, Mop, Schaufel, Staubtücher und Bodenpaste von
Zimmer zu Zimmer zu transportieren, benütze man ein fahrbares Gestell.
7. Bei der Hausarbeit soll man langsam gehen - rasches Gehen
beansprucht 50$ mehr Kraft. Treppensteigen beansprucht das
Herz siebenmal mehr als das Gehen in der Ebene.
Dr. Bielowski vertritt mit allem Nachdruck die Ansicht, daß
die Arbeit der ^ausfrau der das Brotverdieners der Familie absolut gleichwertig ist und man daher alles unternehmen müsse,
um ihre Arbeit so leicht und kräfteschonend wie nur möglich zu
gestalten.
* * * * * *

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IV. Jahrgang, Nr. 32/W

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24. Oktober 1951

GLEICHHEIT VOR DEM GESETZ
Von Mary Hornaday
Die deutsche Rechtsanwältin Dr. Hildegard
Gethmann hat der Amerikanischen Akademischen Frauenvereinigung eine Studie über
das Problem der Gleichberechtigung von Mann
und Prau in Deutschland zur Verfügung gestellt und damit in amerikanischen Kreisen
eine lebhafte Diskussion ausgelöst.
(90 Zeilen, 900 Y/orte)
BOSTON, MASSACHUSETTS — (Amerika Dienst) — Während in den
Vereinigten Staaten die Gleichheit von Mann und Prau vor dem Gesetz eine Hauptforderung der Prauenverbände ist, die sie immer
nachdrücklicher an Regierung und Staat stellen, sind es in der
deutschen Bundesrepublik besonders die gesetzgebenden Organe,
die sich für die Schaffung diesbezüglicher neuer und die Abänderung alter Paragraphen des BGB einsetzen. Zum Beispiel verwendet
sich die Amerikanische Nationale Frauenpartei seit Jahren im Kongreß dafür, einen Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung
durchzubringen, der lauten soll: "Die Gleichheit von Mann und
Prau vor dem Gesetz darf auf Grund des Geschlechts von den Vereinigten Staaten oder einem Einzelstaat weder versagt noch beschränkt werden." Ein Erfolg blieb zwar bis heute aus, doch konnten bisher bestehende Unterschiede durch die unermüdliche Arbeit
der Prauenorganisationen weitgehend ausgeglichen werden.
In Deutschland laufen die Dinge gerade umgekehrt. Nach dem
zweiten V/eltkriege übernahmen die Verfassungen der Deutschen
Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik die
Bestimmung der Weimarer Verfassung, wonach Männer und Frauen
vor dem Gesetz gleich und als Staatsbürger gleichberechtigt
sind. Das deutsche Grundgesetz sieht in Art. 117 eine Anpassung
aller einschlägigen Bestimmungen an dieses. Grundrecht bis zum
31. März 1953 vor. In der Sowjetzone haben die Kommunisten sofort alle entgegenstehenden Bestimmungen aufgehoben; in Westdeutschland dagegen werden von Männern wie von Frauen die schwebenden Fragen diskutiert und dem Gesetzgeber praktische Vorschläge zugeleitet.
Nach deutschem Recht erwirbt eine Ausländerin durch ihre
Eheschließung mit einem Deutschen eo ipso die deutsche Staatsangehörigkeit, während eine deutsche, die mit einem Ausländer
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"AMERIKA DIEFST" - FÜR DIE FRAU

24. Oktober 1951

Ausländer oder Staatenlosen die Ehe eingeht, die deutsche Staatsangehörigkeit verliert. In den Vereinigten Staaten dagegen richtet sich die Staatsangehörigkeit der Frau nicht automatisch nach
der des Ehemannes, sie behält sie vielmehr so lange, bis sie darauf verzichtet, indem sie die Staatsbürgerschaft eines anderen
Landes annimmt»
Auf dem Gebiet des Familienrechts bestehen ebenfalls zwischen den USA und der Deutschen Bundesrepublik einige Unterschiede o Das deutsche Bürgerliche Recht räumt dem Mann als dem Haupt
der ehelichen Gemeinschaft das Entscheidungsrecht in allen das
gemeinschaftliche Leben betreffenden Angelegenheiten ein. Die
Ehefrau ist zwar nicht verpflichtet, einem Mißbrauch dieses
Rechts Folge zu leisten, trägt aber bei einer Auseinandersetzung
in jedem Falle die ^eweislast. Diese Bestimmungen haben die skandinavischen Länder in den letzten Jahren im Sinne einer völligen
Gleichberechtigung revidiert.

In den Vereinigten Staaten, in denen die Bundesstaaten
auch eine eigene Verfassung und Gesetzgebung haben, gibt es nur
noch 14 Staaten, die den erziehungsberechtigten Vater gegenüber
der erziehungsberechtigten Mutter besser stellen, und im Falle
der Ehescheidung oder eines gesetzlichen Getrenntlebens der Eltern hat nirgendwo ein Elternteil gegenüber dem anderen eine gesetzliche Bevorzugung.
In Deutschland erhält der Ehemann die Verwaltung und Nutznießung des eingebrachten Gutes der Ehefrau, denen lediglich das
Vorbehaltsgut der Frau - die Sachen des persönlichen Gebrauchs
und des Erwerbs aus eigener Arbeit - entzogen ist. In den meisten
Bundesstaaten der USA dagegen hat die Frau das gleiche Maß an
Verfügungsgewalt über ihr eingebrachtes Gut wie der Ehemann über
das seine. Diese güterrechtliche Regelung entspricht etwa der
deutschen Rechtsfigur einer vertraglich vereinbarten Gütertrennung,
In Deutschland gibt es auf dem Gebiete der Steuergesetzgebung eine gemeinsame Einkommensteuerveranlagung der ganzen Familie. In den Vereinigten Staaten dagegen läßt das Bundaseinkcmmens-teuergesetz eine getrennte Besteuerung der Familienmitglieder zu.
Das Recht zum Tragen des Mädchennamens auch nach der Verheiratung stand in Deutschland wiederholt im Mittelpunkt lebhafter Auseinandersetzungen. Das Bürgerliche Gesetzbuch bestimmt,daß
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"AMERIKA DIENST" - FÜR SIE FRAU

24. Oktober 1951

daß die Ehefrau mit der Eheschließung den Namen des Ehemannes annimmt. In Amerika ist dies lediglich Gewohnheitsrecht; es gibt
zahlreiche Frauen, die auf ihren Mädchennamen - beispielsweise
bei ser Fortführung ihres Berufs - nicht verzichten wollen und
ihn auch in der Ehe beibehalten? sie bedürfen dazu keiner besonderen Genehmigung.
Amerikanische Frauenrechtlerinnen beschäftigen sich nachdrücklich damit, auch im letzten Bundesstaat der. Gesetzgeber zu
veranlassen, Unterschiede in den Lohntarifen zwischen Mann und
Frau oder die Privilegierung der Männer für das Riohteramt zu
beseitigen.
Die Amerikanische Akademische FrauenVereinigung wirft mit
ihren vergleichenden Studien eine Reihe von Fragen auf, die auch
diesseits des Atlantik von Interesse sein dürfte« Was ist für
Frauen wichtiger: die Verbesserung im sozialen oder im rechtlichen Leben? Was ist ein besserer Maßstab für die volle Beteiligung
der Frau am öffentlichen Lebens das Familienrecht oder das politische Privileg?
Die amerikanische Frau verfolgt mit Anteilnahme die Entwicklung der Dinge in Deutschland und erwartet mit Spannung
den 31. März 1953, der die deutsche Antwort auf diese Fragen
bringen wird.
* * * * * *

Eines der modernsten Warenhäuser wird in
Kürze in Framingham (Mass.) eröffnet werden.
KUNDENDIENST PAR EXCELLENCE
(45 Zeilen, 450 Worte)
BOSTON, MASSACHUSETTS — (Amerika Dienst) — Amerika, das
Land der "Super-Markets" und modernen "Department-Stores", wird
in Kürze mit einer neuen merkantilen Sensation aufwarten. In
Framingham, Massachusetts, geht der Bau eines neuen, mit allen
Raffinessen moderner Architektur ausgestatteten Geschäftsviertels
seiner Vollendung entgegen, das mit seinen 44 Einziges-chäften
Musterbeispiel §ines vorbildlichen "Shopping centers" werden
soll.
Die auf einer Fläche von 28 Hektar entstandenen Gebäude

"AMERIKA DIENST" - Fuf; DIE FRAU

24. Oktober 1951

Gebäude der 44 Einzelgeschäfte dieses Projektes sind nach völlig
neuen architektonischen Gesichtspunkten entworfen worden. Die
einzelnen Geschäfte sind bewußt nur zweistöckig gehalten, um den
Eindruck eines unfreundlichen Kaufhauscharakters nicht aufkommen
zu lassen. Die Architekten haben nach modernsten und geschmacklich
guten Gesichtspunkten gebaut, die Innenausstattung bedient sich
der raffiniertesten architektonischen und dekorativen Mittel.
Der Kunde findet im Innern der Geschäfte nicht mehr eine Überfülle von zur Schau gestellten Waren; sein Blick wird auf nur
wenige, in übersichtlichen Glasvitrinen liegende Gegenstände gelenkt. Das große aufdringliche Schaufenster ist völlig verschwunden.
Durch die aufgelockerte Anordnung und die geschickte Einbeziehung des parkähnlichen Landschaftsbildes erhalten die Gebäude ein besonderes Gepräge, das durch geschmackvolle Grünzonen,
Pergolen , Gartenhöfe und gedeckte Wandelgänge noch betont wird.
Die optische und akustische Trennung der einzelnen Geschäfte
und ihre einfache und saubere Architektur geben der ganzen Anlage eine Art froher Ferienatmosphäre. Hier wird der Bummel von
einem Geschäft zum anderen zu einem ausgesprochenen Vergnügen,
und die Hausfrauen werden der Verlockung kaum widerstehen können,
auf einer besonders hübsch gelegenen Bank zu verweilen und sich
der gepflegten Parkanlagen zu erfreuen.
Da ein Großteil der amerikanischen Hausfrauen ihre Einkäufe
mit Wagen tätigt, sahen sich die Architekten veranlaßt, dem motorisierten Kunden ein besonderes Maß an Bequemlichkeit einzuräumen.
Die Parkplätze wurden daher so gelegt, daß der Kunde - welches
Geschäft auch immer er aufsucht - nur wenige Schritte zurückzulegen hat. Eingebettet in Grünzonen, sind die Parkplätze weder Lärmquellen, noch stören sie die Harmonie des Landschaftsbildes.
Als besondere Annehmlichkeit werden die Kunden ^en Wegfall
unnötigen Treppensteigens empfinden. Der Architekt legte das Erdgeschoß tiefer als die Parkplätze und Zugangswege, und der Kunde
braucht beim Besuch des Erdgeschosses nur wenige Stufen hinab-,
zum Obergeschoß nur wenige Stufen hinaufzusteigen. Dies ist eine
Lösung, die die Bauwelt sicherlich zu ähnlichen Planungen anregen wird.
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"AMERIKA DIENST" ~ FÜR SIE TRAU

24. Oktober 1951

Jane Addams war eine Frau, die ihr ganzes
Leben dem Wohle ihrer Mitmenschen widmete.
JANE ADDAMS - "AMERIKAS NÜTZLICHSTER BÜRGER" (1860-1935)
(86 Zeilen, 860 Worte^
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) —"Wenn ich erwachsen bin, möchte ich ein großes Haus haben. Es soll aber nicht
zwischen den schönen Häusern der Reichen stehen. Ich möchte inmitten der armen Leute wohnen und ihnen helfen." Dies rief ein
zartgebautes Mädchen von sechs Jahren aus, als es zum ersten
Male mit seinem Vater das Elendsviertel von Freeport besuchte.
Dieses Mädchen war Jane Addams. Sie.hat diesen Kinderwunsch
mit Energie und Zielbewußtsein in die Tat umgesetzt und darüber
hinaus den Frauen ihrer Zeit in aller Welt ein Beispiel gegeben,
daß eine mutige, entschlossene Prau imstande ist, viel zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in ihrem Lande beizutragen.
Jane Addams stammte aus einer Quäkerfamilie, und ihr Vatar,
ein wohlhabender Eankier und Senator, konnte sich der Freundschaft Abraham Lincolns rühmen. Sie besuchte die Mittelschule
und das Rockford-College und war eine glänzende Schülerin.Jane
beschloß dann, Medizin zu studieren, doch eine schwere Krankheit
zwang "sie, das Studium aufzugeben. Nach ihrer Genesung unternahm
sie eine Reise durch Europa, doch mehr noch als die Sehenswürdigkeiten interessierten und ergriffen sie die Elendsviertel in
den Großstädten. .Am Ende des 19. Jahrhunderts waren Pürsorgeeinrichtunger. noch so gut wie unbekannt, doch als sie die berühmte
Toynbee Hall in London sah, fand sie Antwort auf die sie stets
quälende Präge: Wie kann ich, Jane Addams, den Armen in meiner
Heimat helfen? Toynbee Hall war die erste Pürsorgeinstitution
der Welt und war von Universitätsstudenten gegründet worden, um
die herrschende Not* in Londons East End zu lindern. Jane studierte die soziale Arbeit, die In Toynbee Hall geleistet wurde,
gründlich, und als sie Europa verließ, war ihr Entschluß gefaßt.
Ihr Vater hatte ihr ein ansehnliches Vermögen hinterlassen,
und sie erwarb das Hull-Haus, ein großes, aber völlig vernachlässigtes Gebäude, das in eine-m Arbeiterviertel von Chikago
stand. Vor 50 Jahren strömten Einwanderer aus aller Welt nach
Amerika, und Chikago nahm Hunderttausende von ihnen auf. Sie
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"AMERIKA DIENST" - Fl'R DIE FRAU

24« Oktober 1951

Sie waren Fremde in einem fremden Land, meist der englischen
Sprache nicht mächtig, und Unwissenheit und Hilflosigkeit brachten sie oft in Not und Elend, In dem armseligsten dieser Elendsviertel eröffnete Jane Addams im Jahre 1889 das Hull-Haus, das
seinen Namen von seinem früheren Besitzer, Charles Ju Hüll, erhalten hatte . Zusammen mit ihrer Schulfreundin Ellen Starr hatte
sie es wohnlich hergerichtet und war zur Arbeit bereit, bereit,
den Armen ihres Viertels zu helfen.
Doch viele Wochen lang kam niemand» Die Nächbarschaft stand
den beiden Frauen feindlich gegenüber - was wollten denn diese
beiden, die nie die Armut kennengelernt hatten, von ihnen? Man
sollte sie in Frieden lassen! Doch nach und nach sprach es sich
unter den Kindern herum, daß sie in dem großen G-arten des HullHauses spielen dürften und Spielzeug und Essen bekämen, Begeistert
erzählten sie zu Hause von den beiden Frauen, und so manche geplagte Mutter fühlte ihr Herz warm werden, wenn sie ihren Bill
[er ihre Mary frisch gewaschen,satt und glücklich vom Hull-Haus
od(
limkehren sah. Jane und Ellen gaben keine g^ + ^n T-Thrffiru 9i°
he:
packten selbst zu, Sie luden arme Fabrikmädel zum Tee, gaben ihnen
Gelegenheit, gute Musik find Lektür^ zu hören, und halfen erschöpften Müttern beim Waschen und der Hausarbeit» Sie sprachen
mit Italienern, deutschen und Franzosen in ihrer eigenen Sprache,
und allmählich wich die Scheu und machte Liebe und Verehrung Platz»
Hull-Haus war für alle da! Müde, heimwehkranke Einwanderer
hörten dort ihre Muttersprache und konnten Englisch lernen, studieren oder musizieren. Miß Addams errichtete einen Kindergarten,
die erste öffentliche Badeanstalt und setzte sich im Schulausschuß für bessere Schulen und sichere Spielplätze ein. Auch die
Einführung des ersten Jugendgerichtes in Chikago war ihr Verdienst, Doch all diese Einrichtungen kosteten Geld, und ihr Vermögen war erschöpft. Jane unternahm weite Vortragsreisen und wies
unermüdlich auf die Wichtigkeit besserer sozialer Bedingungen
für die Armen des Landes hin. Spenden begannen nach Hull-Haus zu
strömen, die zu weiteren Verbesserungen verwendet wurden.
Jane Addams kämpfte gegen die Kinderarbeit und für bessere Arbeitsbedingungen für die Frauen, und immer weitere Kreise
begannen sich für die soziale Fürsorge zu interessieren und diese zu verwirklichen. So war .Janes Arbeit von Erfolg gekrönt. An
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"AMSBIKA DIENST" - FJR DIE FRAU

24. Oktober 1951

An Stelle des alten Hull-Hauses stehen heute dreizehn moderne
Gebäude, die eine Turnhalle, ein Theater, eine Kunstgalerie,
eine Schule und Dutzende von Werkstätten beherbergen. "HüllHaus" ist heute sWre^berühmteste^Fürsorgeinstitution der Vereinigten Staaten. Wohl wenige Personen ihrer Zeit wurden so geliebt und bewundert wie diese selbstlose Frau. Theodore Roosevelt nannte sie "Amerikas nützlichsten Bürger". Ihre Bücher und
Artikel über Sozialprobleme wurden von Tausenden gelesen und beherzigt, und als sie 1931 gemeinsam mit Nicholas Murray Butler
den Friedensnobelpreis erhielt, hatte die Arbeit einer der
größten Frauen Amerikas berechtigte Anerkennung gefunden.
Als sie im Mai 1935 starb, trauerten Hunderttausende um
diese große Frau, die ihr ganzes Leben dem Wohle ihrer Mitmenschen gewidmet hatte.
* * * * * *

RUND UM DEN ESSTISCH
Viel ist geschrieben worden über das
Gebaren der Kinder bei den Mahlzeiten,
und jede Mutter und jeder Vater können
ein lied davon singen. Der amerikanische Arzt Donald Laird beantwortet nachstehend einige in diesem Zusammenhang immer wieder an ihn gerichtete Fragen.
Es dürfte für unsere deutschen Leser
interessant sein, zu erfahren, wie man
in den USA diese täglich wiederkehrenden Probleme zu lösen versucht.
(85 Zeilen, 850 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Es ist anzunehmen,
daß es kaum mehr eine Mutter gibt, die nicht weiß, daß die Ge>schmacksunterscheidung ihres Kindes differenzierter ist als die
eines erwachsenen ^enschen, daß, was diesem geschmacklich richtig gewürzt erscheint, dem Kinds - besonders was pikante Würzen
anbelangt, viel zu scharf ist. Oft aber vergessen die Eltern das,
und die Folgen sind für alle Beteiligten unangenehme Szenen bei
Tisch. Läßt man das Kind selbst entscheiden, das heißt, bietet
man ihm verschiedene Gerichte an, so wird es bald von selbst
herausfinden, was ihm zusagt. Es ist klug, in gewissen Augenblicken

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

24. Oktober 1951

Augenblicken seine "Genäschiglceit" oder "Herumspießerei" zu übersehen.
Mit 1 - 1 ty2 Jahren, mitunter auch schon früher, wird jedes Kleinkind versuchen, allein zu essen. Natürlich sind diese
ersten Versuche ungeschickt, und es kommt vor, daß Breispeisen,
Milch und Gemüse nicht ohne "Unglücksfälle" in den Mund gelangen.
Man sollte dann allerdings seine Ungeduld zähmen und nicht helfen
wollen, ehe es ermüdet und um Unterstützung bittet. Lassen Sie es
auch ruhig mit den Fingern nachhelfen. Sie sind der natürliche
Ausweg und liegen der "Spezies Mensch" viel näher als Löffel
und Gabel. Mit zwei Jahren winä das Kind dann schon ganz nett
allein essen können, völlig reibungs- und geräuschlos allerdings
wird es auch dann nicht abgehen.
Nehmen Sie es tragisch, wenn Ihnen das Kind die Laune am
Mittags tisch verdirbt, dann ist es besser, die Mutter füttert
es in der Küche ab, während sie die letzten Handgriffe an die
Mahlzeit der Großen legt. Denn auch für das Kind sind Schelte
und Ermahnungen nicht die bekömmlichste Yfürze.
Um Kinder zu den elementaren Höflichkeiten bei Tisch anzuhalten, sind vor allem zwei wesentliche Dinge zu beachten. Einmal: Fangen Sie nicht zu früh damit an, sondern warten Sie, bis
das Kind von selbst begriffen hat, worum es geht. Zweitens: Wenn
Sie selbst sich streng an gute Tischsitten halten, wird das Kind
dazu nicht erst erzogen werden müssen, es wird sie automatisch
nachahmen. Ganz besonders schwierig ist es, die 8-12jährigen
Jungen bei Tisch in Ruhe zu halten. Doch auch hier sollte man
nicht strenger sein als unbedingt nötig, um Ordnung und Frieden
aufrechtzuerhalten. Jungen in diesem Alter haben immer etwas
vor, ihre Zeit ist kostbar, und es gehört mit zu den größten
Strafen für sie, warten zu müssen,, bis alle aufgegessen haben.
Sie verzichten in diesen Fällen meist lieber auf die Nachspeise.
Die beste Methode, ihnen Pünktlichkeit bei den Mahlzeiten
anzugewöhnen, scheint hier, daß man der. Kindern 10 Minuten vorher
sagt, daß nun gegessen wird. Das gibt ihnen genug Zeit, das Spiel
abzubrechen, Hände und Gesicht zu waschen und die Haare in Ordnung zu bringen. Darauf, daß Kinder sauber bei Tisch erscheinen,
ist unbedingt Y/ert zu legen. In dieser Vorbereitungszeit stellen
sich auch Magen und Verdauungsorgans auf das Essen ein. Versäumt
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"AMERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU

24. Oktober 1951

Versäumt das Kind wirklich die Mahlzeit, so stelle man ihm sein
Essen in der Küche warm. Dort kann es dann auch essen. Man sage
ihm, daß es sehr viel netter sei, wenn es rechtzeitig nach Hause
komme.
Die Mahlzeiten selbst sollen nicht nur appetitlich angerich
tet sein, sondern auch unterhaltungsmäßig eine nette Abwechslung
bringen. Heute sind sie meist die einzige Gelegenheit, bei der
die ganze Familie versammelt ist. Läßt man dabei auch die Kinder
zu Worte kommen, so ist man erstaunt, wieviel man aus ihrem kleinen Leben erfährt.
Und nun zu der leidigen Frage des Frühstücks. Oft hört man
Eltern klagen, daß es ihnen nicht gelingt, die Kinder morgens
zum Essen ihres Frühstücks zu bewegen. Die Lehrer haben dann am
Vormittag ihren Kummer, da die Kinder frühzeitig hungrig und dadurch abgespannt und unruhig werden. In früheren Zeiten waren
die Kinder mindestens eine Stunde vor ihrem Weggang von Hause
schon auf den Beinen und hatten mitzuhelfen. Zwar fallen mit dem
Fortschreiten der Mechanisierung der Hausarbeit die kleinen Arbeiten, die ihnen oblagen, weg, und die Kinder brauchen in den
meisten Haushaltungen nicht mehr mit Hand anzulegen, aber wecken
kann man sie trotzdem früh genug, um ihnen genügend Zeit zum
"Aufwachen ihrer Mägen" zu geben.
Eine andere Frage, die Eltern sehr stark beschäftigt, ist,
ob Kinder Zwischenmahlzeiten erhalten dürfen. In Amerika vertritt
man die Ansicht, da:3 heranwachsende Kinder essen müssen, wenn sie
hungrig sind. Sie werden rascher hungrig als Erwachsene. Dies
gilt, besonders für Schulkinder, eine Stunde vor dem Abendessen,
Hunger ist ebenso unerträglich wie etwa Zahnscamerzen.' Zwischenmahlzeiten sind keineswegs appetittötfcnd, wenn man den Kindern zwischendurch Obst und Obstsäfte erlaubt.
Auch die Frage, ob man Kinder während der Mahlzeit Wasser
trinken lassen soll, ist mit "Ja" ::u beantworten. Es fördert
die Verdauung und verwässert in kelnyr V/eise die Magensäfte,wie
dies häufig angenommen wird. Aach d.M.- Sohlaf nach dem Essen ist
für Kleinkinder durchaus förderlich; für bereits sehr aktive
Achtjährige aber ist es gerade::'.?, eine dual, nach. Tisch ins Bett
zu müssen.
* » x. # x. „
(Copyright freigegeber. von "Pare:.is' Magazine")
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

24. Oktober 1951'

Ein neuartiges französisches Verfahren,
V/ein zu kristallisieren, wird von der
"Washington Post" wie folgt kommentiert:
DER GEFRORENE BACCHUS
(50 Zeilen, 500 V/orte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Die Dinge sind nicht
mehr, wie sie sein sollten. Sehen wir es nur recht: Auch unserer
Nahrung bemächtigt sich der ^eist des Jahrhunderts. Gefroren, gekühlt, verdampft, entwässert, zerstäubt, kondensiert, komprimiert,
konserviert - ich bleibe unvollständig. Die Vitamine mögen belassen sein oder nicht; wenn sich ein Entzug schon nicht vermeiden
ließ, dann sind sie - darauf ist zu wetten - durch bessere ersetzt. Auch die natürliche Färbung ist herübergerettet oder,
wenn sich auch dies nicht machen ließ - doch wiederaufgefrischt.
Dabei sage man nichts gegen die guten Säftef Kein Wort auch gegen die erhöhten Nährwerte! Seien wir also mit Maßen duldsam
gegen unsere Herren Lebensmitteltechniker und gestehen wir ihnen
wohlwollend zu: Es ist alles - oder fast alles - beim Alten geblieben.
Da kommen jetzt die.Franzosen, die
Kronwächter der Gourmandise in Erbpacht, und servieren uns ein geradezu wundervolles
Rezept: Sie bringen
ihren herrlichen Wein in kleinen handlichen Würfeln heraus - o Mensch, wie weit hast du's am End' gebracht!
Höflich, wie die Franzosen zuweilen sind, halten sie mit
einer plausiblen Erläuterung ihres freventlichen Tuns nicht zurück: die Herren Generalquartiermeister hätten seit Jahrhunderten
ihre liebe Not mit den dickbäuchigen Fässern und zerbrechlichen
Flaschen, auf die, wo auch immer, kein Poilu soll verzichten müssen. Frohlockend melden sie nun die Quadratur dieses so liebenswerten Kreises: KRISTALLISATION.
Schweigen "wir von der grausamen Unterkühlung, der man
Sacchus barbarisch aussetzt, sondern hören wir nur, wie es für
den Hausgebrauch empfohlen wird: Man nehme eine Handvoll Weinkristall^ löse sie in fünf Teilen klaren Wassers und erfreue
sich am Chateau d' Yquem oder Chambertin. Soweit gut.
Wir indessen haben das Zeug nicht probiert und gedenken es
auch fürderhin nicht zu tun. Entwürdigen wir nicht das Andenken

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"AMERIKA JIErST" - FÜR DIE FRAU

24. Oktober 1951

Andenken an Brillat-Savarin und seine unsterblichen Freunde!Ist
denn der Wein herabgesunken zur bloßen Gärung reifer Trauben?
Ist er schon Magenpflaster gleich einer Eisernen Ration?
Wappnen wir uns rechtzeitig: Eines Tages wird einer kommen
und sein Paten- -anmelden, wie man den Wassergehalt des menschlichen Körpers auskristallisieren und durchfiltern kann. Die eingetrockneten Ledersacke, die übrig bleiben, werden ohne Zweifel
alle natürlichen Bestandteile aufweisen, deren wir uns heute
noch vollsaftig erfreuen.
In dieser konzentrierten Farm wären wir dann gewiß in der
Lage, glücklich und zufrieden von den vielgerühmten Tabletten zu
leben, in die alle die mannigfaltigen Segnungen der Natur hineingezaubert sind. Bis dieser große Tag anhebt aber, meine Freunde,
laßt uns in wilder Schwermut und angemessener Liederlichkeit
wenigstens noch ein paarmal den wahren Schätzen huldigen, die
die gütige Mutter Erde uns zur Freude und Stärkung hervorgebracht
hat.

K U R Z N A C H R I C H T E N
(11 Zeilen, 110 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Wie das US-Department
of Labor bekanntgibt, stehen in den Vereinigten Staaten 19 >8
Millionen Frauen in einem Arbeitsverhältnis; das sind mehr als
ein Drittel aller amerikanischen Frauen über 14 Jahre. Diese
Zahl hat sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts in seinem letzten Bericht im vergangenen Monat um 370 000 und im letzten Jahr um 1,4 Millionen erhöht. Dabei ist auffällig, daß allein
eine Zunahme um eine halbe Million Arbeitskräfte auf Arbeitsplätzen zu verzeichnen ist, die bisher weitgehend Männern vorbehalten waren. Damit erreichen die amerikanischen Frauen in der
Handwerks- und Fabrikarbeit bereits einen Anteil von 29 Prozent.
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

24. Oktober 1951

(13 Zeilen, 130 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Mit welch bemerkenswertem Erfolg sich Frauen auch auf ausgesprochen "männlichem" Feld
betätigen, zeigen die Arbeiterinnen und weiblichen Angestellten
des Benicia-Heeresarsenals,das vor den Toren San Franziskos liegt.
30 Prozent aller hier Beschäftigten sind Frauen. Sie arbeiten
mit Geschick und guten Leistungen als Lastwagenfahrer, Kranführer, Feuerwehrleute und auch als Verwaltungs- und Hilfspersonal
in den verschiedenen Lagern. Sie versehen sogar "schwere" Maschinenarbeit, wobei sie besonders gut mit elektrischen Werkzeugen
und den verbesserten Betriebseinrichtungen zurechtkommen. So ist
eine Arbeiterin, die als Uhrmacherlehrling während des Krieges
in das Arsenal dienstverpflichtet wurde, heute "Vormann" von
30 Arbeitern, von denen die meisten Männer sind.
* * * * * *

(13 Zeilen, 130 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Das amerikanische Sozialversorgungsgesetz in der Fassung von 1950 hat die Zahl der Frauen, die in den ^enuß einer Altersversorgung kommen, schlagartig
verdoppelt. Die neuen Bestimmungen erweitern den Kreis der Versorgüngsberechtigten ganz außerordentlich und beziehen auch Hausangestellte ein. Drei Viertel aller versorgungsberechtigten
Frauen stehen im Alter von 65 bis 70 Jahren, während der Anteil
der gleichaltrigen Männer etwas geringer ist.
Das Sozialversorgungsgesetz hat die monatlichen Renten
ebenfalls erhöht. Der monatliche Durchschnittsbetrag, der zur
Auszahlung kam, ist auf 40 Dollar für Frauen und auf 51 Dollar
für Männer angestiegen« das bedeutet eine Erhöhung um 77 bzw. 70
Prozent.
* * * * * *

Quellenangabe nicht erforderlich.

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IV. Jahrgang, Nr. 33/W

7. November 1951

Die amerikanischen Frauen nehmen regen Anteil
an den Geschehnissen in Deutschland und den
Problemen, denen sich die deutschen Frauen,
die deutsche Jugend und die Flüchtlinge gegenübersehen. Dies erklärt Frau Anna Kiep,
die seit April dieses Jahres als Referentin
für Frauenfragen der diplomatischen Vertretung der deutschen Bundesrepublik in
Washington angehört.
BALD GLEICHBERECHTIGTE MITARBEITERIN
Aus der Arbeit der Referentin für Frauenfragen beim
deutschen Generalkonsulat in New York
Von Hilde V/alter
(104 Zeilen, 1040 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — In der Washingtoner Diplomatenliste wird seit kurzem eine neue Amtsbezeichnung geführt:
"Women's Affairs Secretary" (Referentin für Frauenfragen). Anlaß zu dieser Neuerung gab die deutsche Bundesregierung, die als
erstes Land eine derartige Stelle schuf.
Frau Anna Kiep, die am 1. April ds. Js. in dieser Eigenschaft in das Generalkonsulat nach New York kam, gehört offiziell zur diplomatischen Vertretung der Deutschen Bundesrepublik
in Washington. Zu ihren wichtigsten Pflichten gehört die Wiederaufnahme und Pflege fruchtbringenden Kontakts mit den im öffentlichen Interesse tätigen amerikanischen Frauen, die ihre oft
sehr kritische Stellungnahme zu innen- und außenpolitischen Fragen sorgfältig vorbereiten und großen Wert darauf legen, über
alle Geschehnisse auf diesem Gebiet laufend und zuverlässig
orientiert zu werden. Frau Kieps Aufgabe ist es, über alle deutschen Fragen, die in Amerika in Kreisen der Frauenverbände diskutiert werden, sachverständige Auskunft zu geben. Gelegenheit
dazu bietet sich unaufhörlich, denn überall ist das Interesse
der amerikanischen Frauen für die verschiedensten Aspekte der
Entwicklung in Deutschland groß.
Wer die deutsche Frauenreferentin kennenlernt, ist beeindruckt von der Begeisterung, mit der sie an ihre Aufgabe als
Mittlerin zwischen den Frauen der beiden Länder herangeht. Man
kann sich vorstellen, daß es dieser liebenswürdigen, klugen und
energischen Diplomatin mit der reichen Berufs-und Lebenserfahrung und der gewinnenden Erscheinung gelingt, selbst äußerst
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7.'November 1951

äußerst kritische und skeptische Zuhörer zu fesseln.
Im Gespräch über die Vorgeschichte ihrer Mission erwähnt
Frau Kiep eine Reihe deutscher Kolleginnen, die sich bemühen,
die deutschen Frauen - zahlreicher, als es bisher möglich gewesen ist - in verantwortliche Posten zu bringen und das Interesse
an öffentlichen Angelegenheiten auch bei denen zu wecken, die
sich bis heute noch davon fernhalten. "Meine Berichte", erklärt Frau Kiep, "gehen an die Kulturabteilung des Auswärtigen
Amtes und werden von dort allen, die daran interessiert sind,
in erster Linie Frau Dr. Karsten, der Frauenreferentin des Innenministeriums, zugänglich gemacht. Selbstverständlich stehe
ich auch den vielen deutschen Frauen, die im Rahmen des Austausch- und Studienprogramms in die Vereinigten Staaten reisen,
mit Rat und Tat zur Verfügung. Die Deutschlandabteilung des
State Department gab mir kürzlich Gelegenheit, in Washington
im Rahmen einer bedeutsamen Konferenz an der Ausgestaltung zukünftiger Programme mitzuwirken."
Die ersten Monate ihrer Tätigkeit beschreibt Frau Kiep
als äußerst befriedigend und ist hocherfreut über die freundschaftliche, kollegiale Art, mit der man ihr hier überall begegnet: "Meine einzige Schwierigkeit besteht darin, daß ich zu
wenig Zeit habe, um an allen Kongressen, Jahresversammlungen und
Arbeitstagungen, zu denen ich eingeladen werde, teilzunehmen.
Von den zahlreichen, von Männern und Frauen organisierten Konferenzen will ich nur einige herausgreifen. Ich möchte in erster Linie die 5. Nationaltagung für staatsbürgerliche Erziehung erwähnen, die in Washington stattfand und bei der sich Vertreter sämtlicher am Erziehungswesen beteiligten Gruppen versammelt hatten. Besondere Freude machte mir die Teilnahme an
der Jahresversammlung des Roten Kreuzes in New York, auf der ich
viele alte freundschaftliche Bande aus meiner Rotkreuztätigkeit
in Deutschland erneuern konnte und die mir half, mich aktiv an
den Arbeitsbesprechungen über internationale Zusammenarbeit und
Frauenarbeit zu beteiligen."
Die Präsidentin der New Yorker League of Women Voters und
die Präsidentin der elf Millionen Frauen repräsentierenden Federation of Women»s Clubs haben die deutsche Frauenreferentin
bei vielen Frauenkonferenzen als Ehrengast eingeführt und feierlich

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

7. November 1951

feierlich vorgestellt? sie wurde dabei stets mit herzlichem Beifall als die erste offizielle deutsche Vertreterin begrüßt.
"Ich glaube", berichtet Frau Kiep, "daß die meisten amerikanischen Frauen meine Entsendung als ein Kompliment für sich
und ihre Arbeit auffassen und als Ausdruck des aufrichtigen Ernstes, mit dem Deutschland seinen Fr'auen den Weg zu einer wirklichen Mitarbeit ebnet. Anläßlich einer Festsitzung der weiblichen
United Nations-Delegierten - in deren Kreis zum ersten Mal eine
deutsche Frau gleichberechtigt in offizieller Eigenschaft auftrat - wurde ich auch von mehreren ausländischen Delegierten
in diesem Sinn angesprochen."
Frau Kiep schildert dann noch eine Reihe von Sonderveranstaltungen, die ausschließlich ihr zu Ehren von Frauenverbänden
und einzelnen prominenten Persönlichkeiten arrangiert worden
waren: "Dort sprach ich zu Frauen, die an führender Stelle in
den internationalen Organisationen, im Erziehungswesen und der
Wohlfahrtspflege tätig sind; außerdem zu hundert sogenannten
"State Mothers", Frauen aus allen Gegenden der USA, die Vorbildliches als Erzieherinnen und Staatsbürgerinnen geleistet haben.
Wir diskutierten amerikanisch-deutsche Beziehungen, die Lage der
deutschen Frauen und der Jugend sowie das Flüchtlingsproblem in
Deutschland. Alle haben mich herzlichst eingeladen, recht bald
zu einem größeren Kreis zu sprechen, und mir jede Unterstützung
angeboten - auch die Vertreterin des Council of Jewish Womon,
was mich besonders tief berührte."
Da Frau Kiep schon einmal (von 1926 bis 1933. als Gattin
eines deutschen Diplomaten)in den Vereinigten Staaten gelebt hat,
vergleicht sie ihre damaligen Eindrücke mit den heutigen Erfahrungen und stellt fest, wie stark der Anteil amerikanischer Frau' en am politischen und wirtschaftlichen Leben des Landes - zugleich mit ihrem Einfluß auf die öffentliche Meinung - im Laufe
dieser Jahre gewachsen ist: "Als ich 1933 Abschied nahm, kannte
ich gewiß schon viele bedeutende Amerikanerinnen, die führende
Posten innehatten. Seitdem aber haben die Frauen hier in breiter
Schicht auch den mittleren Teil der sozialen und politischen Pyramide erobert, um nun wirklich gleichberechtigt neben den Männern mitzusprechen und mitzuarbeiten - sicherlich dank der ausgezeichneten Vorarbeit, die verantwortungsfreudige Frauen hier
ständig auch in den kleinsten Gemeinden und Gemeinschaften, meist
außerhalb der politischen Parteien, zu leisten bereit sind."
* * f..*
3 - # «

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Zeit kann den Zerfall einer Ehe nicht aufhalten, wenn diese nicht wirklich auf gesunden Grundlagen aufgebaut ist. Dies beweist die verhältnismäßig hohe Zahl der
Scheidungen von Ehen nach zwanzig- und
mehrjähriger Dauer. Eine amerikanische
Statistik von dreizehn Bundesstaaten ergab, daß von insgesamt 77 209 gewährten
Ehescheidungen im Jahre 1948 12 395 also rund l6°/o - Ehen lösten, die seit
15, 20 und mehr Jahren bestanden hatten.
HERBSTSTÜRME DER EHE
Von Edith M. Stein
(110 Zeilen, 1100 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Fast jedermann kennt in
seinem Bekanntenkreis ein Paar, wie die Robertsons es waren,
die nach 21jähriger Ehe ihre Freunde mit ihrer vollzogenen
Scheidung überraschten und schokierten. Dabei machten beide
stets den Eindruck eines glücklichen Paares; sie hatten sich
kürzlich ein Häuschen in der Vorstadt gebaut,und ihre Kinder
waren wohlerzogen - die Tochter gut verheiratet und der Sohn
auf der Universität. Wie ein Donnerschlag wirkte daher auf alle
ihre Freunde die Nachricht ihrer Scheidung, und es war ganz natürlich, daß man kritisch nach den möglichen Ursachen suchte,
Kleinigkeiten, Nebensächlichkeiten, die früher nie ins Gewicht
gefallen waren - eine Geste, ein unbedachtes Wort, dessen Zeuge
man war - gewannen nunmehr vielsagende Bedeutung. Auf Literatur
konnte man nicht zurückgreifen, denn obgleich Eheschließungen,
Scheidungen und alle in diesem Zusammenhange auftretenden Probleme in den letzten Jahren eine wahre Flut von mehr oder weniger
wissenschaftlich fundierten Schriften ausgelöst haben, hat doch
offenbar noch kein Verfasser das Thema des Zusammenlebens der
Ehepartner nach den ersten beiden Jahrzehnten der Ehe behandelt.
Und doch gibt es gerade in diesem Eheabschnitt Probleme, die
nicht selten dazu führen, daß sich Ehepartner nach zwanzigjähriger und längerer "glücklicher" Ehe zur Scheidung entschließen. Solche Fälle treten völlig überraschend für die Mitwelt
ein, und doch sind sie nur die zwangsläufige Folge einer schon
lange vorher begonnenen Entwicklung. So wenigstens behaupten
übereinstimmend die Scheidungsanwälte, Psychiater, Seelsorger
und Angehörigen alier in direktem Kontakt mit Familien und ihren

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ihren Problemen stehenden Organisationen, die eine amerikanische
Journalistin kürzlich um ihre Stellungnahme zu diesem Thema bat.
Allerdings unterscheidet sich dabei die Argumentation der Vertreter der verschiedenen Berufsgruppen wesentlich.,
"Was mich immer wieder von neuem überrascht", erklärte
beispielsweise Jean Boardman, einer der bekanntesten Scheidungsanwälte von Washington, "ist nicht die Tatsache, daß sich Eheleute nach einer so langen Zeit der Gemeinsamkeit scheiden lassen, sondern vielmehr, daß sie es unter den gegebenen Verhältnissen überhaupt nicht schon viel früher getan haben. Denn wie
oft kommen Eheleute zu mir und bitten mich, ihre Scheidung einzuleiten mit der Begründung, daß ihre Ehe eigentlich seit 15
Jahren keine richtige Ehe mehr sei!"
Dramatischer wird die Situation, wenn - und das geschieht
nicht selten - eine außereheliche Liaison des einen Ehepartners
oder auch beider störend in eine Ehe eintritt. Auch dann mag
es oft geschehen, daß jahrelang nach außen hin der Schein gewahrt wird, bis dieser Zustand eines Tages unhaltbar wird und
seine letzte Konsequenz fordert.
Nicht immer aber treten die Ursachen einer zerrütteten
Ehe so offen zutage wie in diesen Fällen. Geistige, psychologische Momente, die oft seit langem schon unter der Oberfläche
schlummern, werden durch irgendwelche äußeren Ereignisse aufgedeckt und bringen das oft viele Jahre mühselig aufrecht erhaltene Gebäude einer Ehe zum Einsturz. Das Heranwachsen der"
Kinder und ihre immer größer werdende Selbständigkeit ist einer
jener Faktoren, die, wenn'.auch meist für alle Beteiligten unbewußt, die Spaltung einer Ehe nach sich ziehen können. Allerdings
ist auch dabei das Problem nicht ganz so einfach zu erklären,
wie es gewöhnlich getan wird, Denn es ist durchaus nicht immer
so, daß "die Kinder die Eltern zusammenhielten, und nun, da sie
das Elternhaus verlassen, diese keinen Grund mehr haben, trotz
ihres schon längst vorhandenen innerlichen Abstandes voneinander, zusammenzubleiben" .
Sonia Penn, die Leiterin einer New Yorker Familien-Betreuungsstelle, erklärte zu diesem Punkt, daß sie auf Grund der im
Zusammenhang mit ihrem Beruf gemachten Erfahrungen vielmehr die
Feststellung treffen könne:, daß Kinder tatsächlich nicht immer
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immer als "Bindeglied" zwischen den Eltern auftreten, sondern
deren Beziehung zueinander oftmals sogar nur noch verschlechtern. So kann durch die Kinder schuldlos erzeugtes übersteigertes
Mütterlichkeitsgefühl der Frau beispielsweise dazu führen, daß
sie ihren Mann der Kinder wegen völlig vernachlässigt. Dies mag
für diesen so lange tragbar sein, wie die Familie noch zusammenlebt; verlassen die Kinder aber den Kreis der Familie und geht
die Mutter in ihrer Betreuungsucht so weit, daß sie ihnen tageund wochenlang in ihr neues Heim folgt und den eigenen Gatten
sich selbst überläßt, so kann dies für ihn schließlich den Ausschlag zur endgültigen Trennung von seiner Pfau geben. Andererseits aber geschieht es auch oftmals, daß eine Frau all jene
Fürsorge, die sie bis dahin ihrem Kinde zugewandt hatte, nun,
da dieses das Elternhaus verlassen hat, plötzlich ihrem Mann zuwendet und ihn, der bis dahin gewöhnt war, seine eigenen Wege
zu gehen, nun mit ihrem übertriebenen "Bemuttern" sozusagen aus
dem Hause und aus der Ehe scheucht.
Selbstverständlich gibt es neben psychologisch auch rein
physiologisch begründete Ursachen, die zu einer Trennung in
späteren Jahren führen können. Denn gerade z.Zt. des Klimakteriums
tauchen oftmals Spannungen auf, an denen viele Menschenscheitern.
Schließlich aber können auch rein charakterliche Gegensätzlichkeiten zwischen den Eheleuten selbst zum völligen Bruch
einer Bindung führen, wenn sich nach langjährigem Zusammenleben
erv/iesen hat, daß die Hoffnung auf ein gegenseitiges "Abschleifen" vergeblich war.
Selbstverständlich lassen sich diese zwar aus der Praxis
abgeleiteten, in ihrer Aufzählung naturgemäß aber doch mehr
oder weniger rein akademisch behandelten Punkte im einzelnen
kaum als ausreichende Erklärung für alle auf diesem uebiete
auftretenden Fragen übertragen. Mag bei Scheidungen langjähriger
Ehen auch meist das eine oder andere der angeführten Probleme
dominierend in den Vordergrund treten, so ist jeder Einzelfall
doch so sehr komplex und individuell verschieden, daß Verallgemeinerungen nur sehr schwer möglich sind. Eines aber zeigt dieser nur sehr flüchtige Überblick über die Situation zwischen
"älteren" Eheleuten - daß nämlich auch ein langes Zusammenleben
niemals zu einem zufriedenen Ausruhen im "sicheren Hafen der
Ehe" berechtigt, sondern daß alle Beteiligten sich um die Erreichung und Erhaltung ihres Eheglückes stets von neuam bemühen
raüssen
*(Copyright freigegeben von "Nation's Business")
* * * * * *

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Wolljersey, ein Material, das bislang nur von
der sportlichen Frau bevorzugt getragen wurde,
erobert sich in dieser Saison auch die Zustimmung der eleganten Salons. Rheinkiesel, Samt
und Satin sorgen für die festliche Note.
VOM ASCHENBRÖDEL ZUM MODEFAVORITEN
Von Lucy Hiller
(52 Zeilen, 520 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Fürwahr, Frau Mode verdient in diesem Winter ein besonderes Wort der Anerkennung.Hat
sie es doch mit viel Geschick verstanden, nicht nur hübsche,
sondern - was heutzutage mindestens ebenso wichtig ist - auch
äußerst praktische Kleider in den Vordergrund zu stellen.Jersey
ist das neuerwählte Lieblingskind, das plötzlich aus der Rolle
des Aschenbrödels in die des Modefavoriten hinüberwechselte.
Wenn man die neuesten Modelle betrachtet, die aus Jersey
angefertigt sind, dann fragt man sich verwundert, warum man
nicht schon längst größeren Gebrauch von diesem haltbaren,knitterfreien Material gemacht hat. Denn waren auch die vorzüglichen
Qualitäten des Jersey schon lange bekannt, so war es bisher doch
wegen der stumpfen Farben, in denen man es halten zu müssen
glaubte, sowie wegen seiner groben Struktur stets dazu verurteilt, die Grenzen des schlichten Sport- oder Bürokleides zu
wahren. Erst in diesem Jahr wagt man den Versuch, Jersey auch
für elegante Nachmittags- und sogar Abendkleider zu verwenden.
Die neuen Modelle beweisen, daß dieser Versuch wirklich geglückt
ist. Es zeigte sich, daß dieses angeblich so streng sportliche
Material die Kombination mit Samtaufschlägen, Seidenpaspeln oder
glitzernden Rheinkiesel-Knöpfen, kurz all jenen kleinen Effekten,
die einem Kleid die festliche Note verleihen, durchaus verträgt,
und daß es bei geschicktem Schnitt auch ausgesprochen elegante
Linien annehmen kann. Der moderne weitschwingende Rock kommt dabei dieser Bemühung sehr entgegen.
Amerikanische Modefachleute, die diese neue Richtlinie der
Mode mit besonderem Enthusiasmus aufgenommen haben, verwenden
für ihre Modelle ein neues Jersey-Fabrikat, das einen Zusatz
von Rayon-Satin enthält und sehr fein gewirkt ist. Dieser Seiden^ersey bietet noch weitaus größere Verwendungsmöglichkeiten
als sonst allgemein üblicher Woll-Jersey. Selbst Abendkleider

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Abendkleider großen Stils entstehen aus diesem Material. Sie
sind durchwegs einfarbig und von schlichter Einfachheit. Ihre
Wirkung liegt in dem reichen Faltenwurf des weiten Rockes, dessen fließende Linie von der besonderen Beschaffenheit des Stoffes und dem matten Schimmer des Materials noch betont wird. Nur
eine glitzernde Spange an der Schulter, ein schmaler Silber- oder
Goldgürtel, ein helles Chiffontuch am Armreif
oder am Gürtel
der Trägerin beleben die betonte Schlichtheit des Kleides.
Im krassen Gegensatz dazu stehen die Tageskleider aus
Jersey, die, obwohl ebenfalls einfach im Schnitt, gerade durch
die bunte Fröhlichkeit ihrer Farben Effekte erzielen. Mehrfarbige Kleider stehen dabei an erster Stelle, wobei buntgestreifte Stoffe ebenso beliebt sind wie Farbkombinationen von Rock und
Bluseo Einfarbige Jerseykleider - die in ihrem Schnitt übrigens
ebenso wie ihre bunten Schwestern den Raglanärmel mit nur wenig
oder gar keiner Polsterung vorziehen - sind ohne abstechenden
"Aufputz" ebenfalle unvollkommen. Steife, bauschige Taftunterkleider oder kleine "Hüftpölsterchen" tragen schließlich noch
dazu bei, die Linie des neuen Jersey-Kleides modegerecht zu betonen und es wirklich zu einem vollkommenen Wintermodell 1951/52
zu macheno
* * * * * *

ACHTUNG REDAKTION! Auf Anforderung übersendet Ihnen der
"AMEEIKA DIENST" kostenlos drei Bilder zu obigem Artikel.

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Fernsehen und Faye Emerson ist bei vielen
Amerikanern schon zu einem einzigen Begriff geworden.
DIE LADY AUF DEM FERNSEHSCHIRM
Von C. Hansen
(75 Zeilen, 750 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wer bei einer Frau Persönlichkeit allen anderen Eigenschaften vorzieht, gehört sicherlich
zu den Verehrern einer blonden Amerikanerin, die ihn täglich vom
Bildschirm des Fernsehgerätes her freundlich ansieht und ihn
klug und charmant unterhält. "Eine Frau, die man gerne als Gast
in Fleisch und Blut bei sich sehen möchte", lautet das allgemeine Urteil über Faye Emerson, die "Miss Television" und ungekrönte Herrscherin des neuen Königreiches Fernsehen. Television Stars nehmen es an Popularität selbst mit den bekanntesten
Hollywood-Schauspielern auf.
Außerhalb der USA kennt man Faye Emerson nur wenig, und
ihre Ilollywoodfilme, in denen sie zu ihrem eigenen Mißfallen
meist leichte Damen spielen mußte, gerieten bald in Vergessenheit. Eine Zeitlang stand sie zwar als Mrs. Elliot Roosevelt
im Rampenlicht der Öffentlichkeit, wer aber heute von ihr
spricht, erwähnt sie nicht als Frau des Sohnes des verstorbenen US-Präsidenten, sondern als Faye Emerson, die mit ihrer
Persönlichkeit einer neuen Kunstform'-charakteristischen Ausdruck
verleiht.
Verstand muß man haben
Ein günstiger Zufall verhalf Faye Emerson zu ihrem ersten
Fernsehengagement. Eine Schauspielerin erkrankte, und die Produzenten entschlossen sich, Miss Emerson als Ersatz heranzuziehen.
Innerhalb weniger Tage mußte sie sich mit_den Anforderungen der
Fernsehkamera, dieses schärfsten und unbestechlichsten aller
Kritiker, vertraut machen. Noch zu Beginn der Sendung saßen die
Sendeleiter gespannt auf ihren Sesseln, aber schon nach den ersten Worten der jungen Künstlerin an ihr Publikum waren sie beruhigt. Natürlich und charmant plauderte hier eine Frau, die
nicht nur gut aussieht, sondern auch etwas zu sagen hat.
Seit diesem ersten Erfolg war der Aufstieg Faye Emersons
nicht mehr aufzuhalten. Heute hat sie ein eigenes Halbstundenprogramm
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Halbstundenprogramm und erscheint bei anderen Sendungen als
gern gesehener Gast. Ihre natürliche Art, ihre Schlagfertigkeit, ihre Disziplin vor der Kamera und ihr blendendes Aussehen haben sie nicht nur bei dem weiblichen Fernsehpublikum für das ihr Programm ursprünglich bestimmt war - sondern auch
bei vielen Männern beliebt und bekannt gemacht. Dabei ist es
nicht einfach, sich mit Jacques Fath oder einem Käsefabrikanten,
einem Textilfachmann oder einer Sekretärin so zu unterhalten,
daß das Gespräch völlig natürlich, nicht nur akustisch, sondern
auch optisch anziehend wirkt und eines gewissen Humors sowie
gediegener Fachkenntnisse nicht entbehrt.
So sehr man in den Zeitungen auch immer wieder ihr gutes
Aussehen preist, so ist man sich doch vor allem darüber' einig,
daß über ihrem berühmten Dekollete ein Kopf mit einem nicht zu
unterschätzenden Verstand sitzt. Dabei macht gerade dieser Kopf
gleichzeitig seine eigene Modegeschichte. Faye Emerson trägt
bei jedem Auftritt eine neue Frisur und erzielt dadurch immer
neue und überraschende Effekte. Die "Variationen über das Thema
"Haarknoten" sind das Tagesgespräch aller Modebeflissenen.
Keine Hungerdiät
Einem Modediktat allerdings hat Faye Emerson abgeschworen:
der überschlanken Linie. Sie erklärte energisch, sie habe viel
zu viel zu arbeiten, um von Quark und Salat leben zu können. Sie
sei jetzt 34 Jahre alt und brauche es deshalb in dieser Hinsicht
nicht mehr mit einer Achtzehnjährigen aufzunehmen. Außerdem mache' sie jede Diät gereizt, und schlechte Laune sei in ihrem Beruf schlimmer als ein paar Pfund Übergewicht. Wie recht sie mit
ihrem Standpunkt hat, beweisen die Kritiker, die von ihr als von
"personifiziertem Charme" sprechen und ihre'Energie, Intelliganz und Herzensklugheit" und ähnliches mehr hervorheben.
Faye Emerson liegt viel daran, das neue Medium Fernsehen
nicht nur unterhaltend, sondern auch interessant und informierend zu gestalten. In ihrer neuen Sendereihe über das amerikanische Leben soll in jedem Programm eine andere Stadt- oder
Landgemeinde der USA durch bekaimte Persönlichkeiten und Ereig
nisse und vor allem durch Mr. und Mrs. Jedermann zu Worte kommen. In der für Faye Emerson charakteristischen "Kaffeeklatsch-

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'•Kaffeeklatsch-Atmosphäre" rollt hier ein buntes Bild der USA von
heute at, Daß auch diese Sendungen den Erfolg wahren werden, d a für
'bürgt die starke Persönlichkeit Faye Emersons, die kürzlich von "Look", einer der größten amerikanischen Zeitschriften,
einen Preis als die "ansprechendste Persönlichkeit im Fernsehfunk" erhalten hat0
* * * * * *

INTERESSANTES IN KÜRZEt
EIWEB5GEHALT LEIDET NICHT DURCH KONSERVIERUNG
Konservenfleisch hat normalen Eiweißgehalt
(18 Zeilen, 180 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Da der ^roteingehalt von
Fleisch und Fisch die eigentliche "Berechtigung" für den Fleischund Fischkonsum des Menschen darstellt, hat die Frage, ob dieser
lebenswichtige Eiweißgehalt des frischen Fleisches und Fisches
auch in der Konserve voll erhalten bleibt, Hausfrauen und Arzte
immer wieder gleich stark beschäftigt»
Dr* Max S- Dünn, ein Chemiker an der Universität von Kalifornien, hat nun kürzlich 74 wahllos herausgegriffene Proben von
derartigen Konserven sorgfältig auf ihren Aminosäure-Gehalt unter'
sucht. Die Aminosäuren sind die wichtigsten Bausteine des tierischen Eiweiß, und Wissenschaftler nehmen an, daß etwa zehn dieser
Säuren zur Erhaltung des Lebens unumgänglich notwendig sind, Das
Resultat der.Untersuchungen war, daß in keiner Konserve der Gehalt an Aminosäuren durch den Konservierungsprozeß wesentlich
reduziert worden war.
Unter den analysierten Proben befanden sich u.a= Rindfleisch- und Schweinefleischkonserven, Makrelen, ölsardinen,
Lachs und Thunfischo
* * * * * *

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"SEIFENFREIE SEIFEN"
(16 Zeilen, 160 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Synthetische Waschmittel
setzen sich in den Vereinigten Staaten immer mehr durch, wie die
Statistiken des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums beweisen, das ein eigenes großes Referat für Probleme der Hauswirtschaft unterhält. Der Seifenverbrauch
betrug demnach in den beiden letzten Jahren nur 10 kg pro Kopf der Bevölkerung und war damit niedriger als je seit 1922. Dagegen stieg
der Konsum an synthetischen Waschmitteln von etwa 0,4 kg im Jahre 1942 auf 3>6 kg im vergangenen Jahr. Die synthetischen Waschmittel sind vor allem deshalb so beliebt, weil sie auch in hartem
Wasser löslich sind und keine Rückstände hinterlassen.
Bei der Seifenfabrikation sind ungenießbarer Talg und Fette
sowie Kokosnußöl die Hauptbestandteile, während bei den synthetischen Waschmitteln tierische oder pflanzliche Fette und öle
nur eine geringe Rolle spielen. Die meisten bestehen vorwiegend
aus Petroleum- und Teerprodukten.
* * *

* * *

ABMAGERUNG DURCH HYPNOSE
(13 Zeilen, 130 Worte)
CHICAGO, ILLINOIS — (Amerika Dienst) — Abmagerung durch
Hypnose ist die neueste Entfettungskur, die im Hypnose-Institut
in Chicago versuchsweise begonnen wurde. Wie "Science Digest"
berichtet, sollen Patienten innerhalb von vier Wochen fünf und
mehr Kilogramm Gewicht verloren haben. Es handelt sich dabei um
keinerlei Hexerei, vielmehr wird durch die Hypnose-Behandlung
nur der Wille des Patienten, keine kalorienreichen Lebensmittel
zu sich nehmen, gestärkt. Es wird ihm ganz einfach ein Abscheu
vor fetten oder stärkehaltigen Speisen suggeriert, desgleichen
vor Alkohol und Gebratenem, wogegen sein Interesse auf grüne
Gemüse hingelenkt wird. Die Beeinflussung ist natürlich nicht
dauernd wirksam, sondernrntißvon Zeit zu Zeit aufgefrischt werden.
Quellenangabe nicht erforderlich

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IV. Jahrgang, Nr. 54/W

21. November 1951

Helen Träubel, die aus einer deutschen
Familie stammt, ist seit 12 Jahren die
gefeierte Sopranistin der New York Metropolitan Opera, Sie kennt keine Starallüren und
ist,mit einem Wort, die . . .

PRIMADONNA OHNE LAUNEN
(?0 Zeilen, 700 Worte)
NEA' YORK - (Amerika Dienst) — "Ihre Stimme ist ein Meisterstück der Natur", schrieb einmal ein entzückter New Yorker Musikkritiker in seiner Begeisterung für Helen Träubel, die gefeierte
Sopranistin an der Metropolitan-Oper„
Die Künstlerin, die nun seit 1 2 Jahren Mitglied der berühmten New Yorker Oper ist, entstammt einer angesehenen deutschen
Familie in St, Louis. Der Großvater mütterlicherseits hatte das
klassische Opernrepertoire der Alten Welt mit in seine neue Heimat gebracht und in St» Louis das Apollotheater gegründet, das
lange Jahre die bedeutendste deutsche Bühne des Mittelwestens war.
Die kleine Helen hatte, wie alle Mitglieder der Familie, von
Kind auf Freude am Gesang, und so konnte es nicht ausbleiben, daß
sie schon früh in Liederabenden und später in Wagnerkonzerten,
die der Großvater arrangierte, vor die Öffentlichkeit ihrer Heimatstadt trat, Mit 22 Jahren gab sie ihr erstes Konzert in New
York, und nach einer Wiederholung des beifällig aufgenommenen
Debüts forderte Maestro Gatti-Oasazza, der Intendant der Metropolitan-Oper, sie auf, zu einer Gesangsprobe an seine Bühne zu
kommen, Helen Träubel lehnte ab: "Ich bin noch nicht reif für
diese Oper", erklärte sie fest.
Es vergingen fast 10 Jahre, bis Walter Damrosch sie beim
Nationalen Sängerfest in St- Louis, ihrer Heimatstadt, "wiederentdeckte": "Ihre Stimme, Miss Träubel, ist nicht allein für
Liederrezitationen gemacht. Kommen Sie mit nach New York und
singen Sie die Hauptrolle in meiner neuen Oper 'The Man Without
A Country1." Helen nahm die nicht gerade dankbare Rolle an, betrat damit zum ersten Male die Bühne der "Met" und ging dann mit
Damrosch auf Tournee. Später vertraute sie sich dem berühmten

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
21. November 1951
berühmten Gesangspädagogen Guiseppe Boghetti an, der auch Marian
Anderson zu ihrer glänzenden Karriere verholfen hatte.
In Kirsten Flagstad fand sie eine helfende Freundin, und
1939 war ihr gemeinsames Auftreten mit dem großen Lauritz Melchior
in der "Walküre" in Chikago ein voller, wenn auch mit unendlich
viel Lampenfieber durchgestandener Erfolg. Einladungen kamen aus
New York, erst vom Sinfonieorchester, gleich darauf, in Form eines Vertrags für eine Spielzeit, von der Metropolitan. Die Kritiken der ersten Spielzeit fanden höchste Lobesworte: "..der schönste Wagner-Sopran, der seit Kirsten Flagstad auf dieser Bühne zu
hören war."
Mit der Rolle der Elisabeth in Richard Wagners Tannhäuser
sicherte sie sich endgültig die Gunst des verwöhnten New Yorker
Publikums. Die erst Achtundvierzigjährige steht im Zenith ihrer
Laufbahn. Ihre große stattliche Erscheinung, ihr rötlichblondes
Haar, ihre vielgerühmte klare Sprache lassen sie für die tragenden Rollen vor allem im "Ring des Nibelungen" wie geschaffen erscheinen. Die "Met", die - bis auf einige Ausnahmen in jüngster
Zeit - nach wie vor die Tradition pflegt, allen Opernaufführungen
die Urtexte zu unterlegen, besitzt in Helen Träubel eine der besten Wagnerinterpretinnen ihres an hervorragenden Kräften so reichen Ensembles.
Ihre Kollegen vom Theater behaupteten einmal, sie sei die
"Primadonna ohne Launen" - sie habe keine Allüren, die nervöse
und spannunggeladene Atmosphäre hinter der Bühne spiele ihr keine
Streiche, und ihre Garderobiere versichert, daß es vorkomme, daß
die Künstlerin zwischen zwei Auftritten nach den Ergebnissen des
abendlichen New Yorker Baseballspiels im Polo Ground frage, ehe
sie wieder auf die Bühne gehe.
Die zahlreichen Freunde ihres gastlichen Heims schätzen ihre
Hausfraueneigenschaften, ihre Küche, ihren unvergleichlichen
"Hasenpfeffer" und ihre Freude an schönen Dingen. Sie schätzen
ihr unkompliziertes heiteres Wesen, ihren Spaß an einem lauten
herzlichen Lachen. "Nur an den Tagen eines Auftritts", bekennt
Helen Träubel,"muß ich ganz ernst bleiben, denn Gelächter streckt
die Kehlkopfmuskulatur. Morgen ist für einen »joke» ja auch noch
ein Tag."
Sie raucht nicht, sie schätzt hin und wieder einen SherryDrink und hält Schlaf für eine prächtige Medizin. Auf die Frage
nach ihren Lieblingsbeschäftigungen entgegnete sie» "Am liebsten irgend etwas Leichtes: Spaziergänge, Kino oder - aber sagen
Sie es bitte nicht weiter - etwas Gutes zu essen."
(1 Bild)
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. November 1951

Eine von der US-Regierung herausgegebene
Broschüre"über den Umgang mit Säuglingen"
ist seit 1914 ein Bestseller mit insgesamt
28 Millionen Auflage.
DIE "BIBEL DER MÜTTER"
(50 Zeilen, 500 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Ein Buch, das auf keiner
der üblichen Bestsellerlisten erscheint, dabei doch seit fast
vierzig Jahren größten Einfluß auf gegenwärtige und zukünftige
Generationen ausübt und erst kürzlich seine neunte»verbesserte
Auflage erlebte, ist die Broschüre "Infant Care", der Ratgeber
des Bundesamtes für Kinderfürsorge.
Dieser kleine Band, der 1914 zum ersten Male erschien und
sich seither größter Beliebtheit erfreut, faßt alles Wissenswerte über das erste Lebensjahr der Kinder zusammen und erreichte
bisher eine Gesamtauflage von über 28 Millionen. Obersetzungen
in acht Sprachen wurden angefertigt, und manche Exemplare fanden
auf verschlungenen Pfaden ihren Weg bis nach Nigeria und in das
Innerste Chinas. Welche Wertschätzung dieser Broschüre zuteil
wurde, geht übrigens allein schon daraus hervor, daß man sie oftmals als "mothers* bible", als die "Bibel der Mütter", bezeichnet
hat.
Natürlich berücksichtigte "Infant Care" in jeder neuen Auflage die jüngsten Erkenntnisse der Wissenschaft. Darüber hinaus
wurde vor jeder Neuauflage eine umfassende Rundfrage durchgeführt
über das, was das Buch enthalten solle, iirzte, Pflegeschwestern,
Fürsorgerinnen, Psychologen, Ernährungsfachleute, Erzieher und
selbstverständlich vor allem auch die Eltern wurden befragt.Der
neue Entwurf zur endgültigen Fassung der Auflage 1951 wurde ferner siebzig Personen außerhalb des Büros zur Begutachtung vorgelegt.
Die Unterschiede zwischen dem Baby-Erziehungsideal 1914
und dem von 1951 sind typisch für den Wandel der ^eit. 1914
hieß es, Säuglinge müssen in regelmäßigen 3-Stunden-Intervallen
Nahrung erhalten, während der heutige diesbezügliche Ratschlag
lautet: Die Entwicklung eines eigenen Mahlzeiten-Rhythmus für
den Säugling erfordert mehr Urteilskraft von seiten der Mutter
als ein starres Intervall-System, ist aber vorteilhafter für
seine gesunde Entwicklung. 1914 durften Kinder vor dem achten

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. November 1951

achten Monat keine Fruchtsäfte erhalten, heute werden vom dritten
Monat an täglich Obstsaftbeigaben gegeben. Auch feste Nahrungsmittel sind weit früher erlaubt als vor vierzig Jahren.
Die Haltung gegenüber dem vielbesprochenen Daumenlutschen
ist weit nachgiebiger geworden. Während man in der ersten Auflage noch empfahl, die Ärmel des Hemdchens über der Hand für ein
paar Tage zuzunähen, steht man heute auf dem Standpunkt, daß
Daumenlutschen nichts anderes ist als das bescheidenste Vergnügen, das ein Säugling haben kann. Wenn er gerade nicht trinkt
oder ißt, wenn niemand mit ihm spricht, wenn es nichts Interessantes anzusehen gibt und er nicht geschaukelt wird, dann steckt
er eben den Daumen in den Mund und ist damit restlos glücklich.
Wenn der Inhalt der Broschüre auch von Auflage zu Auflage
abgeändert wurde, so ist doch eines unverändert geblieben: der
Standpunkt, daß Babies, wenn sie zu gesunden und fröhlichen Kindern heranwachsen sollen, eines Maximum von liebevoller Fürsorge
bedürfen.
* * # # # *

Die nachstehende Analyse, die einer amerikanischen pädagogischen Zeitschrift entnommen ist, bestätigt, daß jenes seltsame
Kompositum, das man schlechthin einen "Jungen" nennt, in aller Welt gleich ist.
. . . UND DER HIMMEL BESCHÜTZT SIE
(50 Zeilen, 500 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Den Übergang von der Hilflosigkeit des unschuldigen Säuglings zur Würde des Mannes bildet
jene entzückende Kreatur, die man gemeinhin einen Jungen nennt.
Es gibt diese Jurigen in verschiedenen Größen, verschiedenen Gewichten und verschiedenen Farben - eines aber ist ihnen allen
gemeinsam: Sie genießen mit vollem Bewußtsein jede einzelne
Sekunde eines Tages und protestieren mit lautem Geschrei gegen
den Befehl der Eltern, wenn der Augenblick gekommen ist, der
sie ins Bett verbannt.
Jungen gibt es überall: oben drauf unten drunter, mitten
drin. Sie sind dauernd in Bewegung, was für sie Hüpfen, Springen
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

21. November 1951

Springen, Rennen oder Kriechen bedeutet. Mütter vergöttern sie;
kleine Mädchen hassen sie} ältere Brüder und Schwestern tolerieren sie, und der Himmel beschützt sie. Ein Junge ist Wahrheit
mit einem beschmierten Gesicht, Schönheit mit zerschundenen Knien,
Weisheit mit verklebten Haaren und die Hoffnung der Zukunft mit
einem Knallfrosch in der Tasche.
Für den, der sich auf eine Arbeit konzentrieren will, ist
ein Junge eine unaufhörliche, lästige, nicht zu bändigende Quelle
des Lärms. Kriegt man Besuch und hofft, der Junge möge einen guten Eindruck machen, dann scheint sich sein Hirn plötzlich in
Gelee zu verwandeln, oder aber er wird eine wilde, hämische Bestie,
deren einziges Bestreben dahin zu gehen scheint, die ganze Welt
und sich selbsb zu vernichten.
Ein Junge ist ein seltsames Kompositum: Er hat den Appetit
eines Pferdes, den Magen eines Schwertschluckers, die Energie
einer Atombombe in Taschenformat, die Neugierde einer Katze, das
Organ eines Diktators, die Phantasie eines Kriminalschriftstellers,
die Schüchternheit eines Veilchens, den Elan eines Feuerwerkskörpers und - gelegentlich - eine Ungeschicklichkeit, als ob er
an jeder Hand fünf Daumen hätte.
Seine liebe konzentriert sich auf Speiseeis, Messer, Sägen,
Weihnachten, den Jungen von gegenüber, auf Bäume, Wasser - solange
es nichts mit Waschen zu tun hat - große Tiere, Eisenbahnen und
Dampfmaschinen. Was ihm weniger behagt, sind Sonntagskleider,Bücher ohne Bilder, Musikstunden, Mädchen, Friseure, Handschuhe,
Erwachsene und das Schlafengehen.
Niemand steht so gerne früh auf wie ein Junge, und niemand
kommt so spät zum Essen wie er. Nur er kann Vergnügen daran finden, im Schmutz zu wühlen, und nur er versteht es, ein rostiges
Messer, einen angebissenen Apfel, drei Meter Schnur, eine leere
Streichholzschachtel, zwei klebrige Bonbons, fünf Pfennigstücke,
eine Schleuder, einen Klumpen schmutziger Knetmasse, ein Schnekkenhaus und einen alten Schlüssel in einer einzigen Hosentasche
zu verstauen.
Ein Junge ist aber auch ein ausgesprochen magisches Wesen.
Wohl kann man ihn aus einem Arbeitszimmer ve±annen, nicht aber
aus dem Herzen; man kann ihn von geschäftlichen Dingen ausschließen, nicht aber aus dem persönlichen Gedankenkreis. Im Grunde muß
ein jeder vor ihm kapitulieren. Er ist Beherrscher, Eroberer,
Wächter und Meister zugleich.
* * * * * *

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21. November 1951

Die neuen Erkenntnisse und Entdeckungen
über den ernährungsphysiologischen Wert des
Fleisches, die auf Grund umfassender von
der amerikanischen Fleischindustrie finanzierter Forschungsarbeiten gewonnen wurden,
werden für Millionen Menschen in der ganzen Welt von Nutzen sein.
IST FLEISCHESSEN GESUND ?
Von Henry La Cossitt
(60 Zeilen, 600 Worte)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) —
Es ist eine längst bekannte Tatsache, daß die Menschheit seit ihren Anfängen Fleisch
gegessen hat; aber es ist eigenartig, daß der Wert keines anderen Nahrungsmittels'immer wieder so umstritten wurde, wie der
von Fleisch - ja* daß selbst von Gefahren gesprochen wurdet die
sein Genuß dem menschlichen Körper bringe.
Die seit alter Zeit bestehende Angst, daß Fleisch für Kinder schädlich sei, ist nach der heutigen Überzeugung der Ärzte
jedoch nichts weiter als ein aus früheren Zeiten überkommener
Aberglaube. Den Arbeiten von Dr. H.W.Schulz, einem jungen Ernährungsphysiologen aus Chikago, ist es in erster Linie zu danken, daß der Gegenbeweis für diese auch in jüngster Zeit noch
fortbestehende Ansicht erbracht werden konnte.
Im Auftrage einer großen amerikanischen Fleischkonservenfabrik,
"Swift and Company", suchte er drei für die Verabreichung von Fleischkost an Kinder wichtige Fragen zu klären:
1. die Zuträglichkeit von Fleischnahrung;
2. den Grad der Auswertung der im Fleisch enthaltenen Nährstoffe
und 3. die physiologischen Vorteile von Fleischkost für Kinder.
Die Forschungen ergaben für die beiden ersten Punkte ein
eindeutig positives Ergebnis, hinsichtlich des dritten Punktes
,sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
Eine Gruppe von sechs Wochen alten Kleinstkindern erhielt
zwei Monate hindurch besonders präpariertes, durch feine Siebe passiertes Fleisch als Kost. Es zeigte sich, daß diese Kinder 139^ mehr Hämoglobin im Blut hatten als mit Normalkost gefütterte Babies. Die Zahl der roten Blutkörperchen lag um 22#
höher. Ferner stellte man fest, daß die "Fleischkinder" besser
und ruhiger schliefen.
Die Versuche ergaben außerdem, daß bei Fleischernährung
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
21. November 1951
Fleischernährung weniger Infektionskrankheiten, Erkältungen und
Katarrhe auftraten.
Diese Ergebnisse können als Beweis dafür genommen werden,
daß eine leichte Fleischnahrung auch Kleinstkindern nicht schadet. An der Universität von Minnesota wurde bereits eine Art
synthetischer Milch mit passiertem Fleischzusatz entwickelt,
die auch Kindern, die gegen Mutter- oder Kuhmilch allergisch
sind, gut zuträglich ist und sich sogar zur Ernährung von Frühgeburten gut verwenden läßt.
Aber dies ist nicht die einzige Neuentdeckung über den
Nährwert des Fleisches. Auf Grund seines großen Eisen- und Eiweißgehalts ist es besonders zuträglich für Mädchen im Pubertätsalter, da es den durch das Eintreten der Menstruation stark
beanspruchten Organismus kräftigt. Auch hier haben Versuche ergeben, daß drei Fleischmahlzeiten täglich eine außerordentlich
günstige Wirkung haben.
Wo die Zähne nicht mehr mitmachen - dies gilt insbesondere
für alte Menschen - genügt Hackfleischkost, um die Lebensfrische
und die Konzentrationsfähigkeit zu heben.
Es besteht Grund zur Annahme, daß die Arteriosklerose durch
proteinreiche Nahrung, kombiniert mit zwei Vitaminen des B-Komplexes - Inositol und Cholin - in ihrer Entwicklung aufgehalten werden kann. Bereits jetzt haben Cholinbehandlungen einen
60#igen Rückgang der durch Erkrankungen der Coronararterien
bedingten Todesfälle bewirkt.
Bei der Behandlung von Magen- und Darmgeschwüren hat sich
geschabtes Fleisch ebenfalls als wirksam erwiesen. Dem tierischen Eiweiß spricht man allgemein gute Heilwirkung zu» weshalb
amerikanische Zahnärzte beispielsweise nach Extraktionen häufig Fleischkost verordnen.
(Copyright freigegeben von "Collier's")
# # * # *

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21. November 1951

KÜRZNACHRICHTEN
DIE ARBEITENDE FRAU UND DIE NEUE SOZIALGESETZGEBUNG
(62 Zeilen, 620 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) —
Die Zusatzbestimmungen
zu den Sozialversicherungsgesetzen, die die amerikanische Regierung im vergangenen Jahre erließ, enthalten bemerkenswerte
Verbesserungen für alle die Fälle, in denen die verheiratete
Frau der einzige Ernährer der Familie ist.
Grundsätzlich kommt der abhängige Ehemann in den Genuß
der Sozialversicherung, insbesondere dann, wenn eine vollversicherte Ehefrau nach Erreichung der Altersgrenze (65 Jahre
und darüber) aus dem Arbeitsverhältnis ausscheidet. Bei Teilversicherung der Ehefrau wird der Ehemann erst dann versicherungsberechtigt, wenn er über 65 Jahre alt, Vater der Kinder
oder mindestens drei Jahre mit ihr verheiratet ist. Abhängig
ist - nach gesetzlicher Definition - der Ehemann dann, wenn
während der vorgeschriebenen Zeit mindestens die Hälfte seines
Lebensunterhaltes von seiner Frau bestritten wurde. Im Falle
des Todes der Ehefrau erhält er monatlich Rentenbezüge.
Ähnliches gilt für unverheiratete Frauen, deren Eltern
noch leben. Die Eltern einer verstorbenen Versicherten kommen
in den Genuß einer Hinterbliebenenrente, wenn zum Zeitpunkt
des Todes die Hälfte ihres Unterhaltes von der Tochter bezahlt
wurde.
* * * * *

BEVORZUGTE KÄSESORTEt CHEDDAR
(28 Zeilen, 280 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Die Amerikanerin, die
beim alltäglichen "Shopping" einen Feinkost- oder Käseladen
betritt, findet gewöhnlich die gleiche Vielfalt der Auswahl vor,
die den europäischen Liebhaber von Käsespezialitäten erfreut.
Die USA importieren seit je große Mengen äh Käse, der in ver<schiedenen europäischen Ländern als "nationale Berühmtheit"
produziert wird. Als aber während des Krieges die Verbindungen
abrissen, stellten sich viele amerikanische Käsereien auf eine
Produktion nach europäischen Rezepten um, und es ist kein Zufall, daß heute in den USA Schweizerkäse von Fabrikanten Schweizer
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
21. November 1951
Schweizer Herkunft und Gorgonzola oder Parmesan von italienischen Einwanderern hergestellt wird.
Freilich gibt es auch einen ausgesprochen
amerikanischen
Käse, der sich so großer Beliebtheit erfreut, daß auf ihn drei
Viertel der gesamten Produktion entfallen. Es ist dies der
Cheddar, der sich am besten mit einem Emmenthaler Käse ohne Rinde vergleichen läßt, nur is£ er dunkler, etwa honigfarben und
von mildem Aroma. Vielfach wird er konserviert in den Handel
gebracht.
An zweiter und dritter Stelle in der amerikanischen Käseproduktion rangieren Streichkäse, wie wir sie in Deutschland
unter den zahlreichen Voll- und Halbfettkäsen kennen, und der
Schweizerkäse.
Unter den zahlreichen Spezialitäten gibt es eine Käsesorte,
die den deutschen Namen "Liederkranz" führt; der Fabrikant, der
ihn in den neunziger Jahren "erfand", gab ihm zu Ehren des Gesangvereins, der ihn mit einer "Kostprobe" aus der Taufe hob,
diesen klangvollen Namen.
* * * * *

DEUTSCHE FRAUEN ENTSCHEIDENDER FAKTOR DER EUROPÄISCHEN POLITIK
(13 Zeilen, 130 Worte)
RICHMOND — (Amerika Dienst) —
Die deutschen Frauen
seien ein "entscheidender Faktor in der europäischen Politik",
erklärte der US-Botschafter-in Belgien, Robert Murphy, hier vor
einem Frauenforum. Diese Tatsache beruhe nicht auf ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit; vielmehr hätten die Leiden und Entbehrungen, die die deutschen Frauen während des Krieges erdulden mußten, in ihnen ein Verantwortungsbewußtsein der Allgemeinheit gegenüber erweckt, das von ungeheurem Wert für die Zukunft sein
könne. Ihr Wunsch, am politischen Leben teilzuhaben, könne nicht
nur das Schicksal Deutschlands, sondern ganz Europas auf Generationen hinaus entscheidend beeinflussen. Botschafter Murphy
sprach sich allgemein lobend über den Beitrag aus, den Europa
im Interesse der gesamten freien Welt geliefert hat.
* * * * * *

QUELLENANGABE NICHT ERFORDERLICH

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IV. Jahrgang, Nr. 35 A

5. Dezember 1951

GRENZSTATIONEN DER FREIHEIT
(56 Zeilen, 560 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Der aufsehenerregende Vortrag, den eine junge Frau, Miss Eleanor
lipper, Anfang November in Washington über ihre Erlebnisse in ihrer elfjährigen sowjetischen Strafgefangenschaft hielt, hat über den ungewöhnlich starken Widerhall in der amerikanischen Öffentlichkeit
hinaus eine bemerkenswerte neue Organisation ins
Leben gerufen.
Die Erschütterung und Anteilnahme, die die Ausführungen
einer Frau über ihre elfjährige Arbeitslager-Haft in Sibirien
ausgelöst hat, manifestiert sich in einer lebhaften Zustimmung
weiter Kreise, in Zukunft allen Menschen, die nach ihrer Flucht
durch den Eisernen Vorhang das Gebiet der freien Welt betreten,
mit Rat, vor allem aber mit Tat zur Seite zu stehen. Die Organisation, die sich unter dem eindruoksreichen Namen "Grenzstationen der Freiheit" bereits konstituiert hat, will in Europa längs
des Eisernen Vorhangs, von Stockholm bis Istanbul, ein Dutzend
"Grenzstationen" einrichten, von denen aus Flüchtlinge gesammelt,
betreut und in das freie Leben weitergeleitet werden.
Eine Sprecherin des amerikanischen Frauen-Presse-Klubs,
der die Patenschaft für diese Flüchtlingshilfe übernommen hat,
wies auf die oft tragischen Umstände hin, die über zahlreiche
unglückliche Menschen bekannt geworden seien, denen zwar unter
oft unvorstellbaren Entbehrungen und bedauernswerten Umständen
die Flucht an sich gelang, ein neuer ermutigender Beginn in der
neuen Umgebung aber mißglückte.
"Diese Menschen bedürfen eines warmen und menschlichen
Willkommens und einer tatkräftigen materiellen Hilfe für die ersten vier bis fünf Monate, bis sie selbst in der Lage sind, mit
den ungewohnten, durch die Verschiedenheit der Sprache oft fast
unüberbrückbaren Gegensätzen von sich aus einigermaßen fertigzuwerden." Der wichtigste Weg zu diesem Ziel sei die Vorbereitung
einer Ansiedlung, am besten in den Ländern, die bereit sind,Einwanderer aufzunehmen.
Das Komitee der "Grenzstationen der Freiheit" hat sich
der Unterstützung des Senders "Freies Europa" versichert, und
sich zum Ziel gesetzt, im nächsten Jahre zwei Millionen
Dollar zusammenzutragen, um damit 20 000 Flüchtlingen aus den

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. Dezember 1951

aus den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang eine erste Beihilfe
von 100 Dollar zur Verfügung stellen zu können.
Miss Lipper-, die von deutsch-jüdischen Eltern abstammt
und in den Niederlanden geboren wurde, verließ als Medizinstudentin im Jahre 1937 Berlin und ging freiwillig nach Moskau,
weil sie den verlockenden Darstellungen von einem herrlichen
freien Leben Gehör schenkte. Sie arbeitete in einem Fremdsprachen-Verlag, bis sie eines Nachts im Jahre 1939 wegen "aufrührerischer, konterrevolutionärer Betätigung" verhaftet und ohne
richterliches Urteil zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt wurde.
i

Sie wurde indessen nach dieser Zeit, in der sie Fürchterlichstes
durchzumachen hatte, nicht freigelassen. 1946 war sie kurze Zeit
auf freiem Fuße, aber beim Überschreiten der westlichen Grenze
wurde sie wieder ergriffen und eingesperrt.
"Ich spreche im Namen von Millionen unglücklichster Menschen", sagt Miss Lipper, "kein einziger hat die Möglichkeit,
seine Stimme zur Anklage zu erheben. Was ich erlebte, kann jedem
von uns, auch dem Unschuldigsten, widerfahren."
* * * * *

*

Das Beratungsbüro des amerikanischen
Spielzeugfabrikantenverbandes beschäftigt eine Reihe von Kinderpsychologen,
die die Eltern beim Einkauf von Spielsachen beraten.
SPIELEN MUSS SPASS MACHEN
Von Shirley Kessler
(110 Zeilen, 1100 Worte)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — Meine Freundin wartete,
bis die Kinder das Zimmer verlassen hatten, und dann überfiel
sie mich mit der Frage: "Was soll ich Janie bloß zu Weihnachten
schenken? Im vergangenen Jahr hatte ich ausgemachtes Pecho Keines
der Spiele konnte ihr mehr als ein flüchtiges Interesse abgewin
nen. Das Kind wurde nicht fertig damit. Du hast doch Erfahrung!
Sag mal, was erwartet ein Kind von Spielsachen? Sie sah reoht
ungläubig drein, als ich ihr antwortete: "Spaß, liebe Freundin,
nichts als Spaß".
Die prachtvollen Schaufensterauslagen und die aufgeregte
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"ALIERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. Dezember 1951

aufgeregte Vorweihnachtsatmosphäre verleiteten Anna dazu, möglichst kompliziertes und modisches Spielzeug zu kaufen. Genau wie
ihre Mutter war die fünfjährige Janie anfangs wohl begeistert von
der Aschenbrödelmarionette. Als aber ihre kleinen ungeschickten
Hände sich mit dem Fädengewirr auseinanderzusetzen versuchten,
war es mit der Freude aus, und das arme Kind fühlte sich recht unglücklich. Auch die kleinen durchsichtigen Bausteine aus Werkstoff mit den eingebauten Glöckchen langweilten es bald, und nach
wenigen Tagen lagen sie unbeachtet irgendwo in einer Ecke.
Ein Achtjähriger, der mit den "Geheimnissen"der Marionette
hätte fertig werden können, hätte sich wahrscheinlich an solch
einem Geschenk begeistert, ebenso wie ein jüngeres Kind als Janie
mit den klingenden Bausteinen selig gewesen wäre. Für Janie aber
wärai eine Stoffpuppe mit vielseitiger Garderobe und große bunte
Holzbauklötze jedenfalls geeigneter gewesen.
Elektrische Eisenbahnen sind ein anderer beliebter Geschenkartikel. Leider sind sie für kleinere Jungen, die noch
nicht in die Schule gehen, zu kompliziert, und die Karikaturen,
die Papa am Boden liegend beim Eisenbahnspiel zeigen, während
Söhnchen daumenlutschend bdseitestehen muß, treffen hier ins
Schwarze. Es gibt wunderschöne Holzzüge, die man an- und abhängen kann und die für die Drei- bis Fünfjährigen viel brauchbarer
sind.
Andere Väter und Mütter wiederum vergessen bei der alljährlich wiederkehrenden Auswahl der Weihnachtsspielsachen völlig,
daß ihre Kindarvon Jahr zu Jahr größer werden. Was die einen dadurch
sündigen, daß sie die geistigen Kombinationsfähigkeiten ihrer Kinder überschätzen, verderben andere damit, daß sie ihre Kinder in
jeder Beziehung unterschätzen. Psychologen sagen, daß ein achtjähriges Kind in einer Woche größere körperliche und geistige
Fortschritte macht als ein Erwachsener in einem Jahr. Spielzeug,
über das die Kinder hinausgewachsen sind, muß ersetzt werden.
Dinge, die ein Kind langweilen, . .^agen oft die Schuld an seiner
C KBja .elei. Ein Spielzeug muß Spaß machen, und dazu gehört auch,
die Schwierigkeit richtig zuzumessen, die dem Kind die Befriedigung gibt, etwas geleistet und erreicht zu haben.
Selbst der Säugling hat Babyklappern satt, wenn er ins
Kriechalter kommt.. Dann will er etwas haben, was er vor sich
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5. Dezember 1951

sich herstoßen kann und einen ordentlichen Puff verträgt. Später,
wenn das Kind laufen kann, sind es kleine Holzwagen oder ziehbare
Tiere; mit ausgebildetem Gleichgewichtssinn dann ein kleines
Dreirad, ein Schlitten usf.
Obgleich Zwei- und Dreijährige die Spielzeuge der Fünfbis Sechsjährigen kaum bewältigen können, so gibt es gerade in
dieser Altersspanne verschiedene Dinge, die für eine Reihe von
Jahren das Interesse der Kinder wachhalten. Dazu gehören Legund Zusammensetzspiele, Puppen, Puppenstuben, Dörfer und Burgen,
Haushaltgegenstände in Miniaturausgabe, Knetmasse, Farbstifte,
Ankleidepuppen aus Papier, stumpfe Scheren und vor allen Dingen.
Bauklötze in allen Formen und Farben. Bis zum Schulalter sollte
man am besten nur Holzbaukästen kaufen und die komplizierten Metallbaukästen für den mindest Zehnjährigen aufbewahren.
Die Sechs- bis Zehnjährigen bevorzugen bereits ein wenig
kniffligere Würfelspiele und zur Förderung handwerklicher Fertigkeiten Nähzeug und Stickrahmen für Mädchen, Laubsägewerkzeuge
und kleine physikalische Experimentierinstrumente für Jungen.
Auch Fußbälle, Tischtennis, Turnringe und andere Ausrüstungen
für intensivierte körperliche Betätigung werden begeistert begrüßt. Die Mädchen dieser Altersgruppe haben außerdem gewöhnlich
große Freude an besonders schönen Puppen.
Die Zehn- bis Vierzehnjährigen haben meist schon ganz spezielle Wünsche, die schon auf gewisse Neigungen ihres Charakters
und ihrer Veranlagung schließen lassen. In diesem Alter wollen
Kinder bereits ihre eigenen Ideen ausprobieren, und zeigen Wünsche, die mechanische Spielsachen recht unzulänglich erfüllen.
Nach dem Aufstellen und Aufziehen bleibt dem Kinde wenig Gelegenheit zum wirklichen Spiel, das ihm mehr als bloßer Zeitvertreib bedeutet. Und immer wieder hat es sich bestätigt, daß einfache Dinge die beliebtesten Spielsachen sind. Alle Altersgruppen schätzen z.B. einen Stoß alter Zeitschriften, die man ausschneiden und nach Belieben verwenden kann. Dieselbe Wonne löst,
eine Truhe alter Kleidungsstücke aus, mit denen man Verkleiden
spielen darf.
Größter Wert ist beim Sinkauf von Spielsachen darauf zu
legen, daß sie dauerhaft sind und die Kinder sich daran nicht
verletzen können. Hat ein Kind bereits genug Gegenstände, mit
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. Dezember 1951

mit denen es herumtollen kann, dann gebe man ihm zum Ausgleich
Dinge, die seinen anderen Interessen gerecht werden, vielleicht
Bücher oder ein Musikinstrument.
Alle Dinge zur körperlichen Ausgleichsbetätigung, wie Fahrräder, Roll- und Schlittschuhe, Schneeschuhe und Rodelschlitten»
sollten beste Handwerksarbeit sein. Sie sind dann nahezu unverwüstlich - soweit dieses Wort bei Kindern zulässig ist - und
lohnen den dafür bezahlten hohen Preis. Talente sollen natürlich
gefördert und beim Einkauf von Spielsachen auf jeden Fall berücksichtigt werden. Es hat aber keinen Zweck, ein Kind, das beispielsweise am Malen und Zeichnen kein Interesse hat, dazu zu
zwingen.
In einer von Haß zerrütteten Welt gewinnen Spiele, die
gemeinsam von einer Gruppe von Kindern gespielt werden, an besonderer Bedeutung. Gegenseitiges verständnis, Rücksichtnahme,
taktvolles Gewinnen- und mit tapferer Haltung Verlieren-Können,
das alles lehrt das Gruppenspiel. In der Zukunft brauchen wir
Menschen, die miteinander auszukommen verstehen, nötiger als
hochqualifizierte Techniker. "Fairplay" ist eine Haltung, die
zum Grundsatz aller Handlungen werden muß. Das Spiel ist die
mit Zuckerguß überzogene Methodik zur Lösung aller mitunter so
unüberwindlich erscheinenden menschlichen Gegensätze.
Das Spielzeug ist ein pädagogisches Medium; aber wichtiger
als dies scheint mir, daß es die Freude und die Fröhlichkeit
vermittelt, aus der eine glücklichere' Generation erwachsen wird.

ACHTUNG REDAKTION! Auf Anforderung übersendet Ihnen der
"AMERIKA DIENST" kostenlos drei Bilder zu obigem Artikel.
(Aus "Today's Health")

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AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5 . Dezember 1 951

Dr. Margaret Mead, die bekannte amerikanische
Anthropologin und Bestseller-Autorin, feiert
im Dezember ihren 50. Geburtstag.
" . . . WEIL IHRE KÖPFE HÄRTER ALS DIE DER MÄNNER SIND"
Natürliche und kulturbedingte menschliche Eigenschaften
Von C. Hansen
(70 Zeilen, 700 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Je komplexer unsere Welt
und je unsicherer die Stellung des Einzelnen in dieser Welt wird,
desto dringender erhebt sich die Klärung der Frage nach den notwendigen Voraussetzungen, Möglichkeiten und Hemmnissen, die dem
Menschen das Einfügen in seine Umgebung erleichtern oder erschweren können. Eine Reihe von Begriffen und Ideen, die einst Hilfe
und Stütze sein konnten, haben heute zum Teil ihren Wert verloren. Wohl versucht der Mensch sich ein statisches Weltbild aufzubauen, aber Veränderungen, die ihn selbst wie auch seine Umwelt treffen, erschrecken und verwirren ihn mitunter so stark,
daß sie sein ganzes Fundament ins Wanken bringen können.
Zu den Wissenschaftlern, die sich heute ernsthaft mit der
.Frage beschäftigen, welches die unwandelbaren, natürlichen und
welches die kulturbedingten Eigenschaften sind, die dem heutigen Menschen gegeben sind, gehört die in ganz Amerika bekannte
Anthropologin Dr. Margaret Mead, die am 16. De'zember ihren 50.
Geburtstag feiert. Sie stammt aus einer angesehenen, fortschrittlich gesinnten Familie. Ihr Vater war Professor für Wirtschaftswissenschaft und ihre Mutter Soziologin. Großen Einfluß auf die
Erziehung der jungen Margaret hatte ihre Großmutter, Martha
Ramsden Mead, eine der ersten Frauen Amerikas, die sich auf dem
Gebiet der Kinderpsychologie hervortat . An der Columbia-Universität in New York studierte Margaret Mead Anthropologie bei
Franz Boas und Ruth Benedict. Sie erhielt 1924 ein Stipendium,
das ihr eine Forschungsreise in die Südsee ermöglichte.
Dort zog sie von Insel zu Insel, zeitweilig selbst wie eine
Eingeborene unter den Eingeborenen unter Bedingungen lebend, die
von denen der westlichen Zivilisation grundverschieden sind.
Hier aber begriff sie erst so recht, daß das Leben und alle
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. Dezember 1951

alle Kultur, ja überhaupt die ganze historische Entwicklung der
Menschheit zwar auf dem Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern beruht, daß dieser Unterschied aber nicht überall die gleichen Vorstellungen, Existenzformen und kulturellen Auswirkungen
nach sich gezogen hat. Gelt jahrhundertelang für die europäische.
Völkerfamili^
s Gebot, daß die Frau an den Herd und der Mann
in die Welt gehöre, so gibt es auf den von der westlichen Zivilisation unberührten Inseln Stämme, die den männlichen Nachkommen besonders zarte Behandlung angedeihen lassen, während die
Mädchen hart'und streng erzogen werden. Sie müssen die schwersten
Lasten tragen, "weil ihre Köpfe härter als die der Männer sind" .
Wieder andere verbieten der Frau aus religiösen Gründen jegliche Hausarbeit.
Dr. Mead war auf diesen Reisen besonders interessiert an
den Formen der Kindererziehung dieser Stämme. Dabei konnte sie
immer wieder feststellen, daß die Kinder nicht durch Erziehungsmaßnahmen, sondern durch das Beispiel ihrer Umwelt herangebildet werden. Die Bücher Margaret Meads, vor allem aber "Coming
of Age in Samoa" (Der junge Mensch in Samoa), wurden nicht nur
in fachwissenschaftlichen Kreisen, sondern auch von einer ungewöhnlich großen Lesergemeinde mit Interesse und Beifall aufgenommen.
1936 heiratete Dr. Mead den bekannten englischen Anthropologen Gregory Bateson, mit dem sie zusammen an einem Buch über
die Charaktereigenschaften der Balinesen arbeitete. Mehr und
mehr aber beschäftigte sie sich mit der Analyse der Menschen
ihres eigenen Vaterlandes. Ihr letztes Werk "Male and Female ,
a Study of Sexes in a Changing World", das 1949 erschienen ist,
gilt als ein bedeutendes anthropologisches Werk von präziser
Sachlichkeit und außerordentlich großer menschlicher Tiefe. Dr.
Mead wendet sich darin vor allem gegen die westliche Gepflogenheit, bestimmte Berufe als "männlich" oder "weiblich" abzustempeln. Diese Einteilung sei künstlich, das heißt aus Kultur und
Entwicklung gewachsen, nicht aber bedingt durch die Natur des
Menschen. An diesem Punkt gewinnen ihre Erkenntnisse in der
Südsee besondere Bedeutung, denn die bei den Stämmen dieser
primitiven Völker so völlig andere Auffassung über die Stellung
der Frau, die ja in biologischer Hinsicht nicht weniger Frau ist
als die Europäerin oder Amerikanerin, beweist, daß jede Klassifizierung in sozialer oder geistiger Hinsicht nichts mit der natürlichen Prädestination der Frau zu tun hat.
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5. Dezember 1951

DIE NEUN GEBOTE FÜR DEN FAMILIENFRIEDEN
(67 Zeilen, 670 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — In einer Welt, die
dem Einzelnen nur wenig "Lebensraum" zubilligt und
in der viele Familien eng beieinander wohnen müssen,
scheint es notwendig, von Zeit zu Zeit gute Ratschläge für ein gedeihliches, friedliches Zusammenleben
zu geben. Die folgenden Punkte erheben nicht den
Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie können aber
vielleicht dem einen oder anderen, der sich in ähnlicher Lage befindet, Zuspruch und Trost sein.
Auf ein Wort, liebe Schwiegermütter!
Wir sind uns sicher einig, daß Euer Ruf, der Euch gleich
einer fragwürdigen Gloriole begleitet, zumeist eine boshafte
Verallgemeinerung ist, die freilich»wenn Ihr ehrlich seid, ihre
wohlbegründeten Ursachen hat.
In den Augen Eures eigenen verheirateten Sohnes seid Ihr
oft nicht nur die vollkommene Mutter, sondern meist auch die
ideale Frau, und eine solche Idealisierung gefällt einer Schwiegertochter nun gar nicht, um so weniger, wenn der Gatte in seiner Kindesliebe so weit geht, seine junge Ehepartnerin als einen
Fremdkörper in seiner Familie zu betrachten. Kein Wunder, wenn
die beiden Gatten für so manches Mißverständnis die Schuld bei
der Schwiegermutter suchen, ist sie doch als Außenstehende und
zugleich am Familienleben Beteiligte geradezu für die Rolle des
Sündenbocks prädestiniert.
Was könnt Ihr, verehrte Schwiegermütter, dagegen tun?
Eine erfahrene Frau, Mrs. Edith Neisser aus New York, selbst
Schwiegermutter, schlägt vor, folgende neun Gebote zu beachten:
1 . Gebot
Verlange nicht, daß man Dich wichtiger nimmt als den Ehepartner, und zeige, daß Du es zu würdigen weißt, wenn man Dich
ins Vertrauen zieht.
2. Gebot
Denke immer daran, daß die Kinder ein Recht haben, selbst
zu entscheiden, und vermeide es vor allem, dem jungen Paare dreinzureden, wenn es sich seine Wohnung einrichtet oder es gar um die

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. Dezember 1951

die Erziehung der Kinder geht.
3. Gebot
Vergiß niemals, daß Dein Kind und sein Ehepartner eins
sind. Du hast kein Rjoht, für die eine oder die andere Seite
Partei zu ergreifen.
4. Gebot
Mische Dich niemals in Ehestreitigkeiten, denn Du überblickst nicht die wahren Hintergründe und verschlimmerst die
Streitigkeiten eher, als daß Du sie schlichtest.
5. Gebot
Nimm Deine Kinder so wie sie sind. Laß vor allem nicht aus
den Augen, daß das angeheiratete Kind aus einem anderen Lebenskreise kommt und einfach nicht in der Lage ist, alle Deine Wünsche zu erraten od'er zu berücksichtigen.
6. Gebot
Sei oehutsam und sparsam mit Deinen Vorschlägen. Nur die
wenigsten Menschen vertragen solche "schwiegermütterlichen Belastungen" .
7. Gebot
Sei taktvoll. Junge Eheleute sind nicht erpicht auf Erzählungen über andere Ehen, in denen alles viel besser sein soll.
8. Gebot
Übernimm einen angemessenen Teil der Hausfrauenpflichten,
wenn Du mit dem jungen Paare lebst, versuche aber nicht, allein
das Szepter zu führen. Nur ein genau abgegrenzter Pflichtenkreis
bewahrt Dich und die Kinder vor unerfreulichen Auseinandersetzungen.
9. Gebot
Zeige Dich niemals eifersüchtig. Gewiß ist es für eine
Mutter nicht leicht in Kauf zu nehmen, daß das eigene Kind von
ihr weg zu einem anderen Menschen ging, aber die Einsicht ist
der erste Schritt, der einem unglücklichen Wettbewerb aus dem
Wege geht.
*

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. Dezember 1951

VIELFÄLTIGE WINTERMODE
Kleider aus Kohle und Salz - weite Röcke und
steife Unterkleider - Stolas und Gürtel






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(34 Zeilen, 340 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die Frauen werden es augenblicklich nicht leicht haben, sich bei der Neuanschaffung eines
Kleides oder Mantels für eine Stoffart, Machart oder Farbe zu
entscheiden, weil gerade in dieser Saison die Mode besonders
vielfältig ist. Immerhin haben die internationalen Modeschöpfer
einige Direktiven gegeben, die das Bild der diesjährigen Wintermode bestimmen werden.
Neu sind vor allem Stoffe, die die Chemiker aus Luft,
Kohle, Salz und Erdgas hervorgezaubert haben. Dacron, Dynel
und Orion heißen drei dieser Fabrikate, die sich gut tragen,
waschbar sind und nicht knittern. Die Modefarben für den Winter
sind Grau, Braun und Schwarz, die kombiniert werden mit Rot,
Grün und Gelb. Zu Grau wird Rosa und Pfauenblau getragen. Für
junge Mädchen sind nach wie vor karierte Wollstoffe en vogue.
Nach den Tonnenröcken kommen nun wieder die weiten Röcke,
und zwar nicht nur bei Kleidern, sondern auch bei Kostümen. Zu
den reich fallenden Kleiderröcken werden steife Unterkleider
getragen, wodurch der Eindruck von Krinolinen entsteht, ein
Effekt, der sich vor allem bei festlichen Gewändern gut ausnimmt. Die Röcke reichen bei Tageskleidern und Kostümen bis zur
halben Wade, und ebenso behalten die Mäntel ihre reiche Weite
tei

*
Die schlanke Taille der Kleider wird durch kurze oder
eng geschnittene Jacken betont. Boleros und doppelseitig tragbare Westen werden ebenfalls zahlreiche Anhängerinnen finden.
Die Ärmelmode variiert vom kurzen weiten, bis zum langen, engen
Ärmel. Neu sind Kostüme mit gerade fallenden, kurzen und weite
Mäntel mit dreiviertellangen Ärmeln. Besonders modisch wirken
Steh- und hohe Umlegekragen.
Unter den modischen Beigaben nehmen Stolas und Gürtel
den ersten Platz ein. Breite Pelz- oder Stoffstreifen werden
als Ergänzung zum Kleid tagsüber und abends getragen, und Gürtel sind nicht nur zu Kleidern und Röcken, sondern auch an
Kostümen und Stoffmänteln modisch und schick.
#

*

*



*

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. Dezember 1 951

... UND ZUM WEIHNACHTSPEST: ECHTEN PLUMPUDDING
(56 Zeilen, 560 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Es läßt sich darüber strei
ten, welche von den beiden Weihnachtsspezialitäten in Amerika
beliebter ist. Plurapudding oder Pruitcake. Pest steht auf alle
Fälle, daß in Neuengland: dem Siedlungsgebiet der ersten englischen Amerikafahrer, viele Familien noch an der Plumpuddingsitte festhalten. Weihnachten ist für sie erst dann wirklich
Weihnachten, wenn der mit Zucker und Alkohol übergossene, von
saftigen Früchten strotzende Pudding, der bereits wochenlang
vorher bereitet wird, um ihm auch ja genug Zeit zum Durchziehen
zu lassen - auf daß die festlichen Gewürze sich richtig vermischen mögen - am Weihnachtstag angezündet wird.
Echter Plumpudding:
Man nehme:

125 g
375 g
125 g
125 g
62,5 g
62,5 g
450 g
250 g
1 1/2
3/4
1/4
1/4 1
125 g
4
2
2

Rosinen
Sultaninen
Feigen
Datteln
Zitronat
Orangeat
Rindertalg
altes Weißbrot
Teelöffel Salz
Teelöffel Zimt
Teelöffel gestossene Nelken
heiße Milch
Farinzucker
ganze Eier
Eßlöffel Rotwein
Eßlöffel Rum oder Cognac

Zubereitung:
Rosinen und Sultaninen werden sorgfältig verlesen. Dann
zerkleinert man mit einem s charfen Messer die Feigen, Datteln,
Zitronat und Orangeat und den Talg. Hierauf entfernt man vom
Weißbrot die harte Rinde und zerbröckelt die Krume fein, gibt
sie in eine große Schüssel, fügt Gewürze und Salz, die heiße,
aber nicht kochende Milch und den Zucker hinzu, mischt gut
durcheinander und stellt kalt.
Während diese Mixtur abkühlt, werden die Eier schaumig
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"AMERIKA DIENST" - FÜR

DIE FRAU

5. Dezember 1951

schaumig geschlagen. Darauf gibt man sie zusammen mit der FruchtTalg-Milchmischung in die Krümelmischung und fügt zuletzt Wein
und Cognac (oder Rum, Arrac etc) hinzu. Diese Masse füllt man
dann in eine große oder auch zwei kleinere, fest verschließbare
Puddingformen und läßt im Wasserbad etwa 5 Stunden garkochen.
Das Wasser muß die Form stets bis zu 2/3 bedecken. Auch muß
darauf geachtet werden, daß die Form auf dem Boden des Gefäßes
nicht aufsteht. Verdampftes Wasser muß.wieder nachgefüllt werden.
Der Pudding wird einige Zeit vor Weihnachten zubereitet.
Am besten bewahrt man ihn in der Puddingform, die . man luftdicht
mit Wachspapier abschließt, an einem kühlen und dunklen Ort auf.
Am Weihnachtsabend holt man ihn hervor, läßt ihn nochmals etwa
eine Stunde im Wasserbad durchziehen, stürzt ihn, bestreut mit
Zucker, begießt mit hochprozentigem Alkohol, entzündet den verdampfenden Alkohol mit einem Streichholz und serviert ihn so,
mit weihnachtlichem Dekor angerichtet, mit schaumiger Vanillesauce, Weinschaumsauce oder Eggnog.
(Rezepte für Eggnog und Fruitcake brachten wir im "AMERIKA
DIENST" - FÜR DIE FRAU - vom 19. Dezember 1949)
*

* * * *

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IV« Jahrgang, Nr. 36/W

19. Dezember 1951

Vor fünf Jahren, am 11. Dezember 1946,
wurde der Internationale Kinderhilfsfonds der Vereinten Nationen gegründet.
PUR EINE BESSERE WELT DER KINDER
(77 Zeilen, 770 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Die unschuldigsten Opfer
der Kriege sind die Kinder. Ihre Rufe nach den verlorenen Eltern, nach dem täglichen Brot, nach Wärme und Liebe waren, als
die Waffen des letzten Krieges endlich schwiegen, die lauteste
Anklage gegen die sinnlose Zerstörungswut einer aus den Fugen,
geratenen Welt. Hinter der Sorge um die tägliche Notdurft aber
lauerte die Katastrophe: Tod, Seuche, Unterernährung, Verrohung
und Kriminalität.
Die UNICEF (United Nations International Childrens
Emergency Funds), die Internationale Kinderhilfe, die am 11.
Dezember 1946 aus der Taufe gehoben wurde, konnte auf die Erfahrungen zurückgreifen, die die erste große Nachkriegs-Hilfsorganisation, die UNRRA, in den vom Kriege verwüsteten Gebieten
Mitteleuropas gesammelt hatte. Man wußte, daß es schwer sein
würde, gerade Jugendlichen und Kindern in kurzer Zeit das an Gesundheit und häuslicher Geborgenheit zurückzugeben, was ihnen
der Krieg genommen hatte.
Die UNICEF konnte natürlich nur im Rahmen der gesammelten
und zur Verfügung gestellten Geldmittel helfen, und für die geplante langfristige Hilfe brauchte man viel, sehr viel Geld.
Den Grundstock bildeten die Restmittel der UNRRA; hinzu kamen
in den ersten Monaten des Jahres 1947 unter Führung der USA
Spenden aus 45 Ländern, die im Laufe der Zeit durch die Zuwendungen von 49 Regierungen schließlich auf ein Vermögen anwuchsen, das insgesamt über 150 Millionen Dollar betrug. Jeder Betrag, jeder einzelne Teil der umfangreichen Sachspenden wurde
unverzüglich an Kinder in einem notleidenden Lande weltergelei- 1 -

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
19- Dezember 1951
weitergeleitet.
Am 12. November dieses Jahres verabschiedete der Exekutivausschuß der Internationalen Kinderhilfe, der im Rahmen der
Vollversammlung der Vereinten Nationen gegenwärtig in Paris
tagt, eine neue Verordnung, die die Verteilung weiterer 5 Millionen Dollar vorsieht.
Empfänger der Hilfswerke der UNICEF waren in den Jahren
1946 bis 1950 zum überwiegenden Teil die Kinder von 14 europäischen Ländern, denen bisher 87 Millionen Dollar zugute kamen.
In 18 ländern Asiens wurden 23 Millionen Dollar verteilt. Ein
anschauliches Bild von dem Umfang der zur Verfügung gestellten
Sachwerte gibt die Tatsache, daß die UNICEF bisher etwa 15 Millionen Dollar für Frachtkosten auswarf.
Zur Verteilung kamen neben den genannten Geldspenden vor
allem hochwertige Nahrungsmittel wie Trockenmilch und Lebertran.
Die Verbesserung der Ernährungsverhältnisse in den notleidenden
Ländern nimmt im UNICEF-Programm nach wie vor den ersten Platz
ein.
An zweiter Stelle steht überraschenderweise ein weltumspannendes Impfpro.gramm einschließlich eines ambulanten Gesundheitsdienstes, der mit Hilfe yon Röntgenanlagen und unter Zuhilfenahme von Einrichtungen stationärer Krankenhäuser in vielhundertköpfiger Stärke von Land zu Land reist, um ein umfassendes
Bild über den Gesundheitszustand der Kinder zu bekommen, damit
im Notfalle sofort und wirksam eingegriffen werden kann.
Drittens und viertens folgen die Bereitstellung von Bekleidung sowie die Kontrolle ansteckender Krankheiten, insbesondere
in den südostasiatischen Seuchengsbieten, und an fünfter Stelle
- mit einem Kapital von 6,4 Millionen Dollar - steht die Unterhaltung einer ganzen Industrie, nämlich die Milchkonservierung
in Gebieten, in denen die unhygienische Milchverteilung eine
latente Gefahrenquelle bildet.
In Deutschland wurden in den fünf Jahren rund 2,5 Millionen Dollar verteilt. Im Mittelpunkt der Hilfsmaßnahmen stand
die Bekämpfung der Rachitis und die Verteilung von Kleidungsstücken, Schuhen und Bettzeug, die fast ausschließlich Flüchtlingskindern zugute kamen. Weitere Geldbeträge wurden Mütter-

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
19- Dezember 1951
Mütter- und Kinderkliniken sowie der Unterhaltung von Ferienlagern zugeführt.
Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt der caritativen Arbeit
der UNICEF in den Katastrophengebieten in aller Welt, vor allem
in Südkorea, in den Hungergegenden Mittelamerikas und Südostasiens, in denen Entbehrung und Krankheit Hand in Hand gehen.
Vor einem Jahr wurde beschlossen, die UNICEF-Hilfe um
weitere drei Jahre zu verlängern. Es ist jedoch kaum zu erwarten, daß die Vereinten Nationen diese überaus segensreiche und
notwendige Arbeit irgendwann unterbrechen werden. Den Dank dafür wird die junge Generation selbst in zwanzig Jahren zu sagen
wissen, wenn die Geschicke der Welt in ihren Händen liegen werden.
* * * * *

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* * * * *

Jugendliche beraten Jugendliche im Teen-ager-Forum
der Radiostation WTIC.
MUSS MAN UNBEDINGT FLIRTEN UND RAUCHEN?
,71 Zeilen, 710 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Wenn Kinder Probleme haben, dann fragen sie zunächst die Eltern um Rat. Sobald sie aber
ins Pubertätsalter kommen, geschieht es nur allzu oft, daß sie
sich mit ihren Sorgen aus Furcht, nicht ernst genommen oder mißverstanden zu werden, nicht mehr an die Eltern wenden. Wenn diese Jugendlichen nun auch noch keine gleichaltrigen Freunde haben, dann ergibt sich zwangsläufig die Frage: an wen sich wenden?
Eine auf den ersten Blick überraschende, aber bisher äußarst
befriedigende Lösung wurde in Amerika für Hunderttausende' von
Teen-agers - zu denen Jugendliche von dreizehn bis neunzehn Jahren gehören - in einem Rundfunkprogramm gefunden, das seit über
drei Jahren regelmäßig vom Sender WTIC in Hartford (Connecticut)

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
19. Dezember 1951
(Connecticut) über das NBC -Netz gesendet wird. Dort befaßt sich
eine jugendliche Gruppe mit der Beantwortung von Hörerbriefen
von Jugendlichen. Bisher sind nicht weniger als eine halbe Million
Schreiben eingegangen. Soweit man es überprüfen kann, hat es sich
gezeigt, daß der Ratschlag dieses "Jugend-Ausschusses" zumeist
auf fruchtbaren Boden fällt und daß oft mit ein paar Worten erreicht wird, was den Eltern in langen Bemühungen nicht gelang.
Die Jugendlichen selbst verfolgen die Sendung mit großem Interesse, erkennen aus den Fragen, daß es sich tatsächlich um ihre
Probleme handelt, und aus den Antworten, daß es Altersgefährten
sind, die diese Antworten geben.
Die Ratgeber bestehen, abgesehen vom Leiter der Sendung,
der 32 Jahre alt ist, aus je drei Jungen und Mädchen im Alter
von 16 bis 18 Jahren, wobei man allerdings nicht wahllos irgendwelche Jugendliche nimmt, sondern nur solche, deren Reife und Talente einerseits und deren allgemeine Beliebtheit andererseits
Gewähr dafür bieten, daß sie ihrer schwierigen Aufgabe gerecht
werden können. Die ausgewählten Hörerbriefe werden vor der Sendung eingehend durchgesprochen, um abschweifende Debatten während
der Sendezeit zu vermeiden.
Zu den Problemen, die Amerikas Teen-agers beschäftigen und
die sich von den Problemen anderer Jugendlichen kaum unterscheiden, gehört vor allem die Angst, bei Freunden und Kameraden nicht
beliebt zu sein oder auf Grund irgendwelcher Mängel keine Aufnahme in deren Kreis zu finden. Jugendliche, die zu dick oder zu hager, zu sommersprossig oder mit einem Körperfehler behaftet sind,
fühlen sich oft von anderen verlacht oder abgelehnt. Darauf erwidert der "Jugendausschuß", abgesehen von individuellen Varianten von Fall zu Fall: Zerbrich dir nicht den Kopf über dich!Such1
ein Thema, das auch die anderen interessiert - Sport oder Bücher
oder Theater. Schimpf nicht über deine Bekannten, denn wenn man
dir auch zustimmt, hat man doch das Gefühl, daß du unzuverlässig
und verräterisch bist. - Auf die von jungen Mädchen oft gestellte
Frage, muß man trinken, rauchen und flirten, lautet der Ratschlag:
Setze dir einen hohen moralischen Standard, und halte ihn ein.
Ein Mädchen, das davon abgeht, verliert nicht nur die Selbstachtung, sondern auch die Achtung der Jungen.
Mit jeder Postzustellung kommen auch Briefe, deren Quintessenz

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
19. Dezember 1951
Quintessenz lautet: "Meine Eltern erlauben nicht, daß ich ein
Rendezvous habe. Was soll ich tun?" Darauf wird der Ratschlag
gegeben: "Zunächst einmal mußt du den Eltern beweisen, daß du
zuverlässig und vertrauenswürdig bist. Sprich mit ihnen darüber,
erinnere sie daran, daß du auch in anderen Dingen verläßlich
warst. Versprich ihnen, nicht später heimzukommen, als sie es
wünschen, und sei dann auf alle Fälle pünktlich."
In Tausenden von Schreiben wird gefragt: "Soll ich in der
Schule schwindeln?" Und fast unweigerlich kommt dazu die Bemerkung, daß es die Kameraden ja auch machen. An dieser Frage haben sich die Berater, die ja ehrlich sein und keineswegs als
Verfechter papierener Moral gelten wollen, schon fast die Zähne
ausgebissen.
Die Diskussionen und Beratungen werden so offen wie nur
möglich und, da die Teilnehmer ja selbst Jugendliche sind, in
einer Sprache geführt, die allen Altersgenossen wohlbekannt ist
and nichts Belehrendes an sich hat. Die "Berater" vertreten weder bedingungslos die Seite des Anfragenden noch die der Eltern,
sondern trachten,einen vernünftigen Kompromiß-Standpunkt zu gewinnen.
* * * * *

Aus der Arbeit der UN-Kommission für
Frauenrecht, deren Aufgabe es ist, den "_
Status der Frau den veränderten Verhältnissen unserer turbulenten Zeit anzupassen.
FÜNFZIG JAHRE FRAUENARBEIT
Von Hannah Sen
Indische Delegierte bei der UN-Kommission für Frauenrecht
(83 Zeilen, 830 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Das zwanzigste Jahrhundert leitete eine Epoche großer Wandlungen, der Umwertung alter
Konzeptionen und der Entwicklung einer neuen Geisteshaltung ein.
Es erlebte zwei Weltkriege Und die Geburt vieler revolutionärer
Bewegungen. Ein zwangsläufiges Ergebnis dieser Ereignisse ist
die politische und soziale Stellung der Frau in der modernen
Gesellschaft. In den fortschrittlicheren Ländern stehen Frauen
bereits als gleichberechtigte Partner neben den Männern in der

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
19. Dezember 1951
der Schaffung und Gestaltung einer neuen sozialen Ordnung.
Die Emanzipation der Frau begann, als Mary Wollstonecraft
Godwin und George Sand der Selbstgefälligkeit einer konventionellen Welt in kühner Herausforderung entgegentraten. Später
heischten Geist und Schaffen einer Florence Nightingale und einer
Elizabeth Fry Achtung und Anerkennung für die Frauen ihrer Zeit
und aller folgenden Generationen. Ein glänzendes und ergreifendes Kapitel in den Annalen der Welt gilt den Errungenschaften
dieser ersten Suffragetten. Leuchtend heben sich die Namen
Carrie Chapman Catt, Emmeline Pankhurst, Annie Besant und
Sarojini Naidu von diesem Hintergrund ab.
Aber so hervorragend die Erfolge der Frauenbewegung gewesen sind, so darf man doch die Bedeutung der dynamischen Kraft
des jahrelangen Ringens der Länder der Erde um nationale Unabhängigkeit und um die Errichtung einer demokratischen Gesellschaft als wesentliche Faktoren im Kampf um soziale Gerechtigkeit und die Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung der
Frau nicht übersehen. In der Gleichberechtigung der Frau auf
allen Gebieten des menschlichen Lebens erkannte man eine der wesentlichsten Voraussetzungen echt demokratischer Lebensform.
Obwohl heute in den Ländern mit weiblichem Stimmrecht immer mehr Frauen in den staatlichen Dienst eintreten, gibt es
noch Millionen, die die entscheidende Rolle, die ihnen im Leben
ihres Volkes zukommt, noch nicht erkannt haben. Bisher waren es
die Frauenorganisationen, die die Hauptlast bei der Umformung
alter Vorstellungen und der Heranbildung der Frau für ihre neuen
Aufgaben zu tragen hatten. Mit der Schaffung der UN-Kommission
für Frauenrecht ist die Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichberechtigung auch Sache der Regierungen geworden.
Die Gründung der Vereinten Nationen brachte den Völkern
der Erde neue Hoffnung, und ihr wiederholtes Bekenntnis zum
Grundsatz der Gleichberechtigung beider Geschlechter gab der
Frauenarbeit neuen Auftrieb. Neben den übrigen Kommissionen, die
zur Durchführung der zahlreichen Aufgaben des Wirtschafts- und
Sozialrates der Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurden,entstand die Kommission für Frauenrecht. Sie hat mit großem Eifer
und Erfolg Material gesammelt und in allen Fällen, in denen
Frauen gegenüber den Männern zurückgesetzt wurden, die Weltöffentlichkeit
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
19. Dezember 1951
Weltöffentlichkeit mobilisiert. Besonderes Gewicht verlieh den
Beratungen der Kommission für Frauenrecht die Tatsache, daß Vertreter bedeutender privater Verbände und Organisationen, die auf
verwandten Gebieten arbeiten, an ihren Sitzungen teilnahmen. Die
Fortschritte, die die Kommission seit ihrer Gründung vor fünf
Jahren in der Gestaltung ihres Arbeitsprogrammes gemacht hat,
spiegelt die gegenwärtige Lage der Frau in der Welt weitgehend
wider. Diese Untersuchungen und Nachforschungen haben gezeigt,
daß die Stellung der Frau in den einzelnen Ländern, ja selbst in
den Staaten, die die Charta der Vereinten Nationen und die Deklaration der Menschenrechte unterzeichnet haben, außerordentlich
unterschiedlich ist. Solange derartige Ungleichheiten bestehen,
kann es auf der Welt keinen dauerhaften Frieden geben.
Das aktive und das passive Wahlrecht sowie die Berechtigung, ein öffentliches Amt zu bekleiden, gelten unter den der
Frau zugestandenen Rechten als grundlegend. Nach den statistischen Unterlagen besaßen vor dem ersten Weltkrieg die Frauen nur
in Australien, Finnland, Neuseeland und Norwegen das Wahlrecht.
Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges folgten einunddreißig weitere Staaten diesem Vorbild, und in den folgenden fünf Jahren erhielten die Frauen in weiteren 21 Staaten das Wahlrecht. Die stetig fortschreitende Verbesserung der Stellung der Frau berechtigt
zu der Hoffnung, daß die Frauen auch in den restlichen 21 Staaten,
in denen man ihnen noch immer die politische Gleichberechtigung
vorenthält, bald zu itfrem Recht kommen werden.
Da-s Problem, wie man die Befreiung der Frau in den weniger
fortgeschrittenen Ländern am beste» vorantreiben^ könne »beschäftigt
die Frauenorganisationen seit vielen Jahren. Als wirksamste Methode betrachtete ma» bisher eine auf breitester Ebene durchgeführte Erziehungsarbeit. Als jedoch die UN-Kommission für Frauenrecht den Kampf für die Gleichberechtigung der Frau aufnahm,gewann d er Gedanke, eine Konvention über die politischen Probleme
der Frau zu schaffen, immer mehr an Boden. Eine derartige Konvention würde nach Annahme durch den Wirtschafts- und Sozialrat und
Ratifizierung durch die Mitgli'edstaaten der UN den Frauen in der
ganzen Welt mehr politische Rechte geben, als dies bisher möglich
erschien, und ihnen neue Wege.ins öffentliche Leben erschließen.
* * * * *

(Copyright freigegeben von "United Nations World")
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"AMERIKA DIENST» - FÜR DIE FRAU
Der "kleine I
Attribut de]

19. Dezember 1951

ohes
Lgen Wintermode.
KLEINE PEIZE - GROSSE MODE
Von Lucy Miller
(53 Zeilen, 530 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Es ist jedes Jahr dasselbe: Wenn die ersten Schneeflocken fallen, dann wird auch der so
lange unter der Oberfläche schlummernde Wunsch nach einem Pelzmantel wieder wach. Aber der so resolut gefaßte Entschluß, sich
in diesem Jahre endlich auch solch ein Prunkstück zu "leisten",
verebbt meist wieder zu stiller Resignation, wenn dessen Preis
in Relation zum Haushaltsbudget gebracht wird. Und so wird denn
mit einem kleinen Seufzer wieder einmal auf den schimmernden
Glanz und die schmeichelnde Eleganz des Pelzes verzichtet und an
seiner Stelle ein solider Stoffmantel angeschafft.
All diesen notwendigerweise immer wieder Verzichtenden bietet nun die neue Wintermode eine Chance: die "kleinen Pelze".Als
Stolen, Kolliers, Verbrämungen und Muffs stehen Edelpelze - und
von ihnen soll ja hier nur die Rede sein - augenblicklich nämlich
höher im Kurs als in der Form von richtigen Mänteln. Dahingehend
äußern sich - übereinstimmend mit den Pariser Sachverständigen die Modeexperten der Fifth Avenue in New York.'Es ist ihnen hier
mit seltenem Geschick gelungen, das Schöne mit dem Praktischen
zu verbinden. Diese neue Variante der Pelzmode bietet zahllose
Möglichkeiten, ohne dabei die Geldbörsen allzusehr zu belasten.
Die Verarbeitung der modischen "kleinen Pelze" erstreckt sich
von kleinen Pelzkrawatten bis zu langen Stolen und weiten Capes.
Alle Arten von Füchsen haben dabei ihre dominierende Rolle erneut angenommen. Aber auch billigere Pelze, speziell Skunks, werden weitgehend verarbeitet.
Als besonders praktisch und vielseitig wird die neue "CapeStola" empfohlen. Ihre losen Enden lassen sich unter dem Arm zusammenschlingen und bilden so eine Art Bolero für den Abend; sie
können auch, lose herabfallend oder auf der Brust überkreuzt, die
Stola zu einem eleganten und zugleich auch wärmenden Aufputz
eines jeden Nachmittagskleides oder Winterkostüms machen.
Der Muff kommt in diesem Jahr ebenfalls wieder zu seinem
Recht. Aus Blau- und Silberfüchsen zum riesigen gerafften "Beutel"
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
19. Dezember 1951
"Beutel" oder aus kurzhaarigen Fellen zum zierlichen kleinen
"Muff-Täschchen" verarbeitet, erfreute sich am Abend als reizvolles Attribut des Abendkleides großen Stils ebenso großer Beliebtheit wie als "handwärmende" Ergänzung des Wintermantels.
Die größte Bedeutung unter all den verschiedenen "kleinen
Pelzen" kommt selbstverständlich den Kolliers zu. Sie können
praktisch zu jedem Kleidungsstück getragen werden und geben insbesondere in Verbindung mit dazu passenden losen Pelzmanschetten - diesem stets ein neues Gesicht und eine aparte, elegante Note.
Obwohl bei festlichen Gelegenheiten hellen Pelzen der Vorzug gegeben wird und weißer Nerz als die große modische Sensation gilt, ist doch ebenso wie bei den neuen Pelzmänteln auch
bei den "kleinen Pelzen" Schwarz die vorherrschende Farbe. Nicht
nur die von Natur aus schwarzen Pelze wie Persianer, Seal usw.
stehen hoch im Kurs, sondern auch die auf schwarz umgefärbten
Pelze anderer Tiere. So wird in Amerika beispielsweise brauner
Bisam auf "Hudson Seal" umgefärbt, und selbst Maulwurfsfelle,
die bisher fast ausschließlich in Grau, Braunv. und Blau auf den
Markt kamen, werden nun ebenfalls in tiefem Schwarz gehalten.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

19. Dezember 1951

K U R Z N A C H R I C H T E N
TIPS FÜR KINDERKLEIDUNG

1. Gummibänder in Wäsche und Kleidern müssen nach jedem Waschen
kontrolliert werden, damit sie weder zu fest noch zu locker
sitzen.
2. Träger an Hosen und Röcken dürfen nicht zu lang sein, sonst
rutschen sie dem Kind ständig über die Schultern.
3. Sicherheitsnadeln gehören nicht an Kinderkleider.
4. Kinderstrümpfe sollen jeden Abend nachgesehen werden. Kleine
Löcher stopft man am besten gleich.
5. Kinderschuhe dürfen nicht zu sehr "auf Zuwachs" gekauft werden; zu große Schuhe sind ebenso unbequem wie zu kleine.
6. In Kinderschuhe soll man nicht zu lange Schuhbänder einziehen,
weil Kinder sich leicht darauf treten und fallen.
7. Hosen dürfen im Schritt nicht zu knapp sitzen.
8. Manche Kinder vertragen keine WollSachen. Um Hautausschläge
zu vermeiden, läßt man sie am besten eine Bluse unter dem
Pullover tragen oder füttert Wollsachen am Hals und an den
Handgelenken mit Seide oder Kunstseide.
9. Es ist zweckmäßiger, öfter billige Kinderkleider zu kaufen
'als selten teure, die dann, auch wenn sie längst nicht mehr
passen,
"aufgetragen"
werden müssen.
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— (Amerika Dienst)

* * * * *

WOLLE AUS ERDNÜSSEN
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
10 000 Tonnen einer neuen
Textilfaser aus extrahiertem Erdnußmehl, die wie Wolle aussieht
und sich auch so anfühlt, produzierten im letzten Jahre zwei britische Firmen. Die sehr billige Faser, die "Ardill" genannt wird,
ist das Ergebnis der synthetischen Umwandlung des proteinhaltigen Erdnußmehls in eine proteinartige Wollfaser.
In den Vereinigten Staaten, in denen man seit einiger Zeit
Erfahrungen mit Vicara, einer synthetischen Textilfaser aus Zein,
einem reinen aus Mais extrahierten Protein, sowie gute Ergebnisse
mit Kasein und den Proteinen aus Sojabohnen und Hühnereiweiß gemacht hat, wurde dieser Gedanke aufgegriffen. Ein Forschungslaboratorium des Landwirtschaftsministeriums stellte eine neue Faser,
wiederum aus Erdnußmehl, her und nannte sie "Sarelon".
* * * * *

Quellenangabe nicht erforderlich.

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V. Jahrgang, Nr. 1/W

9. Januar 1952

Der Verfasser, der in den USA und in Europa
viele Konzerte für Jugendliche zusammengestellt hat, konnte im Rahmen seiner vielseitige
Berufserfahrung feststellen, daß Kinder mit
einem hohen Grad natürlichen Musikempfindens
geboren werden und gerade der zeitgenössischen
Musik gegenüber besonders aufgeschlossen sind.
Zwölf-Ton-Musik im Kinderzimmer
Von F. Charles Adler
( 120 Zeilen, 102u Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Ein kleiner, elfjähriger
Junge saß alleine in einem Konzert des Pittsburgher SymphonieOrchesters, in dem Werke moderner Komponisten zur Aufführung gelangten. Als die letzten Töne verklungen waren, fragte ihn einer
der erwachsenen Konzertbesucher, dem die gespannte Aufmerksamkeit
des Jungen aufgefallen war, wie ihm das Konzert gefallen habe.
"Es war herrlich", lautete die begeisterte Antwort. "Es war das
schönste Konzert, das ich bisher gehört habe - es war ja auch Musik von Komponisten, die alle noch leben!"
Der Pragende, der es gewöhnt war, daß die Aufführung von
Musikwerken aus der Zeit nach Brahms fast durchweg bei Erwachsenen Ablehnung und Mißbilligung hervorrief, war von dieser Antwort
des Jungen so sehr überrascht, daß er diese kleine Begebenheit
bei der nächsten Sitzung des Orchester-Direktoriums zur Sprache
brachte. Die Diskussion, die diese kleine Episode auslöste, drehte
sich jedoch nicht nur um die erstaunliche Tatsache, daß ein Kind
an dieser Art von Musik Gefallen fand, sondern warf auch die grundsätzliche Präge auf, wieso ein normaler, gesunder Junge überhaupt
Gefallen an Musik findet. Denn "Musikverständnis" wird von den
meisten Erwachsenen als eine durch Erziehung erworbene Eigenschaft
angesehen - eine Eigenschaft, die ein angeborenes Talent ebenso
wie die bewul. te. Aufnahmebereitschaft voraussetzt.
Meine 40jährige Tätigkeit als Musiker hat es mit sich gebracht, daß auch ich mich eingehend mit diesen Prägen beschäftigt
habe. Die Erfahrungen, die ich bei meinen eigenen Konzerten sowie
als Besucher vor Musikveranstaltungen bei der Zuhörerschaft - insbesondere der jugendlichen - sammeln konnte, brachten mich zu dem
Schluß, daß Kinder ganz von selbst, ohne sich dessen bewußt zu sein

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

9- Januar 1952

sein und ohne dazu genötigt zu werden, den Weg zur Musik - und
zwar zur ernsten Musik - finden, wenn man ihnen die Möglichkeit
gibt, Musik zu hören. Verlieren sie das Interesse an der Musik,
dann tragen meist gerade die Erwachsenen, die "Erzieher", die
Schuld daran, weil sie entweder dieses bestehende Musikinteresse
völlig übersehen oder durch unkluge Anleitung abgestumpft haben.
Meine Ansicht, daß nahezu jedes Kind eine natürliche musikalische Begabung besitzt, die nur weitergebildet werden muß, führt
zwangsläufig zu der Folgerung, daß fast jedes Kind instinktiv und
spontan der Musik seines eigenen Zeitalters den Vorzug gibt. Nur
das Gefühl für die Musik vergangener Generationen muß dem Kinde
anerzogen werden. Das Neugeborene ist, ohne sich dessen bewußt zu
sein, ein moderner Mensch.
Ich selbst gehörte allerdings zu jenen Kindern, denen der
Weg zur Musik nicht gerade leicht fiel. Ich wurde um die Jahrhundertwende in Europa erzogen, wo es sozusagen zum guten Ton gehörte, "musikalisch" zu sein. Dementsprechend war der Musikunterricht
automatisch in jede "gute" Erziehung mit eingeschlossen. Jedes
Kind aus "gutem Hause" wurde von den Eltern in die Oper - es begann meist mit Humperdincks "Hansel und Gretel" - und in Konzerte
mitgenommen, die mit Werken klassischer Komponisten wie Bach,
Haydn, Mozart und Beethoven eine solide Grundlage zu geben versprachen. Zumindest eine respektvolle Achtung vor der -Musik, wenn
auch nicht gerade eine leidenschaftliche Liebe zu ihr hoffte man
auf diese Weise bei den Kindern zu erzielen. Und der Erfolg schien
dieser Methode recht zu geben: Die Konzertsäle und Opernhäuser auf
dem gesamten europäischen Kontinent waren - Generation um Generation
stets wohlbesetzt von einem aufnahmebereiten Publikum.
Einen bedeutungsvollen Umschwung brachte plötzlich die Erfindung des Radios. Es wurde in Europa von Anfang an als ein wichtiges
Erziehungsmittel betrachtet. Als musikalischer Leiter des gesamten
deutschen Rundiunks war ich mit den damaligen Zielen und Bestrebungen der Programmgestaltung bestens vertraut. Sie gingen sehr bald
dahin, auch eigene Musiksendungen für Kinder zu veranstalten. In
altbewährter Weise wurden also aucn die Rundfunk-Musikveranstaltungen für Kinder nach den. Vorbild der Sendungen für Erwachse*** zusammengestellt. Sie unterschieden sich von jenen höchstens dadurch,
daß sie - soweit dies überhaupt möglich war - in der Auswahl der
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»AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

9. Januar 1952

der aufgeführten Werke noch etwas pedantischer waren. Trotzdem
lief alles wie am Schnürchen, und die Kinder zeigten ebenso wie
die Erzieher ein höfliches Gefallen.
Allmählich aber wurden einzelne Stimmen laut, die danach
fragten, warum man den Kindern ausschließlich klassische Werke
vorsetze. Die Antwort darauf ergab sich von selbst: Man fürchtete, die moderne Musik würde bei den Kindern ebenso wie bei den
Erwachsenen auf Unverständnis stoßen. Trotzdem hielt man es
für notwendig, zumindest versuchsweise einzelne moderne Kompositionen in die Musiksendungen für Jugendliche einzustreuen.
Wie groß aber war die Überraschung, als man feststellen mußte,
daß die gleichen Kinder, die gehorsam, aber gelangweilt die
Klassiker hatten über sich ergehen lassen, plötzlich mit gebannter Aufmerksamkeit den Dissonanzen moderner Werke folgten.
Ob Strawinsky, Hindemith, Schönberg oder Mahler, ob 1 2-Ton-Musik oder irgendein anderes Kapitel der modernen Musikliteratur stets waren die Kinder«von diesen Werken, die bei Erwachsenen
Langweile, Unverständnis oder Ablehnung hervorriefen, gebannt
und fasziniert. Unbeeinflußt von der Vergangenheit konnten sie
das Neue in sich aufnehmen, ohne Fragen stellen zu müssen.
Die in Deutschland gemachten Erfahrungen bestätigten sich,
als ich nach den Vereinigten Staaten kam, wo ich lange Zeit als
Leiter eines kleineren Orchesters Konzerte in Schulen und vor
Jugendgruppen gab. Die Kinder zogen auch hier die* modernen Werke den klassischen vor, selbst wenn ihnen auf Grund ihres Musikunterrichtes die Werke alter Meister vertrauter waren,wie es ja
eine erwiesene Tatsache ist, daß jeder Mensch dazu neigt, bekannten Musikstücken gegenüber den unbekannten den Vorzug zu geben.
Noch wesentlicher aber schien mir die auf -Grund meiner Schul'
konzerte gemachte Erfahrung, daß Kinder eine natürliche Liebe zur
Musik besitzen. Nicht der Besuch meiner Konzerte ließ mich diesen Schluß ziehen - er war in den meisten Fällen Pflicht - wohl
aber die vielen Briefe und Dankschreiben, die - offensichtlich
ohne Anregung von Seiten der Erwachsenen - in mein Haus flatterten. Sie zeigten mir auch, daß der Musik-Enthusiasmus um so größer ist, je jünger die Kinder sind. Erst mit zunehmendem Alter
und unter den hemmenden Einflüssen einer traditionsgebundenen

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

9. Januar 1952

traditionsgebundenen Musikerziehung ändert sich ihre Einstellung.
Den wirklich Begabten nämlich macht es bald noch mehr Freude,
nicht nur zu hören, sondern auch selbst Musik auszuüben. Die anderen aber - und sie sind in der Mehrzahl - werden durch die Erkenntnis der eigenen musikalischen Unzulänglichkeit entmutigt
oder gar gelangweilt. Der Musik selbst, nicht aber dem Lehrer
die Schuld zuschiebend, wenden sie sich schließlich immer mehr
von dieser ab.
Eine Lösung dieses Erziehungsproblems zu finden, ist gewiß
nicht einfach. Wir selbst haben mit unseren starren Erziehungsformen eine künstliche Barriere geschaffen, die einem großen
Teil unserer Jugend den Weg in die glückliche Welt der Musik
versperrt. Dieser Weg aber muß wieder gefunden werden - und
vielleicht wird die Jugend selbst ihn uns weisen, wenn wir ihr
die Chance geben, ihrem natürlichen Instinkt zu folgen.

(Aus "Wotnen's Day")

* * * * *

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"AMERIKA DIENST« - FÜR DIE FRAU

9. Januar 1952

Ein amerikanischer Psychologe widerlegt an Hand
von langjährigen Tests die oft recht weit verbreiteten irrigen Ansichten über die Entwicklungsmöglichkeiten des "Musterschülers".
WAS WIRD AUS MUSTERSCHÜLERN?
(72 Zeilen, 720 Worte)
SAN FRANZISKO — (Amerika Dienst) — Manch einer mag sich
gefragt haben, was aus dem Vorzugsschüler seiner Klasse später
geworden ist - ein nervöses, kränkelndes Genie oder ein erfolgreicher, glücklicher Mensch. Antwort auf diese Frage kann ein
ehemaliger Professor der Psychologie an der Stanford-Universität in Palo Alto (Kalifornien) geben. Dreißig Jahre lang hat
er 250 000 kalifornische Schulkinder auf ihre Intelligenz geprüft und die 1 500 begabtesten unter ihnen jahrelang beobachtet.
Besonders aufschlußreich ist der Test, den er an einer Reihe von
5-7jährigen Kindern durchgeführt hat, die aus allen sozialen
Schichten kamen und durchweg überdurchschnittlich begabt waren.
Professor Dr. Terman begann mit seinen Studien im Jahre
1921; heute sind seine ehemaligen Schüler zwischen 33 und 47
Jahre alt. Die Elite der Begabten steht ihm auch heute noch für
seine Forschungen gerne zur Verfügung. Seine Beobachtungen geben Antwort auf viele Fragen.
a) Haben intelligente Kinder eine schwache Gesundheit?
Dr. Terman verneint diese Frage. Er stellte sogar fest, daß
intelligente Kinder ihren Altersgenossen meist auch körperlich
überlegen sind. Als Kleinkinder entwickeln sie sich rascher, sie
laufen und sprechen früher und haben einen gesünderen, tieferen
Schlaf. 90 Prozent aller getesteten Männer und 83 Prozent aller
Frauen erfreuen sich bester Gesundheit. Der Aberglaube vom klugen Kind, das schwächlich und nervös sein muß, dürfte nach Professor Termans Meinung von den weniger Klugen erfunden worden
sein.
b)

Sind Mädchen gescheiter als Jungen?
Dies wird von Dr. Terman ebenfalls verneint. Wenn auch die
drei Legabtesten unter seinen Prüflingen Mädchen sind, so kommen im Durchschnitt doch auf fünf begabte Mädchen sechs Jungen.

-

«5 -m

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
9- Januar 19:
c) Sind Menschen von überdurchschnittlicher Intelligenz Sonder-

Tinge?
Auch diese Annahme bezeichnet der amerikanische Psychologe
als Irrglauben. Intelligente Kinder unterscheiden sich kaum von
anderen Kindern, sie spielen ebenso gerne, brauchen und suchen
deren Gesellschaft, schließen aber nicht so schnell Freundschaften. Sie haben jedoch größere und vielseitigere Interessen als
ihre weniger talentierten Spielgenossen.
d) Halten hochintelligente Kinder, was sie versprechen, und
können sie im Berufsleben eine Stellung länger halten äTs
andere?
Ein intelligenter Mensch, sagt Dr. Terman, hat - und beh-M
die besten Stellungen. Er steht mit beiden Füßen auf der Erde,
kennt rasch seine Chancen und weiß sie zu nützen.
e) Ist der Prozentsatz der Geisteskranken unter den begabten
Hen"schen höher als unter den Durchschnittsmenschen?
Im Gegenteil, meint Dr. Terman, der Prozentsatz liegt nicht
nur tiefer, sondern auch die Selbstmordquote ist niedriger als
unter durchschnittlich Begabten.
f) Sind gescheite Menschen wunderlich, und kann man nur schwer
mit ihnen auskommen?
Dr. Terman beantwortet diese Frage mit dem Hinweis, daß 84
Prozent seiner Schüler heirateten, und nur 1 6 Prozent wieder
geschieden wurden, eine Quote, die unter dem Durchschnitt der
Ehescheidungen in Kalifornien liegt.
§) Werden aus intelligenten Kindern auch intelligente Erwachserie,
und kommen berühmte Persönlichkeiten häufig aus den Reihen
der intelligenten Schüler?"
Nach Dr. Termans Erfahrungen ist diese Frage mit "Ja" zu beantworten, wenngleich manche seiner Schüler, d^e auf wissenschaftlichem Gebiet oder im öffentlichen Leben hervortraten, erst spät
zu Ruhm gelangten. Immerhin haben seine "Termiten" wie sie sich
selbst gerne bezeichnen, über hundert Bücher geschrieben, Tausende von Zeitungsartikeln veröffentlicht und 150 Patente erworben. Zu seinen Berühmtheiten gehören ein Physiker,»ein Psychiater,
ein Historiker, zwei Politiker und eine Schauspielerin.
Diese Ergebnisse beweisen, daß intelligente Menschen, sofern
sie sich nicht allein auf ihre Talente verlassen, sondern auch ,
wissenhaft, fleißig und ausdauernd sind, im Leben wirklich etwas
erreichen. Die Eltern von Musterschülern können ganz beruhigt
sein. Wenn sie ihre Kinder vernünftig erziehen, werden diese ihren Platz im Leben schon finden; ihre Begabung wird dabei sicherlich kein Hindernis sein.
(Aus "Parade")
w 1k •

H ^k

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

9- Januar 1952

Ein nacji gesundheitlichen Grundsätzen
zusammengesetzter Speisezettel bedarf
keiner Vitamin- oder Kalorienzusätze.
Er enthält bereits alles, was der
Mensch zu einer vernünftigen, ausreichenden Ernährung braucht.
MEHR IST NICHT IMMER MEHR
Von A. Wilson
(80 Zeilen, 800 Worte)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — Die sonderbarsten Versuchskaninchen, von denen ich je gehört habe, sind jene Leute, die
freiwillig jeden Morgen einen halben Liter Sahne auf nüchternen
Magen trinken, um sich so wirklich gut und kräftig zu ernähren.
Nun, niemand wird bestreiten, daß Sahne eine nahrhafte Sache ist,
sie ist reich an Vitamin A und stark kalorienhaltig. Aber viele
Tage lang jeden Morgen zwei Tassen dieses schweren Rahms zu trinken, erfordert Mut und eine große Liebe zur Wissenschaft. Ich
kann mir vorstellen, daß der bloße Anblick der Flasche nach wenigen Tagen selbst dem stärksten Mann zuwider wird. Ein Zuviel dieses kostbaren Nahrungsmittels ist eben einfach zuviel.
Daneben gibt es noch eine Reihe anderer "Zuviel" in der
menschlichen Ernährung. An der Universität von Wisconsin bestätigten Versuche mit Albinoratten diese Theorie. Man fütterte sie mit
sogenannter "synthetischer Muttermilch", indem man der Molke allerlei Substanzen beifügte, bis sie der Zusammensetzung der Muttermilch fast gleichkam, einer Diät also, die das Wachstum hätte fördern müssen. Aber diese so gut ernährten Tiere wollten und wollten
nicht gedeihen, ja, sie blieben sogar in der Entwicklung zurück-r
Etwas konnte hier nicht stimmen. Was aber? Die Ärzte wußten es
nicht. Molke ist ein an Mineralsalzen reiches Getränk. Konnte der
reiche Mineraliengehalt daran schuld sein? Durch Dialyse entzog
man der Molke einen Großteil der Salze, und die Ratten gediehen
von nun an prächtig.
Bedeutete dieses Ergebnis nun, daß die für die menschliche
Ernährung an sich so wertvollen Mineralsalze auf irgendeine Weise
die Ratten schädlich beeinflußten? Wissenschaftler sind nicht
leicht zu überzeugen, besonders dann nicht, wenn sie sich selbst
etwas zu beweisen haben. Man setzte deshalb später der Molke die
früher entzogenen Bestandteile wieder zu, und - derselbe Prozeß
wie zu Beginn des Experimentes wiederholte sich: die Ratten blieben
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

9. Januar 195 2

blieben in ihrem Wachstum zurück und zeigten Ansätze von Verkümmerung.
Bleibt also die Folgerung, daß die Ratten bei einer Ernährung mit Molke ohne Anreicherung besser gediehen. Diese Feststellung veranlaßte auch die Ernährungsexperten, von einer schematischen Anreicherung von Nahrungsmitteln strengstens abzuraten.
Quiz für Tablettenechluoker zur Verbesserung und
Anreicherung ihrer Nahrung
Jene, die stets ein Fläschchen MAnreicherungsM-Tabletten
auf dem Eßtisch stehen haben, sollten sich einmal die folgenden
Fragen vorlegen«
1. Wer sagt mir, ich sollte meine Ernährung anreichern?
2. Warum glaube ich, daß ich diese Tabletten essen muß,
um meine Ernährung auszugleichen?
3. Wer verschrieb mir gerade diese Pillen?
a) meine Freundin oder mein Kollege, der sie selbst
einnimmt?
b) irgendein Quacksalber?
c) irgendein Zeitungsinserat?
d) Habe ich im Rundfunk davon gehört?
e) Mein Hausarzt, der nach einer gründlichen Untersuchung festgestellt hat, daß ich gerade diese Pillen
einnehmen soll?
War es nicht der Hausarzt, dann sollten sie sich wirklich
dazu entschließen, die Tabletten und Pillchen in den Mülleimer
zu werfen und dafür ein Glas frische Milch zu trinken, so wie
sie Mutter Natur für uns zusammengebraut hat.
Obgleich erfahrene Ärzte und Nahrungsmittelchemiker gegen
jede schematische Nahrungsanreicherung sind, befürworten amerikanische Ärzte und der amerikanische Council of Food and Nutrition
in gewissen Ausnahmefällen die Anreicherung. In jedem einzelnen
Fall aber wurde größter Wert darauf gelegt, daß diese Maßnahmen
auch wirklich zur Verbesserung der äffestlichen Gesundheit beitragen.
Dazu gehören»
1) die Anreicherung von Milch mit Vitamin D, die jedoch
400 Einheiten pro Liter nicht überschreiten darfi
2) der Zusatz v n Vitamin A zu Margarine, der aber nicht
höher sein dsu f als der Vitamin A--Gehalt der Butter;
3) der Zusatz von Jod au Speisesalz in einem Verhältnis

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9. Januar 195

Verhältnis von nicht mehr als einem Teil Jod auf
5 000 Teile Salz;
4) die Anreicherung von Weißbrot, Mehl und anderen Getreide-Nährmitteln nach einer begutachteten Formel. Diese
Anreicherung ist seit zehn Jahren in den Vereinigten
Staaten üblich, um so einer. Teil des durch das Ausmahlen entstandenen Nährwertverlustes wiedergutzumachen.
* * * * * *

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9- Januar 1952

Eine fahrbare, mit allen modernen Testapparaturen ausgestattete Klinik bringt amerikanischen Schulkindern mit Sprachfehlern und
Gehördefekten in abgelegenen ländlichen Gebieten Hilfe und Rat.
DIE FAHRBARE KINDERKLINIK
Von Thomas German
(60 Zeilen, 600 Worte)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — In dünn besiedelten ländlichen Gegenden haben soziale Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser, die in jeder Stadt etwas Selbstverständliches sind,
ein anderes Gewicht. Im amerikanischen Bundesstaat Norddakota,
einem Lande, dreimal so groß wie Bayern, leben im Durchschnitt
nur drei Einwohner auf dem Quadratkilometer, und gtädte gibt es
dort nicht viel mehr als ein halbes Dutzend. Das weite Prärieland gehört zum amerikanischen Weizengürtel, der sich über elf
Staaten des mittleren Westens erstreckt und in tausend Kilometer Breite von Texas hinauf bis zur kanadischen Grenze reicht.
Die Regierung übt hier die öffentliche Gesundheitspflege
auf besondere Weise aus: sie fährt mit Omnibussen, die mit
Röntgenapparaten und Medikamenten vollgepackt sind, kreuz und
quer durch das Land und sucht in regelmäßigen Abständen die
Farmersiedlungen auf.
Seit drei Jahren nehmen sich zwei junge Fachärztinnen
hauptsächlich jener unglücklichen Kinder an, die an Sprachstörungen und Hörfehlern leiden. Sie haben einen großen Wohnanhänger als fahrbare Klinik eingerichtet. Dazu gehören nicht nur
eine komplette medizinische Ausrüstung, sondern auch Heizanlagen, elektrische Batterien, Trennwände und eine kleine Küche,
um auch im entlegensten Winkel, bei ungünstigster Witterung und
bei schwieriger Diagnose allen Anforderungen gerecht zu werden.
Diese segensreiche Tätigkeit der beiden Ärztinnen ist dem
Landesausschuß der amerikanischen Gesellschaft für körperbehinderte Kinder und Erwachsene zu verdanken, die in jedem Bundesstaat ihre Fürsorge ausübt.
Seit 1948 sind in dieser Autoklinik 11 000 Schulkinder mit
Hilfe verschiedener Tests untersucht worden. Dabei wurde festgestellt, daß etwa sechs Prozent der Untersuchten an Hörfehlern

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
9. Januar 1952
Hörfehlern und sieben Prozent an Sprachstörungen leiden. Dieses
Verhältnis liegt um ein Geringes unter dem europäischen Durchschnitt.
Die Vorbereitung der Untersuchungen liegt in den Händen der
lehrer und der Elternvereine. Mitunter ist Aufklärung notwendig,
um die Eltern zu überzeugen, daß Mißbildungen der Sinnesorgane
keine gottgewollten Mängel sind, denen man hilflos gegenübersteht. Vielmehr sollen Erzieher versuchen, die Eltern auf die
seelischen Hemmungen aufmerksam zu machen, denen das unglückliche Kind mit zunehmendem Alter zwangsläufig unterliegt.Sie sollen die Einwilligung zu operativem Eingriff oder zur Einweisung
in besondere Schulen und Heime erwirken. Geeignete Filme intensivieren die Wirkung der Aufklärungstätigkeit. Die Untersuchung
selbst beschränkt sich zunächst auf eine Testserie, die nach
Feststellung auffälliger Behinderungen von Sprache und Gehör
durch Spezialbehandlungen ergänzt wird. Für die Festlegung der
möglichen Korrekturen oder pädagogischer Hilfen werden Eltern
und Schullehrer gemeinsam herangezogen. Zu der Überweisung in
besondere Heime kommen fachärztliche Behandlung, Sprachkurse oder
methodische Übungen wie Absehunterricht, Lippenlesen, Bedienung
von Hörapparaten und das Erlernen der Taubstummensprache.
Außer der Autoklinik steht dem Lande Norddakota noch die
Taubstummenschule im Camp Grassick zur Veifdgung, in der während
des Sommers die schwerbehinderten Kinder und Jugendlichen zur
Lebenstüchtigkeit und zu einem, meist handwerklichen, Berufe erzogen werden. Die Mittel werden zu einem großen Teil von der Gesellschaft für Körperbehinderte durch den Verkauf von Wohlfahrtsmarken aufgebracht.
(Aus "Today*s Health")
* * * * *

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9. Januar 1952

KURZNACHRICHTEN
VERHÜTET UNFÄLLE INFOLGE SCHLECHT GEWÄHLTER KINDERKLEIDUNG
(23 Zeilen, 230 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Preis, Strapazierfähigkeit
und hübsches Aussehen sind bei der Anschaffung von Kinderkleidern
im allgemeinen ausschlaggebend; die Möglichkeit von Unfällen, die
durch sie verursacht werden können, wird jedoch leider viel zu
wenig berücksichtigt.
Sehr wesentlich für die Sicherheit des Kindes beim Spiel
und Sport ist die gute Paßform der Kleidung, die weder zu eng
noch zu weit sein darf. Das Kind kann sehr leicht mit einem zu
weiten Spielanzug hängen bleiben oder über zu lange Hosen stolpern, und Achselbänder, die infolge ihrer Länge ständig rutschen,
schränken womöglich gerade im Augenblick größter Gefahr die Bewegungsfreiheit des Kindes ein. Aber auch die Festkleider bieten
manche Gefahren. Da sind beispielsweise Schmuckschleifen, die
immer wieder aufgehen, nachschleifen oier irgendwo hängenbleiben.
Die Schuhe sind ein besonderes Kapitel, und die Mutter muß
deshalb sorgfältig darauf achten, daß sie gut passen und sich
stets in gutem Zustand befinden. Abgelöste Sohlen, schlecht befestigte oder fehlende. Verschlußknöpfe und -schnallen oder aufgegangene Schuhbändär haben schon viele Unfälle verursacht Schuhbänder sollen deshalb immer zweimal geknotet werden! Besonders gefährlich für Kleinkinder sind die glatten Sohlen neuer
Schuhe. Man tut gut daran, die Sohlen mit Glaspapier ein wenig
aufzurauhen.
* * * * * *

GLEICHBERECHTIGTE FRAUEN
(7 Zeilen, 70 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Seit der Unterzeichnung
der Charta der Vereinten Nationen haben 23 Länder ihre Verfassungen geändert und den weiblichen Staatsangehörigen volle oder
teilweise Gleichberechtigung zugestanden. Der UN-Generalsekretär
weist im Jahresbericht 1951 nach, daß weitere drei Länder, näm
lieh der Libanon, Haiti und Griechenland, den Frauem gleiche
Rechte vor dem Gesetz eingeräumt haben.
* * * * * *

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"AMERIKA PIEKST" - FÜR SIE FRAU
TIEFKÜHLUNG VON

FISCH

9. Januar 1952
BEREITS AUF HOHER SEE

(17 Zeilen, 170 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) —• Fisch war lange Zeit
eines der Hauptnahrungsmittel der Menschen. Leider gehört er
auch mit zu den am raschesten verderblichen Lebensmitteln und
wird schon wenige Tage nach dem Fang für den Menschen ungenießbar. Um nun die dadurch entstehenden Verluste zu verringern,
probiert man in USA neue Wege zu seiner Frischhaltung aus. Man
konserviert den Fang gleich auf hoher See, indem man ihn in
Temperaturen aufbewahrt, die 'unter-17 C liegen - eine Methode,
die sich bereits bei Thunfisch bewährt hat, der nunmehr länger
frischgehalten werden kann, als man noch vor kurzem für möglich
gehalten hätte. Dieses Verfahren will man nun auch bei anderen
Fischsorten anwenden. Die Fischdampfer werden mit Tiefkühlern
ausgestattet und können so längere Zeit auf See bleiben, ohne
für ihren Fang fürchten zu müssen. Auch die Leber und andere
Teile, die bisher weggeworfen wurden, können so mit an Land gebracht und zu wertvollen Nahrungsmitteln und nützlichen Nebenprodukten verarbeitet werden.
* * * * * *

NEUE AUSZEICHNUNG FÜR MARGUERITE HIGGINS
(16 Zeilen, 160 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die bekannte amerikanische Keporterin Marguerite Higgins wurde nach einer Umfrage unter Journalistinnen zur "Frau des Jahres" gewählt. Die britische
Thronfolgerin, Prinzessin Elizabeth, belegte hierbei den zweiten Platz.
Die jetzt 31-jährige zierliche blonde Journalistin leitete in den Jahren nach dem Kriege die Berliner Redaktion der "New
York Herald Tribüne", nachdem sie durch ihre Berichte über die
Befreiung des KZ Dachau und die Eroberung des Obersalzbergs
weltberühmt geworden war.
1950 ging sie als Reporterin nach Japan und war bei Ausbruch des Krieges in Korea an der vordersten Front und auf eine
aufsehenerregende Art und Weise stets im Brennpunkt der wichtigsten Ereignisse. Für ihre glänzenden Berichte und Interviews
erhielt sie vor einem halben Jahr als erste Frau den begehrten
Pulitzer-Preis für internationale Berichterstattung.
* * * * * *

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V. Jahrgang, Nr. 2/W

23. Januar 1952

Die Kindheit des Einzelnen ist das
Schicksal des Volkes.
KINDHEIT UNS GESELLSCHAFT
Von Erik Steindaam
(6? Zeilen, 63C Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Es ist kein Zufall, daß die
Psychologie in Amerika eine größere Bedeutung gewonnen hat als in
jedem anderen Lande. Denn nirgends bieten sich dieser jungen Wissenschaft ähnlich glückliche Möglichkeiten. Man bedenke, daß sich
hier das Werden einer Nation nicht in mythischem Halbdunkel der
Frühgeschichte, sondern im hellen Lichte modernen Bewußtseins abspielt. Man bedenke ferner, daß durch das Zusammenleben der verschiedensten rassischen und völkischen Elemente jedes gewöhnliche
New Yorker Mietshaus ein ideales Schulterrain der Völkerpsychologie und jeder Art von Gruppenpsychologie darstellt. Und schließlich bedeutet es einen unschätzbaren Vorteil für die Psychologie,
daß in diesem Lande alle Stufen der Menschheitsentwicklung vom
Indianer und Eskimo bis zum großstädtischen Intellektuellen leben.
So vermochte der amerikanische Psychologe Erik H. Eriksen
in seinem letzten Buche "Kindheit und Gesellschaft" sich auf Erfahrungen zu stützen, die weder Freud noch Adler zu Gebote standen. Die Thesen dieses Buches beruhen zum großen Teile auf der
Tatsache, daß zwischen der seelischen Entwicklung des Einzelnen
und der ganzer Völker wesentliche Übereinstimmungen bestehen. Mit
anderen Worten: Der menschliche Organismus ist zugleich eine physische, psychische und soziale Einheit, und es gibt keine Veränderung, die nur von einem dieser Paktoren verursacht, also auch
nur unter einem dieser Aspekte betrachtet werden könnte.
Der Autor dieses Buches hat es sich zur Aufgabe gemacht,
die "schicksalhafte Bedeutung der individuellen Kindheit für die
Struktur der Gesellschaft" zu demonstrieren. So zum Beispiel
weist er einen Zusammenhang nach zwischen der kindlichen Angst
vor körperlicher Züchtigung und dem sozialen Insuffizienzgefühl
des Erwachsenen. Die erzieherische Absicht des Autors liegt darin, der Ausbeutung der kindlichen Abhängigkeit ein Ende z
chen und den Weg zu zeigen, wie die Würde des Kindes und die dos
Erwachsenen in sinnvoller Weise miteinander zu vereinbaren sind.
Andererseits wieder weist er nach, daß Kinder nicht durch die
ihnen
- 1 -

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

23. Januar 1952

ihnen auferlegten Beschränkungen und Verbote an sich neurotisch
werden, sondern einzig und allein durch das Fehlen einer vernünftigen sozialen Begründung für das Verbot. Man sollte also das Kind
immer ernst genug nehmen, um ihm bei Gelegenheit der - unvermeidlichen - Beschränkung die seinem Fassungsvermögen angemessene Erklärung dazu zu geben. Nur das apodiktische "Du sollst nicht"
pflanzt in der Seele des Kindes Hemmungen, die späterhin schwere
neurotische Folgen zeitigen können.

Eine große Bedeutung für die seelische und soziale Entwicklung räumt der Verfasser dem kindlichen Spiel ein. Er betont, daß
im Spiele sich die menschliche Identität ("ego identityn)vollzieht.
Dieser Begriff geht auf Anna Freuds "Ego and the Mechanism of Defence" zurück und bedeutet die Einswerdung der Vorstellung des
körperlichen Seins (body image), der psychosexuellen Entwicklung
und der sozialen Rolle des jugendlichen Menschen.
Sehr eingehend behandelt der Verfasser das Problem der Reife und kommt zu dem Schluß, daß frühe Unterdrückung zu einem beträchtlichen Mangel an Selbstkenntnis und somit zu menschlicher
und sozialer Unreife führt. Der Wert dieser Untersuchung liegt
in der großzügigen und originellen (zuweilen freilich auch etwas
subjektiven) Synthese klinischer und völkerkundlicher Daten sowie
psychologischer, psychoanalytischer »anthropologischer, historischer
und politischer Gesichtspunkte. Eine besondere Rolle spielen die
Untersuchungen der "Kindheit" zweier nordamerikanischer Indianerstämme, an denen sich die Analogien zwischen der psychologischen
Entwicklung des Einzelnen und der sozialen Organisation nachweisen lassen.Man legt das Buch aus der Hand mit der begründeten Überzeugung, daß es in der Psychoanalyse nicht allein um das individuelle Schicksal, sondern um das Schicksal ganzer Völker, ja des
Menschen überhaupt geht.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

22$. Januar 1952

AUSBLICK AUF DIE FRÜHJAHRSMODE 1952
Von Lucy Hiller
(61 Zeilen, 610 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Noch hat der Winter seinen
Höhepunkt nicht überschritten, da sind in den großen Mode-Schaufenstern der Fifth Avenue in New York die Pelzmäntel, Winterkostüme und Wollkleider schon wieder verschwunden, um den neuesten
Modellen der kommenden Frühjahrssaison Platz zu machen. Wirklich
neu sind diese Modelle allerdings nicht, wenn sie auch genügend
eigenen Stil besitzen, um als "Fabrikat 1952" erkannt zu werden.
Die Länge der Röcke, die ja bekanntlich die Linie einer
Mode weitgehend mitbestimmt, ist die gleiche geblieben. Der Rock
in halber Wadenlänge bei Tag und variierend zwischen Knöchellänge
und Fußbodenlänge am Abend ist nach wie vor dominierend, Auch die
Weite des Rockes zeigt keine wesentlichen Änderungen. Die neue
Frühjahrsmode läßt dem persönlichen Geschmack der Trägerin gerade in bezug auf diesen Punkt einen so weiten Spielraum, daß praktisch jede Rockweite r vom schwingenden Glockenrock bis zum engen
geraden Rock - als modisch betrachtet werden kann.
Neu hingegen ist die Form der Ärmel, die als "Keulenärmel"
mit am Ellenbogen beginnender und rasch zunehmender Weite die
Wiederbelebung einer schon in den verschiedensten Zeitepochen
vertretenen Moderichtung darstellen. Besonders bei den "kleinen
Kostümen" findet diese Art der Ärmel Verwendung und akzentuiert
die bereits durch das kleine Schößchen und die eng anliegende
Taille betonte weibliche Linie noch in besonderem Maße. Auch bei
Kleidern sind es die Ärmel, die die neue Linie bestimmen. Als
kurze Glockenärmel fallen sie in reichen Falten lose bis zum halben Oberarm oder bauschen sich in riesigen Puffärmeln aus durchsichtiger Spitze oder Organdi oft bis zum Handgelenk.
Ursprünglich nur für Blusen gedacht, hat sich diese neue
Ärmelmode nun auch bei Kleidern durchgesetzt und gibt ihnen.einen
Anstrich des Jugendlichen, ohne dabei auflringlich zu wirken'.* Bei
Blusen, die unter Kostümjacken getragen werden, ist die Ärmelweite aus Zweckmäßigkeitsgründen weitgehend reduziert, wenn auch dem
Bündchen-Ärmel mit fülligerarWeite als bisher vor allen anderen
der Vorzug gegeben wird.
Frühjahrsmäntel und -Mantelkleider sind durchweg in Prinzeß*
" form

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

23. Januar 1952

Prinzeßform gehalten. Mit eng anliegendem Oberteil und weit fallendem, schwingendem Rock sind ihre Verschlüsse, wenn sie nicht
- um die Gesamtlinie zu wahren - aus verdeckten Knopfleisten oder
unsichtbar angebrachten Haken bestehen, schräglinig gehalten.Pur
Nachmittags- und kleine Cocktailkleider ist in der kommenden
Frühjahrssaison die Silhouette im Empire-Stil bestimmend. Der
weite Rock wird von einem breiten Bund zusammengehalten, der die
Gürtellinie nach oben verschiebt und zusammen mit dem gerafften
oder in Palten gelegten kurzen Oberteil die weibliche Linie besonders stark unterstreicht.
Das Kostüm spielt, wie in jedem Jahr, so auch in diesem
Frühjahr wieder eine wichtige Rolle. Neu an ihm sind nicht nur
die bereits erwähnten Keulenärmel und die schrägen Verschlüsse,
sondern vor allem auch das dazugehörende kleine Schulter-Cape,
das auf beiden Seiten getragen und gleichzeitig als Kombinationsstück für "Verwandlungskleider" benutzt werden kann.
Auch die kleinen Jäckchen wie Eton-Jacket, Spenzer und
Bolero, die um die Jahrhundertwende schon einmal das Bild der
Mode beherrschten, kommen wieder zu ihrem Recht, wie ja überhaupt die gesamte neue Linie sich wieder der betonten Weiblichkeit der Zeit unserer Großmütter zuwendet und alle jene männlichen Einflüsse, die sich seit den zwanziger Jahren in die Frauenmode eingeschlichen haben, wieder völlig ausschaltet. Dieser
Zug prägt sich ebenfalls in der neuen Form der Halsausschnitte
aus, die sich zwischen den Extremen eines kleinen, engabschließenden Spitzenkrägelchens und dem großen Dekollete eines tiefen
quadratischen oder U-förmigen Ausschnitts bewegen.
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

23. Januar 1952

Eine amerikanische Mutter, die sich weigerte,
zur Sklavin ihres Haushalts und ihrer drei
kleinen Kinder zu werden, erzählt aus ihrem
Alltag. Ihre Probleme sind die Probleme aller
Mütter, und ihre Hinweise dürften mancher
Frau in gleicher Lage nützlich sein.
WARUM SO EILIG?
Von M. Carter
(85 Zeilen, 850 Worte)
CHIKAG-0 — (Amerika Dienst) — "Kommt herein, beeilt Euch!"
Ungeduldig stand ich an der offenen Tür und wartete auf meine
zweieinhalbjährigen Zwillinge. "Kommt, kommt, das Essen steht
auf dem Tisch", und automatisch klopfte ich dabei nervös mit der
Fußspitze auf den Boden. Die Zwillinge reagierten, wie zu erwarten war, auf meine Ungeduld mit Erstaunen und Nichtverstehen.
Zögernd kamen sie beide angetrottet, und die kleine Cornelia
schaute mich bekümmert an und meinte: "Warum beeilen, Mutti?"
"Weil . . .", und nun wußte ich wirklich keine Antwort, die
stichhaltig genug gewesen wäre, um derartige Besorgnis in einem
Kindergesicht zu rechtfertigen.
Ja, warum so eilig? Ernsthaft begann ich nun darüber nachzudenken. Aber auch nachdem wir unsere Mohrrüben und Leber gegessen hatten,- hatte ich noch k^ine Antwort darauf gefunden.Den
ganzen Nachmittag hindurch quälte mich diese Frage: Kann eine
Mutter mit drei kleinen Kindern wirklich niemals mit ihrer Zeit
auskommen? Oder vielleicht doch?
Vor längerer Zeit schon hatte ich mir ein Arbeitsprogramm
aufgestellt und war sehr stolz darauf. Jede Stunde war sorgfältig
eingeteilt mit zu erledigenden Dingen. Jeden Tag aber mußte ich
ein wenig zurückstecken, denn ich hatte die unvermeidlichen Telefongespräche, die nassen Höschen der Zwillinge und derlei Dinge
mehr nicht genügend berücksichtigt. Wie ein Rennpferd rannte ich
hinter meiner Hausarbeit her. 9Uhr 30 - Zwillinge in den Garten
bringen; 10 Uhr 15 - Baby baden; 11 Uhr - Obstfrühstück für
Zwillinge ... Die Bügelei wurde von einem Tag zum anderen verschoben, und dasselbe Paar Socken, das ich laut Programm vorgestern schon gestopft haben sollte, grinste immer noch unfertig
aus dem Flickkorb. Und mir blieb nichts als die Erkenntnis,nicht
nur eine schlechte Mutter, sondern auch eine schlechte Wirtschafterin

"AMERIKA DIENST" - F'JR S I E FRAU

23. Januar 1952

Wirtschafterin zu sein.
Warum diese Eile? fragte ich mich jetzt immer wieder und
mußte erkennen, daß :1er Haushalt meine ganze Kraft in Anspruch
nahm und ich seinethalben auf dem besten Wege war, meinen und
meiner Kinder Seelenfrieden systematisch zu zerstören, wenn ich
nicht einen anderen und besseren Weg finden konnte, um mit meinen Aufgaben fertig zu werden. Und plötzlich wurde es mir klar,
daß es ja an mir selbst lag, ob ich durch den Tag hetzte oder
ihn mir so einteilte, daß die notwendigen Hausarbeiten wohl geschahen, daß dazwischen aber Zeit genug blieb für die Kinder und
mich selbst.
Ich sah ferner ein, daß es ein Unding sei, den Kindern um
eines etwa kommenden Besuchers willen tausend Dinge am Tage zu
verbieten, und griff deshalb auf die Methode unserer Vorfahren
zurück, die stets Wert auf eine gute Stube gelegt hatten, die
für die Kinder "tabu" war. Die Teppiche waren sicherlich nicht
der richtige Platz für verschüttete Seifenblasenbrühej es macht
auch keinen Spaß, stets von neuem diesselben Fingerabdrücke der
Zwillinge wegzuputzen und verstreutes Spielzeug aus allen Ecken
des Hauses aufzusammeln.
Das große Wohnzimmer war den Kindern von nun an verschlossen. Diese eine Beschränkung bedeutete weniger Neins während
des Tages. Den Kindern blieb Raum genug, sich auszutoben, und
ich brauchte mich bei einem unerwarteten Besucher nicht mehr
wegen der herrschenden Unordnung zu entschuldigen.
Zugegeben, es fällt einer guten Hausfrau nicht leicht,sich
an ein gewisses laisser faire in Haushaltdingen zu gewöhnen. Mir
ist es gut bekommen. Die nervöse Spannung hat sich verflüchtigt.
Ich kann wieder froh sein und lachen, und meine Gespräche mit den
Kindern beschränken sich nicht mehr auf Anordnungen und Zurechtweisungen, ' sie haben alle jenen freundlichen, ruhigen Ton, der
den Kindern Vertrauen und Sicherheit gibt.
Aber noch eine ganze Reihe anderer brauchbarer Tricks lernte ich während meiner Umschulung. Alles herumliegende Spielzeug,
das ich früher stets in die Regale des Kinderzimmers zurücktrug,
legte ich nun in ein besonderes Fach im unteren Teil einer großen Küchenanrichte und räumte dann abends, wenn die Kinder schlie
fen, alles auf einmal auf. Die Zwillinge lernten auch bald, ihre
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

23. Januar 1952

ihre "verlorenen" Dinge dort zu suchen.
In jedem Raum legte ich mir Block und Bleistift zurecht,
um alles, was mir so einfiel, gleich aufzuschreiben. Dadurch gab
es nie großes Nachdenken, was ich beim Fleischer, Gemüsehändler
und anderen Lieferanten bestellen wollte. Für die schmutzige
7/äsche machte ich mir drei Säcke: einen für weiße Wäsche, einen
für farbige Wäsche und einen schließlich für jene Kleidungsstücke,
die nicht in der Maschine, sondern mit der Hand gewaschen werden
mußten.
Zeit ist eine Erfindung der Erwachsenen und sagt Kindern
gar nichts; ihnen fehlt dafür jegliches Verständnis. Sie wollen
nicht geschubst und angetrieben werden. Sie brauchen Zeit, um
alle Dinge zu begreifen, die sie lernen müssen. Sie selbst freuen sich am meisten über jeden neuen Fortschritt auf dem Wege zu
eigener Unabhängigkeit. Eile im Kinderzimmer ist ein überflüssiges Wort. Kinder können sich nicht überstürzen, und die Atmosphäre gewinnt an Freundlichkeit, wenn man dieses Wort auf sie nicht
anwendet.
(Aus "Parent's Magazine")
* * * * * *

Ein amerikanischer Fußschutzverein
gibt gute Ratschläge zur Erhaltung
gesunder und zur Behandlung kranker
Füße.
FÜSSE RUFEN UM HILFE
(55 Zeilen, 550 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —"Überall gibt es Tier- und
Pflanzenschutzvereine," so sagten sich die beiden Leiter eines
New Yorker Schuhgeschäfts, "warum soll es nicht auch einen Fußschutzverein geben, der die Menschen darüber aufklärt, wie unvernünftig sie ihre Füße behandeln." So entwarfen sie einen
Briefkopf mit der Abbildung eines Fußes,der "Hilfe" ruft, und
brachten ein Schild mit der gleichen Abbildung auch über ihrem
Geschäft an.
Da 85"Prozent aller Menschen an Fußbeschwerden leiden, ka-*
men jede Woche zwischen 50 und 75 Leute in das Geschäft und
baten um Ratschläge gegen ihre Schmerzen. Bald wurden Fitzgerald
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23. Januar 1952

Fitzgerald und Falter aufgefordert, Vorträge in Klubs und Vereinen zu halten. "Es kamen jedesmal Hunderte von Menschen", sagt
Fitzgerald. Heute hat der 1932 ins Leben gerufene Fußschutzverein
einen ausgedehnten Schriftverkehr zu bewältigen. Auch viele Berühmtheiten sind unter den Hilfesuchenden, darunter vor allem
Sportgrößen, die ja in besonderem Maße auf die Gesundheit ihrer
Füße angewiesen sind.
Wer aber trägt die Schuld an wehen Füßen? Der Fußschutzverein nennt drei Ursachen: das Straßenpflaster, die unverantwortlichen Schuhverkäufer und die unklugen Schuhkäufer. "Die alten
Indianer hatten keine Fußbeschwerden", sagt Fitzgerald, "das ist
damit zu erklären, daß sie auf bloßem Erdboden gingen." Was die
Schuhverkäufer und Verkäuferinnen betrifft, so findet er es unverantwortlich, daß jeder Schmied, der Pferde beschlägt, alle
möglichen Zeugnisse besitzen muß, daß aber jede ungelernte Verkäuferin sich zutraut, Schuhe verkaufen zu können. Den Käufern
aber kann Fitzgeraldden Vorwurf nicht ersparen, daß sie beim
Schuhkauf weniger auf gute Paßform als auf hübsches Aussehen
der Schuhe Wert legen. Millionen von Frauen verbringen viele
Stunden des Tages in Schönheitssalons, um sich Schmerzfalten
wegzaubern zu lassen, an denen zu enge Schuhe die Schuld tragen.
Würde eine Frau die Sorgfalt, mit der sie ihr Gesicht behandelt,
an die Füße wenden, so würde auch ihr Gesicht verjüngt und entspannt aussehen.
Die Fußschutzgesellschaft machte allen amerikanischen Fußleidenden das Angebot, ein Paar alte Schuhe einzusenden, die im
Verein untersucht werden; auf Grund dieser "Diagnose" wird dann
eine individuelle Methode für die Behandlung der Füße vorgeschrieben. Die Gesellschaft hat daneben aber auch einige allgemeine Regeln über Fußpflege ausgearbeitet, die jedem Fußleidenden zu empfehlen sind:
1. Tägliche Fußübungen-»
2. Beim Schuhkauf lege man vor allem Wert auf gute Paßform.
Auch Körpergewicht, .Größe und Beruf sind ausschlaggebend
für die Wahl der Schuhe.
3. Während des Tages fünf bis zehn Minuten die Schuhe ausziehen und die Füße gut "durchatmen" lassen.
4. Regelmäßig die Füße pudern,und die Schuhe stets auf
Leisten spannen.
5. Zehen

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23. Januar 1952

5. Zehen beim Gehen leicht einwärts gekehrt halten,und
die Beine durchstrecken.
6. An harter Haut und Hühneraugen sind nicht die Füße, sondern die Schuhe schuld. Ihretwegen geht man am besten zu
einem guten Orthopäden.

KURZNACHRICHTEN
HAUSFRAU ODER KARRIERE?
(11 Zeilen, 110 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Amerikanische Studentinnen,
die aus gutsituierten Familien stammen, sehen in dem Studium an
einer Hochschule weniger eine Vorbereitung auf eine aussichtsreiche akademische Karriere als vielmehr eine Gelegenheit zur Sammlung von Erfahrungen im Umgang mit Menschen aus allen Gesellschafts
schichten. Diese Feststellung ist das Ergebnis einer Umfrage unter
Studentinnen des Barnard College, die Dr. Eli Ginzberg, Professor
für Wirtschaft an der Columbia-Universität, kürzlich durchführte.
Er führt u.a. weiter aus, daß das Hauptaugenmerk der meisten Mädchen auf "eine gute Heirat nach Abschluß der Studien" gerichtet
sei.
* * * * # *

DIE SCHWIERIGE ERSTE DEKADE
(10 Zeilen, 100 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Das Durchschnittsalter der
zehntausend Kinder, die im Laufe der vergangenen zwei Jahre vom
New Yorker Jugendamt betreut wurden, beträgt 9,8 Jahre, Der Di#
rektor des Jugendamtes bezeichnete diese Tatsache kürzlich als
ein ermutigendes Zeichen für die Arbeit der Fürsorgestelle, denn
je eher man zu asozialem Verhalten neigende Jugendliche fassen
könne, desto leichter sei es, ihnen auf den rechten Weg zu helfen. Bei den Taten der jugendlichen Delinquenten handelt es sich
meist um Landstreicherei, Raufhändel, Brandstiftung und Sachbeschädigung.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

23- Januar 1952

GAREPAKETE FÜR KOREA
(5 Zeilen, 50 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Die Vereinigung amerikanischer Frauenklubs, die 1890 gegründet wurde und an die 8 Millionen Mitglieder zählt, hat koreanischen Flüchtlingen und Kriegswaisen seit Ausbruch des Krieges Nahrungsmittel- und Textil-Care-Pakete im Werte von insgesamt 256 000 Dollar übersandt.
* * * * * *

EINE WUNDERSAME INSEKTENBEKÄMPFUNGSANLAGE
(28 Zeilen, 280 Worte)
HONOLULU — (Amerika Dienst) — Was wirklicher "Dienst am
Kunden" heißt, hat eine Zweigniederlassung der amerikanischen
Firma Sears, Roebuck and Co. in Honolulu bewiesen, die nicht nur
dafür sorgte, daß durch eine eigene Wasserberieselungsanlage die
Temperatur in den stickig heißen Verkaufsräumen herabgesetzt wurde, sondern eben diese Anlage auch noch zu einem amüsanten Zeitvertreib für die Besucher ihrer Verkaufsstelle machte; sie verwandelte diese Anlage in ein riesiges Aquarium und belebte sie
mit tropischen Fischen.
Diese originelle Idee entsprang allerdings nicht ausschließlich dem Bedürfnis, die Kundschaft zu amüsieren, sondern wurde eigentlich aus einer akuten Notwendigkeit heraus geboren. Und das
kam so:
Als man das flache Dach des Gebäudes zum Schutze gegen die
drückende Sonnenhitze mit einer etwa 25 cm tiefen Wasserschicht
überzog und auf diese Weise die Innentemperatur um rund 10 Grad
reduzierte, zeigte es sich, daß dieser seichte "Wassertümpel" auf
dem Dach ein idealer Nistplatz für Moskitos war. Alle Versuche
mit chemischen Insektenbekämpfungsmitteln schlugen fehl, so daß
schließlich der staatliche Gesundheitsdienst zu Rate gezogen werden mußte. Dieser kam nicht nur auf den kühnen Einfall, die Insekten durch Fische zu bekämpfen, sondern lieferte diese auch noch
frei Haus. 55 000 Tropenfische sorgen nun nicht nur dafür, daß
die Moskitoplage ein Ende hat, sondern vermehren sich auch noch
so sehr - sie haben bis heute bereits 225 000 Nachkommen - daß
das Kaufhaus nun sogar dazu übergegangen ist, kleine Zimmeraquarien
mit den überschüssigen Tieren auszustatten und diese mit recht beträchtlichem Gewinn zu verkaufen.
* * * * * *

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V. Jahrgang, Nr. 3/W

6. Februar 1952

BERATERIN IN HERZENSSACHEN
Zum Tode Dorothy Dix, der meistgelesenen Journalistin Amerikas
Von J. Textor
( 70 Zeilen, 70Ü Worte)
NEW ORLEANS — (Amerika Dienst) — Die verständnisvolle
Beraterin von Millionen von amerikanischen Zeitungslesern,
Dorothy Dix, ist vor wenigen Wochen im Alter von 90 Jahren in
New Orleans gestorben. Man schätzt, daß ihre Artikel täglich von
mehr als 60 Millionen Menschen in über 200 Zeitungen der USA gelesen worden sind. Sie erhielt im Laufe eines Tages Teusende von
Leserzuschriften, und man nennt sie mit Recht die meistgelesene
Journalistin Amerikas.
Mrs. Elizabeth Merriwether Gilmer, wie ihr wirklicher Name
lautete, war 35 Jahre lang mit einem Halbinvaliden verheiratet,
und die Last der Versorgung der Familie lag auf ihren Schultern.
Sie begann ihre journalistische Laufbahn in New Orleans als Frauenredakteurin einer Tageszeitung. Die vielen Zuschriften, die
täglich auf der Redaktion einliefen und in denen Leser um Rat in
diesen oder jenen Fragen nachsuchten, veranlaßten die junge Redakteurin, die Einführung einer Zeitungsspalte vorzuschlagen, die
lediglich der Beantwortung dieser Briefe dienen sollte. Das Ansuchen wurde ihr genehmigt, und binnen kurzer Zeit fand die täglich unter dem Pseudonym "Dorothy Dix" erscheinende "Cölumn" bei
den Lesern großen Anklang und begründete ihren journalistischen
Ruf. Im Jahre 1900 holte man sie in die Redaktion des "New York
Evening Journal". Sie war eine ausgezeichnete Reporterin, und
ihr Sarkasmus und ihre Ironie, mit der sie Mißstände geißelte,
ihr Mut und ihre unbestechliche Objektivität gewannen ihr bald
das Vertrauen und die Bewunderung der Öffentlichkeit. Nebenbei
aber schrieb sie weiter ihre tägliche "Column" und gab ihre Ratschläge allen jenen, die ihres Rates bedurften. 1927 kehrte sie
nach New Orleans zurück, um sich nun ganz auf diese Arbeit zu
konzentrieren, die ihr immerhin ein jährliches Einkommen von
75 000 Dollar brachte. In diesen Jahren schrieb sie auch mehrere
Bücher - darunter 1939 "How to'get and hold a husband" (Einen
Ehemann finden und binden) - unternahm ausgedehnte Weltreisen und
wurde von verschiedenen Hochschulen mit dem Ehrendoktor ausgezeichnet.


"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

6. Februar 1952

Zu Kollegen, die sie gern wegen der Art ihrer "Column"
hänselten, sagte sie einmal: "Solange es junge Menschen gibt,
die sich verlieben, verheiraten und Kinder haben, braucht man
auch Zeitungsleute wie mich. Freilich ist es für unsereinen immer
wieder dieselbe alte Story, sie ist aber stets neu und verwirrend für den, der sich zum erstenmal damit auseinanderzusetzen hat." Sie warnte ihre jungen Reporterkollegen vor zu
krassem Realismus in ihrer Arbeit und meinte: "Ich möchte
nicht sagen, daß ihr euch nicht an die Tatsachen halten sollt.
Tatsachen allein jedoch sind oft recht nichtssagend. Stets
aber stehen sie in irgendeiner Beziehung zu irgendeiner Sache.
Diese Beziehung - nennt es die menschliche Seite oder sonstwie
- muß in euren Artikeln ebenfalls berücksichtigt sein. Als man
einmal einer großen Schauspielerin vorwarf, sie wirke altmodisch und überlebt, gab diese zur Antwort, daß sie dies nicht
glaube, solange sie die Menschen noch weinen und lachen machen
könne. Nur jene Reporter, die diese selbe Fähigkeit besitzen,
haben Talent. Um Statistiken aufzustellen, braucht man wirklich nicht talentiert zu sein." Aus dieser Überlegung heraus
stiftete Dorothy Dix auch einen Preis, der jährlich für die
beste Erzählung von allgemein menschlichem Interesse an junge
Schriftsteller und Journalisten vergeben wurde.
Ihre Zeitungsarbeit liebte sie abgöttisch, und wie sehr sie
ihrem Beruf verfallen war, kommt in folgenden Zeilen, in denen
sie über sich selbst aussagt, am deutlichsten zum Ausdruck:
"Ich lebe mit Zeitungen, solange ich denken kann, ich verschlinge sie, und nachts träume ich von ihnen. Für meinen Durst
nach Druckerschwärze gibt es keine Kur."
Dorothy Dix hat In ihrem Testament verfügt, daß ihre
"Column" in Zukunft nicht mehr unter diesem Namen erscheinen
darf. Das "Bell Syndicate", das in den letzten Jahrzehnten ihre
Column vertrieb, verhandelt nunmehr mit ihren Erben,"um von
ihnen die Aufhebung dieser testamentarischen Bestimmung zu erwirken, da Millionen amerikanischer Leser darauf bestehen, daß
die Dorothy Dix-Column, auch wenn sie,Dorothy, selbst tot sei,
weiterbestehen müsse.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - F£R DIE FRAU

6. Februar 1952

Ergebnis einer von zehn größeren amerikanischen Städten durchgeführten Umfrage
über die Halbtagsarbeit von Frauen.
FRAUEN IN HALBTAGS-STELLUNGEN
(62 Zeilen, 620 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Der durch Militärdienst
und erhöhte Produktion in einer Reihe von amerikanischen Industrieund Geschäftszweigen verursachte Mangel an männlichen Arbeitskräften macht es notwendig, daß die staatlichen und privaten Arbeitsvermittlungen auf das bisher nur zu einem geringen Teil ausgenützte weibliche Arbeitsreservair zurückgreifen. Dies umsomehr, als die meisten amerikanischen Frauen vor ihrer Verheiratung einen Beruf ausüben und einen hohen Prozentsatz geschulter
Arbeitskräfte darstellen.
Eine kürzlich durchgeführte Rundfrage bei Arbeitgebern und
Arbeitnehmern in zehn größeren amerikanischen Städten - San Francisco, Denver, Dallas, Des Moines, Milwaukee, Richmond, Syracuse,
New York City, Providence und Worcester - ergab, daß es aus verständlichen Gründen vielen Frauen nicht möglich ist, einem Beruf
nachzugehen, der sie den ganzen Tag von zu Hause fernhält, daß
aber -die meisten der Befragten gewillt wären, eine Halbtagsbeschäftigung anzunehmen, wenn die Arbeitgeber sich zu diesem Kompromiß entschließen könnten. Nicht eingeschlossen in die Rundfrage waren landwirtschaftliche Betriebe, Haushaltungen und Vertreterberufe .
Die bereits beschäftigte Halbtagsarbeiterin ist durchschnittlich über 35 Jahre alt, verheiratet und hat früher einmal einen
ganztägigen Beruf ausgefüllt. Ihre nunmehrige Halbtagsbeschäftigung beschränkt sich meist auf das selbe Berufsgebiet. Nur
wenige der Frauen haben kleine Kinder, doch lassen ihren Aussagen nach Familien- und Haushaltspflichtea eine längere Beschäftigungsdauer nicht zu, ohne ihre eigene Gesundheit zu gefährden.
Für die Wahl einer Halbtagsbeschäftigung gaben die Frauen
folgende drei Hauptgründe an: Erhöhung oder Ergänzung des Familieneinkommens, bessere Nutzung erlernter ^andfertgkeiten und
früherer Berufserfahrung, größere persönliche Befriedigung durch
Erweiterung des Interessenkreises über die Grenzen von Haushalt

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

6. Februar 1952

Haushalt und Familie hinaus. Alle Befragten aber waren sich darin einig, daß die durch die Ausübung einer wenn auch nur halbtägigen Beschäftigung erzielten Vorteile größer sind als die damit verbundenen kleinen Nachteile.
Die Arbeitgeber sprachen sich mit über zwei Drittel Mehrheit für den praktischen Wert der Frauen-Halbtagsarbeit aus. Die
restlichen bezeichneten sie als eine "zweischneidige Angelegenheit", hatten aber nichts Grundsätzliches dagegen einzuwenden.
Einige wenige nur lehnten diese Art der Frauenarbeit gänzlich ab.
Ein Drittel der befragten Frauen arbeitete in Warenhäusern
und Einzelhandelsgeschäften, Krankenhäusern, Gesundheits- und
Fürsorgeämtern, Agenturen für Erwachsenenbildung und im Gaststättengewerbe. Relativ wenig Frauen-Halbtagsarbeit fand man
im Bankwesen, in Bibliotheken und Reklamebüros, und kaum ins Gewicht fallen Museen, Kunstgalerien, Institute für Meinungsforschung und Marktanalyse, ärztliche und zahnärztliche Laboratorien
sowie Anwalts- und Maklerbüros.
Die Arbeitszeit beträgt im Durchschnitt zwanzig Wochenstunden, die sich auf 5 Tage mit je 4 Stunden verteilen. Krankenhäuser jedoch bevorzugen die 24-Stundenwoche, d.s. drei Tage mit
je acht Arbeitsstunden.
Wie sich ferner bei der Umfrage herausgestellt hat, wurden
die Stellen zum größten Teil nicht durch Agenturen und Arbeitsämter, sondern auf private Empfehlung hin vermittelt.
Der Bericht schließt mit der Feststellung, daß die amerikanischen Arbeitgeber von der in den amerikanischen Heimen schlummernden weiblichen Arbeitskraft noch verhältnismäßig wenig Kenntnis haben und daß dies wohl der Grund sei, warum sie bisher so
wenig Cebrauch davon machten.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

6. Februar 1952

Die amerikanischen Hausfrauen können mit
Leichtigkeit ihren Speisezettel mit den
Lieblingsgerichten von sechzig Nationen
bereichern, seit im Herbst vergangenen
Jahres die amerikanische Verlagsanstalt
Harper & Brothers im Auftrage der UNO
ein internationales Kochbuch herausgebracht hat.
EMPANADAS AUS CHILE UND FALAFEL AUS ISRAEL
(65 Zeilen, 650 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Nichts verbindet die Menschen der Welt so sehr wie ihre gleich stark ausgeprägte Neigung
zu guten Speisen und Getränken. Dies beweist die große Nachfrage
nach einem im Herbst vergangenen Jahres erschienenen Kochbuch
"Die beliebtesten Rezepte der Welt".
Diejenigen allerdings, die glaubten, daß die Zusammenstellung eines internationalen Kochbuches eine leichte Sache sei,
hatten sich getäuscht. Es genügt nämlich durchaus nicht, wenn
man die Nationalgerichte der einzelnen Länder, ihre Suppen, Vorspeisen und Desserts einfach wie die Perlen einer Kette aneinanderreiht. Die Briefe, die mit der Bitte um Zusendung von beliebten heimischen Rezepten ausgeschickt wurden, erweckten zuerst
nur geringen Widerhall. Erst nachdem man mehrere private Organisationen und die Missionen des US-Außenministeriums bemüht hatte,
kamen Zuschriften aus aller Herren Ländern.
Dann begannen die Schwierigkeiten der Auswahl, der korrekten Analyse, die Tests in den Versuchsküchen, die notwendig waren, um eine gewisse Einheitlichkeit der Rezeptfolge zu erlangen.
Da dieses Kochbuch in erster Linie für amerikanische Hausfrauen
bestimmt sein sollte, mußten die zahlreichen fremden und voneinander abweichenden Maße und Gewichte in ihnen geläufige Einhei-r
ten übertragen werden. Einige Zutaten waren Seltenheiten in den
USA und nur in Spezialgeschäften oder überhaupt nicht erhältlich,
weshalb man eine Liste des am besten geeigneten Ersatzes anfügen
mußte. Die Aufgabe der Simultan-Ubersetzer der Vollversammlung
der UNO schien gering im Vergleich zu der, die die Verfasser des
neuen Kochbuches zu bewältigen hatten. Denn während jene "nur"
in drei bis fünf Sprachen zu parlieren haben, hatten letztere
sich mit dem Kochlöffel-Jargon von sechzig verschiedenen Ländern auseinanderzusetzen und ihn in ein amerikanisches Englisch
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

6. Februar 1952

Englisch zu übertragen. Dazu kam, daß das gleiche Rezept in klimatisch unterschiedlichen Regionen nicht gleich erfolgreich
durchzuführen war; da man z.B. in Texas mit türkischen Rezepten
festgestellt hat, daß Höhenlage und Feuchtigkeitsgehalt der Luft
zu stark differieren, mußte man darauf bestehen, daß alle Speisen erst in örtlichen Versuchsküchen ausprobiert wurden.
Die amerikanische Vereinigung für Hauswirtschaft ist an all
diesen Unternehmungen maßgebend beteiligt. Sie sandte die ausländischen
Rezepte in die Versuchsküchen in allen Teilen der USA - nach Kalifornien, Minnesota und Alabama. Auch die Großküchen der Elektrizitätsgesellschaften, der Groß-Mühlenbetriebe und anderer verwandter Industrien wurden dazu herangezogen. Mit dem Prädikat
"mit Erfolg getestet" würde sich die fortschrittliche amerikanische Hausfrau jedoch nicht mehr begnügen. Sie will in ihrem Rezept nicht nur die Zutaten lesen, sondern genau wissen, wie lange
und bei welcher Temperatur gekocht und gebraten und gebacken werden muß - alles Dinge, die festzustellen Aufgabe der Versuchsküche war.
Die amerikanische Hausfrau, die ihren Gästen ein "United
Nations Dinner" vorsetzt, wird in ihren Bemühungen, die internationalen Beziehungen zu pflegen - das Buch war im letzten
Jahr der Schlager des United Nations Day-Relief Work - nicht enttäuscht sein, wenn sie sich genau an die Angaben des Buches
hält. Übrigens war es interessant festzustellen, daß kein eingesandtes Rezept angab, für wieviel Personen es bestimmt sei.
Zweifel über das Interesse an diesem neuen internationalen
Kochbuch wurden rasch zerstreut, als eine kurze Pressenotiz über
Nacht bereits zweitausend Bestellungen zur Folge hatte. Das Buch
kostet einen Dollar und wurde wie folgt vom "Christian Science
Monitor" in Boston besprochen: "Ob es sich um •Arvolemono1 (EierZitronen-Creme) aus Griechenland, überbackene "Empanadas"
(Tleischpasteten) aus Chile oder "Falafel" (Frankfurter Würstchen - Abart aus Israel) handelt, man ist immer wieder erstaunt
über die zahlreichen Variationsmöglichkeiten der Zubereitung,
die dieses Buch bietet."
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" - PUB DIE FRAU

6. Februar 1952

72 Milliarden Dollar geben die amerikanischen Hausfrauen jährlich aus.
WER VERFÜGT ÜBER DAS HAUSHALTSGELD ?
( 46 Zeilen, 460 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Täglich und stündlich
fließt der Geldstrom aus den Haushaltungen in die Warenhäuser
und Produktionsstätten der Vereinigten Staaten, um von dort in
Form von Löhnen und Gehältern wieder in die Familien zurückzufließen. Milliarden von Dollars sind, wenn auch nur für kurze
Zeit, in den Haushalten konzentriert und stellen einen wesentlichen wirtschaftlichen Faktor dar.
Durch die gewaltige Höhe der Eeträge, die zu bestimmten
Zeiten in den Haushaltungen konzentriert sind, erhält die Frage nach der Verfügungsgewalt über dieses Vermögen besonderes
Interesse. Eine präzise Antwort darauf zu finden, hat sich allerdings als sehr schwierig erwiesen. Die verschiedensten Erhebungen brachten stets unterschiedliche Ergebni.'-se, die auf die
notwendigerweise sich ergebende Unzulänglichkeit der statistischen Angaben über eine ständig fluktuierende Wirtschaft zurückzuführen sind. Während beispielsweise immer wieder behauptet
wird, daß die amerikanische Frau über 80 Prozent der Kaufkraft
der Familie verfügt, so ergab eine Untersuchung vom Jahre 1950,
die zuverlässige Informationen lieferte, ein ganz anderes Bild.
Danach werden 55 Prozent der Wareneinkäufe der Familien
von den Frauen getätigt. Darüber hinaus sind sie zusammen mit den
Männern an weiteren 11 Prozent der Einkäufe beteiligt. Die Männer kaufen allein 30 Prozent und die Kinder 4 Prozent der von
den amerikanischen Familien benötigten Waren ein.
Ein bezeichnendes Beispiel für gemeinsamen Einkauf sind
Möbel und Teppiche, von denen 56 Prozent bezw. 33 Prozent von
Männern und Frauen gemeinsam eingekauft werden. Damentoiletten- artikel, Stoffe und Vorhänge werden zu 90 Prozent nur von Frauen
gekauft. Zwei Drittel aller Lebensmitteleinkäufe sowie 80 Prozent der Einkäufe an Mädchenbekleidung und Küchengeräten entfallen auf Frauen. Nur in sechs von 100 Fällen dagegen kaufen Frauen
selbständig ein Auto. Wie weit sie allerdings bei weiteren Fällen als treibende Kraft beteiligt sind, läßt sich statistisch

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»AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
6. Februar 1952
statistisch schwer erfassen.
Legt man einer Zusammenfassung der amerikanischen Haushatseinkommen dieses Ergebnis von 55 Prozent zugrunde, so kommt man
zu der interessanten Feststellung, daß im Jahre 1950 die verheirateten Frauen in Amerika mehr als 72 Milliarden Dollar ausgegeben und bei der Ausgabe von weiteren mindestens 14,5 Mi11 iar
den Dollar mitgeredet haben. In diesen Wahlen ist jedoch nicht
der Anteil der Frauen an den 62,1 Milliarden Dollar enthalten,
die 1950 für Dienstleistungen ausgegeben wurden, und auch nicht
an den 10,7 Milliarden Dollar persönlicher Ersparnisse. Insgesamt gesehen, haute also die amerikanische Frau bei der Verwendung des im Jahre 1950 verfügbaren Gesamteinkommens in Hone von
204,5 Milliarden Dollar ein gewichtiges Wort mitzureden.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

6. Februar 1952

Die z. Zt. in Chikago gezeigte und mit
Unterstützung des Museums of Modern Art
in New York zusammengestellte Musterschau für Möbel und andereEinrichtungsgegenstände zeigt hauptsächliche Verwendung von schwarzem Metall.
VOLLENDETE GEBRAUCHSKUNST
kj> Zeilen, 430 Worte)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — Die halbjährlich mit Unterstützung des Museums für Moderne Kunst in New York zusammengestellte Mustermesse von Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen zeigt diesmal eine derartige Vielfalt neuer Entwürfe, daß
man annehmen könnte, die amerikanische Frau sei geneigt, den
Stil ihres Heimes ebensooft zu wechseln wie etwa ihr Kleid.
Unter dem Leitwort "Good Design", das in der vollen Konzeption einer Schau die in
Ästhetik und Zweckmäßigkeit vollendete Form bedeutet, zeigen die auf dem "Merchandise Mart" in
Chikago ausgestellten Entwürfe hauptsächlich formschöne Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände aus schwarzem Metall, die
sich wegen ihrer klaren Linienführung, ihrer Preiswürdigkeit
und ihrer vielseitigen Verwendbarkeit großer Nachfrage erfreuen.
Besonders bemerkenswert sind die von Charles Eames entworfenen
"Bird Cage" - Vogelkäfig-Stühle, die in der Form den "Muschelstühlen" ähneln, entweder ganz oder nur teilweise mit Polster
bezogene Metallsitze und -lehnen oder auch nur metallgeflochtene
Sitzflächen haben und mit schwarzen Metallfüßen und -lehnen ausgestattet sind. Aber auch andere Einzelmöbel zeigen die Verwendung von schwarzem Metall, wie z.B. eine Reihe von sog.
Coffeetables (Couch- und Serviertischen) in der Zusammenstellung mit warmgetöntem Nußbaumholz.
Besonders attraktiv ist ein Eßtisch, dessen mit weißem
Linoleum eingelegte Tischplatte auf stabilen Beinen aus,schwarzem Metall ruht. Aus demselben Material waren alle gezeigten
Lampen.
Die Schwarz-Weiß-Kombination ist bei allen'neuen Entwürfen vorherrschend, aber auch Blau in den kräftigen skandinavischen Tönen - Pfauenblau und noch hellere Schattierungen scheint sich erneut durchzusetzen.
Aktiver
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"AMERIKA DIENST" - FlTR DIE FRAU
6. Februar 1952
Aktiver als in vorhergehenden Musterschauen sind diesmal
die kalifornischen Firmen beteiligt, die damit immer weiter
auf die Märkte des amerikanischen Ostens vordringen. Ihre Entwürfe sind großzugiger und flächiger und verraten damit schon
die größere Weiträumigkeit des amerikanischen Westens. Im großen und ganzen zeigt die Ausstellung "Good Design" eine allgemeine Wendung zur modernen Gebrauchskunst; selbst bisher hartnäckig an althergebrachten Formen festhaltende Erzeuger zeigen
diesmal völlig neuartige Entwürfe.
Einen starken Anteil an dieser Musterschau hat das Ausland, das insbesondere mit Möbeln aus Italien und Schweden,
Stoffen aus Siam, Kerzenleuchtern aus Finnland und Glaswaren
aus Deutschland vertreten ist.
(Mit 3 Bildern)
* * * * *

Quellenangabe nicht erforderlich



\ . \ l E IM K A

DIENST
l .S.Feature Service

R e d a k t i o n : Bad N a u h e i m . G o e t h e a t r a s s r 4 • T e l e l o n 2 0 4 1 4 8 6

20. Februar 1952

V. J a h r g a n g , Nr. 4 W
AMERIKAFAHRERINNEN

Für die Frau

DISKUTIEREN DAS AUSTAUSCHPROGRAMM
FRANKFURT/MAIN — (Amerika Dienst) — Die
Abteilung für Frauenfragen bei der US-Hochkommission für Deutschland hat am 18. und
19. Februar 1952 rund 150 ehemalige Teilnehmerinnen des amerikanischen Austauschprogramms zu einer Tagung nach Frankfurt/Main
eingeladen, um mit ihnen gemeinsam über ihre
im In- und Ausland gemachten Erfahrungen im
Hinblick auf die zukünftige Planung und erfolgreiche Weiterführung des "Exchange-Program" zu diskutieren. Die geladenen Frauen
- unter ihnen befinden sich Ärzte, Juristen,
Journalisten und Fachleute vieler anderer
Berufsparten - gaben wertvolle Anregungen
zur Verbesserung und Erweiterung des Programms. Die Möglichkeit zu einem Gedankenaustausch über Eindrücke und Erfahrungen in
Amerika und über die Art und Weise, wie die
Einzelnen diese zum Nutzen aller, im eigenen kleinen Kreise wirksam machen können,
wurde von allen Seiten begrüßt.
Den Vorsitz der Tagung führte Mrs. Ellen
McCloy, die Gattin des US-Hochkommissars
für Deutschland, deren Rede wir nachstehend
im vollen Wortlaut wiedergeben.

Mrs. Ellen McCloyi

Der größte Feind aller aufbauenden Kräfte
ist die Gleichgültigkeit.

Meine lieben Freundet
Ich möchte Ihnen herzlich danken, daß Sie mich zu Ihrer
Tagung eingeladen haben. Ich freue mich immer, mit Frauen
zusammenzutreffen, denn ist das nicht der beste Weg, uns gegenseitig ein richtiges Bild von unseren Verhältnissen und Bedingungen, von unseren Sorgen und Wünschen machen zu können?
Die Welt von heute stellt uns eine ^roße Aufgabe. Sie verlangt von uns Zusammenarbeit mit allen freiheitsliebenden Menschen, ganz gleich welcher Nationalität, und diese können wir
nur erreichen durch den guten Willen, einander zu verstehen.
Und dazu müssen wir zusammenkommen und uns kennenlernen.
Wir müssen unser Denken auf das Wohl der Allgemeinheit
richten, und wir müssen cen Willen haben, über unsere Probleme
und Sorgen hinaus auch die der anderen Nationen und Völker jzu
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"AMERIKA DIENST" • FÜR DIE TRAU
20. Februar 1952
zu verstehen.
Wir könna^ weder Hilfe noch Mitgefühl für unsere Sorgen erwarten, wenn wir
nicht bereit sind, den Problemen anderer
dasselbe Verständnis wie den eigenen entgegenzubringen. Eine freie
Gesellschaft gründet sich auf der Ehrfurcht vor dem Leben, dem
Respekt vor den Leistungen anderer und auf der Hilfe auf Gegen
seitigkeit. Der größte Feind aller aufbauenden Kräfte ist Gleichgültigkeit. Das wissen wir aus der Bibel, die die Trägheit des
Herzens sogar zu den sieben Todsünden rechnet.
ZeL gen Sie, daß Sie den Willen haben, die Eigenart Ihres
Nachbarn im weitesten Sinne kennenzulernen und zu respektieren.
Und hierzu haben Sie zur Zeit die günstigste Gelegenheit, ob es
sich um umgesiedelte Mitbürger oder um Angehörige anderer Nationen handelt, die gegenwärtig hier in Deutschland leben. Andererseits eröffnen sich dieselben Möglichkeiten für Deutsche, die
durch private oder geschäftliche Reisen in Europa oder in den
Staaten herumkommen. Und besonders trifft dies zu für die Männer
und Frauen, die im Austauschprogramm Gelegenheit haben, Länder
und Völker kennenzulernen.
Tauschen Sie Ihre Ideen aus, stellen Sie Fragen, gewinnen
Sie Freunde. Die vielen Frauenklubs sind ein ermutigendes Zeichen
für den gegenseitigen guten Willen. Die Arbeit, die Sie leisten,
wird nicht durch Druck oder die Macht großer Organisationen erreicht, sondern durch das Beispiel einzelner Frauen, die in ihrer
Arbeit Intelligenz und Initiative, Sozialgefühl und Handlungsfähigkeit bewiesen haben.
Eine von diesen Frauen, Frau Hanna Kiep, weilt heute bei uns.
Sie hat in Amerika durch persönlichen Kontakt und guten Willen
Völkerverständnis geweckt und gefördert. Ich hörte, daß sie kürzlich in einer amerikanischen Knabenschule gesprochen hat. Sie hat
es verstanden, dort ein so anschauliches Bild von Deutschlands
Verhältnissen im Dritten Reich, während des Krieges und nach
dem Zusammenbruch zu geben, daß sie in den Herzen dieser jungen
Menschen lebendiges Verständnis für Deutschland weckte, wo bis
dahin nur Mißtrauen herrschte. Ich bin so froh, daß meine amerikanischen Buben diese Dinge von hanna Kiep hörten. Wir wissen ja
alle, wie schwer es ist, Dinge zu beurteilen, die man nicht selber erlebt ha't.
Wir sind hier ein ziemlich großer Kreis, und unter uns auch
eine Reihe alliierter Vertreterinnen. Jede von uns - ob sie hier
oder in einem anderen Land geboren wurde - hat ihren eigenen
Wirkungskreis, der in der Familie liegen kann, aber auch im Beruf. Vielleicht muß sogar beides zusammen bewältigt werden. Ebenso werden sich in dem Leben einer jeden von uns besondere Probleme abzeichnen.
Sicher kennen wir alle Momente der Entmutigung. Wir dachten,
warum geht alles nur so entsetzlich langsam voran? Wir meinten:
So viele Anstrengungen und verhältnismäßig .geringe Erfolge! Ja,
wir zweifelten manchmal, ob wir unsere Arbeiten und Aufgaben
richtig anfaßten. Aber in solchen Augenblicken ist es gut, wenn
man einmal eine Art Rechnung aufstellt und in sie Punkt für
Punkt seine Erfahrungen und Erlebnisse der letzten Jahre einsetzt.
Dann muß man sich nämlich plötzlich zugeben, daß manche Klippe
überwunden ist, und wir alle in der 'i'at doch schon ein recht beträchtliches Stück auf dem Wege guter Ergebnisse vorangekommen
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
20. Februar 1952
vorangekommen sind. Ich möchte heute einige dieser Punkte herausgreifen.
In allen Ländern, genau wie in Deutschland, gibt es natürlich
auch Nachbarn* die uns nicht gerade sympathisch sind. Ich möchte
aber hier weniger über die uns unsympathischen Menschen sprechen als über die, die unsere guten menschlichen und geistigen
Seiten ansprechen und auslösen. Hierzu möchte ich Ihnen eine
kleine Geschichte erzählen:
Es hat mich tief beeindruckt, als ich kürzlich Frau Emmy
Bonhöffer in Gronenberg in Schleswig-Holstein besuchte und mich
von dem rührenden und aufopfernden Hilfswerk ihrer persönlichen
Initiative überzeugen konnte. Vermutlich wissen Sie mehr über
die tapfere Haltung Dr. Bonhöffers, der wegen seiner Beteiligung am Aufstand gegen Hitler vom 20. Juli "944 zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Aber vielleicht habe ich etwas gesehen, was Sie bisher nicht seien konnten, wie nämlich diese
reizende Frau mit ihren drei Kindern seit 1945 lebt. Sie haben
zu viert ein einziges Zimmer, denn die geringe Rente würde keine höhere Miete erlauben. In diesem Raum spielt sich jedoch
nicht nur das ganze Leben der Familie einschließlich Kochen ab,
sondern in diesem Raum arbeitet täglich Frau Bonhöffer mit
ihrem Mitarbeiter an der Erledigung und Abwicklung eines reibungslosen Ablaufes ihres Hilfswerks, das sie im Interesse von
Flüchtlingen aufgezogen und inzwischen auf dreißig Nebenstellen erweitert hat. Nach ihrem System werden getragene Kleider,
die als Spenden aus den verschiedensten Ländern kommen, gegen
zu leistende Arbeitsstunden bezahlt. Wer also bespielsweise
eine Jacke braucht, muß dafür einer anderen Familie eine Reparatur im Hause ausführen oder für eine Witwe mit Kindern Holz
hacken. Vor allem aber versteht diese Frau, ihrer engen Umgebung
eine behagliche Atmosphäre zu geben und trotz der ganzen Härte
ihres Geschicks eine freundlich-friedliche Nachbarschaft zu
pflegen. Als ich das alles sah, kam mir der Gedanke, ob ich
eine Bewährungsprobe gleichermaßen bestehen könnte. Deutlicher
denn je erkannte ich aber, daß wertvolle Hilfe in der Gegenseitigkeit liegt.
Dies zeigt uns auch ein Beispiel eines jungen amerikanischen
Leutnants, der hier in Deutschland diente. Als er eines Sonntagnachmittags mit seiner jungen Frau spazierenging4 entdeckten
sie am Waldrand ein Haus, vor dem viele Kinder spielten. Beim
Näherkommen sahen sie, wie düster und ungepflegt dieses Gebäude
aussah. Sie erfuhren, daß es ein Waisenhaus war, und es erfaßte
sie tiefes Mitlied mit den armen Kindern, die in einer so
trüben Umgebung aufwachen mußten. Sofort beschlossen sie, etwas
dagegen zu tun. Zu Hause besprachen sie ihren Plan. Am nächsten
Tage wurden Pinsel und Farben gekauft und der junge Leiinant
zog nach der Dienstzeit mit einer Gruppe seiner Kameraden zu dem
grauen haus, wo sie sofort mit ihrer Arbeit begannen. Neugierig
kamen die Nachbarn angelaufen, und sie sparten nicht mit
Kritik, als sie sahen, daß der gute Wille größer war als die
Kunstfertigkeit. Als die Soldaten dabei waren, eine Feuerleiter
zum dritten Stock zu bauen, die dringend notwendig war, griff
ein Schreiner aus dem Nachbardorf ein, und er half fachmännisch
mit Rat und Tat. Durch sein Beispiel angespornt, folgten die

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"AMERIKA DIENST" » FÜR DIE FRAU
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die anderen. Der eine pinselte, der andere schreinerte, und bald
stand an Stelle des alten dunklen Gebäudes ein freundliches Heim.
Gemeinsame Arbeit hatte es geschafft. Die junge Frau schrieb
ihren Freunden nach Amerika, und sie schickten umgehend Kleidung
und Spielzeug für die Kinder. Eine freundliche Idee und eine gut
getane Arbeit, so bescheiden sie auch sein mag, wirken weit über
ihren Bereich hinaus.
Ähnlich entstanden unsere Nähstuben. Als ich 1949 nach
Deutschland kam, ergab es sich, daß ich etwa 50 Flüchtlingsfrauen zum Tee einlud. Sie kamen, etwas schüchtern und zweifelnd,
aber bald brach das Eis, und sie sprachen zu mir rückhaltlos
über ihre Probleme, Nöte, Hoffnungen und Befürchtungen. Diese
Flüchtlingsfrauen waren von einem rührenden Eifer, sich selbst
zu helfen. Nun, große Probleme werden häufig durch den praktischen Anfang an einem greifbaren Zipfel gelöst. Plötzlich war
ein kleiner, keineswegs weltbewegender Vorschlag gemacht, und
die Flüchtlingsfrauen griffen ihn auf. Sie wollten eine Nähstube
eröffnen, in der Flüchtlinge für ihre Familien warme Winterkleidung herstellen sollten. Ein Raum wurde gefunden, Stühle und
Arbeitstische wurden hineingestellt, einige Freunde in Amerika
stifteten mir 100 Dollar, und wir konnten die erste eigene Nähmaschine kaufen. Dann ging die Bitte hinaus an Freunde in Deutschland und in den Vereinigten Staaten, sie möchten getragene Kleider oder Stoffe schicken. Der Ruf der kleinen Nähstube drang
über den Ort hinaus. Innerhalb eines Jahres verbreiteten sich
etwa 30 gleicher Art über Westdeutschland. Viele davon wurden
durch die Initiative deutsch-amerikanischer Klubs in Gang gesetzt. Und vielleicht werden am meisten die Nähstuben besucht,
die entlang der Ostzonengrenze eingerichtet' sind.
Und was kann nun die guten Ergebnisse, die wir durch den
persönlichen Kontakt erreichen, wieder trüben? Oft sind es die
kleinen Mißverständnisse des Alltags oder Sprachschwierigkeiten.
Frau Antje Lemke, (Leiterin der Gesellschaft zui' Gestaltung öffentlichen Lebens, Wiesbaden), kann das bestätigen. Sie erzählte
mir einmal von einem reizenden Erlebnis, das eine Freundin hatte,
als sie ihrer amerikanischen Gastgeberin eine Aufmerksamkeit erweisen wollte. Die Freundin überreichte einen Blumenstrauß mit
den Worten: "Tnank you so much for inviting me to dinner - I
appreciate your hostility!" (Ich danke Ihnen herzlich für die
Einladung - ich weiß Ihre "Feindseligkeit" zu schätzen. Gemeint
war hospitality - Gastfreundschaft).
Solange man über ein Mißverständnis lachen kann, ist es
ungefährlich, aber gefährlicher, ja verhängnisvoll wird die
Sache, wenn Mißverständnisse nicht aufgeklärt werden, wie zum
Beispiel bei Gerüchten, denen man aus Bequemlichkeit Glauben
schenkt, statt den Tatsachen auf den Grund zu gehen.
Darf ich an dieser Stelle eine sehr ernste Bitte einflechten? Wir Frauen sollten uns bemühen, alles erst einmal
gründlich und sachlich zu prüfen, bevor wir Stellung nehmen.
Uns fällt es zu, die Suche nach der Wahrheit zu unterstützen.
Die Zeiten sind zu ernst, als daß man sich den Luxus einer unbegründeten Kritik gestatten kann. Lassen Sie sich nicht leiten
von leeren Phrasen und Schlagworten. Ich weiß, es gibt so manche,
die sich willenlos von einer billigen Propaganda beeinflussen
lassen, aber niemand kann sich heute ein solch unreifes Denken

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"AMERIKA DIENST'1 - FÜR DIE FRAU

20. Februar 1952

Denken erlauben. Wir dürfen nicht unwissentlich zum Instrument
jener werden, die diese Agitation mit einer bestimmten Absicht
betreiben. Wir wissen alle, zum Beispiel, daß in manchen deutschen Kreisen die Ansicht vertreten wird, es finde ein Wettrüsten statt, das den Krieg auslösen müsse, von der einen oder von
der anderen Seite - eben von dem, der sich zuerst stark genug
fühlt.
Eine solche Kritik ist unberechtigt und sogar falsch, denn
wenn man die Tatsachen prüft, wird man finden, daß Amerika in zwei
Weltkriege eintrat, weil es durch Kriegserklärung dazu gezwungen
wurde. Zweimal in der jüngsten Geschichte stand Amerika unvorbereitet da und erlebte, daß zügellose Eroberer diesen Zustand auszunutzen versuchten. Die Erfahrungen haben uns gelehrt, daß dieses Nichtvorbereitetsein zum Krieg geführt hat. Unsere Politik
ist es heute, daß ein rechtzeitiges Einschätzen der Gefahr den
Krieg verhindern soll. Deshalb müssen wir auf der Hut sein und
die Gefahren erkennen. Das Glück unserer Kinder hängt davon ab,
ob wir wachsam genug sind, daß kein Unkraut wächst, weder in der
Schule, noch in der Presse, noch in der Justiz, noch durch politische Abenteurer. Halten wir die Freiheiten, die wir haben, den
Frieden und das Menschenrecht, fest. Wir werden beide nur behalten, wenn wir bereit sind, uns für sie einzusetzen.
In diesem Zusammenhang föchte ich Ihnen zum Schluß einen
Satz von Julius Leber vorleseu, der auch wegen seiner Beteiligung am Aufstand gegen Hitler am 20. Juli 1944 zum Tode verurteilt wurde. Er schrieb:
"Solange der Mensch denkt, strebt er nach der Höhe,
nach der Freiheit, strebt er hinaus aus der Dunkelheit, aus der Ungerechtigkeit seiner Gegenwart.Dieses Streben setzt aber voraus, daß der Mensch wirklich nachdenkt, daß er ein Herz für die Not seiner
Mitmenschen hat, daß em: w e i ß von den Ungerechtigkeiten der Welt."
* * * * * * *

(210 Zeilen, 2100 Worte)

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V. Jahrgang, Nr. 4/W

20. Februar

Zwei amerikanische Frauen belehren die Ehemänner in einem vor kurzem in den USA erschienenen Buch: Leitfaden für den intelligenten Mann zum Verständnis der Frau»
MR. GROGGLE MUSS NOCH VIEL LERNEN
Von Hilde Walter
(72 Zeilen, 720 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Zwei Amerikanerinnen haben
gemeinsam ein humoristisches Beschwerdebuch veröffentlicht, das
sich gegen einen imaginären Mr. Groggle - Karikatur eines Ehemannes - richtet und zugleich gegen ein halbes Dutzend bekannter wissenschaftlicher Bücher, deren Autoren sich mit dem "Dilemma" der modernen amerikanischen Frau beschäftigt haben.
Frei nach G.B. Shaws Leitfaden für die intelligente Frau
(The intelligent Womens1 Guide to Socialism . . .) haben Jane
Whitebread und Vivian Cadden ihr eigenes kleines Aufklärungsbuch "The intelligent Man's Guide to Women" (Leitfaden für den
intelligenten Mann zum Verständnis der Frau) genannt.
Sie behaupten, "weltfremde" GeTäirte und auch die meisten
Ehemänner hätten zu begreifen versäumt, daß alle arbeitssparenden Erfindungen der Neuzeit ständig zu wachsenden Ansprüchen an
die Gesamtleistung der einzelnen Hausfrau geführt haben.
"Fragt irgendeinen Mann", heißt es im Leitfaden für den
intelligenten Mann, "ob er glaubt, daß die Hausfrauen heute viel
arbeiten. Er wird sofort darauf hinweisen, wie schwer es doch
die Frauen im Zeitalter seiner Großtante Hepzibah hatten, die
im Planwagen durch die Prärie fuhr, unterwegs acht Kinder gebar
und tausend Pfund Maisbrot produzierte. Als die Waschmaschine
noch nicht einmal im Gehirn ihres Erfinders existierte, hat Großtante Hepzibah die handgewebten Kleider der ganzen Familie in
kalten Bächen auf Steinen gescheuert, wilde Kaninchen gehäutet
- 'meine Frau kann noch nicht mal ein Huhn ausnehmen' - und als
das Lager bei Salt Lake City von Indianern überfallen wurde,
stellte sie tapfer ihren Mann. D a s waren Frauen!"
Mr. Groggle sonnt sich gern in der Vorstellung, daß seine
Frau den Himmel auf*Erden hat, weil man doch "heutzutage den Frau
en alles so leicht macht". Darum, sagen die Autorinnen, überläßt
er ihr gern noch ein paar weitere Kleinigkeiten, denn die schön

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schön illustrierten Anzeigen empfehlen neueste Errungenschaften:
w
. . . so leicht, so einfach, daß 'sogar eine Frau1 mühelos das
Wohnzimmer tapezieren, die Küche streichen und den Rasen mähen
kann."
Von der Briefkastentante bis zum Universitätsprofessor,der
neue Richtlinien für die Mädchenerziehung ausarbeitet, predigen
"Sachverständige" die planmäßige Verweiblichung der amerikanischta
Frau und behaupten, sie habe in ihrem Streben nach Gleichberechtigung die dankbare Rolle der anschmiegsamen Gattin und aufopfernden Mutter verlernt.
Die Leitfaden-Autorinnen bestreiten die Richtigkeit dieser
Diagnose. In ihrer grundsätzlichen Polemik gegen Psychoanalytiker,
Anthropologen, Soziologen und Biologen verzichten sie leider auf
korrekte, sinngemäße Wiedergabe der angegriffenen Theorien.Ihre
praktischen Vorschläge zur Reform des amerikanischen Familienlebens bleiben jedoch gleichwohl beachtenswert.
Den amerikanischen Frauen empfehlen Jane Whitebread und
Vivian Cadden mehr Mut zu individuell bedingten Abweichungen vom
Klischee der Reklameindustrie. Ihre Erbsünde sei der aufreibende
Drang zur Vervollkommnung - ohne Rücksicht auf Anlage und Neigungen.
Mr. Groggle braucht Aufklärungsunterricht, denn moderne
Männer stehen mit den Füßen nur in der Gegenwart, während ihr
Gemütsleben in Vergangenem haften geblieben ist. Sie glauben
noch immer, das Monopol zum Schutz "wehrloser" Frauen und Kinder
verwalten zu müssen, obwohl die moderne Gesellschaft ihnen
längst den größten Teil dieser Pflichten - einschließlich der
pädagogischen - abgenommen hat. Sie halten sich für den einzigen
Garanten der wirtschaftlichen Familienexistenz, obwohl ihr Wochenscheck - Ertrag einer Vierzig-Stunden-Woche - nur dann ausreicht, wenn die Frau zu Hause ihre Sechzig-Stunden-Woche gewissenhaft innehält.
Wenn Mr. Groggle diese Anfangsgründe lernt - meinen Jane
Whitebread und Vivian Cadden - wird er den lächerlichen Nimbus
des geheimnisvollen Überbeschäftigten ablegen, vielleicht auch
aufhören, berufliche Luftschlösser zu bauen, und sich produktiv
in den bescheidenen, lebendigen Alltag der Familie einschalten^
nicht etwa als gelernte Kinderpflegerin - was viele rührende
junge Väter aus Solidarität mit ihren Frauen versuchen - ganz
gewiß nicht als Mädchen für alles, sondern als verständnisvoller Lebenskamerad, der Sorgen, Verantwortungen und die Mußestunden gleichermaßen teilt. # # # # * *
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

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Eine unverheiratete Frau, die das Gerede
über "Sex" und "Enttäuschung" nicht mehr
hören kann, weist auf die Vorzüge ihrer
Unabhängigkeit hin und beweist, daß man
"keinen Mann brauche, um glücklich zu sein."
"KEIN MITLEID, BITTE . . . "
Von Virginia Hurray
(66 Zeilen, 660 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Ich habe mich schon seit
langem damit abgefunden, daß ich möglicherweise nicht heiraten
werde. Diese Überlegung ist nichts als ein nüchternes Rechenexempel: Statistiken haben erwiesen, daß es weit mehr Frauen als
Männer auf der Welt gibt und daß die bestehende Differenz immer
größer wird. Folglich kann es für all die heiratsfähigen jungen
Mädchen eben nicht genügend (unverheiratete männliche) Heiratskandidaten geben.
Ich muß gestehen, daß ich froh bin, diese statistisch festgehaltenen Tatsachen zu kennen. Die Art, wie sie dem breiten
Publikum präsentiert werden, erscheint mir allerdings etwas allzu düster und pathetisch. In seltener Einheit ergießen all die
Verfasser von Büchern und Abhandlungen über dieses Thema - und
deren sind nicht wenige - ihr völlig unangebrachtes Mitleid über
alle unverheirateten Frauen und ergehen sich in düsteren Voraussetzungen über die vom Schicksal so schwer Benachteiligten.Ihre
in diesem Zusammenhang angestellten Überlegungen gipfeln meist
in dem Schluß, daß die Einsamkeit und die Unausgefülltheit der
unverheirateten Frauen zu Versuchen führen müssen, anderen Frauen die Männer wegzunehmen. Die Verfechter solcher Theorien scheinen zu vergessen, daß sie damit nicht nur eine unrichtige, sondern auch eine für jede Frau beleidigende Folgerung treffen.Sie
basiert auf der Freud'sehen Lehre, daß der Trieb der allmächtige
Lebensimpuls sei, eine Anschauung übrigens, mit der nur wenig
Psychologen übereinstimmen.
Selbstverständlich wünscht jedes junge Mädchen, einmal
glückliche Ehefrau zu werden. Daraus aber schließen zu .wollen,
daß jedes Mädchen auch auf Biegen oder Brechen dieses Ziel zu
erzwingen versuche, ist völlig unberechtigt,ebenso unberechtigt .
wie die Vermutung, daß jede unverheiratete Frau enttäuscht und
unausgefüllt sei.
. 11p -

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20. Februar 1952

Allein die Tatsache, daß heute jede Frau aus dem Wissen um
den in der ganzen Welt herrschenden Frauenüberschuß heraus die
Möglichkeit des Nicht-Heiratens von vornherein in die Gestaltung
ihres Lebensschicksales einkalkuliert, schließt die Enttäuschung
darüber, "keinen Mann bekommen zu haben" aus. Und eine unverheiratete Frau, die als Büroangestellte, Ärztin, Sozialhelferin,
Lehrerin oderin einem anderen weiblichen Beruf arbeitet, als "unausgefüllt" bezeichnen zu wollen, wäre mindestens ebenso unangebracht und unberechtigt.
Eine Frage, die in den meisten Diskussionen um das Problem
der Ehe übergangen wird, ist die nach dem Warum einer Eheschließung. Warum wünscht eine Frau überhaupt zu heiraten? Tut sie es
nur, um verheiratet zu sein, oder aus dem Verlangen heraus, sich
einen Aufgabenkreis zu schaffen, der sie erfüllt und befriedigt?
Die erste Frage darf wohl normalerweise mit Nein beantwortet
werden. Tut sie es aber, weil sie die Erfüllung ihres Lebens
ersehnt, dann müßte sie immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß nicht allein das Leben einer Ehefrau ein
wirklich erfülltes Leben sein muß. Gewiß, es mag das höchste und
erstrebenswerteste Ziel für jede Frau sein, Gattin und Mutter zu
werden - aber bietet das tägliche Leben nicht auch sonst jeder
Frau unzählige Möglichkeiten, sich auch außerhalb der eigenen
Familie erzieherisch und sorgend zu betätigen?
Es wird so oft behauptet, daß eine Frau, die nicht verheiratet und nicht Mutter geworden ist, ihre spezifisch weiblichen
Bestimmung nicht erfüllen könne. Dagegen wäre - wenn auch nur
mit Einschränkungen - einzuwenden, daß die Mutterschaft ja nicht
allein eine biologische Funktion darstellt. Sie besteht zum Großteil auch im Erziehen und Leiten eines Kindes. Eine Frau, die
diese Aufgaben in ihrem Leben nicht missen möchte, wird auch
bei Kindern, die nicht ihre eigenen sind, dieser ihrer Bestimming gerecht werden können.
Und wenn man nun unverheiratet bleibt? - die Welt gibt
tausend Möglichkeiten. Man sollte sich wirklich nicht soviel
um uns sorgen. Wir werden es auch so schaffen.
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

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Wenn ein Kind sich entfalten können soll,
muß es auch ein Recht zum Widerstand haben - sagen die Psychologen. Es ist Sache
der Eltern, ihm beizubringen, wann und wie
es "Nein" sagen darf.
DARF EIN KIND AUCH "NEIN" SAGEN?
(48 Zeilen, 480 Worte)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — Wie sagt Ihr Kind "Nein"?
Vernünftig, mürrisch oder eigensinnig? Und wie nehmen Sie dieses "Nein" auf? Vernünftig, mürrisch oder widerwillig?
Wir lehren unsere Kinder, daß sie ihren Eltern und Lehrern
gehorchen müssen. Ein Kind aber, das niemals anders will als seine Eltern und Erzieher, ist nicht normal veranlagt. Soll es sich
zu Hause wirklich wohl fühlen, muß es auch das Recht haben, einen
gegensätzlichen Willen als die Eltern zu äußern. Allerdings muß
man ihm beibringen, wann und wie es "Nein" sagen darf.
Es gibt viele Gründe für kindlichen Ungehorsam. Einer der
hauptsächlichsten ist Widerstand aus Spaß oder als Kraftprobe.
In diesem Fall verweigert das Kind immer den Gehorsam, ganz
gleich, was die Eltern von ihm verlangen^ es sagt nämlich nicht
Verstandes-, sondern gefühlsmäßig "Nein". Dieser Widerstand mag
einen Augenblick lang ein Unsinn sein, auf den die Eltern zum
Schein eingehen können, wird er aber fortgesetzt, so ist er eine
Unart, der man mit Strenge begegnen muß, denn das Kind trägt,
wenn man es gewähren läßt, von solchem Eigensinn nur charakterlichen Schaden davon.
Kinder sind auch oft widerspenstig, weil sie die Erfahrung
gemacht haben, daß sie bekommen, was sie wollen, sobald sie nur
darauf bestehen, schreien oder um sich schlagen. Sie greifen
dann immer wieder zu diesem Mittel, um die verweigerte Schokolade oder die Puppe nachträglich zu erzwingen. Auch diese Unart
muß man ihnen abgewöhnen, weil aus ihnen sonst launische, hysterisch veranlagte Erwachsene werden.
Gibt es aber überhaupt Fälle, in denen kindlicher Ungehorsam berechtigt ist? Zum Unterschied von Eltern und Erziehern der
älteren Generation beantwortet der moderne Pädagoge diese Frage
bejahend. Es kommt nämlich sehr häufig vor, daß Erwachsene Kindern falsche oder einander widersprechende Anordnungen erteilen
und eigensinnig darauf beharren, selbst wenn sie ihr Unrecht

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20. Februar 1952

Unrecht insgeheim einsehen. Es ist jedoch klüger, in diesen Fällen von seiner Absicht abzugehen und dem Kind recht zu geben.
Nur wenn ein Kind weiß, daß es in berechtigten Fällen seinen
Willen haben darf, entwickelt es sich zu einer Persönlichkeit
mit eigenen Ansichten.
Oft bringt ein Kind auch durch Ungehorsam zum Ausdruck,
was es gern ißt und was nicht. In solchen Fällen ist gleichfalls
Nachsicht geboten. Mag es z.B. Karottengemüse nicht essen, soll
man ihm erlauben, es stehen zu lassen. Es hat dann nicht nötig,
zu schreien oder den Teller umzuwerfen, um seinen Abscheu kundzutun.
Ratsam ist es, das Kind soweit zu bringen, daß es nicht
nur "Nein" oder "Ich will nicht" sagt, sondern den Grund seines
Widerstandes angibt. Ist er berechtigt, so werden kluge Eltern
nachgeben} ist kein ausreichender Grund vorhanden, dann ist
Festigkeit und - wenn nötig - sogar Strenge am Platz.
* * * * * *

Ein Richter am Obersten Gerichtshof der USA
lobt die Fortschritte der Frau des Mittleren
Ostens auf dem Wege zu ihrer Emanzipation.
DIE ORIENTALIN UND DAS PUNKT-VIER-PROGRAMM
50 Zeilen, 500 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) -- »Die Frau im Mittleren
Osten beginnt aufzuwachen. Sie ist nicht mehr nur die Sklavin
und Dienerin ihres Mannes, sondern beginnt sich von dieser Abhängigkeit frei zu machen und versucht nun auf ihre Weise, die
immer dringender nach Abhilfe rufenden Probleme ihres Kontinents
mit ihm gemeinsam zu lösen". So schreibt William Douglas, Mitglied des Obersten Bundesgerichtshofes der USA, in seinem kürzlich erschienenen Buch "Strange Lands and Friendly People"
(Fremde Länder, freundliche Leute). Richter Douglas ist ein
Prediger der Menschenrechte und ein leidenschaftlicher Verfechter der sozialen Gerechtigkeit. Sein neues Buch ist die Zusammenfassung der Eindrücke von zwei aufeinanderfolgenden Orientreisen, die er in den Jahren 1949 und 1950 unternahm. Ihn erschütterte die Entdeckung, daß dort Millionen Menschen zwischen
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

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zwischen Hunger und Schlaf dahindämmern müssen, tief. Er machte
dabei allerdings die Beobachtung, daß die Frauen dieser Länder
immer aktiver an der Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer
Völker mitarbeiten. Freilich - am Ausmaß der Not gemessen - sind
es noch immer viel zu wenige, die den Schritt in die Öffentlichkeit wagen.
Auffällig war die Bereitwilligkeit der Mitarbeit der indischen Frau auf dem Gebiet der Gesundheitswohlfahrt. Hervorragendes leistete in dieser Beziehung z.B. Rajkumari Amrit Kaur,
Christin und Schülerin des verehrungswürdigen Mahatma Gandhi,
deren Leitung ein großangelegtes Gesundheitsprogramm unterliegt:
Malariakontrolle, allgemeine Vorbeugung und Schutzimpfungen sowie die Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal.
In Syrien traf Mr. Douglas Miss Zafari, eine Araberin mittleren Alters. Sie leitet ein Entbindungsheim. Es gibt kaum Frauenkliniken in diesem Winkel der Erde, und dort, wo keine Miss
Zafari wirkt, sterben heute noch 50 Prozent aller Neugeborenen,
ehe sie ein Jahr alt werden. Unterstützt werden diese Frauen
durch das Technische Hilfsprogramm der Vereinigten Staaten im
Rahmen der MSA und des Punkt-Vier-Programms.
Mit Hilfe dieser Programme wurden vor allem auch die heimische Industrie angekurbelt und die Frauen ermutigt, ihre heimatlichen Erzeugnisse auf den überseeischen Märkten zum Kauf anzubieten. So etwas ist keineswegs neu. Überall in der Welt verkaufen Frauen ihre Handarbeiten und die nach häuslichen Rezepten
zubereiteten Nahrungsmittel. Es ist natürlich nicht immer leicht
herauszufinden, was die Menschen außerhalb des eigenen Landes
interessiert und welche Ware für einen erfolgreichen Handel geeignet ist.
Diese Methode war es, die auch die amerikanische Frau
wirtschaftlich selbständig gemacht hat. In den USA führen heute
1 V2 Millionen Frauen ein eigenes Geschäft. Viele fingen nur damit an, daß sie nach einem uralten Hausrezept Kuchen, Mayonnai^n,
Lebkuchen, Laugenbretzeln im großen herstellten und vertrieben.
Warum sollte dies nur in Amerika möglich sein?
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

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In Chikago wird die Kaffeepause während
der Bürozeit immer populärer, seit die
Unternehmer eingesehen haben, daß die
scheinbare Einbuße an Arbeitszeit durch
die erhöhte Leistungsfähigkeit der Angestellten und Arbeiter mehr als wettgemacht
wird.
KLEINE KAFFEEPAUSE GROSS GESCHRIEBEN....
( 67 Zeilen, 670 Worte)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — In Chikago ist kürzlich eine
kleine Revolution ausgebrochen. Und wenn die Sekretärinnen und
Verkäufer, die kaufmännischen Angestjllten und die Stenotypistinnen, di^ diesen Aufstand entfesselten, sich mit Hilfe der Psychologen durchsetzen, dann wird Brasilien in Zukunft keine Absatzschwierigkeiten für seinen Kaffee mehr haben.
Schuld daran trägt die vieldiskutierte und oft angefeindete
Kaffeepause, jene zweimal 15 Minuten am Tage, in denen sich die
Angestellten in aller Welt während ihrer Arbeitszeit bei einer
Tasse Kaffee neue Geisteskraft holen wollen. Während zum Beispiel
kein Unternehmer sich über den Maurer aufregt, der um zehn Uhr
seine "Brotzeit" macht und eine Flasche Bier dazu trinkt, ist die
Tasse Kaffee des Angestellten und Geistesarbeiters ein fortwähren
der Anlaß zu unfreundlichen Bemerkungen.
Diese Frage wurde in Amerika besonders während des zweiten
Weltkrieges akut, als die Industrie auf Hochtouren lief und alle
Kräfte angespannt werden mußten. Seit jener Zeit führen auch die
Angestellten in Chikago einen zähen Kampf mit den Unternehmern
um die Tasse Kaffee, auf die sie nicht verzichten wollten oder
konnten. Man suchte nach Beweisen, daß diese Unterbrechung des
Arbeitstages diesenkeineswegs verkürze, um dann an Hand von Zahlenmaterial zu einem eventuellen "Gentleman- agreement" zu gelangen.
Daß die Unternehmer Chikagos so schnell umgestimmt waren und
die Kaffee-Pausen nicht nur duldeten, sondern oft sogar förderten,
ist - wie so manches - einer sorgfältigen Statistik zu danken.
Der Landesverband der Betriebs-Ernährungs-Berater hat zu diesem
Zwecke 58 000 Angestellte der Stadt sorgfältig überprüft und kam
zu dem verblüffenden Ergebnis, daß die Arbeiter und Angestellten,
die eine Pause für das 2. Frühstück einlegen, um ganze 14 Prozent
leistungsfähiger sind als ihre "pausenlos" arbeitenden Kollegen.

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
20. Februar 1952
Kollegen. Eine Fabrik, die eine eigene Kaffeebar im Betrieb eröffnete, meldet jetzt einen Rekord: Ihre Produktion stieg um
61,5 Prozent an, während gleichzeitig die reinen Arbeitskosten
26,3 Prozent geringer wurden. Der Unternehmer schwört seitdem auf
die Kaffeepause.
Im Merchandise Mart in Chikago, dem größten privaten Bürogebäude der Welt »spiegelt sich die Popularität des Kaffees deutlich wider. Die Aufzüge sind jetzt um 10 Uhr morgens und um 3 Uhr
nachmittags voller als bei Arbeitsbeginn und Dienstschluß. Man
hat festgestellt, daß durchschnittlich alle 25 000 Angestellten,
die im Mart arbeiten, im Laufe des Vormittags eine Kaffeebar,
ein Restaurant oder eine Frühstücksstube im Haus aufsuchen»
Der Geschäftsführer der großen Cafeteria im Mart schätzt,
daß im ganzen Gebäude pro Tag mindestens 50 000 Tassen Kaffee getrunken werden. Einige der Unternehmer, deren Firmen im Mart arbeiten, finden es vorteilhaft, eigene kleine Cafeterias für ihre
Leute einzurichten, die dann gleich an ihren Arbeitsplätzen billigen und guten Kaffee trinken können.
Die Kaffee-Pause ist heute in Chikago eine Selbstverständlichkeit. Die Unternehmer drücken ein Auge zu, und die Angestellten betrachten es als eine Ehrensache für alle, die Kaffeepause
nicht über 15 Minuten hinaus auszudehnen.
Wer in Chikago übrigens nicht aus dem Büro gehen kann und
trotzdem nicht auf seinen heißen Kaffee verzichten möchte, der
kann sich von dem "Heißen Kaffee-Dienst für die Industrie" eine
Thermosflasche schicken lassen, die einen Dollar kostet und 20
Tassen frischen heißen Kaffees enthält.
Alles in allem ist die neu entdeckte Kaffeeleidenschaft in
Chikago so gewaltig, daß selbst die alten Hasen des Kaffee-Geschäftes von dieser Entwicklung verblüfft sind. Joseph Perrye,
der Vizepräsident der Universal Coffee Corporation in Chikago,
stellte fest, daß er in den dreißig Jahren seiner Kaffee-Karriere
noch nie eine solche Nachfrage erlebt habe. Allein im Gebiet von
Chikago werden z.Zt. jährlich rund 45 Millionen Pfund Kaffee verbraucht - das genügt zur Zubereitung von nahezu zwei Milliarden
Tassen!
* * * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

20. Februar 1952

KURZNACHRICHTEN
EINE MODENSCHAU BESONDERER ART
(19 Zeilen, 190 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Vor kurzem standen neun
ungewöhnliche Mannequins vor der Kamera amerikanischer Modephotographen. Es handelte sich um Puppen, die allerdings den
Ruhm für sich in Anspruch nehmen dürfen, die neun "bestangezogenen Puppen Amerikas" zu sein. Sie haben diesen Ehrentitel
im Rahmen eines originellen Wettbewerbs zugunsten armer Kinder
errungen, den eine amerikanische Zeitschrift in Zusammenarbeit
mit dem Hilfswerk "Rettet die Kinder" veranstaltet hatte.
Die neun erhielten den Siegespreis vor 4 000 "Rivalinnen",
die von Mädchen im Alter von zehn bis sechzehn Jahren selbst gebastelt und angezogen worden waren. Die Kinder, die am Wettbewerb teilnahmen, bekamen nur fünf Stoffstücke und einen Puppenkopf in die Hand und mußten daraus Puppen formen und Puppenkleider nähen. Sie taten dies mit soviel Originalität und Einfallsreichtum, daß einige der Jury angehörende Modezeichnerinnen die
kleinen Schneiderinnen um ihre "Ideen" beneideten. Die Preisträgerinnen unter den Puppen wurden nach drei Gesichtspunkten ausgesucht: drei "Charakterpuppen", drei Babypuppen und drei Modepuppen wurden preisgekrönt.
» * # * #

KURZNACHRICHTEN VOM AMERIKANISCHEN WEIBLICHEN ARBEITSMARKT
( 12 Zeilen, 120 Worte)

WASHINGTON — (Amerika Dienst) — In den Vereinigten Staaten steht rund ein Drittel der weiblichen Bevölkerung über 14 Jährt
in einem Arbeitsverhältnis. Von diesen 19 Millionen Frauen sind
10,2 Millionen - 55$ - verheiratet. Diese Zahl hat im ^aufe des
letzten Jahres um rund eine Million zugenommen.
Demgegenüber nahm die Zahl der unverheirateten Arbeitnehmerin
nen um 200 000 ab; sie beläuft sich jetzt auf 5*5 Millionen gleich
3096. Der Anteil der verwitweten und geschiedenen Frauen blieb
konstant (16$ gleich 3 Millionen).
Rund 1,1 Millionen verheiratete Arbeitnehmerinnen müssen von
ihren einberufenen Männern getrennt leben. Vor einem Jahr waren
es nur 750 000.

• * * * *
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* V. Jahrgang, Nr. 5/W

5. März 1952

Seit 35 Jahren begleitet Mrs. Eisenhower
ihren Mann von Stadt zu Stadt und von
Kontinent zu Kontinent.
"ICH BIN MIT DREI MÄNNERN VERHEIRATET"
Von Nanette Kutner
(100 Zeilen, 1 000 Worte)
PARIS — (Amerika Dienst) — In General Eisenhowers Buch
"Kreuzzug in Europa" kann man den kurzen Satz lesen, "Schweren
Herzens rief ich meine Frau an, sie möchte meinen Koffer packen".
Das sagt vielleicht nicht viel, wenn man es flüchtig liest;
aber es ist doch ein Schlüssel zu den 36 Jahren Eheleben der
Eisenhowers, in denen das Kofferpacken immer eine große Rolle
spielte. Wie alle Soldaten- und Diplomatenfrauen lebt Mamie
Geneva Eisenhower, geb. Doud, die Frau des Armeegenerals, eigentlich ununterbrochen zwischen Umzügen. Immer waren Versetzungen, Kommandierungen, Inspektionsreisen und was es im Leben
eines Offiziers sonst gibt, zu erwarten; und stets war Mrs.
Eisenhower da, um ihrem Mann nach Möglichkeit ein Heim zu schaffen.
Das ist eigentlich immer so gewesen, seit die gerade 19-jährige Mamie am 1. Juli 1916 den Leutnant der Infanterie Dwight
D. Eisenhower in ihrer Heimatstadt Denver im Staate Colorado
heiratete« Er war damals 26 Jahre alt und hatte kurz zuvor
sein Offiziersexamen an der US-Militärakademie West Point abgelegt. Seine junge Frau wußte bis dahin nichts von den Besonderheiten des Lebens in der Armee. Wohlbehütet war sie mit mehreren Geschwistern aufgewachsen, hatte die höhere Schule besucht
und das gelernt, was eine Tochter aus guter Familie damals lernen mußte.
Im Augenblick des Einzugs in die ehemalige Junggesellenwohnung des zukünftigen Generals begann für Mamie ein neuer
Lebensabschnitt. Mit den Möbeln und anderen Hochzeitsgeschenken und dem, was "Ike" - so nannte die Familie den General schon
immer - schon vorher besaß, richtete sie ihre erste gemeinsame
Wohnung ein. Heute - nach fast vier Jahrzehnten - sagt die
First Lady der Nordatlantikpakt-Armee» "Ich habe mich daran
gewöhnt, in jedem Klima zu leben, und außer in einem EskimoIglu
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
5. März 1952
Eskimo-Iglu habe ich schon in allen möglichen Unterkünften
Haus gehalten". Bald nach der Heirat begann die Zeit der langen
dienstlichen Trennungen und der "endlosen Versetzungen". Das
bedeutete gleichzeitig ewige Umzüge in fremde Städte und ungewohnte Häuser, in denen Mamie Eisenhower sich oft nur behelfsmäßig einrichten konnte, bis der nächste Möbelwagen vor der Türe stand.
Auch bei der Geburt des ersten Sohnes war Mrs. Eisenhower
allein. Ihr Mann reiste drei Tage und drei Nächte durch einen
schweren Sturm, als er mit der Nachricht von der Geburt zugleich
die Mitteilung erhielt, daß die junge Mutter an einer Lungenentzündung erkrankt war. Drei Jahre später starb der Junge an
Scharlach. Der zweite Sohn - der heutige Major John Eisenhower kam bald nach Ende des ersten Weltkrieges in Denver in Colorado
zur Welt, kurz nachdem der Oberstleutnant in einem US-Panzerkorps Dwight D. Eisenhower vom europäischen Kriegsschauplatz
heimgekehrt war.
Zwischen den beiden Kriegen begleiteten Mrs. Eisenhower
und der junge John den Vater in die verschiedensten amerikanischen Garnisonen, bis er 1935 zum militärischen Berater General
MacArthurs auf den Philippinen ernannt wurde. Das stellte Mrs.
Eisenhower vor eine schwere Entscheidung: John war gerade 13
Jahre alt, und für ihn war es wichtig, daß seine Schulausbildung
nicht unterbrochen wurde. Schweren Herzens entschloß sie sich
deshalb, ihren Mann zunächst allein nach Manila gehen zu lassen
und selbst mit dem Jungen noch in den USA zu bleiben. Ein Jahr
später folgte sie ihm mit John, der aber bald in einem amerikanischen Internat untergebracht werden mußte. Heute sagt Mamiei
"Ich glaube, damals lernte ich schon, auf meinen Jungen zu verzichten, denn nach der Schule kam der Krieg, und dann heiratete
er". In den Jahren, die auf die Kommandierung nach Manila folgten, nahm "Ike" selbst an einem Lehrgang der amerikanischen Generalstabsschule teil und absolvierte die Kriegsakademie in
Washington, D.O.
Für General Eisenhower, der im zweiten Weltkrieg zum bekanntesten militärischen Führer der alliierten Streitkräfte in
Europa aufstieg, bedeutete das Kriegsende und sein Ausscheiden
aus dem aktiven Militärdienst aber noch nicht das Ende seiner
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
5. März 1952
seiner soldatischen Laufbahn. Nicht lange nachdem er zum 13. Präsidenten der Columbia-Universität in New York ernannt worden war
und seine Frau sich in der Wohnung,die die Universität ihrem Präsidenten zur Verfügung stellte, einzurichten begann, wurde der
General von Präsident Truman erneut als militärischer Sachverständiger zu Rate gezogen. Noch blieb er aber Präsident der Universität und Zivilist. Die Anstrengungen des Krieges waren nicht
spurlos an ihm vorbeigegangen. Aber zwei Jahre später sah er dank
Mamie Eisenhowers Fürsorge wieder jünger und frischer aus» In
einem der selten von ihr gewährten Interviews sagte Mrs. Eisenhower - es war im Jahre 1950 - t "Ich bin jetzt mit drei Männern
verheiratet - mit 'Ike', mit dem General und mit dem Präsidenten
der Columbia-Universität". Wie es ihr gelungen ist, den vielbeschäftigten Mann dazu zu bringen, sich zu schonen, verrät sie
nicht; aber zwei Dinge haben sich herumgesprochen! Sie hat ihn
überredet, das Rauchen zu lassen und sich ein Hobby als Ausgleich
für die viele Arbeit zu suchen. Und seit damals malt General Ike,
wenn er Zeit hat, kleine Ölbilder. Mrs. Eisenhower war in dieser Zeit klug genug, sich nicht allzu dauerhaft in New York einzurichten. Zwiehen plötzlichen Dienstreisen des "Generals" empfing
sie die Gäste des "Präsidenten", und nie vergaß sie, auf "Ike's"
Gesundheit und Wohlergehen zu achten.
Mrs. Eisenhower ist eine resolute Frau; deshalb war sie auch
nicht allzu sehr überrascht und böse, als ihr Mann zum Oberbefehl!
haber der Landstreitkräfte der Atlantikpaktstaaten in Europa gewählt wurde und sie sich wieder auf einen Umzug - damals nach
Paris - vorbereiten mußte. Inzwischen haben sie sich in einem
kleinen Haus in der Nähe des Hauptquartiers niedergelassen, und
Mrs. Eisenhower ist als First Lady im NATO-Hauptquartier ebenso
beliebt und geschätzt wie eh und je.
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5. März 1952

Zwei angesehene amerikanische Pädagogen
diskutieren die Zweckmäßigkeit einer Lehrplanreform zugunsten der "höheren Töchter"
FRAUENSTUDIUM - IMMER NOCH ZU MÄNNLICH
(60 Zeilen, 600 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Überall in der Welt bleiben die Lehrpläne der höheren Schulen und Universitäten dem ständigen Vorwurf ausgesetzt, den Anspruch der Schülerinnen und Studentinnen auf eine anteilige Berücksichtigung ihrer fraulichen
Eigenarten nicht ausreichend zu würdigen oder sogar völlig zu
übersehen. Trotz verkündeter Emanzipation und verbriefter Gleichberechtigung dominiert nach allgemeiner Auffassung auch im Bereich
der geisteswissenschaftlichen Erziehung nach wie vor der Mann.
Die angesehene Zwitschrift "NEA Journal", das Fachblatt des
eine halbe Million Mitglieder zählenden Amerikanischen Pädagogenverbandes, läßt zwei Mitarbeiter die Frage diskutieren, ob die
heute gültigen Lehrpläne den Interessen der Mädchen und Frauen
Rechnung tragen oder nicht.
Frau Dr. Louise Dudley vom Stephens College in Columbia/
Missouri geht dabei von dem Standpunkt aus, daß jedes Verharren
in den alten Geleisen zwangsläufig an manchen Problemen vorbeiführe
und andere Fragestellungen nur anschneide: Für gute Gesundheit,
Beherrschung der Muttersprache und Loyalität gegenüber dem Staate
mögen die Voraussetzungen bei beiden Geschlechtern noch die gleichen sein, im übrigen aber könne kein verantwortungsbewußter Erzieher vor seinen Klassen und in den Hörsälen oder Seminaren
die neuesten Erkenntnisse der Erziehungspsychologie übersehen.
Hinzu kommt, daß viele Abiturientinnen und Studentinnen früh heiraten und die betont männlichen Prinzipien der Schulzeit gar
nicht mehr verwerten. Den ganzen wichtigen Bezirk des Schaltens
und Waltens der Hausfrau und Mutter berücksichtigen die Schulen
und Hochschulen immer noch zu wenig. In der männlichen Welt der
Erziehungsanstalten liegen durch die Blindheit und Trägheit Einzelner viele gesunde Kräfte brach. Indessen wäre schon die Einsicht, daß hier den jungen Frauen ein guter Dienst erwiesen werden kann, der erste Schritt zur Besserung der offenbar unverrückbaren Verhältnisse.
Professor Dr. Meribeth E. Cameron vom Mount Holyoke College

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5. März 1952

College in South Hadley/Mass. sieht die Situation nicht so schwarz.
Sie räumt vielmehr ein, daß der allerorts weitgehend beachtete
Grundsatz der akademischen Freiheit an den Hochschulen den Studentinnen ausreichend Gelegenheit gebe, das Nächstliegende zu
tun und das Abseitige zu lassen, zumal die meisten Lehrpläne genügend Spielraum gewährten. Es sei darum nicht gerecht, den Lehrplänen einen allzu männlichen Akzent nachzusagen. Im übrigen
ist eine akademische Ausbildung immer nur so viel wert, wie der
junge Mensch daraus macht. Neue Lehrpläne aber tragen die Gefahr
einer Abkehr vom Prinzip der akademischen Freiheit in sich. Junge
Menschen sind über ihre Examina hinaus noch Lernende - und auf
der anderen Seite gehören gewisse Praktiken der Haushaltführung
zu jener Art Aussteuer, die man "einfacr
kann" und nicht in
seiner Eigenschaft als "höhere Tochter" erwirbt.
Die Wirksamkeit einer Demokratie, dieser schwierigsten
und zugleich lohnendsten aller Spielarten der sozialen Gruppierung, hängt stets von der Tüchtigkeit der einzelnen Träger ab,
die ohne die Unterscheidung von Mann und Frau neben einem geschulten Blick für das Wesentliche einen gesunden Sinn für
soziale Verantwortung mitbringen sollen.
Darum erscheint es tatsächlich überflüssig, so betont
Frau Professor Cameron, das bewährte breitangelegte Programm
der geisteswissenschaftlichen Erziehung durch ein neues abzulösen. Die Verbreiterung der Ausgangsbasis, das heißt die Pflege der Erziehung zu Würde und Menschentum, erfüllt einen besseren Zweck als ein differenziertes Frauenstudium.

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5. März 1952

Durch die Bevorzugung zwei- und mehrteiliger Kleider haben Blusen und Pullover
in der neuen Frühjahrsmode eine größere
Bedeutung gewonnen als je zuvor
"MODELL 1952" - ZART UND VERSPIELT
Von Lucy Hiller
(63 Zeilen, 630 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Nun ist es - welch' erfreulicher Ausblick! - bald wieder so weit, daß der schwere
Wintermantel, mottensicher eingestäubt, im Kleiderschrank verstaut und dafür das helle, leichte Frühjahrskostum wieder hervorgeholt werden kann. Es mag sich freilich bei näherer Betrachtung in vielen Fällen als nicht mehr ganz modern erweisen - Paris und New York schreiben für das Frühjahrskostüm 1952 übereinstimmend das enge, kurze Jäckchen zum weichen Glockenrock
und die selbst im Verschluß beibehaltene X-Linie vor. Aber mit
etwas Geschick läßt sich wohl auch das alte Kostüm durch ein
paar kleine, geschickte Kniffe modernisieren. Ein Samtkrägelchen mit den dazu passenden Samtmanschetten und samtüberzogenen
Knöpfen verleiht ihm jene moderne "altmodische" Note, zu der die
neue Frühjahrsmode wieder einmal zurückgekehrt ist. Tiefe Abnäher in der Taille und - soweit dies möglich ist - eine Erweiterung des Oberärmels tun ein übriges.
Aber auch wenn all diese Modernisierungsversuche scheitern
sollten, ist das noch kein Grund, das gute Kostüm vom vergangenen Jahr - es mag ruhig auch noch älter sein - deshalb aus
dem Kleiderschrank zu verbannen. Schließlich ist da ja noch die
Bluse, dieses praktischeste und billigste aller Kleidungsstücke,
die die besondere Note eines Kostüms weilgehend beeinflussen
kann. Sie wird auch in diesem Jahr wieder das Ihre tun, um der
Trägerin eines nicht mehr ganz modernen Kostüms modegerechtes
Aussehen möglich zu machen. Dies umsomehr, als sie gerade in
dieser Frühjahrssaison, der Saison der "kombinierten Kleider",
eine so wesentliche Rolle spielt.
Zart und verspielt, mit weiten, weich fallenden Ärmeln,
zierlichem Aufputz und in der Farbe abstechender Verbrämung das ist die Bluse, die die amerikanischen
Modeexperten als
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. März 1952

als "Modell 1952" herausbrachten. Zwar konnte die altbewährte
Hemdbluse auch diesmal nicht ganz ausgeschaltet werden, doch
hat auch sie ihre betont männliche Strenge abgelegt und sich
durch Abrundung ihres Kragens und Erweiterung ihrer in schmale
Bündchen zusammengefaßten Ärmel dem neuen Stil angepaßt.
Die weite Phantasiebluse mit den großen Puffärmeln und
dem mit Spitzengekräusel verzierten tiefen Halsausschnitt wird
in der Taille mit einem breiten Miederteil zusammengehalten.
Zum dunklen, weitschwingenden Rock getragen,ist sie ganz dazu
angetan, den weiblichen Charme ihrer Trägerin besonders zu akzentuieren. Apart, geschmackvoll und stets "angezogen" wirkt
die in der Linienführung einfacher gehaltene gestreifte Bluse,
die zum einfarbigen Rock und dem dazu passenden kurzen Bolero
getragen wird.^ur besonders heiße Tage ist die modische Bluse
mit den weiten Flügelärmeln gedacht, die allerdings nicht mehr
so kurz gehalten sind wie ehedem, sondern mindestens bis zur
Mitte des Oberarms reichen.
Neben den zarten Pastelltönen, in denen die meisten Seidenblüschen gehalten sind, warten die amerikanischen Modehäuser
mit einer Vielzahl an bunten Pünktchen- und Karomustern bei
einfach
geschnittenen Leinenblusen auf, die trotz angeschnittener kleiner Puffärmelchen und gezogener Taillengurte durchwegs
die sportliche Note wahren.
Durch die Bevorzugung zweiteiliger Kleider hat auch der
Pullover größere Bedeutung gewonnen als je zuvor. Er hat längst
schon seinen rein sportlichen Charakter abgelegt. Der schwarze,
mit Gold- oder Silberfäden durchwirkte oder mit glänzenden
Pailletten bestickte Phantasiepullover ist selbst für den Abend
schon "salonfähig" geworden. Aber auch der glatte, einfarbige
Woll- oder Angorapullover, der, mit einem unaufdringlichen modischen Schmuckstück verziert, zum dunklen Rock getragen wird,
hat sich seinen gleichberechtigten Platz neben jedem Nachmittagskleid erobert.
* * * * *

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5. März 1952

Zwischen zwei Filmen weilt die bekannte
Schauspielerin Brigitte Horney zu einem
privaten Besuch in den USA
BRIGITTE HORNEY FINDET AMERIKA HIMMLISCH
( 96 Zeilen, 960 Worte)
Liebe Redaktion:
Ich finde es hier so unbeschreiblich schön - ich weiß gar
nicht mehr, wie ich leben könnte, ohne New York zu kennen. Sie
sind alle so liebenswürdig und nett und hilfsbereit, die Menschen
hier, und so höflich - vielleicht weil sie alle solche Minderwertigkeitsgefühle haben, wollen sie den Anderen nicht kränken, und
sie freuen sich so gern! Wenn man aussieht wie ein altes Suppenhuhn (es gibt doch so Tage), dann werden sie immer sagen: "Was
für ein hübsches Kleid - wie gut es Ihnen steht", und man sagt
nicht wie in Europa oder China: "Großer Gott, dieser scheußliche
alte Fetzen, und ich fühle mich so mies" - nein, man sagt: "Thank
you" und freut sich.
Und dann ist alles übertrieben: die Wolkenkratzer - das
Wetter - die goldenen Hüte um 9 Uhr früh-. Wenn es hier schneit,
dann ist es gleich ein hingabesüchtiger Schneesturm, daß man
glaubt, man wäre am Nordpol - 5 Stunden, dann ist es vorbei, und
die Sonne scheint, und es ist eher zu warm, und man erinnert sich,
daß man sich hier auf der Höhe von Neapel befindet. Schnee und Eis
wird durch den Golfstrom erklärt; das ist der Punkt, an dem ich
nicht folgen kann - Golfstrom hatte für mich immer etwas mit Wärme
zu tun - auf der Herfahrt war es auch noch so - auf dem Schiff war
es durch den Golfstrom warm und neblig - aber hier ist das anders.
Diese Wolkenkratzer! Man hört immer, daß sie hoch sind, und,
daß sie einem Angst machen (hatte ich auch die ersten 2 Tage),
aber daß es gewaltig ist und schön, das hört man drüben nicht.
Das begreift man, wenn man mit der Fähre (und diese Fähre ist ein
Riesenschiff) von South Ferry nach Staten Island herüber fährt ich führ um 4.30 Uhr, und in der Mitte der Fahrt, bei der Freiheitsstatue, ging die Sonne unter, versank als roter Ball zwischen den Wolkenkratzerinseln ins Meer. Dann sieht man diese Insel
Manhattan mit den Wolkenkratzern gegen den erleuchteten Himmel
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5. März 1952

Himmel so unvermittelt aus dem Meer aufsteigen - und auf der Rückfahrt um 5 Uhr ist das alles erleuchtet, und man sieht diese gigantischen Bauten erleuchtet gegen den schwarzen Himmel und das
Meer,und dann begreift man die Schönheit dieser Stadt, die in die
Höhe gebaut wurde statt in die Breite. Unsagbar, märchenhaft
schön - und diese Fahrt kostet 5 Cents hin und 5 Cents zurück.
Überhaupt alles, was in diesem Land mit Sehen und Lernen zu tun
hat, ist billig. Daß es Schulen gibt, in denen man nichts zahlen
muß - und auch Museen! Die Lernbegierde dieses Volkes ist ungeheuer.
Und seine Lebensfreude! Dazu gehören die goldenen Hüte.
Wenn sie finden, daß ein Hutgebilde aus Gold und Weiß oder Schwarz
mit (viel Gold) ihnen gut steht - dann tragen sie es eben morgens
um 9 Uhr früh ( wie wir nur am Weihnachtsmorgen - mit den neuen
Geschenken). Sie freuen sich und sehen stolz und lustig aus, und
die anderen, die keine goldenen Hüte um 9 Uhr früh tragen würden,
die freuen sich auch, weil es so lustig istund die mit dem goldenen Hut so vergnügt aussehen. Ach, und die Taxichauffeure - man
kommt mit ihnen sofort ins Gespräch (wie in Berlin auch), aber hier
lachen wir manchmal. Dieser Humor ist herrlich!
Aber ich will von Anfang an erzählen: Auf dem Schiff war
drei Tage Windstärke 12, aber das störte mich überhaupt nicht.
Ich war auf der Kommandobrücke, wenn es so sehr schön stürmisch
war, und man mußte sich bücken, wenn die Wellen heraufspritzten,
und sich dann die Haare waschen. Wenn man in einem Sturm oben
auf die Brücke geht, bekommt man so ein sicheres Gefühl, finde
ich; man muß eben dabei sein, wenn die Nußschale immer oben dahinschaukelt. Die Schiffsliste sah aus wie ein Telefonbuch, immer
8 oder 1 2 Personen mit einem Namen - mit Kind und Kegel nach
Kanada. Das Anlegen in New York fand nachts bei Nebel statt. Ankunft 8 Uhr früh und zwei Tage zu spät. Es ging alles schnell.
Die Schiffsdirektion hatte mein Gepäck schon bei den Zollbeamten
stehen, ich mußte nicht einmal um die Abfertigungsnummer anstehen.
9.10 Uhr saß ich schon bei einem Kaffee am Central Park. Ich hatte ;sehr große Angst, als ich dann allein das Haus meiner Mutter
suchen mußte, aber ich habe es überlebt. Man lernt gleich alle
Leute beim Vornamen kennen. Am ersten Tag im Fahrstuhl fängt es
an. Meine Mutter sagte: "Hallo Bob - das ist meine Tochter Brigitte

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5- März 1952

Brigitte". Hallo Bob - so weiß ich von allen nur das "Vorne" sie haben in dem Sinne kein "Hinten". Man ist eigentlich mit
allen gleich per Du - das ist lustig, und alle sind sie nett.
Ach, und dann habe ich doch in der Weihnachtswoche gleich
meine Driverlicence (Führerschein) gemacht - mit Writingtest.
Weil der Fahrlehrer Muttis Bücher liest, ging es gut mit dem
"Writingtest" - fahren konnte ich ja, aber Englisch lesen nicht
so gut. Ich meine: verstehen, was gemeint war.
Nach drei Tagen hatte ich meine Lizenz in der Hand - ein
liebenswürdiges schnelles Land. Das beste ist, drei Tage vor
der Prüfung, als wir es einfach anmeldeten, bekam ich DriversManual (Fahrer-Handbuch) in die Hand gedrückt. Nun, die meisten
Seiten handeln nicht vom Fahren, sondern von den "Pedestrians",
den Fußgängern.
Freitag war ich (wenn Ihr mich in der Zeitung zwischen lauter Negern sehen solltet) von Blacky's Freunden zum Kostümball
"des beaux arts"in Harlem eingeladen. Ich saß im Savoy in einer
Loge mit all den berühmten Negern und Negerinnen. Sieben Personen mußten als Preisrichter für Kostümpreise auf die Bühne und
wurden aufgerufen - ich als zweite, als "berühmter Radiostar",
na bitteJNachher kamen Leute und waren so glücklich, mich zu
sehen, weil sie "meine" Bücher gelesen haben. Später habe ich
nur noch gesagt: "I hope you liked them" (Ich hoffe, sie haben
Ihnen gefallen). Am Schluß kamen schon welche, die mir erzählten, meine Mutter sei eine berühmte Schauspielerin gewesen. Da
habe ich dann auch ja gesagt. Es ist eben himmlich . Möge meine
Mutter mir verzeihen, daß ich den Rollentausch annahm.
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5. März 1952

Ein bekannter amerikanischer Psychologe
gibt den Eltern Hinweise dafür, wie sie
ihren Kindern helfen können, Freunde zu
gewinnen und zu halten.
DIE FREUNDE UNSERER KINDER
Von William C. Menninger
(100 Zeilen, 1000 Worte)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) —"Hiob war mit Aussatz und
drei Freunden gesegnet", schrieb kürzlich ein kleiner Junge In
seinem Schulaufsatz über "Meine Freunde". In die gleiche Kategorie möchten manche Eltern auch die Freunde ihrer Kinder einordnen, denn nicht selten ist diese lärmende, nicht immer saubere,
im Gassenjungen-Jargon sprechende kleine Gesellschaft, die unsere
Wohnungen bevölkert und mit unseren Kindern zusammen allerlei
Unfug anstiftet, die Ursache großer elterlicher Sorgen. Und es
ist nicht verwunderlich, wenn unsere Gefühle für sie nicht immer
von Sympathie getragen sind, selbst wenn es sich um die zur Zeit
besten Freunde unserer Söhne und Töchter handelt.
Andererseits aber braucht ein Kind Spielgefährten und
Freunde. Wir sollten es nicht daran hindern, sich Freunde zu
suchen, sondern es eher dazu ermutigen. Wie aber können wir
ihm bei der Auswahl helfen? Wir sprechen mit unseren Kindern
über seine Lieblingsbeschäftigung, über Erziehungs-, Geld- und
selbst Religionsfragen; selten aber, wenn überhaupt, nehmen wii
uns die Zeit, mit ihnen ein ernsthaftes Gespräch über ihre Freui
de im besonderen und Freundschaften im allgemeinen zu führen.
Wir befreunden uns mit Menschen unserer Umgebung und nehmen die gegenseitige Zuneigung als selbstverständlich hin.Sonst
aber denken wir nicht viel darüber nach und lernen eine echte
Freundschaft meist erst in Notzeiten schätzen.
Die moderne Psychologie sagt uns mehr über die Bedeutung
der Freundschaft im menschlichen Leben. Echte Freundschaft ist
niemals einseitig, sondern beruht auf wechselseitigen Gefühlen.
Ob und wie wir Freunde gewinnen, hängt von unserer Fähigkeit
des Gebens und Nehmens ab.
Unser ganzes Leben in bezug auf den Umgang mit dem Nächsten ruht auf den Erfahrungen, die wir als Säugling und Kleinkind mit den uns umgebenden Menschen, mit Eltern, Geschwistern
und Freunden, gemacht haben. Wollen wir dies recht verstehen.
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* "AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. März 1952

verstehen, so müssen wir uns in unsere Kindheit zurückversetzen.
Damals waren wir umhegt und frei von jeder Verantwortung. Was man
von uns erwartete, war, daß wir wuchsen, gediehen und glücklich
waren. Die Zeit aber bleibt nicht stehen. Die Abhängigkeit muß
abgestreift werden. So schmerzlich es mitunter sein mag, aber
jedes Kind muß diesen Prozeß der Reife durchmachen, der nicht
nur zur körperlichen und geistigen, sondern auch zur emotionellen Unabhängigkeit führt.
Die emotionelle Reife ist kein automatischer Prozeß wie
etwa das Wachstum des Verdauuhgstrakts und das Größerwerden des
Herzens. Zur emotionellen Reife braucht das Kind die Unterstützung
der Umwelt. Sehr wichtig sind dabei die Erfahrungen, die die Kinder untereinander machen.
Bekanntlich können Kinder und junge Menschen in ihren Urteilen und Handlungen sehr grausam sein. Sie kennen keine Kompromisse, manchmal aber gelingt einem Freunde durch ein Wort,
durch einen Hinweis die Wandlung eines Freundes, wo elterliche
Kraft und pädagogische Kunst versagten. Der Einfluß, den die
Kinder gegenseitig aufeinander ausüben, ist ungeheuer wirksam
- im Guten wie im Bösen. Dies gilt besonders für die reifende
Jugend, für die das Gruppenerlebnis unentbehrlich ist.
Menschen, die wir Erwachsenen Freunde nennen, sind jene,
zu denen wir uns hingezogen fühlen, die auf uns hören, die uns
moralischen Halt geben und die unsere Gesellschaft suchen wie
wir die ihre. Dieselbe Haltung können wir bei unseren Kindern
beobachten. Auch sie haben vMerlei Freunde, solche, an denen
sie sich aufrichten, andere, die zu ihnen aufschauen, und wieder
andere, die eine durchweg passive oder auch eine äußerst aktive
Rolle in ihrem Kinderleben spielen. Kindliche Gefühle aber sind
weniger konstant, wandelbarer als die der Erwachsenen.
Wenn unsere Kinder sich außerhalb des Hauses ungezwungen
und frei geben können, dann nur, weil sie es von Hause aus so
gewöhnt sind. Ein Kind, das zu Hause geliebt ist, erwartet auch,
daß man ihm anderswo Sympathie entgegenbringt. Hat es diese Reserve innerer Sicherheit, dann wird es mit einer feindlichen
V'mwelt, die keinem Kinde erspart bleibt, fertig werden. Aus
dieser inneren Sicherheit heraus schließt es Freundschaften
und gewinnt Vertrauen. Das sich sicher fühlende, gesunde Kind
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

5. März 1952

Kind ist das liebenswerte, das kooperative, das interessierte
Kind. Es wird Freunde gewinnen, es wird anfangen, unter diesen
zu wählen, und allmählich wissen, wer zu ihm paßt. Das Lob oder
die Kritik der Freunde werden sein Verhalten bestimmen} es wird
erkennen, was es tun und was es nicht tun darf, um seine Freunde
zu behalten. Diese Lehre wird sein ganzes Leben mitfarmen. Indem
es sich leiten läßt, wird es lernen, andere zu leiten. Dies ist
einer der' wesentlichsten Gründe, warum ein Kind Freunde und
Spielgefährten braucht. In der Gemeinschaft entfalten sich außerdem die Talente selbstverständlicher und leichter.
Eine Periode, die den Eltern und Erziehern viel Sorgen bereiten kann, ist der Übergang vom abhängigen Kind zum unabhängigen Erwachsenen. Meist stellt die Adoleszenz die Eltern vor große Probleme. Ein halb Dutzend guter Kinder wird' in diesen Jahren zu einer "schlechten Bande". Es ist die Zeit der Herausforderung, der Auflehnung und des Mißtrauens gegen Abhängigkeit,
Autorität und Eltern. Als Erzieher aber hat man die Pflicht, die
Kinder vor Schaden zu bewahren. Inwieweit aber soll man zusehen,
Vertrauen haben und die Jugendlichen über ihre Zeit, ihre Handlungen und ihre Freunde selbst entscheiden lassen? Was kann man
tun, wenn ein Sohn-von seinen besten Freunden ignoriert oder gekränkt wird? Ein einziger Fall kann ernsthafte Folgen haben und
im Wiederholungsfalle zu vollständiger Absonderung, zu Minderwertigkeits- und Verdrängungskomplexen führen. Es gibt kein Rezept, das man allgemein anwenden könnte. Jeder Fall muß individuell behandelt werden, und die Eltern tun gut daran, erst einmal zu beobachten, ehe sie beraten oder gar handeln - es bedarf
mitunter einer längeren Zeit des Experimentierens, ehe man den
richtigen Weg findet.
* * * * * *

Quellenangabe nicht erforderlich

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An die Redaktion.
Wie wir Ihnen bereits mitgeteilt haben, arbeitet der
AMERIKA DIENST seit dem 14. Januar 1952 in Frankfurt/M.,
Bremerplatz, Zimmer 340. Wir bitten Sie, ab sofort, alle
Belegexemplare folgendermaßen zu adressieren:

AMERIKA DIENST
Frankfurt/Main I
Postfach 450

Redaktion
AMERIKA DIENST

V. Jahrgang, Nr» 6/W

19. März 1952

Der Name Agnes de Mille ist untrennbar
mit dem amerikanischen Ausdruckstanz
verbunden. Ihr Stil besitzt die symbolische Kraft der "getanzten Sprache".
"...

ICH HÄTTE STERBEN MÖGEN FÜR DIE SCHÖNHEIT"
Die de Mille-Story

( 84 Zeilen, 840 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Für die amerikanische
Tänzerin und Choreographin Agnes de Mille brachte die Tatsache,
Tochter eines äußerst talentierten Elternpaares und Nichte eines
weltberühmten Onkels zu sein, Probleme mit sich, die sonst für
durchschnittlich begabte Kinder nicht existieren. Ihr Vater,
William C. de Mille,einer der ersten amerikanischen Filmproduzenten, galt früher als ein hervorragender Drehbuchautor. "Wir
gehorchten ihm blind", schreibt Agnes de Mille in ihrem kürzlich veröffentlichten Buch 'Dance to the Piper*. "In seinen
Entschlüssen und Handlungen galt Vater für die gesamte Familie
als unfehlbar."
Auch Agnes' Mutter war eine äußerst bemerkenswerte Frau.
Geistig und körperlich außerordentlich rege und aktiv, haßte sie
es, jemanden müßig zu sehen. "Sitz nicht herum, tue lieber etwas Nützliches!" war ihre ständige Mahnung, mit der sie ihre
Tochter aus ihren kindlichen Träumereien aufscheuchte, aus
Träumereien, die sich bei Agnes ausschließlich auf das Tanzen
konzentrierten. Denn für Agnes de Mille hatte der Tanz etwas
unwiderstehlich Anziehendes, Magisches. Als Kind hatte sie mit
ihren Eltern, die damals in Kalifornien lebten, auf einer Sonntagsmatinee Anna Pawlowa gesehen, und Können und Schönheit
dieser großen Tänzerin hatten Agnes so sehr beeindruckt, daß
es für sie kein anderes Ziel mehr gab, als selbst Tänzerin zu
werden.
Freilich gelang es Agnes de Mille niemals, das Können und
das Niveau ihres großen Vorbildes zu erreichen. Mit 14 Jahren
mußte sie erkennen, daß sie zu spät mit dem Ballett-Unterricht
begonnen hatte. Und in ehrlicher Selbsterkenntnis gab sie zu,
daß ihr auch rein äußerlich die Voraussetzungen für eine
"klassische Primaballerina" fehlten: ihr Körper war zu lang,
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
19. März 1952
lang, ihre Arme und Beine zu kurz. "Ich war gebaut wie ein
Mustang - untersetzt, stämmig und robust. Die elegante, schlanke Größe der klassischen Linie aber blieb mir für immer versagt."
Diese Erkenntnis zusammen mit dem Gefühl, s elbst bei Erfolgen doch stets im Schatten der Eltern und des inzwischen durch
Hollywood berühmt gewordenen Onkels, Cecil B. de Mille, zu stehen, hemmt die junge Künstlerin zu Beginn ihres Werdeganges sehr.
Erst ihr Debüt als Solotänzerin in New York im Jahre 1928 zeigte ihr, wo ihre eigentliche Stärke lag» im grotesken Ausdruckstanz. "Ich glaube, ich muß sehr komisch gewesen sein - ich, die
ich hätte sterben mögen für Schönheit und Anmut I", schrieb sie
später darüber in ihrer Selbstbiographie. Von da an konzentrierte sie sich ausschließlich auf dieses Spezialgebiet und fand als
Choreographin u n ^ Spielleiterin damit endlich eine gewisse Anerkennung, die allerdings von dem anspruchsvollen Broadway-Publikum nur mit weitgehenden Einschränkungen gezollt wurde, denn
wirklich überzeugend wirkte Agnes de Mille mit ihrem "modernen"
Tanzstil auch in diesem Stadium ihrer Laufbahn noch nicht. Der
Boden, den sie beschritten hatte, war noch zu neu, um rückhaltlose Zustimmung zu finden. Entmutigt und verzweifelt, war die
junge Tänzerin nahe daran, ihre Karriere völlig aufzugeben und
sich in die Geborgenheit einer eigenen Familie zurückzuziehen,
als ihr die große Chance ihres Lebens geboten wurde« das "Ballett
russe de Monte Carlo" trat an sie mit der Aufforderung heran,
die Choreographie für ein Ballett über ein "Amerikanisches Thema"
zu übernehmen.
Agnes de Mille wußte, worum es bei diesem Auftrag ging.
Hier konnte sie nicht nur zeigen, daß sie selbst über wirkliches
Können verfügte, sondern hier hatte sie auch Gelegenheit, zu beweisen, daß der moderne spezifisch amerikanische Ausdruckstanz
Anspruch auf Einreihung in die Kategorie des Kunst-Tanzes erheben
konnte. Mit Begeisterung und Feuereifer gab sie sich dieser Aufgabe hin. Und als sich am 14. Oktober 1942 der Vorhang auf der
Bühne der Metropolitan Opera senkte, war mit dem stürmischen
Applaus des Premierenpublikums nicht nur der Erfolg des neuen
Balletts "Rodeo", sondern auch die nunmehr uneingeschränkte Anerkennung der Choreographin Agnes de Mille gesichert. Ihre Stunde

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19. März 1952
Stunde hatte geschlagen. Mit "Rodeo" hatte nie die Ära der
"musical show" eingeleitet, die von da an die Broadway-Bühnen
beherrschte und auch heute noch beherrscht. Die Choreographie
für das im darauffolgenden Jahr von Richard Rogers und Oscar
Hammerstein II herausgebrachte Singspiel "Oklahoma", das in
den bereits mehr als acht Jahren, die es am Broadway läuft,
nichts von seiner beispiellosen Zugkraft eingebüßt hat, hob sie
auf der Leiter,ihres Erfolgs eine weitere Sprosse nach oben.
Damit hatte Agnes de Mille das erreicht, was sie sich seit
ihrer Kindheit erträumt hatte. Nicht der Klang ihres berühmten
Namens hatte ihr zum Erfolg verholfen, sondern ihr eigenes Können und ihre eigenwillige Persönlichkeit. Ihr Stil, der die
symbolische Kraft der "getanzten Sprache" besitzt, bildet einen
wesentlichen Beitrag zum modernen Ausdruckstanz und hat damit
ihren Namen untrennbar mit der neuen Entwicklung des Tanzes
verbunden, den sie selbst als die älteste und magischste aller
Kunstgattungen bezeichnet.
(Aus "Time")

* * * * *

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19. März 1952

Man kann einem Kinde nicht abgewöhnen, was
ihm angeboren ist, sagt die amerikanische
Ärztin und Psychologin Elizabeth Hurlock,
die sich manchen ihrer früheren Lehrer zum
Feinde gemacht hat, weil sie, als sie später selbst Kinder hatte, oftmals deren Theorie
in der Praxis nicht bestätigt fand. Dr. Hurlock
schreibt in "Today's Health", der Monatszeitschrift der Amerikanischen Medizinischen Gesellschaft. .
NICHT EINES GLEICHT DEM ANDERN
(79 Zeilen, 790 Worte)
CHICAGO — (Amerika Dienst) —
Kinder, die sich gleichen
wie di-^ Erbsen in einem Topf, gibt es nicht. Alle sind sie verschieden; körperlich und seelisch. Sie kommen unterschiedlich
zur Welt, und je älter sie werden, desto krasser tritt diese Unterschiedlichkeit zutage. Selbst eineiige Zwillinge können sowohl
gleiche als auch vollkommen konträr geartete Veranlagung zeigen,
denn ihr Verhalten ist beeinflußt von ihrer Reaktionsmöglichkeit
auf die Umgebung, und die Umgebung zweier Kinder ist niemals
ganz dieselbe.
Die Bedeutung dieser Tatsache ist tiefgreifend und heißt
unter anderem:
1.) daß man ein Kind nicht zu uniformen starren Reaktionen zwingen kann, selbst wenn man sich die größte Mühe gibt, dies zu
erreichen. Ein Kind in irgendeiner Form zu standardisieren »
wird ihm Schaden an seiner Person und Persönlichkeit zufügen;
2.) daß es ein Unding ist, zu erwarten, daß alle Kinder in der
gleichen Weise auf dieselbe Behandlung reagieren. Ein Sohn
mag vieler und großer Zärtlichkeit bedürfen, während eine
Tochter spröde, aller gezeigten Zuneigung abhold und der personifizierte Eisberg sein kann. Ein Kind muß beim Stolz, ein
anderes beim Ehrgeiz gepackt werden, will man ihm irgendeine
Unart abgewöhnen oder es zur Vollendung einer Aufgabe bringen;
3.) daß es ganz falsch ist, es als Gegebenheit zu betrachten,daß
der Bruder der Schwester oder ein jüngeres Kind dem älteren
in der Entwicklung oder Veranlagung gleichen wird. Man
braucht gar nicht überrascht zu sein, wenn beispielsweise
das Spielzeug des älteren Kindes bei dem jüngeren absolut
kein Anklang findet und wenn die jüngeren Kinder schwieriger
zu
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zu behandeln sind als die älteren oder umgekehrt. Die Tatsache, daß Kinder die gleichen Eltern haben, garantier'; weder
gleiches Äußere noch gleiche Interessen;
4.) daß man ferner nicht erwarten kann, daß alle Kinder sich
gleichmäßig entwickeln, gleichmäßig wachsen und zur selben
Zeit die physische Reife erreichen. Die Natur setzt diese
Termine für jedes Individuum individuell fest. Man darf sich
daher auf le inen Fall von Nachbarn und Freunden beirren lassen, wenn diese zu wissen glauben, daß der Entwicklungsverlauf eines Kindes zu langsam, zu schnell oder einfach nicht
"richtig" sei ;
5.) daß man sich auch nicht beirren lassen soll, wenn das Kind
tatsächlich in der Entwicklung hinter der üblichen Norm zurückbleibt, sei es in geistiger oder körperlicher Hinsicht.
Denn verschieden sein heißt noch lange nicht "dumm" sein.
Wichtig aber ist, daß in der Kindererziehung folgende fünf Punkte beachtet werden:
1.) Jedes Kind soll als Individuum behandelt werden, auch wenn
es um Alltäglichkeiten geht wie Kleidung und Spielzeug. Ist
es älter, soll man ihm weitgehend die Wahl seiner Freunde,
seiner Studienfächer, seines Berufes und seines Lebenspartners überlassen. Es braucht die Chance, seinen Interessen
und Wünschen Ausdruck zu verleihen.
2.) Kinder sollen stets dazu ermutigt werden, die Individualität
jedes einzelnen Kindes innerhalb der Familie und später jedes Freundes, Feindes und jedes Mitmenschen überhaupt zu respektieren. Kritik an einem anderen Kind oder gar dessen Verspottung, nur weil es anders denkt, fühlt und handelt, kann
nicht geduldet werden. Ein Kind muß die Kunst zu leben ebenso lernen wie die, andere leben zu lassen. Zwietracht und
Eifersüchteleien werden auf diese Weise aus der Welt geschafft.
3.) Jedem Kind muß Achtung und Liebe entgegengebracht werden,
selbst wenn es nicht ganz den ehrgeizigen Erwartungen der
Eltern entspricht. Es darf nie fühlen, daß es "anders" ist,
und auch die Eltern selbst sollten zu verstehen suchen, daß
"anders" sein nichts Verdächtiges an sich hat. Lassen Eltern
ihr Kind fühlen, daß sie irgendwelche Befürchtungen hegen,
wird
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wird es zu dem Schluß kommen, daß irgend etwas bei ihm nicht
stimmt. Es wird sein Selbstvertrauen verlieren und Minderwertigkeitskomplexe entwickeln.
4.) Es ist stets zu bedenken, daß Individualität einen Menschen
den anderen erst interessant macht. Der "Ja-sager", der Angst
davor hat, "anders" zu sein und gelegentlich aus der Reihe
zu tanzen, und der darunter leidet, daß er anders sein könnte als die anderen, ist ein Produkt seiner Erziehung.
5.) Jedem Kind sollte geholfen werden, seine Fähigkeiten zur
Vollendung zu entwickeln, selbst wenn dies seine Unterschiedlichkeit noch stärker betonen sollte. Man kann einem
Kinde nicht abgewöhnen, was ihm angeboren ist.
(Aus "Today»s Health")
* * * * #

Wenn Sie von Melasse, Sauermilch und getrocknetem Grünfutter leben wollen - schön. Aber es
gibt keine "vollkommene" Nahrung, die alle
Krankheiten und Schmerzen heilt.
VOM MYTHUS DER WUNDERNAHRUNG
(99 Zeilen, 990 Worte)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) —
Hört, Ihr Joghurtesser
und Ihr Menschen, die Ihr Weizenschrot über Euere Frühstückseier streut: Freut Euch an Eurer Nahrung und bleibt dabei, aber
erwartet nicht eine Leberschwilung oder ein schmerzendes Kreuz
mit diesen "magischen" Nahrungsmitteln heilen zu können. Was
auch immer die Ernährungsapostel sagen, es gibt keine "vollkommene" Nahrung. Joghurt, Weizenschrot, Bierhefe, Melasse und was
an obskuren Diätlaunen mehr existiert, schaden nicht, das ist
wahr. Aber sie werden Ihnen gewiß nicht besser bekommen als die
Nahrung, die man gewöhnlich ißt!
Wer das behauptet, werden Sie fragen. Nun, Männer, die ihr
Leben lang Nahrungsmittel untersucht und Ernährungsprobleme
studiert haben: Dr. F.J. Stare, Direktor der Abteilung für Ernährungs-Forschung an der Harvard-Universität; Dr. Clive McCay,
hervorragender Ernährungs-Fechmann der Cornell-Universität;
Paul B. Dunbar, ehemaliger Leiter der US-Bundesprüfstelle für
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für Nahrungsmittel und chemische Präparate, und dessen Nachfolger, Charles W. Crawford, der heute für die Qualität der Lebensmittel und Präparate verantwortlich ist, die auf den amerikanischen Markt kommen.
"Es hat noch nie so viele seltsame Nahrungsmittel gegeben
wie heute" sagt Crawford. "Zu keiner Zeit warben so viele Leute
durch Vertreter, Anzeigen, Werbesendungen und eigene Geschäfte
für bestimmte Nahrungs-Geheimmittel." Viele Freunde der ausgefallenen Nahrungsmittel sind durchaus ehrenhaft und wohlmeinend - sie schwören eben nur auf geschrotetes Getreide oder
Sauermilch oder auch getrocknete Algen als Allheilmittel für
menschliche Beschwerden und Krankheiten. Und es gibt Leute, die
Millionen an schrullenhaften Diätvorschriften verdienen.
Die Durchschnittsmenschen Amerikas (die Europäer sind keineswegs anders) sind voll von sonderbaren Anschauungen über bestimmte Nahrungsmittel. Beispiele« Fisch ist
gut für das
Gehirn. Knoblauch reinigt das Blut. Tomaten verursachen Krebs.
Austern steigern die Männlichkeit. Fleisch macht streitsüchtig!
Das alles ist natürlich Aberglaube, wenngleich ein sehr beständiger.
Die modernen Diätapostel, die schrullenhafte Ernährung
anpreisen, versuchen einen ähnlichen Mythus nur mit einer anderen
Betonung zu verkaufen. Sie bringen gewöhnlich irgendeine "Roh"oder "Natur'MCost auf den Markt - im allgemeinen sagen sie dazu,
daß man sie bisher übersehen habe - und nennen sie ein Wunder, das
jeden in Ordnung bringe, ganz gleich, was ihm fehle. Diese Rohkost-Prediger schlagen Kapital aus der Arbeit der Nahrungs-Forscher, die seit Jahren gegen die Fehler in der üblichen modernen
Ernährung angehen.
Schon früh im vergangenen Jahrhundert führte Dr. Graham
seinen Feldzug gegen das Weißbrot und argumentierte mit einigem
Recht, daß sein Graham-Brot - eine Art Vollkorn-Brot - nahrhafter sei. Aber schon in den frühen dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts fanden die Wissenschaftler einen Weg, das Weißbrot
künstlich wieder mit den Nahrungselementen anzureichern, die
während des Mahlens verlorengehen. Die Wissenschaft zeigte den
Weg, "Sonnenschein" in die Milch zu bringen, indem man ihr

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ihr Vitamin D zusetzt. Der 2. Weltkrieg, in dem es notwendig
wurde, für knappe Nahrungsmittel Ersatz zu finden, brachte die
Entdeckung zahlreicher wertvoller Nahrungsstoffe in bis dahin
unausgenützten Iflanzen.
Alle diese Fortschritte auf dem Gebiet der Ernährung machten die Menschen "ernährungsbewußt". Ohne Zweifel ist dieses neue
Interesse an der Nahrung ein Erfolg. Aber der Nachdruck, den
man auf Ernährungsprobleme legte, schuf gleichzeitig einen reichen Markt für jene schrulligen Erscheinungen, die seitdem behaupten, die schlechte Ernährung sei die alleinige Ursache aller Beschwerden, eine Behauptung, die nicht zu beweisen ist.
Man kann natürlich leicht beweisen, daß manche Nahrungsmittel durch den Verfeinerungsvorgang leiden und daß die Ernährung sehr vieler Menschen unzureichend und unausgeglichen ist.
Darüber wurden Dutzende von Büchern geschrieben, mit deren
Hilfe es einem Übelwollenden sogar möglich wäre, zu beweisen,
daß Amerika vor einer Ernährungs-Katastrophe stehe. Und das ist
es gerade, was die Roh- und Sonderkost-Apostel zu tun versuchen.
So kann es geschehen, daß man dringend empfiehlt, auf jeden Fall Sauerkraut zu essen, es sei denn, man wünsche sich
ein kurzes Leben. Oder daß man sagt, nur Honig könne vor den
Schrecken des Rheumatismus, der Gicht oder einer Herzerkrankung bewahren. Solche Behauptungen sind zwar kaum zu beweisen,
aber sie haben unendlich viele Menschen beeinflußt. Ein gegenwärtiger Bestseller über die Frage, wie man länger und gesünder
lebt, hat jetzt in den USA eine Auflage von über 350 000 Exemplaren erreicht. In ihm wird unter anderem behauptet, daß
Roh-Melasse nicht nur besseren Schlaf und bessere Verdauung bewirke, sondern auch Nervosität und Kahlköpfigkeit unmöglich mache. In Wirklichkeit ist Rohmelasse nichts anderes als ein Nahrungsmittel, das manche Menschen gerne essen, das man auch an
Vieh verfüttern kann und das einige Vitamine enthält - nicht
mehr allerdings als andere Nahrungsmittel auch. Wenn man es
gerne ißt, schön. Wenn man es als Medizin nimmt, auch recht solange man sie nicht als Ersatz für den Arzt in ernsthaften
Krankheitsfällen verwendet.
Der

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Der Kampf der verantwortlichen Stellen gegen Nahrungsmittelschwindler ist nicht leicht, denn diese seltsamen Apostel
wären lange nicht so häufig anzutreffen, wenn die Öffentlichkeit nicht allzu einfältig wäre. Normale Ernährung hat alle Vitamine und Minerale, die ein gesunder Mensch braucht. Bleiben
Sie also dabei, und wenn Sie gesund sind und Lust darauf haben,
essen Sie soviel Joghurt, Roh-Melasse und Bierhefe, wie Sie
wollen. Wenn es Ihnen schmeckt und Sie glauben, sich besser zu
fühlen - herrlich.
* # * * «

Die bekannte amerikanische Wissenschaftlerin
und Schriftstellerin Rachel Carson hat mit
dem Werk "The Sea Around Us", das demnächst
in deutscher Sprache beim Biederstein-Verlag,
München, erscheinen wird, einen neuen "Bestseller" geschaffen.
DAS WELTMEER UM UNS
(55 Zeilen, 550 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Nur selten paart sich
wissenschaftliche Gründlichkeit und Exaktheit mit einer so
hervorragenden schriftstellerischen Begabung wie bei der amerikanischen Biologin und Schriftstellerin Rachel Carson, die mit
ihrem kürzlich in New York erschienenen Buch "The Sea Around
Us" (Das Weltmeer um uns) ein Werk schuf, das sich schon nach
kürzester Zeit einen der ersten Plätze auf der amerikanischen
Bestseller-Liste erobert hat.
Es war keine leichte Aufgabe, die sich Rachel Carson gestellt hatte, als sie daran ging, eine umfassende biologische
und ozeanographische Studie über Entstehen und Wesen des Weltmeeres anzustellen. Denn - so schreibt die Schriftstellerin in
den einleitenden Sätzen des ersten Kapitels "Die grauen Anfänge" - Anfänge sind fast immer schattenhaft. Und schattenhaft
sind daher auch die Anfänge jener großen Mutter des Lebens, der
See. Schon viele Menschen haben darüber ihre Theorien entwickelt,
wie und wann die Erde zu ihrem Ozean kam, und es ist nur zu
verständlich, daß all diese Theorien in direktem oder indirektem Widerspruch zueinander stehen. Denn die nüchterne und unausweichliche Gegebenheit ist nun einmal die, daß es niemanden
gibt,

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gibt, der die Vorgänge als solche hätte beobachten können. Und
aus diesem völligen Mangel an Augenzeugenberichten mußte sich
notwendigerweise ein gewisses Maß von zwiespältigen Auffassungen entwickeln.
Was Rachel Carson also tun konnte, um die Geschichte des
jungen Planeten Erde und seines Ozeans zu schreiben, war, in
unendlichem Fleiß und gründlicher Sorgfalt zusammenzutragen und
zusammenzustückeln, was an Material bereits vorhanden war, und
daraus ihre wissenschaftlich fundierten Folgerungen zu ziehen.
So entstand eine Geschichte, die das älteste irdische Gestein
zum stummen Zeugen hat und die auf den Forschungsergebnissen
über unseren Erd-Trabanten, den Mond, ebenso basiert wie auf
den nachgewiesenen Spuren, die durch den Einfluß der Sonne und
des übrigen sternerfüllten Weltalls auf der Erde entstanden
sind. Von der Schilderung der wahrscheinlichen Theorien über
die Entstehung des Ozeans geht Miss Carson in ihrem Buch auf
die Geschichte von den Anfängen des organischen Lebens im Ozean
über und schildert in anschaulicher Weise jene Stadien, in denen die Pflanzen- und Tierwelt zwischen Meer und Sumpf und viel später - festem, trockenem Land sich weiterentwickelt. Sie
bringt einen abgerundeten Überblick über die Entstehung der Inseln und der einzigartigen insularen Fauna und Flora und beendet schließlich dieses umfassende Werk mit der Entwicklungsgeschichte und Analyse der Winde, Meereströmungen und Gezeiten.
Eine Biologin im umfassendsten, menschlichsten Sinne des
Wortes, eine Lebens-Forscherin und Dichterin hat das Buch "The
Sea Around Us", das in Kürze auch in deutscher Übersetzung erscheinen soll, geschrieben. Sie hat viele Geheimnisse des Meeres enthüllt und erklärt, wie etwa das des neuentdeckten Lebens
in den tiefsten Tiefen des Ozeans, die früher für völlig unbelebt gehalten wurden.Über diese Fülle von Wissen hinaus aber
hat Rachel Carson es verstanden, in ihren Lesern ein gutes Maß
jenes Allgefühls zu erwecken, das nur wirklich große Forscher
und Dichter zu vermitteln vermögen.
* * * * *

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19. März 1952

MOSKAUER MODE IN NEW YORK
(43 Zeilen, 430 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
In einem großen New Yorker
Warenhaus werden z. Zt. sowjetische Moden gezeigt. Amerikanische Frauen kommen von weither, um diese für sie interessante
Schau von Kleidern, Kostümen, Wintermänteln, Schuhen, Hüten
und Handtaschen, die kürzlich von Moskau nach Amerika gebracht
wurden, zu sehen.
Alle diese Gegenstände stammen aus erstklassigen russischen Fachgeschäften, und trotzdem scheint den Amerikanerinnen
Qualität und Verarbeitung minderwertig. Dazu kommt, daß die Preise für alle Waren höher sind als in den US/. So muß die Russin
beispielsweise für ein Kleid aus glänzender £.- tinseide, das in
den USA 5.-Dollar (21.— DM) Kosten würde, 513 Rubel, d.s. 128.—
Dollar (537*60 DM) bezahlen. Ein zweiteiliges Kostüm aus Mischgewebe von Wolle und Baumwolle kostet 506 fiubel (126.— Dollar
oder 529.20 DM). Für ein ähnliches Kostüm ?3us reinem Wollstoff
braucht die Amerikanerin nur etwa 3 0 . — Dollar (126.— DM), für
einen Hantel erster Stoffqualität, warn gefüttert, rund 4 5 . —
Dollar (169.—DM) auszugeben. Die Russin ist gezwungen»für einen
ungefütterten Mantel "us Lischgewebe in imitiertem Tweedmuster
620 Rubel (155.— Dollar = 6 5 1 . —Liv.) zu zahlen.
Besonderes Interesse finden die russischen Schuhmodelle,
die aus synthetischem Leder hergestellt sind, das mehr wie Ölhaut als Rindleder aussieht und steif und unbie^sam ist - tatsächlich sind die Schuhe auch im Seh' f t sowie p.n Spitzen und.
Fersen metallversteift. So reizlos und unbequem diese Schuhe
auch sind, so kosten sie doch 56 Rubel, d.s. nahezu 1 5 . — Dollar (63.—DM) pro Paar. Aus demselben steifen, unhandlichen
und unschönen Material sind die Handtaschen, die so schlecht
gemacht sind, daß man sie k-um öffnen kann. In Loskau bezahlt
man dafür etwa 2 0 . — Dollar (64.— DM).
Daß die Produkte schlecht und teuer sind, ist jedoch bei
dieser Schau nicht der schlimmste Aspekt. Viel schlimmer ist,
daß der russische Arbeiter sxe «. um jemals kaufen kann, wie die
vergleichenden Lohnzahlen zeigen Eine Stenotypistin verdient

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* •

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19. März 1952
verdient durchschnittlich 136 Rubel (34.— Dollar * 142.80 DM)
pro Yv'oche. Nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben bleiben
ihr 80 Prozent dieses Beitrages. Dreiviertel davon muß sie für
lebensmittel ausgeben, so daß etwa 28 Rubel für Miete, Kleidung, Wäsche und vielleicht dann und wann für ein Konzert oder
eine Kinokarte verbleiben.
Wenn die Russin sich nun jede Kopeke von ihrem für die
Lebenshaltung verbleibenden Lohn abspart, braucht sie neun Monate, um sich das eingangs erwähnte Kunst Seidenkleid zu kaufen.
* * * * *

GEGEN DIE TRÄGHEIT DES HERZENS
( 23 Zeilen, 230 Worte)
KREFELD — (Amerika Dienst) — Die Gattin des US-Hochkommissars für Deutschland, Mrs. Ellen McCloy, bezeichnete in
einer Ansprache zum 125-jährigen Bestehen des Krefelder Frauenvereins am 13. März die "Gleichgültigkeit" und "Die Trägheit
des Herzens" als die größten Feinde aller aufbauenden Kräfte.
Die heutige Welt stelle eine grobe Aufgabe und verlange die Zusammenarbeit "mit allen freiheitsliebenden Menschen".
Die Frauen, so führte Mrs. McCloy aus, könnten sich nicht
mehr auf die Sorgen und irobleme der Gemeinde beschränken,
denn die Welt sei heute klein geworden. "Wir Frauen", so sagte
sie wörtlich, "sollten uns bemühen, alles erst einmal sachlich
zu prüfen, bevor wir Stellung nehmen. Uns fällt es zu, die Suche nach der Wahrheit zu unterstützen. Die Zeiten sind zu ernst,
als daß man sich den Luxus einer unbegründeten Kritik gestatten kann. Lassen Sie sich nicht von leeren Phrasen und Schlagworten leiten."
"Halten wir die Freiheiten, die wir haben, fest: den Frieden und die Menschenrechte. Wir werden beide nur behalten", so
erklärte Mrs. McCloy, "wenn wir bereit sind, uns für sie einzusetzen." Allen Menschen, so betonte die Gattin des HochkcBmissars, sei heute eine große Aufgabe gestellt: "Die Gestaltung
einer besseren Welt friedlicher Verständigung und menschliche I
Vertrauens."
*****

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V. Jahrgang, Nr, 7/W

2. April 1952

Die 76jährig-e. Negerin Mary McLeod Bethune
hat sich um die Emanzipation ihrer farbigen
Brüder in den USA große Verdienste erworben.
Ihrer Unermüdlichkeit, Rechtschaffenheit und
Unerschrockenheit verdanken die 1 3 Millionen
Neger der USA viele Portschritte, die sie in
den letzten Jahrzehnten im Kampf um die Gleichberechtigung erzielt haben.
EINE ECHTE "MAMMY"
Mary McLeod Bethune • ein Name, der eng mit der Geschichte der
USA verbunden ist
(107 Zeilen, 1 070 Worte.)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Sei ein Daniel, sei mutig
und tapfer, stets aber bedenke, daß Gerechtigkeitssinn und der
Wille, zu vergeben, dich bei allen Entschlüssen leiten sollen."
Diese Worte hat die heute 76jährige Mary McLeod Bethune wohl viele Male im Laufe eines langen Lebens, das dem Kampf um die Gleichberechtigung ihrer Rasse geweiht ist, an ihre dunkelhäutigen
Freunde richten müssen. Achthunderttausend Mitglieder zählt heute der Verband der amerikanischen Negerfrauen, den Mary Bethune
1935 gegründet hat und dessen Präsident sie bis 1949 war.
Ihr offizieller Rücktritt bedeutete jedoch keineswegs, daß
sie damit aufgehört hätte, auch weiterhin für ihre hohen Ideale
einzutreten. Sie hatte es nie leicht gehabt, sie mußte ein ganzes Leben lang mit Vorurteilen und Ablehnung fertig werden, und
sie tat es oft mit heißem Zorn, heiliger Wut und nicht selten
mit der nie zu schlagenden Waffe eines grimmigen Humors. "Minderwertigkeitskomplexe kenne ich nicht", sagt sie selbst über sich
aus. Heute wie damals spricht sie zu einem Hunderttausende zählenden Publikum wie eine Mutter zu ihren Kindern und schreibt nach
wie vor ihren täglichen Artikel für die "column" im "Chicago
Defender".
Mary Jane McLeod Bethune war das fünfzehnte Kind unter siebzehn Geschwistern und kam am 10. Juli 1875 auf einer Plantage in
den Südstaaten der USA zur Welt. Ihre Eltern waren bereits seit
zehn Jahren befreit worden und nannten zwei Hektar Land ihr eigen.
Mary war elf Jahre alt, ehe die kleine Gemeinde eine Schule für
ihre farbigen Gemeindemitglieder erhielt, eine Ein-Raum-Schule,
die die Mission der Presbyterianer gestiftet hatte. Sechzehn

"AMERIKA DIENST" - FiR DIE FRAU

2. April 1952

Sechzehn Kilometer hatte das Kind täglich zurückzulegen, und in
den Abendstunden lehrte sie ihre Geschwister das, was sie tagsüber an Wissen erworben hatte. Sie war eine hervorragende Schülerin, dies konnte ihren Lehrern auf die Dauer nicht verborgen
bleiben, und als daher eines Tages ein Wohltäter ein Stipendium
für ein besonders begabtes Negerkind gab, dachte man gleich an
Mary.
Wenige Wochen später bestieg sie den Zug - sie hatte vorher
nie einen zu Gesicht bekommen - der sie nach Goncord in Nord-Karolina brachte, wo sie sich acht Jahre lang auf den Lehrberuf
vorbereitete. 1897 traf sie am Moody Bible Institute in Ghikago
mit dem Berufskollegen Albertus Bethune zusammen. Sie heirateten
und hatten einen Sohn. Albertus starb 1919. Der Sohn ist heute
Lehrer an der Schule seiner Mutter.
Spricht Mary Bethune von ihrer Schule, dann schließt sie
selig die Augen, und im Rhythmus der Spirituals singt sie gedankenverloren: "Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt
- in den Baumwollfeldern, in den Schulräumen und in den Slums
von Chikago. Habe geträumt von großen Gebäuden und kleinen Kindern meiner eigenen Schule."
In Florida fand sie ihr wohlgesinnte Leute, die ihr ein
Stück Land für ein Butterbrot verpachteten, und im Oktober 1904
eröffnete sie mit eineinhalb Dollar Barschaft, einigem wackligen
Inventar und fünf kleinen ebenholzfarbigen Mädchen "ihre Schule".
Sie kämpfte unentwegt für die Existenz ihres Unternehmens, sammelte Gelder - kleine und kleinste Beträge - indem sie selbst von
Tür zu Tür ging, an die Mildtätigkeit der Menschen appellierte,
und Fischkoteletts und Kartoffelpasteten öffentlich feilbot, die
Freunde für sie buken. Sie war kein Koch, aber ein Verkaufstalent,
das seinesgleichen suchte. Es gab viele, viele Tage im Jahr,
an denen sie abends ihre verschwitzte Bluse wusch und neue Einlegesohlen aus Pappe für ihre Schuhe schnitt, ihre Pfennige
zählte, Gott für seine Güte und Hilfe dankte und dai n todmüde
ins Bett fiel.
Langsam, sehr langsam gedieh ihr Werk. Eines Tages interessierte sie einen Industriellen und Menschenfreund für "ihre Schule"
und bat ihn, sie sich doch einmal anzusehen. Er betrat einen
Raum,in dem nichts stand als ein großer Tragkorb und ein Stuhl.
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2. April 1952

Stuhl. "Und wo ist die Schule, deren Treuhänder ich werden soll?"
fragte Mr. Gamble. "In meinem Gehirn und in meinem Herzen", antwortete ihm Mary Bethune. Sie hatte gesiegt. Mr. Gamble stand ihr
bis zu seinem Tode zwanzig Jahre lang in ihren Bemühungen tatkräftig zur Seite. 1923 vereinigte Mary Bethune ihr Institut mit
dem Cookman Institute zum Bethune-Cookman College. Das Kollegium
zählt heute hundert Lehrer und Lehrerinnen. In den zum College
gehörenden 27 Gebäuden leben über tausend Studenten, auch drei
Studenten aus Nigeria, Söhne von Stammeshäuptlingen.
Fragt man Mary Bethune nach den Gründen ihres Erfolgs, so
ist sie überzeugt, daß Gott ihre Arbeit
gesegnet hat."Er
glaubt an mich wie ich an ihn."
Mit sechzig Jahren war Mary Eethune eine in den USA anerkannte Pädagogin. Sie aber gab sich damit nicht zufrieden- Obgleich ihr ein Asthmaleiden schwer zu schaffen machte, hatte sie
noch viele, viele Pläne. Aus völlig eigener Initiative heraus
gründete sie im Jahre 1935 den Verband "amerikanischer Negerfrauen
mit ebenso wenig Geld übrigens, wie sie ehedem bei der Gründung
"ihrer Schule" zur Verfügung hatte. Besonders am Herzen lag ihr
damals die Linderung der Arbeitslosigkeit unter der amerikanischen
Negerbevölkerung als einer Folgeerscheinung der Wirtschaftsdepression der dreißiger Jahre. Mary Bethune war es auch, die in
unermüdlicher Arbeit die amerikanischen Regierungsstellen von
ihrer Rechtschaffenheit überzeugte und den Grundstein zu dem
"Fair Employment Practice Committee" legte, das die Diskriminie
rung der Rassen bei der Arbeitsstellenvermittlung weitgehend
ausschaltete. Während des letzten Weltkrieges erwirkte der Ausschuß die Zulassung von Negerinnen zu allen Armeeteilen.
Als Leiterin der Abteilung für Negerangelegenheiten bei der
"National Youth Association" reiste sie 1939 35 000 Meilen,
sprach bei 41 Treffen in 21 Staaten und übergab sechs Jugendheime
ihrer Bestimmung. Bei der UN-Gründungskonfeienz in San Franzisko
war sie Berater der amerikanischen Delegation.
Mrs. Bethune kannte fünf Präsidenten der Vereinigten Staaten. Sie benützt heute einen Krückstock des verstorbenen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, der ihr erklärter Freund war
und den sie schon gekannt hatte, als er noch Gouverneur von

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2. April 1952

von New York War. Eei ihren späteren und häufigen Besuchen im
Weissen Haus begrüßte er sie stets mit den Worten: "Es ist mir
stets eine Freude, Sie zu sehen, Mrs. Bethune, denn Sie erbitten immer Hilfe für andere - niemals für sich selbst."
(Aus "Colliers")
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2. April 1952

Seit 1949 arbeitet eine junge deutsche
Frau in besonderer Mission im Amt für
kirchliche Angelegenheiten, das dem
amerikanischen Außenministerium untersteht.
EINE JUNGE DEUTSCHE WIRKT IN NEW YORK FÜR BERLINS STUDENTEN
(58 Zeilen, 580 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Dr. Jung is in her Office" mit diesen Worten wird der Besucher in den Büroraum des "Co;rdinator, German Grantee Program", Eva Maria Jung, in der Vierten
Avenue New Yorks zugelassen. Wer sich aber nach Kenntnisnahme
dieses imposanten Titels vorgestellt hat, hier einer jener gelehrten Frauen zu begegnen, die dem Durchschnittsmann Minderwertigkeitskomplexe verursachen, wird rasch eines Besseren belehrt.
Gelehrt ist Dr. Jung wohl, das offenbart sich, sobald man erfährt,
welche akademischen Würden sie besitzt und an welchen wissenschaftlichen Projekten sie arbeitet. Im Umgang mit Menschen ist diese
charmante junge Berlinerin aber frei von jeder Spur gelehrsamen
oder gar lehrhaften Tons, man hat vielmehr sogleich das Gefühl,
es hier mit einem warmherzigen jungen Menschen zu tun zu haben,
einer Frau, die nicht nur für antike Schriften und theologische
Dissertationen Verständnis hat, sondern auch geeignet ist,Fremden den nötigen Grad von Vertrauen einzuflößen, den sie zur Anpassung in einem fremden Land brauchen. Und dies ist auch Fräulein Dr. Jungs Aufgabe auf dem ihr vom "Panel" anvertrauten Posten: sie hat diejenigen der deutschen Studiengäste bei ihrem
Aufenthalt in den Vereinigten Staaten zu betreuen, die entweder
Theologen oder in kirchlichen Dingen führend tätige Laien sind
und in Amerika die Arbeit der
Kirchen bzw. - was für Deutsche
vielleicht noch wichtiger ist - die Zusammenarbeit der verschiedenen Konfessionen studieren.
Als beratendes Organ des Staats-Departments für kirchliche
Angelegenheiten in den von USA besetzten Gebieten wurde die als
"Religious Affairs Panel" bezeichnete Körperschaft gegründet,
und sie besteht aus Vertretern aller Konfessionen sowie der National Conference of Christians and Jews, die sich um die Verständigung und Zusammenarbeit der verschiedenen Glaubensbekenntnisse bemüht. Ihr werden auch diejenigen deutschen Studiengäste

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2. April 1952

Studiengäste anvertraut, die lernen wollen, mit welchen Methoden
Amerika Vorurteile und Mißverständnisse zu überbrücken versucht,
die sich aus der Verschiedenheit des Glaubens ergeben können.
Der Posten beim "Religious Affairs Panel" ist für Fräulein
Dr. Jung noch eine verhältnismäßig neue Aufgäbe,aber schließlich
ist die junge deutsche Wissenschaftlerin, einem Rufe der Notre
Dame University folgend, erst 1949 ins Land gekommen. Was sie
vorher durchgemacht hat, ist eines jener noch ungeschriebenen
Kapitel des Leidens deutscher Menschen unter der Herrschaft der
"tausendjährigen" Zerstörer Deutschlands.
Zu den zahlreichen Pflichten, welche die Betreuung der
Amerika beieisenden deutschen Theologen mit sich bringt, trat
in letzter ^eit für Dr. Jung noch eine neue Aufgabe: nachdem
Dr. Cunningham, der das Programm der Aktion "Books For Freedom"
der National Conference of Christians and Jews leitete, auf einen
anderen Posten berufen wurde, ist der deutschen Wissenschaftierin
noch die Aufgabe übertragen worden, in Amerika für die Sammlung
von Büchern für die Freie Universität West-Berlins zu werben.
Inzwischen arbeitet Dr. Jung weiter an ihrem geplanten literarischen Werk, einer Biographie der großen italienischen Dichterin aus der Zeit der Renaissance, Vittoria Colonna, und sie
konnte über diese Studien Artikel in verschiedenen wissenschaftlichen Organen veröffentlichen, u.a. der "Review of Religion"
der Columbia University Press. Eine bedeutende Hilfe für diese
Studien brachte der deutschen Forscherin, die sich Amerika als
ihr Tätigkeitsfeld ausgesucht hat, im Vorjahr ein Stipendium
zu einer Europareise durch die American Philosophical Society.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. April 1952

Für jeden etwas im internationalen
Kaufladen der Vereinten Nationen.
REISVÖGEL AUS CHINA, VISPAR AUS SCHWEDEN
( 28 Zeilen, 280 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Haben Sie unerwartet Gäste
bekommen? Wenden Sie sich an uns! - Haben Sie Sorgen mit dem
Speisezettel? Wir helfen Ihnen!"
Mit diesen tröstlichen Worten wirbt ein Lebensmittelgeschäft,
in Parkway Village bei New York, der Wohnkolonie der bei den UN
beschäftigten Diplomaten und Angestellten, und gibt ihnen allen
und besonders den Hausfrauen Gelegenheit, ganz nach ihren Wünschen einzukaufen.
Zwei Amerikaner hatten nämlich beobachtet, daß die Damen
von Parkway Village immer nach New York fuhren, um dort Lebensmittel einzukaufen, an die sie von Haus aus gewöhnt waren. Die
zwei tüchtigen Unternehmer eröffneten daraufhin ein Lebensmittelgeschäft, in dem alle Arten von internationalen Leckerbissen
von sprachkundigen Verkäufern zum Kauf angeboten werden. Die Auswahl an fremdländischen Spezialitäten reicht von schottischem
Brot bis zu Sprdinen aus Nordafrika, Reisvögeli aus Schanghai
und 150 Sorten Käse aus 15 verschiedenen Ländern. Kürzlich brauchte die Gattin eines schwedischen Diplomaten Vispar, das sind
Birkenruten, mit denen die Bratensauce angerührt wird und die ihr
einen würzigen Geschmack verleihen. Die Ruten wurden besorgt und
fanden auch bei Kundinnen aus anderen Ländern größten Anklang.
Sprachschwierigkeiten spielen im internationalen Lebenamttelgeschäft keine Rolle. Es findet sich in ganz schwierigen Situationen immer jemand, der vermitteln kann. Wie die Geschäftsinhaber
betonen, erfreut sich der Laden bei den Kundinnen größter Beliebtheit. Er trägt auf seine «.eise dazu bei, die internationalen Beziehungen zwischen den Angehörigen verschiedener Nationen zu
festigen und zu vertiefen.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. April 1952

In Deutschland wie in den Vereinigten
Staaten ist der zunehmende Mangel an
Krankenschwestern ein vieldiskutiertes
Problem geworden.
MANGELBERUF KRANKENSCHWESTER
(82 Zeilen, 820 Worte)
NEW YORK — "(Amerika Dienst) — Der zunehmende Mangel an
ausgebildeten Krankenschwestern ist im Laufe der letzten Jahre
in Deutschland zu einem vieldiskutierten Problem geworden. Die
Ursachen dieses Übelstandes werden dabei vor allem in der Tatsache gesucht, daß die jungen Mädchen von heute in ihrem Drang
nach Freiheit und Unabhängigkeit sich nicht mehr den strengen
Vorschriften und Arbeitsbedingungen des Schwesternberufes unterordnen wollen.
Zur. selben Zeit haben sich in den Vereinigten Staaten Arbeits-Fsychologen mit dem gleichen Problem zu beschäftigen,
denn auch dort vermögen die im Schwesternberuf tätigen Frauen
die gestellten Anforderungen rein zahlenmäßig bei weitem nicht
mehr zu erfüllen. In einem langen Aufsatz beschäftigte sich
kürzlich die "New York Times" mit diesem Problem und kommt dabei zu Feststellungen, die beweisen, daß zwar die Gegebenheiten als solche in Deutschland und den Vereinigten Staaten die
gleichen sein mögen, daß aber die Ursachen dazu sich doch weitgehend voneinander unterscheiden. Die "New York Times" überrascht zunächst mit der reichlich paradoxen Feststellung, daß
es heute in den USA mehr ausgebildete Krankenschwestern gibt
als je zuvor (schätzungsweise 400 000). Trotzdem würde das Doppelte an Krankenschwestern gebraucht, um alle für diesen Beruf
offenstehenden Posten besetzen zu können.
Die Auswirkungen dieser Tatsache sind alarmierend. Krankenhäuser und Kliniken sehen sich gezwungen, Kianlensäle zu
schließen; neuerrichtete Heilstätten können den Betrieb nicht
aufnehmen, da sie nicht genügend Personal bekommen, und Pläne
für neue Polykliniken wegen Mangel an geschulten Hilfskräften
nicht durchgeführt werden. Selbst hochbeanspruchte Krankenhäuser müssen oftmals eine Reihe von Betten leer stehen lassen,
da sie nicht genügend Pflegepersonal aufbringen können.
Was
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
2. April 1952
Was ist die Ursache? Schlechte Bezahlung? - Dieses Argument wird hinfällig, wenn man die wirtschaftlichen Voraussetzungen gerade dieses Berufes in den Vereinigten Staaten kennt.
Eine junge Schwester, die eben ihr Examen abgelegt hat, bezieht
bereits ein Anfangsgehalt von 220 Dollar im Monat und dazu volle Verpflegung. Das ist mehr, als die meisten jungen Sekretärin
nen erhalten. Dabei arbeitet auch die Krankenschwester nur 40
Stunden in der Woche und hat einen ganzen Monat bezahlten Urlaub.
Eine Privatpflegerin, die nicht in einem öffentlichen Krankenhaus angestellt ist, verdient sogar 13,50 Dollar pro Tag.
Warum also gibt es trotzdem weit mehr Sekretärinnen als
Krankenschwestern? - Vielleicht aus demselben Grund, der auch
in Deutschland als gegeben betrachtet wird: weil man eine Krankenschwester nicht werden kann, wie man etwa Verkäuferin oder
Laborantin wird, sondern sich zu diesem Beruf wirklich "berufen"
fühlen muß. Nur so kann man die große Verantwortung tragen, die
er in sich schließt. Der Frau stehen heute weit mehr Berufe offen als früher. Ee ist daher nur naheliegend, wenn sie einen
leichteren Beruf ergreift, der eine kürzere Ausbildungszeit erfordert und dabei geringere Anforderungen an ihre körperlichen
und seelischen Kräfte stellt.
Trotz dieser recht einleuchtenden Argumentation dürfte die
eigentliche Ursache für die Knappheit an Krankenschwestern in
den Vereinigten Staaten in anderer Richtung zu suchen sein.
Gerade in den Vereinigten Staaten nämlich hat die moderne Medizin und vfcr allem die öffentliche Gesundheitspflege in den letzten Jahrzehnten so ungeheure Fortschritte gemacht und sich auf
so weite Gebiete ausgedehnt, daß die Umstellung auf dem Arbeitsmarkt mit dieser Entwicklung einfach nicht mehr Schritt halten
konnte. Früher war das Arbeitsfeld einer Krankenpflegerin fast
ausschließlich auf Privatpflege oder Krankenhausdienst beschränkt. Heute hat praktisch jeder industrielle Betrieb, jedes
große Warenhaus wie überhaupt jedes große Unternehmen festangestellte Krankenschwestern, deren Aufgabe es ist, erste Hilfe zu
leisten und den Gesundheitszustand der Angestellten zusammen mit
einem Arzt zu überwachen. Auch öffentliche und private Schulen
beschäftigen eigene Schulpflegerinnen, und die Zahl der unentgeltlichen

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
2. April 1952
unentgeltlichen Hilfsstellen für öffentliche Gesundheitspflege
nimmt ebenfalls von Jahr zu Jahr zu.
Daneben wächst auch ständig der Bedarf an sogenannten
"Besuchs-Schwestern", Pflegerinnen, die als Beraterinnen für
Kinder- und Familienpflege regelmäßige Besuche in Privathäusern
durchführen. Gerade in den USA, wo jedes Jahr neue Einwanderer
bringt, die oft an völlig andere Lebensverhältnisse gewöhnt waren und sich alleine schwer zu helfen wissen, ist diese Art der
modernen Aufklärung besonders wichtig.
Es gibt also heute in Amerika keineswegs weniger, sondern
im Gegenteil mehr Frauen und Mädchen, die den Schwesternberuf
ergreifen. Nicht das Angebot ist geringer geworden, sondern die
Nachfrage ist so gewaltig gestiegen, daß der "Nachschub" einfach
nicht mehr ausreicht.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. April 1952

Je dicker ein Mensch ist, desto mehr
Nahrung braucht er, um die Funktion
seiner Organe intakt zu halten.
GRUNDUMSATZ UND KÖRPERGEWICHT
Von Dr. A. L. George
( 86 Zeilen, 860 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wieso gibt es Menschen, die
unheimliche Mengen Nahrungsmittel veitilgen können, ohne dabei
übermäßig stark zu werden, während andere wiederum ihr Leben
lang die Sorgen um die Erhaltung ihrer"schlanken Linie" nicht
loswerden. In jüngster Zeit, da die Menschen immer "gewichtsbewußter1' werden, hat sich die Wissenschaft auch zur Beantwortung dieser Fragen eingeschaltet.
So haben Untersuchungen ergeben, daß der Durchschnitts-t'bergewichtler grundsätzlich mehr Kalorien umsetzen muß als der
"Normalgewichtier", wenn er die Funktion seiner Körperorgane
intakt halten will. Dieser Quotient liegt um die Hälfte höher
als beim Durchschnittsgewicht.
Diese Theorie wurde kürzlich von dem Pittsburgher Arzt
Dr. Frank P Evans an zwei Fällen demonstriert: an einer Frau,
die bei 1 .50 m Größe 147 kg wog, und einem Manne, der 1 .90 m
groß und 102 kg schwer war, wie exrkte Messungen ergaben, wiesen beide den gleichen Umsatzquotienten auf. Wie war das möglich?
Die Erklärung läutete: beide Personen haben eine gleich große
Körperoberflache. Aus dieser Konsequenz korrigiert die Wissenschaft die Vorstellung, daß der Grundumsatz des menschlichen
Körpers proportional dem Körpergewicht sei. Die Befunde von Dr.
Evans ergaben, daß es vielmehr die Körperoberfläche ist, die
den Maßstab bietet. Ein großer Zweizentnermann hat "mehr Haut"
als sein kleiner Gewichtsgenosse, und obwohl die Wärmeerzeugung
pro Quadratzentimeter Haut bei beiden ungefähr gleich ist, muß
der Große mehr Wärme erzeugen als der Kleinere, d.h. er verbraucht mehr Energien, muß also folglich mehr essen.
Dieser Vorgang erläutert zum Teil die bekannte Tatsache,
daß langaufgeschossene Menschen gewaltige Mahlzeiten zu sich
nehmen können, ohne zuzunehmen, während kleine Rundliche, die
das gleiche Gewicht aufweisen, bei gleichem Appetit zusehends

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. April 1952

zusehends Fett ansetzen.
Dies alles hängt damit zusammen, daß Knochenbau und Körperorgane sich proportional zur Körperoberfläche verhalten. Physiologen haben ausgerechnet, daß der durchschnittliche Grundumsatz
bei einem erwachsenen Mann zwischen 20 und 50 Jahren 39 Kalorien
pro Stunde auf den Quadratmeter Haut beträgt. Bei Frauen liegt
er etwas niedriger und beläuft sich auf 37 Kalorien; bei Kindern und Jugendlichen ist die Verbrennungsintensität weitaus
höher, daher auch ihr oft kaum zu stillender Appetit.

Der Grundumsatzquotient ist individuell verschieden. Bei
Schwerarbeitern und Sportsleuten ist er entsprechend höher als
bei Buchhaltern oder Bettlägerigen. Ungefähr 80 Prozent aller
dicken Menschen leben hierbei ohne Störungen oder Krankheiten,
aber auch die restlichen 20 Prozent weisen keine erheblichen
Abweichungen vom Normalfall auf. Dies rührt ganz einfach daher,
daß jeder Quadratzentimeter Haut eine normale Menge Wärme abgibt. Weil aber die Schwergewichtigen eine größere Körperoberfläche haben, liegt die Gesamtzahl ihrer Kalorien zur Erzeugung von Körperwärme entsprechend höher.
Selten findet man einen Dicken, der von sich behaupten möchte, daß er zuviel äße. Auf der anderen Seite beteuern langaufgeschossene, schlanke Menschen immer wieder ihre ungeheure Eßlust. Unter sorgfältiger Kontrolle aber bestätigen sich solche
Behauptungen nicht. Es stellt sich vielmehr heraus, daß die Dicker
nicht nur wackere Esser, sondern häufig geradezu Fresser sind.
Die meisten von ihnen bevorzugen obendrein Gerichte mit hohem
Zucker- und Fettgehalt. Jedenfalls essen sie ausnahmslos mehr
als jene, die sich sorgfältig mit den Tabellen auf den Bahnhofswaagen in Übereinstimmung halten. Nun bedeutet aber eine
tägliche Mehrzufuhr von nur 1 00 Kalorien im Jahre 36 000 Kalorien oder in Fett umgerechnet rund 5 Kilogramm.
Es ist ein leichtes, körperlich schwerer zu werden, aber
auch wieder nicht ganz so leicht, wie manche Leute glauben.
Eine Zeitlang galt die Faustregel, daß ein zwanzigjähriger Mann
von 80 kg Gewicht als Vierzigjähriger genau das Doppelte wiegen
muß, wenn er seinen täglichen Klecks Butter noch einmal so groß
nimmt, vorausgesetzt, daß er seinen Arbeitsrhythmus nicht ändert. Das ist ein Irrtum, denn ein Mensch, der schwerer wird,
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. April 1952

wird, vergrößert seine Körperoberfläche und damit seinen täglichen Stoffwechsel.
Nehmen wir ein Beispiel: ein Mann, 1,80 m groß und 80 kg
schwer, hat einen normalen Grundumsatz von 1880 Kalorien pro Tag.
Verdoppelt er nun seinen täglichen Fettbedarf und nimmt dabei
6 ksr zu, so steigt sein Grundumsatz auf 1956 Kalorien. Das
ist eine Zunahme von 7^ Kalorien, also gerade so viel, wie die
Extraportion Butter ausmacht. Das Körpergewicht wird aber so
lange gleichmäßig hoch bleiben, bis die Fettmenge in der Nahrung
noch einmal erhöht wird. Kommt es bei unserem Beispiel schließlich so weit, daß ein Körpergewicht von 160 Kilogramm erreicht
ist, so bedürfte es eines täglichen Zusatzes von 980 Kalorien.
Dr. Alfred George ist der Verfäs¥eir-e'ihes ßuches,üas unter
dem Titel: "Dein Gewicht und Dein Leben" erschienen ist und
sich auf langjährige Beobachtungen und Experimente stützt.
Seine Erkenntnisse mögen manchen Hinweis geben für eine natürliche, gesunde Ernährungsweise.

* * * * *

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"AMERIKA DIENST"

FÜR DIE FRAU

2. April 1952

KURZNACHRICHTEN
WIE WIRD DIE AMERIKANERIN WÄHLEN ?
(31 Zeilen, 310 Werte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Eine kürzlich von der amerikanischen Frauenzeitschrift "Woman's Home Companicn" bei ihren Leserinnen durchgeführte Umfrage» "Wer wäre der beste Prä
sidentschaftskandidat für das Jahr 1952?" führte zu einem erstaunlichem Ergebnis: Insgesamt 52 Prozent aller Befragten
nannten General Eisenhower. Aber damit noch nicht genug. Als
die gleichen Leserinnen aufgefordert wurden, "ihren" Kandidaten für die beiden führenden Parteien Amerikas - die Demokraten
und Republikaner - auszuwählen, stand abermals General Eisenhower
an der Spitze beider liBteru 29 Prozent der Befragten nannten ihn als
aussichtsreichsten Kandidaten der Republikaner, 20 Prozent
als den der Demokraten, drei Prozent sogar für beide Parteien
gleichzeitig. » Dazu muß allerdings bemerkt werden, daß die Um
frage zu einer Zeit gehalten wurde, als sich Eisenhower noch
nicht offen zur Republikanischen Partei bekannt hatte.
Diese Popularität des amerikanischen Generals mag heute
nicht mehr allzusehr überraschen. Sie wird erst dann wirklich
überraschend, wenn man Vergleiche zieht mit der Umfrage, die im
Jahre 194-8 über die damalige bevorstehende Präsidentschaftswahl
von der gleichen Zeitschrift gehalten worden war. Damals war
Eisenhower nur ein "schwacher Zweiter" bei den Demokraten
(ihm fielen 11 Prozent der Stimmen gegenüber 69 Prozent TrumanStimmen zu) und der Dritte der Republikaner nach Stassen und
Dewey. Auch heute tauchen wieder die gleichen "amen wie damals
auf, aber die Reihenfolge hat sich erheblich verändert. Zwar
ist der Abstand zwischen Eisenhower und Präsident Truman bezw.
Senator Taft nicht erheblich, jedoch gegenüber all den anderen
bei der Frauen-Umfrage genannten "amen wie Senator Byrd, Senator
Kefauver, General MacArthur, Stassen, Dewey usw., von denen kei
ner mehr als 5 Prozent der Stimmen aller Befragten erhielt, ist
Eisenhowers Vorsprung recht beachtlich.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

2. April 1952

URSULA THIESS MACHT KARRIERE
( 16 Zeilen, 160 Worte)
HOLLYWOOD — (Amerika Dienst) — Die von der Presse als
"schönstes Mädchen der Welt" bezeichnete deutsche Nachwuchsschauspielerin Ursula Thiess teilte in einem Radio-Interview mit,
daß sie nach Beendigung ihres Erstlingsfilms "Der Monsun" eine
Lustspielrolle in dem von der Filmgesellschaft RKO geplanten
Streifen "Die Westentaschenvenus" (nach dem Roman "Karriere" von
Robert Neumann) übernehmen wird. Dieser Film soll in Europa gedreht werden.
Ursula Thiess war als Modell einer Münchener Modephotographin durch die amerikanische Zeitschrift "Life" bekannt geworden
und wurde kurze Zeit darauf nach Hollywood geholt. Nach mehrmonatigem Studium an einer dortigen Schauspielschule wurde ihr von
der RKO die erste Filmrolle übertragen, die allem Anschein nach
den Beginn einer erfolgreichen Filmlaufbahn darstellt. Der Rundfunksprecher, der das Interview einleitete, verglich den Aufstieg der jungen Deutschen mit einem "Märchen der Gebrüder Grimm".
* * * * *

IM "HIMMEL GROSSER FRAUEN"
( 30 Zeilen, 300 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Große Frauen werden oft von
kleinen beneidet, weil sie "alles tragen können". In Wirklichkeit
ist es ein Trugschluß, daß man umso eleganter wirkt, je länger
man ist.
Große Frauen haben also auch Modesorgen, und wenn sie zwischen 1.70 und 1.80 m groß sJnd , vielleicht noch größere als ihre
zierlicheren Freundinnen. Eine New Yorker Modekünstlerin hat sich
ihrer besonders angenommen. Da sie selbst 1.80 m groß ist, hat
sie sich voll Verständnis an die Aufgabe gemacht, in ihrem New
Yorker Salon (der den bezeichnenden Namen "Himmel großer Frauen"
führt) allzu stattlichen Kundinnen zu einem "durchschnittlichen"
Aussehen zu verhelfen.
Vor kurzem führte Peg Newton ihre Frühlings- und Sommerkollektion vor. Vor allem wendet sie ihr Augenmerk den Röcken zu

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
2. April 1952
zu und versucht, die lange Linie von der Taille bis zum Rocksaum
zu verkürzen. Das läßt sich leicht durch fliegende Teile durchführen, die jedoch nicht schon von der Taille, sondern erst von
den Hüften ab lose niederfallen. Auch ungebügelte, an der Hüfte
aufspringende Falten, die bis zum Saum ausschwingen, unterbrechen
die lange Rocklinie durch einen horizontalen Effekt und verkürzen
so die Figur.
Großes Gewicht legt Miss Newton auf Jackenkleider, und ihre
Kollektion zeigt vom praktischen grauen Flanellkostüm bis zum
eleganten schwarzen Kostüm die verschiedensten Modelle. Für den
Abend bevorzugt sie Taft, den sie auf Kleider mit weiten langen
Ärmeln und gerafften Recken verarbeitet. Das schönste Abendkleid
ihrer Kollektion war ein Gewand aus goldenem Nylonmaterial, das
über einem steifen goldenen Taftunterkleid getragen wurde. Sein
besonderer, für große Frauen sehr günstiger Effekt waren DiagDnalfalten am Oberteil und ein sehr weit fallender Rock.
* * * * *

Quellenangabe nicht erforderlich

• • «

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V. Jahrgang, Nr, 8/W

16. April 1952

Der 1. Mai ist in den USA nicht nur der
Tag,an dem man sich Blumen schenkt, er
ist seit 1923 auch der Tag, an dem die Mütter
ihre Kinder zu der alljährlichen kostenlosen ärztlichen Untersuchung bringen.
DER TAG DER GESUNDHEIT DES KINDES
Der 1. Mai in den Vereinigten Staaten
(74 Zeilen, 740 Wörter)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Seit der amerikanische
Kongreß im Jahre 1928 durch eine von beiden Häusern gemeinsam
verfaßte Resolution den amerikanischen Präsidenten beauftragte,
den 1. Mai eines jeden Jahres als den "Child Health Day", den
Tag der Gesundheit des Kindes, festzusetzen, wird dieser Tag von
allen staatlichen Gesundheitsbehörden und Fürsorgestellen sowie
von vielen Privatorganisationen jeweils als Termin für den Beginn einer neuen Hilfsaktion zum Wohle kranker oder gefährdeter
Kinder ebenso wie zum Schutz gesunder Kinder genommen. So war
der "Child Health Day" einmal Ausgangspunkt einer allgemeinen
Kontrolle von Schutzimpfungen gegen ansteckende Krankheiten; ein
andermal begann an diesem Tag eine Großaktion zur Verhütung von
Unfällen, durch die bekanntlich mehr Kinder ums leben kommen als
durch irgendeine Krankheit; wieder ein anderes Mal wurde an diesem Tage jenes große Gesundheitsprogramm in die Wege geleitet,
in dessen Rahmen nunmehr die Schüler aller öffentlichen Schulen,
ganz gleich, ob in den Vereinigten Staaten selbst oder in seinen
Territorien Alaska, Hawaii, Puerto Rico oder auf den JungfernInseln, täglich eine warme Mahlzeit aus bundesstaatlichen Mitteln erhalten.
In diesem °ahre hat das Bundesamt für Kinderfürsorge vorgeschlagen, den "Child Health Day" unter das Motto einer Hilfsaktion für körperbehinderte Kinder zu stellen. Das vorgesehene Programm soll allen verkrüppelten, blinden, tauben sowie körperlich
und geistig zurückgebliebenen Kindern den Weg in die menschliche
Gemeinschaft ebnen, aus der sie Unbedachtsamkeit, mangelndes Verständnis oder fehlende Rücksichtnahme ihrer Mitmenschen oftmals
verbannen. In einem Aufruf wendet sich das Bundesamt für Kinderfürsorge nicht nur an alle öffentlichen und privaten Organisation
nen.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. April 1952
Organisationen, sondern vor allem auch an jeden einzelnen mit der
Bitte ugi Unterstützung t**dn^«e«m Zusammenhang geplanten Vorhaben.
Die Vorschläge lauten im einzelnem
Für alle Mitglieder eines Clubs
Anberaumung von Club-Abenden, bei denen das Problem der körperbehinderten Kinder diskutiert wird und Möglichkeiten einer Abhilfe besprochen werden.
Für alle Kirchengruppen
Einbeziehung körperbehinderter Kinder in die von den kirchlicht.
Organisationen ins Leben gerufenen Geselligkeiten, Ausflüge, Som
merlager oder sonstigen Veranstaltungen.
Für Angehörige öffentlicher Kinderhilfsorganisationen
Schaffung von Koordinierungsgruppen »wischen den einzelnen Jugem.
betreuungs-Organisationen, die sich speziell der Betreuung körperbehinderter Kinder annehmen sollen.
Für alle Eltern von Schülern, die vor der Berufswahl stehen
Bei der Berufswahl der Kinder auf die Möglichkeiten besonders
verweisen, die sich auf dem segensreichen Gebiet der Versorgung
und Betreuung körperbehinderter Kinder ergeben.
Für alle Lehrer
Einladung körperbehinderter Kinder, die selbst nicht der Schule
angehören, zu allen Schul-Feiern und -Veranstaltungen.
Für alle Angehörigen einer Jugendorganisation
Freiwillige Mitarbeit bei einer Organisation, die der Betreuung
körperbehinderter Kinder dient. Aufnahme körperbehinderter Kinder in die eigene Jugendgruppe.
Für alle Geschäftsleute und Industrielle
Aufnahme körperbehinderter Jugendlicher in den eigenen Betrieb
für angemessene Arbeiten.
Für alle anderen
Freiwillige Mitarbeit bei der Betreuung und Versorgung körperbehinderter Kinder.
Obwohl in den Vereinigten Staaten eine ganze Reihe staatli
eher und privater Institutionen sich schon seit langem des Prob
körperlich oder geistig behinderter Jugendlicher annimmt und da
bei weitgehend Abhilfe und Erleichterung schafft, bleibt auf di
sem nahezu unbegrenzten Gebiet doch immer noch so viel zu tun

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. April 1952 •*
tun übrig, daß eine Sonderaktion wie diese nicht nur berechtigt,
sondern sogar notwendig erscheint. Der "Child Health Day 1952"
wird jedem amerikanischen Staatsbürger die Möglichkeit geben,
auf seine Weise dazu beizutragen, das Los der in ihrer körperlichen oder geistigen Entwicklung gehemmten Kinder zu erleichtern und sie wissen zu lassen, daß ihr Platz in der menschlichen
Gesellschaft nicht unter dem der anderen, sondern neben ihm steht
*

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u.jdtrne amerikanische 'Wohnhaus
ist zweckmäßiger konstruiert als
das traditionelle Landhaus im Kolonial
stil, erfreut sich aber noch nicht derselben Beliebtheit.
VORURTEILE GEGEN SUPERWOHNUNGEN
Von Mary D. Gillies
(100 Zeilen, 1 000 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wenn eine europäische Hnusfrau an Amerika denkt, dann hat sie oft die Bilder von den hochmodernen Küchen vor Augen, die in illustrierten Zeitschriften
unter der Überschrift "Labor der Frau" gezeigt werden, uddsie
ist schnell geneigt, diese Dinge für "typisch amerikanisch" zu
halten.
Natürlich gibt es in den Vereinigten Staaten solche hochmodernen Bauten und Inneneinrichtungen, aber - und das wird
manchen Leser in der Alten Welt überraschen - sie sind weit davon entfernt, charakteristisch für Amerika zu sein. Wer sich ei)

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. April 1952
ein Haus bauen will, fragt sich natürlich auch: "Was ist gut und
zweckmäßig?" Die meisten amerikanischen Bauherren beantworten
diese Frage noch immer zugunsten des herkömmlichen Stils - einer
Mischung zwischen englischem Landhaus und Farmhaus. Diese Tatsache paßt vielleicht nicht ganz zu den europäischen Vorstellungen vom "Land der Fließbänder", aber sie ist für den Fachmann
nicht verwunderlich. Zu allen Zeiten wird es, wie in der Politik,
der Mode und der Kunst, auch in der Architektur eine kleine
Avantgarde geben, die die Entwicklung vorantreibt und stets für
das Neue eintritt.
Im Grunde ist in den USA die große Masse der Menschen nach
wie vor tonangebend für die Geschmacksrichtungen, und sie setzt
sich auch heute noch gegen manche moderne Entwicklung erfolgreich
zur Wehr. Ihr erscheinen die neuen Formen fremd; sie vermissen
die altgewohnten grünen Fensterläden und die weißen Holzverschalungen der Wände. Ohne sich auch nur mit den neuen Formen vertraui
machen und ihre Vorzüge kennenlernen zu wollen, ziehen sie sich
in die Sicherheit architektonischer Traditionen zurück. Diese
mangelnde Bereitschaft zum Reuen hat auch in den Vereinigten Staaten zu zahllosen Mißverständnissen in der Problematik moderner
Architektur geführt. Die Mehrzahl der Menschen glaubt, diese ganz
modernen Häuser seien nichts anderes als kalte Konstruktionen,
die zwar praktisch seien, aber sicher kein behagliches Heim für
eine Familie abgeben.
Was ist moderne Formgebung, moderne Architektur nun wirklich?
Die Antwort darauf ist nicht einfach, denn es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß moderne Architektur nur mit der äußeren
Form zu tun habe. Die modernen Wohnhäuser sind mit bestimmten
sozialen und sc ziol>gfachen Vorstellungen entworfen und werden natürlich mit neuen technischen Methoden und neuen, oft bisher nicht
verwendeten Materialien erbaut. Die Entwürfe nehmen nicht nur
auf den Mangel an Haushaltspersonal Rücksicht, sondern sind so
gründlich durchdacht, daß sie auch die reine Arbeitszeit der
Hausfrau verkürzen. Auch auf die Rolle, die das Automobil in
den USA spielt, ist weitgehend Rücksicht genommen. Man muß wohl
nicht betonen, daß in der ganzen Gestaltung der Bauten auf die
Erfahrungen der modernen Psychologie aufgebaut wird, ob es sich
nun um die Spielmöglichkeiten der Kinder oder die Farbenwahl

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. April 1952
Farbenwahl handelt. Außerdem rechnet schon der Architekt in seiner llanung mit dem Einbau einer langen Liste moderner Haushaltsgeräte und Einrichtungen, die das Leben angenehm machen, und gibt
der Zentralheizung, der Waschmaschine und dem Trockner, der
Kühl- und der Klimaanlage den geeignetsten Platz.
Wenn man bedenkt, daß all die faszinierenden modernen Geräte, deren Existenz für uns schon eine Selbstverständlichkeit geworden ist, während man sie vor 200 Jahren noch als Teufelswerk
angesehen hätte, schon bei der Planung berücksichtigt werden müssen, sc kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie groß die
Aufgabe des modernen Baumeisters geworden ist. Hier liegt auch
die Ursache für den V*andel der äußeren Form, denn alle diese
technischen Neuerungen und Möglichkeiten zwingen den Architekten
notwendigerweise, nach neuen äußeren Formen zu suchen, die den
inneren Gegebenheiten gemäß sind.
Die Anregungen, die unser Jahrhundert dem Architekten und
Formgeber bietet, sind unendlich vielfältig. Es gibt einfach
keine vollständige Aufstellung der möglichen Formen, Grundrisse,
Materialien und Geräte. Die Dächer können flach und steil, die
Häuser ein-, zwei und dreistöckig sein und rechteckige, quadratische und runde Grundrisse haben; nur eines ist sicher» der
Etil unserer Zeit beginnt sich im großen und ganzen durchzusetzen.
Die Stärke des modernen Bauens liegt in dem neuartigen Aufbau der Planung. Man untersucht zuerst die Familie, für die man
baut, und ihre Bedürfnisse, das hei;.:t, man informiert sich über
Alter, Einkommen, Interessen, Fähigkeiten, Ansichten und die
Möglichkeit zukünftiger Veränderungen. Dann erst beginnt man
mit der eigentlichen Flanung, die so sehr viel individueller
ist, als sie es früher sein konnte. Man kennt in unseren Tagen hellere und gesündere Häuser uhä richtet den Zimmerplan
so ein, daß die Eltern mit weniger Aufwand die Kinder besser
beaufsichtigen und leiten können.
Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist die Auflösung der strengen Unterteilung des Hauses. In dieser Frtge richtet man sich
heute mehr denn je nach den Gegebenheiten der Landschaft und

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und gibt dem wesentlichen Wohn- und Aufenthaltsraum des Hauses
den besten Flatz. In steigendem Maße versucht man die Geschlossenheit der einzelnen Zimmer aufzulösen und Küche, Speise- und
Wohnzimmer nur noch andeutungsweise voneinander zu trennen.
Dabei ergibt es sich, daß die Küche nicht mehr das klinische,
weißgekachelte Labor, sondern mehr und mehr ein Teil des Wohnraums wird.
Es ist unmöglich, in einem knappen Artikel auf alle Einzelheiten eines modernen Haushalts einzugehen. Fest steht jedenfalls, daß das Haus lediglich die Hülle ist, in der jede Familie
ihre eigene Lebensform entwickeln muß. Und es bewahrheitet sich
immer wieder die alte Regel, daß eine fortschrittlich gesinnte
und wohlplanende Familie selbst einem hundert Jahre alten Haus
mehr Zweckmäßigkeit und Atmosphäre geben kann als einem mit allen modernen Raffinessen erbauten und eingerichteten Gebäude,
das von ziellosen Menschen bewohnt wird.
(Aus "Journal for Home Economics")
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Standesstil und persönlicher Stil:
in diesen Worten kann man die Entwicklung der Mode in den letzten
Jahrzehnten ausdrücken.
GESTERN UND HEUTE: KLEIDER MACHEN LEUTE
(93 Zeilen, 930 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wer die sich ewig variierenden Erscheinungsformen der Mode nur als Launen- oder Geschmackssache betrachtet, beraubt sich selbst einer Möglichkeit des Verstehens historischer Entwicklung. Die Geschichte der Mode ist
mehr als nur die Geschichte des Prinzips "Variatio delectat" Veränderung macht Spaß. Ob Xrir.olinen oder tiefsitzende Taillen
getragen werden, hängt nicht allein von der Laune eines Modeschöpfers ab, sondern ist gleichzeitig auch der äußerliche Niederschlag der geistigen Haltung einer bestimmten Zeitepoche.
Modediktate können sich nicht durchsetzen, wenn nicht das Bedürfnis nach dieser speziellen Richtung vorliegt, und niemals
kann sich eine Moderichtung halten, wenn sich die Lebensanschauung gewandelt hat und eine "neueZeit" heraufzieht.
Lange Zeit hindurch blieb die Mode den höheren Ständen vorbehalten. Der arme:Bürger oder Bauer mußte jahraus, jahrein das
gleiche, ihm durch' seinen Stand vorgeschriebene Kleid anziehen,
und noch im 18. und zu Beginn des 19« Jahrhunderts trugen die
unteren Bevölkerungsschichten ungefähr die gleiche Gewandung,
die schon seit Hunderten von Jahren üblich gewesen war. Ob man
die Häuslerfrau in Deutschland, die Kleinbauernfrau in Prankreich oder die Siedlerfrau in den jungen Vereinigten St°aten
betrachtete, sie alle werkelten und schufteten im gleichen derben Rock, unter dem das grobgewebte Hemd getragen wurde, das
gleichzeitig als Bluse diente und über Mieder und Jacke gezogen
wurde.
Es war Amerika, das sich zuerst gegen dieses soziale Modediktat wehrte. In den Kolonien und den jungen USA konnte sich
eine Einteilung nach Ständen nicht durchsetzen, denn wer tüchtig war, neues Land fruchtbar machte oder sich an dem aufblühenden Handel beteiligte, der zählte damit auch zu den "Besserstellenden" und war in der Lage, seine Familie nach der neuesten

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neuesten Mode zu kleiden. Nur im Westen galt für die Kleidung
nach wie vor das Gebot der Zweckmäßigkeit und Haltbarkeit. Je
zivilisierter aber das Land wurde, desto stärker regte sich auch
hier der Wunsch nach den Annehmlichkeiten des Lebens, was bei
den Frauen - wie könnte es anders sein - gleichbedeutend mit
hübschen, modischen Kleidern war. Und bald traten Schutenhüte,
elegante Shawls und zierliche Schuhe wohlverpackt die Reise vom
Osten aus über die neuerbauten Eisenbahnlinien nach den aufstrebenden Siedlungen im jungen Westen an. Standesunterschiede gab es
hier bei den begeisterten Käuferinnen nicht, denn hier draußen
fing jeder als ein in gesellschaftlicher Hinsicht unbeschriebenes Blatt an, und was man wurde oder seiner Familie bieten konnte, entschied Arbeit, Tüchtigkeit und Glück.
Stärker hielten sich ausgeprägte Standesunterschiede der
Mode im amerikanischen Osten, der sich bis zum ersten Weltkrieg
nach den europäischen Modevorschriften richtete. Wer sich allerdings nicht nach neuestem Pariser Chick kleiden konnte, der ging,
genau wie in Deutschland, in "konservativen" Kleidern, d.h.,
man folgte wohl den großen Linien der Mode, aber der "dernier
cri" verhallte mehr oder minder ungehört. Ein Mantel mußte bei
weniger Wohlhabenden mindestens 20 Jahre halten, und da konnte
und wollte man ihn nicht nach der letzten Mode zuschneiden.
Der große Umschwung erfolgte nach dem ersten V»eltkrieg. Zum
ersten Male beherrschte ein amerikanisches Mode-Ideal der Welt:
der Flapper, das Mädchen mit dem kurzgeschnittenen Haar, der
pagenhaft schlanken Figur und den bis unters Knie gerollten
Strümpfen. Nicht weiblicher Reiz und Schönheit hatten diese Mode entschieden - denn die Mode der tiefliegenden Taille und der
überkurzen Röcke war wohl die aa wenigsten schmeichelhafte aller Zeiten - sondern die Zeitströmung einer völlig neuen Epoche.
Das Fallen der starren Schranken zwischen den einzelnen
Ständen prägte auch in der Mode eine Art "klassenlosen Stils".
Ob Stenotypistin oder Gattin eines Industriellen: beide trugen
zu den knielangen Rocken hauchdünne Seidenstrümpfe und breite
Glockenhüte über den kurzgeschnittenen Haaren. Der Unterschied
lag eigentlich nur noch in dem zur Kleidung verwendeten Material,
und selbst diese Differenzierung fiel durch die Fortschritte der

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. April 1952
der Chemie, vor allem auf dem Gebiet der Kunstseide, fast vollkommen weg. Aufputz und teurer Schmuck gelten als veraltet. Die
Linie triumphierte, und die großen Modeschöpfer gaben nicht mehr
für einige wenige, sondern für Millionen von Frauen den Ton an.
Die Hemmungslosigkeit und die Überspitzung dieser «fahre,
die sich auch in der Mode ausdrückten, mußten einmal zu Ende gehen.
Die große Wirtschaftskrise brachte ein jähes Erwachen und damit
auch einen rapiden Umschwung der Mode. Einfache, schlichte, aber
doch frauliche Linien zeigen die Kleider der dreißiger Jahre, bis
der Krieg auch hier wiederum eine Veränderung brachte. Das
"Sweater Girl", das in langen Hosen oder im streng sportlichen
Kostüm herumlief, wurde Ausdruck einer Epoche, die für weibliche
Tändeleien nicht viel Zeit ließ.
Einen Rückfall in die ein wenig überspitzte Weiblichkeit
bedeutete noch einmal der "New Look" mit seinen langen, weiten
Röcken, der künstlich eine Zeit wiederherstellen wollte, die
endgültig vergangen war. Die Hausfrau und die berufstätige Frau
konnten sich weite Ärmel und lange, weitschwingende Röcke nicht
leisten, und die großen Modeschöpfer sahen ein, daß der allgemeine
Zug doch mehr zum Praktischen hin ging, und schufen eine unr
endlich vielfältige, variable Mode, die es endlich jeder Frau
erlaubt, den ihr gemäßen Stil zu verfolgen und sich so zu kleiden, wie sie möchte und wie sie es sich leisten kann. Nicht ein
Modediktat, sondern der persönliche Geschmack entscheidet heute
darüber, was man trägt.

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16> April 1952

CLAUDETTE COLBERT
die Frau mit den Märchenaugen
Von Hedda Hopper
(54 Zeilen, 540 Wörter)
HOLLYWOOD— (Amerika Dienst) — Im Jahre 1947 sagte Claudette Colbert zu mir, daß sie die Absicht habe, in drei Jahren
ihre schauspielerische Karriere an den Nagel zu hängen und auf
"Regie" umzusatteln. Vor kurzem saß ich ihr wieder gegenüber.
Es war in ihrem Hollywooder Heim in einem Zimmer, das ganz in
Korallenrot - ihrer Lieblingsfarbe - gehalten war. "Das macht
mich so fröhlich", sagte sie.
"Was ist eigentlich aus ihren Regie-Plänen geworden?" fragte
ich und betrachtete das aparte Gesicht Claudette Colberts, die
bei allen Rundfragen über die beliebtesten Filmstars seit Jahren
Spitzenstellungen hält.
Claudette lächelte ihr berühmtes Lächeln. "Ich habe sie
noch nicht aufgegeben", sagte sie. "Wie ich Ihnen schon einmal
gesagt habe, wäre es mein größter Wunsch, junge Schauspieler
zu führen und ihnen zu zeigen, "wie man es macht'. Aber bisher
war ich immer wieder Schauspielerin. Sollte man mich aber doch
einmal einen Film drehen lassen, in dem ich nicht selbst spiele, dann würde ich mit Begeisterung Regie führen".
Nun, damit dürfte es noch gute Weil* haben, denn vorläufig
läßt sich der Film einen Kassenmagneten wie diese vielseitige
Schauspielerin nicht entgehen. Wie vielseitig sie ist. hat sich
gezeigt, als Claudette, die in zahllosen Filmen mondäne, kapriziöse Frauen der großen Gesellschaft gespielt hat, nun wiederholt in Nonnenrollen großen Erfolg hatte. Sie hat sich diese
Aufgaben, die Schwester Bonaventura in dem Film "Thunder on the
Hill" und die Schwester Benedicta in der Fernseh-Schau "Die
Glocken von St. Marien", bei der Bing Crosby ihr Partner war,
nicht leicht gemacht, sondern das Leben der Schwestern genau
studiert.
"Ich hätte überhaupt nie daran gedacht, eine Nonne zu spielen", so erzählte sie weiter, "wenn mir nicht die UniversalInternational das Drehbuch über das Schicksal der Schwester
Bonaventura vorgelegt hätte. Und dann hat es mich gereizt, diese

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
16. April 1952
diese Frau darzustellen, die das Herz auf dem rechten Fleck hat
und das Leben eines unschuldig des Mordes angeklagten Mädchens
rettet."
So kam es, daß Claudette, die sonst nur Filmtoiletten aus den
teuersten Modesalons trägt, einen ganzen Film hindurch die schmuck'
lose Tracht einer Klosterfrau trägt. Dieses strenge Habit aber
war es gerade, das ihr sympathisches Gesicht und ihre dunklen
Augen besonders zur Geltung brachte, diese Augen, die Kameraleute die "ausdrucksvollsten Augen von Hollywood" nennen.
Claudette Colbert, die ursprünglich Modezeichnerin werden
wollte, später französischen Sprachunterricht erteilte und erst
durch eine ihrer Schülerinnen Verbindungen zum Theater und zum
Film bekam, gehört zu den wenigen amerikanischen Filmstars, die
auch das Fernsehen mit seinem "brutalen" Scheinwerferlicht nicht
scheuen. Als ihr vor einiger Zeit eine Rolle in einer Fernsehsendung angeboten wurde, sagte sie ohne Zögern zu. Vorher unterrichtete sie sich genau über Beleuchtung, Make-up und die richtige Art der "Fernseh-Kleidung", und dann wagte sie es. Sie sah
großartig aus und spielte hinreißend.
Nein, wie gesagt, ich glaube nicht, daß sie in Kürze dazu
kommt, ihre Regiepläne auszuführen
* * * * *

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16. April 1952

KURZNACHRICHTEN
KONVENTION FÜR DIE POLITISCHE GLEICHBERECHTIGUNG DER FRAU
( 17 Zeilen, 170 Wörter)
GENF — (Amerika Dienst) — Die in dem Bericht der UNOKommission für den Status der Frau vorgeschlagene Konvention für
die volle politische Gleichberechtigung der Frau wurde auf der
Abschlußsitzung der Kommission einstimmig angenommen. lei der
Abstimmung über den abschließenden Bericht der zweiwöchigen
Sitzung der aus Mitgliedern von 18 Nationen bestehenden Kommission enthielte sich die Sowjetunion, Polen und Weißrußland der
Stimme-.
Die Kommission nahm ferner Resolutionen an, in der eine
gleiche Bezahlung der Frau bei gleicher Arbeit und die Ernennung von mehr Frauen in führende Stellungen bei der UNO gefordert werden. Die US-Vertreterin Olive Remington Goldman begrüßte
die Erfolge der Kommission, die, wie sie erklärte, zeigten, daß
die Frauen langsam aber sicher bereit seien, die Verantwortung
in der Welt mitzuübernehmen. Insbesondere sei die Mitarbeit von
weiblichen Delegierten aus dem Nahen und Fernen Osten ein Beweis, daß es sich hierbei um eine weltweite Entwicklung handele.
* * * * *

MIGRÄNE EINE ALLERGIE ?
(24 Zeilen, 240 Wörter)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — Auf der Jahrestagung der
Amerikanischen Gesellschaft für Allergie, die kürzlich in Chikago
stattfand, berichten die beiden Wissenschaftler Dr. Leon und
Albert Unger über interessante Studien an 55 Migränefällen, deren Ergebnisse darauf hinzuweisen scheinen, daß die Ursache dieser weitverbreiteten Krankheit in einer Aversion gegen bestimmte
Nahrungsmittel liegt.
Die beiden Arzte fanden, daß eine Reihe von Nahrungsmitteln,
von der gewöhnlichen Kartoffel bis zu Pistazien, Migräneanfälle
auslösen können. 35 ihrer Patienten konnten durch Entzug dieser
Reizstoffe aus der Nahrung vollkommen von ihrem Leiden befreit
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"AMERIKA DIENST" - F'üR DIE FRAU
16. April 1952
befreit werden, bei acht war eine wesentliche Besserung festzustellen, und zwei Patienten hatten etwas weniger unter Anfällen zu leiden. Bei zehn Personen versagte die Methode.
An der Spitze der migräneauslösenden Nahrungsmittel steht
die Milch, denn sie schien in 15 der 55 Fälle allein ausschlaggebend zu sein. Dicht danach folgt Schokolade, die bei 13 Patienten regelmäßig Anfälle verursachte. In neun bezw. acht Fällen waren Weizenprodukte oder Schweinefleisch verantwortlich.
Dr. Albert Unger zählte ferner 14 verschiedene Gemüsesorten und
sieben Obstarten auf, die bei sensiblen Personen Migräneanfälle
von 12 bis 36 Stunden Dauer hervorrufen können. Auf welche Weise die Anfälle ausgelöst werden, konnte jedoch bisher noch nicht
erforscht werden.

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Quellenangabe nicht erforderlich

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V. Jahrgang, Nr. 9/W

30. April 1952

Die Einschließung des weiblichen
Potentials in alle Gebiete des
öffentlichen Lebens bringt eine
durchgreifende Veränderung der
bisherigen gesellschaftlichen
Formen in der gesamten Welt mit
sich.
DIE FRAU IM ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERT
( 140 Zeilen, 1400 Wörter)
BOSTON — (Amerika dienst) — Das zwanzigste Jahrhundert
gilt allgemein als die das Atomzeitalter einleitende Periode
der Weltgeschichte, die große Umwälzungen auf allen Gebieten
des Lebens mit sich bringen wird. Und doch, so sagen die Soziologen, ist dieser Zeitabschnitt auch noch von einer weiteren
Kraft gekennzeichnet, deren Einfluß immer fühlbarer wird und
die vielleicht ähnlich umwälzende Kräfte freilegt wie etwa
die Atomenergie: die Frau nämlich, die mit Beginn dieses Jahrhunderts den begrenzten Aktionsradius ihres Heimes überschritten
hat.
So ist es nur eine logische Folge der Entwicklung, daß
sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahre 1950
für die ausdrückliche Anerkennung der politischen Gleichberechtigung von Mann und Frau aussprach und diese Klausel auch in
den Entwurf der Erklärung der Menschenrechte aufnahm. Diese
Forderung wurde auf der Abschlußsitzung der UNO-Kommission für
den Status der Frau im April dieses Jahres in Genf von den beteiligten Nationen bei Stimmenthaltung der Sowjetunion, Polens
und Weißrußlands angenommen. Eine Idee, die seit langem gereift
war und die alle Widersprüche überdauerte, hat damit ihre endgültige Dokumentation gefunden.
Die Einschließung des weiblichen Potentials in alle Gebiete des öffentlichen Lebens macht sich überall in der Welt
bemerkbar und rüttelt fühlbar an bisher überkommenen gesellschaftlichen Formen. Diese neue Frauenbewegung kennt keine
nationalen Grenzen. Die vielbelachte Suffragettenbewegung - obgleich in einer Reihe von Nationen erfolgreich - ist eher eine
Folgeerscheinung als die Ursache jenes unaufhaltbaren Dranges
der gesamten Menschheit nach Gerechtigkeit und absoluter Gleichberechtigung.
Obgleich

"AMERIKA DIENST" - FiR DIE FRAU

30. April 1952

Obgleich die größten Fortschritte in dieser Richtung stets
in Kriegszeiten zu verzeichnen waren, muß man in Betracht ziehen, daß die beiden großen kriegerischen Auseinandersetzungen
unseres Jahrhunderts letztlich nichts anderes waren als ein
Kampf um Freiheit und Recht, über dem Siegestaumel stand klar
und eindeutig der dringliche Wunsch nach sozialer Gleichbe• chtigung und absoluter Unantastbarkeit der menschlichen Wür:r;d der menschlichen Grundrechte. Diese Stimme des erwachenden Weltgewiesene, die sich gegen Diktatur und Tyrannei auf bäumt
schloß in ihre Forderung auch das Anliegen der Frauen
ein.
Der Weg dieser Entwicklung war bereits um die Jahrhundertwende vorgezeichnet. In den USA gründete Mary Baker Eddy die
Christian Science Church, eine große religiöse Bewegung;
Lucretia Mott, Emily Cady ßtanton und Susan B. Anthony traten
für die Emanzipation der Frau ein, die,durch Carrie Chapman
Catt 'eiteigeführt, mit dem 19« Zusetzartikel zur Amerikanischen
Verfassung, der der amerikanischen Frau das Wahlrecht verbriefte,
schließlich im Jahre 1920 ihren schönsten Erfolg verzeichnen
konnte.
In Ergland waren es Frauen wie Mary Wollstonecraft, die
gegen Ende des 18. Jahrhunderts erstmals die Emanzipation der
Frau forderte. Ihr folgten Florence Nightingale, Josephine
Butler und Elizabeth Fry. Obgleich in London bereits 1867 die
National Society for Women's Suffrage gegründet wurde, fand
diese Emanzipierungsidee erst um das Jahr 1 900 bei weiteren
Kreisen Gehör.
Im gleichen Jahre, in dem Mary WoHstonecrafts Buch "Verteidigung der Rechte der Frau" erschien, veröffentlichte der
deutsche Schriftsteller und Humorist Theodor von Hippel sein
Traktat "Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber" (1792).
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es in Europa
insbesondere die Schriften von George Sand und John Stuart
Mill, die die Frauenbewegung förderten.
Wohl gab es in jedem Zeitabschnitt der Geschichte mutige
Frauen, aber erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hatte
diese Idee die große Masse der Frauen erfaßt und sie veranlaßt,
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30. April 1952

veranlaßt, sich aktiv bei ihrer Verwirklichung einzusetzen.
Heute erfreut sich die Frau einer Partnerschaft mit dem
Manne, die nur der ihr in der frühchristlichen Periode in England gezollten Achtung gleichzusetzen ist. Die Wiedererlangung
der ihr im Laufe der Geschichte verlorengegangenen Rechte war
ej.ii hartes und zähes Ringen.
Im April 1949 verzeichneten die Associated Press Büros
auf Grund einer umfassenden Umfrage in Europa, Lateinamerika
und den Ländern des Fernen Ostens wenigstens 685 Frauen, die
maßgebenden Einfluß auf die Legislative ihres Landes ausübten
- ein aufsehenerregender Fortschritt, wenn man bedenkt, daß
in vielen dieser Länder Frauen vor dem letzten Weltkrieg wenig
oder überhaupt keine politische Bedeutung hatten. Dies gilt besonders für Frankreich, Italien und Japan.
In Amerika und Großbritannien ist dieser Fortschritt weniger augenfällig, da man dort bereits seit langem die Frau
als politischen Faktor anerkannt hatte . In Neuseeland wählen
die Frauen seit 57 Jahren, in Australien seit 48 Jahren, und
in Finnland sind es 43 Jahre, seit die Frau wählt und gewählt
werden kann. 56 Länder haben in der Zwischenzeit der Frau die
gleichen politischen Rechte wie dem Manne zugestanden (21 Regierungen erst nach 1945)« Doch gibt es heute noch 16 Länder,
die den Frauen keine politischen Rechte einräumen.
Seit man in den östlichen Ländern mit der alten Tradition
gebrochen und der Frau das Stimmrecht zugestanden hat, rückte
sie dort rascher in hohe staatliche Stellungen vor als ihre
westliche Schwester. Es gibt kaum ein anschaulicheres Beispiel
für diese Tatsache als Indien, das in Madame Vjaja Lakshmi Pandit
eine Frau als Botschafter nach Washington entsandte.
Auch den UNO-Delegationen von Indien und Indonesien gehört
je eine Frau an.
In den Vereinigten Staaten macht man seit geraumer ^eit
keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau in der Besetzung
politisch einflußreicher Stellungen. Die USA werden bei den
Vereinten Nationen durch Mrs. Franklin D. Roosevelt und die bekannte Negeranwältin Mrs. Edith B. Sampson vertreten. Auch im

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30. April 1952

Auch im Senat sitzt eine Frau: Mrs. Margaret Chase Smith, die
Vertreterin von Maine. Neun Frauen gehören dem US-Eegiräsentantenhaus an und vier weibliche Gesandte sind Mitglieder der diplomatischen Elite in Washington. Die "Frau im Pentagon" nennt man
Mrs. Anna M. Rosenberg, die Präsident Truman im Jahre 1950 als
Unterstaatssekretär für Fragen des Arbeitsmarktes und der
Sozialfürsorge in das amerikanische Verteidigungsministerium
berief.

Aber auch die einfache Durchschnittsfrau in den USA fühlt
sich verpflichtet, außerhalb ihres Heimes am Wohlergehen ihres
Staates aktiv mitzuarbeiten. Sie weiß, daß ihr mit den politischen
Rechten auch politische Pflichten erwachsen sind, wenn sie diese
Rechte zu ihrem und ihrer Kinder Nutzen verwenden will. Sie weiß,
daß die Sicherheit ihres Heimes, die Sicherheit der Zukunft
ihrer Kinder nicht nur in einem wohlgeordneten Haushalt, sondern
vor allem auch in einem wohlgeordneten, gesunden Staatshaushalt
liegt. Aus diesem Grunde sucht sie Anschluß an eine der vielen,
in den letzten 50 Jahren entstandenen Frauenorganisationen, um
sich laufend über die Geschehnisse zu informieren und ihre Forderungen sachlich formuliert anzubringen.
Während man noch vor wenigen Jahrzehnten allgemein die Auffassung vertrat, daß die Frau ins Haus und an den Herd gehöre,
findet heute niemand mehr etwas dabei, wenn sie neben ihren Pflichten als Hausfrau und Mutter einem Beruf nachgeht, der durchaus
nicht immer ausgesprochen "weiblich" zu sein braucht. Die Arbeit
der Frau ist heute auf allen Gebieten des kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Lebens ein unentbehrlicher Faktor. Sie
ist durchaus nicht mehr jener "unsichtbare Pfeiler der Geschichte",
«vie eine deutsche Dichterin sie einmal bezeichnet hat. Selbst
aufgeschlossener für alles, was außerhalb des Heimes geschieht,
verlangt die Frau von heute auch für ihre Kinder die besten Bildungs- und Berufsmöglichkeiten. Ging in der ersten Hälfte dieses
Jahrhunderts ihr Kampf hauptsächlich um die Gewinnung gleicher
politischer Rechte, so wird sie die zweite Hälfte dazu verwenden,
diese Rechte zur Errichtung einer friedlichen, glücklicheren Welt
für ihre Kinder zu nutzen.
(Aus "The Christian Science Monitor")
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Einwanderer in den USA bereiten sich in
Schulen und Kursen auf die Staatsbürgerprüfung vor, nach der sie fünf Jahre nach
ihrer Ankunft endgültig amerikanische Bürger werden können.
"WIR WERDEN STOLZ AUF EUCH SEIN..."
Von Hilde Walter
(130 Zeilen, 1300 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Was tun eigentlich die
'Großen1 in unserer Schule?" Die achtjährige Elli war begeistert,
als man ihr sagte, daß ihre eigene Mutter bald auch zu den erwachsenen "Schülerinnen' gehören würde.
Diese 'Großen' sind Einwanderer; sie wollen Englisch lernen
und sich zugleich auf die Staatsbürger-Prüfung vorbereiten, bei
der sie eines Tages zeigen müssen, daß sie die Sprache, die Verfassung und den Aufbau der Vereinigten Staaten einigermaßen verstehen. Viele benutzen die Gelegenheit, sich fortzubilden, schon
im ersten Jahr ihres Aufenthaltes in den USA, andere beginnen damit
erst fünf Jahre später, kurz vor dem Prüfungstermin.
In einem so starken Einwanderungs-Zentrum wie New York besuchen in diesem Jahr 40 000 Menschen die 875 verschiedenen Unterrichtskurse, die von den städtischen Schulbehörden für ihre
künftigen Mitbürger eingerichtet worden sind. Hausfrauen und
Mütter bevorzugen die Tagesstunden, berufstätige Männer und
Frauen besuchen dreimal wöchentlich die Abendkurse. Die jüngste
Schülerin ist 17,die älteste 95 Jahre alt.
Fast alle Ausländer, die sich in den Vereinigten Staaten
"zu dauerndem Aufenthalt" niederlassen, wollen so schnell wie
möglich amerikanische Bürger werden. Sie fordern nach ihrer Ankunft, auf jeden Fall im Laufe der ersten drei Jahre, bei den Naturalisierungsbehörden die sogenannten "Ersten Papiere" an.
Sie müssen dabei schriftlich ihre Absicht darlegen, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erwerben.
Fünf Jahre nach der Einwanderung können die Quota-Einwanderer dann ihren endgültigen Einbürgerungsantrag einreichen,
falls sie an diesem Tage die "Ersten Papiere" schon mindestens
zwei Jahre lang im Besitz haben. Wer aber als Ehegatte eines
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

30. April 1952

eines amerikanischen Bürgers einwanderte - wie alle Kriegsbräute
•» braucht keine "Ersten Papiere" und darf außerdem drei Wartejahre überspringen. Darum konnten bis jetzt (innerhalb der
letzten statistisch erfaßten sechs Monate, die am 31 • Januar
dieses Jahres endeten) über 35 000 Frauen ehemaliger oder aktiver
amerikanischer Soldaten eingebürgert werden; denn zwei Drittel
der 54 716 neuesten amerikanischen Bürger und Bürgerinnen sind
als ausländische Kriegsbräute in die Vereinigten Staaten gekommen.
Mit den "Zweiten Papieren" - dem Antrag auf Einbürgerung - beginnen die Aussprachen zwischen den Kandidaten und der Naturalisierungsbehörde. In großen Städten dauert es oft sechs bis acht
Monate, bis man die Einladung zur ersten Aussprache empfängt.
Jeder Kandidat muß dazu zwei Zeugen mitbringen, die selbst Staatsbürger sind und beschwören, daß sie den Antragsteller seit fünf
Jahren gut kennen und für ein wertvolles Mitglied der Gemeinde
halten.
Verheiratete Antragstellerinnen sind oft erstaunt , daß man
sie zu anderen Stunden wie die Ehemänner bestellt. Aber amerikanische Behörden betrachten auch in diesem Fall jede Ehefrau
als unabhängiges Einzelwesen, über deren eignen Antrag ganz
ohne Rücksicht auf die staatsbürgerlichen Qualitäten des Ehemannes
entschieden wird. Die kleine Staatsbürgerprüfung bei der ersten
Vernehmung ist gewöhnlich viel milder» als die meisten erwartet
haben. Man kann sich allerdings auf manche wichtige PrüfungsAntworten in keiner Schule vorbereiten, denn sie beziehen sich
auf den Lebenslauf .und das politische Weltbild des Befragten.
Der amerikanische Staat will seine neu zu adoptierenden Bürger genau kennenlernen und sich ein Urteil bilden, ob sie ihren
Cdxvr "( Gesetz and Verfassung des Landes zu respektieren, zu
schützen und notfalls auch zu verteidigen - ernst genug nehmen
und menschlicher Voraussicht nach auch halten werden. Darum
spricht der prüfende Richter ungestört und ausführlich mit jedem einzelnen, darum besuchen später andere Beamte die Nachbarn,
Kollegen, Freunde und Vorgesetzten des Bürgerschafts-Kandidaten.
Eine der meistbeschäftigten Bundes-Dienststellen für Immigration und Naturalisierung, die New Yorker Behörde in Manhattan,
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30. April 1952

Manhattan, hat 1951 beschlossen, den letzten Akt der Einbürgerung
- die Vereidigung der neuen Bürger - aus ihren schmucklosen Abfertigungsräumen in die prächtigeren Sitzungssäle des Bundesgerichtsgebäudes am Foley Square zu verlegen, um diesen wichtigen
Schritt im leben der Einwanderer möglichst feierlich zu gestalten.
An einem Montagmorgen kam ich dort mit 1 55 anderen "Ausländern" in den holzgetäfelten Gerichtssaal, wo wir - betreut von
20 Beamten und Beamtinnen - unseren Namen unter den großen Gegenseitigkeitsvertrag setzten, den wir nun mit 156 Millionen
Amerikanern schlössen; der Vertreter des Justizministers hatte
die Dokumente schon vorher unterschrieben.und gesiegelt.
An diesem Tage waren zufällig viele "alteingesessene" Kriegsflüchtlinge aus einem Dutzend europäischer Länder an der Reihe;
sie waren ursprünglich als Besucher ins Land gekommen und durften die Einwanderungsprozedur ausnahmsweise ohne "Heimreise"'
nachholen, indem sie mit Sondergenehmigungen zum amerikanischen
Konsul nach Kanada fuhren.
Auf jedem Platz lag ein kleines Buch als Geschenk: "Willkommensgruß zur USA-Bürgerschaft". In einem Brief an seine "Lieben Mitbürger" schreibt Präsident Harry S. Truman: "... Es ist
ein ernster Schritt, die Treue zum Land der Geburt auf ein anderes
Land zu übertragen, ein Entschluß, den man nicht leichtfertig
fassen kann..." - Der Richter verliest den Eidestext: Er enthält
unseren vollständigen, uneingeschränkten Verzicht auf Bindungen
an "fremde Fürsten und Potentaten", Verzicht auch auf Treuepflichten gegenüber anderen Ländern und Völkern, unser Versprechen,
Gesetze und Verfassung der Vereinigten Staaten zu respektieren
und zu schützen und das Land gegen innere und äußere Feinde zu
verteidigen -".... ohne jeden inneren Vorbehalt..., so wahr mir
Gott helfe!"
"Wir wollen und werden stolz auf Euch sein", sagt der Richter in seiner Ansprache an die eben eingeschworenen neuen Amerikaner. "Ich weiß, daß Ihr reifen Männer und Frauen an die Härten
und Freuden des Daseins gewöhnt seid und darum gern die neuen
Lasten übernehmt, die Euch die Bürgerschaft auferlegt. Ich halte
sie nicht für schwer, denn sie entspringen dem natürlichen Betätigungsdrang des Menschen
Amerikanische Bürger müssen sich
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30. April 1952

sich ständig vor Augen halten, wie wichtig es ist, das Recht auf
freie Meinungsäußerung auszuüben.... Bleibt nicht still oder
unbeteiligt, Eure Stimme soll und muß zu hören sein; redet, wenn
Unrecht geschieht, schreit lait gegen Ungerechtigkeit. ••• Ihr seid neue
Brüder und Schwestern in einem großen Land. Ihr werdet Wurzeln
schlagen, werdet bauen und schaffen.... Dieses Land ist durch
den Menschenstrom aus allen Erdteilen unendlich bereichert worden. Er ist unser Herzblut, unsere Stärke. Ihr seid unsere
Stärke. Lebt, kämpft und freut Euch mit uns. Gott mit Euch! Und nun wollen wir gemeinsam unserer Fahne die Treue schworen.."
Nach der Feier unterhielten sich im Fahrstuhl zwei NeuBürgerinnen mit starkem deutschem Akzent: "Hast Du auch dran gedacht, was heut gerade für ein Tag ist?" - "Warum? Der 10. Dezember!" - "Menschenskind", redete die andere auf Deutsch weiter,
"heute genau vor zehn Jahren, fast um die selbe Stunde, um zwei
Uhr dreißig, kam die Nachricht über das Radio - heute vor zehn
Jahren wurden wir doch feindliche Ausländer!"- "Ach ja, natürlich, das hatt' ich schon ganz vergessen, aber hit r haben wir
wirklich nichts mehr von der Feindschaft gemerkt!"
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Auf einer Tagung der amerikanischen
Museums-Gesellschaft wurde vorgeschlagen, in allen größeren Städten Museen
ausschließlich für den Besuch von Jugendlichen einzurichten.
MUSEEN FÜR KINDER
Von Margaret M. Brayton
( 70 Zeilen, 700 Worte)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die Notwendigkeit, für
Kinder und Jugendliche eigene Museen und Sammlungen zusammenzustellen und einzurichten, ist von Eltern und Erziehern nur in
ganz wenigen Fällen ernstlich bestritten worden. Bei der Frage
nach dem "Wie" gehen allerdings die Meinungen und, sofern man
ein Fazit aus den bisherigen Erfahrungen zieht, auch die Praktiken in vielem auseinander.
Die
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

30. April 1952

Die Güte und Sorgfalt, die die Mehrzahl unserer gewöhnlichen
Museen auszeichnet, ist unbestrittenj in der Tatsache aber, daß
junge Menschen mit den ausgestellten Stücken oft nichts oder nur
wenig anzufangen wissen, liegt bereits der Schlüssel zum Problem
der Art und Weise, in der an die Einrichtung der Kindermuseen
gegangen werden soll.
Der Lerneifer der Kinder ist groß, der Blick scharf und
das Kritikvermögen überraschend klar, aber die geistige Entwicklung und die Begriffswelt erfordern andere, jugendliche
und kindliche Maßstäbe.
Kinder sollten langsam an die einzelnen Objekte herangeführt werden. Man wird zum Beispiel völlig auf ein bloßes Zurschaustellen in Glaskästen mit einfacher Beschriftung .verzichten müssen. Viele Gegenstände sind kompakt, stabil, unzerstörbar - dann soll den Kindern gestattet werden, ihrer ganzen motorischen Veranlagung entsprechend die Dinge in die Hand zu
nehmen, zu drehen, zu wiegen oder zu fühlen. Der Eindruck, einen
kleinen Meteor in seinem ganzen Gewicht einmal in der Hand gehabt
zu haben, wird sicher nicht gleich verlöschen; der gleiche Meteor in einem Glaskasten mit ein paar Daten ist nahezu uninteressant.
Die Möglichkeit, Museen und Sammlungen mit dem Gang des
Schulunterrichts zu kombinieren, ist ganz offensichtlich. D,?rum
sollten immer erfahrene Pädagogen herangezogen werden, wenn
städtische Behörden oder private Gönner die Einrichtung von
Kindermuseen in Auftrag geben.
Der ausgesprochen kindlich-spielerische Charakter im Aufbau bietet zugleich die beste Gewähr dafür, daß der beschauliche
und erhabene Grundzug, der zu einem jeden Museum gehört, nicht
verloren geht. Museen, die diesen Modus beachten, bedürfen gar
nicht der Schaustücke, die die ältesten, größten, teuersten
ihrer Art sein wollen: Die offene Anordnung, gleichsam das
Schmackhaftmachen eines jeden Gegenstandes, ist auch dazu angetan, das betrachtende Kind in ein gewisses Besitzverhältnis zu
jenem zu bringen. Daraus resultiert bei aufgeschlossenen Kindern
gewöhnlich ein noch enger an die Sache bindendes Verantwortungsgefühl, ohne das ein Vorrecht keinen Bestand hat. Bewährt hat
sich in einzelnen Fällen auch die Ernennung begabter Kinder zu

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30. April 1952

zu "Junior-Dozenten"; ihnen kann die Führung durch einen zugeteilten oder besser von ihnen ausgewählten kleinen Bereich ob~
liegen, sie sollen darin alle Fragen ihrer Mitschüler beantworten können.
"Der Kampf für eine vorurteilsfreie Haltung gegenüber den
einfachen und so oft noch mißverstandenen Dingen des menschlichen Lebens muß schon im lenksamen Sinne des Kindes beginnen",
schrieb Professor Albert Einstein einmal als Vorwort in ein
Kinderbuch. Die Anordnung der Sammlungen im Kindermuseum muß
darum dieser Lenkbarkeit der heranreifenden Kinder Rechnung tragen. Dabei können die einzelnen Ausstellungsstücke durchaus die
gleichen bleiben, nur sollten die verantwortlichen Erwachsenen
darauf achten, daß 16-17jährige junge Menschen durch eine besondere Darbietung den größten Nutzen aus einem Besuch ziehe i.
Den Kindern und Jugendlichen soll das Gefühl vertraut werden, daß sie in "ihrem" Museum immer willkommen sind. Die liebevolle und geschickte Vorführung der gesammelten Dinge wird sie
auch nicht auf den Gedanken kommen lassen, daß "ihr" Museum nur
eine Taschenausgabe eines "richtigen" Museums ist. Und schließlich wird noch ein weiterer Sachverhalt mehr oder weniger bewußt gefördert: Die jungen Menschen sind eines Tages reif genug,
mit wachen Sinnen, gewecktem Verstand und großem Nutzen in die
berühmten Museen in aller Welt zu treten, in der die Meisterwerke der menschlichen Kultur ihre großartigen Aussagen machen
möchten.
. . , _ _.,- s
(Mit l
(Aus "Recreation")
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30. April 1952

Texas zeigt Stoffe und Modelle
für heiße Tage
DEZENT DEKOLLETIERT
( 50 Zeilen, 500 Wörter)
DALLAS — (Amerika Dienst) — Es wäre wohl zu kühn, zu behaupten, daß die "Texas-Mode", wie die texanischen Modeschöpfer
ihre Kreationen zu nennen pflegen, die internationale "Haute
couture" wesentlich beeinflussen werde. Immerhin aber hat Dallat
heute einen recht guten Namen in der amerikanischen Modefachwelt,
und man beginnt sich bereits auch außerhalb der amerikanischen
Grenzen für die Anregungen und Neuerungen, die aus der texanischen Hauptstadt kommen, zu interessieren. Die Modeschöpfer
in Dallas sind keine Kopisten, sie haben eigene Ideen und Einfälle, und diese sind äußerst vernünftig und originell zugleich.
Besonders von Hitze versteht man etwas in dieser Gegend, und so
sind speziell die Sommer- und Hochsommermodelle interessant.
"Dezent dekolletiert", so lautet die Devise der Modeschöpfer
von Texas für die Sommermode 1952. Außerdem prophezeien sie, daß
die hochsommerlichen Kleider ärmellos sein werden, und vor allem
waschbar.
Die Materialien, die Texas für die Sommermode vorschlägt,
sind dünner Baumwollstoff, Drillich und Pikee. Aber auch Leinen
und natürlich Shantung dürften dieses Jahr für Kleider mit sportlicher Note verarbeitet werden. Interessant ist auch "Tucko",
eine neue dünne Kretonneart, Chambray-Taft, ein Gewebe, das sich
anfühlt wie Taft und aussieht wie Leinen, und durchbrochener
Batist.
Das Hauptinteresse der Modeschöpfer von Dallas gilt dem
Halsausschnitt. Das Sonr^enkleid ist wieder da, das entweder
schulterfrei ist oder Träger hat, die über die Schultern oder
um den Hals laufen. Dazu trägt man ein Jäckchen, das etwas größer ist als das ehemalige Bolero. Zu diesen fröhlichen Sommerensembles gibt es auch die passenden Shorts, Schuhe, Hüte und
sogar Sonnenschirme zu kaufen.
Nichts besonderes meldet Dallas über die Röcke. Sie sind
eng oder weit, aber keines von beiden in extravaganter Weise.
Gestickte Unterröcke - die große Mode der letzten Sommersaison -

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

30. April 1952

Sommersaison - werden nur noch zu besonders festlichen Kleidern
gezeigt. Dagegen legt Texas großen Wert auf Sportkleidung.
Wirklich kurze Shorts sind die große Mode, während die Dreiviertelhosen so gut wie gar nicht mehr getragen werden.
Große und kleine Schleifen und Knöpfe geben den neuen
Modellen die besondere Note, ganz gleich, ob es sich um Blusen
oder Cocktailkleider handelt. Auch lose Rockteile sind immer
noch in Mode. Neben der ärmellosen Linie wird es wieder die
beliebten kurzgeschnittenen Ärmel vom Vorjahr oder reiche Puffärmel zu sehen geben. Die Taille bleibt bei der Texas-Mode in
normaler Höhe - ungeachtet der Bestrebungen der großen Modehäuser, sie wie beim Empire-Kleid hinaufzurücken oder unter Hüfthöhe zu verlegen. Und diese kleidsam-konservative Note ist es
gerade, die so bezeichnend für die Modeschöpfer aus Dallas
ist: Sie bieten der Frau, was sie tragen will, gleichgültig,
ob es nun der letzte Schrei ist oder nicht.

* # * # *

INTERNATIONALER KINDERHILFSFONDS VERSTÄRKT ARBEIT IN
ASIEN UND AFRIKA
( 21 Zeilen, 2100 Wörter)
NEW YORK — (Amerika i/ienst) — Der Direktor des Internationalen Kinderhilfsfonds der Vereinten Nationen (UNICEF),
Maurice Pate, bezeichnete in seinem letzten Rechenschaftsbericht
vor dem aus 26 Nationen bestehenden leitenden Ausschuß der Organisation die Lage des Kinderwohlfahrtsprogramms als "günstig".
Die Arbeit des UNICEF in Asien habe gute Fortschritte gemacht,
und neue Projekte für Afrika seien eingeleitet.
Die Zuweisung von einer Million Dollar für Afrika, so betonte Pate, verspreche einen guten Erfolg der geplanten Maßnahmen gegen Krankheiten und Unterernährung der Kinder und für die
gesundheitliche Betreuung von Müttern und Kindern vor al lern in
Gebieten südlich der Sahara.
Der Direktor des von 35 Nationen finanzierten UNICEF veranschlagte das Budget für das am 1. Juli beginnende Haushaltsjahr
mit 20 Millionen Dollar gegenüber 30 Millionen Dollar für das
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

30. April 1952

das noch laufende Jahr. Die jetzt auf lange Sicht angelegte
UNICEF-Arbeit, so unterstrich Pate, sei vielleicht noch wichtiger als die in früheren Jahren durchgeführten Nothilfeprogramme.
An neuen Beiträgen für die Kinderhilfsarbeit gingen aus
Italien 100 000 Dollar, dem Irak 5 000 Dinar, Israel 9000 Pfund
und aus Ceylon 7 500 Dollar ein.
* * * * * *

MILCH IN SCHEIBEN
(14 Zeilen, 140 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Kompakte Milch, die in
Scheiben geschnitten und in Papier verpackt werden kann, soll
in Kürze als neueste Bereicherung des amerikanischen Lebensmittelmarktes herausgebracht werden. Der Erfinder des neuen
Verfahrens, bei dem der Festigkeitszustand der Milch durch Beigabe von Gelatine erreicht wird, betont, daß der Geschmack
der Milch, wenn sie in einem Verhältnis von 1 bis 40 Prozent
des Gewichts Tee oder Kaffee beigemengt wird, nicht im geringsten beeinflußt wird. Auch pulverisierte Milch kann nach dem
gleichen Gelatine-Verfahren hergestellt werden. Zur Herstellung
kompakter oder pulverisierter Milch durch Beimengung von Gelatine kann sowohl gewöhnliche Milch als auch pasteurisierte,
homogenisierte, evaporierte und kondensierte Milch oder Magermilch verwendet werden.
* * * * *

Quellenangabe nicht erforderlich

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V. Jahrgang, Hr. 1 O/W

14. Mai 1952

Dr. Martha Eliot, die Leiterin des "USBundesamtes für Jugendfürsorge", ist
eine Frei mit humanistischen Idealen
und praktischen Zielen.
MUTTER DER AMERIKANISCHEN JUGEND
Von Dorothy Barclay

(120 Zeilen, 1200 Wörter)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Man schrieb das Jahr 1910.
Nacht für Nacht glühten die Feuer in den großen Glasfabriken von
Pennsylvanien, West Virginia und Indiana. Und Nactt für Nacht arbeiteten Kinder in diesen Fabriken, Kinder aus der Umgebung. Wenn
man den damals reichlich unvollständigen Statistiken glauben darf,
dann arbeiteten in den USA insgesamt 900 000 Kinder im Alter zwischen 1 0 und 13 Jahren und über eine Million Jugendliche zwischen
14 und 15 Jahren. Allein in den Bergwerken schufteten über 15 000
Minderjährige.
Die Verhältnisse in vielen Waisenhäusern ließen viel zu
wünschen übrig. Städte, die solche Einrichtungen nicht kannten,
steckten die elternlosen Kinder in Armenhäuser. In jedem Sommer
starben im ganzen Land Teusende von Neugeborenen und Kleinkindern, und auch die Sterblichkeitsziffern bei den jungen Müttern
waren außerordentlich hoch. Vergeblich suchten die Führer der
sozialen Wohlfahrtsbewegung einen Weg, die neuen medizinischen
und psychologischen Erkenntnisse durch eine zentrale Stelle all
denen bekannt zu machen, die sich mit diesen Fragen befaßten.
Im April 1912 wurde das "Amerikanische Bundesamt für Jugendfürsorge" durch einen Erlaß des Kongresses geschaffen. Seitdem
haben sich die Verhältnisse grundlegend geändert. Die Geburtenziffern haben heute in den USA eine Rekordhöhe erreicht, während die Mütter- und Säuglingssterblichkeit auf ein Minimum
herabgedrückt wurde. Im Jahre 1915 kamen auf 10 000 lebendgeborene
Kinder 61 Todesfälle von Müttern bei der Geburt; 1950 mußten
nur noch sieben Mütter von 10 000 die Geburt ihres Kindes mit
dem Leben bezahlen. Im Jahre 1915 starben 100 von 1000 aller
lebendgeborenen Kinder, im Vergleichsjähr 1950 lag die Sterblichkeitsziffer bei 29. Moderne Gesetze über die Arbeit Jugendlicher haben der verwerflichen Ausbeutung ihrer Kraft schon seit

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai 1952

seit langem ein Ende gemacht. Vorkehrungen der Sozialfürsorge
machen es jetzt auch bedürftigen Müttern möglich, für ihre Kinder im eigenen Heim zu sorgen; und für Kinder, die das Glück
eines eigenen Elternhauses nicht kennen, sorgen Adoptiveltern
oder Heime, die auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit den
"Waisenhäusern" der Vergangenheit mehr haben.
Dieser Fortschritt ging Hand in Hand mit zahlreichen anderen
sozialen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten und ist das
Ergebnis harter Arbeit und selbstloser Aufopferung vieler Persönlichkeiten, privater Organisationen und staatlicher Behörden.
Niemand zweifelt aber daran, daß der größte Dank dem "Amerikanischen Bundesamt für Jugendfürsorge" und den vier Frauen gebort, die nacheinander diese Beh' rde leiteten: Julia C. Lathrop,
Grace Abbott, Katharine F. Lenroot und Dr. Martha M. Eliot, die
heute dem Amt vorsteht.
Es ist schwer, die Arbeit dieses Amtes in wenigen Worten zu
beschreiben. Aber wenn man bedenkt, daß in diesem Jahr etwa
jede dritte Mutter in den USA durch das Amt die Broschüre "Säuglingspflege" bekommt, die seit 1914 eine Auflage von über 28,6
Millionen erreichte, und daß jährlich über 1,5 Millionen verschiedene Publikationen an Eltern, Fürsorge-Arbeiter und Jugendhilfe-Organisationen verschickt werden, dann wird man wenigstens
den Umfang der hier geleisteten Arbeit absehen können, über seine
publizistische Tätigkeit hinaus ist das Bundesamt für Jugendfürsorge die zentrale Stelle der USA für die Ausarbeitung von Bestimmungen zum Schutze der Jugendlichen außerhalb ihrer Familie.
Allein im Haushaltsjahr 1952 vergab das Amt zum Beispiel 31 Millionen Dollar zur Unterstützung von 200 000 verkrüppelten Kindern
durch den Staat.
Die Leitung eines Amtes von so großer Verantwortung muß
selbstverständlich in den Händen einer Persönlichkeit liegen,
die nicht nur die reine Sozialarbeit beherrscht, sondern auch
medizinische, administrative und politische Kenntnisse hat. Es
ist Aufgabe dieser Persönlichkeit, gleichzeitig auf weite Sicht
vorauszuplanen, um das Glück von Millionen Kindern in den Vereinigten Staaten zu sichern und die ungeheuere Verwaltungsarbeit
zu meistern.
In Dr. Martha Eliot, die im vergangenen September Leiterin
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai 1952

Leiterin des Bundesamtes wurde, hat man eine solche Persönlichkeit gefunden. Die heute über 60-jährige, Tochter eines Geistlichen aus Boston, hat sich ihr Leben lang mit den Problemen
der Jugendfürsorge beschäftigt. Schon durch die Zusammenarbeit
mit ihrem Vater lernte sie die sozialen Probleme einer Großstadt kennen, an denen Familien zerbrachen und durch die viele
Kinder ohne Liebe und Elternhaus aufwachsen mußten.
Nach dem Besuch einer exklusiven Bostoner Schule, auf die
sie als 13-jährige kam - noch heute versichert sie fast entschuldigend: "Die vornehme Erziehung hat mir nichts geschadet" absolvierte Martha Eliot ein College und immatrikulierte sich
an der medizinischen Fakultät der Johns Hopkins-Universität.
Nach ihrem medizinischen Staatsexamen und der Promotion im Jahre
1918 arbeitete sie an verschiedenen Krankenhäusern in Boston,
St. Louis und New Haven.
In ihrer Arbeit als praktische Ärztin aber fühlte sie sich
nie recht wohl. "Ich habe die Arbeit geliebt und auch den Kontakt mit den hilfsbedürftigen Menschen. Nur habe ich mich immer
geschämt, wenn ich mein Honorar verlangte", gestand sie kürzlich
lächelnd. Deshalb war sie glücklich, als man ihr eine feste Anstellung als Kinderärztin in Yale anbot, wo sie 14 Jahre lang
rachitische Kinder studieren konnte. Es ist nicht zuletzt dieser
Pionierarbeit zu danken, daß heute Rachitis ein fast unbekanntes
Wort bei amerikanischen Eltern ist. Noch während ihrer Tätigkeit
in Yale - im Jahre 1924 - trat sie in das US-Bundesamt für Jugendfürsorge ein und übernahm die Leitung der Abteilung für Mutterschutz. Zehn Jahre fuhr sie regelmäßig zwischen New Haven und
Washington hin und her, um all ihre Pflichten erfüllen zu können.
1941 wurde sie dann stellvertretende Leiterin der gesamten Behörde. Im Jahre 1949 ließ sie sich vorübergehend beurlauben, um
für zwei Jahre den Posten eines stellvertretenden Generaldirektors der Weltgesundheits-Organisation in Genf zu übernehmen. Nach
ihrer Rückkehr nach Washington wurde sie dann Leiterin des USBundesamtes für Jugendfürsorge.
Hinter der großmütterlichen äußeren Erscheinung von Dr.
Martha Eliot verbirgt sich Vitalität und Entschlossenheit. Sie
lächelt freundlich, aber ihr Blick ist scharf beobachtend und
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai

1952

und abwägend. Ihr Gang ist schnell und ihr Auftreten bestimmt,
ihre Stimme ruhig und zurückhaltend. Wenn man sie sieht, glaubt
man nicht, wieviel Energie in dieser Frau steckt. Sie hat wenig
Interesse an Kleidung und keinen Sinn für ausgefallene Haarmoden und übertriebene Schönheitspflege. In dieser Beziehung
ist sie wohl ein krasser Gegensatz zu der "erfolgreichen Frau",
wie sie Film und Zeitschriften immer wieder vorstellen.
Martha Eliot - sie ist übrigens eine Kusine des Dichters
T.S. Eliot - kennt viele Länder der Welt, und in ihrer Wohnung,
an der sie so sehr hängt, daß sie die gesamte Einrichtung nach
Genf mitnahm, sieht man manches interessante Stück aus China und
dem Vorderen Orient. Heute - in einer Zeit, in der VerteidigungsAufgaben wieder im Vordergrund stehen- sind auch die Aufgaben
der Jugendfürsorge größer geworden. Man hat das Amt einmal "das
Gewissen der amerikanischen Bevölkerung gegenüber ihren Kindern"
genannt. Dr. Martha Eliot sorgt dafür, daß dieses Gewissen auch
dann intakt bleibt, wenn manche Mutter in der Fabrik arbeitet
und wenn manche Mutter ihr Kind zur Welt bringen muß, während ihr
Mann in Übersee bei der Armee dient. Sie lebt ganz nach dem alten Wahlspruch ihrer F?milie: "Sei ruhig und handle!"
(Aus "New York Times
* # * * *

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Magazine")

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai 1952

Auf der Suche nach einer Familie, die in
jeder Hinsicht den Durchschnitt 'des amerikanischen Lebensstandards repräsentiert, fiel
die Wahl des Arbeitsministeriurrs im Staate New
York auf die Familie des 35-jährigen Lagerarbeiters Tom Garland aus dem New Yorker Stadtteil Bronx. Der gewerkschaftliche Mitarbeiter
der "New York Times", A.H. Raskin, der seit
vielen Jahren soziologische Studien über
Mr. und Mrs. Average ~ Herrn und Frau Durchschnitt - treibt, berichtet aus dem Leben
dieser Familie.
DAS LEBEN DER FAMILIE GARLAND
Von A.H. Raskin
C 1 05 Zeilen, 1050 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Mister Tom Garland aus der
Woodycrest Avenue im New Yorker Stadtteil Bronx ist Lagerarbeiter bei Cutler-Hammer, Fabrik für elektrotechnische Artikel, ver
dient brutto 72 Dollar in der Woche und bringt nach Abzug von
4.50 Dollar für Steuern und Sozialversicherung und 5 Dollar für
Spai;anl eihe rund 62 Dollar nach Hause. Das ist für einen jungen Mann eine ganze Menge Geld; wenn er aber damit eine Frau,
zwei kleine Kinder und zum Teil die bei ihm wohnenden Schwiegereltern zu ernähren hat, kann er keine großen Sprünge machen.
Tom Garland kennt die Sorgen des Alltags von Kind auf. Er
stammt aus einfachen Verhältnissen; sein Vater war Vorarbeiter
in einer Kohlengrube, verlor aber 1 93C in der Weltwirtschaftskrise seine Stellung und bezog Arbeitslosen-Unterstützung. Als
der 14-jährige Tom aus der Schule kam, erhielt er eine Stelle
als Laufbursche bei einer Telegraphengesellschaft für 12 Dollar
in der Woche. Später arbeitete er der Reihe nach als Verkäufer,
Fahrstuhlführer und Hilfsarbeiter bei einem Installateur. 1940
fing er als ungelernter Arbeiter bei Cutler-Hammer für einen
Stundenlohn von 40 Cent an. 1942 wurde er eingezogen und diente
vier Jahre in Panama und Indien. Seit seiner Entlassung ist er
wieder bei seiner alten Firma.
Tom Garland ist seit 1948 verheiratet, seine Frau Helene
entstammt einer italienischen Einwandererfamilie; beide haben
zwei Kinder, den dreijährigen Tom und den sechs Monate alten
Gregory. Von ihrer bescheidenen Sechszimmerwohnung in einem

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai

1952

einem Mietshause am Stadtrande von Bronx gehören ihnen drei
Räume, die restlichen drei bewohnen die alten Eltern von Frau
Gsrland. Die Eltern bezahlen die Monatsmiete für die ganze
Wohnung in Höhe von 43 Dollar, dafür werden sie von dem jungen
Ehepaar verköstigt. Soweit der Sachverhalt.
Ein großer Teil aus der Wochenlohntüte - rund 27 Dollar
- wird von Frau Helene in die Lebensmittelläden getragen. 8 Dollar kosten allein die Konserven, Kaffee, Zucker, Nährmittel und
die üblichen Kleinigkeiten für die Küche. Butter zum Kochen ist
für den Grrlandschen Haushalt zu teuer; dafür wird grundsätzlich Margarine genommen. Frau Helene bäckt bis auf Brot und
Morgenbrötchen alles selbst - und sie bäckt sehr viel. Der Ehemann ist
kein Kostverächter,und wenn Frau Helene ihn satt
und zufrieden halten will, dann kann sie die süßen Leckerbissen
nicht alle beim Bäcker kaufen. Toms Lieblingsnachtisch ist Schokoladentorte; eine kleine Torte kostet beim Bäcker 65 Cent; sie
selbst kann für 55 Cent die doppelte Menge herstellen.
Ein weiteres Küchenproblem ist es»Fleischspeisen billig
und schmackhaft und vor allem in ausreichender Menge auf den
Tisch zu bringen; mit 6 Dollar Ausgaben muß die Hausfrau immerhin in jeder Woche rechnen. Zum Wochenende gibt es stets einen
guten Braten, dafür ist der Montag fleischlos. Am Dienstag stehen Schweinsrippchen auf dem Küchenzettel, Mittwoch Hackfleisch,
Donnerstag ein Spaghettigericht. Fisch essen die Garlands nicht
gerne, deswegen kommt am Freitag meist ein Eintopfgericht oder
eine Eierspeise auf den Tisch. Für Gemüse und Obst berechnet
Mrs. Garland weitere 6 Dollar. Der Milchmann bringt jeden zweiten Tfg fünf Liter Milch und kassiert dafür 4 Dollar in der
Woche. Die Pflege des Babys erfordert etwa 2.50 Dollar Extrakosten.
Seit fünf Jahren sparen die Garlands für einen Teigmischapparat. Tom steckt, so oft er kann, sein Kleingeld in eine Sparbüchse. Mehrfach waren schon 20 Dollar zusammen, aber dann tauchten Krankheitsfälle und andere unvorhergesehene Umstände auf,
und die Grrlands sparen für ihren Mixer noch immer.
Dafür besitzen sie seit zwei Jahren eine Waschmaschine, die
sie für 157 Dollar auf Raten kauften. Das andere wertvolle Stück
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* "AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai 1952

Stück im Hausstand ist der Fernsehempfänger, den sie 1950 anzahlten. Die letzte Rate wurde kürzlich abgezahlt. Seit sie das Fernsehen in der Wohnung haben, gehen die Garlands abends kaum noch
aus. Unterhaltung, Theater und Konzert vermittelt ihnen ihr
"Television Set".
Der Mittwochabend gehört seit Jahren dem Hausherrn; da geht
er mit seinen Freunden und Kollegen kegeln. Tom veranschlagt für
die nicht geringe Zeche und den Vereinsbeitrag etwa 3.60 Dollar.
Aus dem Ertrag von Überstunden bezahlt Tom einem Arbeitskameraden, der ihn auf dem Weg zu und von der Arbeitsstätte mit dem
Auto mitnimmt, jede Woche 1 Dollar; das ist so viel, wie er für
die U-Bahn-Wochenkarte ausgeben müßte.
Tom ist ein starker Zigarettenraucher; zwei Päckchen braucht
er am Tage. Dafür trinkt er nur mäßig, mit Ausnahme des Neujahrstagee,wenn der übliche Umtrunk in der Verwandtschaft und unter
Freunden getan werden muß.
Für Krankenversicherung und Gewerkschaft bezahlt Tom im Monat weitere 8.50 Dollar Beiträge. Eine Lebensversicherung für
seine Frau und eine Staatsanleihe für die beiden Kinder verursachen weitere Kosten von 135 Dollar im Jahr. 3*75 Dollar kassiert
der Gasmann für Gas und elektrisches Licht, halb so hoch sind
die wöchentlichen Fernsprechgebühren.
Die Hausfrau ist in ihrer Garderobe sparsam. Zur Zeit ändert
sie selbst die Umstandskleider, die sie im vergangenen Jahr trug.
Im Haushalt trägt sie Hosen, um ihre Kleider zu schonen. Tom ist
nicht eitel. Hemd und Hose genügen ihm; das gilt für die Fabrik
und das Zuhause. Den letzten Anzug, den er kaufte, schenkte er
seinem Schwiegervater. Für Kleinwäsche, Kindersachen und Ausbesserungen veranschlagen sie mindestens 1.50 Dollar in der Woche.
Schuhwerk und größere Kleidungsstücke werden angeschafft, wenn
wieder ein genügend großer Betrag gespart ist.
Trotz ihrer gewiß'nicht kleinen Sorgen sind die Garlands
recht zufrieden. "Wir leben gern hier in Amerika, denn wir haben
es hier sicher besser als irgendwo anders in der Welt", so argumentieren sie immer wieder. "Wir bekommen zwar nicht alles, was
wir gern möchten, aber wir können mit dem Geld, das wir haben,

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"AMERIKA DIENST"

14. Mai 1952

haben, schon recht gut leben und uns gelegentlich eine neue
größere Anschaffung leisten. Wenn die Preise heruntergingen,
wäre das natürlich schön." Welchem Familienvater, gleich wo er
lebt und wieviel er hat, spricht dieser letzte Seufzer nicht
aus der Seele?

(Aus "New York Times Magazine")

* * * * * *

Glaswände, Dachterrassen, die modernste
Küche der Welt und in der Stunde über
tausend Gäste.
WO DIE VEREINTEN NATIONEN ZU MITTAG ESSEN
( 63 Zeilen, 630 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Freundlich, gepflegt und
international ist die Atmosphäre im internationalen Restaurant
der Vereinten Nationen in New York City. Ein blonder Schwede
sitzt neben einem dunklen Asiaten, eine rassige Chilenin neben
einer kühlen Amerikanerin, und alle genießen behaglich ihren
Lunch oder ihre Tasse Kaffee und fühlen sich wie zu Hause.
Das Restaurant nimmt den ganzen fünften Stock des neuerrichteten Konferenzgebäudes der Vereinten Nationen am East
River ein. Den Gästen steht außer einem Cafe, das 450 Personen
Platz bietet, noch der sogenannte "Speisesaal für Delegierte"
zur Verfügung, der für 300 Besucher bestimmt ist und auch den
UN-Angestellten offensteht. Außerdem gibt es noch zwei kleinere
Speisesäle für Komitees oder Delegationen, deren Mitglieder
beim Essen ungestört bleiben wollen.

Das neue Unternehmen zählt 4 000 Angehörige von mehr als
60 Nationen zu seinen Gästen. Während der Essenszeit, die von
11.30 Uhr bis 14.30 Uhr dauert, werden in der Stunde über
tausend Besucher bedient. Keiner von ihnen muß lange auf sein
Essen warten. Wer das Einheitsmenu wählt, geht zu einem Schalter^
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"AMERIKA DIENST" - FfJR DIE FRAU

14. Mai 1952

Schalter, an dem mit Hilfe eines automatischen Speiseaufzuges
ein Speisetablett nach dem anderen erscheint und vom Gast nur
weggenommen zu werden braucht. Spezialwünsche werden von einem
stets freundlichen Personal prompt erfüllt. Im Speisesaal der
Delegierten bedienen neben zwei Oberkellnern allein 30 "Speisenträger" .
Die Ausstattung aller Räume des Restaurants ist in hellen,
heiteren Farben gehalten. Die an Stelle von Fenstern eingesetzten
Glaswände an der Frontseite der Speisesäle, die vom Fußboden bis
zur Decke reichen, gestatten einen großartigen Blick auf den East
River. Selbstverständlich sind alle Räume mit Klimaanlage und indirekter Beleuchtung ausgestattet, und ein geräumiger Dachgarten
steht denjenigen Gästen zur Verfügung, die nach dem Essen ein
wenig frische Luft genießen wollen.
Das Herz des UN-Restaurants aber ist die hochmoderne riesengroße Küche, in der 80 Köche, Küchenjungen und Geschirrwäscher
beschäftigt sind. Küchenchef ist Jean Laparcerie aus Bordeaux,
ein versierter Gastronom, der seinem Beruf mit leidenschaftlicher Hingebung nachkommt. "Es gibt in der ganzen Welt keine
schönere Küche", schwärmt er, "wir besitzen alle modernen Küchengeräte und sind imstande, Cafe,Restaurant und die beiden
kleinen Speisesäle in wahrhaft vorbildlicher Weise zu bedienen".
Er sagt nicht zuviel, denn diese Küche ist wirklich ein
Wunderwerk der Technik. Sie besitzt riesige Grsherde, geräumige
Kessel zum Dämpfen des Gemüses, modernste Küchengeräte, Fleischschneidemaschinen, Mischapparate und fünf riesengroße Kühlschränke.
Eine vollständige Kachelverkleidung der Wände ermöglicht es,
aucfi bei größtem Hochbetrieb stets peinliche Sauberkeit zu halten.
Der Verbrauch der notwendigen "Treibstoffe" für dieses technische Wunderwerk einer Küche entspricht g^nz ihren sonstigen
Ausmaßen: etwa 146 000 Kubikmeter Erdgas (das 2 400 km weit von
Texas in Rohrleitungen zugeführt wird) sind jährlich nötig, um
alle Gasöfen, Roste, Grille, Toaster und Backröhren zu betreiben. Etwa 2,7 Millionen kg Dampf werden pro Stunde für die
Dämpfer und Dampfkessel gebraucht, und der Betrieb der Elektrogeräte beläuft sich auf über 100 000 Kilowattstunden.
Obwohl das UN-Restaurant nicht eigentlich eine Spezialitätenküche

»

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai 1952

Spezialitätenküche ist - das wäre, wie Monsieur Laparcerie erklärt, bei so vielen Nationen ganz ausgeschlossen - werden hier
auch alle jene berühmten Leckerbissen der verschiedenen Nationalküchen hergestellt, die zu einem internationalen Lokal von
hohem Niveau gehören. Grundsätzlich jedoch verlegt sich der
Küchenchef auf eine internationale Küche mit amerikanischen
Anklängen, mit der er seine vielen Gäste zufriedenzustellen hofft.

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Doppelröcke, Pumphosen und andere sowohl
praktische als auch groteske Neuheiten
wurden kürzlich auf Modeschauen in New York
City gezeigt.
MODE - LEICHT VERRÜCKT
( 45 Zeilen, 450 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Im Grunde genommen sind die
neuesten "verrückten Einfälle" amerikanischer Modeschöpfer gar
nicht so verrückt, wie man nach ihrer Ankündigung bei den letzten
New Yorker Modeschauen anzunehmen geneigt war. Bei näherer Betrachtung erweisen sie sich nämlich als durchaus tragbar und
bilden lediglich eine amüsante Bereicherung der neuen Sommergarderobe.
Da ist zum Beispiel das "abstrakte" Kleid, das aus eigenwillig bunten Imprimes geschneidert ist und sich in seiner Verarbeitung auf eine betont einfache, fast primitiv. u^ r> beschränkt. Es besteht etwa aus einer Kombination von großgeblu:.tem Rock und getupfter Bluse oder aus einer Zusammenstellung
von einfarbigem und gestreiftem Material. Die Farbe." müssen freilich wenigstens einigermaßen aufeinander abgestimmt sein.
Etwas ganz Neues auf dem Gebiet der Sportkleidung sind Pumphosen. Sie fanden bei New Yorker Modeschauen bereits so starken
Anklang, daß die Vermutung naheliegt, die Amerikanerin käme ohne
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai 1952

ohne sie im kommenden Sommer nicht mehr aus. In Fachkreisen
ist man sogar der Ansicht, daß die Pump- oder Pluderhose selbst
Strandkleider, Shorts und Tennisdress verdrängen werde. Sie
wird in vielen Sportkombinationen unter einem aufknöpfbaren
Rock getragen, dem sie durch die Bauschung an der Hüfte einen
besonders modischen Akzent verleiht.
Ein wohl nur großen, schlanken Trägerinnen vorbehaltener
Mode-Einfall ist der neue "Doppel-Rock". Er besteht aus zwei
in den Farben aufeinander abgestimmten vollständigen Röcken, die
übereinander getragen werden. Durch seitliches Hochraffen oder
durch einen offenen Schlitz am oberen wird der untere Rock sichtbar. Für besonders 'Mutige" gibt es Modelle, deren Oberrock große Löcher hat, durch die der zweite zu sehen ist.
Die Verwendung von Stroh ist ein weiteres Attribut der neuen
amerikanischen Sommermode. Strohborten als Abschluß weitschwingender Röcke geben diesen nicht nur das notwendige "Stehvermögen"
für einen schönen, glockigen Fall (sie ersetzen sozusagen das
für diesen Zweck oft verwendete Roßhaar), sondern sind gleichzeitig auch ein aparter Ausputz. Eine reizende Neuheit sind auch
bunte Stroh-Stickereien am Halsausschnitt sowie an Ärmeln und
Taschen, die man durch passende Handtäschchen, Hüte oder Schuhe
aus Strohgeflecht ergänzen kann.
Etwas wirklich Praktisches ist schließlich die HandtaschenStola, die ein New Yorker Fabrikant erfunden hat. Sie hat an
jedem Ende eine Tasche, die gerade groß genug ist, um auf der
einen Seite das Geldtäschchen, auf der anderen Puderdose, Taschentuch und Lippenstift unterzubringen. Die Stolen werden in
Seidenshantung, Leinen oder Brokat hergestellt.

*

* * * *

"AMERIKA DIENST" - FtiR DIE FRAU

14. Mai 1952

DIE AMERIKANISCHE FRAU IM BERUFSLEBEN
(33 Zeilen, 330 Wörter)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Die Zahl der weiblichen
Berufstätigen in den Vereinigten Staaten beträgt zur Zeit rund
19 Millionen, wovon der größte Teil auf Büropersonal und verwandte Berufe entfällt. Diese Gruppe umfaßt mehr als ein Viertel aller berufstätigen Frauen; an zweiter Stelle folgen die
Industriearbeiterinnen mit etwa 19 Prozent. Weitere Berufe,
in denen eine große Anzahl von weiblichen Arbeitnehmern Beschäftigung findet, sind freie und wissenschaftlich-technische Berufe
sowie Angestellte des Gastwirts- und Hotelgewerbes, der kosmetischen Berufe und schließlich Hausangestellte. Heute gibt es kaum
mehr einen Berufszweig, in dem nicht zumindest einige Frauen
Fuß gefaßt hätten, selbst wenn diese Positionen bis vor wenigen
Jahren noch absolute Domäne der Männer waren.
Seit der Jahrhundertwende ist auf diesem Gebiet des Arbeitsmarktes eine Reihe interessanter Veränderungen eingetreten. Damals
betrug das Durchschnittsalter der berufstätigen Frau 26 Jahre,
heute liegt es bei 36, also ganze zehn Jahre höher. Die Gründe
sind bekannt: stabilere Gesundheit, längere Lebenserwartung,
bessere Arbeitsbedingungen. Die in Amerika wie auch in Europa
früher allgemein verbreitete Ansicht, daß eine Frau einen Beruf
sozusagen nur "zwischen Schule und Ehe" ausübe, ist nicht mehr
richtig. In Amerika sind über die Hälfte aller weiblichen Berufstätigen verheiratet.
Auffallend ist ferner die rasche Steigerung des weiblichen
Anteils in
selbständigen leitenden Positionen. Bei einer kürzlich durchgeführten Analyse bei 119 Einzelhandelsbetrieben mit
insgesamt 6910 verantwortlichen Angestellten betrug der Anteil
der Frauen 43 Prozent. Nach letzten Statistiken sind in den USA
nahezu eine Million Frauen als Firmenleiter, leitende Beamte und
Angestellte, Geschäftseigentüner usw. tätig. In den letzten beiden
Jahren war hier eine Zunahme von 10 Prozent - d.s. 100 000 Personen - zu verzeichnen. Unter der einen Million Frauen in selbständigen Positionen befinden sich zweihunderttausend Farmbesitzerinnen.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai

1952

KÜRZNACHRICHTEN
ASCHENBRÖDEL - BELIEBTESTES MÄRCHEN
(12 Zeilen, 120 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Von vierhundert amerikanischen Kindern unter sechs Jahren, die kürzlich auf ihre Lieblingsgeschichte hin befragt wurden, entschieden sich 250 für
Märchenerzählungen. Die restlichen 150 Kinder nannten eines der
modernen Kinderbücher, darunter - und das ist bezeichnend für
die Kinder des Zeitalters der Technik - das in Amerika weitverbreitete "Big Book of Real Fire Engines" (Das große Euch der
echten Feuerwehrautos). Unter den Märchen erhielt "Aschenbrödel"
die meisten Stimmen und stand mit großem Vorsprung vor "Goldilocks"
(Goldtöchterchen) und "Rotkäppchen" in der Gunst der Kinder. Von
den modernen Erzählungen fanden "aktuelle", d.h. wahre Geschichten
aus dem Leben Gleichaltriger großes Interesse.
*

* * * *

VITAMIN C ZUR BEHANDLUNG VON BRANDWUNDEN
(l3 Zeilen, 130 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Vitamin C (Ascorbinsäure)
ist ein neues wertvolles Hilfsmittel bei der Behandlung von
Brandwunden, wie Dr. David H. Klasson kürzlich im "New York State
Journal of Medicine" mitteilte. Seinen Ausführungen zufolge, die
auf der Behandlung von 62 Patienten mit Ascorbinsäure beruhen,
kann man das Vitamin als Hauptbestandteil einer Heilsalbe für
Brandwunden verwenden, und zwar nicht nur auf der Haut, sondern
sogar in den Augen. Es wirkt schmerzlindernd und adstringierend,
und man muß daher weniger Antibiotika verabreichen, als sonst
erforderlich wären, überdies kräftigt es, oral oder als Injektion
verabreicht, den Patienten. Heiserkeit und Schluckbeschwerden,
die sich durch das Einatmen von Rruch ergeben, können ferner durch
eine einprozentige Lösung von Ascorbinsäure in Salzwasser in kurzer Zeit beseitigt werden.
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

14. Mai 1952

AMERIKANISCHE HAUS- UND KÜCHENGERÄTE FÜR EUROPA

d 6 Zeilen, 160 Wörter)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — Die Erzeugung amerikanischer
Haus- und Küchengeräte soll in Kürze in Europa aufgenommen werden.
Wie die bekannte Firma Ekco Products Company aus Chikago mitteilt,
gründet sie zwei ausländische Filialgesellschaften, die Ekco
International Corporation für Europa und die Ekco Americas Corporation für die westliche Hemisphäre.
Die Ekco erzeugt über 2 000 verschiedene Arten von modernen,
arbeitsparenden Haus- und Küchengeräten, von den neuesten Konservenöffnern bis zu den beliebten Druckkochtöpfen. Der Vertrieb
der Erzeugnisse in Westeuropa soll innerhalb zweier Jahre in
vollen Schwung kommen. Der Umsatz, der im ersten Geschäftsjahr
in Europa erreicht werden soll, wird auf 1,5 Millionen Dollar
veranschlagt und soll innerhalb von 5 Jahren auf 3 bis 5 Millionen Dollar gesteigert werden. In welchem Land der Betrieb errichtet werden wird, wurde noch nicht bekanntgegeben. Die Eröffnung
eines zweiten Betriebes noch vor Ende 1952 ist in Aussicht genommen.
* * * * *

Quellenangabe nicht erforderlich

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V. Jahrgang, Nr. 11/W

28. Mai 1952

GROSSE FRAU GANZ PRIVAT
"Meine Weekends sind immer so erholsam", sagt Mra. Roosevelt
Elizabeth Sweeney Herbert
(74 Zeilen, 740 Wörter)
NEW YORK ~ (Amerika Dienst) — Val-Kill Cottage heißt der
Landsitz, auf dem Mrs. Eleanor Roosevelt im Winter ihr Wochenende und im Sommer ihre Ferien verbringt. Nur eine kurze Autostrecke von New York entfernt liegt das bequeme, hübsche Familienhaus, das eine spezifisch englische Gemütlichkeit ausstrahlt
und zu dem ein großer Garten und eine über 240 Hektar ausgedehnte Landwirtschaft gehören. Hier ist Mrs. Roosevelt einmal nur
Privatperson, genießt das Zusammensein mit ihren Kindern, Enkeln und Freunden und ruht sich bei einem Buch von ihren vielen
Pflichten aus.
Vom Leben in Val-Kill Cottage ist eigentlich nichts zu berichten, was außergewöhnlich wäre; man lebt dort genau so wie
in tausend anderen amerikanischen Heimen; denn Mrs. Roosevelt
haßt Förmlichkeiten. "Bringt die Kinder und die Hunde mit",
hört man sie am Telefon stets sagen, wenn sie Freunde zu sich
bittet.
Kinder sind überhaupt die besonderen Lieblinge dieser mütterlichen Frau. Wo immer sich ihre kleinen Gäste auf Val-Kill
aufhalten, finden sie einladende Teller mit Obst, Nüssen und
Bonbons, die die Hausfrau nie für sie zu besorgen vergißt, und
zu jeder Zeit gibt es in der Küche kalte Milch und "Cookies",
kleines Gebäck, das die Wirtschafterin, Mrs. Freeman, immer
frisch bereit hält.
Mrs. Freeman ist die Seele des Rooseveltschen Haushalts,
uen sie nun schon seit fünfzehn Jahren leitet. Ihre Aufgabe
ist nicht immer leicht, da "Mrs. F.D.R.", wie Mrs. Roosevelt
nach den Initialen ihres verstorbenen Gatten oft genannt wird,
manchmal bis zu 200 Gäste bei sich sieht. Dies geschieht allerdings gewöhnlich nur im Sommer, wenn die Einladungen in Form
von ungezwungenen Picknicks im Freien abgehalten werden können.
Auf Papptellern wird dann meist ein kalter Imbiß serviert.
Etwas förmlicher geht es freilich bei den offiziellen Einladungen zu, bei denen das Essen im Speisesaal stattfindet.
Mrs.Roosevelt

"AMERIKA JIEHST" - FÜR DIE FSAE
28. Mal 1952
Mra. Roosevelt oder ihr Sehn Elliott, der in der Nähe Ten ValKitt wohnt, schneidet dann naeh angelsächsischer Sitte seihet
das Fleisch und legt TOT. Sie Dame des Hauses läßt es sich
auoh nicht nehmen, den Salat eret hei Tisch nach dem Geschmack
ihrer Gäste zu "bereiten.
Zweimal täglich, gleichgültig ob bei Bogen oder Sonnenschein, unternimmt Mrs. Roosevelt mit ihren Hunden einen langen
Spaziergang durch das Farmgelände, und jeden Samstag macht sie
ihre Inspektionstour, bei der sie mit Mr. Linaka, dem Verwalter,
die notwendigen Reparaturarbeiten und Verbesserungen bespricht.
"Sie weiß erstaunlich gut über alles Bescheid", sagt Mr. linaka,
ein ehemaliger Marineangehöriger, der auch die Motorjacht des
verstorbenen Präsidenten gesteuert hat. "Sie verlangt viel von
ihren Angestellten; aber sie spart auch nicht mit Anerkennung,
wenn sie zufrieden ist."
Mrs. Boosevelt ist eine echte Hausfrau. Großzügig, wenn es
gilt, Geschenke zu machen, den Farmarbeitern ihren Weihnachtstruthahn zu bringen oder Gaben für ihre Kinder auszusuchen,
aber sparsam, was den eigentlichen Haushalt betrifft. "Sie kann
es nicht vertragen, wenn etwas verdirbt oder versehwendet wird",
sagt Mrs. Freeman, "und sieht gern selbst nach dem Rechten".
Die verhältnismäßig kleine Küche dee Landhauses ist mit
allen modernen Geräten und Maschinen eingerichtet, die für eine
vorbildliche Haushaltsführung netwendig sind. Selbstveretändlioh fehlt auch nioht eine große Kühlanlage, in der stete große Mengen an Fleisch, Obst und Gemüse eingelagert sind.
Hicht immer hat Mrs. Roosevelt jedoch Zeit für ihr Haue
und ihre Freunde; zwei bis drei Stunden gehören auch an den
"Ferientagen" der Arbeit. Dann bereitet sie ihren täglichen
Kommentar für die Zeitung vor, konzipiert Vorträge und Radioansprachen und erledigt ihr Arbeitspensum als Belegierte der
USA bei der Generalversammlung der Vereinten Bationen und als
Mitglied der Kommission für Menschenrechte. Darüber hinaus hat
sie Hunderte von Briefen pro Woche zu beantworten, und bis vor
kurzem schrieb sdear iKen Memoiren, die sie "This I Remember"
(Daran erinnere ich mich) nannte.
Es gibt wenige Momente wirklicher Muße in Mrs. Boosevelt»

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
28. Mai 1952
Roosevelts Leben, aber gerade deshalb findet sie ihr Dasein
schön und ausgefüllt. "Und außerdem", sagt sie, "sind meine
Weekends immer so erholsam."
(Aus "McCall's")

ACHTUNG REDAKTION!

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"AMERIKA DIENST" kostenlos folgende zwei
Bilder:
Val-Kill Cottage mit Garten
Mrs. Roosevelt im Wohnzimmer ihres
Landhauses
* * # * #

Testergebnisse amerikanischer Psychologen
über Arbeits- und Berufsfragen,
WARUM SIND SIE UNZUFRIEDEN ?
John R. Gibson
( 130 Zeilen, 1 300 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wie wenige Menschen wirklich an dem richtigen Arbeitsplatz stehen, für den sie ihren
Fähigkeiten nach geeignet sind, läßt das nachstehend wiedergegebene Ergebnis einer kürzlich in Amerika von einer Reihe
anerkannter Psychologen und Meinungsforschern durchgeführten
Testrundfrage erkennen. Wenn die Auswertungsergebnisse auch
keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben, so lassen sie
doch recht interessante Rückschlüsse zu.
Die Fragen und Antworten lauteten:
Frage; Wären Sie glücklicher, wenn Sie sich Ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen müßten?
Antwort: Nein. Selbst wenn man beispielsweise durch eine
Erbschaft oder einen Totogewinn plötzlich in die Lage versetzt würde, nicht mehr arbeiten zu müssen,
so würde man dies recht bald bedauern. Der Mensch
muß einen Pflichtenkreis haben. Er braucht die Anerkennung der anderen, die Achtung vor sich selbst
und ein gutfundiertes Selbstvertrauen in sein Können. Pflichten und ein Ziel verringern Spannungsmomente

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai 1952

Spannungsmomente und Kon,fliktmöglichkeiten, halten zu eigenem Schaffen an und zwingen den Einzelnen, sich einzuordnen und anzupassen.
Jeder alte Mensch, der sich von seinem Pflichtenkreis
zurückziehen mußte, wird bestätigen können, daß ihn das
"sorglose" Alter nicht glücklicher gemacht hat. Der Soziologe Professor T. Landis zog nach Prüfung von 500 Personen der verschiedensten Arbeitsschichten folgendes Fazit:
Die Mehrzeit der Menschen ist dann am glücklichsten gewesen, wenn sie am schwersten und angestrengtesten arbeitete
und große Verantwortung zu tragen hatte.
Frage: Welche Arbeit verrichtet man am besten und erfolgreichsten?
Antwort: Nur die, die man gerne tut. In einem Beruf, den
man nicht liebt, wird man es nie zu etwas bringen,
gleich wie man sich auch bemüht.
Frage: Wann ist die beste Tageszeit für schwierige Arbeiten'
Antwort: Obgleich man allgemein hören kann, daß die frühen
Morgenstunden die produktivsten des i'ages 3ind, so
brauchen die meisten Menschen doch eine gewisse Anlaufzeit. Bei diesen Tests wurde festgestellt, daß
die ergiebige Arbeitszeit erst eine Stunde nach
Arbeitsbeginn einsetzt, etwa 1 Stunde vor der Mittagspause nachläßt, danach wieder ansteigt, rasch abwieder nachläßt,um dann am späten Nachmittag den
Tiefpunkt zu erreichen. So verhielt es sich jedenfalls bei der Mehrzahl der Getesteten.
Frage:

Würde Ihre Leistung sich steigern, wenn Sie im
Liegen arbeiten könnten?

Antwort: Tatsächlich, so ist es. Psychologen der Colgate
"Universität führten mit Studenten entsprechende
Test durch und mußten zugeben, daß sich bessere
Leistungen erzielen ließen, wenn man den Studenten
Matratzen anstatt Pulte gäbe. Wenn die Beine nur
wenig höher liegen als der Kopf, genügt dies, um das<
Blut frei und ungehemmt durch den Körper strömen zu
lassen. Die Studenten lösten dabei besonders komplizierte mathematische Aufgaben 7 - 1 4 Prozent schneller als am Pult sitzend. Sie waren konzentrierter
und exakter in ihrer Analyse. Die aufrechte Haltung,
auf die der Mensch so stolz ist, ist also durchaus
nicht immer sein Vorteil. Sie ist für den Geistesarbeiter ein Handikap und die Ursache einer ständigen leichten Blutleere im Gehirn.
Frage: Welche Temperatur schafft das beste Arbeitsklima?
Antwort: Nach Befunden der Johns Hopkins Universität sind
bei schwerer körperlicher Arbeit 15,5° Celsius die

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai 1952

die ideale Arbeitstemperatur; für leichtere körperliche
Arbeit gelten 17,7°, für Geistesarbeiter im Winter 18,5
bis 23°, im Sommer 26 - 27° Celsius als besonders günstig.
Frage;

Wie soll die Mittagspause genutzt werden, um wirkliche Erholung zu gewährleisten?

Antwort; Dies ist abhängig von der Art der Arbeit. Professor Bills von der Universität in Cincinnati kam
nach langen Reihentests zu folgender Ansicht»
a) Körperliche Arbeitende dürfen sich nicht schlafen legen. Sie würden sonst den letzten Rest der
noch verbliebenen Energie einbüßen und wären
dann nahezu unfähig, die Arbeit wieder aufzunehmen.
b) Geistesarbeiter brauchen eine Ablenkung und
gleichzeitige Anregung. Für sie sind ein kurzer
Spaziergang, ein wenig Musik, eine angeregte
Unterhaltung die beste Erholung und Regeneration.
Dies alles erhält geistig rege und läßt Muskeln
und Gehirn entspannen.
Frage;

Warum ist ein Beruf langweilig?

Antwort:

Weil man für ihn nicht geeignet ist; weil man
intelligenter ist, als es die Arbeit erfordert;
weil man unzufrieden ist über das Gehalt, den Chef,
die Arbeitsmethoden; weil man keine Aufstiegsmöglichkeiten hat, den Chef nicht leiden kann u.a.m.
Bei dieser Umfrage hat man übrigens auch festgestellt, daß Langeweile, d.h. Unzufriedenheit mit
der Arbeit, die häufigste Ursache für das Wegbleiben vom Arbeitsplatz ist.

Frage:

Ist es normal, seinen Beruf zu hassen?

Antwort; Es gibt Leute, die ihre Arbeit als eine Strafe
auffassen, als etwas, das man hassen und dem man
aus dem Wege gehen muß. Die Psychologen nennen diese Erscheinung "Ergophobie" und klassifizieren sie
als ein Anzeichen von Neurose. Die von ihr befallenen Menschen fürchten jede Arbeit, werden aber
niemals über ihre Furcht sprechen. Sie werden keine gestellte Aufgabe ablehnen, werden damit aber
auch nicht zurechtkommen. Angesichts einer wirklich
schwierigen Arbeit aber werden sie wahrscheinlich
ernsthaft krank werden.
Frage; Wieviele Menschen sind mit ihrer Berufswahl zufrieden?
Antwort: Die Clark-Universität in Massachusetts führte eine
umfassende, breit angelegte Umfrage durch,,die den
Geistesarbeiter ebenso wie den körperlich Schwerarbeitenden einschloß. Nur 60 Prozent der Befragten
waren mit ihrer Berufswahl wirklich zufrieden. Am

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai 1952

Am glücklichsten waren alle jene, die sich emporgearbeitet
hatten und bereits eine gewisse Verantwortung trugen. Die
Mehrheit der "white collar workers", der kleinen Angestell'ten,konnten diese Befriedigung an ihrem Arbeitsplatz nicht
finden (58 Prozent). Die Facharbeiter dagegen, selbst wenn
sie keine volle Lehr- und Gesellenzeit durchgemacht hatten,
liebten in den meisten Fällen ihren Beruf.
Frage:

Führt angestrengtes Arbeiten zu gesundheitlichen
Schädigungen?

Antwort: Arbeitsfülle allein hat noch keinen Nervenzusammenbruch verursacht. Zum seelischen Zusammenbruch
gehören Ängste, Sorgen und Enttäuschungen. Im Gegenteil hat schon sehr oft die Arbeit über seelische
Konflikte hinweggeholfen.
(Aus "This Week")

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»AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai 1952

Ein vorbildliches Kunsterziehungsprogramm führt die Gesellschaft
zur Förderung der Kunst an öffentlichen Schulen in Chikago durch, an
dem Lehrer, Eltern und Schüler
gleichermaßen beteiligt sdnd

DURCHDACHTE KUNSTERZIEHUNG
(86 Zeile'n, 860 Wörter)
CHIKAGO — (Amerika Dienst) — ""Bildung heißt: das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden können." Wenn man diese
alte, in ihrer Knappheit wohl treffendste Definition aller Erziehungszwecke voraussetzt und wenn man sich ferner vergegenwärtigt, daß der Gesichtssinn ein unerläßliches Kommunikationsmittel zwischen dem Einzelnen und der Umwelt darstellt, so folgt,
daß die Bedeutung der Bildenden Kunst sowie der Kunsterziehung
wohl schwerlich überschätzt werden kann. Ist es doch der Sinn
aller Gestaltung, das Wesentliche aus der Vielfalt der Erscheinungen herauszuarbeiten. "Zeichnen heißt Weglassen", sagte Max
Liebermann.
In diesem Zusammenhange sind die kunstpädagogischen Bemühungen der Chicago Public School Art Society (Gesellschaft zur
Förderung der Kunst an öffentlichen Schulen) bemerkenswert, die
damit beginnt, daß sich die Schüler salbst die Bilder aussuchen,
die ihre Klassenzimmer während des Jahres schmücken sollen. Die
Schüler entwickeln dabei einen erstaunlichen künstlerischen Geschmack - wenn man sie nämlich von Anfang an vor der Möglichkeit bewahrt, sich überhaupt erst für das Minderwertige zu entscheiden. Man wird vielleicht einzuwenden haben, daß unter diesen
Umständen nicht von einer echten Wahl gesprochen werden könne
und daß ein solches Verfahren, was die künftige künstlerische
Entwicklung dieser Kinder angeht, zu keinen besonderen Erwartungen berechtige. Aber die Paradoxie liegt in der Sache selbst.
Einerseits ist nämlich die erste "Wahl" der einzige Fall, da
der Mensch wirklich noch zwischen verschiedenen objektiven
Werten "frei" entscheiden kann, während dann stets die bereits
einmal getroffenen Entscheidungen mit ins Gewicht fallen. Andererseits jedoch bedarf gerade die erste Entscheidung jener
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai 1952

jener Erfahrung, über die der Heranwachsende niemals verfügen
kann. Darin aber liegt wohl der Sinn aller Erziehung, daß man
den jungen Menschen für den Fall seiner ersten Entscheidung auf
den richtigen Weg bringt.
Die genannte Organisation verfolgt in den nunmehr nahezu
fünfzig Jahren ihres Bestehens vor allem den Gedanken einer
engsten Zusammenarbeit zwischen den Schulen und dem bekannten
Art Institute of Chicago. Dieses Institut, Museum, Schule, Theater, Kunstverlag und Bibliothek in einem, entsendet Lehrkräfte
und stellt jede Art von Anschauungsmaterial zur Verfügung. Wenn
auch der eigentliche Zweck die Förderung des Kunstverständnisses
ist, so wirkt diese Tätigkeit doch auch wieder auf den Unterricht in den anderen Fächern ein. So hat man beispielsweise im
Jahre 1951 eine Methode eingeführt, die das Kunstwerk nicht nur
vom "künstlerischen Tatbestand" (wie der große Kunstpädagoge
Gustaf Britsch sagt), sondern von allen nur erdenklichen historischen, psychologischen, wissenschaftlichen undsonstigen
sachlichen Aspekten her zu erschließen sucht. Man stellt ein
bestimmtes Bild aus und weist auf andere Gestaltungen, denen
dasselbe Thema zugrunde liegt, hin. Ferner werden, neben den
selbstverständlichen biographischen und geistesgeschichtlichen
Zusammenhängen, auch etwa naturwissenschaftliche Daten hinzugezogen. Philippe Rousseaus "Wasserfall," ein Bild, das aus der
Erinnerung an den mexikanischen Feldzug (an dem der Douanier
während seiner Jugend als Musiker teilgenommen hatte) entstanden ist, wird zum Anlaß genommen, die dargestellten Pflanzen
im Botanischen Garten und darüber hinaus die biologischen Gesetze des Dschungels zu studieren. Das braucht zweifellos nicht
vom Künstlerischen wegzuführen, sondern vertieft im Gegenteil
dessen Verständnis, da der einer Gestaltung zugrunde liegende
Erlebnisgehalt erfaßt wird, wie er dem Künstler bewußt oder
unbewußt gegenwärtig war. Echtes Verständnis eines Kunstwerkes
bedeutet wohl immer eine Art von Nachschöpfung.
All diese Daten werden den Schülern in visuell einprägsamer Form, das heißt nach den Grundsätzen der modernen Ausstellungstechnik, nahegebracht . Ergänzt werden die Darstellungen
durch Filme oder Diapositive - so etwa, wenn die Dozentin im
Zusammenhang mit einem Bild von Pierre Auguste Renoir eigene

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai

1952

eigene Photos vom Hause und Garten des Künstlers zeigt - ja
selbst durch musikalische Darbietungen. All dies sind freilich
nur Wege, die schließlich in die gesammelte Betrachtung des
Originals münden müssen. Aus diesem Grunde werden in der Hauptsache solche Kunstwerke gewählt, die im Art Institut vorhanden
sind. Der Bürger von Chikago wird so von früh auf dazu angeleitet, von seinem Kunstbesitze echten Gebrauch zu machen.
Die "Totalisierung" des Kunstverständnisses führt über
farbpsychologische Studien sogar bis zur Werbetechnik und anderen industriellen Gesichtspunkten. Sehr eingehend werden auch
die technischen Grundlagen des Kunstwerkes, seine materielle
Struktur gewürdigt.
Die Arbeit der Chicago Public School Society umfaßt alle
Gruppen von öffentlichen Schulen, die Gemeindeschulen ebenso
wie die höheren Schulen. Die Finanzierung erfolgt auf freiwilliger
Basis, teils von Seiten der Schüler, in der Hauptsache jedoch
von Seiten der Mitglieder, die auch ihre Arbeitszeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen.

(Aus "Christian Science Monitor")
* * * * #

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Eine Gruppe von Schülern wählt
Bilder für ihre Schulräume aus.

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28. Mai 1952

Eines der populärsten Radioprogramme in
Wisconsin, USA, ist die seit 15 Jahren
von 5 einfachen Farmersfrauen zusammengestellte monatliche Sendung:
"SIE SAGEN, WAS SIE DENKEN"
( 62 Zeilen, 620 Wörter)
MADISON — (Amerika Dienst) — Es mag dahingestellt bleiben,
wie weit die sprichwörtliche Neigung der Frauen, stets das letzte Wort haben zu müssen, in Wirklichkeit zutrifft. Die fünf
Frauen jedenfalls, die seit nunmehr 15 Jahren in Dane County
im Staate Wisconsin die regelmäßige Rundfunksendung "Sie sagen,
was sie denken" bestreiten, tragen in "beredter" Weise dazu bei,
die Richtigkeit dieser Behauptung zu unterstreichen. Monatlich
einmal nämlich finden sie sich vor dem Mikrophon zusammen, um
in zwangloser Unterhaltung alle Themen, angefangen vom Kochrezept bis zur Atomzertrümmerung, zu diskutieren und ihre aus der
weiblichen Perspektive geformten Ansichten über alle Probleme
und Ereignisse von privater und öffentlicher Bedeutung abzugeben.

Im Jahre 1937 faßte Bill Clark, der -Leiter des Rundfunksenders WIBA, den Plan, das Sendeprogramm durch eine in regelmäßigen Zeitabständen stattfindende Sendung "Von Frauen für
Frauen" zu erweitern. Er lud zu diesem Zweck fünf Farmersfrauen
aus verschiedenen Teilen des Regierungsbezirkes ein, um mit ihnen
seinen Plan zu besprechen und sie um aktive Teilnahme für seine
Verwirklichung zu bitten.
Schon das erste Zusammentreffen mit ihnen überstieg seine
kühnsten Hoffnungen. Mrs. Selma Sorenson, Mrs. Grace Langer,
Mrs. Ruth King, Mrs. Isabel Baumann und Mrs. Sibylle Mitchell,
die einander vorher niemals gesehen hatten, verstanden sich vom
ersten Augenblick an ausgezeichnet und waren mit wahrem Feuereifer bei der Sache. Die "Mikrophon-Scheu", die sie wie wohl jeden Rundfunk-Neuling anfangs dazu zwang, ihre Diskussionen schriftlich vorzubereiten, verlor sich bald, und in kürzester Zeit waren
sie so weit, daß ein paar Stichworte und Notizen des Sendeleiters
genügten, um eine flüssige Unterhaltung in Gang zu bringen. Die
Diskussionen erhalten dadurch einen ungezwungenen, informellen
Charakter.
So

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
28. Mai 1952
So leicht und unbekümmert die Art der Diskussionsführung
dieser fünf Frauen aber für die vielen in te .-esalerten Hörer auch
erscheinen mag, es steckt doch ein tiefer Fernst hinter ihrer
Rundfunkarbeit. Die Mitglieder des Clubs "Sie sagen, was sie
denken" sind sich der Verantwortung voll bewußt, die sie mit
der Aufgabe, der breiten Öffentlichkeit allgemein menschliche
Probleme ebenso wie lokale und staatliche Angelegenheiten nahezubringen, auf sich genommen haben. Sie wissen um ihren Einfluß auf ihre begeisterte Zuhörerschaft und versuchen auf jede
Weise,das Vertrauen der Menschen zu rechtfertigen, die sich
immer wieder mit Bitten und Fragen an sie wendön.
"Wie viele Frauen vor uns", so stellen sie übereinstimmend fest, "sind auc'h wir gezwungen, allein mit Worten das zu
erreichen, was Männer sich mit einem kräftigen Faustschlag
oder - wenn es sein muß - auch mit Waffengewalt erzwingen
können". Diese Erkenntnis bedeutet für die fünf Mitglieder der
Rundfunk-Diskussionsgruppe jedoch durchaus nicht Resignation,
sondern im Gegenteil Ansporn und Genugtuung zugleich. Verständnis und Güte, Einfühlungsvermögen und Wortgewandtheit
sind die einzigen Mittel, die ihnen bei ihrer Arbeit zur Verfügung stehen. Sie sind nicht Experten auf irgendwelchen Sachund Spezialgebieten, sondern einfache Farmersfrauen, die wie
alle anderen Frauen die vielen kleinen Alltagssorgen mit mißratenen Kuchen, wilden Kindern und vielbeschäftigten Ehemännern ebenso kennengelernt haben wie die Nöte des Krieges und
finanzieller Krisen. Diese Erfahrungen bilden das Fundament,
von dem aus sie zu ihrenweiblichen - und auch männlichen Hörern sprechen, sie beraten und unterhalten. Worum immer es
sich aber auch in ihren Diskussionen handelt - sei es eine
Kritik an einem neuen Film oder die Anwendung eines neuen Küohftngerätes - "sie sagen stets, was sie wirklich denken".
(Aus "Country Gentleman")
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Die 5 Farmersfrauen vorm Mikrophon
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"'AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai 1952

KURZNACHRICHTEN
AMERIKANISCHE URGROSSMUTTER VERÖFFENTLICHT IHRE LEBENSGESCHICHTE
(9 Zeilen, 90 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die 92jährige Grandma
Moses (Anna Mary Robertson Moses) - in Wirklichkeit ist sie
Urgroßmutter, denn sie hat 17 Urenkel - die seit ihrem 76.Lebensjahre malt, um nicht untätig sein zu müssen, hat sich in
dieser Zeit einen beachtlichen künstlerischen Ruf als primitive Malerin erworben. Ihre Autobiographie "Grandma Moses:
Meine Lebensgeschichte", bearbeitet von Otto Kallir, ist die
Geschichte einer niemals müden Farmersfrau, Mutter und berufenen Künstlerin und zeigt, wie ihre - von ihr selbst nie ganz
ern3t genommenen - Bilder den Weg in nahezu alle namhaften
Museen der USA gefunden haben.
* * * * *

KINDERGÄRTEN AUF KOOPERATIVER BASIS
(19 Zeilen, 190 Wörter)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Von den Eltern organisierte und finanzierte Kindergärten werden in den amerikanische.
Städten immer populärer. Die Eltern sorgen für geeignete Räume, engagieren das Lehrpersonal und stellen die Beschäftigungsprogramme der Kinder zusammen. Diese auf kooperativer Basis
errichteten Kindergärten sind Teil eines neuen großen Erziehungsprogramms f-ffir Kinder im vorschulpflichtigen Alter, das
auf die Tatsache abgestimmt ist, daß gerade die Jahre zwischen
3 und 6 für die Entfaltung der Kinder in körperlicher, geistiger und sozialer Hinsicht besonders wesentlich sind.
Die Mithilfe der Eltern erstreckt sich außerdem auch auf
tätige Hilfe, wie Instandhaltung des Schulraumes, der Spielplätze, des Spielzeugs und der Sportgeräte, Zubereitung der
Schulmahlzeiten, Transport der Kinder von und zur Schule etc.
Monatlich finden beratende Versammlungen statt, in denen man
unter Leitung von Fachkräften Fragen der Kindererziehung, des
kindlichen Verhaltens sowie der richtigen körperlichen, seelischen/emotionellen Entwicklung des Kindes eingehend erörtert
und das Erz*ehungsprogramm der Schule entsprechend gestaltet.
* * * * *

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai 1952

NICHT SOVIEL BÜCKEN
(22 Zeilen, 220 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — "Selbst in einem wätgehend
mechanisierten Haushalt vergeudet die Hausfrau noch sehr viel
Kräfte durch Bücken und Strecken während des Kochens, Aufräumens
usw.," erklärt Dr. Esther Bratton vom Institut für Haushaltsforschung in New York. "Die meisten Hausfrauen sind sich gar nicht
bewußt, welches Gewicht sie heben, wenn sie nur einen kleinen
Gegenstand vom Boden aufnehmen oder eine Pfanne aus dem untersten Fach des Küchenschranks holen". Daher ist
nicht so sehr
das Gewicht des Gegenstandes als der Energieaufwand, der mit dem
Aufrichten des Körper verbunden ist,für die Hausfrau anstrengend.
Dr. Bratton schlägt
vor, mehr als- bisher nur die Arme
und nicht den ganzen Körper arbeiten zu lassen. Allerdings sollte
die Hausfrau darauf achten, daß auch die Arme sich nicht zu sehr
strecken und drehen müssen, denn selbst bei ruhig gehaltenem Körper ist bereits ein beträchtlicher Energieaufwand nötig, um einen
Höhenunterschied von 25 cm zu überwinden.
Viel Kraft kann die Hausfrau sparen, wenn sie weitgehend
die Arme verwendet und beispielsweise zum Kehren und Staubwischen
langstielige Besen, Bürsten, Mops, Schaufeln usw. benützt. Das
Reinigen der Badewanne muß ebenfalls nicht mit tiefem Bücken verbunden sein, man braucht nur anstatt eines Tuches eine langstielige Bürste mit feinen Borsten zu benützen.
» * * * *

53 PROJEKTE IN 72 LÄNDERN
Aus der Arbeit des Kinderhilfsfonds der UN

( 13 Zeilen, 130 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) —
Der internationale Kinderhilfsfonds der Vereinten Nationen (UNICEF) unterstützt oder finanziert gegenwärtig 53 verschiedene Projekte in 72 Ländern, geht
aus einer von dieser Organisation veröffentlichten Übersicht hervor.
In Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersucht der Fonds gegenwärtig fast 60 Millionen Kinder auf Tuberkulose, von denen etwa 30 - 50 Prozent geimpft werden sollen.

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

28. Mai 1952

23 Millionen Kinder werden auf chronische Hauterkrankungen untersucht und mit Penicillin behandelt, weitere 1,25 Millionen
werden gegen Diphtherie und Keuchhusten geimpft. Ferner haben
rund 2 100 Wohlfahrtsstellen in Asient Lateinamerika und in
den Levantestaaten die Sorge für 3»5 Millionen Mütter und
Kinder übernommen.
* * * * * *

Quellenangabe nicht erforderlich

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V. Jahrgang, Nr. 1 2/W

11* Juni 1952

Am 26. Juni 1952 begeht die amerikanische
Schriftstellerin Pearl S. Bück ihren
60. Geburtstag
MITTLERIN ZWISCHEN OST UND WEST
Von Jane Textor
( 78 Zeilen, 780 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Vor etwa zwei Jahren brachte die Weltpresse die Geschichte "Das Kind, das immer Kind
bleibt". Diese Erzählung stammte aus der Feder der bekannten
amerikanischen Schriftstellerin Pearl S. Bück; es war die Geschichte ihres eigenen Kindes.
Pearl S. Bück begeht in diesen Tagen ihren 60. Geburtstag.
Das Leben hat ihr viel Interessantes gebracht, aber es hat sie
auch in den vielen, vielen Jahren, die sie als Mittler zwischen
West und Ost lebte, vor Schicksalsschlägen nicht verschont.
Nahezu 40 Jahre ihres Lebens verbrachte sie zwischen China
und Amerika. Am 26. Juni 1892 in Hillsboro in West Virginia geboren, wuchs die kleine Pearl Sydenstricker in Chingkiang auf,
einer Stadt am Yangtse, in der ihre Eltern als Missionare tätig
waren. Alles,was sie konnte, hatte sie die Mutter gelehrt. Ihr
verdankte sie auch den ausgeprägten Sinn für die Schönheit der
Sprache.
Mit 17 Jahren schickte man sie nach Europa. Später setzte
sie ihre Studien am Randolph Macon College in Virginia fort,
kehrte nach ihrer Abschlußprüfung im Jahre 1914 dem Westen den
Rücken und ging nach China zurück. Drei Jahre später heiratete
sie dort den amerikanischen Missionar John L. Bück. Anfang der
zwanziger Jahre übersiedelte das Ehepaar mit seinen beiden Töchtern nach Nanking. Pearl versorgte Kinder und Haushalt und lehrte
außerdem englische Literatur an der Nanking-Universität, der
Southeastern- und der Chung-Universität. Es w a r p ausgefüllte
Tage, und doch gab sie sich mit ihren Aufgaben noch nicht zufrieden. 1925 ging sie erneut nach Amerika zurück, um an der
Cornell-Universität den akademischen Grad eines Master of Arts
zu erwerben.
Ein 1932 erschienener Artikel, in dem sich Pearl Bück kritisch
mit der Methodik einiger Missionare auseinandersetzte, führte zu

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

11. Juni 1952

zu Dissonanzen mit der Missionarsvereinigung, zur Aufgabe ihrer
Missionsarbeit und zur Trennung von ihrem Mann und von China.
Sie ging nach Amerika zurück.
Die Trennung von China fiel ihr schwer. Sie sprach und dachte bereits chinesisch und mußte alle ihre Gedanken erst ins Englische übertragen. Sie empfand China als ihr eigentliches Vaterland, obgleich man auch sie von jenem Boykott nicht ausschloß,
mit dem die Chinesen sich in den späten zwanziger Jahren gegen
das Eindringen fremder Elemente zur Wehr setzten. Sie mußte
bald erkennen, daß man sie niemals als Einheimische gelten lassen würde. Dieses Gefühl des Ausgeschlossenseins aus einer Gemeinschaft, die sie liebte, war wohl der erste Anstoß zu ihren
einzigartigen Schilderungen des chinesischen Lebens, die sie als
Schriftstellerin und als Mittlerin zwischen Ost und West berühmt
gemacht haben. 1931 erschien ihr wohl bestes Buch,"Die gute Erde",
in dem die Verbundenheit mit ihrer zweiten Heimat den stärksten
Niederschlag gefunden hat. Es brachte ihr zusammen mit den nachfolgenden Romanen "Söhne" (1932), "Das geteilte Haus" (1934),
"Die Mutter" (1935) sowie den beiden brillanten Biographien
ihrer Eltern, die unter den Titeln ""The Exile" (Das Exil) und
"The Fighting Angel" (Kämpfender Engel) 1936 erschienen waren,
als erster Amerikanerin 193% den Nobelpreis für Literatur.
Auch Amerika hat die Schriftstellerin viele Male ausgezeichnet. 1932 fiel der Pulitzerpreis und die Howells-Medaille der
Amerikanischen Akademie für Kunst und Wissenschaft an sie. Für
eines ihrer zahlreichen Kinderbücher, "The Big Wave" (Die große
Welle),wurde ihr der Literaturpreis der "Child Study Association
of America" zugesprochen.
Im April 1949 erschien ihr nächstes größeres Werk,"Kinfolk"
(Verwandte) ,dessen Schauplätze der Handlung China und Amerika
8ind,und 1950 erschütterte die Lebensgeschichte ihrer Tochter,
"Das Kind, das immer Kind bleibt", Millionen Menschen in aller
Welt. Hier erzählt sie den Leidensweg einer Mutter, die sich
damit abgefunden hat, daß ihr Kind niemals die geistige Entwicklungsstufe eines Kleinkindes überschreiten wird.
China aber konnte sie niemals vergessen. Selbst Tausende
von Meilen entfernt arbeitet sie weiter an ihrem Verständigungswerk. Zusammen mit ihrem zweiten Mann schuf sie auf ihrer Farm

"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
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Farm in Bennsylvanien ein Heim für verwaiste Kinder chinesischer
Abstammung; im Welcome House, dem "Haus des Willkommens", finden
sie vollen Ersatz für das verlorene Elternhaus und Liebe und
Verstehen.
Wie ihre Liebe zu China, so ist ihr auch der Drang zum
Schreiben eingeboren. Sie muß schreiben, und sie selbst sagt
darüber: " Wirklich glücklich und im Gleichgewicht bin ich nur
dann, wenn ich gerade etwas schreibe, geschrieben habe oder zu
schreiben beabsichtige."

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von Pearl S. Bück zu obigem Artikel.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

11. Juni 1952

Die verantwortliche Leiterin der Diätküche
eines großen amerikanischen Krankenhauses
findet neue Wege zur rascheren Verpflegung
der Kranken. Ihr "ciazentralisiertes Arbeitssystem" hat sich in Nashville zum Vorteil
aller bewährt.
2 600 MAHLZEITEN TÄGLICH
Aus dem Leben einer Diätköchin
Von L. Davis
( 95 Zeilen, 960 Wörter)
NASHVILLE — (Amerika Dienst) — Kranke Menschen sind in
bezug auf das Essen durchaus nicht so wählerisch, wie man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist. - Dies wenigstens behauptet Miss
Bernice Hopkins, der man als Leiterin der Diätküche des Vanderbilt-Krankenhauses, das durchschnittlich 4C0 Patienten beherbergt, ein Urteil auf diesem Gebiete wohl zutrauen darf.
Einfach freilich ist die Leitung einer Küche für Kranke
nicht. Das weiß Miss Hopkins besser als so mancher andere DiätSpezialist, denn in ihrer Küche werden gleichzeitig auch die
Speisen für die große Cafeteria des Krankenhauses zubereitet,
in der täglich mehr als tausend Mahlzeiten für das Krankenhauspersonal sowie für Studenten und Besucher ausgegeben werden.
Der große, helle Speiseraum dieser Cafeteria mit seinen bequemen Sesseln, sauber gedeckten Tischen und den warmen grün-goldenen Vorhängen wirkt allein schon durch sein Äußeres so einladend,
daß es nicht schwierig ist, die Gäste auch durch ein einfach
zubereitetes Mahl zufriedenzustellen.
Anders bei den Patienten, die in ihren kahlen, nüchternen
Krankenzimmern ihre Mahlzeiten zu sich nehmen müssen. Die strikte Sachlichkeit der Umgebung muß in diesem Falle durch eine besondere Sorgfalt in der Zubereitung und Anrichtung der Speisen
wieder wettgemacht werden.
"Wir versuchen, unsere Patienten in bezug auf das Essen
dadurch zu erfreuen, daß wir weitgehend ihre persönlichen 'Wünsche berücksichtigen", erklärt Miss Hopkins. Und da das Krankenhaus Patienten aus allen Teilen der Vereinigten Staaten beherbergt, die jeweils an heimatliche Spezialküche gewöhnt sind,
ist dies gewiß keine leichte Aufgabe. Umsoweniger, als eben
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
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eben diese SpezialWünsche mit den Diätvorschriften des Krankenhauses in Einklang gebracht werden müssen. Ein ganzer Stab von
Diät-Experten - das Vanderbilt-Krankenhaus gehört zu den wenigen amerikanischen Krankenhäusern, die gleichzeitig eine Lehrküche für Diät betreiben - ist daher ständig damit beschäftigt,
die täglichen Küchenzettel auszuarbeiten.
Die Schwierigkeit dieser Aufgabe besteht darin, daß die
zubereiteten Speisen wohlschmeckend, abwechslungsreich und im höchsten Maße nährwerthaltig zugleich sein müssen. In letzter Zeit
ist man deshalb - abgesehen von den Mahlzeiten für diejenigen
Kranken, die einer besonderen Diätvorschrift unterworfen sind von einer spezialisierten Diät abgegangen und hält sich statt
dessen an eine wohlausbala-ncierte, allgemein nahrhafte Speisenfolge.
Entsprechend diesen hohen ernährungstechnischen ebenso wie
den rein mengenmäßigen Anforderungen ist auch die Beschaffung der
Lebensmittel selbst keine leichte Aufgabe. Gilt es doch täglich - einschließlich der in der Cafeteria gereichten Speisen 2 600 Mahlzeiten in der Küche des Vanderbilt-Krankenhauses fertigzustellen.
So ist es kein Wunder, daß beispielsweise Vanille nur
gallonenweise, geriebene Nüsse fünfpfundweise und Mohn sackweise gekauft werden. Das Mehl für Brote und Kuchen nimmt allein
fast die Hälfte der riesigen Vorratskammern im Kellergewölbe
des Krankenhauses ein. Daneben gibt es Lagerräume, an deren
Wänden sich die Lebensmittelkartons und -kisten zu wahren Türmen stapeln, große Gefrieranlagen für Obst und Gemüse sowie
überdimensionale Backöfen, in denen sämtliches Gebäck und Brot
des Krankenhauses hergestellt wird.
Am Montag und Freitag jeder Woche werden die Lagerräume
neu aufgefüllt. Am frühen Morgen schon beginnt die Anfahrt der
unzähligen Lieferwagen, und die Dunkelheit ist meist schon angebrochen, wenn der letzte Wagen der Transportkolonne abgeladen
ist.
Die Kontrakte mit den einzelnen Liefer-Firmen lauten in
der Regel auf ein Jahr, in jedem Frühling werden neue Abschlüsse getätigt. Dann beginnt für Miss Hopkins und ihre Mitarbeiter
jene anstrengende Zeit, in der alle eingesandten Warenproben

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
11. Juni 1952
Y/arenproben gekostet und auf ihren Nährwert geprüft werden;
für die Bestellungen der Lebensmittel ist nicht der Preis, sondern in erster Linie die Qualität entscheidend.
"\Wirkosten oft drei volle Tage lang nichts als Bohnen",
berichtet Miss Hopkins, und man glaubt ihr, daß sie selbst eine
Erholung nötig hat, wenn sie die ganze Liste der Lebensmittel,
einschließlich der verschiedenen Arten von Baby-Jjahrung, durchprobiert hat.
Zubereitet werden sämtliche Mahlzeiten in der riesigen,
modernen Küche im Erdgeschoß des Krankenhaus-Gebäudes, in der
allein 165 Personen beschäftigt sind. Dieser Slab von Arbeitskräften ist nach dem von Miss Hopkins eingeführten "dezentralisierten Küchensystem" in streng abgegrenzte Arbeitsgebiete
eingeteilt. Da gibt es eine Abteilung, die lediglich für die
Salate, eine andere, dia für die Fleischgerichte oder Kuchen
usw. verantwortlich ist, andere wieder versehen ausschließlich
die Heizung, das Geechirrwasohen oder die "Weiterleitung" der
Mahlzeiten. Denn die Speisen werden nicht von der Hauptküche
aus direkt zu den Patienten und Gästen weit:rgeg~ben, sondern
vorerst in die !,ITebenküchen'' der einzelnen Stockwerkt; geleitet,
von wo aus sie dann - stets frisch und heiß - den Kranken ans
Bett gebracht werden.
Dieses System hüt den Vorteil, daß die Patienten nicht
wie in den meisten anderen Krankenhäusern oft schon um 5 Uhr
früh durch den Beginn des langwierigen Frühstack-Auftragens geweckt werden. Dieser Prozeß konnte vielmehr durch den reibungslosen Ablauf dieses gutorganisierten Systems so weit abgekürzt
werden, daß die gesamten Insassen des Krankenhauses innerhalb
von 45 Minuten "abgespeist" werden können.
(Aus "The Nashville Tennessean Magazine")
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
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11. Juni 1952

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KamiIIa Koffler, die in Wien geborene amerikanische Photographin, hat sich durch die
"Menschlichkeit" ihrer Tieraufnahmen in den
USA un?1 in Europa einen Namen gemacht. Ihre
Bilder-Bücher von Tiere*, erscheinen in vielen Ländern der Welt.
DAS MENSCHLICHE GESICHT DER TIERE
Von Inea W. Poster
(94 Zeilen, 940 Werter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Wahrscheinlich wissen nur
wenige Menschen, daß "Ylla" das Pseudonym der international bekannten Tier-Photographin Kamilla Koffler ist. Dabei kann man
fast täglich Bilder dieser Meisterin der Kamera in Zeitschriften,,
Magazinen, Zeitungen und Reklamen oder auf großen Plakaten finden.
Leute, die es wissen müssen, schätzen, daß über 50 Prozent aller
außergewöhnlichen Tieraufnahmen, die heute veröffentlicht werden,
von Ylla stammen. In vielen Ländern der Welt ist Ylla allerdings
erst durch ihre entzückenden Tier-Bilderbücher bekannt und vor
allem bei Kindern jeden Alters belieht geworden. Allein das Buch
vom "Schläfrigen kleinen Löwen" wurde von amerikanischen, englischen, französischen, schweizerischen, deutschen und japanischen
Kindern bewundert. Auch die Königinwitwe Mary von England kaufte
ein Exemplar des "Schläfrigen kleinen Löwen" für ihren Urenkel
Prinz Charles.
Das neueste Kinderbuch Yllas, "Tico-Tico", dessen Bilder
die Abenteuer eines Eichhörnchens beschreiben, hat wie die vorhergegangenen internationalen Erfolg. Der bekannte französische
Dichter Jacques Prevert schrieb übrigens den Text für die französische Ausgabe des "Tico-Tico".
Im Dezember 1951 konnte Ylla einen ihrer ältesten Wünsche
verwirklichen? eine Reise nach Afrika, auf der sie die Tiere in
freier Wildbahn photographieren konnte. Oft und oft in den Jahren ihrer faszinierenden Karriere hat Ylla Geld "für Afrika"
zurückgelegt» aber immer wieder hinderten sie die äußeren Umstände daran, ihren Traum zu verwirklichen. Dann, im Jahre 1951»
war es soweit; die charmante, sportliche Frau mit den vielen
Kameras ging in New York an Bord eines Schiffes, das sie nach
London brachte. Von dort ging es mit dem Flugzeug über Paris
nach Belgisch-Kongo. In Zentralafrika war sie in ihrem Element;
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"AMERIKA PIEKST" - FÜR DIE FRAU
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11. Juni 1952
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Element; Film auf Film wurde "verschossen" und ging per Luftpost
nach den USA zur Entwicklung.
Yllas Arbeit hat nicht nur wegen ihrer graphischen Sauberkeit Anerkennung gefunden, sondern noch mehr wegen der "Menschlichkeit", der Ähnlichkeit mit dem Menschen, die sie in ihren
Tierbildern einfängt. "Um Tiere zu photographieren, muß man sehr
viel Geduld haben und gleichzeitig sehr schnell sein", meint
Ylla von ihrer Arbeit.
Die zoologischen Gärten bieten nach Yllas Ansicht nicht nur
Vorteile. Man kann im Zoo zwar näher an die Tiere herankommen als
im Dschungel, aber Käfige sind immer ein schlechter Hintergrund.
Deshalb vermeidet Ylla Zäune und Gitter auf ihren Aufnahmen und
versucht, möglichst viel Wasser oder Himmel im Hintergrund zu
zeigen. Außerdem geht sie immer ganz nahe an die Tiere heran, und
diese Nähe ist nach Yllas Meinung die Ursache dafür, daß viele
ihrer Tieraufnahmen jene ungewöhnliche Geschlossenheit im Motiv
zeigen. Nie macht sie ein *-ehl daraus, daß sie manchen Erfolg
der Unterstützung der Tierwärter und Zooangestellten zu danken
hat, deren Wissen um Temperament und Eigenart ihrer Tiere ihr
manchen wertvollen Hinweis gaben.
Yllas eigenes Leben ist so bunt und interessant wie ihre
Bilder. Sie wurde in ,.ien als Tochter einer jugoslawischen Mutter
und eines ungaruschen Vaters geboren. Bald darauf begann der erste Weltkrieg, an den sich die kommunistischen Umsturzversuche
in Ungarn und auf dem ganzen Balkan anschlössen. Immer war Yllas
Familie mehr oder weniger auf der Flucht. Mit 19 Jahren ist
Ylla in Faris, lim Bildhauerei zu studieren. Aber dort sieht sie
sehr schnell, daß man auch zum bescheidensten Leben Geld braucht,
und sucht sich eine Stelle als Lehrling bei der bekannten Ihotographin Ergy Landau. Die Entdeckung ihres einzigartigen Talentes
für Tieraufnahmen dankt Ylla einem Zufall. Während ihrer Ferien
an der französischen Kanalküste in Dieppe, sah sieh, daß die
meisten Sommergäste, die ihre Hunde mitgebracht hatten, keine Zeit
fanden, mit ihnen spagierenzugehen. Ylla sah eine Möglichkeit,
Geld zu verdienen, und bot sich an, Hunde anderer Leute spazierenzufähren. Ohne bestimmte Absicht machte sie während dieser Spaziergänge Aufnahmen der fremden Hunde. Als 2rgy Landau die Bilder
sah, war sie so begeistert, daß sie sie im Rahmen einer ihrer
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

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ihrer Aufstellungen zeigte. Die Aufnahmen wurden begeistert begrüßt, und Ylla wagte es, ein eigenes kleines Tierportrait-Studio
zu eröffnen. Und der Versuch lohnte: Die Pariserinnen kamen mit
ihren großen und kleinen Hunden, und bald darauf erhielt Ylla
den Auftrag eines Verlegers, ein Buch von Hunden und ein anderes
von Katzen zu photographieren. Ein drittes Buoh "Groß und Klein";,
die Geschichte von Muttertieren und ihren Jungen in Bildern,
folgte bald.
Eine herrliche Arbeitsraöglichkeit bot sich ihr, als sie
aus London die Einladung erhielt, Julian Huxleys Buch "Tiersprache"
zu illustrieren. Gerade als Yllas Studio #in Paris wirklich bekannt
geworden war, kam der 2. Weltkrieg, und sie entschloß sich, in
die Vereinigten Staaten auszuwandern. Mit Hilfe des "Museums of
Modern Art" in New York und des Verlegers der großen amerikanischen
Zeitschrift "US-Camera" bekam sie einen Schiffsplatz, Von den Ersparnissen für ihre Traum-Fahrt nach Afrika besaß sie nicht mehr
viel, als sie in den bereinigten Staaten ankam. Aber bald fand
sie einen Auftrag, der ihr Freude machte: Sie sollte für das
Magazin "Harper's Bazar" Sohuhe photographieren, aber zusammen
mit Hunden, um die Bilder interessanter zu machen. "Man kann in
meinem Zweig der Photographie im Vergleich zu Mode- oder Reklameaufnahmen nicht besonders viel Geld verdienen", sagt Ylla, "aber
was mich anbetrifft, so macht mir meine Arbeit mehr Spaß!"
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(Aus "The Christian Science Monitor")
ACHTUNG REDAKTION! Auf Anforderung übersendet Ihnen der
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Bild er:
1) Kamilla Koffler mit einem Gibbonbaby
2) Aufnahme einer Schildkröte, die für die
Art Yllas, Tiere zu photographieren, bezeichnend ist.

Quellenangabe nicht erforderlich

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11. Juni 1952

Welt-Freundschafts-Fonds finanzierte bisher
Frauen aus 1 5 Ländern einen Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten.
PERSÖNLICHE INITIATIVE FÖRDERT VÖLKERVERSTÄNDIGUNG
(64 Zeilen, 640 Wörter)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Eine kleine, zierliche,
dunkelhaarige Frau, Mrs. Sarah T. Hughes, übt seit mehr als 17
Jahren im Staate Texas das Amt eines Bezirksrichters aus. Diese
Tätigkeit vermittelte der großzügigen und weitdenkenden Frau
die Einsicht, daß viele Streitigkeiten und Auseinandersetzungen
einfach dadurch aus der Welt geschafft werden können, daß man
die beiden Gegenparteien einander gegenüberstellt und ihnen die
Möglichkeit gibt, ihren persönlichen Standpunkt dem anderen gegenüber darzulegen. Diese Art der direkten persönlichen Aussprache
- auf eine höhere Ebene übertragen - schien nach Ansicht von Mrs.
Hughes ein in seinen Möglichkeiten schier unbegrenztes Mittel
zur Förderung der allgemeinen Völkerverständigung und damit zur
Erhaltung des Weltfriedens.
Im Juli 1950 eröffnete sich für Mrs. Hughes endlich die
langersehnte Gelegenheit, diese Idee in die Praxis umzusetzen:
Sie wurde zur Präsidentin des Amerikanischen Bundes der Klubs
berufstätiger Frauen gewählt. In dieser Eigenschaft gründete sie
innerhalb von sechs Monaten einen Welt-Freundschafts-Fonds als
"Mittel zur Förderung .des gegenseitigen Verstehens zwischen den
berufstätigen Frauen in aller Welt". Den Grundstock dieses Fonds
bildete das Geld, das sie selbst für ihre Mitwirkung an Radiosendungen erhielt. Der nächste^Schritt zur Stabilisierung des
Welt-Freundschafts-Fonds bestand darin, daß Mrs. Hughes an die
insgesamt 2 700 Klubs des Bundes berufstätiger Frauen Briefe
versandte, in denen sie deren 150 000 Mitglieder um Beiträge
für ihren Fonds hat.
Die Klubmitglieder stimmten der Idee begeistert zu und
taten von sich aus alles, um den im Februar 1951 offiziell aus
der Taufe gehobenen Welt-Freundschafts-Fonds finanziell zu
stützen.
Die eingegangenen Gelder wurden bisher hauptsächlich zur
Unterstützung berufstätiger Frauen aus dem Ausland verwendet,
die während ihrer Studienreisen durch die Vereinigten Staaten
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
11. Juni 1952
Vereinigten Staaten infolge strenger Devisenbestimmungen in
finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Es zeigte sich bald,
daß der durch eine derartige finanzielle Hilfe ebenso wie auch
durch Beratungen und sonstige Hilfeleistungen mit den ausländischen Gästen erzielte Kontakt sich für beide Seiten als äußerst
fruchtbringend erwies. Die Besucher aus dem Ausland - bisher wurden Frauen aus insgesamt 15 außeramerikanischen Ländern durch
den Welt-Freundsohafts-Fonds auf ihren Reisen durch die Vereinigten Staaten unterstützt - konnten den amerikanischen Frauenverbänden zahlreiche wertvolle Anregungen und Auskünfte geben.
Andererseits gewannen sie selbst durch den persönlichen Kontakt
mit amerikanischen Frauen der gleichen Interessengruppen einen
besseren Einblick in die amerikanischen Lebensverhältnisse, als
Vorträge, Fil m e oder Fremdenführungen es jemals zu vermitteln
vermögen.
Noch ist der Fonds nicht so groß, wie Mrs. Hughes es sich
wünscht, um alle ihre Pläne verwirklichen zu können. Im Sommer
dieses Jahres soll jedoch ein weiterer großer Schritt vorwärts
gemacht werden. Frauen aus 20 Ländern sollen in der letzten
Juniwoche der Vorstandssitzung des Internationalen Bundes berufstätiger Frauen in Washington beiwohnen. Die Mitglieder des
Amerikanischen Bundes wollen durch Aufbringung der notwendigen
Geldmittel den ausländischen Gästen der Tagung einen zusätzlichen einwöchigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten ermöglichen. Diese sollen dadurch in die Lage versetzt werden, an
der anläßlich des zweiten Jahrestages der Gründung des amerikanischen Bundes in Boston stattfindenden Tagung teilzunehmen und
bei dieser Gelegenheit mit den aus allen Teilen der Vereinigten
Staaten kommenden Vertreterinnen alle wirtschaftlichen, politischen und sozialen Zeitfragen von internationaler Bedeutung
zu diskutieren.

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

11. Juni 1952

Die Verfasserin ist Gattin und Mitarbeiterin des bekannten amerikanischen
Kriminologen Professor Sheldon Glueck,
der an der Harvard Law School ausgezeichnete Untersuchungen über Verbrechen und
Verbrecher veröffentlicht hat.
IST KRIMINALITÄT SCHON IM KINDESALTER ABSEHBAR?
Von Eleanor T. Glueck
(7' Zeilen, 730 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Ein vierzehnjähriger Junge betritt am hellen Tage mit gezogener Pistole einen Laden, verlangt Geld
und schießt den Kassierer, der es ihm verweigert, kaltblütig nieder. Bei der Zeugenvernehmung wird der jugendliche Mörder von
Angehörigen und Nachbarn als durchweg ordentlicher und gutmütiger Bub geschildert. Das
Gericht erkennt - nach amerikanischem Strafrecht - auf lebenslängliche Freiheitsstrafe.
Es taucht die Frage auf: Bestand tatsächlich
keine Möglichkeit, dieser blutigen Tat vorzubeugen, ein unschuldiges Menschenleben zu
retten und den Täter frühzeitig genug für
immer auf den rechten Weg zu bringen? Kurzum: Gibt es eine Handhabe, schon bei einem
Kinde zu erkennen, ob es eine verbecherische
Veranlagung hat?
Eltern, Erzieher und Jugendrichter, die sich mit dem schwierigen Gebiet der Jugendkriminalität befaßt haben, kennen die
zahlreichen gutgemeinten, zum großen Teil aber unzulänglichen
Bemühungen um eine taugliche Prognose einer verbrecherischen
Veranlagung oder einer einzelnen verbrecherischen Handlung.
Es gibt immer noch Pädagogen, die einen Lausbuben, der an einem
einzigen ausgelassenen Nachmittag eine ganze Serie von recht
handfesten Streichen verübt, zum "geborenen Verbrecher" stempeln möchten, andererseits aber um volles Verständnis und um
Würdigung der besonders ungünstigen Umstände ersuchen, wenn
etwa ein nach Veranlagung und Neigung rückfällig gewordener
jugendlicher Delinquent wieder vor dem Richter steht.
Ich habe in mehr als zwanzigjähriger Erfahrung als Kriminologin die Erfahrung gemacht und bin heute der festen Überzeugung,
daß es einen Weg gibt, die kriminelle Veranlagung eines jungen
Menschen schon früh zu erkennen. Man mag dieser Behauptung
skeptisch
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"AMERIKA DIENST" - FÜR SIE FRAU
11. Juni 1952
skeptisch gegenübertreten -ich habe aus dem reichhaltigen Material, das dem kriminologischen Institut an der Harvard Law
School, das mein Mann leitet, zur Verfügung steht, eine ebenso sorgfältige wie vielfältige Methode entwickelt, die alle
Erzieher auf dem Gebiete der Verbrechensverhütung ein Stück
vorwärts bringen könnte.
Die Methode der Vorhersage oder, wie ich sie einmal nennen möchte, der Diagnosetabellen hat nichts mit irgendwelchen
Zauberformeln gemein. Sie ist vielmehr das Ergebnis einer reichen, oft natürlich alles andere als erfreulichen Erfahrung,
die ich in Zusammenarbeit mit Ärzten, Psychologen, Naturwissenschaftlern und Erziehern gemacht habe.
Unsere Arbeit ging von Verbrechen und Vergehen aus, begangen von Minderjährigen, deren Tatmotiv unklar und deren Tätervorsatz in seiner Unabsehbarkeit den Richter in der Zumessung
der Strafe vor schwere Aufgaben stellte. Die Untersuchungen,
die auf diesem Gebiete vorliegen, haben wir zu vertiefen versucht. Es stellt sich heraus, da3 man sich auf eine Auswertung des sozialen Hintergrundes oder eine Unterordnung unter
die bekannten Tätertypen für alle Fälle von Jugendkriminalität
nicht beschränken kann.
Zu unseren Untersuchungen werteten wir das Material aus,
das wir über 500 "Fälle" von hartnäckigen jugendlichen Kriminellen - durchweg Insassen von Erziehungsanstalten - und 500
"Fälle" von willkürlich ausgewählten Jugendlichen, die nicht
straffällig geworden waren, angelegt hatten. Die fünfhundert
Fälle für beide Gruppen versprachen- *inen brauchbaren Querschnitt zu geben. Bei unseren detaillierten Nachforschungen
über Elternhaus, Veranlagung, Intelligenzgrad usw. ergab sich
die grundleg-nde Frage: Wie kommt es, daß von den Jugendlichen,
die in asozialen oder armseligen Verhältnissen aufwachsen, der
eine Teil kriminell wird, während der andere - trotz offensichtlicher gleicher Nachteile - ordentlich und sauber bleibt?
Die subtilen Vergleiche der von uns aufgenommenen, oft
ganz geringfügig erscheinenden rund 400 Einzelheiten - zu
einem Teil mit Hilfe langbewährter psychologischer Tests ermittelt - erbrachten ganz augenscheinliche Unterschiede zwischen den Delinquenten und Nichtdelinquenten. Dabei lieferten

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU
11. Juni 1952
lieferten rein medizinische Tabellen 30,physische, psychiatrische und psychologische je 55, der Rorschach-Test (Formdeutversuch) 57 und die Untersuchung der sozialen Hintergründe
149 Antworten, deren Relevanz bei den Delinquenten besonders
bewertet wurde.
Es ist nicht möglich, hier auf die Einzelheiten unserer
Feststellungen einzugehen - aber über die Nutzanwendung läßt
sich bereits folgendes sagen: Es erscheint unumgänglich, auf
breitester Grundlage Einzelheiten zu sammeln, um frühzeitig etwa im Alter von 6 Jahren beginnend - kriminell veranlagte Kinder durch geeignete Erziehungsmaßnahmen aus der bisherigen Umgebung zu lösen und einer im einzelnen besonders ausgewählten Erziehungsmethode anheimzugeben. Das rechtzeitige Aufspüren einer
kriminellen Veranlagung - die im Zweifel früher oder später
doch zur Straffälligkeit führt - erscheint möglich, und aus
der Konsequenz einer richtigen Prognose läßt sich die Vorbeugung herleiten, die als eines der vertretbarsten und geeignetsten Mittel der Verbrechensbekämpfung angesehen werden kann.
(Aus "The Survey")

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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

11. Juni 1952

EINE FRAU FLIEGT ÜBER DEN ATLANTIK
(43 Zeilen, 430 Wörter)
_ NEW YORK ~ (Amerika Dienst) — A« 17.-Juni aiooop j-ethres
Bind ee ~Ö4- Johre,. daß- die amerikanische Fliegerin Amelia Earhart
als erste Frau den Atlantik überflog. Mit ihrer Maschine
"Friendship" startete sie am 17. Juni 1928 in Boston und landete
21 Stunden später zusammen mit dem Piloten Wilbur Stutz und dem
Bordmechaniker Louis Gordon in Wales.
Jetzt erst befaßte sie sich ernsthaft mit der Fliegerei;
im Mai 1932 startete sie zu einem Soloflug über den Atlantik
und landete in Irland. Die Franzosen verliehen ihr für diese
Leistung den Titel eines Ritters der Ehrenlegion, und Amerika
zeichnete sie als erste Frau mit dem Distinguish'ed Flying Cross
aus.
Von nun an unternahm sie ausgedehnte Lengstreckenflüge.
1935 steuerte sie ihre Maschine - ebenfalls als erste Frau von Hawaii nach Oakland in Kalifornien und unternahm noch in
dem selben Jahr einen 3 350 km-Nonstopflug von Mexiko City nach
New York.
1937 machte sie sich mit einem Begleiter auf die Weltreise,
Leider war dieser Flug nicht so glücklich wie die vorhergehenden; über Honolulu sackte die Maschine ab, und beide Insassen
mußten unverrichteter Dinge nach New York zurückkehren. Aber
Amelia gab deshalb den Plan des Flugs um die Welt nicht auf-.
In New York angekommen, rüstete sie für den nächsten Start. Fred
Noonan war ihr Bordkamerad; sie flogen nach Puerto Rico und Brasilien, kreuzten den Atlantik, berührten Afrika, Arabien, Kalkutta, Rangun und Singapur, flogen weiter nach Java, Australien
und Neu-Guinea.
Von hier starteten sie am 2. Juni und nahmen Kurs auf dje
Howland-Inseln. Ein Wetterschiff fing- als letztes den Funkspruch
auf, daß die Maschine in Luftnot geraten sei. Nach 8.44 Uhr des
3. Juni 1937 war keine Spur mehr von Maschine und Besatzung zu
finden.
Amelia Earhart wurde am 24. Juni 1898 in Kansas geboren und
besuchte bis 1915 die Schule in Chikago, absolvierte das Rydal

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"A;.;hEIKA DIENST" - Ft:P. DIE FRAU

11. Juni 1952

Itydal College in Pennsylvanien und studierte einige Semester
SoüialwissenscLöften an der Columbia- und der Harvard-Universität. Sie arbeitete dann als Sozialfürsorgerin in Boston, bis
Lie zwei Jahre später ihre Leidenschaft für die damals noch sehr
junge Fliegerei entdeckte. Von 1926 - 30 arbeitete /.melia
-Lrit als Flagsrchverständige am "Cosmopolitan Magazine" mit
und heiratete 1931 den Verleger George Palmer Putnani. Die nach
ihrem Tode veröffentlichten Bücher - über die Erlebnisse ihres
ersten Atlantik Fluges (20 Stunden und 40 Minuten) "The fun of
it" (Der Spaß, <ien ich dabei hatte) und "Last Fligrt" (Letzter
Flug) - sind nach Tr.gebuc häuf Zeichnungen verfaßt worden, die
sie von den verschiedenen Zwischenlandeplätzen aus nach Hause
sandte.

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Quellenangabe nicht erforderlich

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V. Jahrgang, Nr. 14/W

25» Juni 1952

Schatzmeister der Vereinigten Staaten
ist eine Frau, Mrs. Nellie Tayloe Ross.
DIE HERRIN VON FORT KNOX
(65 Zeilen, 650 Wörter)
WASHINGTON — (Amerika Dienst) — Stellen Sie sich eine
Frau vor, die weniger Haushaltsgeld verbraucht, als ihr zur
Verfügung steht, und sich dann das Vergnügen macht, das gesparte Geld ihrem Manne zurückzugeben. Sie werden zugeben,
daß solche Frauens elten sind und das Lob der Gerechten verdienen. Wir möchten nun die Aufmerksamkeit auf eine Lady lenken,
die ähnliches im Rahmen eines Staatshaushaltes vollbringt: nämlich Mrs. Nellie Tayloe Ross, seit neunzehn Jahren Direktorin
des Münzamtes der Vereinigten Staaten. Und seit neunzehn Jahren
gibt sie rund eine Million Dollar vom bewilligten Etat zurück das ist auch dann noch eine Menge Geld, wenn man bedenkt, daß
auch der letzte Cent, der in den USA im Umlauf ist, auf Geheiß
dieser Frau herausgegeben wurde.
Als Präsident Roosevelt im Jahre 1933 die schlanke, grauhaarige Mrs. Ross als Hausherrin in das Münzamt in Washington
berief, blickte diese schon auf eine ungewöhnliche politische
Karriere zurück. Nellie Tayloe war eine Farmerstochter aus dem
Staat Missouri; die Familie ihrer Mutter war mit George Washington verschwägert. Nellie heiratete den Rechtsanwalt William B.
Ross, mit dem sie nach dem Westen ging. In Wyoming fand die Familie eine neue Heimat, und nach dem ersten Weltkrieg wurde
William Ross Gouverneur dieses Bundesstaates.
Als er 1924 starb, wurde seine Frau zur Nachfolgerin gewählt. Als Frau und noch dazu als Demokratin in einem Staat
mit republikanischer Mehrheit kämpfte sie bis zur nächsten Wahl
einen erfolgreichen, tapferen Kampf. 1929 wurde sie in der Demokratischen Partei Leiterin der Abteilung für Frauenfragen.
Als sie Schatzmeisterin der Vereinigten Staaten geworden
war, wurden Bedenken und Proteste laut: Wie sollte eine Frau
einen so wichtigen Posten ausfüllen, den die Auswirkungen der
kaum überstandenen Weltwirtschaftskrise noch bedrohten?
Neben der Leitung der staatlichen Münze mit den Prägeanstalten in Philadelphia, Denver und San Franzisko erhielt sie di
Aufsicht über die Eichämter in New York und Seattle, die Silberdepots '
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"AMERIKA DIENST" - FÜR DIE FRAU

25. Juni 1952

Silberdepots in West Point und New York und das riesige Golddepot in Fort Knox. Hinzu kommen die drei größten Goldscheideanstalten der Welt, und schließlich oblag ihr die Kontrolle der
Herstellung von Medaillen und Denkmünzen und die Treuhandschaft
über alle Gold- und Silbervorräte des Landes.
Die Ordnung in allen Abteilungen ihres Amtes ist bis zum
heutigen Tage mustergültig - die Schatzmeisterin wurde im Jahre
1948 zum vierten Male auf diesen Posten bestellt, eine Tatsache,
die das beredteste Zeugnis für die eminente Leistung dieser
Beamtin ablegt. Fast zwei Drittel aller US-Münzen wurden während
ihrer Amtszeit geprägt. Die Zahl der im Umlauf befindlichen Münzen, vor allem der niederen Werte, ist nicht allein auf die zunehmende Prosperität des Landes zurückzuführen, sondern auf den
ansteigenden Bedarf des Publikums, bei dem sich Verkaufsautomaten einer großen Beliebtheit erfreuen. So werden täglich allein
1,5 Millionen 1-Cent-Stücke geprägt. Das amerikanische Münzamt
stellt jedoch nicht nur Dollars und Cents her, sondern führt
auch Aufträge fremder, meist mittel- und südamerikanischer
Staaten aus.
Die Fülle der Arbeit und der Verantwortung läßt Mrs. Ross
nur wenig Muße und Beschaulichkeit. Immerhin gehört ihre besondere Liebe ganz "fraulichen" Dingen: der Sorge um ihre Kinder
und Enkelkinder, dem Schalten in ihrer Küche und der Pflege
ihres schönen Heims, das mit alten S.tilmöbeln und orientaliist"

sehen Kunstgegenständen eingerichtet/ Wie sehr die Seniorin
unter den Beamten in Washington eine Frau ist, erhellt eine
einzige Kleinigkeit: kein biographisches Nachschlagewerk verrät ihren Geburtstag.
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1 Portrait von Mrs. Nellie Tayloe Roas.

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25. Juni 1952

Mit 53 Lehrkräften für 350 Schülerinnen ist
Bennington College in Vermont eine der fortschrittlichsten Fachschulen für Mädchen in
den Vereinigten Staaten.
EINE AUSSERGEWÖHNLICHE MÄDCHENSCHULE
( 90 Zeilen, 900 Wörter)
BENNINGTON
— (Amerika Dienst) — Eine der fortschrittlichsten "Hochschulen für Mädchen in den USA kann in diesem Jahre
auf ihr zwanzigjähriges Bestehen zurückblicken. Man wird einwenden, daß es viele fortschrittliche Mädchenschulen gibt, die noch
viel älter sind, aber kaum eine ermöglicht ihren Schülerinnen
eine so individuelle Erziehung und Ausbildung wie das Bennington
College in dem Neu-England-Staat Vermont.
Den Gedanken der Gründung einer solchen Mädchenschule hatte
der verstorbene Dr. Vincent Ravi Booth bereits im Jahre 1923. Er
warb für seine Idee bei jeder Gelegenheit, und prominente Erzieher der Vereinigten Staaten, u.a. auch bekannte Professoren
der Harvard- und Columbia-Universität, begrüßten den Gedanken
mit großer Begeisterung: Eine Schule auf dem Niveau eines Collegefdie nicht nur nach den letzten Erkenntnissen der modernen Pädagogik lehrt, sondern auch ihre Studentinnen ausschickt, um diese Erkenntnisse in der Praxis weiterzugeben - gerade so etwas
brauchte man.
Ausschüsse wurden ernannt und Pläne aufgestellt. Interessierte Kreise, Behörden und Privatleute, das Erziehungsministerium,
Lehrkörper und Elternschaft arbeiteten mit an den Entwürfen.
Der 1928 ernannte erste Präsident aber stand einem College
vor, das noch nicht viel mehr war als eine Bauzeichnung. Und als
dann die weltweite Wirtschaftskrise im Jahre 1930 ihre Schatten
über die Vereinigten Staaten warf, sah es so aus, als könnten die
Pläne niemals verwirklicht werden. Man ließ sich dadurch jedoch
nicht abschrecken; wenn man auf die geplanten neuen Schulgebäude
verzichtete, ließ sich vielleicht doch ein Weg finden.
Niemand hat seither bedauert, daß man ein altes Landgut mit
seinen Nebengebäuden in Bennington erwarb und das College in den
vorhandenen Gebäuden unterbrachte. Die alte Molkerei enthielt
nun die Schulräume, Laboratorium und Direktorat, die alten Hühnerhäuser
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Hühnerhäuser verwandelten sich unter der Hand geschickter Architekten in Hörsä3e für die verschiedenen Fakultäten und den
Kindergarten der Kinderpflegerinnen. Das frühere Herrenhaus nahm
das Konservatorium auf. Für das Theater ,die Schulräume für Malerei und Architektur, für die Mensa und die Aufenthaltsräume wurde ein neues Gebäude errichtet, das außerdem auch die Wirtschaftsräume, Läden, Postamt, Krankenstube und die Räume für Kunstausstellungen aufnahm.
193? konnten die ersten Studentinnen einziehen. Damals war
man natürlich darauf angewiesen, zahlungskräftige Schüler zu
bekommen, was in der Zeit der tiefsten Depression selbst in den
USA nicht leicht war. Inzwischen hat sich das Bild erheblich
verschoben, und heute haben mehr als 35 Prozent der Studentinnen
ein Stipendium.
Bennington College ist das Beispiel eines demokratischen
Erziehungsideals, das den Studierenden selbst einen hohen Anteil an Verantwortung und Mitbestimmung auferlegt. Die große
Richtlinie im Lehrplan entscheiden Lehrerkollegium und Schüler
gemeinsam im Rahmen breitangelegter Diskussionen; ein gewählter
Ausschuß gibt laufend die konstruktive Kritik und geeignete Verbesserungsvorschläge an die Collegeleitung weiter und arbeitet
eng zusammen mit dem jetzigen Präsidenten, Frederick H. Burkhardt.
Die Studentinnen erhaltai weder Noten und Zeugnisse im althergebrachten Sinne für eine Reihe von Fächern, deren Wahl mehr
oder weniger zufällig ist, noch geschieht ihre Bewertung nach
der Vollendung soundso vieler Semester. Sie bekommen vielmehr
ihren akademischen Grad sowohl für die Ausbildung in einem bestimmten Fach als auch für eine breite Allgemeinbildung. Neigung, Veranlagung und Wunsch werden dem Erzieher unterbreitet,
und er ist dann dafür verantwortlich, daß in erster Linie diese
drei Faktoren berücksichtigt werden. Daneben bleibt genügend
Spielraum, um gewisse Sonderinteressen zu pflegen.
Im Vordergrund des Lehrplans steht neben der Theorie die
Pflege der Praxis. Im Winter haben die Studentinnen eine zehnwöchige praktische Arbeit außerhalb des Campus anzunehmen - je
nach ihrer Wahl entweder in Krankenhäusern, Schulen, Bibliotheken, den Büros von Verwaltungsgebäuden, der Industrie oder
in Einzelhandelsgeschäften. Die im Laufe dieser Wochen erworbene

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erworbene praktische Erfahrung ist nach Ansicht der Schule unerläßlich, gleich ob die Tätigkeit nit dem zukünftigen Beruf zu tun hat
oder nicht.
Die Schule hat z. Zt. 350 Schülerinnen - die höchste zulässige
Zahl - die von 53 Lehrkräften unterrichtet werden, ein ungewöhnlich hoher Prozentsatz, bei dem auf je 7 Schülerinnen eine Lehrkraft kommt.
Der Name Bennington hat in amerikanischen pädagogischen Kreisen einen besonderen Klang und eine besondere Bedeutung erlangt.
Jedes Jahr verbringen interessierte Pädagogen aus allen Teilen
der USA dort einige Wochen, um sich von der Wirksamkeit und
Brauchbarkeit neuer Erziehungsideen zu überzeugen. Man wird auf
Bennhjgton in dieser Beziehung niemals einrosten oder in eine
gewisse Laisser faire-Methode verfallen, da Leitung und Lehrkräfte immer nur auf fünf Jahre engagiert werden.
Die Besucher von Bennington, die mit bestimmten Vorstellungen
dorthin kommen, werden ihre vorgefaßten Meinungen oftmals revidieren müssen; Bennington hat stets ein offenes Ohr für neue Ideen
und den Mut zum Experiment. Es legt wenig Wert auf eine "Tradition", die die Frau von heute mit der Erziehung von gestern in
die Welt hinausschicken will.
( Aus "Vermont

Life")

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ACHTUNG REDAKTION!

Auf Anforderung übersendet Ihnen der
"AMERIKA DIENST" kostenlos folgende
2 Bilder:
1) Das Architektur-Studio des Bennington
College
2) Eine Schülerin des Bennington College
erteilt Kunstunterricht an Kinder der
Umgebung

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überhastetes Frühstück - einseitige
Mahlzeiten - gespannte Tischatmosphäre
sind ebenso schädlich für das Kind wie
die von Eltern oftmals geübte Überfütterung.
ÜBERFÜTTERT DIE KINDER NICHT
(50 Zeilen, 500 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Mindestens die Hälfte aller
Kinder wird falsch ernährt", alarmiert Dr. Glenn King, Direktor
der "Gesellschaft für gesunde Ernährung" in New York, die jungen
Mütter in der vielgelesenen amerikanischen Wochenzeitschrift:
"Parade".
Das Ergebnis seiner langjährigen wissenschaftlichen Untersuchungen bei Kleinkindern ist, daß jedes zweite Kleinkind nicht
genügend von solchen Nahrungsmitteln ißt, die den besten vorbeugenden Schutz gegen alle möglichen Krankheiten bieten. Millionen
von anscheinend vortrefflich ernährten und durchaus gesunden Kindern, so schreibt der Arzt, essen tagaus tagein eine Nahrung, die
sorglos ausgewählt oder falsch zubereitet wird und darum schädlich ist. Die unvermeidlichen Folgen sind Zahnschäden, Anfälligkeit für Erkältungen, Herzkrankheiten, Leber- und Nierenleiden
und Kreislaufstörungen.
Es handelt sich im vorliegenden Fall also nicht um eine
Kinderkrankheit wie Rachitis oder Säuglings-Skorbut, oder gar
um Unterernährung, sondern um Störungen oder Anomalien, die
durchweg dem Leichtsinn, der Unkenntnis oder der Verantwortungslosigkeit der Mütter zuzuschreiben sind.
Ein Fall, der in einer medizinischen Zeitschrift zitiert
wird: Ein 18 Monate altes Kind aus einer einfachen Familie wird
zu einer ärztlichen Untersuchung gebracht. Das Kind war ausgesprochen unruhig, leicht reizbar, sehr blaß und schlief schlecht.
Die Nachforschungen ergaben, daß das Kind die richtige Nahrung
nicht in ausreichender Menge bekam. Die Ärzte setzten das Kind
auf eine vorbildliche Kinder-Diät, zu der - in wohldosierten
Portionen - vor allem Milch, Fruchtsäfte, Gemüse, Mehlspeisen,
Fleisch, Eier und auch vitaminhaltige Eisenpräparate gehöhten.
Nach drei Wochen war das Kind lebendiger und fröhlicher als zuvor. Es aß gut, schlief gut und hatte Freude an seinen Spielsachen.

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Spielsachen.
Die Ursache dieser Beobachtungen und ungezählter ähnlicher
Fälle ist folgende: Sehr viele Eltern haben keine Ahnung von
einer den kleinen Kindern dienlichen Ernährung. Sie halten sich
vielleicht für besonders fürsorglich, wenn sie bei Tisch ihre
Kinder immer wieder fragen: "Bist Du auch wirklich satt?" Diese
Frage erweckt nämlich in vielen Kindern die Vorstellung, daß
sie eine große Menge essen müssen, gleichgültig, was sie essen.
Aus dieser "Fürsorge" der Eltern entsteht dann das, was ein angesehener amerikanischer Arzt die ""verheerendste Ernährungsstörung bei Kindern" nannte, nämlich das "Übergewicht".
Andere Unsitten, die sich eines Tages ebenfalls auswirken,
sind diese: Kein Frühstück oder allzu hastiges Frühstück, worunter bestimmt die Leistungen im Schulunterricht leiden, dann zuviel Süßigkeiten, Gebäck oder Eis, mit denen viele gute Mütter
ihrem Kind einen besonderen Gefallen zu tun glauben, und schließlich falsch zubereitete Mahlzeiten von Müttern, die von der hohen
Kunst des Kochens noch nichts gehört haben.

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KOPPSCHMERZ DER FRIEDLICHEN
Nene Erkenntnisse amerikanischer Psychiater in der
Erforschung der Migräne
( 66 Zeilen, 660 Wörter)
LOS ANGELES — (Amerika Dienst) — Pur die Ursache der Migräne, der schlimmstenPorm des Kopfschmerzes, hat die Wissenschaft schon mehr als ein Dutzend interessanter Hypothesen bereit. Vor kurzem aber stellte nun ein amerikanischer Neurologe
und Psychiater einen völlig neuen Gesichtspunkt zur Erforschung
dieses Leidens zur Diskussion.
Der Migräneschmerz zieht sich im allgemeinen über die rechte oder linke Schläfe und meist sogar über beide Seiten des
Kopfes bis in den Nacken hin. Spezialisten für allergische Leiden, Hormon-Experten und Fachärzte für Kreislaufstörungen haben
ebenso zu helfen versucht wie Orthopäden, die ihren Patienten
Genickmassagen verordneten, und Chirurgen, die schwierige Arterien-Operationen durchführten. Wie notwendig der Kampf gegen
die periodischen Attacken dieses lähmenden Migräne schmerz es ist,
zeigen die Statistiken; in den USA leidet schätzungsweise jeder
zwölfte Mensch unter Migräne.
Psychiater und Psychologen sind im allgemeinen der Ansicht,
Migräne sei eine Folge seelischer Störungen, an der meist solche
Menschen leiden, die in der Ausrichtung auf ein bestimmtes Ziel
verkrampft sind und es nur auf Kosten zu starker Anspannung und
damit rasender Kopfschmerzen erreichen.
Kürzlich berichtete nun Dr. Furmanski, ein Arzt, der mit
einer medizinischen Forschungsgruppe in Los Angeles zusammenarbeitet, über seine eigenen Untersuchungen an 100 MigräneKranken. Sein Bericht zeigte, daß die meisten der Patienten
dem klassischen Bild des für die Migräne im besonderen Maße
Anfälligen entsprachen, also ausdauernd in ihren Unternehmungen,
gründlich, pünktlich, verläßlich und ungeduldig gegenüber jeder
ZeitVerschwendung waren. Aber Dr. Furmanski entdeckte weiter,
daß diese Menschen ein besonders bemerkenswertes Zärtlichkeitsund Anerkennungsbedürfnis zeigten und schon durch die geringsten
Einbuße an Selbstachtung schwer enttäuscht wurden. Ein eigenes
Versagen oder Kritik von außen führte bei ihnen bereits zu akuten
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akuten Depressionen. Sie waren durchweg höfliche, selbstlose,
liebenswürdige und überraschend friedliebende Menschen. Tatsächlich stellte sich heraus, daß 93 Prozent der Männer und
Frauen nicht dazu in der Lage waren, offene Feindseligkeit zu
zeigen.
Dr. Furmanski argumentiert nun, daß diese besondere Veranlagung klarmache, wo die eigentliche Ursache für das Leiden liegt. Migräneschmerzen werden durch eine gefühlsbedingte
Labilität ausgelöst, durch eine Störung des Gleichgewichts zwischen dem Wunsch nach Liebe und Anerkennung und den normalen
Aggressions-Instinkten. Wenn ein für Migräne anfälliger Mensch
in seinen Erwartungen über Gebühr enttäuscht wird, dann fehlen
ihm die üblichen Möglichkeiten, sich abzureagieren, und Kopfschmerzen sind die Folge.
Mit dieser neuen Theorie hofft Dr. Furmanski die Migräne
in ihrem eigentlichen Ausgangspunkt bekämpfen zu können: beim
kleinen Kind. Er glaubt nämlich, daß die Veranlagung für Migräneschmerzen durch eine Änderung des Verhaltens der Eltern
gegenüber sensiblen und eigenwilligen Kindern zurückgedrängt
werden kann. Weiter erklärt Dr. Furmanski, daß Eltern, die ihre
Zuneigung nicht zeigen und in ihrer Erziehung allzu hart und
streng sind, für das Kind eine Art Verhängnis darstellen können, wenn es ein starkes natürliches Bedürfnis nach Liebe
und Bestätigung hat. In der von Dr. Furmanski untersuchten
Gruppe von Migräne-Patienten gaben dann auch 80 Prozent an,
daß ihre Eltern ihre Zuneigung nicht gezeigt hätten, während
sogar 89 Prozent einen Elternteil oder beide Eltern für allzu
hart und streng in ihrer Erziehung ansahen.
Die Ergebnisse Dr. Furmanskis sind aufschlußreich und
können vielleicht zu einer grundsätzlichen Änderung in der
Einstellung zur Migräne führen, wenn es sich herausstellen
sollte, daß seine Folgerungen auch in einem größeren Rahmen
Gültigkeit haben.
(Nach "News Week")
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Drei amerikanische Modeschöpfer
- Hattie Carnegie, Henri Bendel
und Sophie Saks - zeigten ihre
Sommerkollektionen
VERÄNDERLICH WIE DIE LAUNEN EINER FRAU
Vielfältige Sommermode
Von J. Textor
(60 Zeilen, 600 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die Sommerkollektionen
der amerikanischen Modeateliers sind vielfältig und originell.
Strenge Richtlinien lassen sich jedoch nicht geben, und man hat
das Gefühl, daß auch in dieser Saison erlaubt ist, was gefällt,
bzw. was kleidet. Die Modefarbe ist weiß, und mit einwenig Abstand folgen zarte Pastelltöne in Grau, Blau und Gelb. Die Silhouette ist variabel, wie der Geschmack der Kundinnen; manche
Modelle zeigen enge, andere mäßig weite, wieder andere ausgesprochen füllige Röcke. Größte Individualität herrscht in den Details:
enge Ärmel, weite Ärmel, Puff- und Keulenärmel, Volants, hohe
Taille, lange Taille, enge Taille und Jacken in verschiedenen
Längen.
Hattie Carnegie, eine der führenden amerikanischen Modeschöpferinnen, zeigt vorwiegend weiße, zartgraue und blaue
Modelle, die viel Faltenpartien, Rüschen und Raffungen aufweisen und außerordentlich weiblich und verspielt wirken. Neu in
ihrer Kollektion ist der sogenannte "Cup Skirt", ein oben enger
Rock, der durch einen in Kniehöhe eingesetzten Teil an Weite gewinnt. Man sieht ihn an Straßenkostümen und Abendkleidern.
Die Kostüme der Carnegie-Kollektion sind stark taillenbetont und haben kleine, hochangesetzte Kragenpartien. Schleifen,
Bandornamente und reiche Knopfarrangements unterbrechen die ein
wenig strenge und zu sachliche Note der Kostüme, deren Jacken
meist nur bis zur Hüfthöhe reichen. Diese Kollektion zeigt auch
viele Jackenkleider aus anspruchsvollen Seidenstoffen, deren
Röcke ein trägerloses Miederteil haben, das vielfach mit Perlenstickereien verziert ist. Besonders apart sind ferner Diagonalfalten, die von der Hüfte bis zum Rocksaum reichen.
Die gezeigten Abendtoiletten sind vorwiegend aus Shantungseide, Chiffon und einem neuen Mischgewebe aus Seide und Wolle.
Modelle für kleinere Veranataltungen haben Knöchellänge, während
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während das große Abendkleid nach wie vor nicht auf die Bodenlänge verzichtet. Sehr modisch und dekorativ sind schalartige
Umhänge, die über eine Schulter gelegt werden und deren goldgestickte Enden bis zum unteren Kleidersaum reichen. Die ganze
Abendmode bekommt dadurch etwas großartig Feierliches. Das kleine Cocktailkleid ist nicht mehr trägerlos wie im Vorjahr, sondern wird von s chmalen Trägern gehalten. Ein knappes Mieder
steigt blumenhaft aus einem bauschenden, sich wie eine Blüte
entfaltenden Rock.
Der Modeschöpfer Henri Bendel zeigt Modelle mit großen
Rückenweiten, riesigen weißem Pikeekragen, die bis zur Taille
reichen, und Röcken mit glatten Vorderbahnen. Seine Abendkleider sind nur im Rücken lang und geben vorne das Bein bis zur
Mitte der Wade frei. Er verwendet zu seinen Abend- und Nachmittagskleidern vorwiegend duftigen Organdie.
Bemerkenswert sind ferner die von Adrian gezeigten Mäntel
und Capes, deren Rücken und Ärmel geschlitzt sind. Seine Kleider
haben fröhlich flatternde Rockteile und z.T. weit überfallende
Ärmel. Die Kostümjacken tragen große Knöpfe, Laschen oder phantasievolle Taschen. Besondere Aufmerksamkeit erregen seine Complets, bei denen das selbe Muster auf verschiedenfarbigem Grund
abwechselnd erscheint. Wie Adrian betont, kommt den Abendmänteln
wieder größere Bedeutung zu, und seine Modelle aus schwerer Ripsseide finden starke Beachtung.
Für seine Abendkleider verwendet er Taft, Brokat, Chiffon
und Organdie.
Große Individualität verraten die Entwürfe von Sophie Saks,
einer der bekanntesten Modeschöpferinnen der Fifth Avenue. Die
Linie der Kostüme ist weich, dabei konservativ, die Kleider dem
Stil des Empire nachgebildet. Ihre Farben sind Grau, Schwarz und
Weiß.
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Ein neues Verfahren, Frischmilch mit
allen ihren guten Eigenschaften monatelang in der Konservendose zu erhalten.

FRISCHMILCH IN KONSERVEN
(32 Zeilen, 320 Wörter)
NEW YORK — (Amerika Dienst) — Die Milchkonserven, die
uns im Haushalt seit vielen Jahren gute Dienste erweisen, haben
durchweg einen ' gewissen Umwandlungsprozeß hinter sich - sie
sind kondensiert, pasteurisiert, evaporiert - ganz zu schweigen
von den Pulvern und kompakten Massen, die uns die Nahrungsmittelchemiker in den letzten Jahren als "Milch" anboten. Im Grunde waren diese Veränderungen alle ein Umweg: Man kannte den
nächstliegenden Weg, nämlich Frischmilch im ursprünglichen Zustand zu erhalten, noch nicht. Die Versuche scheiterten zu
einem großen Teil an der Unmöglichkeit, die frische Milch, so
wie sie aus dem Stall kam, ohne Zerstörung von Geschmacksstoffen und Vitaminen, ohne Oxydation, ohne Veränderungen durch
Enzyme und Bakterien bis in die Konservenbüchse zu bringen.
Im Staate Indiana haben zwei Wissenschaftler vor zwei Jahren diesen kleihei Stein der Weisen entdeckt, und vor kurzem
veröffentlichten sie Unterlagen darüber, daß ihre Entdeckung
allen hygienischen Anforderungen gewachsen ist. Frischmilchkonserven, die monatelang aufbewahrt waren, hielten allen Geschmacksproben, dem noch immer untrüglichsten Urteil über die Qualität
der Milch, sowie den üblichen Analysen stand, ja, die Milch war
auch noch genießbar, als sie in geöffnetem Zustand eine Woche
lang im Kühlschrank gestanden hatte.
Das Verfahren bedient sich eines komplizierten Apparats aus
gläsernen Sammelgefäßen, Röhren aus rostfreiem Stahl, Vakuumtanks,
Homogenisiergeräten, Wärmeaustauschern, Kühlern und schließlich
dem Verschlußautomaten - und in keiner Sekunde des ganzen Vorgangs war die Milch mit der Luft in Berührung gekommen.
Die Hersteller beabsichtigen nicht, durch ihr neues Verfahren dem Frischmilchvertrieb eine Konkurrenz erwachsen zu lassen.
Vorerst werden die neuen Konserven nur exportiert, und zwar lediglich in solche Länder, in denen Frischmilch nicht in genügenden Mengen vorhanden ist; die ersten Transporte gingen nach Japan und Alaska.
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